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Beilage Mittwoch, 9. Juli 1930

Der Abend

Shalausgabe des Vorwäre

Ellis Island , die Träneninsel

Ein Rundgang- Von Herbert Hartmann

New York , Ende Juni 1930.

Battery Place, unten an der Südspize Manhattans , ge­hört zu den historischen Pläzen Amerikas . Hier haben die Engländer am 25. November 1783, als sie New York dem befreiten amerikani­ schen Volk überlassen mußten, noch einmal den Union Jack auf hoher Flaggenstange gehißt und, um sein Niederholen zu erschweren, den Mast über und über mit Wagenfett beschmiert. Einem amerikani­ schen Soldaten mit dem unamerikanischen Namen Van Arsdale ge­lang es trotzdem, die Stange zu erflettern und an Stelle der eng lischen Flagge das Sternenbanner zu sehen. Ein Gedenkstein gibt von dem Ereignis Kunde; und auf dem noch vorhandenen Flaggen­mast wird jedes Jahr am evacuation day" das Star- Spangeld Banner gesetzt.

Battery Place hat aber auch eine große Alltagsbedeu tung, vor allem für die Einwanderer in die Staaten. Denn hier legen die Bundesfährboote an, die Ellis Island , die Tränen­insel, mit der Freiheit verbinden. Und wenn auch längst nicht mehr jeder Einwanderer bei der Ankunft in New York nach Ellis Island gebracht wird zur letzten und gründlichsten Reifeprüfung für den Eintritt in das neue Kanaan ; wenn auch heute in 16 europäischen Staaten 27 amerikanische Einwanderungskommissare davon fünf allein in Deutschland ausreichende Vorarbeit leisten, so beginnen doch immer noch mehr als 1500 Dritttlaß- Passagiere allmonatlich ihren Aufenthalt im Lande der Freiheit mit einer Gefangenschaft von 20 Minuten bis zu sechs Monaten auf dem kleinen Eiland zwischen der Freiheitsstatue und dem Festlande; einer Ges fangenschaft freilich, die in der Form mildester Haft vollzogen wird. Aber die Entziehung der Freiheit bleibt; und auch die unfreiwilligen ., Gäste" der Träneninsel, die in der weit überwiegenden Zahl ab­folut teine Verbrecher im Sinne des Strafrechts sind, werden von Aufsehern bewacht und dürfen nur zu bestimmten Stunden frische Luft in einem kleinen Garten schöpfen.

Wer von den Anfömmlingen nach Ellis Island muß, bestimmen Der Arzt und die Einwanderungstommissare, die Bassagiere und Besatzung jedes einlaufenden Schiffes einem genauen Eramen unterziehen. Der Verdacht einer Krankheit( bei allein­reifenden, unverheirateten Frauen auch Schwangerschaft!), ein Form­fehler in den Papieren, die Nichtanwesenheit von Bürgen oder Ber­wandten am Pier genügen, um trog aller Boruntersuchung in der Heimat den freien Zugang zum amerikanischen Land zu sperren. Aber auch vom Land selbst bekommt Ellis Island Zuwachs, vor allem die aus gesundheitlichen oder kriminellen Gründen Deportierten , die sogenannten ,, warrant cases", also Nichtbürger, die der richter liche Befehl oder das richterliche Urteil aus dem Lande stößt, ferner Deserteure von Schiffsbesagungen und Leute, die auf frummen Wegen, etwa über Kanada , unrechtmäßig in die Staaten gekommen sind. Dabei sei gleich der viel begangene Irrtum Besuchsreisender aufgeklärt, als ob die Dauer des amerikanischen Besuchsvisums identisch wäre mit der tatsächlichen Aufenthaltserlaubnis im Lande. Selbst wer ein Zwölf- Monats- Bisum hat, wird vom Einwanderungs­fommissar an Bord höchstens sechs Monate Aufenthalts­erlaubnis im Paß vermerkt bekommen. Und das ist maßgebend. Wer da nicht rechtzeitig um Verlängerung nachsucht, fann leicht mit Ellis Island Bekanntschaft schließen. Unbeliebt, vor allem auch bei den Reedereien, sind die Besagungsdeserteure deshalb, meil die Schiffsgesellschaft verurteilt werden kann, für jeden einzelnen tausend Dollar Strafe wegen zu nachlässiger Beaufsichtigung zu bezahlen; sie schützt sich dadurch, daß sie unsicheren Kantonisten feinen Landurlaub in amerikanischen Häfen gibt.

Im übrigen aber deportieren auch die Amerikaner feinen, sie hätten ihn denn... Und der liebenswürdige Beamte mit dem ,, amerikanischen " Namen Hermann Mohr, der mir die Einrichtungen der Träneninsel zeigt, meint mit Recht, daß Ellis Island und seine Schwesterstationen im Süden, Westen und Norden des Landes ge= waltig vergrößert werden müßten, wenn man auch nur annähernd die nach amerikanischem Recht deportationsreifen Fälle erfassen würde. Ein kleines Beispiel: Auf Denunziation eines lieben Nach­barn wird in Brooklyn ein junger Deutscher von der Polizei auf gegriffen und in Haft genommen. Er gibt zu Protokoll, unrecht mäßig seit Jahren im Lande zu leben und wird dem Richter vor­geführt. Deportation? Kein Gedanke. Der Vertreter des Deutschen macht geltend, daß diese Verhaftung der Form nach gegen die Bundesverfassung verstößt, denn die Polizei hatte keinen richterlichen Haftbefehl, der hier in allen Fällen, in denen nicht gerade ein Kriminalverbrecher auf frischer Tat gefaßt wird, erforderlich ist. Dem Richter bleibt nichts übrig, als den Deutschen wieder frei zu lassen, nachdem er vorher noch darum gebeten hat, von einer Schadenersazanklage wegen der verfassungswidrigen Inhaftierung abzusehen. Der junge Deutsche lebt weiter unrechtmäßig" in den Staaten. Da es hier Pein polizeiliches Anmeldewesen gibt, wird es nicht leicht sein, ihn abermals in Sichtweite zu be= tommen.

Auf Ellis Island selbst lebt man nicht so schlecht, wie der Aus­brud ,, Träneninsel" vermuten ließe, der eben mehr auf psychologische Leiden zurückzuführen ist. Abgesehen von den Chinesen, die separat untergebracht werden, finden sich tagsüber in den riesigen, durch mehrere Stockwerfe gehenden Aufenthaltsräumen Vertreter so ziem­lich aller Nationen zusammen, von deutschen Landsleuten bis zu Negern aus Britisch- Afrika. Das unvermeidliche Sternenbanner liegt von den Galerien über dem Saale . Gleich daneben steht der ebenso unvermeidliche Filmprojektionsapparat, der regel mäßig Unterhaltung bringt. Auch für Konzertverant al tungen sind Einrichtungen vorhanden; und jeden Sonntagvor mittag finden Gottesdienste statt für Protestanten, Katholiten und Presbyterianer. Drei verschiedene Küchen, die" General", die jüdisch- rituale und die chinesische Küche, sorgen für die leiblichen Be­dürfnisse. Die Menus sind, dem amerikanischen ,, standard of life" entsprechend, mindestens so gut wie in einem deutschen bürgerlichen Lotal: Suppe, Hauptmahlzeit mit Fleisch und Gemüse, Dessert und Kaffee.

Zur Arbeitsleistung ist niemand verpflichtet. Wer aber Luft hat, sich zu beschäftigen, tann dies zu eigenem Nugen tun und erhält das Rohmaterial dazu fostenlos geliefert. Die Frauen be­fommen Stoffe, Wolle und sonstiges Zubehör; sie machen Hand­arbeiten und fleiden ihre Kinder ein. Viele Männer vertreiben sich die Zeit mit Webearbeiten. In den großen, luftigen Hallen stehen

weißbezogene Tagesbettchen für Säuglinge. Durch die hohen, weit| Neuankömmlingen find die Zweifelsfragen" schon nach we geöffneten Fenster tommen mit der Sonne auch Bögel herein, geben Minuten geklärt. Diese Glücklichen nehmen sofort die Fähre in die ihr Konzert und piden sich das Honorar unter den Tischen zusammen. Freiheit. Dabei können sie im Verwaltungsgebäude, noch auf de Innerhalb der Gebäude dürfen sich die Passagiere frei bewegen; sie Insel, Eisenbahnfahrkarten lösen, sich der post office bedienen und tönnen Post und( allerdings in durch Gitter geschiedenen Räumen), auch einen amtlichen Reiseführer fordern, falls sie völlig sprachen­Besuche empfangen, unkundig sind. Besondere Angst haben die USA . vor dem Zuzug von An alphabeten . Deshalb muß jeder Ellis- Island­Gänger auch eine Leseprobe ablegen, wofür Hefte vorhanden sind, die furze Drudabschnitte in allen lebendigen Sprachen enthalten. Für die Einfuhr" eines Analphabeten ist die Schiffsgesellschaft abermals mit 1000 Dollar Strafe bedroht.

Streng getrennt für Männer und Frauen liegen die Schlaf- und Baderäume. Nicht einmal Ehepaare haben ein gemeinsames Schlafzimmer. Die Schlafräume für Frauen enthaiten Die durchschnittlich zehn freistehende weißbezogene Metallbetten. Bettwäsche für die Baffagiere wird täglich gewedyfelt. Die weiß gefachelten Dusch- und Badeeinrichtungen blizen vor Sauberkeit. Rosten erwachsen den Betroffenen aus ihrem Aufenthalt auf Ellis Island nicht.

Wenn die Leute vom Schiff mit der Fähre ankommen, werden fie zunächst unter zuziehung von Dolmetschern eingehend verhört. Für Deutsche wird aber nur selten ein Dolmetscher nötig sein, denn auffallend viele Ellis- Island- Beamte sind selbst frühere Deutsche und haben ihre Muttersprache keineswegs vergeffen. Einen grauhaarigen Wächter habe ich besonders begrüßt, der 1880 als Einwanderer aus Sachsen Ellis Island passierte und nun in diesen Tagen als Bundesbeamter pensioniert wurde. Auf das Ver­hör folgt die ärztliche Untersuchung. Kranken stehen 20 kleinere Spezialhofpitäler für Tuberkulose, Geschlechtskrankheiten usw. auf der Insel zur Verfügung. ,, warrant cases" tommen in besonders abgeriegelte Gebäude mit vergitterten Einzelzimmern. Bei vielen

Trotz aller scharfen Bestimmungen betragen zur Zeit die De Mer portationsfälle weniger als ein Prozent. allerdings einmal auf richterliches Urteil deportiert wurde, darf amerikanisches Land niemals mehr betreten. Indessen bleibt auch dieses Gebot nicht ohne Verlegung. Der Photograph, der die Un­erwünschten im Bilde festzuhalten hat, wurde erst dieser Tage von einem Deportierten gefragt: ,, Kennst du mich nicht mehr? Ich bin doch vor sechs Monaten schon einmal deportiert worden." aller humanen Ausgestaltung wird und fann Ellis Island seine Gäste" niemals so fesseln, daß nicht doch mancher, deffen Identitäts­feststellung im Heimatland sich monatelang verzögert, die Geduld

Bei

verlöre. So mancher gute Schwimmer hat sich nächtlicher­weile von der Träneninsel empfohlen, indem er den Hudson da über­querte, wo er von der Insel aus am schmalsten ist, in Richtung New Jersey .

Blumen machen Wirtschaftskrisen

Die holländische Tulpenmanie

Man schenkt sich Blumen, wenn man sich lieb hat. Aber Engländer und Franzosen haben sich im Zeiden roter und weißer Rosen jahrzehntelang besebbet und zerfleischt. Und Blumen führten auch zu Handelskrisen. Wir meinen die Tulpenmanie in den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts, die, Kuriosum der Wirtschaftsgeschichte, nicht nur das Wirtschaftsleben der hauptbeteiligten Niederlande auf den Kopf stellte, sondern auch die großen europäischen Handelsplätze start in Mitleidenschaft zog. Ueber die Tulpenmanie von 1634 bis 1637 heißt es in einer alten Schrift, daß Edelleute, Kaufleute, Handwerker, Schiffer, Bayern , Torfträger, Schornsteinfeger, Rnechte, Mägde, Trödel weiber usw. alles von der gleichen Sucht befallen war. Wie bei jeder Hausse gemann natürlich im Anfang jeder. Und viele famen nach gemachtem Handel, wie die Holländer sich mit einer im Bauern­frieg auch in Deutschland sehr beliebten Bezeichnung ausdrückten, als die großen Hansen" daher. In allen Städten waren Wirtshäuser gewählt, die als Börsen dienten, wo Vornehme und Geringe um Blumen handelten und die Kontratte mit großen Trattamenten bestätigten. Sie hatten unter sich Gesetze, Notare und Schreiber.

Das ganze Höllentheater dauerte ungefähr vier Jahre. Die Tulpe war ungefähr um das Jahr 1550 durch den Forschungsreisenden Busbed von Adrianopel nach Europa Forschungsreisenden Busbeck von Adrianopel nach Europa gebracht worden. Freunde und Züchter fand sie besonders in Holland . Mittlerweile entstand dort eine derartige Liebhaberei für die Tulpe, daß sie sehr hoch bezahlt wurde. Es entwickelte sich ein regelrechter Handel, an dem sich Städte wie Amsterdam , Utrecht , Rotterdam , Alkmar , Leyden , Haarlem , Enkhuisen, Vianen , Hoorn und Medenblick beteiligt haben. Gehandelt wurden die 3 wiebeln, und zwar nach einem sehr genauen Gewicht, nach Assen. Die da­mals für Tulpenzwiebeln gezahlten Preise erregen heute noch opfschütteln. Wenn Mar Birth in seiner Geschichte der Handelskrisen" feststellt, daß Geld, Güter, Haus und Hof, Bich, schrieben worden sind, ist das keine Uebertreibung. 400 As von Gerätschaften und Kleider für Tulpenzwiebeln gegeben und ver­einer Tulpenzwiebel, die den Namen Admiral Lieffen führte, also 4400 holländischen Gulden bezahlt. Admiral von Eyf war billiger. eine Menge, bequem in der Westentasche zu tragen, wurde mit von Ihr kosteten etwa 450 21s 1620 Gulden. Für 1600 As Schilder mußten 1615, für 410 As Viceroy 3000 und für 200 As Semper Auguſtus ſogar 5550 Gulden angelegt werden. Aus der Chronik von Alkmar geht hervor, daß, es war im Jahre 1637,

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für 120 Tulpenzwiebeln 90 000 Gulden etzielf wurden. Das Geld verwandte man in diesem Falle mal ver­nünftig, nämlich zugunsten des Waisenhauses in Altmar. Sonst führte der Blumenhandel mit seinen leichten Verdiensten zu den bekannten Uebertreibungen im Lebensgenuß, wodurch sich ja Krijen vorzeiten charakterisieren.

lleber die ganze tolle Zeit hat John Francis folgende treffende Zusammenfassung gegeben: Im Jahre 1634 waren die Hauptstädte der Niederlande in einen Schacher verwickelt, welcher den soliden Handel ruinierte, indem er das Spiel aufmunterte, welcher die Lüfternheit der Reichen, wie die Begierde des Armen verlockte, welcher den Preis einer Blume höher als ihr Gewicht in Gold steigerte, und welcher endigte, wie alle solche Perioden geendigt haben, in Elend und wilder Verzweiflung. Viele wurden zugrunde gerichtet, nur wenige bereichert. Geschäfte wurden abgeschlossen auf die Lieferung gewisser Tulpenzwiebeln und wenn, wie ein Fall vorfam, nur zwei Stück auf dem Markt waren, so wurden Herr­schaft und Land, Pferde, Ochsen, Hab und Gut verkauft, um die Differenz zu zahlen. Kontrafte wurden abgeschlossen auf tausende von Tulpen zur Tulpenzeit, welche weder Marler noch Räufer oder Berkäufer gesehen haben. Für einige Für einige Beit gewannen, wie gewöhnlich in solchen Perioden alle, und teiner verlor. Arme Personen wurden reich. Hoch und Nieder handelte in Blumen. Die Notare bereicherten sich, und selbst der nüchterne Holländer träumte, ein dauerhaftes Glück vor sich zu sehen. Leute der verschiedensten Professionen versilberten ihr Eigentum. Häuser und Gerätschaften wurden zu Schleuderpreisen angeboten. Das Land gab sich der trügerischen Hoffnung hin, daß die Leidenschaft für Tulpen iminer andauern würde, und als man erfuhr, daß felbft

das Ausland von diesem Fieber ergriffen wurde, so glaubte man, daß der Reichtum der Welt sich an den Ufern des 3uidersees tonzentriere und das die Armut hinfüro in Holland zur Sage werden würde. Daß man ernsthaft bei diesem Glauben war, beweisen die Preise, die gezahlt wurden, und diese Manie muß in der Tat tief gewurzelt haben, wenn, wie von vielen in dieser Zeit glaubwürdig versichert wurde, Güter im Werte von 2500 Gulden für eine Spezies gegeben wurden, wenn für eine andere in der Regel 2000 Gulden geboten und eine dritte einen neuen Wagen, 2 Schimmel famt Geschirr wert geachtet wurde, wenn 12 Ader Land für eine Tulpe bezahlt wurden."

Soweit John Francis. Wir können uns den Taumel der Tulpenmanie sicherlich gut vorstellen. Haben wir doch das Börsenspiel in der Inflationszeit noch in genügender Erinnerung. Oder denken wir an die Gründerzeit mit den Stroußbergschen Emissionen.

Hier wurden eben Aftien gehandelt, dort Tulpen. Weiter nichts. Der Verlauf der ganzen Affäre ist hier wie da derselbe. Auch einzelne Anekdoten, die sich auf unsere Tage gerettet haben, sollen hier nicht vorenthalten werden. Ein reider Kaufmann in Holland hatte seinen Bootsmann zu Tisch, der ihm joeben Waren gebracht. hatte. Der Bootsmann wurde mit Heringen und einer Kanne Bier bewirtet. Dabei gelüftete ihn nach einer Zwiebel. zufällig zur Hand. Der Bootsmann schälte und verspeiste sie zu dem Hering. Hinterher stellte es sich heraus, daß es eine Tulpen­3 wiebel war, die der Kaufmann vor wenigen Augenblicken mit 500 Gulden bezahlt hatte. Die Chronik bemerkt dazu, daß das Heringsfrühstück mit Zwiebel dem Kaufmann mehr gekostet habe, als wenn er den Prinzen von Oranien traktiert hätte.

Sie lag

Eine andere Anekdote, die so recht die Umwertung aller Werte im Zeichen einer Manie beweist: Ein Engländer, der sich in Holland aufhielt, fand zufällig in einem Garten ein paar Tulpenzwiebeln. Er steďte sie zu sich, um naturwissenschaft­liche Forschungen anzustellen. Resultat: hochnotpeinliches Verfahren gegen ihn wegen Diebstahls Er war schließlich Weges ziehen ließ. froh, als man ihn gegen Hinterlegung einer großen Summe seines

Bei jedem Spiel kann der eine nur das gewinnen, was der andere verliert. So machte die Tulpenfrise zunächst viele Leute reich. Die Chronik weiß von einem Mann zu berichten, der

in wenigen Wochen 60 000 Gulden gewann. Das Gegenstück davon: daß bekannte reiche Häuser zugrunde gerichtet wurden. In einer einzigen holländischen Stadt wurden in den vier Jahren der Tulpenmanie für 10 Millionen Mart in Tulpen umgesetzt. Die Bevölkerung von Haarlem führte lange Zeit aus den Tagen der Tulpenmanie her den Namen ,, Blumisten". Wenn aber verdient wird, dann schafft man Waren und die Tulpe ist etwas, das sich mühelos produzieren läßt. Go trat etma um das Jahr 1637 eine lle berproduktion ein. Man wurde gegenüber diesen Sachwerten mißtrauisch. Dann tam, ein Gesetz der Krise, die Panit. Hatte man vorher die Tulpe nach Gramm mit Tausenden von Gulden bezahlt, so wollte jetzt niemand mehr etwas von Tulpen wissen. Die Flucht aus den Sachwerten sette ein. Die Tulpenhändler machten es so, mie man das heute macht. Sie griffen zu einer großen Propaganda und bewiesen haarscharf, wie unsinnig die Banit fei. Die Chronit weiß auch von einzelnen Bersuchen, das Angebot zu drosseln und zu fontingentieren, zu berichten. Es ist eben schon alles dagewesen. Aber es half nichts. Die Abkehr von der Tulpe wurde all­gemein. Kontrakte wurden gebrochen und die beteiligten Finanziers leiteten, herrliche Parallele, Erefutionen, den zwangsweisen Verkauf von Tulpen ein. Das drückte dann auf den Markt. Der letzte Damm war damit gebrochen. Als dann auch die Gerichte, die die Interessenten anriefen, ihre Mithilfe verjagten, weil es sich um Spielschulden handele, mar alles vorbei. Für ein paar Pfennige fonnte man jetzt Tulpen haben, und wenn der Bootsmann bei dem oben erwähnten Kaufmann dieses Mal zu einem Zmiebelessen gebeten worden wäre, hätte dieser den Fall weniger tragisch genommen als in jenen Tagen, wo die Zwiebel 500 Guiden tastete,

Friedrich Olk