Der Abend
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Nr. 340
B 169 47. Jahrgang
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Bisher 34 Tote des Brückeneinsturzes geborgen.- Tragisches Ende der Rheinfeiern.
Roblenz, 23. Juli.
( Eigenbericht unseres Sonderberichterstatters.) Als am Dienstag gegen Mitternacht nach ciner glanzvoll verlaufenen Beleuchtung der Feste Ehrenbreitstein und des Deutschen Eck die Massen, die am Neuendorfer Ufer versammelt waren, über die schmale Pontonbrücke des Sicherungshafens in Koblenz - Lükel nach der Stadt zurückkehren wollten, brach die Brücke in sich zusammen und die Pontonskippten um. Alle darauf befindlichen Personen, etwa 100 an der Zahl, fielen ins Wasser und wurden teils von dem niederstürzenden Gebälk erschlagen, teils von den schweren Pontons unter Wasser gedrückt. Etwa 50 in der Nähe des Ifers befindliche Personen konnten sich retten. Der größte Teil ertrank. Bisher sind 34 Tote geborgen, doch ist die Zahl der Todesopfer leider viel größer, denn eine große Anzahl Toter liegt wahrscheinlich noch zwischen den Trümmern der Brücke im Wasser, andere werden unter den um gekippten Pontons vermutet, wieder andere dürften durch die Strömung bereits abgetrieben und erst in einigen Tagen auffindbar sein. Augenblicklich sind die Rettungsmannschaften dabei, den Rhein in der Umgebung des Neuendorfer Eck mit Harken nach Leichen abzusuchen. Die Identifizierung der bisher geborgenen Toten gestaltet sich insofern außerordentlich schwierig, als es sich bei den Opfern der Katastrophe nicht nur um Koblen zer Einwohner, sondern auch um auswär tige Personen handelt. An der Stätte der Brückenkatastrophe ist der Fluß sehr tief, so daß sich dic Bergungsarbeiten der Rettungsmannschaft auerordentlich schwierig gestalten.
Erdbeben heimgesucht worden, dem eine große Zahl Italien ist heute nacht turz nach 1 Uhr von einem Menschenleben zum Opfer gefallen ist.
Die Erdbebenkatastrophe hat mehrere hundert Todesopfer gefordert. Allein aus Melfi werden bisher über hundert Todesopfer und etwa 200 Verwundete gemeldet.
In der Basilicata beträgt die Zahl der Toten 3 wischen 150 und 170, in Neapel fonnten bisher 3 Tote identifiziert Anzahl eingestürzter Häuser. In anderen Stadtteilen Neapels werden. Weitere Tote liegen noch unter den Trümmern einer ganzen wurden zahlreiche Häuser schwer beschädigt. In der Proving Neapel ist die Zahl der eingestürzten Häuser und der Toten ebenfalls groß. auch in Sorrent gab es eine Anzahl Todesopfer, ebenso find Auch in Sorrent gab es eine Anzahl Todesopfer, ebenso find in Benevent viele Häufer eingestürzt. Aus allen Orten liegen Meldungen über zahlreiche Todesopfer vor. Der Schnellzug Neapel - Bari ist unterwegs stedengeblieben, da die Gleise zerstört wurden. Auch aus den Provinzen Foggia und Avellino werden zahlreiche Hauseinstürze und zahlreiche Todesopfer gemeldet.
Die ersten Nachrichten ließen auf dieses Ausmaß der Katastrophe nicht schließen. Wir berichten diese Einzelheiten:
In Neapel wurde durch das wellenförmig auftretende Beben ein Palast teilweise zum Ein ft ur 3 gebracht, wobei zwei per. den Einsturz eines fünfftödigen Hauses ein Kind jonen getötet und fünf verletzt wurden. Weiter wurde durch getötet und fünf Personen verlegt. Auch in den umliegenden Land
wird gebeten, die Fahnen an den Häusern einzuziehen. Die öffentlichen Gebäude mögen als Zeichen der herzlichen Mittrauer ihre Flaggen auf Halbmast setzen.
städten richtete das Erdbeben großen Schaden an. Aus den bis Umgebung von Atella vier Tote zu beklagen find. In Potenza jeht vorliegenden Meldungen geht hervor, daß bisher in Barile zehn Tote, in Atella 3wei Tote und in Landhäusern in der Einsturz sechs Personen verlegt. 3n Filiano stürzten mehrere wurden drei Personen, in der Umgebung von Benosa bei einem Häuser und eine Kirche ein. Aus anderen Orten werden gleichfalls Häusereinstürze gemeldet.
Weitere Meldungen besagen:
Kurz nach 1 Uhr wurden die Einwohner der Stadt in ihrer
Etwa
näheren und weiteren Umgebung durch heftige ErdbebenBanit. Im Nu waren die Straßen mit Menschen angestoße aufgeschreckt. Der Bevölkerung bemächtigte sich eine füllt, die in Eile ihre Wohnungen verlassen hatten. 20 Personen famen bei dem panitartigen Gedränge auf den Straßen, deren elektrische Beleuchtung nach den ersten Stößen nicht mehr funktionierte, zu Schaden.
Seit Menschengedenfen will man in Neapel feine so starten Erdbebenstöße verspürt haben.
Das Erdbeben seßte um 1.10 Uhr ein und dauerte in drei Stößen nahezu eine Minute. Die größte Heftigkeit erreichten die Stöße nach etwa 30 Sekunden. Das Erdbeben wurde in ganz Mittel italien , vor allem in den Marken und in den Abruzzen, beobachtet, mo es jedoch einen Schaden angerichtet hat. In Salerno ist der Oberbau des Doms eingestürzt und die Decke eingebrochen. Ueberall sind Feuerwehr und Miliz mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt.
Die Unglücksbrücke.
Die außerordentlich große Zahl der Todes: opfer schreibt man vor allem dem Umstand zu, daß Als die letzten Leuchtkugeln verglühten... mehrere tausend Köpfe zählende Menschenmenge von dem dem Deutschen
sich die ins Wasser gestürzten Menschen gegen seitig um klammerten, sich damit selbst im Wasser behinderten und die Rettungsarbeiten in vielen Fällen nuglos machten.
Die unglücksbrücke dient nicht nicht dem eigentlichen Verkehr. Sie wird hauptsächlich von Arbeitern der Stumm- Werke, die am Hafen liegen, in beschränktem Maße benutzt. Dem ungeheuren Verkehr in der Unglücksnacht war die Brücke nicht gewachsen.
heute
Reichspräsident Hindenburg , dem morgen das schwere Einsturzunglück bei Koblenz- Lützel mitgeteilt wurde, hat daraufhin feine Reise nach Trier und Aachen ab. gesagt. Er blieb in Koblenz , um ebenso wie der gesagt. Er blieb in Koblenz , um ebenso wie der breußische Ministerpräsident Braun und die noch anwesenden Minister an der Trauerkund gebung teilzunehmen, die um 11 Uhr vormittags im Rathause stattfindet.
Die gehobene Feiertagsstimmung der gesamten Rheinlandbevölkerung ist einem schweren, drückenden Ernst gewichen. Alle Flaggen sind auf Halbmast gezogen. Ueber Koblenz ist ein Unglück hereingebrochen, dem die Bevölkerung in tiefster Trauer fassungslos gegenübersteht. Viele Fremde find bereits abgereist. Der Oberbürger meister von Trier schließt die Mitteilung an die Bevölkerung von Trier über die Absage des Reichs: präsidenten mit folgenden Worten: Die Bürgerschaft
Ein Augenzeuge berichtet.
Koblenz , 23. Juli. Ein Augenzeuge der grausigen Katastrophe schildert den Hergang des Unglücks wie folgt: Neuendorfer Ed begeben, um von dort aus das Feuerwert Ich hatte mich mit Bekannten über die Unglücksbrüde zum besser beobachten zu können. Die letzten Leuchtkugeln waren am nächtlichen Himmel verglüht, als viele Beobachter des Feuerwerks heimwärts über die schmale Brücke am Eingang des Sicherheitshafens in Koblenz - Lüzel drängten. Ich befand mich in einem Zuge freudig gestimmter Menschen auf der Brücke kurz vor dem Lüzeler Ufer, als plöglich mit lautem Krach und Getöse die Brüde unter den dicht gedrängt Kopf an Kopf auf ihr befindlichen Menschen zusammenbrach und die auf ihr befindlichen Männer, Frauen und Kinder mit sich in die Tiefe riß. Ich selbst stürzte gleichfalls in den an dieser Stelle besonders tiefen Floß- Hafen. Gellende Hilferufe schallten über die dunkle Wasserfläche. In der höchsten Not flammerten sich ins Wasser Gefallene aneinander. Da ich nahe am Ufer war und einen Halt hatte, gelang es mir, verschiedenen in der Nähe befindlichen Beuten beizustehen und sie vor dem Tode zu retten. Indessen schlugen die unglücklichen, auf und untertauchenden Menschen in ihrer höchsten Angst und Not wild um sich. Die Dunkelheit und die Todesangst behinderten naturgemäß die gegenseitige Hilfeleistung, und eine wilde Banik hatte alle ergriffen."
Koblenz , der Oberpräsident der Rheinprovinz , Dr. Horion, sowie Um Mitternacht eilten der Oberbürgermeister vou der Polizeipräsident an die Unfallstelle. Am Mittwoch morgen er schienen ministerpräsident Braun und der preußische Wohlfahrtsminister Dr. Hirtjiefer an der Unglücksstelle, um sich von dem Fortgang der Bergungsarbeiten zu überzeugen.
die über eine etwa 25 meter breite Hafeneinfahrt von der Bei der eingestürzten Brüde handelt es sich um eine Brüde, Mosel in den sogenannten Floßsicherheitshafen führt. Als die Festbeleuchtung gegen 11 Uhr zu Ende war, strömte eine Ed gegenüberliegenden Ufer auf diese Brücke zu, die dem Massenandrang jedoch nicht gewachsen war. Die Brüde ruht auf zwei Pontons, auf denen je zwei Pfeiler angebracht waren, über die sich der Bohlenbelag von einem Ufer zum anderen erstreckte. Dadurch, daß die Brücke eine einseitige Belastung erfuhr, senkte sie sich nach Westen. Als der Menschenandrang sich noch mehr ver
stärkte, stürzte die Brücke vollends um. Schäßungsweise sind 120
dings die meisten selber retten fonnten. Die Brüde, die abseits des Hauptverkehrs lag, hatte keine Beleuchtung, so daß allgemeine Verwirrung und entsegliche Banif entstand. Die Hilferufe waren weithin in der Nacht zu hören und wurden selbst auf dem gegenüberliegenden Ufer des Rheins und der Mosel vernommen Die Feuerwehr war innerhalb 8 Minuten zur Stelle, zu gleicher Zeit erschien auch ein größeres Polizeiaufgebot. Eine große Anzahl von Schiffern eilten in ihren Kähnen und Motorbooten an die Unfallstelle.
bis 150 Menschen ins Waffer gefallen, von denen sich aller
Zunächst wurden etwa 50 Menschen gerettet, die mit Dem Tode rangen. Die Böschungen an beiden Ufern sind nämlich steil, so daß diejenigen, die sich durch Schmimmen retten konnten, ebenfalls in höchster Gefahr waren. Nach Rettung der im Wasser treibenden Menschen wurde sofort mit der Suche nach den Opfern begonnen. Die Wassertiefe beträgt an dieser Stelle etwa 7 bis 8/ Meter. Bei den Verunglückten handelt es sich vorwiegend um junge Mädchen im Alter von 16 bis 20 Jahren und um Frauen. Vereinzelt find auch Kinder und erwachsene Männer refognoszieren, da bei verschiedenen Mädchen und Frauen Ausunter den Todesopfern. Es war nicht möglich, alle Leichen zu weispapiere fehlen und die Vermißtenanzeigen wechseln.
Bis zur Stunde sind Feuerwehr und Schuhpolizei noch mit den Bergungsarbeiten beschäftigt, ohne daß es gelang, die umgestürzte Brüde zu heben und die unter dieser Brüde noch