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Kriegspreffeamtsmethoden.

Was sagt das Ausland zu den deutschen Ereignisfen?

Am Freitag veröffentlichte das Bolfiche Tele. graphen Büro nachstehende Meldung aus New York :

DON

,, World" wendet sich in einem Leitartikel gegen die irre. führenden Schlagzeilen einiger amerikanischer Blätter, die einer bevorstehenden Dittatur in Deutschland fprechen. Gegenüber dieser Auffassung meist World" darauf hin, daß es sich bei der Anwendung des Artikels 48 lediglich um eine zeitweilige Maßnahme handle und nicht um die Errichtung einer Diftatur mie in Italien oder Polen .

Aus dieser Meldung entnimmt man indirekt mas man sonst nicht erfahren hätte zu welchen für Deutschlands poli tisches Ansehen( abgesehen von dem mirtschaftlichen Kredit) tatastrophalen Kommentaren das Vorgehen der Regierung Brüning in Amerika Anlaß gegeben hat. Weil nun in der einen Zeitung ,, World" diese Ereignisse in einem für die Reichsregierung etwas günstigerem Licht dargelegt werden, beeilt sich WTB., diese Stimme in Deutschland zu verbreiten.

Dieser Fall, der feinesfalls ein Einzelfall ist, gibt uns Beranlassung, eine Frage von allgemeiner Bedeutung zur Sprache zu bringen. Wir behaupten nämlich, daß die Re­gierung fraft des Einflusses, den sie auf das WIB. aus­übt, die deutsche Deffentlichkeit systematisch über das Echo, das die Vorgänge in Deutschland im Auslande ermeden, im unflaren läßt. Wenn irgendeine mehr oder minder spontane Lobhudelei für einen deutschen Minister in irgendeinem Blatt erscheint, wird sie sofort der deutschen Preffe mitgeteilt. Ungünstiges wird fast immer unterschlagen. Dieses harte Wort ist leider nicht über­trieben. Denn es ist Tatsache, daß die Auslandsforrespon denten des WIB. täglich über die Pressestimmen in ihrem Wirkungsbereich an die Zentrale berichten. Nun sind diese WTB.- Korrespondenten zumeist auch die Presseattachés der deutschen Botschaften und Gesandtschaften. Inwieweit sie als Beamte vom Reich besoldet sind, in welchem Ausmaße ihre

Das Ende des Dramas.

sig tid 16 spuldundatio

.

SHUGENBERG

HUGENBERG

Mit Gott

für BRUNING

und Vaterland

WESTARP

BRUNING

Jungfrau Brüning: Beh- mein Beschützer unterliegt!"

Wendung im Fall Cuvelier.

C

Telephon- und Telegrammspesen vom Reiche getragen wer. Der Hauptschuldige ermittelt. Ein nationalsozialistischer Staatsangestellter!

den, wollen wir nicht untersuchen. An, sich wäre es feines­megs unberechtigt, daß die amtlichen Stellen, die einen solchen Nachrichtenapparat brauchen, auch für seine Kosten ganz oder teilweise auftommen.

Aber das ist hier nicht das Entscheidende. Wichtig ist nur die Frage: Was geschieht mit den Berichten dieser korrespondenten? Welche Art von 3enjur wird da ausgeübt, die zur Folge hat, daß dem deutschen Bolt die Stimmen der Auslandspresse vorenthalten werden?

Ein Beispiel unter vielen: das Vorgehen Hugen= bergs gegen Braun in der Stahlhelmaffäre hat namentlich in der französischen Bresse einen geradezu ver= heerenden Widerhall gefunden. Selbst Blätter, die sonst am stärksten für die deutsch - französische Annäherung eintreten, haben die Parteinahme des Reichspräsidenten zugunsten einer extrem- nationalistischen Organisation als ein äußerst bedentliches Symptom bezeichnet, und insbesondere den allgemeinen Kurs der Regierung Brüning damit in Ber­bindung gebracht. Von allen diesen Stimmen, die zweifellos von dem BTB.- Korrespondenten gemeldet wurden, ist durch BTB. nichts befannt geworden.

Warum nicht? Die Antwort liegt auf der Hand: MIB. joll als offiziöjes Büro nach Möglichkeit nichts melben, mas die Stellung der offiziellen Berjönlichkeiten er­schmeren fönnte:

Das sind echte Kriegspresse amismethoden, gegen die Einspruch erhoben werden muß. Wir verlangen, daß ein Nachrichtenbüro, das nun einmal eine an Monopol grenzende Sonderstellung einnimmt, freie Hand befommt, um seine Berichterstattungspflicht unparteiisch er= füllen zu fönnen, auch in Fällen, wo es der Bürokratie in der Wilhelmstraße peinlich ist.

Wir müssen mit einem Gefühl der Beschämung feststellen, daß die französische Preffe durch die Havas Agentur fortlaufend über die deutschen Pressestimmen zur franzöfifchen Bolitit unterrichtet wird, auch wenn sie noch so scharfe An­

"

Wegen unserer Stellungnahme für den zu Unrecht verurteilten| französischen Schwimmer Cuvelier hat die nationalistische Bresse in der üblichen Art den Vorwärts" als Agenten Frankreichs " und Schrittmacher des feindlichen Auslandes" verdächtigt. Jezt muß die Telegraphen- Union, das Nachrichtenbüro Hugenbergs, aus 3eig folgendes melden:

In der Angelegenheit der Messerstecherei nach dem deutsch franzöfifchen Länder- Schwimmwettkampf in Zeit, in der ein fran­zöfifcher Schwimmer als vermutlicher Täter vom Schnellrichter zu vier Monaten Gefängnis verurteilt wurde, iff es inzwischen gelungen, den Hauptschuldigen an dem 3mischenfall in der Person eines Angestellten des katasteramts namens Schulenburg zu ermitteln. Dieser war bis zum Tage vor seiner Ermittlung Mitglied der Nationalfozia listischen Partei und ist von seiner Behörde fristlos entlassen worden.

Aus der Nachricht geht nicht ganz klar herpor, ob der National sosialist Schulenburg als Hauptschuldiger auch der Mann ist, der den

Der Schacher in Sachsen . Deutschnationales Angebot an die Wirtschaftspartei.

Dresden , 18. Jufi.

Am Donnerstag hatte die Landtagsfraktion der Deutsch nationalen Boltspartei mit dem Landes. Parteivorstand eine Besprechung wegen der Regierungsbildung. Auf eine noch malige Aufstellung Dr. Krüg von Niddas ist man hierbei nicht zurüdgefommen. Dagegen hat die deutschnationale Landtagsfraktion der Wirtschaftspartei nunmehr mitgeteilt, daß fie bereit ist, bei der nächsten Wahl des Ministerpräsidenten Dr. Weber zu wählen. Sie jetzt dabei voraus, daß Dr. Beber gemillt sei, ein margistenfreies Rabinett zu bilden fegung des Kabinetts herbeigeführt wird.

esserstich gegen den angeblich von Cuvelier Berlegten geführt hat. Wir halten dies für sehr wahrscheinlich, denn es sprach von Anfang an alles dafür, daß nicht Cuvelier, sondern einer der nationalsozialistischen Raufbolde den Mann ge stochen hat, der den Streit schlichten wollte.

Jedenfalls muß nun auch die Rechtspresse zugeben, daß der Hauptschuldige des Vorgangs ein organisiertes Mitglied der Nationalistischen Partei ist.. Damit bricht die nationalistische Hezze gegen den Borwärts" zusammen. Es zeigt fich, wie recht wir taten, als mir das Urteil des Beißer Schnell­richters von Anfang an als Ausgeburt nationaler Saß= pindhose fennzeichneten.

Daß der Nationalsozialist, der durch die Belästigung des zu Gast geladenen französischen Champions das Gastrecht schnöde nerlegt und ein für Deutschland beschämendes Ereignis geschaffen hat, fofort aus dem Staatsdienst entlaffen morden ist, entsprach der selbstverständlichen Bilight deutscher Behörden.

merden fonnte. Die englische Note laßt nichts übrig, us gu­gunsten diefes unglüdlichen und balb netgeffenen Planes gejagt merben fönnte."

Auch die Times" verhalten sich in ihrem Beitartikel bei Be sprechung der englischen Antwort auf das Briand - Memorandum recht ablehnend. England fönne schwerlich einer Drganisation beitreten, von der alle seine Dominions ausgeschlossen seien, ebenso mie der irische Freistaat. Außerdem wäre es nach Ansicht des Blattes nachteilig, eine Einrichtung zu schaffen, die irgendeinen Staat oder einer starten Gruppe gegenüber antagonistisch eingestellt fein fönnte:

Frankreich ist enttäuscht.

Baris, 18. Juli. ( Eigenbericht.)

griffe gegen die französischen Minister enthalten. Wir wissen und bei Annahme der Bahl ein Einvernehmen über die Zusammen das Europa - Memorandum Briands nur sehr wenig befrie.

nicht, ob Havas moralisch oder materiell meniger abhängig ist nom Quai d' Orsay als WTB. von der Wilhelmstraße. Aber wir fordern, daß mit dem bisherigen System gerade angesichts des bevorstehenden Wahlfampfes- ge­brochen wird: das deutsche Volt hat das Recht, auch und gerade durch BTB. zu erfahren, wie das Ausland über die deutschen außenpolitischen Ereignisse urteilt.

Staatsgerichtshof gegen Thüringen .

Einstweilige Verfügung für Polizeizuschüsse abgelehnt. Leipzig , 18. Juli. Um 1 Uhr nachmittags verfündete der Staatsgerichtshof fol­gende Entscheidung: Der Antrag auf Erlaß einer einffweiligen Berfügung wird abgewiesen.

In der Begründung der Entscheidung führte der Vorfühende Reichsgerichtspräsident Dr. Bumfe aus: Der Reichsminister des Innern habe glaubhaft gemacht, daß durch den Erlaß der von Thüringen beantragten cinftweiligen Berfügung die 3ntereffen des Reiches ernstlich gefährdet werden würden.

Kommt Major Pabst nach München ? Auch Putschift Kriebel will die Jfarstadt wieder beglücken.

München , 18. Juli.

Der Bayerische Rurier bringt eine Welbung aus Inns. brud, in der es heißt, daß Major Pabst demnächst in München dauernden Wohnfig nehmen wolle. Wie es heiße, solle es Pabst in Venedig finanziell nicht besonders gut gehen, wes halb er seine Abreise beschleunigen wolle.

Dasselbe Blatt hört, daß auch der befannte Butschist Oberst. leutnant von Kriebel China wegen seiner Meinungsver. schiedenheiten mit chinesischen Kreisen verlassen und fich nach München zurüdbegeben wolle. Die bayerische Regierung läßt ab

minten.

Die Kaiser- Wilhelm- Gesellschaft hat an Stelle ihres verstorbenen bisherigen Präsidenten Exzellenz von Haznad Geheimrat Bland zum Präsidenten gewählt.

Pilsudski , nach einer jüngst veröffentlichten Photographie unge. main gealteri, hat jekt als Kriegsminister einen General zum Ber. treter belommen, mas doch auf längere Urlaubsdauer deutet.

Die Landfriedensbrecher von Mainz . Teilweise fewer Vorbestrafte im Alter von 16-30 Jahren.

Darmstadt , 18. Juli.

Amtlich wird mitgeteilt: Sofort nach den Ausschreitungen, die in der Nacht auf den 4. Juli in Mainz gegen ehemalige Separatisten der Nacht auf den 4. Juli in Mainz gegen ehemalige Separatisten gemacht wurden, find energische Nachforschungen nach den Tätern eingeleitet morden.

Jetzt liegt ein einigermaßen abgeschlossenes Bild über die ganzen Vorgänge vor. Vor allem habent die sofort vorgenommenen Ber­haftungen zur Ermittlung der Haupttäter geführt. Acht von ihnen befinden sich in Untersuchungshaft. Gegen fie ift bereits Anlage megen Landfriedensbruchs erhoben worden. Sie sind der Täterschaft überführt und teilmeise auch geständig, an den Ausschreitungen attip teilgenommen zu haben. Es handelt sich ausschließlich um junge Leute im Alter von 16 bis 30 Jahren, die sämtlich aus Mainz stammen, politisch bisher nicht herporgetreten, teilweise aber schmer Dorbestraft sind. Auch die übrigen Teilnehmer der Ausschrei­tungen stammen aus allen Kreifen der Bevölkerung und aus den verschiedensten Parteilagern, von Rotfront bis zu den Nationalsozia­

listen und find sämtlich ebenfalls einheimische Wainzer. Auch andere Feststellungen haben ergeben, daß es sich um teine Aftion irgend

einer politischen Organisation handelt.

England gegen den Plan Brigands. Londoner Preffe stimmt der Antwort Hendersons zu.

Condon, 18. Juli. ( Eigenbericht.)

Die Antwort der englischen Regierung auf das Memorandum Briands wird in der gesamten englischen rejse als aufriedenstellend bezeichnet. Der Daily herald" jagt: Briand will ein fünftes Rad an den Bagen hängen, das ihn nicht vorwärts treiben fann und nur hemmend für den Fortschritt mirten müßte."

Der Daily Telegraph " erklärt, mit dem Borschlag| der englischen Regierung, die ganze Frage auf die Tages. ordnung der nächsten Bölferbundsversammlung zu fegen, sei Briands Plan für England poraussichtlich erledigt. Es war vom ersten Augenblic flar, so schreibt das Blatt, daß Briands Borschlag nicht ernsthaft in Ermägung gezogen

Die Pariser Bresse zeigt sich von der Antwort Englands auf

digt. Daß sich England weder in den Streit für oder gegen die Revision der Berträge einmischen noch eine schärfere Bindung at das Rentingent annehmen würde, hatte man in Paris nicht er. martet. Trotzdem findet man, daß die englische Regierung ihre furchtsamen und perlegenen" Borbehalte allzu gehäuft habe. Dar.

über hinaus wollen Petit Parifien" und Journal" aus dem eng

"

fchen Dokument eine verhüllte Verachtung gegen den Vorschlag Briands herausgelesen haben, den England als nicht ernst genug ansehe, um ihm mehr als eine provisorische Prüfung zu widmen. Deuvre" und ,, Echo de Paris" behaupten, daß sich Eng­land zum Sprachrohr gewisser Eifersüchtigen im Genfer Wölfer. bundssekretariat gegen den Europa - Plan Briands gemacht habe. Die englische Antwort folge Punkt für Punkt einem abfälligen Gut. echten des englischen Leiters der Wirtschaftsabteilung des Bölter. bundes, der ebenso wie der Generalsekretär Sir Eric Drummond dem Europa - Baft aus bürofratischen Gründen abgeneigt sei.

Der Fall Backett.

Die Geschäftsordnung foll schärfer werden. London , 18. Juli. ( Eigenbericht.)

Seit Oliver Cromwell die englische Revolution. damit einleitete,

daß er seine Anhänger im Parlament beauftragte, das Zepter hinaus. zuschaffen, seit diesem Jahre 1653. hat es fich nicht mehr ereignet, daß sich jemand an dem Symbol der Würde des Präsidenten und des Barlamentes vergriffen hat. Kein Wunder, wenn deshalb das Ge. boren des unabhängigen Arbeiterparteilers Badett die große Sensation des Tages bildet, über die die englische Bresse noch am Freitagabend spaltenlang berichtet. In feinem Lande wird mehr auf Formen geachtet mie in England, die Entrüstung über das Betragen Badetts iſt allgemein. Selbst seine Freunde beklagen es tief und nennen es ein Stück aus dem Tollhaus. Politisch betrachtet fonnte Badett nichts Ungejchidteres beginnen. Selbst wenn er in der Sache recht gehabt hätte, so hat er ihr durch sein Vorgehen mur gefchabet. Auch der Brief, den Badett am Freitag an den Sprecher des Unterhauses geschrieben hat, ändert daran nichts. Badett erklärt darin, daß es feineswegs die Würde des Borsigenden habe verlegen wollen.

Berschiedene Abgeordnete verlangen, gestützt auf Backetts Ver. halten, Berschärfung der Geschäftsordnung und wollen beantragen, Badett für den Rest der jetzigen Parlamentsfeffion auszuschließen. Die Arbeiterfraktion wird sich am Dienstag mit dem Betragen Badetts beschäftigen.