Fünfzehnjähriger Räuber.
Versuchter Raubüberfall eines Lehrlings.
Ein dreister Raubversuch wurde in der vergangenen Nacht von einem 15 Jahre alten Autoschlofferlehrling aus Neukölln unternommen,
Der Junge, der bei seinen Eltern wohnt und Arbeit hat, befindet sich nicht in Not. In der vergangenen Nacht gegen 3 Uhr rief er am Hermannplatz eine Autodroschte an, die von dem Chauffeuer Herbert Münte aus der Kopfstraße 26 zu Neukölln geführt wird. Der Lehrling gab Anweisung, ihn nach der Kronprinzenstraße 110 in Adlershof zu bringen. Dort angelangt, mußte der Chauffeur aber feststellen, daß feine Häuser standen, sondern, daß man sich auf freiem Gelände befand. Der Fahrgast stieg hier aus und fragte, was er zu zahlen habe. Münte beugte sich zurück, um den Betrag von der Zähleruhr abzulesen. In diesem Augenblick faßte der Lehrling in die Tasche, holte ein schweres Schlüsselbund heraus und schlug es dem Chauffeur gegen das Gesicht in der Absicht, die Schläfe zu treffen und den Mann zu betäuben. Er traf statt dessen aber den Mundwinkel, so daß dem Chauffeur mehrere Zähne gelodert wurden. Als der jugendliche Taugenichts merkte, daß sein Opfer nicht betäubt war, ergriff er schleunigst das Hasenpanier. Der Chauffeur setzte ihm rasch entschlossen nach, holte ihn ein und verabsolgte ihm eine derbe Tracht Prügel. Dann band er ihm die Beine zusammen und die Hände auf den Rücken und brachte den Unschädlichgemachten nach der nächsten Bolizeiwache, wo er seine Angaben machte. Der Lehrling K. wird wegen versuchten Straßenraubes der Kriminalpolizei und dem Jugendgericht vorgeführt werden. Der Chauffeur ist zum Glück ohne ernste Berlegungen davongekommen.
Hoffentlich bringt die Verhandlung vor dem Jugendgericht Klarheit darüber, was dieses halbe Kind eigentlich veranlaßt hat, sich auf eine so abschüssige Bahn zu begeben.
Gegen Entrechtung der Kriegsopfer.
Ueberfüllte Protestversammlungen.
Der Reichsbund der Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebenen veranstaltete in Kliems Fest sälen eine Rundgebung gegen den sozialreaffionären Kurs der Regierung Brüning, die so überfüllt war, daß im Nebensaal eine Parallelversammlung abgehalten werden mußte.
Es sprachen der Gauleiter des Bundes Mende und die Gausekretäre Schwarz und Schubert. Gerade in diesen Tagen, so führten sie aus, wo aus Anlaß der Rheinbefreiung mit Worten der Kriegsopfer gedacht wird, werden sie mit Taten vom sogenannten Kabinett der Frontkämpfer im Stiche gelassen. Die Auswirkungen, die bei ihrer Verwirklichung die Absichten der Regierung BrüningStegerwald im Versorgungswesen haben müssen, sind ungeheuer. Möge sich die Regierung hüten, die Berbitterung, die unter ten Kriegsopfern herrscht, noch zu erhöhen! Sie hat die Pflicht, eine menschenwürdige Bersorgung der Kriegsopfer sicherzu stellen. Die Novelle zum Versorgungs- und Verfahrensgesetz darf nicht Wirklichkeit werden. Die bisherigen Frist vorschriften für Kriegsbeschädigte und Kriegereltern müssen unbedingt beibehalten werden. Eine weitere Einschränkung des Spruchverfahrens ist möglich. Vor allem muß jede rein schriftliche Entscheidungs möglichkeit der Spruchinstanzen ohne mündliche Berhandlung ausgeschaltet werden. Der§ 104 des Gesetzes ist in seiner bisherigen Fassung zu erhalten. Wir verlangen von den Reichstagsfraktionen, daß sie jede Verschlechterung des Bersorgungsgesetzes ablehnen. Die Hinterbliebenenversorgung bedarf wesentlicher Berbesserung. Vor allem muß endlich aus Reichsmitteln die Heilbehandlung für die Hinterbliebenen durchgeführt werden. Für die sozialreaktionäre Einstellung der Regierung Brüning- Stegerwald ist bezeichnend, daß nicht einmal die Mittel des Etats für 1929 für den diesjährigen Verforgungshaushalt eingesetzt werden sollen. Es geht nicht an, daß die Durch Arbeits- und Beitragsleistung erworbenen Bezüge auf die Ber forgungsgebührnisse angerechnet werden. Eine restlose Durchführung der Heilbehandlung durch die Krantentaffen unter Ausschluß des Mitwirkungsrechts der Versorgungsbehörden ist unbedingt notwendig. Eine Resolution, die diese Forderungen zusammenfaßt und Reichsregierung und Reichstag zugestellt wird, fand einmütige Annahme.
Es war ein würdiger Augenblid, als sich Tausende von Opfern des Krieges zu Ehren der Opfer der Arbeit, der Toten und Hinter bliebenen von Neurode, in ernstem Gedenken erhoben.
Pariser Warenhaus in Flammen. Bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Paris , 12. Juli.
In dem Warenhaufe Nouvelles- Galleries auf dem Boulevard Bonne- Nouvelle brach um Mitternacht ein Brand aus, der so schnell um sich griff, daß in furzer Zeit das Riesengebäude in Flammen stand. Troß der Bemühungen der eiligst herbeigerufenen gesamten Parijer Feuerwehr konnte das Warenhaus nicht gerettet werden. Es brannte vollständig nieber. Die Feuerwehr mußte fich darauf beschränken, die Nachbargebäude zu schühen. Bei den Löscharbeiten wurden mehrere Feuerwehrleute verleht. Ueber die Brandursache ist noch nichts bekannt.
Die Nouvelles- Galleries erstrecken sich vom Boulevard BonneNouvelle mit der Rückfront bis auf die bekannte Geschäftsstraße Rue Léchiquier. Sie liegen in dem Stadtviertel, in dem die meisten Engrosgeschäfte etabliert sind. Excelsior schätzt den Schaden auf mehrere 30 millionen Francs. Die Kundschaft des Warenhauses setzte sich vor allem aus dem kleineren Mittelstande zujammen. Das Feuer brach furz nach Mitternacht anscheinend infolge Kurzschlusses in der Möbelabteilung aus. In kurzer Zeit bildete das vierstöckige Gebäude, das eine ganze Straßenbreite bedeckt, ein ein ziger Flammen meer. Die Feuerwehren aus ganz Paris trafen an der Brandstelle ein und bekämpften das Feuer aus 30 Rohren. Den, Höhepunkt erreichte die Feuerbrunst, als gegen 2 Uhr der Wasserdruck nachließ und die Sprigen vorüberge hend verfagten. Die Häuser der anliegenden Straßen die durch Funtenflug start gefährdet waren, wurden auf polizeiliche An ordnung geräumt. Kurze Zeit barauf brach der Dachstuhl bes Barenhauses zufammen. Ein Teil der Mauern stürzte ein. Ein großer Steinblod fiel auf eine Motorsprige. 3wei Feuerwehrleute wurden schwer, ein dritter leicht ver. legt. Am frühen Morgen standen von dem riesigen Gebäude nur noch die Umfaffungsmauern. Der Schaben beläuft sich nach den ersten Schägungen auf 20 bis 30 Millionen Franten.
Gold durch die Luft. 6900 Kilo Gold trafen auf dem Luftwege in Baris ein. Das Gold, das für die Bant von Frankreich bestimmt ift, wurde von zwei Banten in Amsterdam perfrachtet,
Mit einem Male war's geschehen.
Vom Leben und Sterben der Kumpels.
Besonders in den dunklen Winternächten leuchten sie weit, die hohen, roten Fackeln, die da im Lande stehen. Schon vor Freiburg leuchten und lodern die ersten, glühen und tanzen um Altwasser, um Waldenburg herum, flackern noch weit hinter Neurode, da oben an der ,, Eule".
Abziehende, verbrennende Grubengase aus den Wettermaschinen? Glühende Retorten? Schlackenhaufen? Oder Totenfackeln? Heute sind's wohl Totenfackeln.
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Durch das ungeheure Rohlenbecken rollen die Züge mit der Frühschicht. Kumpels. Sie stehen dicht gedrängt. Zum Sitzen ist Frühschicht. Kumpels. Sie stehen dicht gedrängt. Zum Sitzen ist zu wenig Platz, denn ihrer sind viele. So ist es auch wärmer. Denn besonders im Winter, um 4 Uhr morgens, da ist es falt im schlecht geheizten Wagen. Besonders dort oben in den Bergen, nicht wahr? Die Kumpels sind sehr schlecht angezogen, was sollen sie auch mit einer guten Kluft dort unten wenn sie überhaupt eine haben. Sie sind nicht rafiert. Wozu auch. Dort unten? Die Rumpels sind ,, Usinger", ihre Sprache ist schmer zu verstehen. Einzelne Worte fliegen: Hoot's nimme!"„ Kreizgemille!" Solt amole mei Tobich!" Bereinzelte, Pierruns" sind darunter und auch Ruhrleute. Die Kumpels sind in mittleren Jahren oder ganz jung. Alte Leute gibt's dort nicht. Warum nicht? Ja schlagende Wetter, Grubengas, Gesteinschlag, ach das sind ja alles nur Kleinigfeiten aber die Tuberkulose!! Die Lungen sind voll Kohlenstaub, ,, a Orbeet is schwaar, und a Frau und zwee Kindla und blus vier Mork us a Tog, wie full mon do laba?"
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Es ist ein ,, a sun schiener Summertich ize draußen", aber in der Grube ist es dunkel, auch am hellsten Mittag. Sicherheitslampen leuchten. Es pfeift 2 Uhr. Die Preßluft in den Schläuchen hört auf zu zischen. Das Kreischen der Drehbohrer wird einen Augenblic unterbrochen, das Rollen der Züge verhält. Stille. Der
Etikettierte Natur.
Der Naturpfad in der Bredowschen Forst.
Die gedörrte, fein etikettierte, mit Eifer und Sorgfalt zusammengestellte Sammlung war früher der Stolz der Museen. Inzwischen fopiert man in geschickten, lebenswahren Zusammenstellungen, mit mehr oder weniger Erfolg, die Natur. Doch weiß heute jeder Museumsdirektor, soweit er Gegenwartsmensch ist, daß er nicht nur die Pflicht hat, wertvolles Lehr- und Anschauungsmaterial gut über fichtlich zu ordnen, sondern, daß er darüber hinaus das Interesse für ſein Wissensgebiet wecken muß. Dieses Problem geht alle Nationen an und jedes Land sucht es von sich aus zu lösen.
letzte Schuß von Ost fracht, dröhnt. Stille. Langjam fressen die schweigenden Wettermaschinen den dicken Staub.
Die Förderschale saust, das Riesenrad des Förderturms rollt eilig eiligeilig. Die Drähte fingen. Schicht. Ihr Ingenieure, ihr Obersteiger, ihr Beamten: Habt ihr feine gefährlichen Anzeichen gesehen, nichts wahrgenommen? Keine Kohlensäure nachweisen tönnen, teine Schlagwetter? Nein, nichts, es ist alles wie gewöhnlich.
Ihr Kumpels: Habt ihr nichts bemerkt? Ist nicht der stille, graue fleine unbekannte Mann vorübergekommen, der niemand mit seinen toten Augen anblickt, der eine Lampe in der Hand trägt, deren Flämmchen blau über dem Schutzgitter schwebt? Hat nicht unten im tiefsten Schacht, ein riefiger Bergmann mit flammend rotem Bart gestanden und euch warnend euren Achtungsruf ,, uba, uba" zugerufen?
Nein, ihr glaubt ja auch nicht mehr daran, weder an den Rübenzagel" noch an den toten Bergmann ". Ihr seid ja aufgeklärt. Oder glaubt ihr doch noch heimlich daran, ganz tief drinnen? Ihr seid doch Bergleute.
Aber ganz gleich! Es geschah nichts! Nichts? Doch. Mit einem Male war's geschehen. Wie ihr gingt und standet, lagt ihr an euren Geräten. Der Häuer mit der Picke vor Ort, der Maschinist neben der Maschine. Ueber, unter-, nebeneinander. Und ihr müßtet vielleicht nicht einmal, daß es geschehen war. Da lagt ihr wie gemäht. Plöglich, tückisch, schweigend war es gekommen. 150, einhundertfünfzig Kumpels.
Ihr Soldaten: Das sind zwei Maschinengewehrkompagnien! Ihr Lehrer: Das sind vier Volksschulklassen!
Ihr Fabrikherren: Das ist die Belegschaft einer mittleren Fabrit! Ihr Abgeordneten: Das ist der halbe Reichstag. 150 Menschen über- und unter- und nebeneinander.
interessanten jungen Frau ihren Charme lieh, bis zu dem würdigen Präsidenten des Oskar Homolka , dem etwas überfandidelten Berteidiger Otto Wallburgs und dem etwas ironisch gezeichneten Staatsanwalt Gustav Gründgens '. Auch die zahlreichen Nebenfiguren waren mit flugem Bedacht besetzt. Vor allem soll der Landstreicher des Kurt Lilien gebührend hervorgehoben werden. Die Geschworenenbank und das zahlreiche Publikum wurden in immer neuer Beleuchtung gezeigt.
Das Wort, das von lauter guten Sprechern bedient wurde, spielte die Hauptrolle; aber das filmische Bild illustrierte es und gab ihm die Perspektiven der Wirkung.
D.
" Das Geheimnis vom Königssee".
Film.
Schauburg.
Bei diesen Lösungsversuchen fam das Museum für Naturgeschichte in New York auf den Gedanken, einen„ Naturpfad" einzurichten, das heißt, einen natürlichen Pfad für naturkundliche Dieser Film, der den Untertitel ,, Der Mönch von Sankt Belehrung des Publikums zu benutzen. Diese Naturpfade fanden in Bartholomä " trägt, wird teine Ehrenrettung für den stummen Amerika fofort Anerkennung und Nachahmung. Heute bestehen Tausende solcher Pfade und viele Bereine, mögen ihre Mitglieder nun Wandervögel oder Pfadfinder sein, drängen sich, einen eigenen Naturpfad zu haben. Das bedeutet freilich nicht, daß sie ihn als Privateigentum betrachten, sondern daß sie ihn für die Belehrung der Allgemeinheit mit Schildern versehen.
Das ist bestimmt ein gangbarer Weg, Naturinteresse in weiteren Kreijen zu weden, weshalb auch das Berliner Museum für Kreisen zu wecken, weshalb auch das Berliner Museum für Naturkunde und die-Staatliche Stelle für Natur. denkmalpflege in Breußen in der Bredowichen Forst einen solchen Pfad einrichteten. Wenn man auf ihn geForst einen solchen Pfad einrichteten. Wenn man auf ihn gelengen will, muß man vom Bahnhof Finkenfrug rechts von der Bahn am Waldrand in der Richtung auf Briefelang entlanggehen und beim Bahnwärterhaus die Bahn überschreiten. Eine Tafel meist auf ihn hin. Man wird dort über die Pflanzen und auch über die Tätigkeit der Tiere unterrichtet. Da heißt es z. B.:,,Diese kleine Gruppe des Bergahorns ist nicht angepflanzt, sondern hat sich vor acht Jahren hier selbst ausgesät." Die weißen Flöckchen auf dieser Nessel sind Tiere. Es ist die Nesselwachslaus, die ihren Körper mit ausgeschiedenen meißen Wachsfädchen überdeckt hat." Körper mit ausgeschiedenen meißen Wachsfädchen überdeckt hat." ,, Die vor uns liegende Düne besteht aus nährstoffarmem Sand. Der auf ihr wachsende Eichenbestand ist deshalb troß seines 65jährigen Alters fümmerlich geblieben."., Diese Rüsternblätter sind durch einen grünen Rüsselkäfer im Monat Mai zerfreffen worden."
Dadurch wird nicht nur auf Tiere und Pflanzen in der Natur hingewiesen, sondern es werden zugleich für das Geschehen in der Natur die Augen geöffnet. Man fann nun gespannt sein, wie die Berliner auf diesen Naturpfad reagieren. Wird er nach seinem Befenntwerden den ersten Sonntag überstehen? Werden Besucher, wie es in den Museen unbegreiflicherweise immer wieder vorkommt, fich zum Andenken die Schilder mit nach Hause nehmen? Werden irgendwelche Vormißigen aus Schabernad die Schilder vertauschen? Oder werden sich ausnahmslos alle Berliner herzlich freuen? Das wäre gut und wünschenswert.
„ Hokuspokus." Gloriapalaft.
Erna Büsing.
Kann man ein so entzückendes Theaterstück wie„ Hokuspokus" von Kurt Goetz , dessen ganze Wirkung auf dem wizigen und geschliffenen Dialog beruht, in einen Tonfilm verwandeln? Kann ein Tonfilm ganz auf den Dialog aufgebaut werden, ohne daß das Bilbliche erstarrt und die Handlung versandet? Die Uraufführung im Gloriapalast bejahte in ihrem Erfolg beide Fragen aufs deutlichste. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine Schwurgerichtsverhandlung, in der der Staatsanwalt einer jungen hübschen Frau mit allen Raffinements seines Berufes den Mord an ihrem Mann nachweisen will. Immer dichter zieht sich das Netz um die sich ungeschicht verteidigende Frau; aber da das Ganze auf einen leichten, ironischen Ton gestimmt ist, ist der Zuschauer sicher, daß sie nicht der Schuldige ist. Seltfame Borgänge, die sich vor der Verhandlung in der Wohnung des Staatsanwalts abgespielt haben, haben ihn zudem schon beruhigt und über die Unsinnigkeit eines bloßen Indizienbeweises aufgeklärt. Ja, der Mann der jungen Frau ist und bleibt verschwunden, und findet sich erst am Schluffe der Berhandlung mieber ein, nachdem feine Bilder burd) bie Genfation bes Brozeffes zu fostbaren Anlagewerten geworden sind, und lärt den Fall auf.
In der Hauptsache spielt sich die ganze Geschichte im Schwur. gerichtssaal ab. Die Kunst des Regiffeurs Gustav Heidy bestand barin, ihn in immer neuen Aspekten zu zeigen. Da die Dialoge ihre vorwärtstreibende Kraft und sozusagen ihren Spannungsreiz wie im Drama behalten haben, gelang es wirklich; um so mehr, da die Belegung eine ausgezeichnete war. Bon Willy Fritsch , der den jungen Künstler sehr frisch gab, und Lilian Harvey , die der
In einem lockeren Manuskript wird vom Mosner Lenz erzählt,
einem armen, hitzköpfigen Holzfäller, der nichts von der Kirche wiffen
mill und höhere Löhne usw. verlangt. Aber der mildherzige Pater
Antonius und des Holzfällers schönes Weib bringen den Rebellen auf un den rechten Weg zurück. Als dann das verloren geglaubte Kind in des Baters treuer Hut wieder auftaucht, wird auch der liebe Gott belohnt, bu denn der Holzfäller glaubt wieder an ihn.
Dieses Trattätchen eignet sich allenfalls für eine Sonntagnach mittagsvorstellung eines katholischen firchlichen Bereins. Aber vie leicht hätte auch dieser Bedenken, weil zu wenig innere Wahrheit und vor allen Dingen gar teine leberzeugungskraft in dem Manuskript liegt. Für einen größeren Kreis tommt der Film überhaupt nicht in
Frage.
Charles Willy Kaiser, einst eine Größe der Leinwand, spielt den Mönch. Er wird so herausgestellt, daß man sein Berschwinden aus dem Film gerade nicht bedauert. Grit Said ist beJorgt um das eigene schöne Aussehen, weiß Ferdi kommt gar nicht zur Geltung und Harald Gielen, ein frisches, talentiertes Kind, wird peinlicherweise als Jackie Coogan - Kopie verbraucht.
,, Sag' es mit Liedern." Home Capitol.
e. b.
Der deutsche Filmmarkt ist in eine seltsame Situation geraten. Die Auslandskonkurrenz hat so gut wie aufgehört. Stumme Filme werden bei uns nur noch wenig hergestellt, der Tonfilm ist maßgebend. Aber die Russen können noch keine Tonfilme liefern und die Amerikaner dürfen es nicht wegen der Patentstreitigkeiten. Die Pariser Tonfilmkonferenz, die feit Wochen tagt, ist immer noch zu feinem entscheidenden Beschlusse gekommen. Welche Stufe der Ionfilm inzwischen in Amerika erreicht hat, wissen wir hierzulande nicht, da wir neuere amerikanische Tonfilme nicht zu sehen bekommen. Jetzt ist zwar einer durch die Sperre der Patentschwierigkeiten zu uns durchgedrungen, weil seine Hersteller ein Abkommen mit den Deutschen getroffen haben. Aber er bedeutet leider nichts Neues für uns. Al Jolson wurde uns seinerzeit in feinen damals schon einige Jahre alten Filmen vgeführt( ,, Der fingende Narr" und Der Jazzfänger"). Es waren die ersten amerikanischen Tonfilme, die zu uns gelangten, und sie machten schon deshalb Eindruck auf uns, ganz abgesehen von der sympathischen Persönlichkeit des populären Sängers. Aber schon damals ging uns die übertriebene Sentimentalität auf die Nerven. Sag' es mit Liedern" iſt eine völlige Wiederholung des Singenden Narren". Die Liebe des Baters zu seinem Kinde ist das Hauptthema und wird in endlosen Variationen ausgespielt. Der Bater ist jetzt Schlagerkomponist und Radiosänger, und so erschallt denn sein Gesang bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. Am Bett des Kindes, bei der Radioaufnahme, im Zuchthaus, wo er eine Strafe wegen eines aus Eiferfucht begangenen Totschlages abfizt usw. Gewiß vibriert die Stimme Joljons von Gefühl; Sehnsucht, Wehmut und schluchzender Schmerz flingen ergreifend darin wider, aber die Spekulation auf die Tränendrüsen ist diesmal boch so übersteigert, daß der Beifall zum Schluß gering war. Filmisch bedeutet dies neue Singstüd teinerlei Fortschritt. Die breiten Dialoge, die uns wieder englisch mit baraufgelegten deutschen Terben geboten werden, die vielen Sologefänge mirten trog Jolfons marfanten Gebärdenspiels und feines wiegenden Körperrhythmus start hemmend in der Entwicklung der Handlung und bieten filmisch faum Interesse.
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Es wird Zeit, daß der deutsche Film wieder eine wirtliche Ronkurrenz bekommt, damit er nicht auf seinen Operettentorbeeren einschläft.
D.