Einzelbild herunterladen
 
  

Adolf Hitler im Spiegel der Raffenlehre

Mischling", von schlechter Raffe"/ Gregor Straßer jüdisches Ponim" Moses: Schüler germanischer Mystiker Schnellproduktion von raffigen Deutschen

Die verschiedenen Spielarten der völkischen Bewegung empfangen ihren Auftrieb außer durch die besonderen ökonomischen Interessen, die die proletarisierten Kleinbürgerschichten Deutschlands bewegen, insbesondere durch das Weltanschauungsdestillat, einer Raffentheorie, als deren Kernstück die absolute geistige le belegenheit des ,, arischen Menschen" verkündet wird. Keiner der völkischen Ideologen hat zwar bis jetzt ein lebendiges Musterexemplar dieses arischen Menschen zu präsentieren vermocht. Ja, die Ironie des Schicksals hat gewollt, daß sogar gegen den rassischen Edelwuchs prominenter völkischer Häuptlinge von eigenen Gefolgsleuten schwere Bedenken erhoben worden sind. So gab beispielsweise einmal der Alldeutsche v. Gruber über Adolf Hitler folgende Analyse ab: 3um erstenmal sah ich Hifler in der Nähe. Gesicht und Kopf schlechte Raffe, Mischling. Niedere, fliehende Stirn, unschöne Naje, breite Badenknochen, fleine Augen, dunkles Haar; Gesichts­ausdruck nicht eines in voller Selbstbeherrschung Gebietenden,

sondern der eines wahnwikig Erregten";

der bekannte völkische Schriftsteller Arthur Dinter hat von dem ,, jüdischen Bonim" des Gregor Straßer gesprochen und auch das Antlig des Dr. Goebbels ist längst zum Gegenstand spaßigster Volkswizze geworden. Aber all das hat die Gläubigen vom Hafen­freuz menig geniert.

Der Glaube an die Raffe.

haft germanischen Ursprungs, germanisch ist der Kern der nord afrikanischen Reiterstämme, Kolumbus ist Bollblutgermane ( wißige Leute haben demgegenüber die Berfion aufgebracht, der Genuese sei ein Jude gewesen und sei erst auf Grund der wissenschaft­lichen Vorarbeiten des italienischen Geographen Toscanelli auf sein Unternehmen verfallen), alles auch, was irgendwie konstruktiv in unseren Tagen in Erscheinung tritt, ist auf germanische Blutsregung zurückzuführen.

Bom Germanen zum Deutschen .

-

Aber auch diese Theorie vom Germanen als dem Idealmenschen befriedigte, so seltsam das flingen mag, den waschechten Völkischen auf die Dauer nicht. Er konnte- und hier wurde er einmal, was selten bei ihm ist, fritisch und wahrheitsliebend nicht verkennen, daß zwischen Germanen und Germanen leider Gottes auch ver fluchte Unterschiede bestanden. Er las im Tacitus von der Tugendreinheit der Völker zwischen Rhein und Elbe und nahm zu seinem Leidwesen wahr, daß eben diese blonde Tugend in römischen Städten ein Sauf- und Bordelltreiben anstellte, das selbst den Roués aus Bajä oder Alexandria zu bunt war. Er hörte, daß mero­mingische Edelinge mit dem Giftbecher gewirtschaftet haben, als sei das die harmloseste Sache von der Welt gewesen, er fah in den Betten derer, die die antike Verkommenheit fanieren wollten, die Blutschande sich wälzen, er sah in den germanischen Staaten­bildungen des frühen Mittelalters ein System der Treulosig feit und des Verrats walten, wie es beispiellos war in der Ge­schichte, er sah als echtgermanisches Produft die christliche Religiosität im Dunkel ihrer gotischen Dome den Wahnmiz der Herenbrände aushecken, er sah auch im Lauf der nächsten Jahrhunderte wenig Schönes in der germanischen Welt, und als man 1914 schrieb, jah er den germanischen Angelsachsen sich gar nicht nett gegen den germanischen Deutschen benehmen. Und da faßt er den Begriff des germanischen Idealmenschen nochmals enger und versteht unter ihm den Deutschen . Womit aber der Passionsweg seines völkischen Spleens durchaus nicht sein Ende findet! Abermals iſt er immerhin nicht so verbohrt, übersehen zu wollen, daß auch Deutsche und Deutsche, unter dem Gesichtswinkel seiner romantischen Ein­stellung gesehen, beträchtliche und vielfältige Unterschiede auf­wir nähern uns dem entscheidenden Punkt

Ihre Rassentheorie ist ihnen zu einem Glauben geworden, zu einem Glauben mit allen Merkmalen eines solchen: der fanatischen Ueberzeugung, in ihm den Sinn der Welt und das Heil der Menschen in Händen zu haben, der Abneigung gegen verstandeskühle Kritik und der irrationalen Einstimmung, die nichtsdestoweniger heiß bemüht ist, dem Glauben eine wissenschaftliche Basis zu geben. Als der Glaube an den Eingott sich nach einer wissenschaftlichen Begründung umsah, entstand die Theologie; als der völkische Primitivismus Oberwasser befam, leimte er seine Rassentheorie zusammen. Aber fragt man von ihr den scheinwissenschaftlichen Lad ab, fommt ein psychisches Berhältnis besonderer Art zum Vorschein. Es ist das Merkmal aller ethischen Unzulänglichkeit, sich selber für Hochwertigkeit und geborene lleberlegenheit zu halten. Dumpfe Ahnung der eigenen Fehler, weit davon entfernt, sich mit ihnen zu beschäftigen und Besserung anzuweisen. Er macht streben, wirst alle die Fehler entschlossen und brutal auf andere und

projiziert sie ins Ungeheuerliche und Groteske. Es ist eine alte Er­fahrung: fein Lump existiert, der nicht, wenn eine noch größere Lumperei als die seine begangen wird, sofort moralisch sich außerordentlich gehoben fühlt! Fehlt aber der Unzuläng lichkeit der reale Stomporativ, nun, so schafft sie sich ihn, so erdichtet sie ihn! Und so schuf sich die moralische Unterwertigkeit, deren heutige sie ihn! Und so schuf sich die moralische Unterwertigkeit, deren heutige besondere Ausdrucsform sich Nationalsozialismus nennt, den

jüdischen Popanz,

ein überaus furiojes und grotestes Ding, umtleidet mit allen nur denkbaren Fehlern, angefüllt bis zum Rande mit aller Schlechtigkeit, Extrakt alles Schädlichen, Inkarnation alles Bösartigen. Man stelle psychische Beobachtungen an: je verworfener der jüdische Popanz der nationalsozialistisch- gläubigen Seele dargestellt wird, um so liebe Ich. Man hat nicht das, was die Ueberlegenheit hat, also ist die Ueberlegenheit das llebel! Daher denkt der Nationalsozialist:

1

1

die Entdeckung, daß die Deutschen nicht so recht eigentlich deutsch sind!

Man muß fie deutsch machen!"

=

=

カイ

wuchses zusammenleben sollten; auf zehn Frauen sollte ein Mann kommen; die Ehe" sollte in den einzelnen Fällen nur immer bis zur Geburt des Kindes währen und dann, falls nicht beiderseitig der ausdrückliche Wunsch der Dauer geäußert wurde, als gelöst zu betrachten sein. Warum der Schlüssel 1: 10? Warum die kurze Dauer der Schwangerschaftsehe? Auf daß beschleunigt die germanische Rasse in Erscheinung trete!

Sie hatten's eilig!

Ziele und Methoden dieser Mitgard- Bewegung sind im völkischen Lager gar ernsthaft und erfrig diskutiert worden. Man hat sich über die Finanzierung der Siedlungen unterhalten, man hat die Frage gestellt, welches Zuchtmaterial in Frage tomme, denn in­zwischen hatte ja Frids großer Meister, Herr Prof. Dr. Günther, die drei Untergruppen des Deutschrassentums, das nordische, ostische und dinarische Element, nachgewiesen, man hat sich auch über die Fragen der rassischen Säuglingspflege und Pädagogik unterhalten. Es fehlte nicht an Leuten, die Bedenken äußerten. Ein Steptifer meinte, das ganze Unterfangen sei sinnlos, selbst wenn die völkischen Gestüte die edelsten Zuchtprodukte lieferten, so würden diese sa doch bloß dem Rachen einer übermächtigen unvölkischen Umwelt au: geliefert sein. Worauf die Unentwegten sagten, dann müsse eben die Produktion in außerordentlicher Weise ange­spannt werden. Ob die Mitgard- Bewegung unter dem Gelächter der deutschen Nation begraben worden ist? I wo, lieber Leser! Ideen, die der Mitgard- Erotik verwandt waren, blühten damals manche in deutschen Landen und ihre Pflege war durchaus nicht auf die völkischen Narrengärten beschränkt. Immerhin, dem Haupt­quartier Adolf Hitlers war bei der Sache nicht wohl, man hütete sich: vor offizieller Unterstützung und so blieb die Mitgard- Bewegung in der Theorie hängen, heute fristet sie ein fümmerliches Dasein in gewissen Heiratsinjeraten.

Primitiv wie Pfahlbaubewohner.

Wissenschaftlichkeit der völkischen Bewegung übel bestellt. Kein Ber So ist es mit der rassentheoretischen Weltanschaulichkeit und Wissenschaftlichkeit der völkischen Bewegung übel bestellt. Kein Ver­ständnis meldet sich in jenen Bezirken für die Faktoren, die die mirtschaftliche, gesellschaftliche und staatliche sich so großspurig als Arbeiterfreunde aufspielen, sie haben das Besen Entwidlung bestimmen. Die Wortführer der Bewegung, die der Arbeit als der Basis aller Wohlfahrt noch nicht einmal in den Anfangsgründen begriffen. In einer Zeit, in der selbst das Bürger­Da verflüchtigt sich die wissenschaftliche Tatsache der tum ein Haar in der Suppe des nationalen Partikularismus gefunden Existenz eines arischen oder germanischen oder deutschen Menschen hat und zögernde Schritte auf der Bahn überstaatlicher Organi nichts, da wandelt sich die Theorie von der Suprematie der germa- des Grenzpfahlbaues zurück. Sie sind nicht einmal sicher auf dem als eines biogenetisch gegebenen ethischen Mustermenschen ins blaue fationsformen unternimmt, fallen sie in die überwundene Periode nischen Rasse und wird zu dem, was sie ist: zu einer Wunsch Gebiet, das sie in Erbpacht genommen zu haben vorgeben: was fe vorstellung! Und prompt es bleibt ihnen nichts eripart Dom geschichtlichen Germanentum wissen, ist das, was ungefähr Felir erscheinen Leute auf dem Plan. Die allen Ernstes auf höchst derb- Dahn von ihm wußte. Wesen, Sinn und Tiefe beispielsweise der materielle Weise den garantiert reindeutsch- germanischen Menschen in germanischen Martgenossenschaft, einer Erscheinung, von die Welt setzen wollen. In die Welt sehen wollen Sie ver- der sie gerade in Anschauung bestimmter moderner Probleme tünden, er könne mur Produkt einer methodischen 3üchtung sein; mancherlei profitieren könnten, ist ihnen nicht aufgegangen. Daß wie man die ergiebigste Milchkuh und das wollreichste Schaf züchten gerade unter jenen alten Stämmen, die ihnen angeblich so ungeheuer könne, so könne man auch den hundertprozentigen Germanen züchten! sympathisch sind, der arbeitstultliche Borstellungs­haben davon nicht einmal etwas läuten vor etwa fünf Jahren erreichte, hatten sich die Propheten und Jünger gehört. Sie sind die dummen Kerls geblieben, für die sie vor Jahren dieser Rassenzuchtlehre zusammengefunden. Sie wollten Garten- August Bebel erklärt hat, fie laufen herum mit diversen Brettern tengut stop, freuen sich bes helſeren Blechs ihrer Glimmen und siedlungen gründen, in denen reingermanische Frauen und Männer­etliche Tausend sollten trog allem und allem doch noch in Deutschland der Schwellung des Bizeps und merten nicht, daß sie die Bauern find vorhanden sein zum Zweck der Aufzucht eines gleichartigen Nach im Brettspiel hochmögender Herren.

höher wird sie sich fühlen! Ausgangspunkt ist immer das In der sogenannten Mitgard- Bewegung, die ihren Höhepunkt treis in Blüte stand ultliche Borstellungs­

--

Ich habe keine Ahnung von wirtschaftlichen Kompliziertheiten und vermag methodisch klar nicht zu denken bei Karl Miarg finde ich das Gegenteil, alfo ist Karl Marg ein widerwärtiger Jude! Ich bin ein Duffel- alfo ist alle Intelligenz und geiffige Beweg­lichkeit jüdisch verdächtig! Franzosen , Engländer usw. haben be­stimmte überlegene Eigenschaften- also find Franzosen, Eng­länder usw. jüdisch verfeucht! Ich, der völkische Schriftffeller, bin von Apoll und allen Musen verlassen also find alle, die schreiben tönnen, vom schillernden jüdischen Geist verführt!"

-

Es ist nur logisch, daß, wenn die Minderwertigkeit in der be­schriebenen Weise alle ihre Mängel einem anderen Träger zuschiebt, sie sich selber als hehre Reinheit vorkommen muß. So entstand die völkische Theorie von der ethischen und moralischen Ueberlegenheit der arischen Rasse. Sie wurde sofort zu einer Quelle reiner Freuden für alle, die Sinn für Komit haben.

Der Germane als Wurzel alles Großen. Man fand nämlich alsbald im völkischen Lager, daß sich der Be­griff der arischen Rasse ungemütlich weit spanne, man fand, daß die objektive Rassenforschung unter Ariern auch Böllerschaften begriff, deren besondere Beschaffenheit und Eigenart nicht recht in den völkischen Streifen passen wollte. Da waren die Romanen, deren Gefolgschaft man sich durchaus nicht wohl fühlte, da waren die slawischen Raffenbrüder, deren arisches Grundblut auch nicht genehm war, und vollends eflig wurde die Sache, wenn sich

das garantiert unarische Volksfoffil der Zigeuner

in

dem betrachtenden Germanenblick darbot. Mit einem Ariertum so beschaffenen Inhalts war nicht viel anzufangen für völkische Zwede. Und ganz leise und verstohlen bereitete sich in der völkischen Wissen schaftlichkeit ein taktischer Wandel der Anschauung vor, nicht unge­schickt fingerte man sich einen Dreh zurecht, der glücklichen Ausweg bot: man mußte den Kreis der Auserwählten enger fassen. Und so friegte man den Germanen beim Wickel. Er sollte die feinste und edelste Blüte am arischen Baum, wie am Baum der Menschheit überhaupt sein- nein, falsch, er sollte die Wurzel alles Großen und Wertvollen sein, was auf Erden geschaffen, er und fein anderer war der Mensch, der den Gral des Heils in reinen Händen heilt. Es ist höchft spaßhaft, zu verfolgen, wie in der Winkelliteratur dieser Germanomanie jede geschichtliche Großtat auf germanische Initiative zurückgeführt wird. Das Gesetz des Hamurabi haben Germanen dem alten Babylonier zugeflüstert, hinter den altorienta. lischen Kulturen und Staatenbildungen stehen Germanen, Moses hat seine ethischen Impulse von ägyptischen Priestern bezogen, die ihrerseits Schüler germanischer Mystiker waren, man weiß es zwar nicht genau, aber ,, alles deutet darauf hin",

die braven Siour und Apachen in Amerika haben germanische atlas Lehrer und Leiter gehabt,

die von Skandinavien über Grönland und Allasta hinübergereift find, was im Sarazenentum glanzvoll fich zeigt, ist ungmeijel

M

38mm/ 3

Friedrich Wendel.

afnemennodA mo annubismnA

Katastrophe im Tonfilm

Wann kommt der Retter diesem Lande?

Eine Filmgesellschaft zeigt an, sie habe ein paar verstaubte Theaterkomödien zur Herrichtung für den Tonfilm erworben. Andere unternehmungen entdecken den deutschen Rhein mit Schlager­begleitung, siedeln sich in Wien oder in Patriotismus an, machen Abenteuergeschichten durch einen unmöglichen Dialog langweilig und ungenießbar, und eine dritte Gruppe, die vielleicht an ihre literarische und filmkünstlerische Sendung glaubt, freut sich, wenn sie das Nasen­schnauben und das Gadern von Enten und Hühnern in Groß­aufnahmen bringen darf. Es geschehen eben abmegige Dinge. Der Tonfilm hat die filmproduzierenden Gemüter völlig verwirrt, und fein Mensch weiß, wohin das Aepfelchen eigentlich rollen soll.

Im Tonfilm herrscht augenblicklich der größte Unfug, und es genügt scheinbar, daß er da ist, mit seiner technischen Ueber­legenheit blendet und daß mit ihm Geld gemacht werden kann.

Man erinnere sich an die Anfänge des ftummen Films, als noch die Sprechbühne für diese ganz anders geartete Erscheinung ein Ideal bedeutete; als man Bühnendekoration und Bühnengesten fritiflos übernahm und sich sehr wohl dabei fühlte. Erst allmählich hat sich im stummen Film eine spezifische Kunstform heraus­fristallisiert sicherlich gegen den Willen der Produzenten und allein aus dem Verantwortungsbewußtsein schaffender Regiffeure und Dar­fteller entstanden. Der stumme Film bedeutete eine konturrenzlose Neuerscheinung, und es ist selbstverständlich, daß er seine Kunst­formen nur allmählich entwickeln konnte. Der Tonfilm findet das gegen eine ganz andere Situation vor. Er übernimmt das Erbe des stummen Films, seine künstlerischen Errungenschaften, seine Stil­gesege und muß sie abwandeln in Hinsicht auf die Berbindung mit Ton und Geräusch.

Es ist selbstverständlich, daß eine neue Erfindung Produzenten und Publikum im ersten Augenblid restlos verwirrt. Aber nachdem man ein Jahr lang diese Erfindung bewundern durfte, ist es endlich Zeit, sie nicht mehr als Gelbstzmed zu betrachten, fondern als Vermittler neuer fünstlerischer Eindrücke und Wirkungen.

Leider geschieht dies nicht.

Sieht man Tonfilme, gleichgültig welcher Nationalität und Produktion fie angehören, lieft man die Prospekte, die die Filme für die kommende Spielzeit ankündigen, so erkennt man, daß überhaupt niemand weiß, was er mit dem Tonfilm an­fangen foll,

Tonfilm an

und daß hier ein neues Gebiet auf seine fünstlerische Gestaltung wartet.

Der Tonfilm ist in erster Beziehung Film und übernimmt die Erbschaft des stummen Films, d. h. der Hauptatzent ruht nach mie vor auf Tempo und auf der bildhaften Gestaltung der einzelnen Situationen. Im Worte Lonfilm liegt die Bedeutung auf der Silbe Film, der Ton erweitert nur den Darstellungsbereich. Im stummen Film vermißte man öfters die psychologische Ausdeutung einer Situation, die absolute Enthüllung der menschlichen Seele. Manche Bilder suchten nach dem gesprochenen Wort. Ferner kam es vor, daß Szenen, felbft in künstlerisch- vollendeten Filmen, ihren Höhe­punft in irgendeinem Geräusch fanden, von dem aus die ganze weitere Entwicklung beeinflußt wurde. Das Orchester fonnte nur andeutungsweise dieses Geräusch wiedergeben, und hier war eir schwerer dramaturgischer Mangel verborgen. Der Tonfilm mit feinem viel weiter gespannten Darstellungsbereich fann ihn heben und kann damit dem Manuskript eine neue Richtung weisen.

Ton und Geräusch werden zu wichtigen Bestandteilen der Film­dramaturgie.

Der mit den Augen wahrnehmbare Verlauf der Handlung bleibt jedoch die Hauptfache. Die bisherige Tonfilmproduktion zeigt leider das Gegenteil.

Die Produzenten, die sich in den meisten Fällen niemals mit andern Fragen als mit denen des Kaffenrapports befaßt haben, wenigstens in der westeuropäischen und amerikanischen Produktion, denken jetzt vor allem daran, daß dem Publikum unter allen Um­ständen Töne und Geräusche serviert werden müßte. Handlung, Regie und Darsteller rechnen zu den Gleichgültigkeiten.

Deshalb zeigt der Tonfilm heute ein so tiefes Niveau, wie es der stumme Film selbst in seinem Anfangsstadium niemals erreicht hat. Eine vollkommen sinnlose und titschige Handlung wird aus der Aermein geschüttelt, nur um ein paar eben so belanglose Chansons dem Hörer vorzusehen. Und selbst in großen und im Grunde künstlerisch konzipierten Filmen wie der Blaue Engel" erhalten ganz nebensächliche Geräusche Selbstwert. Der Film beispielsweise beginnt mit einer Marktszene, die weder für Milieu noch für Hand lung charakteristisch ist, aber das Gackern der Gänse tommt in de Tonübertragung einigermaßen zur Wirkung. Wenn sich Professor