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Ar. 323* 47. Jahrgang

4. Beilage des Vorwärts

Gonniag,-13. Juli 4930

t-r.Cibntka: SHC �fWitSUtH flßl*

r?m rtobre 1603 war br fforrenoC fit Sterehig besondsrs ou?« gelaffe« intb srnWch, weil der vorausgeqanqene siart des wllen m it.fNg Eurnpa deriibniten Muwmcnschcmzes wir die Maske des schwarzen Todes gesehen hatte. So ftirchthar war die Aeit gewesen. daß niemand mehr an sie erinnert sein wollt«, man nun über die Wochen der Lust der Toten vergoß und sich dem Rausche der Stund «, dem Taumel der Fr«ibeit ungehemmt hingab. Man nahm die Fest«, wie sie fielen; denn es konnte ja morgen schon geschehen, daß wieder der SchreckensrusDie Pest- krerschend durch die Kanäle und Lagunen hallte. In keiner dieser wilden Nächte war man sicher, daß nicht die Maske des Grauens unsichtbar schon durch das bunte Gewoge des Karnevals wandle. So glich Venedig in diesen Wochen einer Schaubühne, aitf der ein jeder, oh Nobile oder Bettler, vermummt einherlief und seine Späße zum besten gab, die er sich ein Fahr lang ausgedacht. Am ersten Februarabend schwül strich die Lust nach einem warmen Tage vom Lido her begann um die neunte Stunde das Fest des Dogen. Zu 5) linderten glitten die Gondeln über dos träge. nach Fischen und Netzwerk riechend« Master des Canale Grande . Schwimmende Särge nannten sie die Aengstlichcn, die neues Un- heil in der Luft zu wittern meinten, schone schwarze Schwäne mit silbernen Schnäbeln die Unbekümmerten und Fröhlichen. An der Piazetta brandete die Springflut von Masken Possenreißer. Harlekin « und lustige Zwerg« voran lärmend über die steinernen Stufen der Ufermauer. Aus allen Gasten quollen Vermummte. Sänften schwankien durch die gaffende Menae, die jede gelungene Maske nnt Beffoll begrüßte. Läufer mst Fackeln schufen durch Geschrei und Püffe vor dem Nobili Raum. Pünktlicher dls sonst flutete das kirnte Treib«, über die goldene Stiege des Dogenpaloftes. Den-n es war das Gerücht ausgeflogen. daß es beim Fest« des Dogen etwas Besonderes zur Belustigung geben werde, wie man es selbst im venezianischen Karneval noch niemals gesehen. Die Sb irren de» Rat» sorgten dafür, daß da» neugierig drängend« Boll, das vom Palast nicht weichen wollte, einen Stveffen zum Meer hin frei ließ. Ein« breite Gaste, die sich zwischen den Gondeln und ankernden Galeeren fortsetzte und sich in mondloser Nacht im schwarzen Master des Hauses verlor. So dauert« es nicht lang«, bis unter den Gaffenden das Gerücht entstand, es werde um Mitternacht der Meergott Neptun nnt Triton«, und Nereiden oder irgendein anderes Seeoolk der Herrin der Adrra fein« Staatsoisite abstatten. Es vernahm dieses Gerücht, das die Leute einander unter au». gekastenen Scherzen zuriefen, indes schon Flöten- und Lauienspie! au» dem Palast zu hören war, auch der kaiserlich« Gesandt «, der als einer der letzten Gäste seiner nnt dem doppelten Adler ge- schmückten Gondel entstieg. So würdevoll er auch sein schwarzes, spanisches Kleid zu trogen perständ, wenn er in Staatsgefchästen vor der Signorie erschien, so lebenslustig war der noch junge Herr. wenn er sich als Privatmann in der Gesellschaft Venedigs bewegte, j So wenig die Republik und der Kaiser einander liebten, und so oft der Gesandte auch ernste und drohende Wort« vor den Prukuratoren zu sprechen hatte und auch selbst zu Höven bekam, so gern gesehen war er als Gast. Darum war er erstaunt, daß in dem AugeiiMick, da er de» großen Saal betrat, wo Mastentreiben schon im Geflimmer der Kerzen wogte, der Prokurator, der den auswärtigen Angelegen» heiten vorstand, auf ihn zuschritt und ernsten Antlitzes um ein« Unterredung bot. Noch verwundcrten aber war er, als der Venezianer ihn in eine Nein« Galerie führte, wohin das Lärmen des beginnenden Festes nur als ein fernes Brausen drang. Und be- troffen sah er auf, als der Prokurator zu reden begann:Es hat die Signorie nnt Befremden gehört, daß der Kaiser, entgegen aller feierlicher Zusage, immer nock) nichts Ernstliches gegen die dalmati- wischen Piraten, die Uskoken, unternommen habe. Immer noch stoßen fie wie die Seeadler aus ihren Felsnestern von Buccari und Zengg noch unseren friedlichen Schiffen...* Längst war da» Lächeln aus den Zügen des Deutschen ver- schwunden. Sein Blick wurde hart, und gemessen kam seine Ant> wort:Es wird der Signorie nicht entgangen sein, daß erst im Herbst drorhundert Söldner im Kampfe gegen die Uskoken vor Zengg geblieben sind. Und im übrigen scheint mir hier nicht der rechte Ort, von Geschäften zu reden. Ich bin erstaunt, daß est, Prokurvtor von San Marco für«in solches Gespräch keine bessere Stunde zu wählen wußte.* Sc'«» Zorn mit Mühe bekämpfend, trat der Deutsch « ans Fenster. Hinter sich hört« er die Stimm« des Proturators:Er- sto-unter noch werdet Ihr sein, wenn Ihr vernehmt, daß wir heute noch eure dalmottnischen Freunde als Gäste hier bei uns begrüßen sollen...* Verblüfft wandte der Gesandte sich um. Da sah er da» fröhliche Lachen des anderen und verstand. Sem Zorn war verflogen, und nur ein leiser Spott blitzte aus feinen Worten:Vergebt, wenn ich über Eure ernst« Red« vergaß, daß im Karneval die Republik sogar über den Uskok«, schrecken zu scherzen ocmwg. Oder habt Ihr am Ende Frieden mit den Piraten geschlossen, die auch die Signorie zu ihren Freunden rechireie, als die Türken bis vor dem Lido kreuzten?* Der Leitezioner nahm das Wortgefecht auf, in dem Scherz und Ernst sich seltsam vermeinten.Friede mit den Uskoken? Vielleicht! Doch da die deutsche Majestät der Korsaren nicht Herr wurde...* Die MasestSt hat kein« Schiffc. Für die Kriegsflotte Venedig « ober wäre es ein leichtes, die Piratenstänü« auszuschwefeln wie Wespenefter.* Das Korsarenlond ist öflerreichisches Gebiet!* Nun, ich bin bevollmächtigt*, erwidert« der Deutsche.Euch morgen schon, wenn Ihr wollt, die Erlaubnis ZU geben, in Zengg und Buccari nach Uskoken zu jagen. Aber Ihr wollt eben nicht. Ihr meint, e» wäre gescheiter, der Kaiser verbocnne sich dort die Finger als Ihr selbst. Doch nun sogt, welcher Spatz steht uns devoe. Ich Hort« auf der Piazetta, daß Gott Neptun oder sonst ein Meerwunder uns um Mitternacht besuchen werde.* Der Kornevolsrat,* gab der Prokurator zur Antwort,ist verschwiegener denn der Rot der Zehn. Und so weiß ich selber nicht mehr zu sagen, als was die Gerüchte mir zugetragen. Doch Gott

Nepwn scheint es nickt zu sein Ibr habt doch gehört, daß vor etlichen Wochen d>e Uskoken am hellichten Tage über die Insel Curzola herfielen und sich die schönsten Weiber singen. Nicht, um nach Piratenart mit ihnen zu oersahren, sondern um sie als recht- mätzige Ehefrauen in ihr« Räuberstädte zu führen. Weil die Teufels- b rüder wohl die Sorge um den Nachwuchs für ihr Höllen Handwerk überkommt. Nun. dieserBrautraub der Uskoken* soll uns als Maskenscherz vorgeführt werden.* Der Spaß ist gitt*, lächle der Gesandte.Doch um wieder von politicis zu reden, so ersehe ich daraus, daß Ihr das Gelichter nicht allzu sehr mehr fürchtet, sonst würdet Ihr den Teufel nicht an die Wand malen. Denn was in Curzola geschah, könnte eines Tage? auch in Venedig sich ereignen.* Der Prokurator schüttest« den Kopf und deutete hinaus auf den Hafen, wo schwaches Mondlicht über den Mastenwald rieselte. ..Hundertdreißig Galeeren liegen kampsbereit auf der Reede...* * Mst jeder Sttmde stieg die Erwartung. Vergebe,» versuchte man, näheres zu erfahren. Niemand wußte Antwort. Selbst die Mstglieder der Eowpognia della Ealza schüstelten verwundert die Köpfe. Denn auch sie hatten den Scherz nicht ausgedacht. Und so mußten es wohl Spaßvögel aus der Schar der jungen Nobili sein, die diese Uskokenhochzest ausgeheckt. Da und dort drängten sich Vermummte an die schönsten Frauen heran und raunten ihnen zu. daß nun bald die U-ckokengaleeren heranfliegen würden, um die Venezianerinnen zu rauben wie die Fischerweiber von Curzola. Die Erwartung wurde zum Fieber. Trotz Flöten und Lauten ruhte der Tanz. Das Schwirren der erregten Stimmen übertönte da» Spiel. Selbst die verschwiegenen Nischen auf der Galerie, aus denen um diese Stunde sonst längst schon Kichern und Flüstern drang, blieb leer. Mitternacht war vorüber. Da stieg von der Piazetta«in bvaulender Schrei. Im Saale drängt« man zu de» Fenstern und aus du Ballone. Mild war die Nacht. Mondlicht überflutete den Hafen, und aus dem Meere sah man«in seltsames Spiel. Au» dem Dunkel der Nackt glitten Barken und kleine Galeeren. Takt- schlag von Rudern war zu hören pnd dos Schrammen der Bord- wände an der steinernen Ufermauer. Segel flatterte» im Winde. Ein buntes Schtffsvoll stürzte über die Stufen der Piazetta herauf. von tosendem Zuruf begrüßt. Handschar« blitzten im Fackellicht. Schüsse au» Faustrohren gellten. Die Wachen an den Toren, die in dieser Rocht«inen Scherz wohl verstanden, gaben sich lachend geschlagen. Ueber die goldene Treppe raste die verwegen« Schar. Bon der Galerie des Saales jauchzte ein Schrei: ,D)er Brautraub der Uskoken!* Donnernder Beifall dankt« dem Rufer. Denn wahrhaftig. solchen Spaß hatte man auch im. venezianisches. Karneval noch niemals erlebt.

Die Türen des Saales flogen auf. Hochgewachsene, braun­gebrannt« Gcstolten in roten und blauen Gewändern mit silbernen und golbenen Schärpen, au» denen Dolche und Fmisttohrc scchenj brachen lärmend herein. Der Beifall wurde zum Rosen. Herrlich schienen die Masken getroffen. Die schönsten der Frauen riß dqs Meervoll in seine Arme. Musik siel ein. Und ein Tanz, wild wie die Stürme im Conal di Mostempo um die Felsen von Zengg, durchswmpste den Saal. Dann erhob sich der Dog «. Es war das Zeichen zum Mahl. Doch eine Maske, bunt und prächtig wie ein Türk« geklefdet, trat vor ihn hin, verneigte sich tief, irnd eine fröhliche Stimm« sprach: , Mii Verlaub, eure Hoheit, nicht zum Essen sind wir gekommen. Hochzest wollen wir hallen! Wein und Essen gibt es auf unseren Schiffen genug. Wir müssen mst unseren Bräuten auf unseren Burgen sein, eh« Venedig sein« Galeeren bemannt.* Lachendes Einverständnis der Schönen. Der RufZu den Schiffen* erscholl. Wieder durchroste Veffall den Saal. Ein Zeichen des Sprechers. Di« Uskokemnasken hoben die Frauen auf ihr« Arme. Durch die Türe hinaus, über die Treppen hinunter fegten mst ihrem Raub die wilden Gesellen. Aus der Piozetta Gebrüll und Jauchzen des Volkes. Lachen und Winken von den Ballonen und Fenstern des Dogenpaloftes. Die Segel steigen. Der Takffchlog der Ruder setzt ein. Und«n der wieder mondlosen Nacht verschwindet der Maskenscherz wie ein Spuk. Oben im Saale fröhliches Lärmen. Man wußte: bald würden sie wiederkehren und das Mahl mst ihren Spaßen und Erzählungen würzen. Doch wie tot ruht das Meer. Eine Stunde vergeht. Das Lachen weicht erregtem Geflüster. Da. ein Bombarvenschuß! Ein zweiter, ein dritter! Da» Warn»- zeichen der Flotte. Auf der Piazetta wüstes Geschrei. Verwirrung und Fluchen. Bewaffnete klirren im Lauffchritt nach dem Hafen. Galeeren gleiten über das von Fackeln erleuchtete Meer. Der Doge, gefolgt vom Rate der Zehn, verläßt eilig den Saal. Irgendwo in dem beklommenen Flüstern ein Schrei:Madonna dos waren die Uskoken selbst!*

Am nächsten Abend rat wie Blut brannte die Sonne aus die Felsen des Belebst läuten die Glocken von den Kathedralen, in Buccari und Zengg, flattern in der Bora die Flaggen und Wimpel von den Toppen der Raubgolsersn. Es halten die Uskoken Hochzest mst den venezianischen Edelfvauen, deren Weinen im Donner der Stücke verhallt. Indes draußen die Flott« Venedigs in Sturm an den schäumenden Riffen und Scoglie» vor den Inseln zerschellt. In jenem Jahre war der Karneval in Venedig zu Ende,.zwei Wochen eh« die Feste begannen.~......

fflilfe! Och»reiß seu viel von mir

Ton Wilhelm Xichienberg

Jeden Morgen, wenn ich meine Zeitung zur Hand nehme, kredenzt mir einer, der es von Berufs wegen verstehen muß, stast meines Morgenkaffees den bitteren Trank der Selbsterkenntnis. Ich lerne alle Gefahren schaudernd erkennen, die meinen, armen Körper drohen. Ich werde mit Krankheitssymptomen gefüttert und mit Frühdiagnosen aufgepäppelt. Ich kam, nicht mehr m den Spiegel sehen, ohne vor meiner Iris zu erschrecken; ich kann nichts mehr verdauen, ohne den unerhört komplizierten Apparat vor Augen zu haben; ich kann mein« Knie nicht mehr vibrieren lassen, lchne an die Paralyse zu denken. Nichts kann ich mehr. Ich werde mir selbst «nffremdet, indem ich meinen Körper kennen lerne. Ich dank« da- für. Mein Körper interessiert mich nicht. Mein Körper wird mir schon srüh genug in den Rücken fallen. Ich lege keinen Wert darauf, mein eigener Diagnostiker zu sein. Die-holdselig« Behaglichkeit des Essens, des Genießens. ist mir fremd geworden. Früher ich Beeffteaks-und Zwetschenknödel und Kuchen und Schlagsahne. Vorbei! Das heißt, ich esse ja diese wundervollen Ding« immer noch. Aber seitdem ich so viel von mir weiß, sind sie eben keine Beefsteaks und keine Zwetschenknödel mehr. Sie haben sich in Kalorien und Vstamine und Hydrate und Eiweiß- stoff« aufgelöst. Zuwesten ist mir, als hätte irgendein Forscher an meinem Gaumen ein« Tabelle angebracht. Und dies« Tabelle läßt immer nur so viel an Kalorien, Vitaminen, Hydraten durchrutschen, alz unbedingt notwendig ist. Habe ich mein« Kalorien bereits inne, muß ich zu würgen beginnen. Ich weiß zu viel von mir. Das Essen hat für mich allen Reiz verloren. An meinem Tisch sitzen stets ungebeten« Gäste und grinsen mich höhnisch und menetekelnd an. Rechts neben mir sitzt Madame Arteriosklerose und feixt bei jedem Bissen, den ich über die Kalorie esse, mit zahnlosem Mund; links sitzt Monsieur Dementia tremens, imd seine Augen leuchten wahnwitzig bei jedem Schluck Rotwein, den ich zu mir nehme. Gegenüber hockt Mademoiselle Diabetes und hebt warnend die dürren, pergamenienen Finger. Ueberall. an allen Ecken der Taiel, haben sich diese schauerlichen Gäste eingenistet, und ich habe einen schweren Stand ihnen gegenüber. Den Stand der nudernsten Forschung von der Maschin« Mensch. Wenn sie wenigstens meine Seele verschont hätte, die modern« Forschung! Aber nein! Sie wühlt darin, wie jetzt der Hunger in meinen Eingemeiden. Glückliche Menschen früherer Zeitalter! Ihr mußtet, daß die Seele unsterblich sei, und fettig. Ich mutz sagen mir hAte es genügt, nicht mehr von der Seele z» wissen. Jetzt weiß ich sogar, wie mein« Seele aussieht. Ilngcsöhr wie «in Tiniensischer. aus Komplexenrestchen ziisainwengeflickt. Ich Hab« keine Seele mehr: nur mehr herzige, süße, kleine Komplexchcn. Ich habe keine Träume mehr. Shakespeare sagt irgendwo, daß der Schlaf der Beglücker der Mens hen sei. Shakespeare sollte heute leben und seine Behauptung noch einmal wagen! Ich schlaf« überhaupt nur mehr mit Adjektiven. Sie ersetzen jene kleinen, un- appetitlichen Tierchen, di« man manchmal in gewissen Betten trifft. Ich habe Wahrtraum« und Wunschträume, verbrecherisch« Träume und Exhibstionsphantafien. Früher einmal setzte mau seine Träume

in die Lotterie, jetzt setzt man sie ins Kriminalmuseum. Früher ein» mal erwachte man am Morgen erfrischt und gekräftigt, jetzt bringt der junge Tag so viel Ekel und Abscheu vor sich selbst, daß man am liebsten nicht mehr weiter leben möchte. Ich weiß eben zu viel von mir. Mit Rührung erinnere ich mich einer Zest, wo man sagte: Diesen Menschen kenne ich wie meine Tasche. Ich sage jetzt nur mehr: Diesen Menschen kenne ich wie mein Minderwertig­keitsgefühl. Denn tatsächlich ist mir nichts so sehr vertraut. wie mein Minderwertigkeitsgefühl. Auch meine überwettigen Ideen laufen mir nach, wie ehedem»«in« Dackel. So pendle ich zwischen Psychoanalyse und Indioidualpsychologi«, und mein Tintenwischer, einstmals Seele genannt, wird demnächst, in Spiritus konserviert, in einer hygienischen Ausstellung gezeigt werden. Ich kann mein Kind nicht mehr erziehen, wenn ich kein Lehrbuch zur Hand habe. Die verdrängten Komplexe meiner Seinen Tochter wachsen mir über den Kopf. Ueber Komplex« hat man kein Züch. tigungsrecht. Ich kann meine Mutter nicht mehr küssen, wegen dieses ver. flixten Oedipus, der die modernen Familienbeziehungen über sein antikes Grab hinaus zerstött hat. Ich kann meiner Frau kein neues Kleid mehr kaufen, weil sie so» sott behauptet, in diesem 5kl eid hätte ich meine Mordabsichten ihr gegenüber abreagiett. Und wenn ich ihr wieder kein neues Kleid kaufe, behauptet sie, ich wäre ein Gedanken-Scheckfälscher, west ich«, nicht über mich brächt«, Geld in Umlauf zu setzen. Ich kann keinen Brief mehr schreiben, weil mir di« Graphologie im Racken sitzt. Jeder Schnörkel, den ich mache, ist ein Grund, mich sofott aus der nächsten Polizeistatton zu stellen und mich zu leben». länglichem Zuchthaus verutteilen zu lassen. Jeder Schattenstrich fällt auf meinen armen Charakter zurück; und keinen guten Haarstrich lasse ich mehr an mir. Aus meinen Handflächen lese ich mein Todesdotum heraus. Und die 5kiirv« meiner Mißerfolge. Meine Nase zeigt mir deutlich die Summ« meiner verwerflichen Leidenschaften. Das hat man herausgefunden, damit die Menschen ssch immer wieder bei der Nase packen können. Ich weiß, welche Mädchen man nicht heiraten soll und welch« Frauen am freuest«« sind. Ermesse jemand meine Qualen, wenn ich sage, daß die Stattstik meine eigene Frau in die Kategorie der weib. lichen Wesen einreiht, die nicht treu sein können. Ich meiß... Ach. wozu noch mehr Wotte! Ich weiß, daß ich zuviel weiß. Seitdem ich mich, mein«» Körper, meine Seele, meine Lebens» linie. meine Handschrist, meinen Gong, mein« Nase, mein Gestirn kenne, hat das Leben allen Reiz für mich verloren. Ich lebe nicht mehr. Ich analysiere mich. Ich reagier« mit verdrängten Komplexen di« Hemmungen meiner Minderwertigkeitsgefühl« nz� überwertiaen Ideen ab. Hilfe! Ich weiß zu viel von mir.