EnSpi irit seiner„Rolonialpolitü* gewesen ist. Die neueNuctericige ist nämlich nicht eine Fortsetzung der früherenNiederlagen, sondern sie wurde den Italienern von einemFeind zugefügt, der mit den Abessyniern gar nichts gemeinhat, nämlich von den Derwischen, die Abessyuien für denIslam gewinnen möchten. In seinem Größenwahn hat esCrispi also nicht blos mit einem, sondern mit zweiFeinden zu gleicher Zeit aufgenommen, von denen jedereinzeln den Italienern in Afrika überlegen ist.Und dieses wahnsinnige Unternehmen nur, damit HerrCrispi ein paar Jahre länger seiner Raub- und Herrsch-sucht fröhnen konnte.—Zlfrika ist von jeher� den Europäern verderblich ge-wcseu, und in neuerer Zeit hat es als„Kolonial falle"schon unsägliches Unheil gebracht. Die furchtbare Lektion,welche die Italiener soeben erhalten haben, scheint die sonstklugen Engländer doch nicht vorsichtig genug gemacht zuhaben. Es kommen sehr ungünstige Nachrichten über dieanglo- egpptische Expedition nach Dongola. Die Truppenseien zu weit verzettelt, die Egypter nicht zuverlässig, dieDerwische weit stärker, als man angenommen habe. Kurzeine Katastrophe, wie sie weiland Hicks- Pascha betroffen,dessen Armee aufgerieben wurde, sei für die ähnlich organi-sirte Expedition unter General Kitchener zu befürchten.—Chronik der Majestätsbeleidignngs- Prozesse.Ueber ein eingestelltes Strafverfahren wegenMajestätsbeleidigung wird dem„Hamburger Echo"aus Elmshorn berichtet: Wie wir seinerzeit mitiheillen, denunzirteder Schuhmacher Härtung, offenbar aus Rachsucht, voreiniger Zeit unseren Parteigenossen G r o t h wegen Majestäts-beleidigung. Groth war früher im Logis des Härtung, zogdann aber fort und wurde nun denunzirt und darauf verhaftet.Nunmehr erhielt Groth vom Ersten Staatsanwalt Uhde in Altonadie Mittheilung, daß das Strafversahren gegen ihn eingestelltsei. Ob nun gegen Härtung wegen'wissentlich falscherDenunziation vorgegangen wird?Wegen Majestätsbeleidigung, begangen nach Ansicht desGerichts durch Veröffentlichung des Leitartikels„Zur Kaiserrede"in der„Thüringer Tribüne" vom S. September, wurde in Erfurtder Redakteur Güldenberg zu 3 Monaten Gefängniß ver-urtheilt.•«•Deutsches Reich.— Unsere Berichterstattung über die sozial-demokratischen Parteitage und Gcwerkschafts-k o n g r e s s e findet nicht den Beifall der„National-Zeitung".Wir schreiben freilich auch für ein anderes Publikum, wie diefierrei, am»ationalliberalen Organe. Diese berichten blos übertebensächlichkeiten aus unserem Parteileben und machen dazuihre bekannte, aus kurzsichtigen und verleumderischen Aper gusbereitete Sauce, während aus unseren Berichten sich jeder Leserein klares Bild von den Vorgängen machen kann.—— Ueber die Form der Vorladungen zuTerminen vor dem Amtsvorsteher hat, wie die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet, der Minister desInnern unter dem 13. Februar Entscheidung getroffen. ZweiPersonen waren zu einem solchen Termine in der Weise vor.geladen worden, daß ihnen der Gemeindebote je eine an denGemeindevorstand gerichtete Verfügung des Amtsvorstehers vor-zeigte, wonach sie unter Androhung von Zwangsstrafen auf-gefordert werden sollten, sich zu ihrer Vernehmung an einemnäher bezeichneten Tage bei dem Amlsvorsteher einzufinden. DieVerfügungen wurden den vorgeladenen Personen nicht be-lassen, vielmehr sofort von dem Gemeindeboten wiederan sich genommen. Ein derartiges Verfahren ist aber,wie das Ober-Verwaltungsgericht wiederholt zutreffend dargelegt hat, nicht geeignet, die im Landesverwaltungs-gesetze vom 30. Juli 1833 ausdrücklich angeordnete„schriftlicheAndrohung", die immer der Festsetzung einer Strafe vorhergehenmuß, zu ersetzen und befindet sich daher mit dem bestehendenRechte nicht im Einklänge. Unter diesen Umständen konnten dieauf grund der erwähnten Verfügungen erfolgten Strasfestsctzungennicht aufrecht erhalten werden und hat der Minister Anweisungzu ihrer Aufhebung ertheilt.—— DierevolutionärePaulSkirche. Dem„Volk"schreibt man aus Frankfurt a. M.. das H o f m a rs ch a l l a m tdaselbst habe den Vorschlag des Oberbürgermeisters Adickes, daßder Kaiser bei seinem Besuch in Frankfurt die Paulskirche be-suche, deswegen abgelehnt, weil diese Kirche zu revolutionär an-gehaucht sei.— In der Paulskirche tagte bekanntlich die deutscheNationalversammlung 1848 und I84S. In derselben Paulskirchewurde auch der„revolutionäre" Beschluß gefaßt, dem König vonPreußen die deutsche Kaiserkrone anzubieten, bemerkt die„Frei-sinnige Zeitung" dazu.—— Die Reichstags-Ersa tz'w ahl in Ruppin-T e m p l i n ist nach dem Amtsblatt der Regierung zu Potsdamauf Donnerstag, den 21. Mai festgesetzt worden. Das ist derDonnerstag unmittelbar vor Pfingsten.—— Als Kandidaten für Ruppin-Templin hatdie freisinnige Volkspartei den Amtsvorsteher und GutsbesitzerL e s s i n g auf Meseberg bei Gransee aufgestellt.—— Aus Düsseldorf wird der„Volks- Zeitung" ge-schrieben: Ueber das ganze hier garnisonirende 39. In-fanterie-Regiment ist strengster Kasernenarrest bis aus weiteresverhängt, weil eine Anzahl Soldaten ohne Urlaubwährend der Feiertage in die Heimath gereist war. Ei»Theil derselben wurde bereits auf dem Bahnhof in Neuß fest»genommen, ein großer Theil hat sich überhaupt noch nicht ein-gestellt. Als eine Patrouille auf dem Neußer Bahnhof erschien,entfloh ein Theil der Flüchtlinge.— Wie wird es nun erst deneiiigefangenen freiwilligen Urlaubern ergehen?—Essen, 3. April. Das gegen den Generaldirektor Köhlerin Bochum eingeleitete Ermittelungsverfahren wegen Meineids-Verdachts, der sich auf den Bochumer Slempelprozeß gegen Baareund Konsorten begründete, ist« i n g e st« l l t, da nach Vernehmungzahlreicher Zeugen sich Anhaltspunkte für den Verdacht nicht er-geben haben. Die Kosten des Verfahrens sind der Staatskassezur Last gelegt worden.—Bremen, 8. April. Die Bürgerschaft genehmigtemit großer Majorität die Aufnahme einer dreiprozentigen An-leihe im Betrage von 40 Millionen Mark, sowie die Kon»vertirung der 3�sprozentigen Anleihen von1373 und 1885 zum 1. August 1896,—München, 9. April. Dem Landtag ist eine Nachtrags-forderung zugegangen, welche durch die Reformen imSicherheitsdienste bei der Polizeidirektion in Münchenveranlaßt ist. Neu gefordert wurden: 1 Polizeirath, 5 Aspirantenund 2 Funktionäre für eine Verstärkung des Dienstes desSicherheitsbureaus, ferner 40 neue Gendarmeriemannschaften undzwar 2 Sergeanten, 4 Stationskommandanlen und 34 Gendarmen.Die Gesammtsumme des Nachtragspostulats beträgt pro Jahr62 723 M Die 40 neuen Gendarmen sollen verwendetwerden als Detektivs, in der Regel in Zivil-k l e i d u n g gehend und fortwährend zur Verfügung der Polizei-direktion stehend. Für die nächste Finanzperiode ist eineweitere Vermehrung der Gendarmerie in Aus-ficht genommen.—— Der Fall Stenglein, der zuerst in der„LeipzigerVolkszeitung" erwähnt worden war, wird in der regierungs-freundlichen„Straßburger Post" in folgender Weise zu ent-schuldigen versucht:1. Das Vorkommniß, auf welches das sozialdemokratischeBlatt besonderes Gewicht legt, datirt aus dem Jahre 1885,so daß ein strafrechlliches Einschreiten, wenn überhaupt eindazu geeigneter Thatbestand vorhanden war— schon wegeneingetretener Verjährung— nach geltendem Rechte nicht mehrin Frage kommen konnte.2. Im richterlichen Disziplinarverfahren können die Landes-geeichte auf strengere Strafen als zeitweilige Dienstenthebungund Strafversetzung überhaupt nicht erkennen, während auf Ab-setzung nur das Reichsgericht erkennen kann, nachdem ein aufzeitweilige Dienstenthebung lautendes Erkenntniß des Oberlandes-gerichts ergangen ist.Daraus ist zunächst zu ersehen, daß das halbamtliche Organdie Richtigkeit der Mittheilung zugiebt. Das ist die Haupt»fache. Die angegliederten Entschuldigungsversnche rechtfertigenes immer noch nicht, daß der so belastete Richter von demDisziplinargerichtshof einer Versetzung in ein gleich hohes Amtfür würdig erachtet wurde und daß die Staatsanwaltschaftauch damals nicht ein Einschreiten gegen ihn auf dem gewöhn-lichen Rechtswege für nöthig hielt. Die„Leipziger Volks-zeitnng", der wir das obige Zitat aus der„StraßburgerPost" entnehmen, hält es für angebracht, daran eineBeschwerde zu knüpfen, daß wir bei unserer ursprünglichen Er-wähnung des Falles Stenglein nicht auch die„Leipziger Volkszeilnng"als Quelle erwähnt hätten. Wir machen unsererseits nicht denAnspruch geltend, daß sozialdemokratische Parteizeitungen beijeder dem„Vorwärts" entnommenen Notiz unser Blatt alsQuelle angeben. Auch die„Leipziger Volkszeitung" hat oft genugden„Vorwärts" ohne Quellenangabe benutzt. Wir meinen, daßdas Leipziger Parteiorgan gerade jetzt wirklich Wichtigeres zuthnn hätte, als eine solche gleichgillige Sache zur Anrempelungdes„Vorwärts" auszunutzen.—— Tropenkoller in Mannheim.„Am vorigenSonnabend Abend, so schreibt die„Mannheimer Volksstimme",trug sich aus dem Mannheimer Schloßplatz ein wahrhaft em-pörender Auftritt zu. Ein fünf- bis sechsjähriges Bübchen, einSohn des Herrn Schreinermeisters Josef Sommer, spielte daselbstmit einem Zigarrenkästchen, in dem es Sand und Gras zu einemNeste für seinen„Osterhasen" holte und stieß dabei unversehensa» einen Herrn, der mit einer Dame am Arm den Platz passirte.Diese„Beleidigung" und„Belästigung" versetzte den Herrn inhelle Wuth. Er ergriff das Kind und stumpte das-selbe etwa fünf- bis sechsmal niit demKopfe derart auf dem Boden, daß demarmen Kinde das Blut aus Mund undNase strömte und allemAn schein nachdasNasen-dein zerquetscht wurde. Ein Arbeiter, der Zeuge dieserrohen Mißhandlung war, eilte herbei und entriß das armewehrlose Kind den Händen seines Pcinigers. Da dies nicht ohnezahlreiche Stöße abging, welche der mit recht empörte Arbeiterdem Herrn verabfolgte, eilte letzterer zu einem in der Nähestehenden Gendarmeriewachtmeister sund beschwerte sich in ent»rüstetem Tone, warum derselbe ihm nicht zu Hilfe gekommen sei,als er von dem Arbeiter„angefallen" worden wäre. Als derAngeredete seine Entrüstung über die Mißhandlung des Kindesaussprach, fragte der Herr:„Wissen Sie nicht, werich bin? Ich bin der kaiserliche RegierungsrathDr. B u m i l l e r."— Das Kind wurde von dem Arbeiteraufgehoben und auf die Polizeiwache getragen, woselbstman es wusch und nach Eruirung des Namens in die elterlicheWohnung überführte, woselbst es, wie wir hören, jetzt krankzu Bette liegt. Herr Dr. Bumiller ist einer unserer Kolonial-Helden, ein vielgefeierter Kollege der Leist, W e h l a n undPeters, als dessen N a ch f o l g e r man ihn in letzter Zeitvielfach nannte. Die Befähigung zu dieser Stellung hat erdurch das Debüt, das er am Sonnabend Abend auf dem MannheimerSchloßplatz zum besten gab, glänzend erwiesen.Oesterreich.Wie», 9. April. Die Wahl des Bürgermeisters istaus den 13. d. M. anberaumt.—Ungarn.— Das Abgeordnetenhaus akzeptirte heute aufBetreiben Kossuth's. eines der Führer der äußersten Linken, dieNiederlegung des Mandats des als Falschspieler ent-la roten Rechtsanwalts und AbgeordnetenBado, der der äußersten Linken angehört; im letzten MomentwollteB abo das Mandat zurücknehmen. Es ist dies begreiflich,giebt es doch im ungarischen Abgeordnetenhause auch Leute, denenweit ärgeres nachgesagt wird, als daß sie blos im Kartenspielnicht ehrlich sind.—— Di« Untersuchung gegen den Poliz eirathC h u d y ergab, nach der„Frankfurter Zeitung", daß er seitJahren Amtsgelder veruntreut habe. Konstatirt sind25 Fälle mit über 12 000 Gulden. Chudy ist unter strenge Be-wachung gestellt. Durch die Untersuchung werden noch zwei hohePolizeibeamte kompromiltirt.— Wenn wir nicht irren, ist derpolizeiliche Ehrenmann bis vor kurzem mit der Ueberwachungder Sozialdemokraten betraut gewesen. Er hat auch ein auspolizeilichen Quellen stammendes und im polizeilichen Geiste ge-schriebenes Buch über die ungarischen Sozialdemokraten ver-öffentlicht.—Schweden.Stockholm, 9. April. Nachdem der Kommissionsantrag,den Zeitpunkt des Inkrafttretens der am 21. März vom Reichs-tage angenommenen Erhöhung des Zolles auf Schweinefleischdurch gemeinschaflliche Abstimmung festzusetzen, von der zweitenKammer heure verworfen ist, tritt der erhöhte Zoll vom 1. Januar1397 ad in kraft.-Frankreich.Paris, 9. April. Der Ministerrath beschäftigte sich heutemit den Madagaskar-Angelegenheiten. Der Gesetz-entwurf, betreffend die Konzession von Bergiverken,wird demnächst veröffentlicht werden. Aus einigen GegendenMadagaskars werden Unruhen gemeldet. Der General-resident Laroche hofft indessen, daß in Zukunft unter den Fremde»und den Eingeborenen das Gefühl völliger Sicherheit Platzgreifen werde.Mehrere Minister halten es für möglich, auf das Votum desSenats betreffs des Kredits für Madagaskar nicht Rücksicht zunehmen und die bis zum 19. Mai, dem Tage des Wiederzusammen-tritts der Dcpntirtenkammer, nothwendigen Ausgaben zumachen. Der Ministerpräsident Bourgeois hält es zedoch fürbesser, die Kammer einzuberufen, damit sie sich über die Krediteäußere und dadurch zeige, daß die Kammer nicht die Rechte desSenats mißachten wolle, indem sie sich bis zum 19. Mai ver-tagte.—Spanien.Madrid, 3. April. Die Republikaner wollen eineProtestversammlung gegen den Beschluß des anierika»nischen Kongresses betreffend die Anerkennungder kubanischen Aufständischen als krieg-ührende Partei veranstalten. Wie es heißt, wird dieRegierung jede Versammlung im Freien untersagen.Drei Kompagnien Genietruppen sind heule von hier unterlebhaften Kundgebungen der Bevölkerung nach Kuba ad-gegangen.—Perfien.»�Ein gefährliches Geschenk. Der Kaiser vonRußland will dem Schah von Persien anläßlich seines fünfzig-jährigen Regierungsjubiläums eine Batterie Krupp'scher Feld-�schütze mit Munition senden, in der Erwartung wohl, daß dieFreundschaft mit Persien und die gemeinsame Feindschaft gegenßngland die Brauchbarkeit der Kanonen überdauere. Vielleichtgehen aber die Kanonen einmal gegen Rußland loS, ähnlichwie die von den Italienern an abessynische Ras geschenkteKanonen.—Amerika.— Kubanisches. Eine spanische RegierungSdepescheauS Havannah bestätigt, daß Palma von einer Schaar Aus-ständischer unter Maceo angegriffen wurde. Die Aufständischenwurden zurückgeschlagen, wobei 39 derselben fielen und 30 ver-mundet wurden. Das Kanonenboot„Gaviota" hat ein den Aus-ständischen gehöriges Schiff weggenommen.—Afrika.— Aus Pretoria wird gemeldet, daß in der Sitzungdes Landdrosteigerichts vom 8. April, das die Voruntersuchungenführt, beschlossen wurde, alle Mitglieder des Johannes-burger Reformkomitees unter der Anklage des H o ch-verraths vor Gericht zu stellen. Die Verhandlung wird beider nächsten Tagung des Höchsten Gerichtshofes erfolgen. DieEntscheidung über die Frage der Bürgschaft behielt sich derLanddrost vor. Damit nicht Richter der Republik die Unter»suchung gegen die Mitglieder des Reformkomitees führen. hatdie Regierung Vorkehrungen getroffen, daß der frühere Richterim Oranje-Freistaat Gregors wsky die Untersuchung leite.—— Vom Matabili-Aufstand. Aus Bnlnwayo wirdgemeldet, daß die berittene Truppe Gifford's am 7. April dieMatabili angriff und sie zurückwarf. Gifford wurde schwer, dreiSoldaten wurden leicht verwundet.Die Regierung der südafrikanischen Republik hat vomStaatssekretär Chamberlain die Mittheilung erhaltendes seinicht beabsichtigt, noch mehr englische Truppen nach Südafrikazu senden. Damit sind die von den englischen Chauvinisten-blättern verbreiteten beunruhigenden Gerüchte beseitigt.—Asien.Amsterdam» 9. April. Eine Depesche des„Handelsblad"aus Balavia meldet: Die holländischen Truppen, welche diePosten Bilul und Lamkungit besetzt hielten, sind befreit worden.Ein Hauptmann und neun Soldaten wurden getödtet, einLieutenant und 28 Soldaten verwundet. General Vetter stürztevom Pferde und erlitt eine Quetschung, hat aber den Oberbefehlbeibehalten.— Der Verlust der Holländer bei diesem„Siege" istaugenscheinlich sehr bedeutend.—Dem Abgeordnetenhause soll in der nächsten Woche auchdas Anleihegesetz für den Neubau der Chariteezugehen.Die Vensegungin der Vonfekkrons�InduPkvir.Von den Berliner Konfektionsindustriellen sind nachden amtlichen Aufstellungen des amerikanischen Generalkonsulatsim ersten Viertel dieses Jahres für rund 700 000 M. fertigeMäntel und Kostüme nach den Vereinigten Staaten ausgeführtworden, gegen 1 Million Mark im vorigen Jahre. Der Ausfallvon 300 000 M. wird auf den Konfektionsarbeiter-Streik zurück-geführt. Beim Export nach England soll der Verlust nochgrößer sein. Umsomehr haben die Berliner Konfektionäre Ur-fache, durch tarifmäßige Bezahlung der Arbeiter und Arbeiterinnenzu verhüten, daß diese wieder zu der Waffe des Streiks greifenmüssen.Die Regelung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse inder Herren- und Knabenkonfektion beschäftigte gestern dasEinigungsamt. Die Sitzung, zu der die Vertretungender Konfektionäre, Zwischenmeister und Arbeiter und Arbeiterinnengeladen waren, fand im Bürgersaale des Rathhauses unter demVorsitz des Magistratsassessors v. Schulz statt. Die Berhand-lungen wurden eingeleitet durch ein Referat des HerrnWeigert über das Resultat der bisherigen Beweis-erhebungen, betreffend die Verhältnisse in der Herren-konfektion. Zu bedauern sei, daß man nur 15 Konfektionärehabe hören können. Schuld des Einigungsamts sei dies jedochnicht. Die Herren Konfektionäre hätten leider demselben nichtdie erhoffte Unterstützung gewährt. Verschiedene, die ein halbesDutzend Mal zur Aeußerung aufgefordert worden seien unddenen obendrein noch anheim gestellt wurde, sich selbst die Zeitihres Erscheinens zu wählen, hätten es nicht einmal für nöthiggehalten, ein Lebenszeichen zu geben. Von feiten der Zwischen-meister sei, mit einigen Ausnahmen geschehen, was ge-schehen konnte, und bezüglich der Arbeiter und Arbeiterinnensei kein« Klage zu führen. Die Erhebungen seien nachBranchen vorgenommen worden. Aus der Hosenbranchewurden 49 Zwischenmeister gehört, die 36 männliche und516 weibliche Arbeiter beschäftigten. Jnsgesammt lieferten die»selben nach ihren Angaben wöchentlich II 260 Hosen und sie ver-dienten zusammen im Durchschnitt nach Abzug der Unkostenwöchentlich 1437 M. Die Feststellung, daß eine ungemein langeAblieferungszeit vorherrsche, beweise, daß wahrscheinlich beimanchen Konsektionären betreffs der Abfertigung nicht alles richtiggeordnet sei. Hier müsse gebessert werden. An Lieferzeit gingen denMeistern im Durchschnitt 6 bis 25 Stunden pro Woche verloren;da liege es klar aus der Hand, daß dieselben hier und da ver»suchen werden, das Verlorene durch Lohnkürzungen wieder einzu-bringen. In der Westenbranche fertigen von 14 vernommenenMeistern die einzelnen 70 bis 750 Stück pro Woche bei einerGesammtlieferung von 4120 Stück. Die betreffenden Meisterbeschäftigen 54 männliche und 115 weibliche Arbeiter.Die Arbeitszeit beträgt bei denen, welche Werkstellenhaben, 10 bis 12 Stunden. Der Gesammt-Nettoverdienstder 14 ist im Durchschnitt pro Woche auf 653 M. zu berechnen,auch sie verlieren wöchentlich 6 bis 30 Stunden beim Liefern.—22 Meister der Jacketbranche lieferten ivöchentlich im Durch-schnitt 653 Stück. De» beschäftigten 49 Arbeitern standen nur5 Arbeiterinnen gegenüber. Der Durchschnitts-Wochenverdienstder genannten Meister betrug 312 M. ins�esammt.— Arbeiterinnender Hosenbranche waren vor dem Einigungsamt 33 erschienen.Bei 44 dieser Arbeiterinnen verdienen die Ehemänner ivöchentlichzwischen 12 und 30 M. Der Durchschnittsoerdienst derArbeiterinnen variirte zwischen 2,50 M. und 18 M. pro Woche,ungerechnet die Unkosten, und zwar bei einer Arbeitszeit von8 bis 17 Stunden Die gezahlten Löhne erlaubten es, den aufsich angewiesenen Arbeiterinnen nur dann selbständig ihre Existenzzu fristen, wenn sie mindestens 12 und 13 Stunden täglich ar-beiteten. Diejenigen, die eine kürzere Arbeitszeit innehalten,wären entweder verheirathete Frauen oder junge Mädchen,die von den Eltern eine Zubuße bekommen. Die Hand-Näherinnen seien schlechter bezahlt, wie die Maschinen»ftepperinnen, obwohl sich eine greifbare Begründung dafür nichtfinden lasse. Brauchten sie auch weniger Zuthaten, so müßtensie doch an dem Stück länger nähen, und eine besondere technischeFertigkeit der Stepperin läge auch nicht vor. Redner ist derMeinung, daß den Handnäherinnen derselbe PreiS zu zahlen sei, wieden Stepperinnen. Ein« große Rolle spiele bei denHosenarbeiterinnen auch die Ablieferungszeit, die häufigin der Woche zwölf Stunden ausmache und in der fest-gestellten Arbeitszeit nicht enthalten sei. Abhilfe sei in der Be-ziehung dringend nöthig.— Von den 63 vernommenen Westen-schneiderinncn sind 10 verheirathet, deren Gatten 15 bis 30 M.verdienen. Die einzelnen Arbeiterinnen erzielten im Durchschnitt4,50 bis 16 M. pro Woche. Ihr« Arbeitszeil war ebenfalls ver-chieden, sie dauerte 10, 12 und mehr, sogar bis 18 Stunden.-- Zills der Jacketbranche, wo fast nur Männerthätig sind, hatten bisher 21 Arbeiter Aussagen ge-macht, die bei einer im Durchschnitt löstündigen Arbeits-zeit 10 bis LS M. wöchentlich verdienten, der Verdienst von29 M. war jedoch ein ganz ausnahiusweiser. Herr Weigert