Massenbildung im Kapitalismus
Eine wichtige Lebensfrage des Proletarials
Nach Auffassung namhafter bürgerlicher Nationalötonomen| tie sich sehen lassen fönnen. Niemand bezweifelt das. Aber hier ist Leben wir heute in der Periode des Spätkapitalismus. Liegt in einer vom Filmbetrieb als einem Gesamtkomplex die Rede, dem natürsolchen Definition nicht ein bemerkenswertes Eingeständnis? lich eine bestimmte Klassentendenz innewohnt. Das gleiche erleben Spricht daraus nicht eine gewisse Resignation? Die Antwort lautet mir übrigens beim Rundfunk, der sich dank einer rapiden Sa und Nein zugleich. Zweifellos wird sich das großfapitalistische technischen Entwicklung in furzer Zeit zu einem riesenhaften BilBürgertum unter dem Eindruck bestimmter sozial- ökonomischer dungsapparat entfalten konnte. Indes, die Technik bildete nur die Tendenzen nach und nach seiner historischen, d. h. vergänglichen Rolle Voraussetzung dafür, daß es so fam. Mit sicherem Instinkt haben bewußt. Aber daraus folgt noch lange nicht, daß die Kapitalisten die herrschenden Schichten sich dieser Institution bemächtigt und flasse als solche auch nur im Traum daran dächte, freiwillig vom durch Staatsmonopol jede private( foll heißen: proletarische) EinSchauplatz der Geschichte abzutreten. Das gerade Gegenteil ist flußnahme so gut wie auszuschalten gemußt. Es soll nun durchaus Tichtig. Immer noch haben herrschende Gesellschaftsschichten, menn nicht behauptet werden, daß der Rundfunt fich parteipolitisch im sie den Boden unter sich wanten fühlten, alles daran gesetzt, ihre buchstäblichen Sinne des Wortes betätigt. Man tann sogar noch Diachtposition um jeden Preis zu halten. einen Schritt weitergehen und den meisten Sendergruppen das Sugeständnis machen, daß sie ehrlich bemüht find, sozusagen Jedem das Seine zu geben. Aber erstens einmal ist das in einer Klassengesellschaft an fich unmöglich und außerdem fann niemand aus seiner Haut heraus. Der Rundfunt in seiner heutigen Struktur
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ist von Hause aus gar nicht imftande, sein bürgerliches Ich zu ves leugnen. Ein Beispiel aus den letzten Tagen übrigens ein Beis spiel von unzähligen soll das verdeutlichen. Bei einer heiteren Abendveranstaltung wird ein humoristischer" Chedialog gesendet, bei dem die Dame des Hauses den teuren Gatten beschwört, er möchte ihr zu den bereits vorhandenen 20 fostbaren Gesellschaftss fleidern noch ein 21. gewähren, das sie eben gerade zu einer bes stimmten Gelegenheit ihrer Meinung nach dringend benötigt. Sicherlich hat sich die Funkstunde bei der Sendung dieses„ harmlojen Intermezzos nichts gedacht. Sie hat vor allem nicht daran gedacht, daß mir nach der amtlichen Statistit rund 3 Millionen Erwerbslose zu verzeichnen haben! Der Kontrast zwischen der inneren Haltung einer solchen Szene und der sozialen Wirklichkeit ist derart lähmend, daß sich darüber jedes meitere Wort erübrigt. Das ist es, was wir bürgerliches Klassendenken nennen. solchem Klassendenfen aber ergibt sich zwangsläufig der Charafter Arthur Goldstein .
Indes, soviel ist sicher: Mit Gewaltmethoden allein kann sich cuf die Dauer feine Klassenherrschaft behaupten. Das hatte jogar ber deutsche Militarismus begriffen, als es zu spät mar. Jedes Gesellschaftssystem muß eben will es Bestand haben in letzter der heutigen Massenbildung. - Snstanz vom Massenmillen getragen sein. Das ist freilich nur mögTich, wenn es gelingt, die große Mehrheit der Gesellschaft inner. iich an das herrschende System zu fesseln. Wirtschaftlich und sozial entrechtete Volksschichten fann man aber nur dadurch bis zu einem gewissen Grade mit ihrem Klassenschicksal versöhnen, daß man ihr Denken und Wollen in eine bestimmte Richtung hinzulenken ver= steht oder mit anderen Worten: daß man Massenbildung in großem Stile organisiert. Das Problem der Massenbildung ist also eine Frage von Sein oder Nichtsein für jede bestehende Gesellschaft. Berhält es sich aber jo, dann ist über die vermeintliche Neutralität der Bildungsziele von heute und gestern eigentlich alles gejagt.
Die mittelalterliche Feudalgesellschaft hatte es insofern verhält nismäßig leicht, als ihr ein großartiger, international aufgebauter 2ildungsapparat zur Verfügung stand: die römische Kirche. Auch Der Kapitalismus, der in seiner ersten Jugendblüte gegen diese amächtige Institution mit dem Schlachtruf: Bernichtet die Schänd liche!" zu Felde gezogen war, mußte in einer späteren Epoche den Vorteil eines Friedensschlusses mit dem Gegner von gestern einschen. Es kam also zu der für beide Teile brauchabren Einigungs: formel: Die Religion muß dem Bolte erhalten werden."
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Jedoch im Zeitalter der modernen Biologie und Physik, im Zeitalter des Flugzeugs und der Radiomellen und vor allem in der Alera der modernen Gesellschaftswissenschaft konnte die Religion thre frühere, nahezu unumschränfte Einflußsphäre naturgemäß nicht aufrechterhalten. Sie ist heute dentt man besonders an großstädtische Industrieproletarier und verwandte Schichten- mehr eine äußere Tradition als eine lebendige Realität. Wollte fich Der Kapitalismus heute, wo seine ökonomische Ausmeglofigkeit immer drastischer in Erscheinung tritt, nur noch auf die Religion, als den einzigen ausschlaggebenden Bildungsfaftor, stügen, jo hätte als den einzigen ausschlaggebenden Bildungsfaktor, stügen, jo hätte ihn wahrscheinlich sein historisches Schidjal längst ereilt.
Aus
Fritz Müller- Partenkirchen : Die Leiter
Wie ich als Kaufmannslehrling anfing, hatte ich am ersten arbeitsschweren Lehrtag ein Gesicht. Spräche ich geschwollen" hieße ich's Vision. Mein Freund der lange Gunzelmann, dem ich's erzähite, hieß es eine Schnapsidee.
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Mir fam mein Leben vor wie eine Leiter. Ich durfte auf die unterste der Sprossen treten. Ueber mir, himmelan bis Wolken höhe- Sproffen, Sproffen, Sprossen. Die meisten für mich sicher unerfteigbar. Ich werde froh sein müssen, menigstens ein paar von ihnen zu erklimmen. Jahrelang auf einer ersten groben Sprosse stehn zu müssen, unter einem nichts als harte Erde ich schlief nicht gut in jener ersten Lehrmacht.
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Sprosse waren andere Sprossen, die ich hatte überspringen dürfen, In der zweiten wußte ich's schon beffer: Unter meiner ersten Ausgehersprossen, Attentlebersprossen, Fuhrknechtssprossen, Butz frausprossen menn mein Blid nach unten mich nicht trog: Die Leiter reichte unter meinen Füßen nicht viel fürzer in die Tiefe, als fie über meinem Kopf sich in den Himmel recte. In der Mitte stand ich, nicht am Anfang.
Der Sprosse unter mir, der Ausgehersprosse, durfte ich schon fagen: Dahin gehen Sie, Herr Bröselmann, und dorthin." Neiderfüllte Augen sahen zu mir auf.
Gleich darauf scholl es von der nächsten Sprosse über mir: Stift, schreiben Sie geschwind ein Duplikat zu diesem Brimamedhjel" eiderfüllte Augen jahen zu ihm auf, dem Kontoforrentbuchhalter
Förtner.
Der Neid verblaßte, als ich es über der Kontotorrentbuchhalter
neralversammlung. Ein Mann im Lodenrode meldete sich zum Wort. Wer sind Sie, und wieviel Attien vertreten Sie?" herrschte ihn der Aufsichtsratspräsident an.
Ich heiße Woltermann und besitze die Majorität des Attein fapitals," Ich jah uie auf einer Leitersprosse einen Menschen so zusammen niden, wie den Vorsitzenden unseres Aufsichtsrats.
Mein erster Urlaub fam. Ich fletterte auf einen hohen Berg. Als ich droben anfam, spie eine Bergbahn Hunderte von Menschen aus. Sie wollten alle übernachten. Ich natürlich im Touristenhaus. Es war voll. Man gab mir schließlich im Hotel unterm Dach ein Bett. Auf dem gleichen Speicher schlief das Personal.
Spät hinter Mitternacht ein Boltern auf der Treppe und ein
Mädchenschrei. Ich fuhr in meine Kleider, tappie nach der Treppe, knipste eine Lampe an, da lag ein Zimmermädchen, arbeitsüber. müdet. Berrenfter Knöchel am Fuß, der treppauf, treppab gelaufen mar, menn man den Zimmerdienst in einem Tag addierte: Leichtlich fiebenmal die Strede aus dem Tal zur Bergeshöhe.
Mädchenfammer, Kaum daß zwei andre Mädchen drinnen schlafSie fonnte feinen Schritt mehr gehen. Ich trug sie in die schmer nach uns faben. Plöglich brach's aus der Gebrochenen: Beinen, Klagen, Seulen. Ueber dreißigmal habe es aus Zimmer einunddreißig geläutet. Ein Ehepaar darin, schmerreich. Die Fran drehen sie das Licht an, bitte!" Wieder Läuten: Fräulein, der Hahn bequem: Fräulein, öffnen Sie den Warmwasserhahn!" Fräulein.
tropft noch, bitte!" Läuten: Fräulein, Fifi, das arme Hündchen Sie machte eine Bause: ,, Wer", schrie sie plötzlich ,,, mer Fifi oder ich mer ist der Hund, Herr, mer?" Sie machte eine zweite Bause, eine nachdenkliche:„ Einer hat's noch schlechter, Herr ihr Mann."
sprosse von der Hauptbuchhaltersprosse her bejehlen hörte: Bieftöhnt, geben Sie ihm diese Tropfen ein. lange, Förtner, meinen Sie, daß meine Bilanz auf Ihren Debitorenfaldo wohl noch warten soll?"
Roch weiter her fam eine Broturistenstimme. In der zweiten Lehrnacht träumte mir, einmal würde meine Stimme auch von einer Proturistensproffe abwärtstönen.
Am dritten Lehrtag aber hörte ich von fern des Basses Grundgemalt von einer Direttorensprosse. Flugs träumte mir in meiner vierten Lehrnacht, ich selber würde einmal diese tiefe Stimme auf der Höhe haben.
Das missen die herrschenden Oberschichten sehr genau. Zum mindesten sagt ihnen ein untrüglicher Klasseninstinkt, daß Massensuggestion im fapitalistischen Sinne sich heutzutage mirksamerer Instrumente bedienen muß als jener, die eine eingefrorene firchlich religiöse Ideologie zu bieten vermag. Es kommt eben in der Gegen mart alles darauf an, den Geist des Kapitalismus im Massenbewußtsein zu verankern. Keine ganz leichte Aufgabe! Schließlich ruß es auch ein Blinder merken, daß vom Rapitalismus mur folche Werte geschaffen werden, die dem Unternehmertum Mehrwert bringen. Weil dieses Gesellschaftssystem aber feine Werte an fich fennt, muß es nach außen anders erscheinen, als es im Grunde ist. Es steht immer vor der Notwendigkeit, seine Eristenzberechtigung zu beweisen, d. h. es muß dem Massenbewußtsein plausibel machen, daß individuelle Profitinteressen mit allgemeinen Gesellschaftssproffe. intereffen gleichbedeutend find. Und das in einer Zeit, wo die Fragwürdigkeit des Systems immer offenfundiger wird! Dennoch bringen die herrschenden Klassen das Kunststüc fertig, große Teile des eigentlichen Proletariats und vor allem proletarisierte Zwischen schichten in fapitalistische Fesseln zu schlagen. Das Rezept, das fie bafür verwenden, ist im Grunde sehr einfach: Das Massenbewußtfem darf sich über die Grenzen des Heute nicht erheben, die Massen dürfen nicht dahinter tommen, daß es ein Jenseits dieserCefellschaft gibt.
In diesem Sinne arbeitet der gesamte Bildungsapparat, über ben das moderne Großtapital verfügt. Wir sehen hier von der Funktion der heutigen Boltsschule gefliffentlich ab, weil das Problem Cer Jugenderziehung ein Kapitel für sich bildet. Und außerdem fei bemerkt, daß aus dem großen Arsenal neuzeitlicher Maffenbildung nur eine fleine Auswahl von Lehrbeispielen herangezogen werden tann.
Eins der wirtsamsten Instrumente solcher Massenbildung bleibt immer noch die bürgerliche Presse im weitesten Sinne, also auch Zeitschriften fachlicher Natur, illustrierte Zeitungen, Wizzblätter, Magazine usw. mit inbegriffen. Es ist merkwürdig, daß gerade das Bürgertum, das in der Theorie die sogenannten ,, Ewigkeitsmerte" wie Dichtung, Kunst, Moral, Recht rsm. aus der ,, niederen" Sphäre der Politit herausgehoben wünscht, in der Bragis den gegenteiligen Grundsaz befolgt. Denn in der bürgerlichen Presse wird von der ersten bis zur letzten Zeile Politik gemacht, natürlich Klaffenpolitit in großem Stile. Sie ist im Unterhaltungsroman genau so zu Hause wie in der humoristischen Ecke und im Kreuzworträtsel und tommt selbst im Inserat noch beutlich genug zum Vorschein, von Buch, Film, Radiokritik und gesellschaftskritischen Betrachtungen gar nicht erst zu reden. Wer eine bürgerliche Zeitung zu lesen versteht, wird finden, baß sich hrer eine große Zentralidee durchsetzt, die sich wie von selbst dem Gehirn des Lesers einprägt: Die heutige Gesellschaft ist die einzig mögliche, die bürgerliche Welt ist die beste aller Belten!
Glücklicherweise ist die Macht der bürgerlichen Presse nicht unbegrenzt. Trog geringerer Zahl und Auflageziffer ist ber fozialistische Zeitungsapparat ein immerhin beachtenswerter Faftor. Anders steht die Sache schon beim Film, weil dieses Mittel neuzeitlicher Massenbeeinflussung sich so gut wie ausschließlich in fapitalistischen Händen befindet. Daß das Kino in weitem Maße zur Propaganda bürgerlicher Klassenintereffen nermendet wird, zeigt sich nicht etma nur in militaristischen und nationalistischen Tendenzfilmen, wie wir sie eine Seitlang serienmeise erlebt haben. Die sichtbare Tendenz ist noch die verhältnismäßig ungefährlichste. Bedentlicher ist natürlich der sogenannte„ neutrale Gesellschafts. film mit seinem so charakteristischen Happy end ", das feineswegs etner an fich nicht unglaubhaften beenarmut bürgerlicher Filmautoren entspringt. Nein, hierin liegt System, weil die glückliche Endlösung im filmdramatischen Konflikt dem Zuschauer die Suggestion vermitteln soll: Nur eine bürgerlich- optimistische Welt anschauung ist angebracht! Es liegt an dir, daß du es in dieser Gesellschaft zu etwas bringſt!
Man wird vielleicht einmenden, daß es auch gute" Filme gibt,
Am nächsten Lehrtag aber metterte es von einer Generaldirektor 3aghaft nur verstieg sich mein nächster Traum in diese Mollenhöhe, wo man Wolfenwand an Wolfenwand mohl mit dem lieben Gott fogierte.
Ich irrte mich leberm lieben Gott näselte die unzufriedene Stimme eines Aufsichtsratspräsidenten. Das war wohl der Leiter Ende. Ich irrte mich zum zweitenmal. Mir hatten eines Tages Ge
Unterm Weinen und Erzählen schlief fie ein. Ich schlich hinaus. Am andern Morgen strahlender Sonnenschein. Ich job das Bimmermädchen auf dem Bergfamm. Ausgeruht, strahlend wie die Sonne und vergnügt: Einen halben Tag lang dienstfrei.
Wir schauten aufs Hotel hinab. Aus dem Tore mälzte sich eine mißvergnügte Kugel. Ich schaute Fräulein Grete an:„ Nicht wahr, das ist sie?"
Sie nickte, indes der Mann da unten müde hinterhertam Er trug eine Lodenjoppe: Boltermann!" entfuhr's mir. ,, Sie fennen ihn, den Armen?"
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,, Allerdings. Er hat die Aktienmehrheit in dem großen Syndikat Germania
,, Wie, in welchem meine Mutter Puzfrau ist?"
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gestorben fehlte biefem Mephisto alles zum Damen und alles zum eleganter,
Wie aus Holmosd gemeldet wird, hat der Schauspieler Rudolf Schildkraut gestern im Filmatelier einen Herzschwächeanfall erlitten,
an deffen Folgen er heute im Seim feines Sohnes Josef gestorben ist. Seit Jahren lebte Rudolf Schildkraut in Amerifa. Er spielte an New- Yorfer Jargontheatern, und die Europäer fanuten ihn nur noch aus dem Film.„ Der Landarzt", Seine Söhne" oder„ Die
neue Heimot" legten Beugnis ab non der großen und verinner lichten Gestaltungskraft dieses Schauspielers.
Was brachte Schildkraut? Das Kindliche, Bertrauende im Manne. Der Kern des Landarztes oder des fleinen Oftjuden, der in New Yort eine neue Heimat findet, ist das Vertrauen, das Bütige und die große Liebe zum Kinde, zur Familie, und dieser Kern enthüllte sich auch im Shylock oder im König Lear, die er por Jahren, um 1908 herum, im Deutschen Theater unter der Regie Mar Rein hardts spielte. Bestimmt mar Albert Bassermann an derselben Stelle in denselben Rollen härter, prägnanter, durchglüht von einem herberen und dabei doch stürmischeren Temperament, aber er hatte nie, mie einmal Alfred Kerr über seinen Shylock schrieb, eine Tochter verloren, und gerade hier begann der Darstellungsbereich Schildkrauts.
Schildkrauts Shylod brach zusammen, als Jessica ihn verließ, Schildkrauts Bear war geistig tot in dem Augenblid, da Goneril und Regan gegen ihn aufstanden. Für ihn war es etwas Unfaßbares. daß sich ein Kind gegen den Bater empört. Sein Dstjudentum, verantert in der Familie und in der Tradition, fam hier ungehemmt zum Durchbruch. Und auf dieser Ebene bewegten sich seine Menschen bei Hejermanns oder in Schalom Aschs Ghettotragödie„ Der Gott der Rache".
Aber dieses Gefühl, dieses plöglich auflodernde Temperament berbarg fich hinter einer Weltauffaffung, die die Dinge humorvoll betrachtete, gütig lächelnd und verstehend. Die legten Filme zeigen Schildkraut nur noch von dieser Seite.
Sein Rollentreis war jedoch weiter gespannt. Schildkraut, der zur Zeit von Reinhardts Anfängen im Deutschen Theater zu den beften Mitgliedern des Ensembles gehörte, blieb durch und durch eine Schauspielernatur, ein Mensch, der aus einer großen, underbrauchten Bitalität schöpfte, ein Komödiant mit der Freude m Spielen, an der Boffe, an der Komödie. Kaliban und Autolyfus im Wintermärchen" find aus diesem Geist heraus gestaltet, und auch der Mephisto nermandelt sich bei Schildkraut in einen spielerischen Komödianten, in den Sotuspotus.
Und hier liegen die Grenzen von Schifotnouts Begabung. Es
steptischen Kavalier, und es fehlte Schildkraut sehr viel zum großen, genialen Gestalter, wenn die Figur der eigenen Bersönlichkeit nicht entsprach. Denn Schildfraut spielte trotz vieler Arabesten nur aus sich selbst heraus, aus einem etma primitiven Ich, aus einer Leidenschaft, die eine rubige Objektivierung nicht fannte.
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F. Sch.
Ein Hormon gegen hohen Blutdruck Professor Dr. Karl Emil Frey, der langjährige Mitarbeiter von Professor Dr. Sauerbruch, machte vor einer Aerzteverfamumlung im Langenbed- Virchow- Haus zu Berlin die aufsehenerregende Mitteilung, daß es ihm gelungen sei, als inneres Getret der Bauchspeicheldrüje ein Hormon gegen den erhöhten Blutdrud zu entdecken. Die Bauchspeicheldrüse hat schon bisher in der Medizin eine erhöhte Bedeutung dadurch erlangt, daß aus den Inseln dieser Drüse bekanntlich das Insulin zur Behandlung der Zuderkrankheit gewonnen wird. Die Versuche wurden von Professor Dr. Frey gemeinschaftlich mit dem Privatdozenten Profesor Dr. Bouer unternommen, dem Assistenten des berühmten Gelehrten Professor Dr. Willsstätter. Von ihnen gemeinsam murde ein bisher un befannter Stoff isoliert, der für die Regelung des Blutdrucks des Menschen von größter Bedeutung zu werden verspricht. Hauptfächlich interessiert die Gewinnung dieses neuen Hormons die Allgemeinheit deshalb, weil der erhöhte Blutdrud eine weit verbreitete Erscheinung, besonders bei Menschen in höheren Lebensaitern, ist. Sebald man das Gefret den Menschen einspritzt, werden die kleinsten Gefäße der Haut und Muskulatur erweitert und der frankhaft erhöhte Blutdrud fintt sehr schnell ab. Fernerhin wird zugleich die Herztätigkeit verbessert, die bei erhöhtem Blutdrud häufig zu wünichen übrig fäßt, und die das Herz versorgenden Blutgefäße werden besser durchblutet que g
Das Pharmatologische Institut der Universität Berlin ist der Anschauung, daß die bei der Behandlung der Menschen mit hohem Blutdruck zur Anwendung kommenden Mengen dieses Hormons, das übrigens von Menschen täglich in beträchtlicher Menge ausgeschieden wird, unschädlich find. Das Hormon fonnte schon nach Einheiten festgelegt werden, so daß die Behandlung nach einer bestimmten Menge von Einheiten möglich ist. Da durch das Hormon eine ftärkere Durchblutung erzeugt mird, so fönnen mit ihm Kreislaufstörungen behandelt werden, die durch zu geringe Durchblutung hervorgerufen werden und eine Anzahl von Erkrankungen der Blutgefäße, bei denen es bisher eine erfolgreiche Behandlung, trotz aller Bemühungen, nicht gab.