Durch das italienische Erdbebengebiet
Der Strom der Touristen, der in jedem Jahr Italien durch| flutet, streift das Gebiet des furchtbaren Erdbebens, das socben den südlichen Teil der Apennin - Halbinsel betroffen hat, nur an menigen Stellen. Neapel hat selbstverständlich jeder gesehen, der seine Reise über Rom hinaus fortsezt. In Neapel besucht man das berühmte Nationalmuseum, dessen griechische und römische Stücke zum Studium der Antike unentbehrlich sind, und nachdem man im Museum die künstlerisch wertvollsten Statuen aus den Ausgrabungen von Pompeji und Herculamum besichtigt hat, fährt man mit der Kreis bahn um den Vesuv nach dem alten Pompeji , der einzigartigen römischen Stadt, die fast zwei Jahrtausende unter der Lava schlief. Der Vesuv wird auf dem Rücken eines Esels erklommen, dann geht es zurück nach Neapel , mo die kleinen Schiffe schon darauf marten, die Fremden nach Capri und zur blauen Grotte zu bringen. Damit ift Neapel gewöhnlich erledigt", und der Tourist beginnt, in dem Gefühl der Befriedigung, feinen doppelten Stern im Reiseführer ausgelassen zu haben, die Schiffsreise nach Balermo. Wer auf Sizi lien verzichtet, läßt sich im Golf von Salerno , in Positano oder Amalfi nieder, das die Engländer respektlos Emmelfai" nennen, und er besucht unter Umständen noch die Stadt Salerno , die heute außerordentlich modernisiert ist. In Salerno hat das Erdbeben den Berichten zufolge größeren Schaden als in Neapel angerichtet. Der alte Dom, der zum Teil eingestürzt ist, besigt so viele foftbare Kunstmerfe Mosaiten, Gemälde, Grabmäler--, daß jeder Gast der Stadt ihn in seiner Schönheit im Gedächtnis behalten muß. llebrigens ist er auch historisch bemerkensmert. Er stammt zwar schon aus dem Jahre 845, murde aber im Jahre 1076 von dem ersten füditalienischen Normannenherrscher von Grund auf erneuert. Robert Guiscard , der Herzog von Apulien , hatte die Normandie mit einer Schor von Abenteurern verlassen, Salerno erobert und dort den Grundstein zu dem großen Normannenreich gelegt, das fich bald über ganz Sizilien ausdehnte, und dessen erhaltene Baumerfe bemeifen, daß sich unter den Normannen eine blühende Kultur in diesem von den Sarazenen ständig bedrohten Zipfel Europas
entwickelte.
In das Hinterland von Neopel und Solerno, in die Gegenden von Benevento und Potenza, dringen jedoch nur sehr wenige Frem den vor. Dabei ist ein Ausflug tief hinein in den Apennin durchaus Johnend. Durch grüne, sorgfältig angebaute Täler, an fahlen Höhen. zügen vorbei, die jetzt mit viel Arbeit bewaldet merden sollen, gelangt man nach dem Landstädtchen Avellino mit Inapp 17.000 Einwohnern. Wenn man es einrichten fann, sollte man nicht verfäumen, einen Markttag dort zu erleben und zu sehen, wie die Bauern auf Maultieren und Eseln Getreide, Obst, Kartoffeln oder Oliven zum Verkauf in die Stadt bringen. Der schöne Obelisk, der mitten auf dem Marktplatz steht, ist vielleicht umgestürzt. Aber man wird ihn mohl ebenso wieder aufstellen mie nach den Erdbeben in den Jahren 1694, 1731 und 1805, unter denen diese mehr als tausendjährige Stadt erheblich gelitten hat. In den Mauern Avellinos residierte einst Kaiser Friedrich II., an den auch niele Baumerte in den meiter östlich gelegenen Städten erinnern. Wirklich sehr lohnend ist es, den etma 1500 Meter hohen Monte Bergine zu hesteigen, an dessen Fuß Avellino liegt. Man fommt an einem im Barockstil erbauten Dom vorbei, und seit zwei Jahren erleichtert von dort aus eine Drahtseilbahn dem Touristen den Aufstieg zu einem berühmten Wallfahrtsklofter. Bei flarem Wetter hat man einen unendlich meiten Blick. Im Besten erstreckt sich die fruchtbare Ebene der Campagna; man sieht den Besus und den Golf von Neapel, an dem sich füdlich der Golf von Salerno anschließt, und im Often sieht man die Bergfuppen des Apennin bis zum Monte
Bulture, cinem erloschenen Bultan, der das Zentrum des jüngsten Erdbebens gebildet haben soll. Dabei sind es in der Luftlinie noch fast hundert Kilometer bis zu diesem Berg, an dem das fast voll. ständig zerstörte Städtchen Melfi liegt.
verstedte Berleumdungen bei den Nachbarn, in den Geschäften, deren Wurzel man nicht fassen fonnte. Eine immerwährende Variation des leidigen Themas: Es kann der Beste nicht in Frieden leben, menn es dem bösen Nachbar nicht gefällt." Als Leitmotiv dieser die Nerven peinigenden täglichen disharmonischen Musik der Neid, der Reid über ein glückliches Familienleben, der Neid, daß die Kinder des Hungerleiders" wohl gerieten und vorwärts famen. Und nun als Krönung dieser niederträchtige und leider nur zu sehr geglückte Versuch im Theater, mit Unterstützung ihrer gleichgesinnten Freundinnen, seiner Frau einen tödlichen Schrecken einzujagen, einen Schrecken, unter dessen Folgen sie heute noch leide.
Der Maler hatte sich marm gesprochen. Er mar ein Rünstler, der sich bewußt mar, daß die Bagatellen, die die Seele vermunden, größere Verbrechen sind als die groben Handgreiflichkeiten des Strafs gesetzbuches. Der Richter war fein Künstler. Er war ein Schuster, der nur Paragraphen im Kopf hatte, die der Anwalt gegen das fünstlerische Mosaikbild, das der Maler von der leibhaftigen Bosheit geschaffen hatte, mit der plumpen Geste auf die gesellschaftliche Stellung seiner Klientin, die über einen solchen Tratsch himmelhoch erhaben sei, vorging, da nickte der Richter mit dem Kopf.
Fast könnte man sagen, Melfi liege nicht am, sondern auf dem Monte Bulture, der über 1300 Meter hoch ist. Die Stadt von rund 11 000 Einwohnern steht nämlich auf einem Lavakegel. Sie murde mehrmals von Katastrophen heimgesucht und zuletzt im Jahre 1851 von einem Erdbeben zerstört. Nähert man sich ihr mit der Bahn, so umfährt man zunächst den ganzen Monte Bulture und sieht dann noch das Kastell der Familie Doria und die Kathedrale, die nach dem Erdbeben vor achtzig Jahren von Grund auf restauriert worden ist. Sonst erinnert nicht mehr viel an die große Vergangens heit Melfis, das unter den Normannen einmal Hauptstadt von Apu lien war, und in dem in den Jahren 1059 und 1090 Konzile statt gefunden haben. Ebenfalls durch das Erdbeben des Jahres 1851 wurde die Stadt Rionero am Fuß des Monte Bulture sehr mit- sammengebrochen. Der Kunstmaler blidte ins Leere und schüttelte genommen. Der Ort, in dem etwa 12 000 Menschen wohnen, soll auch diesmal sehr gelitten haben. Beide Städte liegen an der Bahu, die von Foggia nach Potenza führt, also quer durch das Erdbeben gebiet geht. Es ist eine schöne Strecke, auf der es manches zu sehen gibt. Man fährt durch viele Tunnels und kommt nicht meit hinter Rionero am Kastell Lagopesole vorbei; schon von der Bahn aus sieht
Die Angeklagte wurde verurteilt. Die leibhaftige Bosheit rauschte mit ihren drei zur Decke gerichteten Nasenspizzen aus dem Gerichtsfaal. Die Kunstmalersfrau mar meinend auf ihrem Stuhl zu
immer wieder den Kopf. Ich schüttelte mit. Aber dann brach ich das Schütteln ab. Mir fam die Erkenntnis: menn ich über alle sonderbaren Dinge, die in der Welt geschehen, den Kopf schütteln wollte, dann würde ich aus dem Schütteln nicht mehr herauskommen.
man das wunderschöne alte Schloß, das unter Kaiser Friedrich II. Käle Carle: Rausch der Landstraße
erbaut und gelegentlich von ihm bewohnt wurde. Auf steilem Fels liegt Pietra Galla, und non dort ist es nicht mehr weit nach Potenza , das an der alten Strecke von Salerno nach Tarent liegt. Es ist eine Provinzialhauptstadt mit etwa 20 000 Einwohnern, dort| errichtet, wo sich ehemals eine römische Burg erhob. Auch Potenza, mo es ein paar schöne Kirchen und ein kleines Museum zu betrachten gibt, ist vor einigen Jahrzehnten von Grund auf zerstört morden. Es hat lange gedauert, bis die Bevölkerung die Schrecken des großen Erdbebens vom Dezember 1857 vergaß. Die Landschaft der Provinz Botenza unterscheidet sich wesentlich von dem Bild, das andere Gegenden Italiens bieten. Es gibt nämlich zahlreiche Laubmälder und große Viehmeiden, so daß man zumeilen glaubt, in eine gebirgige Gegend Mitteleuropas versezt zu sein. Allerdings wird man beim Anblick der malerisch gekleideten, temperamentvoll sprechenden, durch und durch italienischen Bevölkerung oder beim Besuch eines Apennindorfes, in dem sich die Bewohner normiegend von Rasta nien und Käse aus Ziegenmilch oder Schafsmilch ernähren, sehr bald der Tatsache bewußt, daß man in einem typischen Mittelmeerland Fährt man von Melfi nicht südlich, nach Potenza , sondern nördlich, so tommt man nach Foggia . Die Stadt ist, ebenso wie Melfi , Bischofssit, aber im übrigen viel größer, mit vielen Kirchen, prächtigen Gärten, einem Theater, Schulen und sogar Fabriken. Foggia ist mit seinen mehr als 60 000 Einwohnern die führende Stadt im apulischen Getreidehandel. Auch dieser Ort ist schon einmal, nämlich im Jahre 1731, von einem schrecklichen Erdbeben heimgesucht morden. Damals stürzte die alte Kathedrale ein, die aus dem Jahre 1170 stammte und inzwischen erneuert morden ist. Bei einer ähnlichen Katastrophe ist wohl auch das Schloß Friedrichs II. zerstört worden, von dem jetzt nur noch ein schöner Bogen steht. Kaiser Friedrich II. hatte dort oft gewohnt und nach Foggia im Jahre 1240 sogar ein Parlament einberufen. Bierzehn Jahre darauf erschienen die Sarazenen nor der Stadt und besiegten. das Heer des Bapstes Jimmozenz IV. Die große Zeit diefer kleinen Städte ist nun freilich schon lange vorüber. Foggia ist zufrieden, wenn es nicht von den benachbarten Häfen an der Adria vollständig überflügelt und lahmgelegt wird.
meilt.
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Bißt Ihr, mie die leibhaftige Bosheit ausschaut? Ich hatte| Gottes Barmherzigkeit millen, mein Sohn ist heute zurüdgefommen. bisher keine Borstellung davon. Aber jüngst habe ich fie leibhaftig por mir gesehen. Sie hat drei Köpfe mie der Höllenhund Cerberus, aber nicht wie dieser vier, sondern sechs Beine und noch sechs Arme dazu. Und diese drei Köpfe, sechs Beine und sechs Arme gehören drei meiblichen Wesen, die die Brücke, die jenseits, des gefährlichen Alters" liegt, schon längst passiert haben und die sich zu der besseren Gesellschaft zählen: der Frau eines Arztes, eines Bauunternehmers und eines Bankprofuristen.
Ich war als Zeuge vor Gericht geladen. llm acht Ihr. Aber als ich den langen Speisezettel vor der Gerichtstüre las, berechnete ich, daß das Gericht meine freundliche Hilfe taum vor zwölf Uhr in Anspruch nehmen würde. Wenn einer sich üben will, das Kräutlein Geduld zu pflücken, dann braucht er mir vor Gericht zu gehen. Ich pflückte und wanderte durch die Verhandlungsräume des Justiz palastes, dieses Riesenstaubsaugers, der täglich eine unendliche Menge Menschenstaub aufsaugt: Dummheit und Niedertracht, Glend, Gier und Gemeinheit. Jahraus, jahrein, täglich den gleichen Staub, ohne daß jemals die Dielen blank werden. Vor einer Türe las ich, daß die Frau eines Kunstmalers angeflagt sei megen Beleidigung und Körperverlegung und ging hinein. Da sah ich die leibhaftige Bosheit vor den Richtern stehen, aber richt als Angeflagte, sondern als Klägerin. Die Tatbestandsaufs nahme ergab folgendes: Der Kunstmaler mar mit seiner Frau im Theater. In der Pause ging man im Foyer auf und ab. Der Frau fiel es auf, daß drei Damen ständig hinter ihnen gingen und so nah, daß sie darin eine Absicht sah. Auch ihre Unterhaltung führten sie in so lautem Ton, daß sie den Eindrud gewann, daß sie das Ge spräch hören sollte. Während sie mit ihrem Mann weiterging, horchte sie auf. Man unterhielt sich hinter ihr mit lebhaften Ausdrücken des Mitleids über einen Vorfall, der sich furz vor Beginn des Theaters ereignet haben sollte. Ein Student, der gerade in den Ferien nach Hause gekommen war, sollte, offenbar in Schlaftrunken heit, aus dem Fenster des vierten Stockwerts gestürzt sein. Das fann nur Elvirastraße sein", hörte sie die Frau des Bauunternehmers fagen.„ Es kann doch auch Elisabethstraße sein", antwortete in schrillem Distant die Arztensfrau. Elisabethstraße? Da wohnten ja sie. Und ihr Sohn, der die ganze Nacht gefahren war, hatte noch geschlafen, als sie mit ihrem Mann ins Theater gegangen war. Mein Gott, wenn ihr Sohn?... Sie mußte Gewißheit haben. Gie drehte fid) so heftig um, daß sie mit den drei Damen zusammenstieß. Frau Doktor, verzeihen Sie, Sie fennen mich, ich wohne in der Elisabeth straße. Was für ein Unglück ist dort geschehen?" feuchte sie hervor. Die Frau Doktor war über den Zusammenprall höchst indigniert und entgegnete von oben herab: Ich finde es sehr sonderbar, uns so anzufallen und das Gespräch fremder Menschen zu belauschen." Die Kunstmalersfrau griff in ihrer Erregung nach ihrem Arm:„ Um
Er schlief noch, als wir fortgingen. Sprechen Sie, was missen Sie?" Die Arztensfrau machte ihren Arm los: Belästigen Sie uns nicht. Wenn Sie so neugierig sind, dann fahren Sie doch hin. Dann merden Sie ja erfahren, ob in der Elisabethstraße etwas passiert ist." Drei Augenpaare starrten die Sprachlose an, und aus allen stach ihr ein häßlicher gelber Schein erbarmungsloser Bosheit entgegen. Da tennte sie sich nicht mehr halten. Ihr Bestien! Ihr Ungeheuer!" schrie sie und schlug zu. Ausschrei. Tumult. Am Boden lag ein falsches Gebiß. Die Arztensfrau befam einen Weinkrampf. Der diensthabende Schuhmann notierte die Personalien der Täterin. Dann raste sie mit ihrem Mann im Auto nach Hause und stürmte die Treppen hinauf. Als ihr in der Tür ihr Sohn mit frischen ausgeschlafenen Augen entgegentrat, brach sie ohnmächtig zusammen.
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Die leibhaftige Bosheit hatte einen geschickten Anwalt. Kunstmalersleute waren im Bewußtsein ihrer Unschuld ohne Anwalt erschienen. Es gelang dem Vertreter der Bosheit, den Nachweis zu erbringen, daß seinen Klientinnen jede Absicht, die Angeklagte durch ihre Unterhaltung in Aufregung zu versetzen, ferngelegen habe. Gie habe eben ein fremdes, nicht für sie bestimmtes Gespräch in Bruch ftüden in sich aufgenommen und daraus falsche Schlüsse gezogen, für die seine Klientinnen selbstverständlich nicht verantwortlich ge. macht merden könnten. Wenn die Angeklagte, bevor sie ins Theater ging, die Zeitung gelesen hätte, so hätte sie aus dem Bolizeibericht ersehen können, daß in der voraufgegangenen Nacht ein Unglücksfall, wie er in der Klageschrift genannt sei, in der E- straße fich ereignet habe. Es sei selbstverständlich jedermann unbenommen, an einem öffentlichen Drt, wie ihn das Foyer eines Theaters darstellte, fich darüber zu unterhalten, ob mit der E- straße im Polizeibericht die Elvira. oder die Elisabethstraße gemeint sein fönne.
Gegen den Redeschwall des Anwalts hatten die Kunstmalersleute einen schweren Stand. Sie versuchten, das Motiv für die Handlungsweise der leibhaftigen Bosheit aufzubeden. Es tamen fleine Dinge des Alltags heraus: die Arztensfrau wohnte in der Querstraße. Die rüdwärtigen Küchenbaltons lagen schräg untereinander. Vom Balkon aus dem vierten Stock war einmal ein Fleischschneidebreft, das dort zum Trodnen ans Geländer gestellt worden mar, auf den Balkon des Arztes gefallen und hatte dort einen kleinen Blumenstod zerschlagen. Was trog der sofortigen Entschuldigung und der Erklärung, den Schaden zu erlegen, einen erregten Brief mechsel hervorgerufen hatte. Infolgedessen hatte man bei Krantheitsfällen im vierten Stod einen anderen Arzt genommen. Rauferei der Buben, wobei der Sohn des Arztes unterlegen war. Moraus sich wieder ein Briefwechsel ergab. Aufhebung des Dienstmädchens von unten nach oben. Fortwährende Beschwerden bei dem Hous meister, wenn beim Hauspuh der Wind Staub auf den Balkon des dritten Stodes herunterwehte oder Waffer heruntertropfte, Kleine
Mit schwingenden Schritten geht er dahin. Fort in das Unges misse, Biellose, Neue. Jeder Schritt enfernt ihn mehr der bindenden Gleichmäßigkeit des Alltags. Zurück bleibt alles Schmere, Abgegrenzte, Schwere. Rauschsehnsucht mill das Freie, das Absolute. Irgendwo ist immer eine weiße, einsame Landstraße. Vielleicht folgt sie den Windungen des Stromes, der talmärts dahinfließt. Dder sie ist von Linden überschattet, eingefaßt von Wiesengrün, über das Lupinengold oder das andere Gold mehender Kornfelder leuchtet. Geheimnisvoll lockt ein Wald, Bergzüge blauen und lila Heideflächen wellen auf und ab.
Es ist gleichgültig, mo die Straße liegt und mohin sie führt. In nordische Dünenmeite, in südliche Olivenhaine, in Rafteenmildnis oder in die Wildnis der großen Städte. Nicht das zufällig cher be. mußt lang erträumte Ziel ist die Hauptsache, sondern die freie Gealles hab ich bei mir Herr alles Ich- Geschchens zu mißheit sein. Die Möglichkeit des plöglichen Durchbrechens jedes Planes, jeder Route sich offen haltend, meil vielleicht irgendwo seitmäts unermortet in den Fenstern eines fernen Hauses die Abendsonne, neue Richtung meisend, aufglüht.
Einmal haben Wunsch und Gefühl unbehinderte, lösende Macht. Einmal sind sie nicht unterfan dem Latte äußerer Vorschrift binden. der Disziplin.
Loder, gelöft; Düfte, Farben und Klänge in fich eintrinfenb, mandert der Mensch auf einsamer Landstraße. Schärfer ausschreitend lächelt er den schwarzen Ziffern auf den meißen Kilometersteinen zu. 11nbefümmert um das Ziel, das überall irgendwo und in jeder Stunde liegt.
Wahrhaft frei er selbst, ist ihm alles nahe, verwandt und zugehörig: das Geplätscher einer Quelle, die Käfer im Farrenwald, die an ihm vorüber summende Hummel, Woifenzüge und Bergmald.
Dahinter verweht alles mie Blätter im Wind. Der munder fame Rausch, den Sonne, Grün und Landstraße erzeugen, abird stärker und stärker. Wie leicht sind alle Dinge, die unüberwindlich schienen, wie wadyjam Mut und Sicherheit und Selbstgefühl in der Weite und Gelassenheit der Natur. Und Träume fommen; Wach träume: das Kleine wird groß zum Erlebnis. Ein polternder Wagen, die Vision eines vorüberfliegenden Autos, eine alte Frau vor ihrer Rate.
An abendlicher Straße erscheint ein Wirtshaus mit blantgescheuerten Tischen und einem ungeheuer aufgeschichteten Bett in minziger Kammer. Aus den Stellen stößt Rindergebrüll in die stille Dunkle Nacht.
Andern Tags brandet die Straßenflut einer Großstadt wie ein neuer unerhörter Afford. Oder ein Burgfleden mit Türmen und Binkeln, mit altertümlichen Goldenzügen und alten Messingtlopfern an den Türen dämmert über verlorenen Tälern.
Eine große Trunkenheit ist der Wanderrausch der Landstraße. Eine tiefe Trunkenheit, die löst und erlöst.
Irgendwo später endet die Woge der Landstraße und führt den einzelnen zurück auf seinen Pflicht- und Lebensmeg. Freiheit gab sie, damit er Herr bleibe seines Schicksals, die Ruhe und große Ueberschau wahre, auch im nüchtern- alltäglichen Gedränge und Getriebe.
2Lber einige gibt es immer, die ihn nie mehr entbehren können, den Rausch der Landstraße. Die mandern müssen und träumen in ihrem Schatten und in ihrer Glut. Und die sich selbst längst verloren und nie mehr zurückfinden.
Der Berufskrebs in Deutschland
Die Tagung der Krebsforscher in Dresden , die durch die Fülle der fachlichen Arbeit seinerzeit weit über Deutschlands Grenzen hinaus Aufsehen erregt hat, beginnt bereits Früchte zu tragen. Das Institut für experimentelle Krebsforschung in Heidelberg ist vom Reichsarbeitsministerium beauftragt worden, Erhebungen über den Berufsfrebs vor allem bei Brikettarbeitern anzustellen. Der Leiter des Instituts, Prof. Dr. D. Teutschländer, veröffentlicht jetzt im Reichsarbeitsblatt Richtlinien zur Berhütung insbesondere beruflicher Krebse. Da der Kampf gegen die äußeren und inneren Ursachen, d. h. gegen die Schöblichkeiten und die Krebsanlage, sehr schwierig ist, zielen die hygienischen Maßnahmen im wesentlichen darauf hin, die Berührung mit den frebserregenden Schädlichkeiten möglichst zu beschränken. Für die Entstehung der Berufstreble fommen in Betracht Teer, Pech, Rohparaffin, Schmieröle, Anilin, Röntgenstrahlen u. a. Aber auch Unfitten und schlechte Gewohnheiten, wie der Genuß rohen Fischfleisches am Kurischen Haff und zu heißes und gewürztes Essen und Trinken sind dazu zu rechnen. Der Einfluß frebfen. Seitdem es in England untersagt ist, die Lehrlingszeit als fozialer Vorschriften zeigt sich besonders deutlich bei den Berufs= Schornsteinfeger vor dem 21. Lebensjahre zu beginnen, hat sich das Alter bei den Krebserfrantungen der Schornsteinfeger um 13 bis 14 Jahre nach oben verschoben.
Der größte Unterwaffertunnel. Die Untertunnelung des Flusses Mersen zwischen Liverpool und Birkenhead stellt die größte derartige Anlage dar, die bisher unternommen worden ist. Der Tunnel hat cine Länge von fait 3½ Kilometer und eine Weite von mehr als 14 Meter. Nachdem man zunächst von beiden Seiten Probetunnel begann man dann 1928 mit den eigentlichen Arbeiten. Sehr schwieporgetrieben hatte, um die geologischen Verhältnisse zu untersuchen, rig ist die Durchlüftung des Unterwasserschachtes. Der Tunnel, dessen Bollendung in zwei Jahren zu erwarten ist, wird etwa 100 mil. Iionen Mart foften.