(16. Fortsetzung.) ,Lch verstehe ja, lieber Kern, aber Sie müssen die Sache über sich ergehen lassen, da hilft alles nichts. Sie können doch den Dienst nicht verweigern." i.Lch den Dienst verweigern!" Es klang wie ein heiserer Auf- schrei, �sch hin schon bald eine Leiche, daß ich wochenlang habe feiern müssen!" „Eben deshalb müssen Sie unbedingt ja sagen." Kerrn schüttelte stier blickend den Kops:„Hab' nur alles über- legt, cherr Direktor. Wenn ich mich aus solchem Grunde wo anders hinverietzen lassen muß, bin ich am Ende. Dann bin ich arbeits- unfähig." „Oa," Fehlingcr machte eine Pause und nagt« an seiner Lippe „wie wärs denn, wenn Sie sich pensionieren lassen würden?" „3n meinem Alter? Kaum fünfzig und kerngesund?!" „Ja, dann weiß ich auch keinen Rat." Durch Kerns Körper ging ein Zittern. Er stand auf, wandt« sich um, senkte den Kops und blieb so stehen: mit dem Rücken nach seinem Vorgesetzten. Ihm war zum Umsinken elend. � Fehlinger betrachtete ihn stumm. Am liebsten wäre er aus. gestanden und hätte ihm tröstend die chand auf die Schulter gelegt. Aber er blieb sitzen und schwieg. Sein Blick schweiste über Kerns breiten Rücken, über seinen Scheitel und zur Zimmerdecke. Endlich drehte sich Kern wieder um. Seine Lippen waren fest zusammengepreßt, die Starrheit seines Blickes hatte sich verändert. Die Augen glänzten unnatürlich „Herr Direktor, ich will nicht mehr länger ihre Zeit in Anspruch nehmen. Ich scheide au» dem Dienste aus." Kern setzte die Worte hin, als ob es Mauersteine zu seinem eigenen Kerker wären. Wie hochgerissen fuhr Fehlinger auf und stieß fast seinen Sessel um:„Reden Sie kein Blech!— Ich denke, Sie wollen sich nicht pensionieren lassen? Und nun gar ausscheiden!" „Ganz ausscheiden. Muß was andres ansangen. Bin ja noch rüstig." „Was anderes ansangen? Was denn? Sie, Kern—, Sie fühlen sich doch trank, wenn Sie keinen Bahndienst machen können!"' „Vielleicht kann ich bei einer anderen Lahngesellschaft an- kommen..." „Was denn...? Das ist doch ebenso gut, al» wenn Sie ver- setzt wären." ,D, nein, Herr Direktor!" Kerns Augen sunkelten.„Dann habe ich aus freiem Willen meine Stellung gewechselt Und bin nicht strafoersetzt!" „Gehüpft wie gesprungen! Auch dann kann man Ihnen dies und das nachreden." „Wenn ich freiwillig ausscheide, das ist ganz was andres! Nach 22 Dienstjahren freiwillig ausscheiden, ohne Pension, dos kommt nicht olle Tage vor. Dann kann auf mich kein schlechtes Licht fallen, im Gegenteil..." „Sie können unmöglich alle» auf eine Karte setzen. Herr Kern. Pensionsberechtigung, Stellung..." „Ich weiß, aber sonst ist meine Ehre futsch. Freiwillig aus- scheiden— das ist der einzige Protest, der mir möglich ist." Fehlinger strich sich über Gesicht und Kopf: „Denken Sie an Ihre Familie, Sie werden sich? nochmal über- legen." „Ich scheid« aus." Kern machte ein« Paus«. Plötzlich trat er auf Fehlinger zu und streckte ihm die Hand entgegen.„Verzeihung, Herr Direktor, vielleicht bin ich keine Beamtennatur. Es tut mir selbst leid. Sie haben sich soviel' um mich bemüht und ich..." Kerns Stimme hatte einen weichen Klang, in der ein tiefer Unterton mitschwang. Fehlinger blickte auf. Sie sahen sich an und schwiegen. Dann legte Fehlinger seine andere Hand auf die Kern», die noch immer in seiner lag. „Wie Sie sich auch entschießen, Kern", sagt« er,),ich werde ver- suchen, Ihnen zu Helsen ." 16. Eine Entlobung undein Abschied. Der erst« Schnee sank großflockig und langsam schwebend zur Erde nieder, blieb ein nxnig auf Baum, Strauch �und Boden liegen und zerrann. Anna und Herold saßen in Kerns Wohnung beisammen. Die Unterhaltung floß nur mühsam dahin. Ihr fehlt« die innere Wärme. Schuld daran hatte Anna. Es war ihr nicht möglich, freundlich zu ihm zu fein, obwohl er ihr auf der anderen Seite leid tat. Mit sonderbar ge- schärftem Blick betrachtete sie ihn und glaubte, jetzt vieles an seinem Wesen zu bemerken, was sie früher nicht erkannt hatte. Ihr« Go danken gingen hin und her. Unwillkürlich dachte sie an jenen Sommerabend zurück, an dem sie ihm ihre Mädchenliebe geschenkt hatte. Eine Blutwelle überflutete ihre Stirn und zugleich«in Kälte- schauer ihren Rücken. Ein« bisher nicht gekannt Bangigkeit be- jchlich sie. In Grübeleien versunken, hörte sie kaum, was Herold sagte..( Es dau«rte eine geraume Zeit, bis Herold das merkte. „Sog mal, Anna, was ist eigentlich mit dir los?" unterbrach er sich „Ich weiß nicht." Anna schaut« hinaus in da« Schneeflocken- getriebe.. Herold legt« sein« Hand aus ihren Arm.„Du bist jetzt öfters so komisch, Anna." Anna strich über ihren Scheitel und nestelte an ihren kurz- geschnittenen, braunen Haaren.„Wenn man all«» so wüßte" Sie sprach wie abwesend...Nochh«r ist da» Leben so lang." „Was meinst du damit?" „Gar nichts." Anna sah ihren Bräutigam gedankenvoll in die Augen. Dann glitt ihr Blick an ihm vorüber durch» Fenster und schaute wieder dem Spiel der Flocken zu..Wenn all«» vorüber ist. kommt einmal der Tag, da sehen wir es nicht mehr schneien da sehen wir e« nicht m«hr regnen, und sehen keinen Sonnenschein—. gar nichrs mehr." Anna schloß die Augen. Herold sah si« fassungslos an.„Bist du krank?" fragte er und nabm sie in seine Arme„Du bist heute so komisch. Ich weiß gar „ich,.. Mach doch die Augen aus, wenn ich mit dir spreche." Er jahte sie am Arm._
Anna öfsnete die Augen, holte den Blick aus weitrr Ferne zu- rück und lächelt« müde. „Möglich. Was würdest du sagen, w«nn ich Mutter würd«?" Herold ließ Anna los und sprang auf.„Und das sagst du mir so ruhig", keuchte er. „Ich kann's nicht ändern. Viel wichtiger ist, ob du..." Herold fiel ihr schnell ins Wort.„Darüber mach« dir keine Sorge. Wir sind doch verlobt." „Das macht mir kein« Sorge, aber... erinnerst du dich daran. als ich dir erzählte, daß Dater vom Dienst suspendiert ist?" .Na ja, sehr ermutigend ist die Situation gerade nickst.", .Siehst du! Und jetzt ist Vater aus dem Bahndicnst ousge- treten." Herold setzte sich und ließ verstört die Arme hängen. „Freiwillig." Anna sprach sehr ruhig und musterte Herold aufmerksam..Er sollte strafoersetzt werden. Das wollte er sich nicht gesallen lassen. Gott sei Dank!" „Mein Gott, mein Gott! Auch das noch!" Anna sah H«rold an. Hätte er sie nicht j«tzt umschlingen, sie trösten und sein ganzes Ich in die Schanze werfen müssen? Jähzorn befiel sie. Etwas wie Haß flammte auf. Und plötzlich lacht« sie kurz auf, warf den Kops in den Stacken und sagte schnippisch� einem Augcnblickseinfall folgend: „Ich denke übrigens vorläufig nicht ans Heiraten. Da» ist«in Sprung ins Dunjle. Und überhaupt. Ich fühle mich noch viel zu jung dazu." „Aber was soll denn mit dir werden?" Herold sogt« da- sehr kleinlaut. Aus seiner Stistßne klang ein Lauern heraus, da» sie noch nicht deuten konnte. „Dos laß nur meine Sorge fein. Es ist heute nicht mehr so wie früher, daß sich ein Mädel für». Leben binden muß.'w«l... Du wirst ja auch Bescheid wissen." „Meinst du...?" Herold nagte an der Unterlippe und sah vor sich nieder.„Ich habe daran noch nicht gedacht, weil mir die Mitteilung zu überraschend kam. Aber es ist vielleicht wirklich der beste Ausweg." „Und dann bist du srci." Anna sagte dos sehr robust. Herold zuckt« zusammen. Sein« Stimme klang belegt, als er antwortete:„Wir passen doch ganz gut zusammen" Jetzt sah ihn Anna groß an. Es war ihr peinliche das zu sage«. was ihr seit einiger Zeit auf dem Herzen brannte. Aber zu gleicher Zeit dfangt« es sie dazu.• „Wir wollen uns keine Komödie vorspielen", begann sie.„Ich weiß, wie peinlich es dir ist, daß Dater aus dem Dteirst ausgeschieden �._
ist. Ich weiß, daß es dich--- du hast mit einer Aussteuer gerechnet, und das fällt jetzt auch fort. Und ich.. Anna trat ans Fenster und kehrte ihm den Rücken zu,„ich will dir ofsen sagen, daß ich«rwartet hatte, daß du dich auf die Seite der Familie stellst, als man meinen Vater dispensierte. Das hat mir einen starken Stoß gegeben, daß du das nickst getan hast. Auch dein Verholten heute... Ich habe mrberes erwartet." (Fortsetzung folgt.)
eBuch
Itie's die Engländer machen Es gibt Bücher, die man prinzipiell ablehnt, die man aber empfehlen muß, weil si« ausgezeichnet sind. Dazu gehört auch das neue Buch Rudolf Kirchers: Wie's die Engländer machen, das im Berlag der Frankfurter Soeietätsdruckerei erschienen, in 6 Kapiteln ein umfassendes Bild vom gegenwärtigen Zustand Britanniens ent- wirst, durch grundsätzliche Klarheit zur Auseinandersetzung zwingt und durch die Fülle des Details den Leser bereichert. Kircher ist über- zeugter Liberaler und überzeugter Antisozialist. Er ist rein und klar Bertreter eines Wirtfchastsprogramms, das den Staat vom Schaffen ausschließt und damit die sozialistische planmäßig« Gestaltung der Welt unmöglich machen würde. Aber Kircher ist als echter Demokrat ein ausgezeichneter Darsteistr der Kräfte, um deren Fülle, Berwur- zelung und lebensgestaltende Auswirkung wir alle England aufrichtig bewundern. Kirchers Darstellung der Demokratie in der Funktion der Part.ei, der geistigen und Handelssreiheit, die jedes Partei- Mitglied genießt, zeigt uns Verhältnisse, von denen wir noch viel lernen können. Ganz anders aber steht es mit dem Vorbild, das uns Kircher auch in der Darstellung der englischen Außen- und Wirtschaft�- Politik geben will. Wie so viele Liberal « läßt Kircher den Sozia- lismus nur als Appell gelten, die Arbeit aus einem Prvfitroub in einen„Dienst" an die Allgemeinheit zu oerwandeln. Deswegen iden- tifiziert er sich weitgehendst mit dem gewiß hervorragend wichtig«» liberalen Wirtschastsproaramm. dessen Einfluß auf die Labour Party niemand zu leugnen braucht. Für Kircher ist dieses Programm ein Z i e l. für den Sozialisten, zum Teil, eine Etappe. Der Klais«ntampb erfüllt Kircher mit wahrem Abscheu, aber wohl nur, weil er ihn nach den ganz überholten Phraseologien des Bulgärradikalismus beurteilt, sonst könnte er ihn wohl nicht mit einem Handgemenge mitten in einem Fußbollwettkampf vergleichen. So wie Kircher aber die Ausbeutersunktion als immanente Eigen- hest des Kapitalismus gegenüber dem Proletariat verkennt, sieht er auch nicht, daß England durch feine hist o r isä�e Entwicklung in die Roll« eines Ausbeuterstaates anderen, proletarisierten Staaten gegenüber gedrängt worden ist, und daß auch diese Funktion, genau so wie die nach innen gerichtete kutr' kapitalistischen Herrenklasf«, nur durch«ine planmäßige, sozialistisch« Gestaltung der Erde überwunden werden kann. Wenn man freilich wie Kircher und wie die Liberalen überhaupt nicht dos Recht und die Pflicht des Staates zur Umgesteltung der Gesellichajt durch den Staat anerkennt, kommt man über«in Bedauern über gewisse Ausbeutungsverhaltnisse und über die„Hoffnung" auf die Heilung durch d«n guten Willen der Demokratie nicht hinaus. Solche Einwände deuten an. auf welcher Basis der Sozialist Kircher lesen soll, damit er unterscheiden lernt, wie man es machen, aber auch wie man nicht machen soll. kelüc Stössinger.
Rätsel- Ecke des„Abend"
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Silbenrätsel Aus den Silben a a a ad al bei büh by de de des di do el fi ga gol go i low la le lei lern ler N mal me mi nü mi mi na na nach nal naph n« ni o v an pa pha reichs rinth ja ja ster fti stin ta tat tent tha ti ti ti to uh volks zin sind 21 Wörter zu bllden. Die Anfangs- und Endbuchstaben, von oben nach unten gelesen, ev- geben ein denkwürdiges Parlament und den Ort,' wo es stattfand. — Bedeutung der Wörter: 1. Volkstum: 2. Stadt am Golf von Salerno: 3. Stadt in Spanien : 4. Nachahmung: 5. Stadt am Schwarzen Meer; 6. deutscher Asrikasorjcher: 7. des Schreibens und Lesens Unkundiger: 8. Irrgarten: S. Bildungsstätte: 10. Drama von Hauptmann: 11. Erfinderschutz: 12. deutscher Schriftsteller: 13. Nebenfluß der Elbe: 14. Seebad auf Florida : IS. Heilmittel: 16. Maler der Mark; 17. deutscher Maler: 18. persischer Dichter: IS. Tonfigur: 20. Bestandteil des Erdöls: 21. Raubvogel. ML.
Gilben-Kreuzworiräisel
Waagerecht: 3. Vonkämpser des Sozialismus: 5. Staats- mann: 10. Schulklasse einer höheren Lehranstalt: 11. Geiervogel: 12. dünne Haut: 13. Menge: 14. Stadt in Sachsen ; 16. Feuerstelle; 17. Strafrechtler, Mehrzahl: 22. deutscher Aufbauminister: 24. Kapell. meister.— Senkrecht: I. Genuß: 2. Mädchenname: 3. Fangschling«: 4. Tierprodukt: 5. Schauspielkunst: 6. Himmelskörper, Mchr- zahl: 7. Knakxnname: 8. Freiheitslied: 9. Stadt in Italien : 15. Kirchenraum: 16. Standesdünkel: 18. Stadt in Thüringen ; 19. Vorort von Berlin lSitz«iner Gewer kichaftsschule): 20. türkische: Richter: 21. Werber; 23. aufgestellter Leitsatz: 2ö. Flachsbündel. Schieberätsel Die Namen der Friedenspreisträger Dunastt, Brland, Nansen. Ducommun, Wilson, Quidde , Rooseoelt, Buissvn, Momta sind seitlich so zu oerschiebcn, daß eine senkrechte Reih« den Namen eines weiteren Friedenspreisträgers ergibt.—ekr.—
Leistenrätsel Die Buchstaben in neben- stehender Figur find so zu ordnen, daß die waagerechten Leisten Wörter folgender Be- deutung ergeben: 1. afrika- nische Landschaft: 2. Spiel: 3. Gewerbeorganifatton: 4. Kamponist: S. Tageszeit: 6. Tiergattung: 7. italienischer Dichter: 8. Heilmittel; 9. weib- kicher Borname: 10. romani- scher Borname; 11. Haustier; 12. Flüsfigkeitsmaß: 13. Raub- oogel: 14. Komponist: IS. geo- graphisches Gebilde: 16. Laub- bäum.— Die senkrechte Mittelsilbe nennt die Arbeiter» parte! Deutschlands . dl.
Worträtsel Das Wort ist d4r als Spiel bekannt Aus deinen Kinderjahren. Doch trägt mans auch als.Uebertleid An manchen Jahrestagen. (Auflösung der Rätsel nächsten Sonnabend.)
Auflösung der Rätsel aus voriger Nummer Kreuzworträtsel. Waagerecht: 1. Hilde; 3. Maies; 6. Ur; 8. Amarelle: 11. Kur; 12. Rabe: 13. Rif; 14. du; 16.[<; 17 t'u; 18. Gens: 19. Lupe: 21, Inka : 22. anti; 26. Ai ; 28. Fee; 29. Nase: 30. Olm; 31. Nephelin, 34. nn; 35. Donau ; 36. Komma.— Senkrecht: 1. Harke: 2. Dom: 4. Oel: 5. Seif«: 6. Ural: 7. Rede: 8. Ardennen: 9. Ar; 10. Eruption; 15. Unke; 17. Luna: 19. la; 20. Ei; 23. Pferd: 24. Kahn: 25. Asen: 27. Umbro; 32. Evo; 33. Ida. Zahtenrätsel: Stafettenlaus. Tante, Aue. Fee Ente. Tause, Tee. Esel. Nase, Lafette. Alaun. Unna. — Faust. Füllrätsel: 1. Krebs: 2. Peter; 3. Erbs«; 4. Nebel; 5. Grete.' Silbenrätsel: 1. hohenstaufeu; 8. Odenwald : 3. Jinow: 4. Fanni; 5. Eaiador: 6. Maldeck: 7. Emilie; 8. Zlegalio: 9. Zrawadi; 10. Garonne; 11. Urteil.—.�»sse wenig und wirke viel." Schieberätsel: Carmen. Troubadour. Wildschütz Fidelio, Miguon. Mikado. Maskenball. Traviata, Zampa. Salome. Undlne, Lohengein, Norma.— Rosenkaoalier. Kapjelrätset: Hastige Leute kommen leicht zu ewer