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Fraktionen, die sie im alten Äeichstag stützten, im neuen keine Mehrheit bilden werden. Im Gegenteil: grade dann ist der Grund zu einer neuen Befragung des Volkes gegeben, und das Spiel wird so lange erneuert, bis man den Witten derer, die heute regieren, durchgesetzt hat. Wenn das keine Katastrophenpolitik ist, dann wissen wir nicht, wie das System aussehen soll, das«ine solche Bezeich- nung verdient. Aber es gibt eben Leute, die den Wirrwarr und den Zusammenbruch wollen, um mit ihrer Hilfe zu dem politischen Ziel zu gelangen, das sie erstreben. Sie nehmen die Gefährdung der Wirtschast, die Erhöhung der Arbeits- lofenziffer und die Verschlechterung der Lebenshaltung der noch im Arbeitsprozeß Stehenden in Kauf, weil sie auf den so geschaffenen Trümmern die uneingeschränkte Herrschaft des Kapitalismus aufrichten zu können glauben. Die Sozial- demokratie bleibt ausgeschaltet und das durch die wachsende Not zermürbte Proletariat wird entweder in seiner Aktions- fähigkeit gelähmt oder es läßt sich zu Verzweiflungstaten hin- reißen, die man mit Gewaltmaßregeln unkerdrücken kann. Das sind die strategischen Pläne deg Draufgängertums, zu dessen Wortführer sich der Minister Treviranus macht. Aber auch die Gefahren, die dem absolutistischen Kapita- lismus von der Demokratie als solcher drohen, sollen auf dem- selben Wege beseitigt werden. Es ist klar, daß auch ein noch so festgefügter und im Volke verwurzelter Parlamentarismus fortgesetzte Auflösungen nicht vertragen würde. Unter solchen Stößen müßte er zusammenbrechen, und bis der Moment ge- kommen wäre, an dem man ohne Bedenken und ohne ein« heuchlerische Miene zur Schau zu tragen, das demokratische Regime über Bord werfen könnte, stände der Artikel 48 zur Verfügung. Bei jeder Auflösung ergäben sich für seine An- wendung neue und immer weiter gesteckte Möglichkeiten, und die Volksvertretung, der dann schließlich ein längeres Leben bsschieden wäre, würde dann von einer so gut wie unüber- j steiglichen Mauer von inzwischen erlassenen Verordnungen umgeben sein. Der Reichskanzler hat eben erst wieder in Köln von der Notwendigkeit der Erhaltung der Demokratie gesprochen. Wir wollen seine Gutgläubig- keit nicht in Abrede stellen, obwohl er zugeben müßte, daß seine Methoden der geltenden Verfassung emen schweren Stoß oersetzen. Aber was fein LeutnantTreviranus betreibt ohne von ihm zur Ordnung gerufen zu werden, das ist nichts anderes als d i e Vorbereitung eines Staats st reichs, wenn auch eines Staatsstreichs, der fürs erste die Formen der Verfassung scheinbar nicht verletzt. Was ist eine Regierung wert, deren Leiter sich zur Demokratie be- kennt, iieren einzelne Mitglieder aber für sich das Recht in Anspruch nehmen können. Pläne zu entwickeln, die auf die Zerstörung der Demokratie hinauslaufen? Diese Frage muß jetzt den Wählern vorgelegt werden, damit sie aus ihr am 14. September die Anhaltspunkt« für ihr Urkeil über das System Brüning gewinnen können. Aber wir sind uns klar darüber, daß auch, wenn das Verdikt so ausfällt, wie wir es erwarten, der ei gentlich« Kampf .erst beginnt. Er kann für das Volk nur siegreich enden, wenn in den neuen Reichstag eine starke Sozialdemo- kro tische Partei einzieht, in deren Politik sich Geschick- lichteit mit äußerster Entschlossenheit paart!

Treviranus Ablenkungsmanöver. f. Heftige pariser Kritik der außenpolitischen Phrasen. pari», 11. August.(Eigenbericht.) Die Rede des Reichsminister« Treviranus vom SoniUag hat in der Presse einen Proteststurm ausgelöst. Sowohl derTemps" als auch der3» t ra n s i gca n t" fordern mit aller Scharfe, daß das Reichskabinett sofort Treviranus desavouiere und denMinister der vormals besetzten Gebiete�, dessen Portefeuille ohnehin gegenstandslos geworden sei, über Port» werfe. DerIntransigeant"' findet den Tön, den Treviranus angeschlagen habe, vollkommen unzulässig. Schärfer äußerst sich der Temps*, der sich soweit hinreißen läßt, zu erklären, ein deutscher Minister habe überhaupt nicht das Recht, den Satz vdn der ,,Ver- gewaltigung ipttrnationaler Rechte' zu sprechen, da D e u t s ch l g n d s G e s ch i ch t e in den letzten Jahrzehnten, von der Gründung des Reichs über die Unterdrückung der Minoritäten im Westen bis zum Einmarsch in Belgien , aus einer kontinuierlichen Vergewaltigung des internationalen Rechts bestanden habe. Es sei die Pflicht der deutschen Regierung, sich zu erklären, daß sie mit Treviranus nicht solidarisch sei ulst» seine sofortige Demission zu be- rmrken. Allein der sozialistischeS 0 1 r' mächt in dem all- gemeinen ProteststurM nicht mit und charakterisiert die Rede Treviranus als einen Versuch, die öffentlich« Meinung durch außenpolitische Phrasen von der verzweifelten inner- politischen Läge abzulenken. Die Innenpolitik des Kabinetts Brüning hob« der Arbeiterschaft und den arbeitenden Massen des Landes schwersten Schaden zugefügt. Die Trompetenstöße des Herrn Treviranus seien lediglich ein Aerfuch, oie Aufmerksamkeit der Wähle rmassen davon abzulenken. Verfassungsfeier bei Treviranus. Wir lesen in einer Zeitung die folgenden Betrüchtüttgen über die Versässungsseker: Wieder wie seit Iahren ergehen rührende Ausruf« an das deutsche Volk, sich seiner ausgezeichneten Ver- fassung zu erinnern und den Tag ihres Gesetzwerdens festlich)>u begehen. Heuer wird ein gewisser Schuß Frohsinn als Zutat der Feststirnmung behördlich empfohlen, während die Republik bisher mehr auf Würde und Feierlichkeit erpicht war... Dos Volk feiert Helden und Fuhrer, Siege und Revolutionen, nicht ober eine papierene Satzung, die am grünen Tisch entstand, mag sie van noch so feierlichen Worten präambuliert sein... ES ist'u n e r t r ä g- sich, wenn die Beamtenschaft, wenn insbesondere auch die Jugend durch Machtmittel des Staates gezwungen werden darf, sich an Festen zu beteiligen, deren Sinn vieldeutig ist Und die nur zu oft ausgenutzt werden. Um statt dös Reichs- aedavkens eine S t an ts a n sch a uu n g zu feiern, d i e Nicht die des ganzen deutschen Volkes ist." Das Blatt, das diese Äetrachlungen iierö\fent!icht. ist kein Hugenberg-Blatt. Es ist das Blatt des Herrn Reichs- Ministers Treviranus, dieVölkskonservativen Stimmen.'

Unsere Wahlvorbereitungen. Aufstellung sozialdemokratischer Wahlkandidateu.

Thüringen . Weimar , 11. August.(Eigenbericht.) Ein außerördeMlicher Bezirkspartettag der Sozialdemokratischen Partei für den Bezirk Groß-Thü ringen, der sich mit der bevorstehenden Reichstagswcchl und der Ausstellung der Kandidaten- liste beschäftigte, fand am 10. August im Volkshcms in Weimar statt. Vor der Aufstellung der Kandidatenliste erklärte der alte Veteran, Genosse W ilhelm Bock- Gotha, der bisherige Alterspräsident des deutschen Reichstags, daß man von seiner Wiederausstellung infolge seine» hohen Alters Abstand nehmen möge. Er wies ferner auf den Ernst der gegenwärtigen politischen Situation hin und er- mahnte dringend zur Einigkeit. Nur so sei es möglich, die Reaktion siegreich zu überwinden. Die Ausführungen wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Genosse Leber würdigt« in längeren Ausführungen die Verdienste, die sich Wilhelm Bock in feiner 60jährigen Tätigkeit für die gesamt« Arbeiterschaft erworben hat und sprach ihm unter stürmischem Beifall der anwesenden Delegierten den Dank für seine im Interesse der proletarischen Bewegung ge- keisteke Arbeit ans. An aussichtsreicher Stelle wurden als Kandi- baten für die bevorstehende Reichstagswahl aufgestellt, A u g u st Frölich, Staatsminister a. D., Weimar : Dr. Kurt Rosen- s« l d, Rechtsanwalt, Berlin : Mathilde Wurm , Berlin ; Georg. Dietrich, Bezirkssekretär, Erfurt : Pank Voigt,

Unterbezirkssekretär. Meiningen : Dr. August Si�mse», Jena ; Eks« Riewiera, Verbandsangestsllte des Deutschen Textil­arbeiter-Verbandes, Berlin , und Dr. Hermann Brill , Ministe riaSireklor i. W., Weimar . Pommer«. S kettin. 11. August.(Eigenbericht.) Der Bezirk Pommern der Sopaldeinokratischen Partei hielt am Sonntag den durch die Reichstagsaustöstmg notwendig gewordenen außerordentlichen Parteitag ab. Einstimmig wurde eine Kandidaten- list«. angenommen, deren erste fünf Kandidaten Staatsrat Schu- mann- Stettin, Schriftsteller P o s se h l- Buchholt, Georg Schmidt-Köpenick , St r e/u f« rt- Stralsund und Frau Zei. lr gen»Stettin find. Braunschweig . Braunschweig , 11. August.(Eigenbericht.) . Der Bezirk Vraunfchweig der Sozialdemokratffchen Partei hielt am Sonntag einen außerordentlich stark besuchten Bezirksparteitag in Oker am Harz ab. Die Dorschlahslsste zur braunfchwei- gifchen Landtagswahl wird von den drei braunschweigischen Ministern Jasper, Steinbrecher und Sievers geführt, während für den Reichstag wieder die beiden bishe eigen Reichs- tagsabgeordneten Grote wo hl und Junke nominiert wurden.

Gegen Oiktalurpläne! Verfaffungsreden von Severins und Hermann Mütter.

Hannover , 11. August.(Eigenbericht.) Die Versa sstmgsseiern nahmen in Hannover einen außerordent- lich eindrucksvollen Verlaus. Am Montagvormittag fand im großen, 4600 Menschen fassenden Kuppelsaal der Stadthalle die vom Ober- Präsidenten Roske veranstaltete amtlich« Verfassungs­feier statt. Die Festrede hielt der srühere Innenminister Cark Seoe- ring, der bei seinem Erscheinen mit stürmischem Beifall empfangen wurde. In seiner Red« feierte er die Weimarer Verfassung und den fundamentalen Satz des ersten ArtikelsDie Staatsgewalt geht vom Volke aus". Besonders eindrucksvoll waren feine Ausführungen, in denen er sich mit der angeblichen krifis de» Parlamentarismus und der Demokratie beschäftigte. Er erklärte, man habe gerade in diesen Tagen starke Zweifel erhoben, ob dos parlasnemarische System die richtige Vtechode sei, Deutschland zu regieren. Er antworte, wenn mit diesem System ein Volk sich in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder emporrang und in der Welt neue Achtung gewann, so muß dieses System wohl etwas bedeuten. Aich die Zusammensetzung der Regierungen des alten Regimes hatte das Volk keinen Einfluß. Heute aber fei die Regierung fo wie es das Volk ach Tag« der Wahl durch seine Etttscheidunz bestimme. Heute könne man nicht diejechge» Kampfmaßnahmen gegen «ine Regierung anwenden, die vor dem Kriege verständlich oder gar notwendig waren. Eine Verbindung der einzelnen Mitglieder mit den Parteien, die sie stützen, halte er für unerläßlich. Wenn man aber den Rat der Fraktionen eingeholt habe, dann dürfe nur eine Stelle entscheiden. Er sei überzeugt, daß ein a r b e i t s- freudiges Parlament sehr schnell das Gerede von der Krise des parlamentarischen Systems und der Demokratie beseitigen könnte. Die grundsätzlichen Gegner des Parlamechs und der Demo- kkatie werden einstweilen wohl kaum verstummen. Diese müßten sich allerdings heut« sagen, es gab einmal eine Zeit, da riefen gerade diejenigen, die heute am lautesten von der Krise reden, sehr stark nach Sem Parlament und der Demokratie! Dos war in der Zeit, in der die Regierung bei den DokkSbsaustragten lag, die sich auf die beiden sozialistischen Parteien und die G e- werkschaften stützte. In den Rechen der Sozialisten gab es damals Leute, die die Zeit für gekommen hielten, die Revolution weiter zu treiben, durch diktatorische Maßnahmen zur Diktatur des Proletariats. Alle aufrechten Demokraten und ausrechten Sozial- demakratcn haben sich- gegen dieses verlangen nach Dittalttr gewendet, weil sich eine solche Einstellung mit dem Grundsatz her richtig verstandenen Demokratie nicht oertrug. Zum iuid«ren auch deshalb, weil eine Befolgung diktatorischer Maßnahmen den Bürgerkrieg in Deutschland hervorgerufen hätte. Die verfassungstreuen Parteien werden sich von dem Krisengeschrei nicht verwirren lassen, aber sie werden sich doch darum sorgen müssen, wie die parlamentarische Maschine vereinfacht werden kann und Vorkehrungen treffen, damit wir wieder zu normalen und ver­fassungsmäßigen Zuständen zurückkehren, die gerade an diesem Dersassungstaig nicht bestehen! Am Schluß seiner Rede gedachte Severing der Opfer und der Arbeitslosigkeit der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise und betont«, daß man die schaffenden kreise, die heule nicht schaffen können. und die schwersten Opfer bringen, gerade an dem Feiertag der Ber- sossung nicht vergessen dürfe. An Menschengut dürft Man keine Einsparungen machen. An den Ueberweisungen für die Aermsten der Armen, die heute ohne Arbeit sind, dürfe nichts gekürzt werden. Severing schloß seine Rede mit einem Appell an den Frieden. Er betonte, daß man der Jugend heute Nicht erzählen sollt«, daß mit einem Appell an die Gewalt das deutsche Volk.befreit werden könne. Wir könnten Deutschland nur befreien, wenn wir weiterhin die Wege gehen, die uns zu dem 30. Juni, dem Tag der Befreiung, geführt haben. Das sind friedliche Wege und dies« sritdlichen Wege brauchen wir auch zum inneren Aufbau. Die Rede wurde mit außerordentlich starkem Beifall aufgenommen und macht« auch aus die anwesenden Reichswehroffiziene und andere Kreis« sehr sjörlen Eindruck. Hermann Müller in Dürnberg. Rürnbrrg, 11. August.(Eigenbericht.) Eine gewaltige Kundgebung, siit� die Republik und für dke Per- fassung von Weimar war. der Ausmarsch der Rüniberger Republikaner . Die verfassungstreue« Nürnberger zog«« am Montag

abend zur alten Nürnberger Burg , die auf den Aufmarsch von Zehn- taufenden herabschaute. In den engen wintligen Straßen vor der Burg stauten sich die Massen, als nach Einbruch der Dunkelheii der frühere Reichskanzler Hermann Müller das Wort nahm. Nach einer begeisterten Begrüßung durch die Nürnberger sprach Genosse Müller von der Burgfr«ü.ng herab, um die Bedeutung des Tage« zu feiern. Der tiefe Eirtn der Verfassung, so führte der Redner aus, ist, dem In- und Austand zu zeigen, daß die Reichsversassiing von Weimar , die sich dos Volk vor elf Iaren selbst gab, im Volke Widerhall findet. Der heutige Aufmarsch der Nürnberger Republikaner hat gezeigt, daß die Verfass ng in den breiten Massen ihre. Ver- teidiger hat. Vor elf Iahren hat. olles von rechts bis links in dieser Verfaftuna den einzigen Ausweg zu Deutschlands Wieder- aufstieg gesehen, iorum nannten sich auch alle Partei«« damals V o l k s Parteien. Heute ist das anders. Aber alle Nörgler ven- gesse« oder wollen es nicht wissen, daß nicht die Berfassung von Weimar , sondern der verlorene Krieg schuld an unserem Elend ist, das ja. nicht mir in den Staaten der Besiegten, sondern auch iy denen der Sieger herrsche. In dieser Stunde müssen wir weiter darauf hin- weissn, daß unter der Vsrfvssung vou Weimar das deutsche Bot? etwa« geleistet hat. Es hat soziale Gesetze geschaffen und nicht nur das, es hat darüber hinaus all.« An- griff« der Gegner abgewehrt. Für diese Verfassung gilt es heute, neue Streiter zu werben. Gerade jetzt.« der Zeit, m der das Volt an die Wahlurne gerufen wird, um zu entscheiden, ob die Verfassung werter sozial ausgestaltet werden soll oder od die Gegner de» Arbeitsrechts und der Sozialpolitik triumphieren solle«. Vor allem muß die Jugend herangezogen werden, die Jugend von 20 bis 26 Jahren, der die Gegner der Verfassung das Wahlrecht nehmen wollen. Das Volk hat am 14. September zu entscheid». E« muß liuks wählen, damit endlich einmal«in« feste 2 inf»Mehrheit auch Ausführungsgesetz« zum Artikel 4 8 machen kann! Es darf nicht wieder vorkommen. daß eine Regierung ihre Unfähigkeit mit dem Artikel 48 der Ver- fassung verdeckt. Und wir wollen hosten, daß die Repubkkaner zur nächsten Verfassungsfeier sagen können, wir haben durch die neue Dolksvektretung unsere Rechte so gewahrt, daß jeder in unserem Lande leben kann! In diesem Süm« schloß Genosse Hermann MSlker mit einem dreifachen Hoch auf die Republik , in das die unter der Burg warten- den Zehntausende begeistert«mstimmten. Nach der Rede zogen die Nürnberger Aepubllkan« mit einem lange» Fackelzug zum Korn- markt, wo die Fackeln zusammengeworfen wurden und die einzelnen Abteilungen in die Stadtteile abrückten. Damit.hatte die gewaltige Kundgebung ihr Ende erreicht. Die Feier in München . Flaggenunikum am Rathaus. München . IL August.(Eigenbericht.) Di« Verfassungsfeier der in München vertretenen Reichsbehörden nahm auch heute wieder ihren üblichen hochoffizielle» Verlauf. Di« Teilnahm« war bedeutend stärker als in den vergangenen Jahren. Zum ersternnal nahm ein Staatsmiuifter als Vertreter der bayerischen Regierung an der Feierlichkeit teil. Da» republikanische München hatte bereAsom Sonn- abend und Sonntag in imposanten Feiern sein Befemcknis zum Voltstag abgelegt. Die Beteiligung an diesen Veranstaltungen, vor allem erfreulicherweise von Jugendlichen und jüngeren Arbeitern, war außerordentlich stark. In der Beflozzung zeigte sich das In München gewohnte Bild: von den öffentlichen Gebäuden trugen nur die dein Reiche gehörigen die schwarzrotgolden« Fahne. Di« boye- tischen Ztegiernngsgebäude hißten das bayerische Wmßblou. Nur die ausgesprochenen Arbeiterviertel waren wieder ausnahmslos in den Reichsfarben geschmückt. Viel belacht wurde, besonders von den zahlreichen Fremden, das F l a g g e n u.n i k um am Münchener Rathaus. Um nämlich nirgends anzustoßen, ordnete das München «? Städtoberhaupt an, daß der Rathautturm gleich mit vier verschiede- nen Fahnen geschmückt werden solle, mit dem Münchener Schwarz- gelb, dem bayerischen Weißblau, dem Schwarzrotgold de» Reiches und dem kaiserlichen Schwarzweißrot. Die Festrede bei der Verfassungsfeier der in München ansässigen Reichsbeamten hielt der Universitätsrektor Nawiasty. Er wies darauf hin, daß durch die Weimarer Verfassung dem deutschen Volke zum erstenmal in ber Geschichte sein Schicksal in die eigene Hand gegeben sei. Wenn auä) die Eindrücke des Augenblicks vermeinen lassen könnten, daß dieser Schritt zu kühn war aber zu früh geschah, so müsse man doch, wenn man fein Volk Lebt, auch an sein Bolk glaaden können.