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BLOCK S

( 7. Fortsetzung.)

,, Wenn ich dafür die Bohlen hätte erneuern tönnen, wär mir die Rüge schnuppe gewesen."

EIN EISENBAHNER­ROMAN

VON

RDRESCHER

,, Nein, wirklich, Herr Direktor."

Kerns Eifer gefiel dem Direktor, doch blieb er noch immer etwas ungläubig. Er fragte: Wenn laut Aften die Strecke erft vor vier Jahren erneuert worden ist, wie erklären Sie sich dann,

Gräfe drehte sich überrascht nach Kern um: Eine Rüge ist doch daß da irgendwo auf hundert Meter ältere Bohlen liegen?"

feine Kleinigkeit!"

Kern sah Gräfe scharf an: Benn eine Betriebsgefahr vor handen ist, kommt für mich nur die Pflicht in Frage."

,, Sft's denn wirklich so schlimm?"

Wenn ich's Ihnen sage!"

Kern zuckte mit den Achseln.

Ein Stapel älterer Bohlen kann versehentlich mit unter die neuen Bohlen geraten sein. Vielleicht waren die älteren Bohlen

damals auch noch brauchbar."

" Muß denn aber wirklich der dumme Satz da am Schluß stehen " Muß denn aber wirklich der dumme Satz da am Schluß stehentes

bleiben?"

Gott , wegen mir... Ich werde selbst mit dem Direktor reden, da können Sie den Sazz streichen

,, Das wäre immer noch besser, als wenn er stehen bleibt." Gräfe sah auf Kerns Meldung Schön fieht's ja dann allerdings

auch nicht aus

Streichen Sie'n aus, Herr Obersekretär", sagte Kern barsch. ,, Nehnten Sie den Bericht lieber noch mal mit und lassen ihn neu schreiben, ohne Ihren Schlußjah."

,, Um Gottes willen, inzwischen fann das größte Unglück paffieren!"

Sie können den Bericht gleich wieder herüberschicken, dann geben wir ihn morgen zum Herrn Direktor weiter."

,, nd dort soll er wieder ein paar Wochen liegen bleiben?!" ,, Was Sie für Scherereien machen!"

,, Die Sache muß heute noch ins flare tommen! Werde selbst mit dem Herrn Direktor reden."

Gräfe hatte das Schriftstück vor sich liegen und machte einen schönen breiten geraden Strich durch die Schlußbemerkung Kerns. ,, Dann muß es eben mal so gehen, aber schön sieht's nicht aus." Kern stand auf.

,, Dann werde ich aber jetzt mit dem Herrn Direktor sprechen." " Halt mal, so schnell geht das nicht." Gräfe faßte Kern ge­mütlich am Arm. Unser Direttor ist zwar ein recht zugänglicher Herr, aber so mit der Tür ins Haus fallen dürfen wir trotzdem nicht; auch muß ihm erst einer mas den Fall furz erläutern und Sie anmelden."

Kern setzte sich wieder und brummte etwas. Gräfe verschwand mit dem Attenbündel. Ungefähr eine Biertel­stunde mußte Kern warten. Ihm schien es viel länger.

Als Gräfe zurüdtam, lächelte er Kern an: ,, Mein lieber Herr Bahumeister, Sie haben Glück, der Herr Direttor ist gut bei Stimmung. Aber lenten Sie das Gespräch nicht auf Ihren schrifi lichen Bericht. Das ist ganz überflüffig. Vielleicht verfügt er die Untersuchung der Strede, auch ohne daß er den Bericht lieft."

,, Untersuchung? Erst nochmals Untersuchung? Ist doch von uns erledigt."

Seh'n Sie zu, was sich machen läßt. Wissen Sie das Amts­zimmer des Direktors?"

"

Weiß schon, dante." Kern gab Gräfe die Hand und ging zum Direktor. Er mußte dort erst durch ein Borzimmer, wurde aber gleich vorgelassen. Er stand einem hageren Manne in vor= gerücktem Alter gegenüber, der an einem großen, schwarzen Schreibtisch saß. Der Blick des Direktors glitt etwas gespannt, aber nicht unfreundlich, über Kerns Gestalt.

,, Bitte, tommen Sie näher, Herr Bahnmeister. Nehmen Sie Blazz", forderte ihn Direktor Fehlinger auf, und deutete auf einen Sessel nahe am Schreibtisch.

,, Danke, Herr Direktor." Kern setzte sich.

Also, Sie haben da eine recht sonderbare Sache, Herr Bahn­

meister?"

Jamohl, Herr Direktor, eine sehr dringliche."

Sie trauer Ihrem verstorbenen Vorgänger, nichts Schlech zu?" Des Direktors Augen bohrten sich in die Kerns. Kern sah den Direktor groß an und antwortete:

,, Rann nur sagen, daß alte Bohlen auf Strecke E. liegen." Fehlinger blickte nachdenklich auf das Aktenstück, stanzen zurüd, Herr Direktor?" Kern wurde unruhig:" Müssen die Akten erst wieder alle In­ Eigentlich ja. Aber man kann auch mal eine Ausnahme

machen."

,, Bielleicht kann ich doch schon morgen das Streckenstück er­neuern, Herr Direttor?!" Fast wie Flehen flang das. Kern war aufgesprungen.

Fehlinger mußte lächeln: Gang so schnell geht das natürlich nicht, aber ich werde morgen sofort an Ort und Stelle nachprüfen laffen."

Und dann...?"

Jetzt war es Fehlinger, der mit den Achseln zuckte. Dann muß ich den Prüfungsbericht abwarten." Schwer sant Kern in den Seffel zurück.

Manun?" Fehlinger jah Kern erstaunt und etwas miß billigend an. Sind Sie nervenschwach?"

"

Nein, Herr Direttor, vorläufig noch nicht, aber man fönnte..

Fehlinger trommelte ärgerlich mit dem Finger auf dem Schreibtisch. Dieser Bahnmeister nahm sich allerlei gegen seinen Borgesetzten heraus.

Verlegen sah Kern zu Boden Herr Direktor verzeihen. Bin etwas erregt. Aber die Sache macht mir viel Sorge. Jeden Tag fann was passieren. Dann habe ich doch die Hauptverantwortung." Er sah wieder hoch und seine Augen sahen Fehlinger wieder fest an.

Fehlinger wurde unsicher. Diesmal zwang Kerns Blick den seines Vorgesetzten zu Boden, Mein lieber Bahnmeister, es mag ja sein, daß alles stimmt, was Sie sagen, aber ich kann doch nicht ohne Nachprüfung die Bohlen herausreißen lassen. Wenn sie dann doch noch brauchbar sein sollten und es tommter zufällig eine Revision.

Kern lächelte trübe:" Dafür fann ich garantieren, Herr Direktor."

Fehlinger reichte Kern die Hand und seine Stimme wurde beinahe herzlich:" Gut, dann mag morgen geprüft werden." ,, Kann ich dann übermorgen nochmals vorsprechen, Herr Di reftor?" Immer noch hielt Kern Fehlingers Hand.

Rommen Ste ruhig übermorgen wieber." Damti zog Fehlinger seine Hand zurück und sah sie sich unwillkürlich an. Sie war ganz rot geworden. Kerns Fingerspuren waren deutlich zu sehen.

8. Die Katastrophe ist da.

Fehlinger hielt Wort. Am folgenden Tage revidierte die Prü fungskommission im Beisein Kerns und Bormanns die Streckenstelle bei Block S. Bormann verstand es, den Herren alle Einzelheiten so drastisch zu erläutern, daß sie die Notwendigkeit der Erneuerung der alten Bohlen anerkannten. Auf dem Rückwege ließ sich Kern die Zusicherung geben, daß der Prüfungsbericht mit äußerster Be­schleunigung abgegeben würde. Damit nicht zufrieden, stand er am anderen Tage wieder im Amtszimmer des Obersekretärs, um fich beim Direktor melden zu lassen. ( Fortsetzung folgt.)

Das meile Bud

Johannes Gerhardt:

Liberalismus und Wirtschaftsdemokratie

Diese Schrift des durch frühere Arbeiten bekannten Verfassers hat einen polemischen Charakter. Sie ist gegen den Grundge­danken des von Fr. Naphtali herausgegebenen Sammelwerks Wirtschaftsdemokratie" gerichtet, daß die Demokratisierung der Wirtschaft als ein Prozeß der Umwandlung des Wirtschafts­

"

systems voin kapitalismus zunt Sozialismus aufzufaffen sei. Demgegenüber hält der Berfasser nur eine liberale Wirtschafts­

demokratie" für lebensfähig, welche die freie Marktwirtschaft, die Wirtschaftsführung der Unternehmer und das Privateigentum an den Produktionsmitteln unbehindert fortbestehen läßt. Demokra­tisch" soll die Wirtschaftsverfassung in dem Sinne sein, daß sie einerseits den schwächeren Unternehmer gegen das llebergewicht der großkapitalistischen Machtzentren der organisierten Wirtschaft schützt, andererseits den Arbeitgebern nach Maßgabe ihrer per­sönlichen Fähigkeiten den Aufstieg zu Führerſtellen ermöglicht ( Aufhebung des Bildungsmonopols). Die sozialistische Wirt schaftsdemokratie würde, nach Ansicht des Verfassers, die Kapital­bildung hindern, zu einer lleberorganisation der Wirtschaft führen und staatlichen Organen untragbare wirtschaftliche Berantwortlich­feit sowie Aufgaben auferlegen, die fie erfolgreich nicht lösen fönnen. Das Resultat wäre Verminderung der Elastizität des Marktes, Herabsetzung der Produktivität und Hemmung der Kapitalbildung. Dem Naphtalischen Wert macht der Verfasser den Vorwurf, er übersehe den Umstand, daß die Tauschwirtschaft nicht, wie der Staat, eine einheitliche leitende Spize befigt, sondern ein Zusammen­mirten aufeinander angewiesener Einzelwirtschaften darstelle, und daß eine der Staatsverfassung wesensverwandte Wirtschaftsver­fassung, ein Gemeinwesen der Wirtschaft neben dem politischen Ge­meinwesen eine Unmöglichkeit sei. Dieser Borwurf trifft nicht zu. Der besagte Unterschied ist in dem Sammelwert weitgehend berüd­fichtigt. Wirtschaftsverfassung hat aber nicht nur die Organisation einer, die Entscheidungsmacht ausübenden Spitze zum Gegenstand, sondern die rechtlichen Grundsätze und die Grundformen der wir­schaftlichen Machtorganisation überhaupt und in diesem Sinne ist das Problem der Wirtschaftsverfassung, neben der Staatsverfassung, durchaus aktuell. Der Berfaffer sucht zu beweisen, daß eine Demo­kratisierung dieser Verfassung nur in den Grenzen möglich ist, in welchen sie nicht zu den wirtschaftlichen Grundsägen des Liberalis= mus und zu den Forderungen einer die Produktivität steigernden Wirtschaftspolitit im Widerspruch steht. Letzteres wird auch im Napthalischen Buche nicht in Abrede gestellt. Wenig überzeugend ist die Behauptung, eine Wirtschaftsdemokratie tönne nur auf libe­ralistischen Ideen aufgebaut werden. Die Schrift wird in diesem Buntte bei vielen Lefern auf Widerspruch stoßen, aber gerade da­durch wirkt sie anregend. Sie enthält auch manches für das Ver­Dr. L. Thal. ständnis der Wirtschaftsdemokratie förderliche.

*) Berlin 1930, Junker und Düenhaupt, 50 Seiten..

# 12870

Rätsel- Ecke des ,, Abend".

9

Kreuzworträtsel.

Behaupten Sie, mein Lieber. Nach den Aften hat's noch

23 34 16

D

lange Beit."

" Scheint nur so, Herr Direttor. In Wirklichkeit ist es sehr

dringlich."

17

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Ach?"

" Sogar höchste Gefahr, Herr Direktor."

10

,, Nanu! Machen Sie einem doch nicht graulich."

" Berzeihung, Herr Direktor, wenn es nicht bringlich wäre, 12

13

würde ich mir nicht erlaubt haben, so bei Ihnen hereinzu. auf eine persönliche Rücksprache mit dem Herrn Direktor zu dringen." Hm. Die Strecke ist doch erst vor vier Jahren erneuert worden?"

ſo

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16

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Auf rund 100 Meter liegen ältere Bohlen. Mir auch un­erklärlich, aber doch Tatsache."

Sonderbar!"

,, Hab' mich wiederholt und ganz genau davon überzeugt. Würde allein vielleicht auch noch Zweifel haben, wenn ich nicht einen ganz zuverlässigen Fachmann dabei gehabt hätte."

"

Was ist das für ein Fachmann?"

Mein erster Kolonnenführer, Herr Direktor."

,, Sind das sichere Fachleute?"

Erlangen mit der Zeit ganz erstaunliche Fachkenntnis, Herr Direktor. Außerdem ist der Mann früher Zimmermann gewesen, hat von Jugend an viel mit Holz zu tun gehabt." " So so. Hm hm."

2.

11

14

Silbenrätsel.

Waagerecht: 1. Robbenart; 6. Auszeich nung; 7. Autofenn zeichen einer Hansastadt; 9. persönliches Fürwort; 10. nicht fern; 11. ame rikanischer Borname; 12.Präposition; 14. Dop pelfonsonant; 15. Aus­ruf; 17. militärischer

Rang. Grecht:

-

3.

1. Teil des Hauses; 2. Doppelkonsonant; Farbe; 4. russischer Fluß; 5. Bigarrenreft; 8. bib­lische Figur; 9. Kirchen­baumert; 13. Gemein schaft; 15. Präposition; 16. Flächenmaß.

Aus den Silben: a a all be bel bel bend bern bes brand char chow de dist e eis fer gäu ge ge gi glas gom hil in in fas fe flus le man na na na na ner nord nus o ost pier re ro ron ſe ſi ſtein ti ter treitsch u vir wald malt whit minn zy find 23 Wörter zu bilden, deren erste Buchstaben von oben nach unten und deren letzte Buchstaben von unten nach oben gelesen einen Ausspruch von Hutten ergeben. 1. Bekannter alter Sozialist; 2. Arbeitervereinigung; 3. Himmelsrichtung; 4. Rand eines Ge­wäffers; 5. Roman von Zola; 6. bekannter Arzt; 7. ermordeter 9. regelmäßig wiederkehrende Reihe; 10. Zeitbegriff; 11. Hauptsache beim Geschäft; 12. ,, Sozialistentöter" der Bismard- Zeit; 13. süd­amerikanisches Urvolf; 14. Dienstgrad; 15. Gestalt aus der Nibelungensage; 16. Sohn Adams; 17. Arbeiterführer; 18. christen­feindliche afrikanische Sette; 19. Stadt in Schottland ; 20. männ licher Vorname; 21. amerikanischer Dichter; 22. Landschaft in Schwaben; 23. Anhänger einer Partei zur Zeit der großen Franzö= sischen Revolution. H. P.

" Kann ich morgen die Strecke erneuern lassen, Herr Direktor?" Arbeiterführer; 8. Führer der großen Französischen Revolution;

,, Morgen?!"

., Jawohl, bitte morgen, Herr Direktor."

Aber lieber Herr Kern, das muß doch erst nachgeprüft wer den! Ich habe ja noch nicht mal Zeit gehabt, in die Akten hinein zusehen."

Leider, ja."

Wie meinen Sie?"

Ich meinte nur, Herr Direktor, ich wollte... Es ist be dauerlich, daß die Atten solange herumgelegen haben. Verzeihung, Herr Direktor."

Direktor Fehlinger sah auf. Seine grauen Augen figierten Kern interessiert.

Ho ,, Gefällt Ihnen der Geschäftsgang nicht?"

"

,, Das wollte ich nicht gerade gemeint haben. Herr Direfior,

aber das hier ist doch eine sehr dringliche Sache."

Denken Sie, mein Wertester."

Kapfelrätsel.

In einer alten deutschen Stadt Sie liegt in Deutschlands Norden Ist ein Gebirgszug hoch und lang Drin eingefapfelt worden.

Im fernen Land Amerika

Ist das Gebirg' zu finden.

Nun such Gebirge du und Stadt

In einem zu verbinden.

*

Gilben- Defizit- Aufgabe.

Welche Silbe steht vor bat barz bor bu def fel jo tel lar lent lon pir rent rif rof sche tar tra te rus und nach aor ba ber del her mar me no ri spar vo zi?

Was ist's?

Wenn du ein fluger Rechner bist, Findst du die Eins als Zahl. Die Silbe Zwei dagegen ist

Ein Denter. Rate mal!

Wer nun die Eins und 3wei behend Zu einem Worte fügt,

Der sieht mun, daß die Eins- 3wei in Dem Werkzeugfaften liegt.

Bisitenkartenrätsel.

B. M. FREITANK

NIAGARA

Was ist der Herr?

( Auflösung der Rätsel nächsten Mittwoch.)

hl.

*

Auflösung der Rätsel aus voriger Nummer. Kreuzworträtsel. Waagerecht: 1. Galapagos; 7. Ural; 8. Rune ; 9. Tabu; 10. Mama; 12. Moll; 14. Miß; 15. Lora; 18. Apenninen. Sentrecht: 1. Guatemala ; 2. Ar; 3. Laub; 4. Al; 5. Gau ; 6. Seehausen; 11. Ali; 13. Lore; 16. Op; 17. an.

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Silbenrätsel: 1, Miete; 2. Anneliese; 3. Nansen; 4. Jsmene; 5. Saaztal; 6. Tunis ; 7. Nandu; 8. 3guanodon; 9. Car­men; 10. Hakodate; 11. Talisman; 12. Knüllgebirge; 13. Lagerlöf ; 14. Usedom ; 15. Galata ; 16. Watte. ,, Man ist nicht flug, wenn man nur flügelt."

Dragoner,

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Kapfelrätsel: Die Erholung ist die Würze der Arbeit. Diefehlende erste Silbe: Silbe dra.- Drachenschlucht, Dramaturg, Drachenblut, Dragoman, Drachenfels , Dramatit, Dratenburg, Draperie, Dramura, Drakenstein, Drawida. Röffelsprung: Alles Revolutionieren in der äußeren Wirklichkeit bleibt selbst äußerlich und verläuft im Sande, wenn es dem Geist nicht gelingt, ebensosehr mit der historisch überlieferten Welt des geistigen Innern fertig zu werden, sein neues Prinzip durch alle ihre Instanzen und Gebiete durchzuführen und sie von neuem aus ihm aufzubauen. Ferdinand Lassalle .

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