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Julian Sismond(wariatau): 3)CT JßCtSBiß
Cr dachte an jene unvergeßlichen Jahre, da er als kleines, rät- liches, plumpes Wiscntkalb, zottig wie ein Bär. an der Seite der Mutter ein glückliches Leben im lächelnden Urwald geführt hatte. Die Wisentkuh lockt« ihm mit leisem, unruhigen Gebrüll, das voll grenzenloser Liebe war, und wenn er zu saugen begann, mit dem plumpen kleinen Kopf gegen das Euter der Mutter stieß und mit dem Schwanzchen wedelte, leckte st« ihn zärtlich mit ihrer lieben, warmen Zunge... Und in der Liebkosung dieser liebenden, etwas rauhen Zunge lag ihr« ganze Mutterliebe und ihre ganz« mütter­lich« Zärtlichkeit. Er gedachte dann der weiten Ausflug«, auf denen sie saftige Gräser suchten, der Wanderungen durch Wälder und Sümpf«, wo das von der Mutier als Leittier geführt« Rudel die duftigen Bluten des Mariengrases, des Wiesenschwingels, des Ruchgrases und des Süßgrases reizten... Er erinnerte sich an den Geschmack jedes Grases in jenen fernen Tagen, die ihm wundervoll sorglos und heiter erschienen... Er erinnerte sich der herrlichen Bäder im trockenen, lockeren Sand und der tollen Jagden durch Windbruch und zwischen be- moostcn Baumstümpfen mit hochgehobenem Schwanz und im Wind« flatternder Mähne... Und dann kam das Mannesolter die Zeit der Siegs. Er begab sich zum Rudel der Wisentstiere. Aber als der Herbst kam, lernte er die Liebe kennen... * Zu Ende des Sommers begann ihn ein« merkwürdige Unruh« zu erfassen. Er zerbrach Bäume, scharrte die Wurzeln von Eträuchern aus dem Erdinnern und pflügte sie zornig mit den Hörnern. Dann wieder brach er in die Dickungen, wand Zweige und Kräuter um die Hörner und schüttelte stolz die von seinem Kopf herabhängenden Laubgewinde... Zwei alte Stiere, die ihn begleiteten, hielten ihn für«inen Milchbart. Das beleidigte feinen wachsenden Stolz. Noch unlängst war cr stärkeren Keilern ausgewichen. Er hatte sich vor Wölfen gefürchtet. Jetzt jühlte er die Kraft in sich, allen Mächten des Waldes die Stirne zu bieten. An einem Herbstmorgen begegneten unsere drei Wisente auf tzmer Waldlichtung, die mit einem blaßgoldenen, wogenden Meer von Gräsern bedeckt war, aus dem hier und da violette Heidekraut- 'inseln hervorragten, der Liebe. Sie hatte ,J)i« Gestalt einer schönen Wisenttuh. Das violette Rot des Heidekrauts, das Grün der Fichten, das blasse, kalte Blau des Himmels und jene Wisentkuh olles dos bezaudert« den jungen Stier. Bezauberte aber auch seine beiden alteren Gefährten. Sie fühlten plötzlich unüberwindlichen Haß gegeneinander. Beide Wisente begriffen, daß einer von ihnen sterben mußte. Drohend wandten sie sich gegeneinander, schüttelten die ungeheuren Köpfe und beleckten mit der Zunge die Rüstern, was ein An.zeichen von Wut war. Dann begannen sie mit den Schalen der Border- käufe die Erde aufzuwühlen und di« Seifen mit dem Schwanz.zu schlagen, als ob sie sich zum Kampf anfeuerten. Ihre Augen waren blutunterlaufen. Zuerst rissen sie gleichzeitig, wie auf Kommando, Büsche aus dem Boden, zerbrachen, zausten und traten sie mit den Füßen. Ihr« Haare sträubten sich. Einen Augenblick standen si« sich wütend gegenüber, unbeweglich, zwei schwankenden, schwarzen Granit- blocken gleich bis sie sich aufeinander stürzten und mit einem furchtbaren Prall zusammenstießen. Und es entbrannt« ein Kampf zwischen ihnen, ein erbitterter Kampf mit den unnachgiebigen Hörnern, bei dem sie das Herz unter den dichten Haarzotten juchten. Doch gleich beim ersten Zusammen- stoß glitt einer der Nebenbuhler aus und fiel schwer zu Boden. Der Sieger stieß ihm sein Horn bis zum Ansvtz in di« Seit« und begann on dem Besiegten sein Mütchen zu kühlen, indem er dessen rauchende
Eingeweide zaust« und riß... Er sah und hörte nichts� Er war di« verkörpert« Wut und rochsüchtig« Raserei. Inzwischen begann unser junger Wisent, der stumme Zeuge des blutigen Zusammenstoßes und des blutigen Triumphes des einen der beiden alten Nebenbuhler, sich langsam, aufmerksam und vor- sichtig der schönen Wisentkuh zu nälzern. Dos grüne Dickicht er- stickte jede Kund« von ihm und feiner ersten Liebe.. * Doch da» alles war heut« nur ein« Erinnerung. Er wurde ein grimmiger, unerschrockener Wisent mit schwarz«? Mähne. Die ältesten Einzelgänger wichen ihm aus. Und als«r nun im Vollbesitz seiner Kraft im Schatten eines himmelhohen Bauines lag und, fein ganzes bisheriges Leben über- denkend, mit Stolz empfand, daß jede Furcht ihm heute fremd fei geriet er plötzlich in Bestürzung. Ihn überkam eine so seit- same Furcht, daß sich das wollige Haar auf seinem Rücken sträubte. Aus sehr weifer Ferne klang etwa-, dos dem Donner eines herauf- ziehenden Gewitters ähnlich war. Es war ein eigentümlicher, im Urwald nie gehörter, unheilverkündender Laut. Er hallte durch den Forst, drang bis in die tiefsten Waldesgründc und verkündete allen Tieren des Waldes große Jagd, bei der Menschen die Jäger und Menschen das Wild waren. Bei diesem Donner zitterten vor Angst die riesigen Espen, Donnergrollen ging über die Gipfel der Kiefern und der urallen Eichen. Der Wisent erhob sich... Mit schwarzen, feuchten Nüstern sog er den Waldesduft«in... Der Geruch des Forstes sagt« ihm nichts. Es war nichts Beunruhigendes in dem harzigen, schwülen, von der Sonne erhitzten Forst, der den vollen Aauberduft des reifen Sommers ausströmte. Und cs war nichts Beunruhigendes an dem lächelnden Himmel, der die Farbe blühender Vergißmeinnicht zeigt«, dem blauen, gütigen und liebenden Himmel... Dom Himmels­blau schien froher Segen auf die Erde heradzusließe». Di« durch- glüht« Luft zitferte und fliminertc wollusttrunken unter der brünstigen Liebkosung der Sonne... Totenstill war es im Urwald, nur auf einer Waldlichtung er- tönte das goldene Summen der Bienen, die aus den Blüten Honig sammelten. * Wie ein kurzes, heftiges Gewitter braust« der Krieg durch den Urwald. Und ging wieder vorüber. Doch sobald der schwer« Kanonendonner sich entfernt und sich aus dem Gebrüll eines zornigen Tieres in«in fernes Klagegeheul verwandelt hott«, erfüllten andere seltsame Stimmen den Urwald. In den verbotenen Revieren des unergründlichen Forstes be- gönnen Marodeure der geschlagenen Arme« und einzeln pürschendc Soldaten Jagd auf das Haarwild zu machen, um mit dem Fleisch der Beute ihren Hunger zu stillen.» In den Waldesgründen auf den Weideplätzen des Rotwildes und der Wisents, wohin die Tier« aus dem Urwald zogen, auf die Fürsorge der Menschen bauend, begann ein blutiges Hürschlochten der furchtlosen und dem Menschen trauenden Geschöpfe. Der Krieg rast« durch die Well, ober der Urwald war Herren- los. Da ergriff die dadurch dreist geworden« Bauernschaft aus den nahen Dörfern die von den abziehenden Truppen weggeworfenen Gewehr« und richtet« sie gegen die großen Tiere des Urwaldes. Die Jagd wurde ein Niedermetzeln und blutiges Morden. Das war kein Schlachten der Tiere Mehr um der Nahrung willen, nach. der- der leere Nagen schreit.. Es war ein.niederträchtiges Töten. Es war ein Morden um des Blutrausches willen. Der Schnee, der alljährlich den Wald mit dein Miteren, in der Sonne glitzernden Tuch von strahlendem Weiß bedeckte, verriet wie ein elender, fetter Spion dön blutgierigen Wttderern die geheimen Wechsel und sicheren Verstecke der todgeweihten Tiere. Sie folgten der ftijchen, weißen Fährte, und wenn sie zurückkehrten, hinter- ließen si« stets eine rote Spur...(Schluß folgt.)
doch gkückkich. Ich hob Else, ich höh Bmnmi. ich hat�«lne«Ö* Wohnung!" Geier sprach zu überhastet. Aus der Küche drong Bunmüs freudiges Krähen.Du kennst nicht Else, sie wird übrigens bald kommen, und dann wirft du sie kennen lernen, dm weißt nicht. wie lieb sie ist." Wieder trat ein Leuchten in Geiers Augen, dos ober bald erlosch.Wir hotten beide kein Geld," fuhr er nach einer Pause fort,..und dann kam Bummi. Man behält in diesen Zeiten seine Stellung, man gibt sie nicht für Ungewisses auf. Ich hatte für die Meinen Angst!" Ein mitleidiger, verschleierter Blick traf ihn. Beide schwiegeii. Bist du verheiratet?" fragte Geier unvermittelt. Nein," Jerger lochte.Danach trag ich fein Verlangen!" Und daraus erzählle er von seinem Leben m den letzten acht Iahren, von seinen Erfolgen und dem schnellen Ausstieg im Konzern.Jetzt fahre ich als Generalbevollmächtigter nach Rußland  !" Und bist du glücklich?" Geier sah ihn forschend an. Selbstverständlich! Ich glaube, ich Hab« Grund dazu!" Der Abschied fiel kurz aus. Iergcr verfprach. den Freund noch einmal auf der Rückreise zu besuchen. Bummi hotte alle Künste, die er in seinem vierjährigen Leben bisher erlernt, zeigen müssen, und Geier war auf den Vorschlag des Freundes, ihm eine bessere Stellung zu besorgen, nicht«ingegangen. Der Schnellzug hatte zwanzig Minuten Verspätung. Jerger war der einzige Reisende, der die verträumte Stadt verlassen wollte. Der Bahnhof lag in einein Dornröschenschlaf. Die Sonne traf An- statten zum Untergehen. In drei Stunden saß er im Flugzeug nach Rußland  , rechnete Jerger nach. Morgen früh würde er Moskau   betreten als mächtiger Mann eines mächtigen Konzerns, der auch Staaten Bedingungen diktieren konnte. Ja, er war glücklich! Seine Augen suchten die Gegend ob. Dort mußte dos kleine Haus in der Brombergstroße liegen. Sonderbar, daß es Menschen ohne Ehrgeiz gab. Jerger schüttclle sich. Und doch. Fritz war glücklich, cr hatte«inen entzücken- Jungen und sicherlich eine nette Frau. Genügte das nicht? Warum sollte Iergers Leben sinnvoller sein? Warum das ewige Herum­fahren in der Welt, dos Konstruieren neuer Konzerne? Als der Zug den Bahnhof verließ, stand Jerger am Fenster Hinter jenen Baumen lag das.Haus. Zwei Falten waren um jeinev Mund eingekerbt. Frau Elfe fand, als sie spät zurückkam, Bummi weinend in der Küche. Papa hatte heute nicht mit ihm gespielt, sich überhaupt nicht mchr um ihn gekümmert, als der fremde Mann fortgegangen war. Geier saß im dunklen Zimmer und starrte aus die Rauchwolken, die die Lokomotiven da draußen an den Himmel matten.
ä)as Vorbild Sherlock fflolmes Der Meisterdetäktin Sherlock Holmes  , mit dem der dahin­geschiedene Conan Doyle   ein« neue Gattung der Defekttvgsschicht: begründete, hat zwei literarische und einennatürlichen" Bäte«. Di« Detektivgestalten, die die beiden größten Meister der Kriminal- gesch'chtc vor Doyle, Poe und Gaboriou, geschassen, der scharfsinnige aber tatenlose Denker und der kühn« Erforscher aller Dunkelheiten sie wurden van ihm zu einem Wesen vereinigt, für das ihm fem Lehrer an der Universität Edinburgh  , Dr. Joseph Bell  , ais  Vorbild diente. JBon Bell erhielt Holmes   die Habichtsnase, das scharf geschnittene Profil und di« durchdringenden Augen, von ihm die schnelle Kombinationsgabe, die durch erstaunliche Feststellungen überraschte. Bell ging donon aus. daß die wich igst« Eigenschaft, die der Arzt besitzen müsse. Beobachtungsgabe sei. und er glaubte, daß man diese Fähigkeit durch beständig« Schlüsse aus kleinsten Einzelheiten zu hoher Vollendung auzbikden könne. Aus dem G sicht, der.Kleidung, aus sonst nicht beobachteten Dingen offenbarten sich ihm Mcnschenschicksole und ganze Geschichten. Conan Doyle  hat selbst eine Füll« von Beispielen dieser Kunst de- Dr. Bell er­zählt, die er zur Grundlage seiner Sherlock-Holmes-Geschichten machte.Ich war Assistent in Dr. Bells Sprechstunde", erzähl, c er,und mußte ihm die Patienten vorstellen. Fall l kommt herein: Ich sehe, daß Sie an Trunksucht leiden", sagt Bell zu ihm.Sie haben da eine Flasche in der Innentasche Ihres Rockes. Wersen Sie sie sofort weg." Ein anderer Fall.Schuhfticker, wie ich sehe." Er hatte an der Innenseite der Beinkleider on den Knien die Ab- schabungen erkannt, die dos vom Schuhsticker benutzte Instrument hervorruft. Aus den besonderen Schwielen der Hände wußte er anzugeben, ob e» sich um einen Schmied oder Schlosser oder Schieferdecker handotte. Einem Mann sagte er sofort, als er ins Zimmer trat:Sie sind Soldat, und zwar Ilnteroffizier gewesen und dienten in Bermuda  ." Auf den militärischen Stand schloß cr daraus, daß der Mann im Zimmer zunächst den Hut aufbehielt, sich also wie eine Ordonnanz benahm, die beim Vorgesetzten erscheint, der befehlend« Gesichtsousdruck, zusammen mit den, Wer, ließ auf einen Ilnterossizier schließen, und der Hautausschlag an seiner Stirn verriet ein« Krankheit, die nur in Bermuda   vorkommt." Die ersten Sherlock-Holmes-Geschichten, die in den beiden kleinen BüchernEine Studie in Scharlach  " undDas Zeichen der Vier" 1887 und 1889 erschienen, fanden wenig Beachtung. Erst als Doy'e 1891 mit der KurzgeschichfeEin Skandal in Böhmen" im Strand- Magazine hervortrat, fand das Publikum Gefallen an dieser Figur und verlangt« nun immer neue Holmes  -Geschichfen, die schl-«ßsich aus 56 angewachsen waren. Aber Doyle   selbst, der unterdessen in verschiedenen Romanen ein« ander« Art der Dichtung gepflegt und sich immer mehr vom Diesseits zum Jenseits hin en.wickelte hatte, faßte eines Tages eineiz kühnen Entschluß und lieh seinen Sherlock Holme  -, der sich für ihn zu einem wahren Quälgeist entwickctt hatte, sterben. Eine nicht endenwallend« Flut von entrüsteten Briefen lohnt« ihm diese Toi. Man verlangte die Wiederauftrstehung, wenn, auch nicht stets in so entschiedenem Ton wie«ine Dame, di« ihr Schreiben mit der Anrede begann:Sie Riesenrindvieh!" Die Lieblingsgeschichfe des verstorbenen Conan Doyle  , die er gern erzähl!«, wenn von der Beliebtheit seiner Figur die Red« war, begegnet« ihm bei einer Bortragsreise in den Vereinigten Staaten  . Er war in Boston   angekommen, hatte sich aus dem Babnhof eine Droschke genommen und war zu einem Hotel gefahren. Alz   er den Wagenlenker bezahlen wollte, lehnt« dieser ab und sagte:Wer-n es Ihnen nichts ausmacht. Mister Doyle, so möchte ich statt des Fahrgeldes lieber eine Eintrittskarte zu einer Vorlesung haben. Es genügt schon, wenn Sie Ähren Namen auf ein Stückchen Papier  schreiben." Conan Doyle   war erstaunt und fragte, woher er ihn denn kenne? Worauf der andere erwiderte:Man liest doch die Zeitungen, und da stand überall, daß der berühmte Conan Doyle  mii dem Zuge nach Boston   kommen würde Nun habe ich Ih--« Geschichten gelesen, und da bemerkte ich gleich an Ihrem Mantel die Spuren der zudringlichen Griff«, die die New-Porker Iourna- listen hinterlassen hatten. Der Schnitt Ihres Haares zeigt deutlich an, daß es nur in Philadelphia   geschnitten'ein kann, und Ihr Hut muß aus Chikago stammen. Ihr rechter Stiesel zeigt etwas Schmutz, der aus Buffolo stammt, na. und da hatte ich Ihre Reiseroute!"Und sonst hatten Si« keine Merkmale, on de-en Sie mich erkennen konnten?" fragte Sir Arthur  , eist, zückt über diese praktische Verwermng seiner Methode.Eines doch noch". meint« der Kittscher pfiffig,auf Ihrem Koffer steht ja in großen Buchstoben Ihr Name."
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Der Schnellzug hämmerte durch die kleine Station. Die Wagen stießen hart über die Weichen. Ein paar armselige Gehöfte ver- schwanden in deni Rauch der Lokomotive. Der Schaffner rief den Namen der Stadt aus, die der Zug in einigen Minuten erreichen sollte. Anton Jerger ließ die Zeiwng sinken. Er stand auf, stolperte über die neugierig vorgestreckten Beine eines Mitteisenden und ttat auf den Korridor. Der Zug durchfuhr Wald, einen gut beftondenen Buchenwald  . Ein dünnes Flüßchen, in dem Kinder badeten, quetschte sich unter dein Bahndamm hervor. Jerger riß das Fenster herunter. Telegraphenstangen flogen vorüber, das Läuten eines Melders schrillte. Jetzt beschrieb die Bahn eine groß« Kurve. Der Wold wurde dünner. Im Hintergrund blaute die See. Ein Schaffner eilte den Gang entlang. Jerger hielt ihn an. Verzeihen Sie, wann folgt der nächste Schnellzug nach dem Osten?" In zwei Stunden." Diese Zeit genügte. Jerger ttat in sein Abteil und packt« die Koffer. Das Bahnhofsgebäude au  » verräuchertem Fachwert sah genau so aus wie vor acht Jahren. Auch derselbe all« Wasserturm dämmerte noch immer in seinem langweiligen Grau dahin. Jerger gab sein Gepäck der W'bewohrungsstelle. Auf dem Bahnhofsplatz zögert« er. Er machte ein paar Schritte auf der großen Promenade, die zum Strand führte, dann wandte er sich plötzlich um und ging dem Walde zu. Die Zeit schien spurlos voriibergegangen zu sein. Allerdings waren zwei oder drei Fischerhäuschen verschwunden und hatten Willen Platz gemacht, aber alles träumte so welteni rückt wie damals. als Jerger hier inst seinen Eltern lebte. Brombergstraßc", sprach er vor ssch hin,ab er dort noch wohnt?" Noch fünf Minuten stand er vor einem zweistöckigen Haus, um das ein kleiner, gepflegter Garten den Eindruck von Wohlhabenheit erwecken wollt«. Die Treppen hatten durch allzu häufiges Reinigen die Farbe verloren. Das Haus roch nach Seife, Bratenfett und kleinen Kindern. Das üppige Weib mit kannosinrotem Mantel auf dem Flurfenster war allmählich verblaßt, und der Putz der Wände zeigt« bedenk- jiche Risse.. In der zweiten Etage stand auf einer schmalen Bisitenkart« unter einem blitzenden KlingelzugDr. Fritz Geier". Jerger hörte hinter der Tür energisch wirtschaften und die Stimme eines Kindes. das in unoerständlicher Kindersprache allerlei wichtig« Dinge erzählte.
Jerger läutete. -Di« Kinderftimm« lachte hell aus, und es näherten sich Schritt«, fehr männliche Schritte. Ein Boß dröhnte:Hörst du, Bummi, die Mama kommt!" In der geöffneten Tür stand ein breiter, glatttasierter Mann in Hemd-ärmeln und blauer Küchenschürze. Als er den fremden Herrn erblickte, tastete er verwirrt nach der Schürze, an der sich ein kleines Junzchen ängstlich klammerte, den Daumen tief im Munde vergraben. Guten Tag, Fritz, beHove ruhig die Schürze um!" Jerger reichte ihm die Hand, die Geier in seiner Aufregung übersah. Du?!" stotterte er.Woher kommst du?" Der klein« Herr, der an der Schürz« hing, begann leise vor sich hinzuweinen. Der Dater war so verwirrt, daß er diese entschiedene Mißfollensäußerung.überhörte. Jerger streichelte den kleinen, blonden Kopf. Liebling, ich tu dir doch nichts!" Darauf wandte er sich an den Freund.Ich bin auf der Durchresse in geschäftlichen Ange- legerchetten!" Sie saßen sich im Wohnzimmer vor einem schmalen Fenster gegenüber. Bummi hockte auf dem Fußboden und studiert« inter- essiert den fremden Herrn. Das Zimmer war karg möbliert. Di« Möbel stammen bestimmt aus einem billigen Abzahlungsgeschäft, überlegte Jerger, während Geier Zigaretten und zwei Flaschen Bier brachte. Sonderbar, wie wenig sich hier in der S'adt verändert hat." Jerger stocherte in der Afchenschale herum.Ich oersteh« nicht, daß du es aushältst!" Entschuldige mich bitte einen Augenblick," Geier sprang auf. ..Ich glaub«, die Milch läuft über." Er raste aus dem Zimpier und kam mit freudestrahlendem Gesicht zurück.Ich hob« mich, Gott sei Donk, getäuscht. Sieh mal. ich muß heut« aus di« Wirtschast aui- passen. Else, och Gott, du kennst sie noch gor nicht, ich mein« meine Frau, ist, als ich aus dem Büro kam. zu ihren Eltern gefahren. Da' muß ich auf alles hier im Hause achten!" Er lächelte glücklich. Ein Mädchen habt ihr nicht?" Rein, dazu reicht es kaum." Dos Lächeln erstarb auf Geiers Gesicht.Die Gshä'lter sind zu schlecht! Meine Exportfirma kann ihren Expedienten nicht viel zahlen." Schweigen tröpfelte ins Zimmer. Jerger war aufgestanden und sah aus die still« Straße und den Garten hinaus. Ich glaubte, du würdest es weifer bringen!" In der Stimme schwang die Ahnung einer Trauer. Sehr schnell antwortete Geier:Mein Gott, was willst du» ich