Funkbild vom Warenhausbrand
Das brennende Pariser Warenhaus ,, Galeries Nouvelles". Der Schaden wird auf 7-8 Millionen Mark geschätzt.
Rektor- Hakenkreuz- Reichswehrmusik.
Naziabzeichen geduldet.- Republikaner auf Erlanger Universität gemaßregelt.
Die 30 000 Einwohner zählende bayerische Universitäts -, der in den Niederungen der Revolution von 1918 entstand". Die stadt Erlangen , deren Ruf als Bierstadt mehr und mehr verblaßt, tommt in immer stärkerem. Maße in den Berruf, ein Zentrum besonders lebhafter staatsfeindlicher Propaganda zu werden. Das Verdienst kommt zu gleichen Teilen der profeftantisch- theologischen Universiät und ihren Hakenkreuzftudenten, den vaterländischen Krieger. vereinen und der republikanischen Reichswehr zu, die mit besonderer Borliebe nicht nur zu allen reaktionären Kundgebungen Vertreter abstellt, sondern auch noch dazu die Musik macht.
Reichswehr machte zu dieser Rede die Musik, hörte ruhig die Schmähungen an und zog auch nicht ab, trozdem nur schwarzweißrot geflaggt war. Die Staatsanwaltschaft hat zwar gegen den Studenten Sunkel ein Ermittlungsverfahren einge leitet, aber was wird dabei herauskommen? Der Sunfel beruft sich heute schon darauf, sich bei seiner Aufforderung zum Hochverrat nichts gedacht" zu haben.
Während die politische Betätigung der völkischen Studenten an der Universität von dem Rektor Fleischer geduldet und dadurch gefördert wird, kann man den republikanisch gesinnten Studenten
Die neueste duftige Blüte im Garten der Erlanger Reaktion entfaltete fich am Samstag und Sonntag, als viele Generäle, ehe malige Offiziere, darunter auch Vertreter der Reichswehr mit Angehörigen des ehemaligen fönigl. baŋr, 19. Inf- Regiments König Viktor Emanuel III. von Italien " zu einer Wiedersehens feier zusammen tamen, zu dem auch, als Vertreter des Kronprinzen
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Rupprecht, General Möhl erschienen war. Die Festrede hielt der Redakteur Kötter Redakteur Rötter vom deutschnationalen Fränk. Kurier". Kötter meinte, daß uns nichts anderes übrig bleibe, als den Hauptfeind, gemeint ist Frankreich , zu erkennen und ihn zu vereinfamen. Heute gehe uns die Dämmerung auf was nottut. Morgen legt der italienische Vizekonsul einen Kranz mit grünweißroten Schleifen am Gefallenen- Denkmal der 19er nieder. Diese Tatsache soll uns dahin bringen,' eine Aenderung der seelischen und geistigen Basis unseres Volkes zu erstreben. Der herrliche Geist unseres nach dem König Bittor Emanuel genannten Regimentes soll uns auch in aller Zukunft erhalten bleiben. Wir müssen einsehen, den Wiederaufstieg daß wir den Kampf um
furt eine Nacht Ruhe, dann geht die aufreibende Jagd von neuens [ os. Es fommt hinzu, daß die Arbeitszeit eines MitropaAngestellten keineswegs identisch ist mit der Fahr3eit seines 3uges. Die Arbeitszeit verlängert sich über die Fahr zeit hinaus noch um eine Stunde Aufrärmungsarbeit beim ange= tommenen und um eine weitere Stunde Vorbereitungszeit für den abgehenden Zug. So tommt schließlich eine Dienstdauer heraus, die die Nervenkraft auch des robustesten Arbeiters zerrütten muß. Wenn man weiter erfährt, daß der Lohn eines Silberputers ganze 150 Mart pro Monat beträgt und jeder Mitropa - Angestellte ſtändig
von einem geradezu fchikanöjen kontrollsystem überwacht wird, dann erhellt sich ein wenig der Hintergrund, auf dem diese Selbstmorde dreier Arbeiter möglich waren. Nach unserer Kennt nis der Dinge hat sich noch keine Behörde mit diesen Fällen befaßt. Wir erwarten die umgehende Aufnahme aller notwendigen Ermittlungen durch die zuständigen Stellen.
Bei Mitgliedern der Bauernnotbewegung.
Wie von der Bauernnotbewegung" mitgeteilt wird, haben in verschiedenen Teilen Ostpreußens , besonders in der Gegend von Gumbinnen , Insterburg , Wehlau und Labiau , am Freitag mittag Kriminalbeamte im Auftrag der Königsberger Staatsanwaltschaft Haussuchungen bei mehreren Besitzern vorgenommen. Alle auf die ,, Bauernnotbewegung" irgendwie bezüg lichen Atten seien beschlagnahmt und mitgenommen worden.
Der Stadtskandal von Hannover . Politische Obstruktion eines reaktionären Magistrats. Hannover , 14. Juli. ( Eigenbericht.)
Die politische Obstruktion des rechtsgerichteten Magistrats gegen die sozialistische Mehrheit im Bürgervor ste herkollegium hat eine große Anzahl von Verwaltungsstreitverfahren zur Folge. Der welfische Oberbürgermeister Dr. Menge will auf jeden Fall einen größeren Einfluß der Sozialdemokraten im Magistrat verhindern. Er hat deshalb die kürzlich vorgenommene Wahl eines sozialdemokratischen Bürgermeisters und 3 fozialdemokratischer Senatoren beanstandet. Obwohl der Provinzialrat sich am Dienstag auf die Seite der Mehrheit des Stadtparlaments gestellt hat, hat der reaktionäre Bezirksausschuß am Donnerstag wieder zugunsten des Magistrats entschieden. Die Klage des Stadtparlaments gegen den Magistrat auf Aufhebung der Beanstandungsverfügung gegen die Wahl der neuen Magistratsmits glieder wurde abgewiesen. Das Bürgervorsteherkollegium wird jetzt das Oberverwaltungsgericht zur Entscheidung anrufen. magistrat inzwischen unter dem Titel„ Sparen tut not" eine vom
Oberbürgermeister gezeichnete Kampfbroschüre gegen das Diese von Bürgervorsteherkollegium herausgegeben. Unwahrheiten strogende Kampfschrift wird seit Tagen durch 60 städtische Angestellte in der ganzen Stadt Haus für Haus verbreitet, alles unter dem Motto: Sparen tut not!"
nicht genug Schwierigkeiten machen. Der in seiner Mehrheit aus Hakenkreuzlern bestehende allgemeine Studentenausschuß erhält für seine Vortragsabende die Universitätsräume zur Verfügung gestellt. Als die republikanischen Studenten in diesen Tagen um einen Hörsaal nachsuchten, in dem der Nürnberger demokratische Oberbürgermeister Dr. Luppe über das Thema„ Student und Staat" sprechen sollte, wurde der Raum verweigert, weil es sich, nach Ansicht des Rektors, um eine politisch e" Beranstaltung m eine handle. Am 24. Juni gab das Rektorat am schwarzen Brett der Universität einen Erlaß des bayerischen Kultusministers bekannt, in dem angeordnet wurde, daß das Tragen von Parteiuniformen und Parteiabzeichen auf Universi. tätsgrund verboten ist. Drei Tage später teilten die unseres Boltes mit anderen Mitteln als bisher Nachdem er genügend Verbeugungen vor dem allerhöchsten Chef
Nationalsozialisten an ihrem Anschlagbrett im Kollegienhaus mit, daß das Tragen des nationalsozialistischen Parteiabzeichens nach wie vor gestattet ist.
Kein Mensch schreitet dagegen ein, daß die völkischen Studenten mit ihren Parteiabzeichen in ihren Vorlesungen erscheinen, Rektor und Studenten pfeifen also auf die Anordnungen des Kultusministers! Anders bei den Republikanern! Im Wintersemester haben die republikanischen Studenten an ihrem schwarzen Brett an die Studenten einen Aufruf zu staatsbürgerlicher Betätigung er laffen. Was tat der gleiche Rettor? Er ließ nicht nur den Aufruf, sondern auch das schwarze Brett der republikanischen Studenten beseitigen, weil es sich im vorliegenden Fall um einen ,, politiichen Anschlag handle. Nach solchen Vorfällen brauchte man sich nicht zu wundern, als vor einigen Tagen, gelegentlich der Enthüllungsfeier für ein Kriederdenkmal der Universität, der nationalsozialistische Studentenvertreter Sun fel ausrief,
,, die Beseitigung des heutigen Staates ist unser oberstes Gebot." Man brauchte sich auch nicht zu wundern, als dieser Student in seiner Totengedenkrede" zum Kampf gegen den alles zer malmenden Margismus" aufrief, gegen den heutigen Staat hetzte,
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meiterbetreiben müssen.
Tatsächlich legte ein italienischer Bizekonsul andern Tags einen Kranz nieder.
Aus der Reihe der Offiziere ergriff auch der ehemalige General Treutlein Mördes das Wort und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß die 19er Vereinigung Jugendabteilungen gründet und diesen
praffischen Schießunterricht
erteilt". Redner forderte: ,, auf dem Umwege über die Arbeitsdienstpflicht muß wieder die allgemeine Wehrpflicht erreicht werden, dann werden wir wieder in der Lage sein, den Schand vertrag, samt dem Young- Plan zu zerreißen und die Fezzen dem feindlichen Lumpenpatt vor die Füße zu werfen."
Die Anwesenden flatschten Beifall und die republikanische Reichswehr spielte zu der Generalsheße einen Marsch auf. Natürlich ergriff auch der Reichswehrmajor Knieß das Wort, um in dem schwarzweißrot geschmückten Bierzelt darauf hinzuweisen, daß es die Reichswehr als ihre edelste Aufgabe betrachtet, den überlieferten Geist der alten Armee weiterzupflegen. Er forderte auf mitzuhelfen, damit das Verhältnis zwischen der Reichswehr und dem Geiste der alten Armee immer inniger werde.
Freiwillig in den Tod!
In einem Monat drei Selbstmorde bei der Mitropa. - Was geht da vor?
Im Laufe der letzten vier Wochen haben drei Arbeiter tigen, arbeitsamen Angestellten" auszustellen. Diese Einsicht tam
der„ Mitropa " ihrem Leben gewaltsam ein Ende bereitet. Der Silberputzer Böttcher und der Wagenkellner Mieling durch Ertränken, der Silberpuher Rosch durch Einnehmen von Gift.
Wir erfahren zu diesen aussehenerregenden Fällen folgende Einzelheiten: Der 27 Jahre alte Wagenfellner Mieling be fuhr die Strede Berlin - Hamburg . Auf einer Fahrt stellte ihn der Reisekontrolleur Jand zur Rede, weil mieling angeblich zwei Portionen Kaffee ohne Bon ausgegeben haben sollte. I and beschimpfte den Kellner in der ungezogensten Weise; später stellte sich heraus, daß Mieling mit dem ganzen Fall gar nichts zu tun hatte. Der Kellner Mieling fühlte sich jedoch in seiner Ehre so getränkt, daß er bei der Station Niebüll ins Wasser sprang und ertrant.
aber nur zu spät,
furz vor Abgang feines Zuges stürzte sich Böttcher in den Landwehrkanal.
Dem Silberputzer Rosch, einem Vater von vier Kindern, waren Borhaltungen wegen angeblich starten Trintens gemacht worden. Da ihm mit Entlassung gedroht wurde, vergiftete er sich in seiner Wohnung.
Die Deffentlichkeit wird und muß aufhorchen, daß drei Angestellte der Mitropa aus ganz geringfügigen Anlässen heraus, die schlimmstenfalls mit Entlassung hätten geahndet werden können, furz hintereinander Selbstmord verüben. Man tann sich dies nur mit der völligen
Zerrüttung der Nervenkraft des Mitropapersonals erflären. Die monatliche Arbeitszeit des Fahrpersonals ist tarif lich festgelegt und foll 232 Stunden betragen. In der jezigen Reisezeit mit ihren zahlreichen Feriensonder und anderen Erirazügen steigt diese Arbeitszeit jedoch um das Doppelte!
Der Silberputzer Böttcher, ein flaffenbemußter Arbeiter, dem die Mitglieder des Zentralverbandes der Hotel, Restaurantund Café- Angestellten und der Freidenker- Berband, dessen Mitglied Böttcher ebenfalls war, ein ergreifendes Begräbnis bereiteten, war es ähnlich wie Mieling ergangen. Er befuhr die Hat z. B. ein Buzzer oder Kellner die Route Frankfurt a. M.Strede Berlin - Köln , die vom Potsdamer Bahnhof ausgeht und Berlin hinter sich, so muß er anschließend noch die Strecke Berlindurch Mitteldeutschland führt. Bei einer Kontrolle wurde ihm der| Leipzig übernehmen. Erst in Leipzig fann sich der Angestellte eine Vorwurf gemacht, sein Geschirr wäre schlecht gepußt, was aber Nacht Ruhe gönnen. Am nächsten Morgen muß er diensttuend van das Versehen eines anderen Buzers war. Die Mitropa konnte Leipzig nach Berlin zurück und anschließend hieran den Speisenachträglich auch nicht umhin, Böttcher das Zeugnis eines tüchwagen Berlin - Frankfurt a. M. übernehmen. Jezt folgt in Frant.
Heinz Neumann in Moskau . Hoffnungen auf deutsche Staatsfrise.
Die Moskauer Prawda" bringt die Rede des Heinz Neu mann als Vertreter der KPD . auf dem Parteitag in Moskau .
Stalin gemacht hatte, schwefelte er unter riefigem Beifall: Die Lage in Deutschland ist jetzt besonders günstig zur Vorbereitung der boliche wistischen Revolution, und diese Vorbereitung ist der Kernpuntt des deutschen Problems. Bei der Schilderung des Rampfes der deutschen Kommunisten gegen die Faschisten und gegen die Sozialdemokraten gestand er offen, welch große Rolle der Rote Frontkämpferbund , der zwar verboten sei, aber doch lebe, in diesem Kampf spiele. mit den Waffen des Gummifnüppels und des Revolvers; die heutigen Kämpfe in Deutschland seien nur Vorpoſtengefechte. Wir rüsten zu den großen Kämpfen, rief er pathetisch. Dann aber hielt Neumann mit großem Katzenjammer eine Entschuldigungsrede an die Chefs vom Kreml , Er erklärte,
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warum die revolutionäre Erhebung in Deutschland so lange auf fich warten läßt; große Schuld daran treffe die Führer der KPD. felbft.
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lm aber die Allmächtigen wieder zu beruhigen, schloß Neumann mit den Worten:„ Wir haben große Erfahrung gesammelt, mir danken den russischen Genossen und besonders Genossen Stalin persönlich für die große Hilfe, die sie uns in unseren Kämpfen geleistet haben. Jetzt sehen wir eine Krise in Deutschland herausziehen, die uns helfen mind, eine revolutionäre Situation zu schaffen. Wir stützen uns dabei auf die Kommunistische Partei der Sowjetunion!"
Die Krise in den Vereinigten Staaten . Beschäftigungsgrad fintt, Arbeitslosigkeit nimmt zu. New Yort, 14. Juli .( Eigenbericht.)
Die Beschäftigung in den Fabriken des New- York- Staates zeigt nach Berichten des New- Yorker Arbeitskommissars im Juni eine weitere Abnahme um 2 Prozent. Der Rückgang vom Ottober bis Juni beträgt 14 Prozent. Die Abnahme im Juni macht sich besonders in den Automobil-, Metall- und Textilwerken fühlbar.
Warten, warten, warten...
Höchstbetrieb auf der Stempelstelle des Arbeitsamts Berlin- Mitte, Beuthstraße. Um 8 Uhr wird es offiziell geöffnet, um 7 Uhr stehen bereits weit über hundert Menschen da; täglich wird eine bestimmte Nummernzahl ausgegeben, die bereits in der ersten Viertelstunde voll erschöpft ist. Und immer Neue strömen hinzu, Hunderte und aber Hunderte. Da stehen sie bichtgedrängt, Kopf an Kopf und warten und warten.
Ja, die Abfertigung geht allzu langsam, denn es mangelt an Personal. Dann ist plöglich Schluß, fie fönnen unverrichteter Sache nach Hause gehen und am nächsten Tage wiederkommen, und wieder stehen sie und warten, und oft sind sie auch diesmal noch nicht dran. Nicht, daß es ihnen an Zeit fehlte, o, der Arbeitslose hat mehr Zeit, als ihm lieb ist. All seine brachliegende Kraft, der gelähmte Lebenswille und die dumpfe Verzweiflung, die nagen und bohren in ihm, wie er da so steht, einem Bettler gleich, dem man schließlich sagt: Heute wird nichts gegeben!"
Vielleicht ließe es sich doch bewerkstelligen, daß die Abfertigung der Unterstügungsempfänger einen etwas weniger deprimierenden Charafter trägt und schneller vonstatten geht.