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Rr. 325 47. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Volkmar Jro: Fluch des Gottes
Da schlich ein hagerer, elend aussehender Kuli herein, als Kalaja eben beim Herd die Schüsseln füllte, fauerte sich in einen Winkel und bat seine Nachbarn demütig um einen Schlud Reise wein. Die Arbeiter und Lastträger erschrafen, als sie die feuchende Stimme hörten und näher in das fahlgelbe, abgezehrte Antlitz blickten. Die Lippen des Mannes waren bläulich, seine Augen flackerten in den tiefen Höhlen, ein heftiges Fieber ließ seine Zähne gegeneinander schlagen. Einer ließ ihn trinken, rief den Wirt und bat um eine Schale Reis für den Erschöpften.
Hanuman , der dickleibige, affenköpfige Gott der Fröhlichkeit ist| roten und blauen Ampeln brannten und die Küche Kalasas voll einer der Lieblingsgötter der Inder; seine roten Holz- und Ton- von Gästen war. statuen sind fast in jeder Hütte zu finden, und auch in der Garküche des alten Kalasa, der sein Geschäft im Eingeborenenviertel von Bombay betreibt, steht der ewig lächelnde Hanuman neben dem Herd. Während aber der Wirt sonst vormittags gefchäftig bei seinen Töpfen hantierte, saß er jetzt reglos vor der Türe und starrte in das Gewühl der Straße, das schillernd und brüllend in der Gluthize des Vormittags vorbeizog. Aber er sah nicht die zerfetzten, grellfarbigen Turbane über den braunen Gefichtern, die dotter gelben, fobaltblauen, giftgrünen, fleischfarbigen Kattuntücher der Weiber, die halbnackten Kinder mit ihren Glasfetten, die in den schreiendsten Farben getünchten, vier und fünfstöckigen Zinsfasernen, auf deren schmalen Balfons grüne Papageien zwischen zerfetzter Wäsche und bunten Gewändern einen Höllenlärm vollführten, er sah nicht die Büffelgespanne, Ziegen und Autos in dem Strom der Menschener jah nur das gelbe, häßliche Gesicht des arabischen Pferdehändlers und hörte immer wieder den Fluch, den er ihm am vergangenen Abend entgegenſchrie:
Der Araber hatte die rote Holzstatue des Hanuman angeſpien und dabei dem Wirt die Best gewünscht, weil er sich weigerte, den zahlungsunfähigen Gast weiter zu vertöftigen!
Kalaja hatte sofort seinen Lieblingsgott unter Gebeten ge reinigt und ihm Blumen gestreut, aber er war die ganze Nacht schlaflos gelegen und grübelte jetzt weiter nach, wie er sich am billigsten vor der Rache des beleidigten Hanuman schützen fönne, denn er war in der ganzen Umgebung als Geizhals bekannt und wollte sich das Opfer im Tempel ersparen.
Kalassa musterte den Kuli und verlangte zuvor die Bezahlung. Als der Mann nur die Schulter zuckte, wurde Kalasa über den Bettler, der sein Geschäft zur besten Zeit störte, zornig und wies ihn hinaus. Da erhob sich der hagere, hohläugige Hindu feuchend, stand fiebergeschüttelt, warf sein zerfetztes Tuch ab und zeigte gegen die bläulich geschwollenen Achselhöhlen:
Schreie gellten, Kalasa bog sich entsetzt vor dem Besttranten zu rüd. Alle Gäste drängten zum Ausgang, in der fürzesten Zeit war die Küche leer.-
Als der Türvorhang hinter dem Letzten gefallen war, schlug der Kuli rasch sein Tuch über, zitterte jetzt nicht mehr, sprang zum Herd, leerte blitzschnell zwei Reisschüsseln und einen Krug, stopfte, was er nicht vertilgen konnte, in einen Topf, band ihn auf den Rücken, sprang durch das Fenster in den Hof des Nachbarhauses und verschwand in der Finsternis der nächsten Gaffe.
Dienstag, 15. Juli 1930
Die Nouvelles- Galleries" in Paris , das große Warenhaus an dem Boulevard Bonne- Nouvelle, ist ein Raub der Flammen ge= worden. Damit ist Paris um ein Riesenunternehmen ärmer geworden, das hauptsächlich den Mittelstand zu seiner Kundschaft zählte.
Paris ist die eigentliche Geburtsstadt der Warenhäuser, die sich im Laufe der Jahrzehnte die Welt erobert und dem Kleinhandel ein neues Aussehen gegeben haben. Es sind jetzt gerade 75 Jahre her, daß in Paris das erste ,, Grand Magasin ", also das erste Warenhaus im heutigen Sinne, entstand. Im Jahre 1855 wurde nämlich das berühmt gewordene Warenhaus der„ Louvre" begründet. Dieses Grand Magasin , das seinen Namen von dem berühmten Schloß und Museum ablehnte, wurde das Vorbild für alle fünftigen Warenhäuser, die bald in England, Amerika und Deutschland entstanden. Kleinere Warenhäuser, die sich nicht auf ein Spezialgebiet beschränkten, wurden schon in den vierziger Jahren in England begründet. Ihren Siegeszug durch die Welt traten sie aber erst nach der Eröffnung des Louvre" an, der in Paris bald großen Zulauf fand. Am meisten hat ohne seinen Willen der französische Romandichter Emile Zola für die Warenhäuser Propaganda gemacht. In seinem bekannten Warenhausroman„ Au bonheur des dames" hat er bereits in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts den Kampf des Kleinhandels gegen den Wettbewerb der Warenhäuser dramatisch und padend geschildert. Er zeigte den Rausch, den die Zusammenballung von ungeheuren Warenmassen in einem Hause bei dem Publikum erzeugt, den Warenverkauf als geschäftliche Weltstadtsensation, die Betäubung jeder Ueberlegung des taufenden Publikums durch geschickte Werbungsmaßnahmen. Die Propagandachefs der Warenhäuser fonnten von dem geschäftlichen Außenseiter Zola viel lernen und haben auch von ihm gelernt.
Und während eine halbe Stunde später die Seuchenpolizei in der Er überlegte lange, doch schließlich siegte die Furcht über seinen Garfüche des Kalaja nach dem Bestkranken suchte, wusch sich der Kuli im Teich des Mombadoitempels die blauschwarzen Fleden mit Seife Geiz. Er stand auf, nahm den Verdienst des Vortages und ließ vom Körper, wischte sich die Farben von den Lippen und Augen, versich dann von dem braunen Gemühl, das aus den Basargassen der Seidenhändler, Silberschmiede, aus den Baumwollspinnereien und zehrte in Ruhe die Reis- und Fischgerichte des Topfes und erwartete Fabriken zusammenströmte, gegen den Siva Bholefchwarttempel dann vor dem Tempel den Araber, der ihm schmunzelnd eine Rupie bald in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die über mehr als für die rasche Erfüllung des Fluches Hanumans bezahlte.
treiben. Er schritt bedrückt durch den Gestank der Garküchen und Räucherkerzen, der schwelenden Kuhmistfeuer, des Brodems von Bratöl und der dampfenden Kochtöpfe, limperte unschlüssig mit seinen Silberrupien, taufte dann in den Buden vor dem Tempelbezirk billige Blumen und Lichter, ging im Tempelhof vorsichtig an den heiligen Kühen vorbei, die vor ihren Heubündeln wiederfauten und beschenkte einen Yoghi.
Kalaja zündete die Lichter an, streute seine Blumen, legte den fahlgeschorenen Priestern schweren Herzens die Silberrupien in die Messingschalen und trat dann erleichtert den Heimweg an.
Aber sein Opfer hatte teine Gnade gefunden und der Zorn des Affengottes wurde schon am Abend offenbar, als in den Gaffen die
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Am nächsten Mittag trat der Araber in das halbleere Lokal Kalasas, begrüßte ihn höflich und erklärte sich bereit, feinen Fluch wieder zurückzunehmen, wenn ihm der Wirt das Effen noch für zwei Wochen kreditiere.
Ralaja atmete auf. Er hatte sich schon peftfrant und fein blühen des Geschäft verödet gesehen und war sofort einverstanden, nicht zwei, sendern drei Wochen zu kreditieren. Und während er den Araber mit dem Besten bediente, berechnete er zufrieden, daß ihm der unheimliche Gast für drei Wochen noch immer billiger tomme als das Opfer des Verdienstes von einer Woche, das er in seiner Furcht am Nachmittag den Priestern des Hanuman bringen wollte!
Nathan Gurdus: Judenstädtchen Z.
Irgendwo auf der Straße Berlin - ratau Megt das Juden| inmitten Europas und hörten von nichts. Eines Tages famen die stadtchen 3. Wenn der Orienterpreß mit donnerndem Gestampf an der Station des Städtchens vorüberfaust, sehen die Reisenden, die aus den Weltstädten Berlin , Paris , London kommen und nach dein Balkan oder gar bis Konstantinopel fahren, nicht mal zum Rupeefenfter hinaus.
Man weiß, gerade auf diesem Teil der Strecke liegt ein winziges Städtchen beim anderen. Ein Stationsgebäude steht genau so unansehnlich aus wie das andere. Die Riesenlokomotive des Expreß durchfliegt all diese Orte mit unverminderter Geschwindig feit. Nur manchmal verschnauft sie etwas und pfeift hochmütig. Dann tommt es vor, daß hier und da ein Reisender vom Bett des Schlafwagens oder vom Tisch des Speisewagens naserümpfend auf das graue Stationsgebäudchen blidt. Aber auf dem Bahnsteig stehen immer schon am frühesten Morgen, frierend im Winter, schwitzend im Sommer, ärinlid) gefleidete, vollbepadte Gestalten in langen grauen Kaftans, fleine Schirmmüten auf dem Kopf. Alte Männer mit grauen Bärten und junge Gefichter, aber alt von Sorgen. Das sind die Juden des Städtchens, die da auf ihr 3ügl" marten, das fie in die Dörfer zum Brotverdienen bringen soll.
Die jüngeren unter den Kaftanträgern sehen immer mit sehnsüchtigen Augen dem Expreß nach. Für sie ist er der einzige Bote aus der großen Welt ,, da draußen", wie sie sagen.
Der Reisende des Expreß aber sieht am Bahnsteig eine Welt norüberziehen, die mitten in Europa ist, aber die er so wenig fennt. Fremd, erotisch scheinen ihm die Kastangestalten. Zwei Welten stehen sich da gegenüber, sekundenlang, nur solange die Lokomotiv :
es erlaubt.
Vielleicht blicken die jungen Menschen im Kaftan so sehnsüchtig nach dem Expreß und der Reisende am Kupeefenster so hochmütig auf die Kastangestalten, weil einer die Welt des anderen nicht
fennt...
Judenstädtchen 3., als ich zu dir reifte, tam ich nicht im Expreß: Nein, im Bügl" mit deinen Söhnen zusammen reiste ich zu dir. Das Bügl" ist voll, heute am Freitag eilen die Männer, nach Das ,, 3ügl" dem sie die ganze Woche über die Dörfer in der Runde mit ihren Bauchläden und waren in Koffern abgeflappert haben, nach Hause zu den Ihrigen.
Ihre Gesichter strahlen. Vergessen ist die mühselige Woche. Bergessen ist der farge Verdienst. Sie denten nur an den morgigen Schabbes.
Mit froher Stimme erzählt einer von feinen Kindern. ,, Meine Tochter... Mein Sohn... gar ein Weiser... gesund sollen sie mir sein. Einer macht dem anderen Komplimente wegen der Weisheit seiner Kinder. Das ganze Kupee strahlt... ich auch beim Hören der heimischen Laute. Langsam rattert die Kleinbahn weiter. Die Gespräche verstummen etwas. Einer nach dem anderen zichen die Reisenden Zeitungen aus den Taschen. Aufmerksam, wie man es in Westeuropa gar nicht fieht, beginnen sie ihre Beitungen aus Worschau zu lesen
Sie lefen Zeitungen?! Berblüfft seh ich um mich. Früher da waren im ganzen Städt feine drei Zeitungsleser. Was in der Weft gefchah, intereffierte ja teinen. Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mir ein Sohn des Judenstädtchens 3., der! nun ein großer und berühmter Mann da dranßen" geworden ist, erzählt hat:
Bor dreißig Jahren, als ich ein junger Mann mar, gab es femme Eisenbahn in 3. Abgeschmitten non der ganzen Welt maren mir. Seitungen temen itberhaupt night ins Städtchen. Wir faßen
ersten Zeitungen nach 3. Der Schuster Hersch erhielt ein LederDie Häute waren in alte Zeitungen gepatet aus Warschau . widelt. Nach langem Flehen gab er mir die Zeitungen. Heißhungrig stürzte ich mich auf die alten hebräischen Blätter. Ich verschlang jede Neuigkeit und merkte gar nicht, daß die Zeitungen schon damals 19 Jahre alt waren! Da auf der ersten Seite eines Blattes stand in Riesenbuchstaben:„ Alexander II. von Nihilisten ermordet!" Bitternd vor Schred stürzte ich in die Synagoge, wo die Alten versammelt waren.
„ Der Zar ist ermordet worden", schrie ich.
Die Zeitung wurde vorgelesen. Es stimmte. Das ganze Städtchen lief zusammen. Eine ungeheure Panik brach aus. Der Zar ist ermordet! Also wen wird man schlagen...? 3- Das Städtchen zitterte vor einem erst auf alle Fälle die Juden. Pogrom. Und feiner merkte, daß die Zeitung schon beinahe zwanzig Jahr alt war! Alexander II . moderte schon lange; sein Enkel regierte schon und im Judenstädtchen 3. lebten wir mochenlang in Todesangst megen der Ermordung Aleranders II., zwanzig Jahre nach seinem Tode! Diese wahre Geschichte kam mir in den Sinn, als ich die alten Juden von heute vertieft in ihre hebräische und- jiddische Zeitungen
sah. Es hat sich also vieles verändert.
*
Wir sind in 3. Bremsen quietschen. Jämmerlich pfeift das Jämmerlich pfeift das Lokomotivchen. In aller Eile stürzen alle nach Hause; in zwei Stunden Sabbatbeginn! Das Städtchen 3. ist wie immer Freitag: abend voll hastender Menschen. Aber je mehr der Sabbat herauf.| zieht, desto mehr schließen die Handwerker und„ Kaufleute" thre Stände. Und auf einmal werden die vollen Straßen leer. Durch die Luft zieht der bekannte Duft von frischgebackenen„ Barches" und gefülltem Fisch. Aus den Fenstern der kleinen zerfallenen Häuser bringt Kerzenschimmer. Und da auf einmal füllen sich die Straßen mit den Menschen des Städtchens 3. Aber wie anders sehen jetzt die Handwerker, Laftträger,„ Kaufleute" aus. Alle in neuen feidenen Kaftanen, neue Mützen, blant die Schaftstiefel. Die Frauen in neue Tücher gehüllt. Alle ziehen sie dahin in feiertäglicher Stimmung zur Synagoge.
Ein neues Bild für 3. fällt mir in die Augen. Die Jugend. Biele von ihnen schon europäisch angezogen, deitsch gekleidet", sagt man da. In den Knopflöchern Abzeichen jüdischer Sportklubs und zionistischer Arbeiterverbände. Aufrecht gehen sie neben den Alten mit gebeugten Rücken. Zwei Jahrhunderte ziehen da neben: einander. Da geht neben der alten Generation die neue aufrechte, die keine Pogrome erlebte.
Judenstädtchen 3. begeht seinen Schabbes. Dasselbe Bild seit Hunderten von Jahren. Aber auch da ist jetzt die neue Zeit eingedrungen.
Denn immer leuchten helle Sportsblufen neben den langen, dunklen Kaftanen des Ghettos. Aber die Jugend zieht doch in neuen Kleidern, mit neuen Gedanken, mit den Alten, und nicht gegen sie.
Ein unvergeßliches Bild..
Ich bin inmitten Europas. Weltstadt Berlin. Lichter rasen. Für Ge Menschen hasten. Autos brüllen. Tempo, Tempo. danken, Gefühle teine Zeit. Die Millionenstadt rast und reißt aür mit. Aber an den Freitagabenden sehe ich auf einmal zwischen den Lichtreklamen und Autobussen hindurch: Graue Gebäudchen grane Gestalten, Kerzenschimmer.... Judenstädtchen 3.!
Durch diese dichterische Gestaltung einer neuen Art von MaffenPsychose auf dem Gebiete des geschäftlichen Lebens hat Zola die Warenhäuser in Paris erst richtig volkstümlich gemacht. Das in ungeahnter Weise auf und wurde
20 Millionen Franken Kapital verfügte und in den ersten Jahren des Jahrhunderts schon über 5000 Angestellte zählte. Noch bes deutender als„ Louvre" wurde allmählich das große Barenhaus Bon
marche", das das Vorbild für 3olas Au bonheur des dames" gewesen sein soll. Nach den großen Erfolgen, die die ersten Unternehmungen aufzuweisen hatten, schoffen in Paris bald zahlreiche Warenhäuser wie Pilze aus der Erde hervor. Unter ihnen waren große Geschäfte, wie Belle jardiniere" und" Brintemps", aber auch viel kleinere, die nicht eine lange Lebensdauer hatten. Im Gegensatz zu den deutschen Warenhäusern, die ganz nüchterne Namen nach den Besitzern führen, haben die meisten französischen Grand magasins" poetische Bezeichnungen, wie„ Frühling", 3um guten | Einkauf", da offenbar die Französin durch derartige Aeußerlich teiten beinflußt wird.
Es ist darum fein Zufall, daß auch das Warenhaus in dem Roman von Zola den werbenden Namen Zum Glück der Damen" führt. Der Unterschied zwischen deutschem und französischem Wesen fommt auch in dieser Belanglosigkeit zum Ausdruck, denn es ist ganz sicher fein Zufall, daß die Namen der Warenhäuser in Frank reich und Deutschland sich so eigenartig unterscheiden. Der Deutsche liebt Berbung durch Leistung, während schöne und verlockende Namen, die in Frankreich ihre Zugkraft ausüben, bei uns eher mißtrauisch belächelt werden. Heute verfügt Frankreich nicht mehr über die größten Warenhäuser, denn mit ähnlichen Unternehmungen in New York, Chikago, Philadelphia und anderen amerikanischen Städten tann Paris nicht metteifern. Auch Deutschland und England haben heute, insbesondere durch die weitgreifende Konzernbildung, die Größe der französischen Unternehmungen überflügelt.
Ein wohlriechendes Zukunftsbild
Ein irdisches Paradies, das nur von den zartesten und füßesten Düften durchywogt wird, ist das Zukunftsbild, das der Professor der Psychologie an der Colgate- Universität im Staat New York, Dr. Donald A. Laird, zeichnet. Er fündigt eine neue Entdeckung an, durch die alle schlechten Berüche verbannt werden, die jetzt noch unsere Masen belästigen. Die moderne Chemie hat es so weit gebracht, aus der Berbindung zweier schlechter Gerüche einen angenehmen Duft herstellen zu können. Man nimmt eine stinkende Flüssigkeit, mie 3. B. Kareson, und läßt sie gleichsam gegen sich selbst arbeiten",
indem man ihr kleine Mengen einer starken Chemikalie als Hilfe beigibt. Dieser chemische Stoff tann an sich ebenfalls unangenehm riechen, aber durch die Verbindung beider Stoffe entsteht ein herrlicher Geruch. Einige der stärksten Gerüche, wie z. B. der von Gas, sind mun überhaupt dieser neuen Behandlung noch nicht ausgesetzt worden, aber nach Dr. Laird ist es nur eine Frage der Zeit, daß man alle üblen Düfte auf diese Weise behandeln und bekämpfen wird. Eines Tages ist man so weit, daß sämtliche Attentate auf unsere Nasen beseitigt und alle Stoffe mur noch füße Düfte ausatmen. Unsere Wohnungen werden dann von Wohlgerüchen durchweht werden, und in den Theatern, Konzertfälen und Kinos werden die sonstigen Genüffe, die uns dargeboten werden, durch unerhörte Sensationen für die Nase gesteigert sein.
Alter und Vermehrung der Walfifche Seitdem die Gefahr besteht, daß die Walfische durch allzu eifrige Jagd ausgerottet werden, sucht man ihre Lebensweise genauer zu erforschen, namentlich festzustellen, wie alt sie werden und in welchem Maße sie sich vermehren. Wenn man die Größe eines Walfisches mit der Größe eines Menschen vergleicht, so nimmt man unwillkürlich an, daß die Wale ein ungleich höheres Alter erreichen müßten, um so mehr staunt man, menn man erfährt, daß die Wale felten älter als sechs Jahre werden. Erst durch längere Forschungs fahrten des englischen Dampfers ,, Discovery" im südlichen Atlantischen Ozean zwischen dem Kap der guten Hoffnung und dem Kap Horn ist es durch die Untersuchung von 1683 Walfischen, die innerhalb drei Jahren gefangen wurden, gelungen, dies festzustellen. Ebenfalls zum ersten Male hat man durch diese Untersuchungen eine richtige und flare Auffassung von der Bermehrung der Walfische bekommen. Ein Walfischmeibchen bringt durchschnittlich alle zwei Jahre ein Junges von 6,5 bis 7 Meter Länge im April his Juli zur Welt. Das Junge wird mit fettreicher Milch bis zum Dezember gesäugt und ist dann schon 12 bis 16 Meter lang. Im Winter der südlichen Halbfugel wandert es mit den 2ften nach Norden und febrt im Sommer nach Süden zurück. Nach zwei Jahren ist es ausgemadyjen und beginnt sich fortzupflanzen.