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Anna Siemfen:

MKS 3iräulerwelMelm

Au mir kommt allwöchentlich etn altes Weiblem. Zwemnö- siebzig ist sie, wie sie selber sagt. Zlbcr sie könnte viel älter sein, so runzlig, wetterzerbissen und wetterversärbt ist chr Gesicht, so krumm ehr Rucken, so knochig und verkrümmt sind ihre �ande. Sie hat eint Kiepe bei sich. Daraus holt sie im WinterRapünzchen", den Feldsalat, der in Thüringen wild auf den Feldern wächst. Den sucht sie in stundenweitem Wandern talab und Hügelauf. Sie hätte das gar nicht nötig, sagt sie selbst. Sie hat Kinder und Enkel. Bei ihnen hat sie jahrelang gewohnt: Kinder gehütet. Essen gekocht. Strümps- gestopft. Zlbsr der Kleinbauerin gefiel das schlecht. Sie war das £«ben und die Arbeit im Freien gewohnt. Undman will doch gern seine Sache für sich haben". So wohnt sie jetzt, in zwei Stüblein rllein, hat ihr sehr kleines Ausgedinge, ein paar Gartenbeete, siu paar Hühner,«ine Ziege. Und sie wandert Tag für Tag bei gutem und schlechtem Wetter und sammelt Feldarbeit kann sie nicht mehr tun, was auf den Hügelabhängen und in den Talgründen, im Buschwold, auf Weiden und Brachfeldern das Jahr so bringt, und was sich gut oertausen läßt. Das ist viel mehr, als man denken sollte. Im Winter sind'« dieRapünzchen", die alle ihr gern abnehmen. Im Frühjahr sticht sie in den Wiesen die zarten Sprossen des Löwenzahnes aus. Die gclieii einen guten Salat. Dann kommt der Sammer, und es gibt vielerlei Beeren: Erdbeeren, Blaubeeren, Preißelbeeren, und im Herbst die reichste Ernte an Pilzen vom alltäglichen Psisferling bis zum vornehmen Champignon und Reizker. Und natürlich die Blumen. Denn Thüringen hat viele Blumen und viele Blumen- l>ebhaber. Es ist gar nicht solch trauriges Leben, das mein .Kräutcrweiblein führt, obschon es ärmlich und mühselig genug ist. Sie wandert gern. Sic kennt und liebt Regen und Sonnenschein und freie Lust. Und sie kennt und liebt vor allein die Wälder und Felder mit allem, was daraus gedeiht. Und sie ist nicht die einzige, die so als Sammlerin sich ihr bißchen Nahrung holt. Es gibt manch alt« Männlein und Weiblein, die es. ihr gleich tun. Und wie viele Kinder tun diese Arbeit. Kaum eine Bauernfrau kommt auf den Wochcnmarkt, die nicht neben ihrer Ernte von Obst und Gemüse, Eiern und Butter solch« Sammelfrllchtc hat. wenn es auch nur«in paar Bündel Brunnenkresse sind, oder ein paar Sträußchen Märzen- bscher. Wer nicht mehr oder noch nicht die volle schwere Landarbeit tun kann unter diesen Kleinbauern, der hilft, indem er sammelt,was uns von selbst zuwächst". So hält sich hier mitten in unserer modernen Wirtschast, die so kompliziert und rationalisiert ist, ein Stückchen urältester Menschen- arbeit an den Rändern dieser unserer entwickelten Kultur. Denn alle Menschenarbeit hat ja so angefangen mit Sammeln. Und es gibt heut« noch lleine Ueberreste solcher Urkultur iln Innern Australiens , in den Steppen und Buschwäldecn Südafrikas , auf manchen entlegenen Inseln des Ozeans, wo Menschenhorden als Sammler und Jäger" umherziehen. Während da die Männer mit Bogen und Pfeil oder mit Bumerangs vor allem Tiere jagen, niachen es die Frauen nicht anders, als mein Kräuterweiblein. Sie suchen Kräuter und Beeren. Pilze und Knollen, wie das unser aller Dormütter vor Jahrtausenden oder Jahrzchntausenden getan haben. Wir können heute noch an«inigen anderen Völkerschaften beobachten, wie aus diesem Sammeln langsam der Ackerbau eni. standen ist. Man steckte Knallen und Runken in die Erde, die man mit Stöcken lockerte. Man säte Samen, und nach«in paar Wochen und Monaten kam mm, wieder vorbei an dieser Stelle, um nachzu- sch«n, was aus dieser Arbeit geworden war. So wurden Beete und Gärien im Walde. Aus den Gärten wuchsen Felder. Aus d«n Sammlerinnen wurden Frauen, die Hackbau trieben. Und nun ging es unaushaltsam weiter: zur festen Siedlung, zur Ackerwirtschast, zu Handwerk und Dorsmirtschaft, zur Stadt, und schließlich in langen Jahrtausenden zu unserer technisch so vollkommenen Zioili« iation. Felder und Wiesen fraßen den Wald und die Steppe. Das Privateigentum fraß das Gemeinrecht aller an allem, was auf der Erde wächst. Heute muß sich sogar das Kräuterweiblein«inen Erlaubnisschein holen, wenn sie ihr« Kräuter und Rapünzchen sammeln will. Und was früher die Nahrung der Menschen wir, das ist jetzt eine hübsche Abwechslung und Zugabe geworden, wenn wir unserer allzu zivilisierten Nahrung müde sind. Sammeln und Jagen, die Haupinahrungsquellen der Menschen,

'Die größten QrubenkutaSlrophen Eine tragische Kette von Unglücksfällen unter Tag zieht sich durch die Geschichte des modernen Bergbaus. Das größte und folgenschwerste Grubenunglück war das von Courrieres in Frank- reich, das sich am 10. März 1906 ereignete, 1219 Bergleuten das Leben kostete und 6000 Kinder zu vaterlosen Waisen machte. Die verhängnisvollste Grubenkatastrophe, von der Deutschland bisher betrossen worden ist, geschah am 16. November 1908 airf der Zeche Radbod, bei der 360 Menschen umkamen. Das zweitgrößte Unglück auf einer deutschen Zeche dürfte wohl die furchtbare Schlagwetter- kmastrophe auf den sächsischen SchächtenSegen Gottes" und.Jjjff- nutig" 1869 gewesen fein, der 274 Menschenleben zum Opfer fieien. Das Unp.'ück auf der ZecheCamphaufeu" in den Saargruben 1383 kostete 185 Bergleuten das Leben. Die Explosion auf den Zechen , Zollen," undKarolinenglück" im Ruhrreoier 1898 hatte den Tod von 163 Bergleuten zur Folge. Auch in der letzten Zeit sind wir von solchen Katastrophen nicht verschont, geblieben. So brachte das Unglück auf der Heinitz-Grube bei Bevtsien 141 Tot« und das auf der ZecheMinister Stein" bei Dortmund 130 Tote. Was die Fiäusigkeit iolcher Katastrophen anbetrifft, so steht England an der Spitze der traurigen Statistik. Das größte Unglück, das sich hier erciznet hat, geschah im Jahre 1866 auf der Oak-Grube bei Jork - shire und forderte«in Opfer von 361 Bergleuten. Das schwerste Ung/ück, das die belgischen Bergwerke betroffen hat, dürfte die Explosion zu Anderlus bei Mens 189? gewesen sein, die 205 Ar- bester tötete. In Amerika kamen 1907 bei der Schlagwetter- katastrovhe in der Dore-Mme 500 Personen ums Leben, und im selben Jahne gingen aus den Zechen der Fairmont-Coal-Compagn'c 400 und 1910 in Marianna 300 Bergleute zugrunde.

Die größte voaenbriicke der well. Die Riesenbrucke über den Hafen von Sidncq in Australien , an der seit 1924 gebaut wird, nähert sich jetzt ihrer Vallenduna. D!« beiden Bogen dieser größten Brücke ibrer Art werden jetzt miteinander verbunden, und damft ist der entscheidende Schritt der Konstruktion getan. Die Brücke wird eine Spannweite von 350 Meter und eine höchste Erhebung ilbcr dem Wasserspiegel von 56 Meter haben. Ein« Million Farben.'Nach den Beobachtungen von Professor Ostwald gibt es mindestens eine Million von Farben, die das mensch- kiche Aug«, sofern es auch nur einigermaßen für Farbenunterfchicde geschult ist, oll« voneinander unterscheiden kann.

sind nur noch Randb«schästigung«>, sehr verschiedener Art. Ein Luxus der Reichen und Dornehmen und durch Jahrhunderte ge­pflegtes Herrenrecht dieses, jenes die Arbeit und letzte HUfsguellc der ganz Armen und Hilfslosen. Nur unsere Kinder, die machen keinen linterschied. Wie sie in ihren Spielen sehr viel allerälteste Menschcnarbeft und Sitte aus- bewahren, so auch hier. Wenn die Jungen mitFlitzbogen" schießen, wenn die Mädchen Beeren sammeln gehen, so ahmen si« die aller. älteste Arbeit steiluag zwischen den Geschlechtern nach und durch- leben im Spiele das Leben vergangener Jahrtausend«. M«in Kräuterweiblein aber würde wohl sehr erstaunt sein, wenn ich ihr sagte, daß ihr Rapünzchensammcln der Ansang ge- wesen ist für die ganz« groß« Arbeit der menschlichen Zivilisation, und also genau so vornehm wie die Hirsch- und Wildschweinjagden von weiland Kaiser Wilhelm . Genau so vornehm, aber weitaus nützlicher, menschlicher, liebenswerter.

UrbayrilcJie SKraltworle Das Bayrische ist eine männliche Sprache. Es ist grob gegen das gemütlich« Frankfurterisch , saftig-simllich gegenüber dem Ost- preußischen, sein Witz ist trockener als der des rheinischen Platt, gemütvoller als der der Berliner Zunge: seine Haftung ist würde­voll im Vergleich zum Obersächsischen, kraftvoll im Vergleich zum Wienerischen, klangvoll im Vergleich zum Alemannischen: neben dem Pfälzischen erscheint es schwerfällig, neben dem Schwäbischen durchsichtig." So charakterisiert Johann Lachner das bajuvarifchc Idiom in einem lustigen und nützlichen Luch9 9 9 Worte B a y r i f ch", das er demnächst alsEine lleine Sprachlehre für Zugereiste, Fremd« und Ausländer" bei Georg Müller in München oeröffenUicht. Auf die angenehmste und spaßigste Weise werden wir hier durch das bornige Labyrinth dieses Sprachgeistes geleitet, der so viel Urwüchsiges hervorgebracht hat, und dabei spielen na- türlich die Kraftworte ein« nickst geringe Rolle.Der Bayer nimmt nicht leicht etwas krumm", erfahren wir..sondern freut sich von Herzen über saftige Ausdrücke, auch wenn er selbst dckmit belegt wird. Es gibt keine andere Sprache, in der sich zwei Spähzi (enge Freunde) ihre Eigeitschaften in so farbenreichen Worten vor- halten könnten, kein anderes Volk, bei dem das so unerschöpfliche Heiterkeit auslöst. Don den folgenden, ihrer ursprünglichen Bedeutung nach durch- weg kritisierenden Ausdrücken kann beinahe die Hälfte ins Komische gewendet werden. Einige sind, unter Freunden gebraucht, direkt anerkennend. Nur lobend sagt man in der Stadt zu einem lustigen Kerl, der viele S p a ss e t t l n und G s ch p a ß weiß, er ist ein Vihch. Je nach der Lage kritisierend, komisch oder anerkennend sind dse Bezeichwmgen Trohpf. Lump, Hodalump, Bahzi, Gauna, Luada, Spihzbu, Spihzbuam- heiptling, Schlawihna(mit Vorsicht zu gebrauchen), Sau

i(nur m der Stadt anerkennend). Saggramenta; dazu dleGige» ! schaftswörter abfcheiliga(abscheulicher), jchlechta. ganz ! schlechta, vadächtiga oder vodächtlga, nhdrahto. i«iskoita(zu Trohps), miserabligo, e l e n di g 0, aus- 1 g sch a m t c>. Nur krüijierend und reciü beleidigend sagt man ! Kerl. Lackl. Hammi, Pfundhammi, gschehria R a m m i, um die gröberen nienschltchen Spielarten M beze.chnen: Däpp, Schäps, Schohs bei da Nacht, R t n d v i h ch damischa Ritta, um aus mangelnden Geist anzuspielen: da. selbe, in Verbindung mit Ullmännlichkeit bedeute» L a p p. Lattirl, Dahdirl: unfreundlich sind noch Hanswurschi und Strihzi, grob ist das Schimpfwort Krüpp'. Dazu die Eigenschaftswörter damischa, deppata.»in- diga, st i n k a t a. nixiga. trapsta, gschissva(bei Menschen selten), vareckta. Die stärkste Beschimpfung ist etwa. Sauhund, vareckta! Spezialitäten sind: für Kinder Mistbuo, Rohzbua, Saubua, Saufrotz(auch zu jungen Mädchm) und im stärksten Fall, wenn etwa der Bub dein Vater das Bier umstoßt, Scheißkrüppi: jür einen alten, gebrechlichen Mann otda Krakla, für einen täppisch gewordenen Greis oida Dahdirl(dagegen ist aide H ü t t n eine intim-freundschaftlich.' Anrede): sür einen, der sich unverständlich benimmt, spinnota Deifi: für einen, der unnatürlich ist und immer etwas besonderes macht. Krampfbruada(weiblich K r a m p f h c n na): für einen Geizigen Schundniggl(Eigenschaftswörter schundi und vohdi): sür einen Habgierigen R u a ch(Zeitwort ruacha). Schließlich nennt noch der Münchener jene Leute, die aus dem Balkan zum Kunststudium in seine Stadt kommen, Schlawihna Der Ausdruck hat sich dann auf alle übertragen, die lange Haare haben und sich mit verdächtigen Dingen wie Literatur, Schachspielen im Kaffeehaus, modernem Tanz usw. beschäftigen. Der Schlawihna ist ein verdächtiger Mensch und deshalb kann der Ausdruck unter Freunden auch als Anerkennung(siehe oben!) gebraucht werden. Er hat dann den Sinn von Bahzi, vadächtiga! Die Weibsbilder kommen auch nicht ungeschoren davon. Be sonders die alten. Man heißt sie(Einzahl!) aide Trummel, oid« Schartäkn, aide Schra u b n: wenn sie recht bös sind B«ißzanga oder Bihsgurn. Bei den jungen unterscheidet man zwischen einer faden Wacht! und dem Gegenteil, der Flihtschn(oder dem Flihtscherl) und dem schon ganz sich weg- werfenden Fehn. Schlampn ist«ine unordentliche Person, M i st a m s« l«in leeres Schimpfwort, ebenso gschert« Mölln und L 0 a s. Dinge w«rden kritisiert durch die Wörter©lump, G rafft, Schmo rrn, D r e h g. Glump ist etwas, was nichts taugt, Schmorrn etwas, was nichts heißt. Nun seien noch die kritischen Präfix« erwähnt, Hauptwörter, die man vor andere stellt. um diese zu kennzeichnen. Sie heißen in der Reihenfolge der Steigerung M a l e f i Saggraments-, Scheiß- und Bluats-. Wenn man in em Wirtshaus kommt und die Kellnerin geht mchl gleich her und fragt, was man will, und hernach ist das Bier auch noch wann, so handelt es sich, je nachdem, uni eine Malefizwirt- schaft, Saggramentswirtschast. Scheißwtrtschaft oder Bluats- wirtschaft. Malefiz ist ein harmloser Tadel, Bluats«ine furchtbare Verwünschung. Außerdem sagt man noch Bruch.' wom» das Klägliche. Kümmerliche einer Sache betont wird.

XecherbiSSen des IMeeres Ton Dr. Anton Itlayer

Bielen Binnenländern, tn««m« Ferienreise an die Meeresküste s führt, ist nicht klar, welchen Reichtum an den schönsten Leckerbissen di« grünblaue Weit« birgt: wohl ist den meisten Bewohnern der von der Waterkant entfernt liegenden Gegenden eine Anzahl von Fischen bekannt, die, in Eis verpackt, weite Reisen zurückgelegt und ihre Frische in erstaunlicher Weise bewahrt haben, bis sie zum Verkauf gelangen: aber«s sind naturgemäß immer wieder dieselben Arten, welche aus dem festen Land allgemeine Verbreitung ge- funden haben, nämlich die gut zum Versand geeigneten. Eine Reihe sehr wohlschmeckender Tier« kommt niemals über das engste Küsten- gebiet heraus, da ihre chemische Zusammensetzung den Einflüssen der Lust nicht lang« Widerstand zu leisten vermag. Wieder andere verändern Aussehen und Geschmack durch den Massensang, dem sie infolge des Hochseefifchereibetriebes mit Dampfern ausgesetzt sind, und schließlich oerlangen gewisse Zube.'eitungsarten, wie das Räuchern, daß man di« als» behandelten Wesen schnellstens v«:- zehre und möglichst nicht nach auf groß« Reisen schickt, obgleich eben ein solches Verfahren im Interesse des größten Teiles der Menschen unvermeidlich ist. Einer der beliebtesten und häufigsten Meerbewohner ist der Schellfisch, durch Weiße und Festigkeit des Fleisches besonders ausgezeichnet: gerat« er aber leidet durch den Massenfang, bei dem er in Netzen gedrückt, dann an Bord des Dampfers tagelang auf Eis gehalten wird und schließlich noch«ine langwierige Prozedur des Verkauf» und der Verschickung durchmachen muß. Da er trotz allen diesen ihm nach seinem Tode auferlegten Strapazen immer noch sehr gut schmeckt, gehört keine große Einbildungskrast dazu, um sich vorzustellen, wieviel besser er sein mutz, wenn ihm alle die genannten Unaimehnilichkeiten erspart bleiben und er als Angel- fchellstsch genossen werden kann. Älllerdings ist es nicht immer möglich, dieses feinste aller Nordseefischgericht« zu bekommen, da der Schellfisch in nicht müheloser und zeitraubender Arbeft vom Boot auS einzeln mit der Angel gefangen und lebend an Land gebracht werden muß. Die Helgoländer Fischer fahren manchmal hinaus und angeln ihn. Ein Angelschellfisch nimmt es an Zartheit des Ge. ichmackes. an Feinheit der Fleiichkonsistsnz mit jedem Ostendsr Steinbutt auf ich bekenne für meine Person, daß er mir sozrr lieber ist als der Turbat. Er wird nur gekocht gegessen: hat man die Möglichkeit, eine wirklich korrekte mchllose HnHandais«, nicht das übliche gotteslästerliche gelb« Gepansch dieses Namens zu be- kommen, so wird man diese Zusammenstellung der gewöhnlichen Butterbegleitung vorziehen. Ein anderer sehr empfehlenewertes Mecrtier, das während des Juli und August in riesigen Schwärmsn die Nordsee.-ievölkert, ift die M a k r c l e, äußerlich durch ihre wnnderoolle grünblaue Färbung ausgezeichnet. Es ist der beliebteste Sport der Badegäste, vom Segelboot aus Makrelen zu angeln, bei welcher Beschäftigung von Zeft zu Zeit das alt« FrschgebetFiske, biet, Fiek« biet, noch is Tid" aufzusagen ist, obgleich auch ohne diese Beschwörungsformel mit Leichtigkeft jedesmal«in reichlicher Fang zu erzielen ist. Di« Makrele sollte nach meinem Dafürhalte» nur gebraten, niemals gekocht werden: das sehr wohlschiiKckeiide Fleisch isi ziemlich weich und fällt beim Kochen schnell ganz auseinander. Nachmittag» auf den Fang zu gehen und Abends die Malrslm zu vertpeisen, ist eine lehr angsnehme Beschäftigung. Hausfrauen, die während der Ferien eigne Wirtschaft führen, ist zu raten, sie einzulegen oder agch lall mit Aspik zu servieren, wozu eine Tatarsaue« stets willkommen sein wird.

Die Anwohner der Nordsee hegen ein« ganz merkwürdige,-x völlig unverständliche Verachtung für eins der geschmacksreichsten Meertiere, das sich in anderen Ländern einer hohen Wertschätzung erfreut. Der Taschenkrebs, a» der Nordsee Knieper", englischcrab" genannt(nicht mitKrabben" zu verwechseln, di« englisch sljrimps" heißen), kostet in einem Londoner Fischrestauram. dressend", schon zurechtgemacht, serviert, 4 bis 7 Schilling: in Helgoland habe ich vor kurzem vier der prächtigsten Exemplare jür fünfzig Psenlge erstanden. Die Hummers'scher der roten Insel be- nutzen die Kniepers als Köder für ihre Körbe, in denen die kost- baren Schalentier« gefangen werden dann werfen sie sie achtlos fort oder bereiten sie sich selbst einmal auf keiner Speisekarl« sind Taschenkrebte zu finden. Das Fleisch der Scheren ist von zartem nußailigen Wohlgeschmack, das Innere der breiten und flachen Tasche bietet nach Entfernung der schlechten Teil« ein« Art Puroe von voll- «ndeter Pikanten«. Sie werden, wie Hummern, in Salzwasser gekocht und kaft gegessen: ich ziehe sie dem sür vornehmer gellenden Scherenträger«unbedingt vor, sie sind viel seiner und sozusagen meerwürziger. Eine Sauce, etwa«in« Majonnaife, ist vom Uebel. frische Butter dagegen sehr richlig. Eines der Tiere, die den Transport nicht vertragen, ist der Rochen, aus der klassischen Dichtung alsgreuliche Mißgestalt" bekannt, die man ihm auch nicht absprechen kann. Desto besser-st fein Geschmack belchaften: das ganz feste, vollkommen grätenlos« Fleisch erinnert an Hummerscheren, ist aber noch süßer. Niemand nersäume, ihn gekocht mit Petersilienkartoffcln und gelber Butter zu sich zu nehmen, wenn er erhältlich ist. Einige niedliche Spezialitäten, wie der Knurrhohn oder der Seehase, sind als Gesellen kurioser Form des Interesses halber mitzunehmen: die Finkenwärder Fischer, die mit ihren Booten in der Nordsee kreuzen, haben manch- mal welche gefangen und geben si« gern ab. Zum Frühstück am Meer gehören die geräucherten Fische, die Abends eingeliefert werden und am Morgen aus dem Rauchsong kommen: ihre warm« Frische, ihr Aroma, ihre sanfte Fettigkeit bilden«in hinreißendes Ensemble. Alle möglichen Mcerweson finden sich hier zusammen: Schellfisch, Kabeljau, Makrelen. Rochen. Schollen, auch Katzenhoie, di« geräuchert recht gut sind wie all- größeren Fische natürlich in Stücken zubereitet. Allerdmgs ist ihr Fleisch van bedeutend gröberer Art als das der anderen genannten Arten. Am feinsten sind wohl Makrele und Rochen, aber auch Schellfisch ist ganz ausgezeichnet: all« aber können den ins Binnen- land verschickten ohne weiteres vcrgezogen werden. Ein Wort noch für di« Reisenden, die. wie es jetzt immer häufiger geschieht, die Gestade ixe- Mittelmeeres aussuche". Es ist sehr schade, daß vor den appetitlichen Anklagenderfrutu di mare"- Höndlcr von Marseille bis?1eapel und von Venedig bis Brindisi dringend gewarnt werden muß: hinter den Muscheln, Seeigeln, Krabben und.Krebsen lauern Typhus und ander« schön« Dinge. Eine Ausnahm« möchte ich ganz unverbindlicherweis« für Venedig gellen lassen: wenigstens ist mir dort auch im Somnier mit den G a m b« r e t t i, den großen Krabben, die köstlich sind, nie etwas passiert, au.-b nicht mit-eampi" genanten Meevkrebsen aber vor diesen wird neuerdings viel Bo-sich' gepredigt, da Ver- schiedcnes vorgekommen sein soll. Am sichersten ist und bleibt die Languste, die aus die verschiedenste Weise zubereitet, warm oder kalt, in der Suppe, mit Butter oder mit Masonnafte stet? viel B'r- gnügen zu erregen imstande sein wird.