Reichswehrkrieg gegen Kinder. Wegen Gesanges der Internationale bei einer Trauerfeier. Von der Geschäftsstelle der Reichsorbeitsgemeinschost der Kinderfreunde wird uns geschrieben: Die Reichsarbeitsgemeinschaft der Kindersreunde errichtete in dem freistehenden Militärbarackenlager„M u n st e r Lage r" eine Erholungsstätte für rund 4t)l> 6- bis llljährige Arbeiterkinder aus Berlin , Braunschweig und Kiel . Die Berliner Kinder sollte» vier Wochen, die Braunschwe«ger und Kieler Kinder 14 Tage dort ver- bringen. Im Lause der zweiten Woche wurde von den Kindern und Helfern eine Trauerseier für die Bergarbeiteropser in Schlesien abgehalten, in deren Verlauf u. a. der erste Vers der„3 n- t c r n a t i o n a l e" gesungen wurde. Die Militärbehörde nahm das Singen der.Internationale" zum Anlaß, von der Lagerleitung die Räumung des Lagers binnen drei Tagen zu fordern. WO Arbeiter- kinder find durch diese Forderung um 14 Tage ihrer Ferien ge- bracht worden. Die Grönlandexpediiion bei der Arbeit. Mit EiSaxt und Dynamit über Gletscher. Am 1. April d. I. ist. wie erinnerlich sein dürfte, unter Leitung des Geographen der Universität Greez Professor Dr. Alfred W e g e n e r und unter Förderung der Zlolgemeinschast der deutschen Wissenschast eine Expedition von 14 wissenschaftlichen Teilnehmern zur Erforschung Grönlands von Kopenhagen ausgebrochen, während die 15 Forscher sich nach West- Grönland begaben, folgten ihnen am b. Juni drei weitere Teilnehmer nach Ost-Grünland. Eine soeben von Professor wegener eingegangene Nachricht gibt Sunde von dem Fortgang der interessanten Expedition. Grönland ist schon viermal, und zwar von Nansen, Peary , Quervain und Prof. Wegener, dem Leiter der jetzigen großen deut> scheu Grönlandexpedition, im Sommer überquert worden. Aber
Der große Gabbo
Bauchredner Scholz:„Wem gilt unser Kampf?" Oer kleine Gabbo:„Dem Marxismus !" noch niemals hat sich«in Mensch im Winter ins Innere der unendlichen Eiswüst«, die eine Fläch« 3� mal so groß wie Deutschland bedeckt, gewagt. Unter der Leitung von Dr. G e o r g i, Hamburg , ist nunmehr ein« Gruppe der Expedition aufgebrochen, um ein« Zentralstation mitten auf der grönländischen Eiskappe zu errichten. kamarujuk(Nordwest�Srönland. via Godhaonradio), 8. Juli. <VorI<Z Oipviixht 19(50 by..Akademi »", HeidelberK,>nnd Copy- right 1930 für die Vereinigten Staaten by„New York Times New York.— Nachdruck, auch auszugsweise, verboten!) Am 6. Mai war die Expeditio» nur 30 Kilometer von ihrem Bestimmungsort, dem Kamarujuk- Gletscher in Nord- Grönland entfernt und durch undurchdringliches Eis aufgehalten worden. Sechs Wochen banger und ungeduldiger Wortezeit ver- gingen, bevor sich die Eisdecke löste. Wir mußten fürchten, daß die Arbeiten der Expedition infolge der Kürz« des grönländischen Sommers später nicht mehr bewältigt werden könnten. A m 2 2. Juni brach das Eis und das ganze Gepäck konnte in anstrengender Arbeit zum Gletscher gebracht werden. Seitdem sind die Transporte auf allen Abschnitten des Kamarujuk-Glelschers bis zur Nuuatag-Scheidegg im vollen Gange. Im Gletscherbruch mußten wir den Weg mit Eisäxten und 50 Dynamit- sprengungen bahnen. Zwecks verstärkter Abschmelzung wurde Kohlenstaub gestreut. Unsere isländischen Ponys bewähren sich auf dem Gletscher ganz vorzüglich. Statt der geplanten 1000 Kilogramni können täglich 1600 Kilogramm Gepäck transpor- tiert werden. Den schweren Propellerschlitten konnten wir im Gletscher bereits bis auf 400 Meter Höhe schaffen. Die Vor- bereitungen zur Hundeschlittenreise ins Innere Grönlands , wo die zentrale Firnstation errichtet werden wird, sind in Angriff genommen. Es werden 13 Schlitten mit 100 Hunden ausgerüstet. Prof. Wexener. kamarujuk(Nordwest-Grönland, via Godhaonradio), 15. Juli. Heute geht erster H u n de s ch ki t te nt r a n s p o r t zur Mitte Grönlands ab zwecks Anlage eines Winterhauses für 3 Mann in 300« Meter Höhe. Startpunkt schon 25 Kilonieter östlich Nunatak- scheidegg. dem höchsten Punkt des Komarujutgletschers, in 1500 Meter Höh«. Teilnehmer sind Dr.- Georg i, Dr. Löewe. Dr. Weiten und 9 Grönländer mit 12 Schlitten und 94 Hunden. Geplant ist. daß Loewe mit 6 Grönländern bei 200 Kilometer nach Anlegung eines Depots zwecks Wiederholung der Fahrt umkehrt. Georgi, Weiten und 3 Grönländer setzen die Reise bis 300, höchstens 400 Kilometer fort, wo Georgi zwecks Beobachtungen Winter über verbleibt. Propellerschlitten wurde über schlimmste Stelle mit Winde bis 500 Meter Höhe gebracht; er ist voraussichtlich in drei Wochen fahrbereit. Wegener.
Von Kurt Rudolf Neubert.
Die Ringkampsbude aus dem Rummelplatz Schöneberg ist Abend sür Abend bis auf den letzten Platz gefüllt. Schon von weitem schrillt durch das Gewimmer der Leierkästen die heisere Stimm« des Ansagers ins Ohr, und auf dem Podium vor dem Zelt stehen die starken, halbnackten„berühmten" Ringer. Keine Menageric kann seltsamere Exemplare aufweisen als diese Ringer- bude. Man hat hier einen sozialen Ausschnitt von ergiebigen Tiefen. Die Zuschauer— kleinbürgerliche Romantiker, phlegmatische Bildungsunfähige, frühreife Kinder, Dahinlebende... Eintritt zwanzig Pfennige. Dauerkarte ein« Mark. Das Programm—„Sic haben Glück gehabt, mein Herr, heute abend sind lauter Kanonen da, aber auch sonst ist es nie lang- weilig." Man lacht sehr oft in der Ringerbude, man zischt auch und pfeift. Man hat seine Liebling« und ist im übrigen ziemlich gerecht. Nur langweilig darf es nicht werden und dos ist die ewige Sorg« der Veranstalter, die alles mögliche tun, um sie zu bannen. Vor dem Zelt brüllt man die Attraktionen aus, die Ringer werden vorgestellt, sie stehen muskelbepackt und von den Leuten begafft in malerischer Gruppe, beginnen untereinander klein« Streitereien, um die Leute anzulocken und viele glauben an den Ernst dieser lebhast über die besonder« Kampfstärke eines Ringers gesührt« Debatte. „Diesmal", ruft ein unterlegener Ringer zum Publikum,„diesmal werde ich ihm zeigen, was'ne Harke is." Heut« hat man große Attraktionen. Einen Freiherrn , einen Neger als Ringer und«inen achtzehnjährigen Backerjungen als Boxer, der bisher alle leichten und schweren Leute der Trupp« Ic. o. geschlagen hat. Einen Freiherrn? Einen richtigen Freiherrn? Donnerwetter. Man reckt den Hals und da vorn oerbeugt sich«in starker Mann mit einem nicht unangenehmen Embonpoint.„Freiherr von Sy- dow. Eine bekannte Erscheinung auf allen Ringplätzen Europas . Früher Küraffieroberleutnant." Immer nach dem Ansager. Hat man jemals von Grafen gehört, die in Ringkampfbuden landeten? Man weiß von Schuhputzern, Kellnern, Portiers, ober Ringkämpfer? Für zwanzig Pfennige leistet man sich den Genuß, den„Sprüh- ling einer edlen Grafenfamilie" sein Brot im Schweiße seines An- gesichis oerdienen zu sehen. Abgearbeitete Frauen, die hier neben ihren Männern sitzen, sehen im Geist«ine Krone über dem Kops des Freiherrn . Courths- Mahler -Geist wandelt hörbar durch diese Sitzrechen..Hau' den Grafen, Stegemann", ruft jemand aus der Meng« dem Ringer oben zu, und die Bude erzittert vor dem Lachen der Hundert. Was würden wohl, so denkt man beim Kamps, die hocher- lauchten Ahnen dieses sagenhaften Frecheren zu dem Doppelnelson sogen, den er soeben bei seinem Gegner ansetzt? Man sieht würdig« Gräfinnen in Ohnmacht fallen und weißhaarige Minister, Gene- räl«, Diplomaten die Hände ringen, nur ein paar Raubritter in der langen Ahnenreihe schlagen ein dröhnendes Gelächter an. Der Kampf wird nach zwei Minuten unentschieden abgebrochen. Man darf nicht so mit sreiherrlichen Attraktionen herumwerfen. Der Abend ist noch lang. Die nächste Vorstellung soll die Entscheidung bringen. Jetzt klettert ein Neger durch die Seil«. Das Programm ist gut. Das Publikunz zeigt sich interessiert und gutgelaunt. Ein
Graf, lind jetzt ein Neger. Was will man mehr? Vielleicht war der Graf kein Graf, aber der Neger ist bestimmt echt, das sieht man.„Er grinst. Huch!" seufzt ein Mädchen und rückt näher zu ihrem Freunde. Gegen den schlanken, sehnigen Neger kämpft laut Ansager„der schwerste Mann der Truppe", ein ungefüges Quadrat von Fleisch und Knochen, das von einer Glatze gekrönt wird, auf der noch die Schweißtropfen des letzten Kampfes perlen. Er hat keine Sympathien im Publikum.„Huhuuu" wird er begrüßt. Sein Bauch wackelt. Seine Beine sind wie Elcfantenglieder. Er geht mit zcr- malmender Wucht den Gegner an, ober der, Afrikas Hoffnung, niacht mit Europas Schwergewicht was er will: Kopszug, Unter- griff, Europa dampft immer wütender, aber der Untergang des Abendlandes scheint sür diesen Kampf wenigstens beschlossene Sache zu sein. Aus dem dicken Bauch des besiegten Ringers setzt der Schwarze triumphierend seinen Fuß, und da es unsagbar komisch aussieht, lachen die Leute.„Huuuuh!" brüllt die Menge, als sich der schwere Ringer erhebt.„Huuuuh." Sein Gesicht drückt eine fassungslose Blödheit aus, die Mitleid verdient. Der letzte Kampf dieser Vorstellung— ein Boxkampf. Abwechslung muß sein. Ein schlanker, schmaler, schneller Junge von achtzehn Iahren mit langen Hosen und Konditormütze steht in der einen Ringeck«, in der anderen knüpft der Schiedsrichter dem Boxer der Truppe die Fausthandschuhe zu. Der Konditor wird noch«in- mal unter lebhaftem Applaus vorgestellt als„dreimaliger Bundes- meister der Amateure", der bisher im Laufe des heutigen Abends alle Gegner l<. o. geschlagen hat. Ein Sportsfreund, wie der Ring- richter weiter verkündet, hat für den Sieger dieses Kampfes drei Mark gespendet.„Vielleicht noch jemand?" fragt er freundlich. Fünfzig Pfennig werden in den Ring gereicht. Dann noch eine Mark. lind noch eine.„Donnerwetter!" sagt ein Junge.„5,60 Mark für den Sieger. Ring frei gur ersten Runde." Der Schiedsrichter pfeift. Nachher, als der schmale, schnelle Konditor, wie erwartet, seinen Gegner wieder lc. o. geschlagen hat, man wundert sich, wie er das fertig bringt, ist man ebenso überrascht, als der Schieds- richter noch.ein paar Wort« an die Zuschauer richtet.„Meine Herrschaften", sagt er,„Sie wissen, wie schwer es heute ist. Der Konditor, der sich- hier zum Kampf gemeldet hat und all« ic. o. schlug, muß nachts mit seinen Salzstangen durch die Straßen tippeln. Wenn Sie etwas für den Sport übrig haben, so kaufen Sie ihm jetzt bitte jeder«ine Salzstange ab." Welche Menagerie. Ringer, Boxer, Zuschauer. Freiherren , Neger, Bäckerjungen. Abend sür Abend. Vorstellung zwanzig Pfennig, Dauerkarte ein« Mark. Man taumelt fast aus der Bude und findet sich draußen nicht gleich zurecht. Leierkästen wimmern. Glücksräder drehen sich. Wie aus einer Welt aus Pappe, trotz Kinnhaken und Doppelnelson, kommt man in den Lichtschein der Straßen. Schwarz wimmelt es von Menschen. Noch dröhnt die heisere Stimme des Ansagers im Ohr. Langsam verblassen die halbnackten, braunen, schwarzen, athletischen Körper. Langsam verblaßt eine ganze fremde Welt ohne Geist und Idee, wo der Unter- griff dominiert und der Doppelnelfon, der Kinnhaken und sogen- hafte Freiherren ...
Ist der Schmöker wirtlich ioi? Zu unserem Beitrag zu dieser Frage im.Äbend" vom 22. Juli wird uns geschrieben: Wohl ist der Schmöker dumm und schlecht geschrieben, und wir haben die ausklärende Arbeit der sozialistischen Jugend. Aber trotz alledem lebt er noch, und ich möchte behaupten, in nicht geringerem Maße als in der Inflationszeit, wo es ja kein« andere Jugend- literatur gab. Man braucht nur einmal in den Vorrat der kleinen, fliegenden Strahenbuchhandlungen und Winkelpapierläden zu sehen, und man wird alle Serien der kitschigen Hefte finden. Der Schmöker ist eine Pest, die sich aus besonder« Weife aus- breitet: Einer kauft und hundert lesen ihn. Den größten Leserkreis sinden wir zweifellos bei den Halb- wüchsigen, welche in der Zeit des Krieges und der Inflation 8 bis 14 Jahr« alt waren und die Angehörigen verloren haben. Ihre Sinne sind infolge der ungenügenden Pflege verroht. Wir haben aber noch einen anderen Lesertreis, und dos sind die Jungen zwischen 9 und 12 Jahren, deren Gedanken auch heute noch mit Abenteuern erfüllt sind, aber deren Eltern keinem Fortschritt die Hand reichen. Ich arbeite zur Zeit auf einem Tennisplatz in Neukölln als Balljunge. Einige Kameraden lesen Schmöker; ich frag« sie, warum sie solchen Schund lesen.„Es ist spannend,"„Es kommen Autos und Flugzeug« und Meistcrdeteklive drin vor," heißt es. Andere schämen sich schon etwas, denn sie hören doch öfters, daß es nicht ehrenhaft ist, solchen Schmutz zu lesen, und sie sagen:„Na ja, wir vollen uns bloß die Zeit vertreiben und haben nichts anderes." Als ich ihnen aber Jack London , Bonjels„Biene Maja", Ewalds und Sonnleitners naturhistorische Erzählungen und die Geschichten von Aanrud mit anderen guten Büchern brachte, da behaupteten sie einstimmig, daß sie ungleich schöner und interessanter seien. Ich frage, können unsere Volts- und Stadtbiichereien nicht doch ein bißchen mehr Reklame machen, und die Kinder gleich von der Schulklasse an zu sich ziehen. Ich meine, das wäre ein gutes Stück Arbeit, welche sich lohnt. W. A. Tonfilme für den UZolMtatnps. Die bevorstehende Wahc- beweguna wird sich auch des Tonsilms bedienen. Die Möglichkeiten sind allerdings ganz außerordentlich. Man denk« sich beispielsweise eine Tonfilmausnahme von einer der Radauversammlungen der radikalen Parteigruppen als abschreckendes Beispiel den Anhängern der anderen Parteien vorgeführt. Nach einer Mitteilung der Film- fachpresse hat das Zentrum sowohl wie die Demokratische Partei bereits Tonsilme in Auftrag gegeben. Kriegspensionen. die seit 118 Zohren lausen. Di« Regierung der Pereinigten Staaten zahlt noch heute Hinterbliebenenrenten aus dem Kriege von 1812, und zwar 500 Dollars im Monat. Die Empfänger sind neun Witwen von Soldaten, die an den Kämpfen gegen die Engländer in den Jahren 1812/14 aktiv teilgenommen hatten. Die zehnte Pensionsempfängerin ist die Tochter einer Kriegerwitwe. Nahezu alle dies« Witwen sind an die 100 Jahre alt und körperlich hinfällig. Die jüngst« der Soldatenfrauen, welche die letzte lebende Erinnerung an einen vor 118 Jahren geführten Krieg darstellen, zählt 91 Jahre. Die unterstützungsbedürftigen Witwen der Soldaten hatten als blutjunge Dinger die bejahrten Veteranen geehelicht. Der letzte überlebende Soldat der Krieges von 1812 starb im Jahre 1905. In der Volksbühne wird„Der srähllche Weinberg" wegen des großen Crsolges bis Sonnabend, den 2. August, verlänge
Die größten Brückenkaiastrophen. Der furchtbare Brückeneinsturz bei Koblenz , der so viel Menschenopfer gefordert hat, ruft die Erinnerung an andere gc- wältige Katastrophen wach, die allerdings meist durch Verbindung mit Eisenbahnunglücken ungeheure Opfer forderten. Die größte Eisenbahnkatastrophe der Welt ereignete sich am Firth os Tay in Schottland . Diese Brücke brach in der Nacht zum 28. Sepiember 1879 zusammen, als«in Eisenbahnzug darüber fuhr. Der ganze Mittelteil der Brücke stürzte mit dem Eisenbahnzug ins Wasser. Kein einziger von den 200 Menschen, die darin waren, konnte gerettet werden. Die Brücke war aus Gußeisen von dem Ingenieur Bouch erbaut. Die Brücke wurde wieder erbaut in den Jahren 1883 bis 1890, und zwar von dem Baumeister Jon Fowler. Jon Iowler hatte schon vorher erkannt, daß die Tay-Brücke schwere Feister aufwies. Seine Mahnungen wurden aber nicht gehört. Seiner Familie hatte er in jedem Fall verbaten, die Brücke zu denutzen. 14 Jahre später ereignete sich in der Nähe von Saragossa in� Spanien eine ähnliche Katastrophe aus der Brücke, die über den Nojarilla führt, über einen rechten Nebenfluß des Ebro . Auch dies« Brücke scheint in technischer Beziehung durchaus nicht den An- sorderungen entsprochen zu haben. Insbesondere d!« Brückcnpsciler waren nicht»rdnungsgemäß gebaut, so daß die Brücke am 27. Juli 1903 zusammenstürzte, als eine Eisenbahn darüber hinwegfuhr. Von den 250 Passagieren waren 110 getötet worden, während der Rest schwer verwundet wurde. Im Jahre 1908 war Kanada die Stätte eines ungeheuren Brückenunglücks, denn die über den St.-Lorenz-Strom führende Quibeck-Brücke, die ungefähr«ine Breite von 1200 Meter hatte, stürzte ein und sordert« 90 Menschenleben. Der Bruckencinsturz in Medan auf Sumatra war auch von surchtbaren Folgen begleitet. Er ereignete sich im Jahr« 1926, und 100 Menschen fielen ihm zum Opfer. Vor kurzer Zeit kamen bei einem Brückeneinsturz in Rumänien 60 Personen ums Leben. Die Brücke, die über den Fluß Zill führt«, wurde im Juni d. I. durch groß« Unwetter unter- spült und dadurch gefährdet. Von anderen großen Brücken- katostrophen sei das gewaltige Unglück bei Mönchenstein erwähnt. wo am 14. Juni 1891 die Brücke über den Dirs-Fluh in der Mitte entzwei brach, als ein Eisenbahnzug über sie wegsuhr, wobei 72 Menschen ums Leben kamen. Fast genau ein Jahr vorher, am 30. Mai 1890, ereignete sich in der Nähe von San Franziska eine Brückentatostrohe, bei der 25 Menschen ihr Leben verloren. Man erkennt daraus, daß wirklich große Unglücksfälle in der Geschichte des Brückenbaues sehr selten sind. Es müssen mehrere unglückliche Umstände zusammentreffen, um ein folgenschweres Ereignis dieser Art herbeizuführen. Die Brücken sind im allgemeinen, besonders in den letzten 80 Jähren, mit größter Umsicht gebaut. Besonders in Deutschland werden an Brücken die größten Ansprüche in bezug auf Sicherheit gestellt, gleichgültig, ob es sich um Balken- brücken, Bogenbrücken, Hängebrücken oder Brücken von anderen Systemarten handelt. Die meisten derartigen Brücken sind aus Eisen. Die erste eiserne Brücke der Welt wurde bereits im Jahre 1779 erbaut. Es ist eine Straßenbrücke über den Severn In England. Sie steht heute noch. Die erste eiserne Brücke de» europäischen Kontinents wurde in Deutschland errichtet, und zwar in Schlesien . Es war eine Straßenbrücke, die im Jahre 1796 über dem Strigauer Wasser erbaut wurde. Die erst« Bogenbrück«, ein System, das sich jetzt wegen seiner großen Sicherheit vielfach eingebürgert hat, ai" Schweißeisen, wurde im Jahre 1808 bei St. Denis in Frank—'' errichtet.