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EnSpi irit seinerRolonialpolitü* gewesen ist. Die neue Nuctericige ist nämlich nicht eine Fortsetzung der früheren Niederlagen, sondern sie wurde den Italienern von einem Feind zugefügt, der mit den Abessyniern gar nichts gemein hat, nämlich von den Derwischen, die Abessyuien für den Islam gewinnen möchten. In seinem Größenwahn hat es Crispi also nicht blos mit einem, sondern mit zwei Feinden zu gleicher Zeit aufgenommen, von denen jeder einzeln den Italienern in Afrika   überlegen ist. Und dieses wahnsinnige Unternehmen nur, damit Herr Crispi ein paar Jahre länger seiner Raub- und Herrsch- sucht fröhnen konnte. Zlfrika ist von jeher� den Europäern verderblich ge- wcseu, und in neuerer Zeit hat es alsKolonial falle" schon unsägliches Unheil gebracht. Die furchtbare Lektion, welche die Italiener soeben erhalten haben, scheint die sonst klugen Engländer doch nicht vorsichtig genug gemacht zu haben. Es kommen sehr ungünstige Nachrichten über die anglo- egpptische Expedition nach Dongola  . Die Truppen seien zu weit verzettelt, die Egypter nicht zuverlässig, die Derwische weit stärker, als man angenommen habe. Kurz eine Katastrophe, wie sie weiland Hicks- Pascha betroffen, dessen Armee aufgerieben wurde, sei für die ähnlich organi- sirte Expedition unter General Kitchener zu befürchten. Chronik der Majestätsbeleidignngs- Prozesse. Ueber ein eingestelltes Strafverfahren wegen Majestätsbeleidigung wird demHamburger Echo" aus Elmshorn   berichtet: Wie wir seinerzeit mitiheillen, denunzirte der Schuhmacher Härtung, offenbar aus Rachsucht, vor einiger Zeit unseren Parteigenossen G r o t h wegen Majestäts- beleidigung. Groth war früher im Logis des Härtung, zog dann aber fort und wurde nun denunzirt und darauf verhaftet. Nunmehr erhielt Groth vom Ersten Staatsanwalt Uhde in Altona  die Mittheilung, daß das Strafversahren gegen ihn eingestellt sei. Ob nun gegen Härtung wegen'wissentlich falscher Denunziation vorgegangen wird? Wegen Majestätsbeleidigung, begangen nach Ansicht des Gerichts durch Veröffentlichung des LeitartikelsZur Kaiserrede" in derThüringer Tribüne" vom S. September, wurde in Erfurt  der Redakteur Güldenberg zu 3 Monaten Gefängniß ver- urtheilt. « Deutsches Reich  . Unsere Berichterstattung über die sozial- demokratischen Parteitage und Gcwerkschafts- k o n g r e s s e findet nicht den Beifall derNational-Zeitung". Wir schreiben freilich auch für ein anderes Publikum, wie die fierrei, am»ationalliberalen Organe. Diese berichten blos über tebensächlichkeiten aus unserem Parteileben und machen dazu ihre bekannte, aus kurzsichtigen und verleumderischen Aper gus bereitete Sauce, während aus unseren Berichten sich jeder Leser ein klares Bild von den Vorgängen machen kann. Ueber die Form der Vorladungen zu Terminen vor dem Amtsvorsteher hat, wie die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet, der Minister des Innern unter dem 13. Februar Entscheidung getroffen. Zwei Personen waren zu einem solchen Termine in der Weise vor. geladen worden, daß ihnen der Gemeindebote je eine an den Gemeindevorstand gerichtete Verfügung des Amtsvorstehers vor- zeigte, wonach sie unter Androhung von Zwangsstrafen auf- gefordert werden sollten, sich zu ihrer Vernehmung an einem näher bezeichneten Tage bei dem Amlsvorsteher einzufinden. Die Verfügungen wurden den vorgeladenen Personen nicht be- lassen, vielmehr sofort von dem Gemeindeboten wieder an sich genommen. Ein derartiges Verfahren ist aber, wie das Ober-Verwaltungsgericht wiederholt zutreffend dar­gelegt hat, nicht geeignet, die im Landesverwaltungs- gesetze vom 30. Juli 1833 ausdrücklich angeordneteschriftliche Androhung", die immer der Festsetzung einer Strafe vorhergehen muß, zu ersetzen und befindet sich daher mit dem bestehenden Rechte nicht im Einklänge. Unter diesen Umständen konnten die auf grund der erwähnten Verfügungen erfolgten Strasfestsctzungen nicht aufrecht erhalten werden und hat der Minister Anweisung zu ihrer Aufhebung ertheilt. DierevolutionärePaulSkirche. DemVolk" schreibt man aus Frankfurt   a. M.. das H o f m a rs ch a l l a m t daselbst habe den Vorschlag des Oberbürgermeisters Adickes  , daß der Kaiser bei seinem Besuch in Frankfurt   die Paulskirche be- suche, deswegen abgelehnt, weil diese Kirche zu revolutionär an- gehaucht sei. In der Paulskirche   tagte bekanntlich die deutsche Nationalversammlung 1848 und I84S. In derselben Paulskirche wurde auch derrevolutionäre" Beschluß gefaßt, dem König von Preußen die deutsche Kaiserkrone anzubieten, bemerkt dieFrei- sinnige Zeitung" dazu. Die Reichstags-Ersa tz'w ahl in Ruppin- T e m p l i n ist nach dem Amtsblatt der Regierung zu Potsdam  auf Donnerstag, den 21. Mai festgesetzt worden. Das ist der Donnerstag unmittelbar vor Pfingsten. Als Kandidaten für Ruppin-Templin hat die freisinnige Volkspartei den Amtsvorsteher und Gutsbesitzer L e s s i n g auf Meseberg   bei Gransee   aufgestellt. Aus Düsseldorf   wird derVolks- Zeitung" ge- schrieben: Ueber das ganze hier garnisonirende 39. In- fanterie-Regiment ist strengster Kasernenarrest bis aus weiteres verhängt, weil eine Anzahl Soldaten ohne Urlaub während der Feiertage in die Heimath gereist war. Ei» Theil derselben wurde bereits auf dem Bahnhof in Neuß   fest» genommen, ein großer Theil hat sich überhaupt noch nicht ein- gestellt. Als eine Patrouille auf dem Neußer Bahnhof erschien, entfloh ein Theil der Flüchtlinge.   Wie wird es nun erst den eiiigefangenen freiwilligen Urlaubern ergehen? Essen, 3. April. Das gegen den Generaldirektor Köhler in Bochum   eingeleitete Ermittelungsverfahren wegen Meineids- Verdachts, der sich auf den Bochumer   Slempelprozeß gegen Baare und Konsorten begründete, ist« i n g e st« l l t, da nach Vernehmung zahlreicher Zeugen sich Anhaltspunkte für den Verdacht nicht er- geben haben. Die Kosten des Verfahrens sind der Staatskasse zur Last gelegt worden. Bremen  , 8. April. Die Bürgerschaft genehmigte mit großer Majorität die Aufnahme einer dreiprozentigen An- leihe im Betrage von 40 Millionen Mark, sowie die Kon» vertirung der 3�sprozentigen Anleihen von 1373 und 1885 zum 1. August 1896, München  , 9. April. Dem Landtag ist eine Nachtrags- forderung zugegangen, welche durch die Reformen im Sicherheitsdienste bei der Polizeidirektion in München  veranlaßt ist. Neu gefordert wurden: 1 Polizeirath, 5 Aspiranten und 2 Funktionäre für eine Verstärkung des Dienstes des Sicherheitsbureaus, ferner 40 neue Gendarmeriemannschaften und zwar 2 Sergeanten, 4 Stationskommandanlen und 34 Gendarmen. Die Gesammtsumme des Nachtragspostulats beträgt pro Jahr 62 723 M Die 40 neuen Gendarmen sollen verwendet werden als Detektivs, in der Regel in Zivil- k l e i d u n g gehend und fortwährend zur Verfügung der Polizei- direktion stehend. Für die nächste Finanzperiode ist eine weitere Vermehrung der Gendarmerie in Aus- ficht genommen. Der Fall Stenglein, der zuerst in derLeipziger Volkszeitung" erwähnt worden war, wird in der regierungs- freundlichenStraßburger Post" in folgender Weise zu ent- schuldigen versucht: 1. Das Vorkommniß, auf welches das sozialdemokratische Blatt besonderes Gewicht legt, datirt aus dem Jahre 1885, so daß ein strafrechlliches Einschreiten, wenn überhaupt ein dazu geeigneter Thatbestand vorhanden war schon wegen eingetretener Verjährung nach geltendem Rechte nicht mehr in Frage kommen konnte. 2. Im richterlichen Disziplinarverfahren können die Landes- geeichte auf strengere Strafen als zeitweilige Dienstenthebung und Strafversetzung überhaupt nicht erkennen, während auf Ab- setzung nur das Reichsgericht erkennen kann, nachdem ein auf zeitweilige Dienstenthebung lautendes Erkenntniß des Oberlandes- gerichts ergangen ist. Daraus ist zunächst zu ersehen, daß das halbamtliche Organ die Richtigkeit der Mittheilung zugiebt. Das ist die Haupt» fache. Die angegliederten Entschuldigungsversnche rechtfertigen es immer noch nicht, daß der so belastete Richter von dem Disziplinargerichtshof einer Versetzung in ein gleich hohes Amt für würdig erachtet wurde und daß die Staatsanwaltschaft auch damals nicht ein Einschreiten gegen ihn auf dem gewöhn- lichen Rechtswege für nöthig hielt. DieLeipziger Volks- zeitnng", der wir das obige Zitat aus derStraßburger Post" entnehmen, hält es für angebracht, daran eine Beschwerde zu knüpfen, daß wir bei unserer ursprünglichen Er- wähnung des Falles Stenglein nicht auch dieLeipziger Volkszeilnng" als Quelle erwähnt hätten. Wir machen unsererseits nicht den Anspruch geltend, daß sozialdemokratische Parteizeitungen bei jeder demVorwärts" entnommenen Notiz unser Blatt als Quelle angeben. Auch dieLeipziger Volkszeitung" hat oft genug denVorwärts" ohne Quellenangabe benutzt. Wir meinen, daß das Leipziger   Parteiorgan gerade jetzt wirklich Wichtigeres zu thnn hätte, als eine solche gleichgillige Sache zur Anrempelung desVorwärts" auszunutzen. Tropenkoller in Mannheim.  Am vorigen Sonnabend Abend, so schreibt dieMannheimer Volksstimme", trug sich aus dem Mannheimer Schloßplatz ein wahrhaft em- pörender Auftritt zu. Ein fünf- bis sechsjähriges Bübchen, ein Sohn des Herrn Schreinermeisters Josef Sommer, spielte daselbst mit einem Zigarrenkästchen, in dem es Sand und Gras zu einem Neste für seinenOsterhasen  " holte und stieß dabei unversehens a» einen Herrn, der mit einer Dame am Arm den Platz passirte. DieseBeleidigung" undBelästigung" versetzte den Herrn in helle Wuth. Er ergriff das Kind und stumpte das- selbe etwa fünf- bis sechsmal niit dem Kopfe derart auf dem Boden, daß dem armen Kinde das Blut aus Mund und Nase strömte und allemAn schein nachdasNasen- dein zerquetscht wurde. Ein Arbeiter, der Zeuge dieser rohen Mißhandlung war, eilte herbei und entriß das arme wehrlose Kind den Händen seines Pcinigers. Da dies nicht ohne zahlreiche Stöße abging, welche der mit recht empörte Arbeiter dem Herrn verabfolgte, eilte letzterer zu einem in der Nähe stehenden Gendarmeriewachtmeister sund beschwerte sich in ent» rüstetem Tone, warum derselbe ihm nicht zu Hilfe gekommen sei, als er von dem Arbeiterangefallen" worden wäre. Als der Angeredete seine Entrüstung über die Mißhandlung des Kindes aussprach, fragte der Herr:Wissen Sie nicht, wer ich bin? Ich bin der kaiserliche Regierungsrath Dr. B u m i l l e r." Das Kind wurde von dem Arbeiter aufgehoben und auf die Polizeiwache getragen, woselbst man es wusch und nach Eruirung des Namens in die elterliche Wohnung überführte, woselbst es, wie wir hören, jetzt krank zu Bette liegt. Herr Dr. Bumiller ist einer unserer Kolonial- Helden, ein vielgefeierter Kollege der Leist, W e h l a n und Peters, als dessen N a ch f o l g e r man ihn in letzter Zeit vielfach nannte. Die Befähigung zu dieser Stellung hat er durch das Debüt, das er am Sonnabend Abend auf dem Mannheimer Schloßplatz zum besten gab, glänzend erwiesen. Oesterreich. Wie», 9. April. Die Wahl des Bürgermeisters ist aus den 13. d. M. anberaumt. Ungarn  . Das Abgeordnetenhaus akzeptirte heute auf Betreiben Kossuth's  . eines der Führer der äußersten Linken, die Niederlegung des Mandats des als Falschspieler ent- la roten Rechtsanwalts und Abgeordneten Bado, der der äußersten Linken angehört; im letzten Moment wollteB abo das Mandat zurücknehmen. Es ist dies begreiflich, giebt es doch im ungarischen Abgeordnetenhause auch Leute, denen weit ärgeres nachgesagt wird, als daß sie blos im Kartenspiel nicht ehrlich sind. Di« Untersuchung gegen den Poliz eirath C h u d y ergab, nach derFrankfurter Zeitung  ", daß er seit Jahren Amtsgelder veruntreut habe. Konstatirt sind 25 Fälle mit über 12 000 Gulden. Chudy ist unter strenge Be- wachung gestellt. Durch die Untersuchung werden noch zwei hohe Polizeibeamte kompromiltirt. Wenn wir nicht irren, ist der polizeiliche Ehrenmann bis vor kurzem mit der Ueberwachung der Sozialdemokraten betraut gewesen. Er hat auch ein aus polizeilichen Quellen stammendes und im polizeilichen Geiste ge- schriebenes Buch über die ungarischen Sozialdemokraten ver- öffentlicht. Schweden  . Stockholm  , 9. April. Nachdem der Kommissionsantrag, den Zeitpunkt des Inkrafttretens der am 21. März vom Reichs- tage angenommenen Erhöhung des Zolles auf Schweinefleisch durch gemeinschaflliche Abstimmung festzusetzen, von der zweiten Kammer heure verworfen ist, tritt der erhöhte Zoll vom 1. Januar 1397 ad in kraft.  - Frankreich  . Paris  , 9. April. Der Ministerrath beschäftigte sich heute mit den Madagaskar  -Angelegenheiten. Der Gesetz- entwurf, betreffend die Konzession von Bergiverken, wird demnächst veröffentlicht werden. Aus einigen Gegenden Madagaskars   werden Unruhen gemeldet. Der General- resident Laroche hofft indessen, daß in Zukunft unter den Fremde» und den Eingeborenen das Gefühl völliger Sicherheit Platz greifen werde. Mehrere Minister halten es für möglich, auf das Votum des Senats betreffs des Kredits für Madagaskar   nicht Rücksicht zu nehmen und die bis zum 19. Mai, dem Tage des Wiederzusammen- tritts der Dcpntirtenkammer, nothwendigen Ausgaben zu machen. Der Ministerpräsident Bourgeois hält es zedoch für besser, die Kammer einzuberufen, damit sie sich über die Kredite äußere und dadurch zeige, daß die Kammer nicht die Rechte des Senats mißachten wolle, indem sie sich bis zum 19. Mai ver- tagte. Spanien  . Madrid  , 3. April. Die Republikaner   wollen eine Protestversammlung gegen den Beschluß des anierika» nischen Kongresses betreffend die Anerkennung der kubanischen   Aufständischen als krieg- ührende Partei veranstalten. Wie es heißt, wird die Regierung jede Versammlung im Freien untersagen. Drei Kompagnien Genietruppen sind heule von hier unter lebhaften Kundgebungen der Bevölkerung nach Kuba   ad- gegangen. Perfien. »�Ein gefährliches Geschenk. Der Kaiser von Rußland   will dem Schah von Persien anläßlich seines fünfzig- jährigen Regierungsjubiläums eine Batterie Krupp  'scher Feld- �schütze mit Munition senden, in der Erwartung wohl, daß die Freundschaft mit Persien   und die gemeinsame Feindschaft gegen ßngland die Brauchbarkeit der Kanonen überdauere. Vielleicht gehen aber die Kanonen einmal gegen Rußland   loS, ähnlich wie die von den Italienern an abessynische Ras geschenkte Kanonen. Amerika. Kubanisches. Eine spanische RegierungSdepesche auS Havannah bestätigt, daß Palma von einer Schaar Aus- ständischer unter Maceo angegriffen wurde. Die Aufständischen wurden zurückgeschlagen, wobei 39 derselben fielen und 30 ver- mundet wurden. Das KanonenbootGaviota" hat ein den Aus- ständischen gehöriges Schiff weggenommen. Afrika  . Aus Pretoria   wird gemeldet, daß in der Sitzung des Landdrosteigerichts vom 8. April, das die Voruntersuchungen führt, beschlossen wurde, alle Mitglieder des Johannes- burger Reformkomitees unter der Anklage des H o ch- verraths vor Gericht zu stellen. Die Verhandlung wird bei der nächsten Tagung des Höchsten Gerichtshofes erfolgen. Die Entscheidung über die Frage der Bürgschaft behielt sich der Landdrost vor. Damit nicht Richter der Republik   die Unter» suchung gegen die Mitglieder des Reformkomitees führen. hat die Regierung Vorkehrungen getroffen, daß der frühere Richter im Oranje-Freistaat   Gregors wsky die Untersuchung leite. Vom Matabili-Aufstand. Aus Bnlnwayo wird gemeldet, daß die berittene Truppe Gifford's am 7. April die Matabili angriff und sie zurückwarf. Gifford wurde schwer, drei Soldaten wurden leicht verwundet. Die Regierung der südafrikanischen Republik hat vom Staatssekretär Chamberlain die Mittheilung erhaltendes sei nicht beabsichtigt, noch mehr englische Truppen nach Südafrika  zu senden. Damit sind die von den englischen Chauvinisten- blättern verbreiteten beunruhigenden Gerüchte beseitigt. Asien  . Amsterdam  » 9. April. Eine Depesche desHandelsblad" aus Balavia meldet: Die holländischen Truppen, welche die Posten Bilul und Lamkungit besetzt hielten, sind befreit worden. Ein Hauptmann und neun Soldaten wurden getödtet, ein Lieutenant und 28 Soldaten verwundet. General Vetter stürzte vom Pferde und erlitt eine Quetschung, hat aber den Oberbefehl beibehalten. Der Verlust der Holländer bei diesemSiege" ist augenscheinlich sehr bedeutend. Dem Abgeordnetenhause soll in der nächsten Woche auch das Anleihegesetz für den Neubau der Charitee zugehen. Die Vensegung in der Vonfekkrons�InduPkvir. Von den Berliner   Konfektionsindustriellen sind nach den amtlichen Aufstellungen des amerikanischen   Generalkonsulats im ersten Viertel dieses Jahres für rund 700 000 M. fertige Mäntel und Kostüme nach den Vereinigten Staaten   ausgeführt worden, gegen 1 Million Mark im vorigen Jahre. Der Ausfall von 300 000 M. wird auf den Konfektionsarbeiter-Streik zurück- geführt. Beim Export nach England soll der Verlust noch größer sein. Umsomehr haben die Berliner   Konfektionäre Ur- fache, durch tarifmäßige Bezahlung der Arbeiter und Arbeiterinnen zu verhüten, daß diese wieder zu der Waffe des Streiks greifen müssen. Die Regelung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse in der Herren- und Knabenkonfektion beschäftigte gestern das Einigungsamt. Die Sitzung, zu der die Vertretungen der Konfektionäre, Zwischenmeister und Arbeiter und Arbeiterinnen geladen waren, fand im Bürgersaale des Rathhauses unter dem Vorsitz des Magistratsassessors v. Schulz statt. Die Berhand- lungen wurden eingeleitet durch ein Referat des Herrn Weigert über das Resultat der bisherigen Beweis- erhebungen, betreffend die Verhältnisse in der Herren- konfektion. Zu bedauern sei, daß man nur 15 Konfektionäre habe hören können. Schuld des Einigungsamts sei dies jedoch nicht. Die Herren Konfektionäre hätten leider demselben nicht die erhoffte Unterstützung gewährt. Verschiedene, die ein halbes Dutzend Mal zur Aeußerung aufgefordert worden seien und denen obendrein noch anheim gestellt wurde, sich selbst die Zeit ihres Erscheinens zu wählen, hätten es nicht einmal für nöthig gehalten, ein Lebenszeichen zu geben. Von feiten der Zwischen- meister sei, mit einigen Ausnahmen geschehen, was ge- schehen konnte, und bezüglich der Arbeiter und Arbeiterinnen sei kein« Klage zu führen. Die Erhebungen seien nach Branchen vorgenommen worden. Aus der Hosenbranche wurden 49 Zwischenmeister gehört, die 36 männliche und 516 weibliche Arbeiter beschäftigten. Jnsgesammt lieferten die» selben nach ihren Angaben wöchentlich II 260 Hosen und sie ver- dienten zusammen im Durchschnitt nach Abzug der Unkosten wöchentlich 1437 M. Die Feststellung, daß eine ungemein lange Ablieferungszeit vorherrsche, beweise, daß wahrscheinlich bei manchen Konsektionären betreffs der Abfertigung nicht alles richtig geordnet sei. Hier müsse gebessert werden. An Lieferzeit gingen den Meistern im Durchschnitt 6 bis 25 Stunden pro Woche verloren; da liege es klar aus der Hand, daß dieselben hier und da ver» suchen werden, das Verlorene durch Lohnkürzungen wieder einzu- bringen. In der Westenbranche fertigen von 14 vernommenen Meistern die einzelnen 70 bis 750 Stück pro Woche bei einer Gesammtlieferung von 4120 Stück. Die betreffenden Meister beschäftigen 54 männliche und 115 weibliche Arbeiter. Die Arbeitszeit beträgt bei denen, welche Werkstellen haben, 10 bis 12 Stunden. Der Gesammt-Nettoverdienst der 14 ist im Durchschnitt pro Woche auf 653 M. zu berechnen, auch sie verlieren wöchentlich 6 bis 30 Stunden beim Liefern. 22 Meister der Jacketbranche lieferten ivöchentlich im Durch- schnitt 653 Stück. De» beschäftigten 49 Arbeitern standen nur 5 Arbeiterinnen gegenüber. Der Durchschnitts-Wochenverdienst der genannten Meister betrug 312 M. ins�esammt. Arbeiterinnen der Hosenbranche waren vor dem Einigungsamt 33 erschienen. Bei 44 dieser Arbeiterinnen verdienen die Ehemänner ivöchentlich zwischen 12 und 30 M. Der Durchschnittsoerdienst der Arbeiterinnen variirte zwischen 2,50 M. und 18 M. pro Woche, ungerechnet die Unkosten, und zwar bei einer Arbeitszeit von 8 bis 17 Stunden Die gezahlten Löhne erlaubten es, den auf sich angewiesenen Arbeiterinnen nur dann selbständig ihre Existenz zu fristen, wenn sie mindestens 12 und 13 Stunden täglich ar- beiteten. Diejenigen, die eine kürzere Arbeitszeit innehalten, wären entweder verheirathete Frauen oder junge Mädchen, die von den Eltern eine Zubuße bekommen. Die Hand- Näherinnen seien schlechter bezahlt, wie die Maschinen» ftepperinnen, obwohl sich eine greifbare Begründung dafür nicht finden lasse. Brauchten sie auch weniger Zuthaten, so müßten sie doch an dem Stück länger nähen, und eine besondere technische Fertigkeit der Stepperin läge auch nicht vor. Redner ist der Meinung, daß den Handnäherinnen derselbe PreiS zu zahlen sei, wie den Stepperinnen. Ein« große Rolle spiele bei den Hosenarbeiterinnen auch die Ablieferungszeit, die häufig in der Woche zwölf Stunden ausmache und in der fest- gestellten Arbeitszeit nicht enthalten sei. Abhilfe sei in der Be- ziehung dringend nöthig. Von den 63 vernommenen Westen- schneiderinncn sind 10 verheirathet, deren Gatten 15 bis 30 M. verdienen. Die einzelnen Arbeiterinnen erzielten im Durchschnitt 4,50 bis 16 M. pro Woche. Ihr« Arbeitszeil war ebenfalls ver- chieden, sie dauerte 10, 12 und mehr, sogar bis 18 Stunden. -- Zills der Jacketbranche, wo fast nur Männer thätig sind, hatten bisher 21 Arbeiter Aussagen ge- macht, die bei einer im Durchschnitt löstündigen Arbeits- zeit 10 bis LS M. wöchentlich verdienten, der Verdienst von 29 M. war jedoch ein ganz ausnahiusweiser. Herr Weigert