Prozeß Cuvelier.
( Fortseßung von der 1. Seite.)
Oberstaatsanwalt: ,, Hat jemand seit der legten Berhandlung mit Ihnen über die Sache ge= iprochen?"- 3eugin: ,, Nein." Der Borsigende ermahnte fie, gerade in diesem Punkte recht bei der Wahrheit zu bleiben, denn es würden Zeugen auftreten, die das Gegenteil behaupteten. Ins besondere wurde gesagt, daß der Vorsitzende des Schwimmvereins mit ihr bei einer Autotour gesprochen habe. Zeugin: Wir haben uns alle über die Sache unterhalten,
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Vorf:
Dieser Brief lautet:
,, Sie haben in dem Prozeß unter Eid ausgejagt, daß Nationaljozialisten die Franzosen beschimpft hätten. Als Führer der Ortsgruppe 3eit der NSDAP . fordere ich Sie auf, mir die Namen der betreffenden Nationalsozialisten mitzuteilen. Wenn Sie das nicht können, nehme ich an, daß Sie dazu nicht in der Lage find. Ich werde dann ein Ermittelungsverfahren wegen Falscheides bei der Staatsanwaltschaft einleiten. gez. Wolfersdorf ".
Bors. Haben Sie nicht auch mit dem Vorsitzenden des Schwimmvereins gesprochen?"- Zeugin:( fehr entschieden) ,, Nein, ich war auch niemals allein mit ihm."
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Der Juftizoberfefretär als Spigel.
In die Zeugenwernehmung plagt wie eine Bombe, daß dem Borsitzenden, der sich eingehend bemüht, den Sachverhalt aufzuffären, mitgeteilt wird,
daß die auf dem Gang wartenden nationalsozialistischen Zengen von einem Zuhörer nicht nur über die Berhandlung auf dem laufenden gehalten, sondern für ihre kommenden Aussagen beeinflußt werden. Sie sollten dafür sorgen, daß der Eindruck entstehe, bei dem nationalsozialistischen Haufen feien nur zmei nationalsozialistische Mitglieder gewesen. Der Zuhörer wurde ermittelt, das Gericht verwies ihn aus dem Saal, die Möglichkeit eines Verfahrens wegen 3eugenbeeinflussung blieb offen. Seine Personalien öffentlich festzustellen, hatte das Gericht feine Neigung, bis der Berteidiger darauf drang. Da brauchte das Gericht nichts mehr festzustellen, denn es kannte den Mann, der die Unverschämtheit be
gangen.
Es ist der Justizobersekretär am Amtsgericht Weißenfels , Saud, früher Mitglied der National. sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei.
Seine Beamtenlaufbahn dürfte damit wohl beendet sein, denn das förmliche Disziplinarverfahren mit dem Ziel der Dienstentlassung wird, wie wir hören, sofort eingeletet werden.
Bom Vorsitzenden zur Rede gestellt, erklärte Haud zunächst nur, er habe mit den beiden Nationalsozialisten darüber gesprochen, daß es doch nicht stimme, daß die ganze Gruppe, von der die Rede gewesen sei, aus Nationalsozialisten bestanden hätte. Der Zeuge Dunssen, der gleichfalls hereingeholt wurde, gab aber zu, Haract habe ihnen erffärt, sie sollten sagen, daß nur sie beide es gewesen seien, nämlich er und Schulenburg.
Daraufhin wies der Vorsitzende den Justizobersekretär aus dem Saal und verbot ihm, weiter an der Verhandlung teilzunehmen. Gleichzeitig wurde auf eine Bemerkung der Verteidigung auch der im Saal anwesende Ortsgruppenleiter der Beiger NSDAP., Wolfersdorf , vom Borsigenden streng ermahnt, feinerlei Verbindung mit den auf dem Korridor wartenden Zeugen herzustellen, widrigenfalls auch er den Saal verlassen müsse. Nachdem dieser Zwischenfall beigelegt war, wurde im Zeugenverhör fortgefahren. Die Zeugin Hösel erklärte ebenso wie das andere Mädchen, Erna Seeger aus Weißenfels , daß ein Mann, den sie beide nicht tennen, näher zu Schröder gestanden habe als Cuvelier. Im übrigen bestätigte die zweite Zeugin im wesentlichen die Darstellung des Fräulein Hösel.
Dann wurde der Nationalsozialist Duyssen aus 3eiz vernommen, der zunächst erklärte, daß er mit seinem Parteigenossen Schulenburg nur ganz zufällig in diesen Haufen geraten sei, aus dem er weitere Personen nicht gekannt habe. Er habe auch gesehen, wie die Franzosen von irgend jemandem angehalten worden seien, und er, Dunffen, sei es gewesen, der Hartmann zurückgestoßen habe. Von dem Angeklagten Cuvelier misse er nur, daß dieser mit den Armen gesuchteilt habe. Bors.: Sie können die Antwort auf die Frage, die ich Ihnen jetzt vorlegen merde, eventuell verweigern: Haben Sie vielleicht selbst Schröder gestochen? Wenn Sie die Frage beantworten, so tun Sie das unter Ihrem Eid. 3euge: Nein, ich habe nicht gestochen.
Auf Veranlaffung des Oberstaatsanwalts mußten sich dann Cuvelier und Duyssen nebeneinanderstellen und dabei ergab fich zur allgemeinen Ueberraschung,
daß sie nicht nur gleichaltrig und von gleicher Größe sind, sondern daß sie sich auch äußerlich merkwürdig ähneln, so daß man sie ohne weiteres für Brüder
halten könnte.
Der 1. Auguft
der Sowjet
Imperialisten
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GECE
Die Sowjet Friedenskundgebungen des 1. Auguft haben in Moskau damit begonnen, daß 50 neue Kriegsflugzeuge den Militärbehörden übergeben wurden. Wie weit die Schule in den Dienft des Sowjet- Imperialismus gestellt, zeigt dieses Bild russischer Schulkinder, die in ihrer Ferienzeit im Schießen ausgebildet werden
Lebenshaltung wieder verteuert!
Und mit Lohnsenkungen will man die Preise senken.
Der Reichsinder für die Lebenshaltungstoffen( Ernährung,| daran denkt, gegen diese für die Landwirtschaft fast durchweg nuglose Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und sonstiger Bedarf) Berteuerung etwas zu tun. ist nach den Feststellungen des Statistischen Reichsamfes im Juli gegenüber dem Vormonat von 147,6 auf 149,3 Pro3. gestiegen, nach dem schon der Monat Juli für das ganze Deutsche Reich eine Berfeuerung der Lebenshaltung gebracht hatte.
11909
Diese Verteuerung der Lebenshaltung ist ausschließlich zurückzuführen auf die Berteuerung der Lebens mittel; diese geht wiederum zurüd auf die Tatsache, daß furz vor der neuen Ernte und während der Durchführung der Ernte die Lebensmittelpreise immer anziehen und daß ferner sich gerade in dieser Zeit Zollerhöhungen am stärksten auswirken. Die Zollpolitit Schieles führt also in einem Moment der aller größten Arbeitslosigkeit und Arbeitslosen not zu einer Berteuerung der Lebenshaltung, ohne daß die Regierung.
Staatsvolf und Interessentenhaufe.
Wer ist es?
Dabei hofft diese Regierung noch immer, Preissenkungen durch era bjegung der Löhne fördern zu können. Sie hat sich darauf berufen, und die deutschen Unternehmer taten das bisher noch alle Tage, daß die Lebenshaltungskosten um einige Punkte zurückgegangen seien. Jetzt sind diese Kosten innerhalb zwei Monaten um ebensoviel gestiegen, wie früher ein Rückgang vorlag. Während die Lebensmitteltoften steigen, versucht in Berlin eine Industrie, der es bisher glänzend ging, systematisch das Einkommen der Angestelltenmassen zu drosseln. Hier liegen Gefahren vor, deren Tragweite die Regierung beachten möge.
Das allermindefte, was jeht sofort zu geschehen hätte, wäre die Anwendung der neuen Kartellverordnung in der Richtung, daß sämtliche gebundenen Lebensmittelpreise für den Handel freigegeben werden.
bilden der Witterung Beschädigungen der Hülle sowie der Steuer- und der Badbordilosse erlitten, die es notwendig machten, die Fahrtgeschwindigkeit des Luftschiffes wesentlich herabzusetzen. Die Beschädigung der Backbordflosse ist erheb lich. Die Schäden konnten während der Fahrt notdürftig ausgebessert werden.
Reichsfinanzminister Dietrich hat die Alternative aufgestellt: „ Interessentenhaufen oder Staatspolt." Dieses Schlagwort fehrt wieder im Gründungsaufruf der sogenannten Deutschen Staatspartei. Was ist Staatsvolt und was ist der Interessentenhaufe? Der Jungdeutsche", das Organ des einen Führers der Staatspartei, gibt darauf die Antwort. Er bezeichnet Anton Ertelenz als einen typischen Bertreter von Schuh Lyons unmöglich. Inteeessentengruppen.
Wer ist also der Interessentenhause?
Der Intereffentenhaufe, das sind jene Angestellten und Arbeiter, die sich nicht stillschweigend zur höheren Ehre des Unternehmertums abbauen laffen wollen, sondern erregt und laut dagegen protestieren, daß sie der Arbeitslosigkeit preisgegeben werden sollen.
Der Interessentenhause, das sind die Arbeiterorganisa: tionen, die sich gegen die Absicht des Lohnabbaues zur Wehr segen.
Der Interessentenhause, das sind die Arbeitenden und die Erwerbslosen, die sich nicht in der Zeit der Not den sozial politischen Schutz rauben lassen wollen, der sie gerade in Notzeiten vor dem Elend bewahren soll.
Aber das Staatsvolt
nicht wahr, das sind die Berliner Metallindustriellen, die den Abbau betreiben, das sind jene Mittelständler, die die Sonderbesteuerung der Konsumvereine durchgedrückt haben. Die Arbeiter, welche die Staatslasten tragen sind der Interessentenhaufen aber die Kapitalisten, die ihr Kapital ins Ausland flüchten, weil sie teine ihr Kapital ins Ausland flüchten, weil sie teine das ist das Staatsvolt? Steuern zahlen wollen
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Flucht vor dem Luftangriff.
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Flucht aus der Stadt einzige Rettung. Paris , 1. Auguft.
In Lyon fand eine Besprechung der Militär- und Zivilbehörden statt, um über das Ergebnis der großen Luftmanöver zu beraten. Hierbei wurde einstimmig festgestellt, daß die Verteidigung der Stadt so, wie sie im Augenblid organisiert ist, vollkommen ungenügend fei, um sie wirksam gegen einen Luftangriff zu schüßen. Es sei un möglich, die gesamte Bevölkerung mit Gasmasken und Kleidern gegen Gasangriffe zu schützen. Deshalb müßten schon jetzt Vorkehrungen getroffen werden, um den größten Teil der Einwohner im Falle eines Angriffes aus der Stadt zu schaffen.
Englische Arzneien boykottiert. Bombayer Apotheker und Drogiffen für nichtenglische Waren.
Der Boykott englischer Waren in Bomban hat jetzt auch auf die Arznei- und Heilmittel übergegriffen. Von den insgesamt 127 Apothefern und Drogisten haben sich 104 verpflichtet, ihren Bedarf an Arzneien oder Drogen nur bei nichtenglischen Lieferanten zu decken. Die Bombayer medizinische Union, von der dieser Boykott veranstaltet wird, hat auch an alle indischen Aerzte die Aufforderung gerichtet, fich der Bewegung anzuschließen.
Sie tragen beide genau die gleiche Haartracht und auch die beider- liſte aufzustellen, iſt geſcheitert. Si Bonniern wird also eine Kraft. Gattenmord auf dem Wedding.
seitigen Gesichtszüge haben ungefähr denselben Schnitt und zum probe zwifchen Schiele und Hugenberg erfolgen. Ueberfluß hatten sie noch Anzüge von der gleichen braunen Farbe an.
Rechtsanwalt Blume hielt dem Zeugen Dunssen noch vor, daß in dem nationalsozialistischen Organ ,, Der Kampf" einige Tage vor dem Schwimmfest gestanden habe: Deutsche Männer und Frauen! 3eigt den Vertretern dieser verruchten Nation, daß eine Annäherung unmöglich ist!" Weiter hielt er ihm vor, daß er, Duysen, schon einmal im Jahre 1926 wegen gefährlicher Körperverlegung, und zwar im Zusammenhang mit einem Konflikt mit einem Gewerkschaftssekretär verurteilt worden sei. Der Zeuge gab zu, daß ein Verfahren eingeleitet worden sei, das aber nicht mit der Verurteilung geendet habe. Berteidiger: Warum sind Sie denn den Franzosen nathgegangen? 3euge: Weil die anderen ihnen auch nachgingen. R.-A. Blume: Schulenburg hat aber gesagt, um nachzusehen, ob sich die Franzosen nicht an den deutschen Mädchen vergriffen.
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Der Angeklagte Cuvelier bestätigte dann noch, daß Dunssen berjenige gewesen sei, der gegen Hartmann vorgegangen sei.
Der Streit der Hamburger Fifchhallenarbeiter ist durch Bereinbarung beendet worden. Den Arbeitern der Fischhallen sowie dem Fahrpersonal wurde unter Weitergeltung der alten Löhne eine besondere Zulage gewährt. Die Arbeit ist am Donnerstag wieder aufgenommen worden.
Die Herren Treviranus und Hugenberg waren beide im Wahlkreis Westfalen Nord auf der deutschnationalen Lifte gewählt.
Nach der Reichstagsauflösung verkündete die Treviranus nahestehende Presse, Hugenberg werde aus Angst vor der Niederlage nicht mehr in Westfalen- Nord kandidieren. Dies ließ Hugen berg dementieren.
Heute meldet die Hugenbergpresse, Treviranus werde aus Angst vor der Niederlage nicht mehr in Westfalen- Nord kandidieren. Er habe sich für die Konservative Volkspartei in Hamburg aufstellen lassen. Das letztere iſt Tatsache.
R 100 gelandet.
Beschädigungen nach schwerer Sturmfahrt.
Montreal , 1. August. Das englische Luftschiff R. 100 ist nach Beendigung seiner transatlantischen Fahrt um 4.20 Uhr Ortszeit ( 10.20 ME3.) auf dem Flugplak St. Hubert gelandet. Der letzte Teil der Atlantikfahrt des englischen Luftschiffes R 100" hatte unter Mißgeschick zu leiden. Nach einem offiziellen Bericht des Luftfahrtministeriums hat das Luftschiff durch die Un
Die Frau im Streit erschossen.- Der Täter geflüchtet.
Heute mittag wurde die 53jährige Frau Martha Pickert in ihrer Wohnung, Gerichtstr. 54/55, vermutlich von ihrem Ehemann, mit dem sie in Scheidung lebt, erschossen. Der Täfer ist flüchtig.
Ueber die Bluttat wird noch folgendes bekannt. Frou P. hat vor einiger Zeit gegen ihren Mann die Scheidungstiage eingeleitet. Von ihrer Wohnung im Gartenhaus hatte sie ein Bimmer abvermietet, Im Laufe der letzten vier Wochen erschien Pickert, der inzwischen seine Arbeit verloren hat, mehrmals und forderte Geld. Als er von seiner Frau auch das letztemal abgewiesch wurde, entfernte er sich mit der Drohung, daß er blutige Rache nehmen werde. Gestern mittag sahen Mieter, wie Bidert furz nach 12 Uhr das Haus betrat. Obgleich er sich seinen Bart hatte abnehmen lassen wollen ihn die Leute bestimmt erfannt haben. Wenige Augenblide später trachten auf dem Treppenflur des Gartenhauses mehrete Schüffe.
Als Flurnachbarn hinzueilten, fanden sie Frau Pidert in einer großen Blutla che leblos auf. Die Tür stand sperrweit offen. Der Täter muß, als Frau P. die Tür ahnungslos öffnete, fofort losgefeuert haben.
In der ersten Verwirrung ist es ihm leider gelungen, zu entfommen. Bei Schluß des Blattes ist die Kriminalpolizei sowie die Mordkommission mit der Aufnahme des Befundes am Tatort noch beschäftigt.