Beilage
Mittwoch, 23. Juli 1930
Der Abend
Shalausgabe des Vorwärts
Wohin gehen wir?
Gedanken eines demokratischen Klempnermeisters
Bir veröffentlichen diese Ausführungen als Stimmungs| mal ein abgeschlossenes, denn die Hauptkraft, die Sonnenwärme, erbild, wenn wir auch nicht in allen Teilen mit ihnen übereinstimmen.
Die aktuellste Frage ist heute die, wie ist die Arbeitslosigkeit zu beseitigen. Die Arbeitslosigkeit ist die Folge des Moralschwundes der oberen Volksfreise und zugleich die Ursache des Moralschwundes der unteren Schichten, jedoch ist sie nur eine Krankheitserscheinung, an welcher herumzudoktorn wenig Zweck hat. Der Krankheitsherd fitt tief im Organismus unseres Wirtschaftssystems, und kleine Mittelchen, wie Rotopfer und Notstandsarbeiten sind umsonst ver. tan, wenn wir nicht an den Herd des Uebels herankommen. Die Sozialdemokratie tennt den Weg zu einer besseren Ordnung, aber das Ziel ist so weit gesteckt, daß es sich nur etappenweise erreichen läßt. Es gibt viele bürgerliche Politiker, welche missen, wo das Uebel sigt, aber eine gewisse Scheu, auch Interessiertheit und Bequemlichteit hält sie zurüd, tiefgreifende Maßnahmen in Erwägung zu ziehen. Bequemer ist es, auf einen Ronjuntturumschmung zu hoffen, obgleich man weiß, daß es nie wieder eine Konjunktur geben fann, welche alle Arbeitslofen aufnehmen könnte. Die Völker wollen auch feine Konjunkturen, welche mit Krisen abwechseln, sondern stabile wirtschaftliche Ordnung. Man muß sich darüber klar sein, daß hochkultivierte Völker, wie das deutsche und das englische Bolt, sich die bestehende Unordnung nicht auf die Dauer gefallen lassen. Jeder logisch denkende Mensch jagt fich: Arbeitslosigteit ist Unsinn.
Wir haben alles was wir brauchen, um jedem Menschen ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen. Wir haben Kohlen und Eisen und die verschiedensten Metalle. Wir haben die elektrische Kraft; in den Brüchen haben wir die fertigen Steine, in den Gruben Sand und Lehm, wir tönnen Ziegel und Zement machen, die Wälder liefern uns Holz, wir haben die gute Ackererde, in welcher mehr wächst als mir gebrauchen fönnen, wir haben viele träftige Arme und Vernunft; wir Menschen brauchen nur zu arbeiten, dann können wir alle zu Wohlstand kommen.
Trozdem müssen wir sehen, daß die Menschheit von Sorgen zermürbt wird. Ein großes Seufzen und Stöhnen geht durch die sogenannte Kulturmelt. Die Menschen werden gequält durch Arbeitslosigkeit, Steuerdrud, Bürokratismus, Korruption, Kriminalität, wirtschaftliches und politisches Schiebertum. Was soll wohl an dem ganzen Elend weiter schuld sein, wenn nicht unser Wirtschaftssystem! Berner Sombart nennt unsere Epoche die Spätkapitalistische,
diese Bezeichnung läßt erkennen, daß Herr Sombart auch mit einer baldigen Aenderung rechnet.
Das privattapitalistische System, welches in ver gangenen Jahrzehnten Großes geleistet hat, versagt heute, weil es entartet ist. Das private Betriebskapital war früher schöpferisch, es mar mit der Arbeit zu einer organischen Einheit, wie Leib und Seele verbunden, mit dem Ziele, die Bedürfnisse des Volkes zu befriedigen. Der heute herrschende Finanztapitalismus ift seiner rein faufmännischen Dentweise entsprechend weniger bestrebt, reale Werte zu schaffen, dafür hat er aber ein unerhörtes Zinssystem aufgerichtet und hat den Wucher legitim gemacht. Während heute der Reichsbantdistont auf 4 Prozent steht, müssen die Hypotheken noch immer mit 12 Prozent und mehr verzinst werden. Wie könnte der Arbeitsmarkt belebt werden, wenn die Hypothekenzinsen auf 6 Prozent gesenkt würden! In der Hypotheken- und in der Kartellwirtschaft liegen die großen Lecks, durch welche die Kapitalien aus der Boltswirtschaft entweichen und dann dem Auslande zufließen. Die Bolkswirtschaft ist heute nicht mehr, was sie sein soll, eine immerfließende Quelle für Bolt und Staat, sondern eine Zitrone in den Händen des Finanzkapitals, aus welcher heute die letzten Tropfen fallen. Gern möchte man den Finanzgewaltigen die findliche Freude gönnen, imaginäre Buchwerte anzuhäufen, wenn sie nur die allein reale Werte schaffende Arbeit in Gang halten würden. Müßiggang ist aller Armut und aller Lafter Anfang, das gilt nicht nur für Einzelmenschen, sondern auch für die Gesellschaft.
Wenn die Wirtschaftsführer nicht fähig oder nicht willens sind, Ordnung zu schaffen, dann müssen die Politifer eingreifen. Mit negativer Gesetzgebung, wie Verbot der Kartelle, des Buchers und der Kapitalflucht ist nicht viel zu erreichen. Wichtiger sind positiv wirkende Maßnahmen. Das Bürgertum gleicht heute einem Patienten, welcher seine Zustimmung zu einer Amputation geben oder sterben muß. Die unheilvolle Herrschaft des Finanzkapitals muß zurüdgedrängt werden. An seine Stelle muß ein starter Staats- oder Sozialfapitalismus treten. Die Kraftwirtschaft, das Berg- und Bankwesen müssen verstaatlicht werden. Die Schlüssel der Wirtschaft gehören in die Hände des verantwortlichen Staates, welcher legten Endes für die zertretenen Existenzen zu sorgen hat. Durch diese Politik würde die Struktur unferer bürgerlich- individuellen Wirtschaft nicht gelockert, sondern eher gefestigt. Die private verarbeitende Industrie, Handel, Handmert und Gewerbe würden weiterbestehen, nur würden sie von dem Terror des Finanzfapitals befreit werden. Durch Berstaatlichung des Bankwesens würden die Kapitalflucht und der Wucher unterbunden und das Kapital könnte dorthin geleitet werden, wo es volkswirtschaftlich am nötigsten ist, nicht wohin es das Profitinteresse der Privatbanken hindirigiert. Es tönnte nicht mehr vorkommen, daß ganze Städte zum Absterben verurteilt werden. Die Wirtschaft würde hierdurch ein übersichtliches Ganzes und das Rentabilitätsprinzip, welches sich besonders im Bergbau oft unheilvoll| auswirkt, würde zurücktreten. Es widerspricht unseren Eigentumsbegriffen, wenn Kohlengruben sich in Privathand befinden. Was hat der Privatmann 1000 Meter tief in der Erde zu suchen, was dort liegt, ist Nationaleigentum! Geradezu verbrecherisch ist das Stillegen von Zechen, weil sie nach Ansicht der Zechenherren nicht rentabel genug sind. Jede stillgelegte Zeche ist für alle Ewigkeit verloren. Wir haben nicht das Recht, mit diesen Schäßen so umzugehen, kommende Generationen brauchen auch noch Kohlen. Solange es im Bergbau gut geht, steckt das Privattapital die Profite ein, passiert aber ein Grubenunglück, dann ist es immer der Staat, welcher sofort Mittel für die Hinterbliebenen bereitstellen muß.
Borbedingung für die Ordnung der einzelstaatlichen Wirtschaften ist die Organisation der Weltwirtschaft. Die ganze Erde bildet ein zusammenhängendes Wirtschaftssystem und nicht ein
halten wir noch von außerhalb. Das größte Hindernis für die Belebung des Güteraustausches von Land zu Band bildet wiederum das fapitalistische System. Ein System, welches auf solchen Schildbürgereien, wie sie die Goldtransporte darstellen, beruht, tann nicht das richtige sein. Nicht Gold, sondern Waren wollen wir austauschen. Das Finanzkapital muß beim Güteraustausch von Land zu Land vollständig ausgeschaltet werden. Der Güteraustausch darf nur durch die Wirtschaftsministerien erfolgen. Attive und passive Handelsbilanzen wird es dann nicht mehr geben. Jedes Land kann soviel fremde Waren aufnehmen, wie es an eigenen Waren ausführen kann. Das Anleihewesen, dieses moderne Berstlavungssystem, würde vollständig überflüssig werden. Das Finanzkapital Das Finanzkapital widersetzt sich einer Ordnung auf dieser Grundlage, weil hierdurch das Außenhandelsmonopol nötig und der Einfluß und die Be= deutung des Finanztapitals ftart zurückgedrängt würde. Die Wirt schaft in den einzelnen Ländern ließe sich dadurch anturbein, wenn
durch internationale Vereinbarung das Verhältnis zwischen Goldbestand und Notenumlauf geändert würde.
Groß ist heute die Macht des Kapitals, aber diese Macht beruht: nur auf der Unfähigkeit des Bürgertums. Das Bürgertum ist zersplittert und aktionsunfähig, meil es an der einigendem Idee fehlt. Der Reichskanzler hat recht, menn er sagt, daß es sich bei der jetzigen Krise nicht um eine Ronjuntturerscheinung, sondern um eine dauernde Strutturwandlung der Weltwirtschaft handelt. Eben weil er dies einsieht, wirkt es so komisch, diese Situation mit feinen Mittelchen wie Junggesellen steuer, Krankensteuer und dergleichen ändern zu wollen und von großer Stunde und von Mut zur Verantwortung zu reden. Diese Strukturwandlung der Weltwirtschaft läßt sich auf nationaler Basis nicht torrigieren, deshalb muß das Bürgertum international zusammenarbeiten und mit eisernem Besen alle störenden Mächte, wie die Diktatoren, den Militarismus und den Finanzkapitalismus Karl Tschichholz. beseitigen.
Ausflug ins Arische
Tragödie von Mitternacht bis morgens
,, nur teine Angst", sagte der fleine dicke Mathematikprofessor, als ich an den Tisch trat. Ich wollte einmal in durchaus arischer Gesellschaft sein und bat meinen Freund, den Schauspieler, mich den Herren vorzustellen.
-
Also der kleine Professor seine einwandfreie Glaze wurde von einem dünnen Kranz weißer Haare borstig umhegt. erhob sich schwankend, zog die masserblauen Aeyglein strichartig zusammen und sagte mit etwas schwerer Zunge zum zweitenmal:
ur teine Angst... alte Schule!" Dabei fuchtelte er mit der Zigarre herum und reichte mir die feuchte, verfettete Rechte. Die beiden Herren, die außerdem am Tische saßen, stimmten mannhaft zu mit: Heil! und: Jawohl, Herr Professor! Der
-
wandte sich plötzlich an meinen Freund und fragte mißtrauisch:
Wer sind Sie denn überhaupt?"
Na, aber wir temmen uns doch, Profeffor", sagte mein Freund, nicht wenig verblüfft.
,, Ach, dann sind Sie der, zu dem ich vorige Woche sagte, daß er mich solle....?!!"
****
Der fleine Scherz wurde stürmisch belacht und dann bestellte der eine Herr, es war übrigens der Wirt selbst, eine Runde Boro= vitschta.
Man trant einander zu, und es mar mir Selbstverständlich, daß die Gespräche mun vollends ins„ Geistige" hinüberwechselten. Die Frage drehte sich darum, wo das Pilsener Bier besser sei, bei Stopta( einem repräsentativen tschechischen Lokal) bei Hanat oder hier im Deutschen Haus.
-
Die Meinungen waren geteilt. Die erdrückende Mehrheit ( 3: 1! ich selbst fonnte mich wegen mangelnder Fachkenntnis an der Debatte nicht beteiligen) mußte Hanat und wie ausdrücklich festgestellt wurde, trotz treuester nationaler Gesinnung den Vorzug geben.
-
-
Stopta
gerötetes Gesicht auf die herrliche Sommersonne oder den Alkohol Unser armer Wirt, er war noch verhältnismäßig jung( ob sein zurückzuführen war, konnte ich bei der abendlichen Beleuchtung nicht genau erkennen) verteidigte sich nach Kräften. Pries die herrliche (.. lauter Deutsche ! Lage seiner Terrasse. Wies auf die hohe Zahl seiner Gäste hin
Keine Tschechen, teine
Juden..!"). Es tam auch eine Einigung zustande, die man mit immer neuen Lagen( wegen der vorgerückten Zeit, die Sperrſtunde war längst vorüber, wurde der Einfachheit halber nur Boro
vitschta ausgeschenkt) feierte.
Nachhausegehen mahnte, wurde mit einem Protestgeheul empfangen, Der tschechische Polizist, der sanft und lächelnd ans und M., der Wirt, fragte sofort: Also, was willst?" und ohne erst eine Antwort abzuwarten, rief er in die Küche:„ Einen Kaffee, sehr heiß...!"
Der Polizist salutierte lächelnd und ging nach rückwärts. Als er zurüd tam, gab ihm der Wirt noch eine Handvoll Zigaretten mit den Worten: ,, So, da hast und daß du's weißt ich bin schwarzgelb bis in die Knochen!" Dabei schlug er sich wie ein ertappter Junge auf den Mund. Aber der Polizist lächelte nur, salufierte und ging stumm hinaus...( Meine Gedanken begleiteten ihn. War er bewundernswert in seinem Verständnis für die verschiedenen fleinen menschlichen Schwächen? War er pflichtvergessen und nur auf seinen Vorteil bedacht? Befaß er Taft?... Auf jeden Fall war er sanft und höflich...) Die sechste Runde Borovitschka riß mich aus meinen Betrachtungen, und so hatte ich noch Gelegenheit zu hören, wie der kleine Professor sagte: Schober...? Schober ist ein Commis voyageur! Di: Rettung Desterreichs kommt von Starhemberg !"
Herr Dr. S., vermutlich ein Ungar, denn der Professor grölte manchinal ganz untermittelt:„ Eljen!", wobei er mit dem Doktor anstieß, also der Dr. phil. stimmte begeistert zu. Der Schauspieler magte Einwendungen, die ihm den Spott des großen Mathematiters eintrugen. Ungefähr so: In Ihren Adern ist wohl auch nur 3wetschfenröster...? Wie...? Was...? Na ja, teine alte Schule mehr Aber Starhemberg wird aufräumen mit allen Nebbichs, allen Binfeljuden...! Heil!" Bei den letzten Worten stand er auf, schwanste, rülpste, schwankte, felutierte und fiel much tend auf seinen Stuhl zurüd. Seil!" brüllte der ungarische Philosoph in Kampfesstimmung.
Der Wirt suchte zu beruhigen und sagte zu meinem Freund: Net... net. hör auf, gegen den fummit net auf... des is a Profeffer!"( Man hielt bei der achten Runde Borovitschkaa und dem allgemeinen Thema ,, Krieg".)
|
aus einem Munde, dieses Schwein, das unsere erhabensten Gefühle beschimpft, in den Dreck zerrt, der Millionen Deutsche ver spottet, dieser Scheißferl, der von der erhabenen Idee des Krieges, dem Gemeinschaftsgefühl, nichts meiß, nichts von Heldenmut und Heldentod... Remarque , dieser Nebbich, den nur die Judenpinkel ernst nehmen, der soll erst mal deutsch lernen, ehe er ein Buch schreibt...!" Beschimpfungen( Haß, Geifer und Unverstand) ergossen sich über den Tisch.
Die Rauchschwaden zogen immer dichter über unseren Köpfen. Das Licht der elektrischen Birne sah wie ein fleiner ferner Mond Der alte Ober lehnte stumm an der Wand. Was er wohl dachte? Sicher hatte er Frau und Kinder. Die maren zu Hause über dem Warten eingeschlafen. Auch er war so müde.
aus.
wenigen Sätzen dazwischen.( Ich hatte das Gefühl, als zerfekte idy ein Gewebe, aus Dred und. Bosheit.) Beinliche Stille. Beinliches Erstaunen. Nur Sekunden dann fiel man über mich her. Mit: vaterlandsloſer Geselle, Nebbich, Binfeljub und so. Da mußte ich schon wieder lächeln.
Ich hatte bis jetzt feine Meinung geäußert. Nun fuhr ich mit
-
Nach der zehnten Runde konnte der teutsche Professor nur mehr mühselig seinen Namen schreiben. Er hieß Peniset oder so ähnlich.
Um drei Uhr morgens traten wir auf die Terrasse des Deutschen Hauses. Der Himmel glänzte tiefblau. Die Bogenlampen stachent ihre Strahlen durch das Grün der Bäume. Ein kühler Wind bewegte sanft die Aleste. Der kleine Professor fiel die Stufen hinunter. Wälzte sich einmal auf den Steinfließen und blieb liegen. Hilflos wie ein Kind. Mein Freund und ich hoben ihn auf. Er sah uns an und lallte: ,, Nur keine Angst... alte Schule!" Der Dofter faßte ihn unter. Ich mußte mich um den schwarzgelben Wirt kümmern. Auch der schwankte bedenklich. So zegen wir los. Auf dem Wege beichtete mir mein Begleiter:
"
,, Wissen Sie, Herr Reich, ich bin ein Deutscher. National bis da hinaus. Also lieber würde ich Frau und Kind im Stich lassen, als daß ich mein Deutschtum verraten möcht. Aber sehn Sie, langsam bröckelt diese Gesinnung bei mir a b." Dabei rülpste er laut. Weil nämlich also die Studenten, die was einen Großteil meiner Gäste bilden, gerne mit ihren Mädels tommen. Na ja, also wir waren auch einmal jung und haben das auch gemacht. Selbstverständlich in allen Ehren! Aber die, die wollen ihre Intimitäten auslassen, indem sie na, Sie wissen schon und das erlaub ich nicht. Weil doch auch ältere Damen der feinsten Gesellschaft zu mir kommen.
-
-
-
-
-
Na, und wie ich den Herren Couleurstudenten das gesagt habe, Lokal. waren die beleidigt, und da gehen jetzt viele in cin anderes Das ist natürlich eine große Geschäftsschädigung für mich hup denn die Juden kommen nicht zu mir, die gehen in ihr Café Lautsprecher... hup. Darum fange ich langsam an, meine nationale Gesinnung i muaß jezt....", jagte er plötzlich und fah fich suchend um. Vor dem( tschechischen) Bassage- Hotel stand leer und verschlafen der Gästeomnibus. Kurz entschlossen stellte sich M. dicht an das Hinterrad da bog um die Ecke ein Polizist. Dies brachte meinen Gefährten feineswegs aus der Fassung. Er änderte kaum seine Stellung, griff nur mit der einen Hand in die Rocktasche und sagte in der treuherzigsten Art zu dem Hüter der Ordnung:„ Da hast a paar Zigaretten." Der Polizist nahm die Bigaretten, falutierte und ging lächelnd weiter. Das Selbstbewußtsein meines Wirtes schwoll gewaltig. Und er sprach zu seinen Freunden: Seht's ös ( seht ihr es), ihr allweil mit eure philosophischen Gespräch ich hab jetzt für sechs Zigaretten..." Und in seinen Augen glänzte es wie Sieg und Freude.
-
Hier könnte ich meine Erzählung schließen. Denn was in der Bar folgte, war eine Wiederholung des erhebenden Schauspiels von vorhin. Der Professor fiel wieder die Stufen hinab, direkt auf das Tanzparkett. M. bestellte Moffa, der Dr. phil . Wein, dann schimpften sie über die Juden. Wüft und laut.
Ich stand auf und ging.
Die Bogenlampen verlöschten. Der Morgen dämmerte. rein. So flar. So gesund. Unsichtbare Vögel sangen. Auf dem Bahnhof begegnete ich Marktweibern, vollbepackte Körbe auf dem Rücken. Arbeiter 30gen schwere Handwagen. Gingen gebückt und trogig. Ihre Schritte übertönten das Knarren der Räder.
Während in einer Bar ein betrunkener Professor über die Juden schimpfte, ein Wirt und ein Schauspieler sich übergaben, ging eine Stadt an die Arbeit. Der Schauspieler lobte Remarque . Das wirfte wie ein Zwischen den Schornsteinen der Fabriken erwachte rot und Stichwort. Remarque ", riefen der Professor und der Doktor wie strahlend der neue Tag Hanns Leo Reich.
-
-