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Beilage Freitag, 18. Juli 1930

Der Abend

Spadausgabe des Vorwärts

Königswusterhausen

Gang durch ein Schloß/ Von Hermann Hieber

Preußen hatte das besondere Pech, daß es gerade in jener Beit, die man als die Blütezeit des deutschen Barockstils ansprechen kann, in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, von einem König regiert wurde, der ungefähr auf der Geistesstufe eines Kor­porals stand: von Friedrich Wilhelm I. In Wien , Prag und Salzburg , in Bayern , Franken, Schwaben , am Rhein und in Sachsen entstanden gerade damals, zwischen 1720 und 1740, Kirchen, Paläste, Klöster, ganze Stadtanlagen von einer Großzügigkeit und Bracht, daß wir heute noch staunend davorstehen. Preußen blieb fläglich zurüd: nicht einmal seine Hauptstadt Berlin befam. ein irgendwie meltstädtisches Gepräge.

Die Knaufrigkeit des Königs, die nicht etwa dem Bolte, fon Die Knausrigkeit des Königs, die nicht etwa dem Bolte, son­dern ausschließlich der Armee zugutekam, verbot eine Bautätigkeit monumentalen Charakters. Wenn man in den Denkwürdigkeiten feiner Tochter, der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth , nachliest, wie es an diesem Hofe zuging, wird man sich über nichts höchstens darüber, daß immerhin noch eine städte­bauliche Schöpfung wie die von Potsdam zustandegekommen ist. Von einem solchen Barbaren erwartet man fast gar nichts mehr. Seiner rohen Natur entsprach die Jagdleidenschaft. Die Parforcejagden dieses hohen Herrn hatten

mehr wundern

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mit Maffenschlächtereien eine verdächtige Aehnlichkeit. Wenn er also nicht gerade seine Refruten oder seine Unter­tanen prügelte, seine Familie drangfalierte oder in der Bibel las, huldigte der ,, Soldatenkönig " dem edlen Waidwerk. Dazu brauchte er seine Jagdschlösser. Er hatte drei in der Umgebung von Berlin : Grunewald , Stern und Königsmusterhausen. Aber das im Südosten seiner Hauptstadt liebte er besonders. Sein Vater hatte es ihm, als er erst zehn Jahre alt war, geschenkt. Die Burg in Wendisch- Wustrow stand schon, als die Hohenzollern noch gar nicht an Brandenburg dachten, im 12. oder 13. Jahrhundert, eine Grenzfeste gegen die wendische Lausitz . Mit Hilfe westdeutscher Kolonisten hatte man das Land eben notdürftig christlich und deutsch gemacht. Dem Wendisch- Wuftrom" gefellte sich ein Deutsch­Bustrow hinzu und verschmolz mit ihm zu Wusterhausen". Königs" Wusterhausen wurde es erst, als es aus dem Besitz des benachbarten Grundadels 1683 in den des Kurprinzen Friedrich und fünfzehn Jahre später in den des kleinen Friedrich Wilhelm über­gegangen war, der dann erst 1701 Erbe eines Königsthrons wurde.

Umgebaut wurde das mittelalterliche Kastell erst im Jahre 1718. Welch ein Unterschied gegen das zwanzig Jahre später umgebaute Rheinsberg ! Die Aufgabe war in beiden Fällen dieselbe: eine mit einem Turm versehene Wasserburg sollte den Wohnbedürfnissen des 18. Jahrhunderts angepaßt werden. In Rheinsberg geschah das in französischem Geist, mit energischer Betonung des neuen, sym metrischen Schönheitsideals, und gewann ein anmutiges Luft­schlößchen; hier dagegen wurde am Notwendigsten gespart, und heraus fam ein Kompromiß. Der finster dräuende Wachtturm mit der Wendelstiege wurde beibehalten, das Dach dahinter in zwei ungleiche Giebel geteilt. Der Turm, eine Sinnlosigkeit für ein un­befestigtes Schloß, erhielt ein niedriges Pertal, das aber nicht in der Mitte sitzt. Als Krönung wurde nur ein Fries mit roh aus Holz geschnitzten Amoretten bewilligt. Die Rückseite erhielt einen einstöckigen, mit einem Mansardendach versehenen Anbau. Das ist, verglichen mit jener Meisterarbeit Knobelsdorffs in Rheins­ berg , Pfuscherei. Der Hof davor nrit seinen beiden lang gestreckten, einander zugeneigten gelbgetünchten Ravaliers. häusern wirft bedeutend freundlicher aber er hat gar keine Beziehung zu dem alten Hauptbau,

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Es gab überdies allerhand angenehme Beigaben. Wilhelmine von Bayreuth berichtet:

,, Am Eingange in den Schloßhof hielten zwei Bären Wacht, sehr böse Tiere, die auf ihren Hintertatzen einherspazierten, weil man ihnen die vorderen abgeschnitten hatte."

Tierquälerei war überhaupt große Mode an den Höfen. Smsächsischen Zimmer" im Obergeschoß des Schlosses findet man zwei Bilder von solchen Lustbarkeiten, wie sie in Dresden üblich waren. Da ist das Fuchsprellen", bei dem gefangene Füchse über Tücher gejagt werden, die angespannt werden und so die Tiere plöglich in die Höhe schnellen. Oder die Wasserjagd", bei der Wildschweine und Hirsche in ein rings eingehegtes Wasserbecken getrieben und von den Jägern am Rande, von einer Galerie aus, in aller Gemütsruhe abgeschossen wurden. Der Kurfürst von der Pfalz machte sich das Vergnügen auf dem Rhein , wie man auf einem Gemälde des Schwetzinger Schlosses sehen kann. Aber auch die Menschen hatten an diesem von allen Musen und Grazien gemiedenen Hof zu Königswusterhausen nichts zu lachen außer den Sauftumpanen Seiner Majestät in Preußen:

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,, Meine Schwester Charlotte und ich hatten für uns und unser ganzes Gefolge nur zwei Dachſtübchen. Wie auch das Wetter sein mochte wir aßen zu Mittag immer im Freien unter einem Zelte, das unter einer großen Linde aufgeschlagen war. Bei starkem Regen saßen wir bis an die Waden im Wasser, da der Plak vertieft war. Wir waren immer 24 Per­sonen zu Tisch, von denen drei Viertel jederzeit fasteten, denn es wurden nie mehr als sechs Schüsseln aufgetragen, und diese maren so schmal zugeschnitten, daß ein nur halbwegs hungriger Mensch fie mit vieler Bequemlichkeit allein aufzehren fonnte.. In Berlin hatte ich das Fegefeuer, in Wusterhausen aber die Hölle

zu erdulden."

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Fontane , der das Schloß 1862, also furz vor seiner Er­neuerung, besucht hat, fand im Obergeschoß die Türen mit Gitter fenstern versehen, hier hat man sich die Prinzessinnenschlaf zimmer zu denten! wie Gefängniszellen. Er findet, daß die meisten dieser Räume auf der Stufe von Kasernenstuben stehen". Das kann man zwar jetzt, nachdem Wilhelm I. die Reno­vierung vorgenommen und auch Wilhelm II. einiges beigesteuert hat, nicht mehr behaupten. Eher paßt der Bergleich mit einer geschmacklosen Kleinbürgerwohnung. Die meisten Räume sind mit jenen Hausgreueln ausstaffiert, die man auch, hart neben merih Berballem, im Berliner Schloß miederfindet,

Ein paar Stüde haben immerhin das vandalische 19. Jahr hundert überdauert. Man sieht Prachteremplare von Geweihen in der großen Jagdhalle des Erdgeschosses, ebenso wie im Korridor des Oberstocks. Darunter den Abguß eines Riesengeweihs, das Friedrich Wilhelm I.

gegen eine Kompagnie ,, langer Kerle" an August den Starten ausgeliefert

haben soll und das jetzt das Jagdschloß Morizburg ziert. Vielleicht haben soll und das jetzt das Jagdschloß Moritzburg ziert. Vielleicht meinte Fontane damit das Gehörn mit fronenartig erweiterten Enden, unter dem zu lesen steht: Diesen raren Hirschen fällete mit eigener Hand der durchlauchtigste, großmächtigste Fürst und Herr, Herr Friedrich III. , Markgraf und Churfürst zu Brandenburg anno 1696." Gewehrschränke sind mit herrlich ziselierten oder mit Elfenbein eingelegten Jagdflinten gefüllt. Zwischen Saufedern baumeln riesige ausgestopfte Wildschweine an den Wänden des Korridors. In dem winzigen Schlaffabinett ist eine Art Trog aus Gips eingemauert: das Waschgeschirr des Königs. Alls Toilette diente ein Nacht stuhl, der hinter einem großen Kleiderschrank des ersten Stocks versteckt und durch dessen Rückwand

zugänglich ist.

In der Halle wurde der Jahrestag der Feuertaufe des Königs, der Schlacht von Malplaquet, und das Hubertus= fest in jedem Herbst mit unmäßigem Fressen, Saufen und Tanzen aber nur unter Männern gefeiert. Oben tagte das Tabatskollegium in der am besten erhaltenen Stube. Um den

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schweren eichenen Tisch stehen roh gezimmerte Stühle ohne Rüd­lehne, auf jedem Platz der Bierkrug aus Steingut, Meffingleuchter, kupferne Kohlenbecken und Fidibusse für die holländischen Tons pfeifen. In den Wandschränken das beste, was in diesem düstern Hause zu finden ist: buntes Steingutgeschirr und feingeschliffene böhmische Weinfelche. Schauerlich sind die Gemälde an den Wänden: die hat Friedrich Wilheim, als ihn die Gicht ans Zimmer fesselte, selber verbrochen. Nicht von seiner Hand, aber in seinem Geiste ist das lebensgroße Bildnis des Hofrats und Beitungsreferenten", ehemaligen Akademieprofessors Gundling. Er hält, von seiner Frau mit dem Pantoffel bedroht, ein Bier­glas in die Höhe, indeffen zwei Hafen in die Bücher Historica" und Polifica" Einträge machen und ein Affe ihm einen andern

Folianten auf die unappetitlichste Art beschmutzt.

Ein besonders trübes Kapitel: Gundling war ein Geschichtsschreiber von Ansehen und Bedeutung, ehe ihn der Soldatenkönig " samt allen Kollegen von der neugegründeten Akademie der Wissen­schaften" aus dem Amt jagte und zu seinem Hofnarren und 3otenreißer degradierte. Das war ,, königlicher Humor" und fürstliche Kultur".

Mit einem Seufzer der Erleichterung verläßt man das finstere Haus des Despotismus. Ein neuer Geist hat in Königswusterhausen Einzug gehalten, wie die elf schlanken Hochantennen des Rund­funtsenders bezeugen...

Die Vogelwell unserer Seen

Eine Studie von Kurt Biging

So reich die Vogelwelt unserer Felder und Wälder ist, so be-| schmarrenden Ruf, mit dem er gespensterhaft die nächtlichen Wiesen schränkt sie sich meist auf die kleineren Arten, die schwieriger zu belebt. beobachten sind. Die weiten Flächen der märkischen Seen dagegen beherbergen eine stattliche Zahl größerer Arten, die zudem leicht zr beobachten sind, da sie sich in gewisser Entfernung vom menschen­mimmeinden festen Land ungezwungener geben. Dazu tommt, daß man fie in deutlich ausgeprägter Geselligkeit leben und hausen fieht.

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Im häufigsten begegnen wir Den wilben Enten und den ein mind, but time rate, ber be bliden fart, ertönt le tes

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Möven, die ihre Scheu vor dem Räuber Mensch so weit ver­gessen, daß sie im Winter sogar in die Gewässer innerhalb der Stadt übersiedeln, weil sie hier günstigere Ernährungsbedingungen antreffen. Die Ente bevorzugt die seichten Stellen der Gewässer, weil zwischen den Uferpflanzen ein reiches Leben herrscht, aus dem der Bogel seine Nahrung bezieht. Sie vertilgt Schnecken und Würmer, ferner Wasserinsekten und ihre Larven fie wird so zum Helfer in der Mückenbekämpfung-, greift auch gelegentlich einen Kleinen Fisch, vergißt jedoch auch den vegetarischen Teil ihrer Speisekarte nicht. Da der Schwerpunkt ihres Körpers weit vorn liegt, vermag fie leicht nach vorn überzufippen und so bequem am Boden zu gründeln". Die Innenfante ihres Schnabels und der Rano ihrer Zunge sind mit hornigen Leisten und Fransen bedeckt, die wie ein Seihapparat wirken; das Tier füllt den Schnabel mit Schlamm, das Wasser läuft ab, die festen Bestandteile bleiben darin und werden mit der empfindlichen Zunge dann auf Freßbares und Unfreßbares ausgesondert. Gegen ihre zahlreichen Feinde aus der Raubtierwelt ist die Ente durch ihre unscheinbare Farben, die ihr ein Verbergen im Uferschilf ermöglichen, und durch ihre starke Ber­mehrung geschützt; die Entenmama produziert zehn bis sechzehn Eier, die zudem jedesmal, wenn die Mutter beim Brüten das Nest verläßt, sorgfältig zugedeckt werden, und zwar mit demselben Material, aus dem das Nest besteht. Außer dieser gewöhnlichen milden Stodente finden sich bei uns noch die durch ihre Schnabelform ausgezeichnete Löffelente, ferner die Spieß ente mit ihren verlängerten mittleren Schwanzfedern und die fleine ridente mit pompöser goldgrüner, Flügelzeichnung.

Ihr großer Verwandter, die Wildgans, besucht uns auf ihren Herbstzügen; um die Dämmerung fallen sie in gewaltigen Scharen in die Schilfdickichte ein und erschrecken durch ihr plötzliches lautes Geschrei den Spaziergänger, der manchmal glauben könnte, daß da Hunderte von kleinen Kindern geschlachtet werden, so erfüllt der vielhundertsache seltsame Ruf die Dunkelheit.

Auch die sonst an den Meeresküsten heimischen Möven sind unsere Dauergäste geworden. Ein räuberisches, zänfisches, miß­günstiges Gesindel, das dem Artgenossen nicht den Biffen gönnt, den er eben erhaschte. Ihre vollendete Flugfunft macht sie vor dem Menschen sicher. Scharenweise begleiten sie die Ausflüglerdampfer und greifen mit virtuosenhafter Geschicklichkeit die Brotbissen aus der Luft, die ihnen zugeworfen werden.

Durch seine Schwimmkunst berühmt ist der Pinguin unserer Seen, der Haubentaucher; er sieht wirklich einem Pinguin sehr ähnlich, da seine furzen Beine ganz hinten am Körper stehen das hat ihm auch den Namen ,,) aubensteißfuB" eingebracht. Er ist ein Fischer reinsten Wassers, ein lebendiges Unterseeboot, das in einer Minute unter Wasser über hundert Meter zurückzulegen vermag. Schwimmen ist so sehr sein Element, daß er schwimmend fogar schläft und sein Nest, das an eine paar Rohrstengel verankert ist, gleichfalls schwimmend eingerichtet hat. Auf dem Lande ist er außerordentlich unbeholfen und kriecht über längere Strecken unter Buhilfenahme seiner Flügel wie auf allen Bieren.

Eine wirkliche Zierde der Gewässer ist das Bläßhuhn, das schwarzgefiederte mit dem weißen Schnabel und der weißen Horn platte an der Stirn. Es ist ein guter Schwimmer und Taucher und lebt wie die Ente, ohne aber den vorzüglich eingerichteten Schnabet der Konkurrenz zu befizen. Berwandt mit dem Bläßhuhn ist das Teichhuhn, das kleinere Tümpel bevorzugt und sich bei Gefahr geschickt unter Wasser zu verstecken versteht. Zu derselben Familie göt hie Bieientuarte, der Bogel mit dem jeltjom

In fumpfigen Gegenden weit verbreitet ist der Riebig, ein taubengroßer Kunstflieger hohen Ranges. In bewunderungswürdigen Bögen wippt er auf und nieder und macht sich schon von weitem durch sein charakteristisches Geschrei bemerkbar. Die soziale. Gemeinschaft der Kiebige ist gut organisiert fowie fich Mobilmachungsgeschrei, und der Störenfried wird mit beänstigendem Lärm verjagt; eine ganze wilde Luftflotte raft freuz und quer über die Wiesen und treibt den Gegner immer weiter und höher. Der Riebitz ist ein cifriger Insektenfänger; mit fast lächerlicher Ge­schäftigkeit läuft er bei der Nahrungssuche am Boden hin. Sein Gelege verteidigt er mit einem an Tollkühnheit grenzenden Mut und wendet sich dabei selbst gegen den für ihn riesengroßen Menschen, der das Nest plündern will.

Das ,, fliegende Jumel" unserer Fließe und Bäche, der Eis= vogel, der kolibribunte Uferbewohner, ist leider in seinem Be­stand arg zusammengeschmolzen. Man schalt ihn einen gefährlichen Fischfreund, aber der Schaden, den er möglicherweise einmal in Buchtteichen anrichtet, wird durch die Bertilgung der Wasserinsekten, die der gefräßige Bursche betreibt, durchaus wieder gut gemacht. Wie ein Philosoph, regungslos und würdig, fißt der kleine Kerl auf überhängenden Aesten über der Wasserfläche und stürzt, wenn er eine Beute erblickt hat, senkrecht wie ein Stein ins Wasser, um die Nahrung zu ergreifen. Er ist Höhlenbrüter, der sich in steile Erdwälle mit dem starken Schnabel Gang und Bruthöhle meißelt. Besonders häufig findet man ihn an der Löckniz zwischen Ertner und Fangschleuse.

Der Storch, der früher in viel größeren Mengen die Sümpfe und Wiesen bejagte, ist in den letzten Jahrzehnten seltener ge­morden. Man hat ihm als angeblichen Jagdschädling heftig nach­gestellt, aber in Wirklichkeit ist er nicht so schlimm wie sein Ruf, menn er auch hin und wieder sich an Junghasen, Vögeln und Eiern vergreift. Aber als Mäusefänger hat er seine unleugbaren Verdienste. Seine langen Beine gestatten ihm das Waten in Ge­wässern, ohne das Gefieder naß zu machen, und die Bindehäute zwischen den gespreizten Zehen bewahren ihn davor, selbst in weichem Sumpfboden einzusinken.

Das Renommierstück unserer Gewässer ist aber der Fisch­reiher, der auf hohen Waldbäumen nistet und wie ein Säulen­heiliger, ähnlich dem Eisvogel, am Rande der Gewässer auf Beute lauert oder feierlich auf der Pirsch die seichten Stellen durchwatet. Das prachtvolle Tier ist äußerst selten geworden, weil man ihm als Konkurrenten der Fischerei allzu eifrig nachstellte. Jezt steht er bei uns unter Naturschutz. In der Forst an der Dubrow ist ein berühmter Reiherhorst, dessen fahle Bäume aber wenig imposant aussehen, da der Reiher die unästhetische Gewohnheit hat, die Stämme vom Nest aus, sagen wir einmal, zu befleckern. Die langen weißen Streifen seines Kotes überziehen die Bäume und be­decken den Boden darunter. Man sollte lieber mit aufgespanntem Schirm durch eine Reiherkolonie gehen. Bismeilen lebt der Reiher in freundnachbarlicher Gemeinschaft mit einem Raubvogel, der Gabelweihe oder dem Milan, der den Falkenvögeln an gehört.

Selten zu erblicken, aber häufiger zu hören, sind zwei Bewohner unserer User, die Rohrdommel und der Brachpogel. Bei Gefahr nimmt die Rohrdommel eine eigenartige Schuß stellung ein: sie reckt sich in die Höhe und legt die Federn so eng an, daß sie mie ein Stück trockenen Pfahls aussieht. Der Ruf des Männchens zur Paarungszeit ist tief und dröhnend und ähnelt dem Gebrüll eines Rindes. Und dann der Brachvogel, der zu den Regen­pfeifern gehört! Geisterhaft schwebt er über die nebligen Wiesen zur Nachtzeit und gibt einen Schrei von sich, einen hohen und tiefen Pfeifton, der wie der Ruf eines rubelosen Gespenstes den Hörer erschrocken aufmerten läßt. Brachvogelschrei und Irrlichter gehören ujeligen Romantit her menichenleepen Sümpje.