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Die Sünde der Quantität

Von Theodor Leffing

In einem Briefe Romain Rollands   lese ich den folgenden Satz:

,, Der junge Schriftsteller, welcher Erfolg haben will, dürfte besser daran tun, drei Bände statt einen zu schreiben, denn Werke über vierhundert Seiten haben keine Aussicht auf Erfolg mehr." Bevor wir für diese Ueberschäzung des Quantitativen den Schlüssel bieten, wollen wir einige Beispiele betrachten.

In Deutschland   allein erscheinen in jedem Jahr etwa 20000 Bücher, meist recht gute Bücher, werden zehntausend Bilder gemalt, meist recht gute Bilder, werden zehntausende Musikwerke gezeugt,

tausend Zeitungen.

schaftlichen Ausstellung gesandten Schafe zählt und prämiert. Eine neue Anthologie rühmt sich, 822 Gedichte von 193 lebenden Dichtern zu umfassen. Ein amerikanischer best- seller erzähit von tausend Denkern tausend Anekdoten. So wird das Leben zum Gegenstand der Soziologie.

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Jetzt Hetze gegen Briand  .

Die Reaktion schiebt ihm die Schuld an den deutschen  Revisionsforderungen zu.

500, kann auch 700 Seiten auffüllen; man sieht wie im Leben seiber 90 fol Paris  , 13. Auguft.( Eigenbericht)

feine Notwendigkeit des Endes.

Spielart des Refordwahns.

Die Proteste der Pariser Presse gegen die Revisionskampagne in Deutschland  , die durch die ungeschickte Wahlrede des Reichs­ministers Treviranus provoziert worden sind, nehmen allmählich die Form wütender Angriffe gegen Briand   an, den man als den Verantwortlichen für diese Kampagne ansieht. Das Kessel­treiben der französischen   Reaktion gegen den Leiter des Außen­amtes ist so schlimm geworden, daß sich selbst der Senator Billiet, der bekannte Wahlmanager des Bloc National", genötigt, sah, da= gegen einzuschreiten. Man habe sein Recht, schreibt er im Avenir",

Briand   mit Schmähreden zu überhäufen. Dieser habe sich vielleicht Illusionen über den Friedenswillen Deutschlands   machen können, feine Politik sei aber vom französischen   Parlament ständig ge= billigt worden. Mit der Hezze gegen ihn schädige man nur Frankreich   in den Augen des Auslandes. Außerdem würde es nichts nützen, wenn man zwei Millionen französischer Soldaten an der deutschen   Grenze mit Säbel und Gewehr drohen ließe. Deutschland  würde doch die Revision des Versailler Vertrags fordern. Das einzige Mittel sei, mit ebensolcher Hartnäckigkeit Nein zu sagen, wie die Revisionsforderung erhoben werde.

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Hier hat Herr Treviranus wieder einmal Gelegenheit, sich zu wundern, welche Folgen seine Torpedoschüsse" haben. Jezt hat er und Herr Scholz hat mit seiner Revisions­forderung die gleiche Schuld daran das glücklich erreicht, daß das nationale" Frankreich   sich gegen den Träger der Verständigungspolitik in Frankreich   wendet. Weder Scholz noch Treviranus haben natürlich nicht auch nur im ent ferntesten geahnt", daß sie gerade durch das Reden von Re= vision die Revision, wie sie sie auffassen, verhindern und Widerstände gegen sie hervorrufen.

So erstand denn, ein Zeichen der Zeit, ein Bandwurmepos der Meisterreportage, der endlose innere oder äußere Bericht. Ein Beispiel der äußeren Epik ist der Ulysses von James Joyce  . Sein Ideal: die Geschehnisse auch nur einer Stunde auf zehntausend Seiten festzuhalten. Ein Beispiel der inneren Epit, des Endiofen bietet die Kunst von Marcel Proust  . Ihr Ideal: sämtliche Gefühle beim Erwachen, sämtliche Bilder beim Riechen einer Moosrose auf meist recht gut gekonnte Musit, und an jedem Tage erscheinen zehn- zehntausend Seiten festzuhalten. Wohin wird das noch führen? Wächst die Romanliteratur in dieser Weise weiter( und was wird Ber die Geschichte auch nur eines einzigen Tages fünftig sonst noch gelesen?), so wird das Massenaufgebot an Geschehnis, schreiben will, der hat eine solche Menge Material" zu durchackern, Handlung, Bild und die lebende Unendlichkeit des Nebeneinanders daß ein Menschenleben dafür nicht ausreicht. Die Filme, die Bilder- an die Stelle des verdichteten Symbols treten auf Kosten der Liefe zeitschriften, die Korrespondenzen, die Attenfaszikel wachsen täglich und der Innigkeit. Dann kann man schließlich auch die Anamnesen ms Endlose. Das Material eines einzigen Tages ist quantitativ eines Irrenhauses, die Akten eines Zuchthouses als., ducoment größer als die gesamte Ueberlieferung des Altertums. Jeder Wert humain  " veröffentlichen.( Ein Verleger machte mir im Ernste den aber, das Heiligste und das Schönste, wird entwertet und entfrommt Vorschlag, die sämtlichen Aeußerungen des Massenmörders Haar­im selben Maße, als er unvermehrbar wird. Das Einzigartige Das Einzigartige mann als Material zur Psychologie zu veröffentlichen.) Als Material ertrinkt dann in der wachsenden Anzahl gleichartiger Erempiare.( das man so schätzt) ist das Adreßbuch von London  , der Gothaer Ein grauenhaftes Beispiel bieten die Kunst- und Literaturgeschichten. Almanach und das Konversationslegifon nicht minder spannend wie Die von Josef Nadler   sondert einige zehntausend Bücher und Dichter der Roman. Und jene meinungmachende Schar, die den Ruhm Und jene meinungmachende Schar, die den Ruhm namen nach Landschaften. Die von Albert Soergel   charakterisiert und den Namen verleiht, äußert heute schon Säge wie die folgenden: zehntausend Dichter und Denker" so, wie man die zur landwirt- X. 9. hat ein bewundernswertes Gehirn", Die Fülle dieses Werkes ist gigantisch", Dieses Buch bietet in einem Bande den Stoff zu zwanzig Bänden". Aus solchen naiven Sätzen ſpricht eine besondere Wohin führt das? Erstens: zum bewußten Sinten des Niveaus". Zu Ende Esoterit, Lyrismus, Einzelheit, Seitenheits: wert. An ihre Stelle tritt der Geist und die Kraft in Millionen wert. An ihre Stelle tritt der Geist und die Kraft in Millionen Exemplaren, davon Nietzsche   sagte: Noch ein Jahrhundert Lesen und Schreiben und auch der Geist selber wird stinken." Noch Ibsen meinte naiv:..Wer auf die Nachwelt will, muß wenig Gepäd tragen." Heute heißt es: Wieviel Gepäck kannst du tragen? Danach bemißt sich dein Eingang in die Literaturgeschichte". 3weitens ( und das ist besonders denkwürdig): Der Literatur der Breite ent­spricht die allgemeine Jagd auf die überspißte Surrogaten- und Pointenweisheit. Die Ueberfülle der Impressionen schreit nach dem Generalnenner. Man denkt in Modeformeln. Die Verbreiterung der Stoffülle rust den Wunsch hervor, alle Erfahrung in möglichst kondensierter Form mühelos schlucken zu können. Die Denker der Zeit verschreiben die Pillen. Die Scheu vor der geistigen Mühe, dieses All zu bewältigen, der Schrei nach Kürze äußert sich besonders in der Tagespresse. Während das Kunstwert" endlos wird, soll Eduard Bernstein   über die bürgerliche deutsche Jugend und die Zeitung in kürzester Kürze angeben, was man zu meinen und zu denken hat... Was ist das Ende? Die allgemeine Bildung und eine Wüstheit des Schreibens und Lesens wird die Wurzeln des Lebens verdorren. Der Geist der Menschen wird zum Feinde ihrer Seele. Es gibt so viel zu erfahren, zu bewältigen, daß das Gemüt verstummt. Das Papier wird seelentiefer, der Mensch seelenlos. Das Leben ist weder quantitativ noch dynamisch noch abstraft. Das Lebendige ist Innigkeit und Symbol. Wer also zum Leben will, der muß die Quantität und den Dynamismus fliehen. Er wird ein Wenigleser und ein Wenigschreiber. Er wird entsagen und ein­sam sein.

Die epische Generation des neunzehnten Jahrhunderts ging nicht eben sparsam um mit der Zeit und Kraft der bücherlesenden Mensch­

heit. Balzac  , Zola, Bittor Hugo, Didens, Scott, Tolstoi  , Dosto­ jewski  , alle haben unerträgliche Breite. Und wenn die Bildung nicht so schlimm verlogen wäre, dann würde sich bald herausstellen, daß fein einziger lebt, auch kein Sonderforscher, welcher jemals den ganzen Goethe, ganzen Jean Paul  , ganzen Wieland oder Kant oder Hegel Zeile um Zeile gelesen hätte. Wir urteilen beständig über Dinge, von denen wir gerade ein Zipfelchen wissen. Eine verheerende Lesewüstheit hat das liederliche Aufnehmen schon zur Gewohnheit gemacht, so wie Kino und Zeitungsbild das grobe Sehen zur Ge­wohnheit hat werden lassen. Mit der Einfühlungstiese schwand die Urteilskraft. Alle Urteile sind traditionell. Eine Sefte von Berufs­lejern macht die Urteile. Sie schafft den Ruhm, und zwar nach Maßgabe der Zahl, des Erfolges oder der Quantität, wozu auch das Immerwiederaufdringen des Namens gehört. So war es schon um 1800. Wie ist es heute?

Die epische Kunst der Literarischen" schildert etwa, wie Herr Quidam seine silberne Zigarettendose hervorzieht, die Zigarette nimmt, anzündet, zum Munde führt, und was er dabei spricht und fühlt, auf dreißig Buchseiten ,, einer höchstgekonnten deutschen   Meister­schaftsproja". Die epische Kunst des Realismus( Beispiel: Alexander­play von Döblin  ) hält den Leser ehern in Spannung dadurch, daß ein Schicksalsfaden nie eindimensional fortgesponnen wird, sondern viel dimensional immer neue Schicksale und Weltbilder angefnotet werden, In beiden Fällen wächst das Epos ins Endlose. Der Autor fann

Die Filme von heute

Der Sohn der weißen Berge."

Ufa- Palast am 300.

Die Schönheit der Alpen   im Schnee, die prachtvolle, elektri­fierende Beschwingtheit des Stilaufs und das ganze Drum und Dran der Liebes- und Kriminalgeschichte, in die dieser Film von der Majestät der Berge und des Schnees und von der Wintersportlust der Menschen getaucht ist, sind nicht nur nichts Neues mehr. Und mas der Tonfilm hinzutut, ist nicht allzuerheblich: Die Geräusche der Skis, das Rieseln des Schnees, das Sausen des Windes oder die von Becce mit sicherem Taft beigesteuerte Begleitmujit und die derben Stimmen der Bergler. Aber trotzdem ist man aufs höchste erfreut und folgt entzückt dem unerschöpflichen Reize der Natur und der stets neuen Wunder des Schneeschuhs. Wie herrlich hebt sich die kühne Silhouette des Matterhorns vom schneeverhängten Himmel ab, wie fein umspielt der windzerfetzte Nebel die scharfen Grate, wie unendlich beruhigend wirkt die weite Schneefläche! Geradezu magische Lichtwirkungen bietet die nächtliche Fackelerpe­dition, die in die Tiefen der Gletscherspalten eindringt in eine wahrhaft phantastische Welt spiegelnden Eises. Luis Trenter ist wieder der Anführer der Mannschaft, die den Sieg erringt, und es geht ein pfeilschnelles Sausen und ein kühnes Springen und ein wildes Ringen um den letzten Vorsprung los, daß einem der Atem stockt. Mario Bonnard   versteht sich auf die Regie dieser Art Filme. Und seine Operateure wissen das Lebendigste und Ueber­raschendste einzufangen.

Die Handlung ist Nebensache: die vornehme Welt mit ihrer Sprtferdame( Renate Müller  ), die sich in den Bergführer ver­liebt, und dem Schwindler, der eine Lebensversicherung ergattern will, ist in Gegensatz gestellt zur Welt der Bergführer und Stileute. Die Natur und das Naturhafte geben den Ausschlag.

D.

wunder. Hier versucht man dagegen, den Zustand zu erklären mit einer Abreagierung bestimmter Komplexe. Der Krante erkennt das zersetzende Moment, spricht es aus und ist geheilt. Wie aber die Krankheit entstand, wird verschwiegen. Man weiß, daß durch Ge­hirnverlegungen solche Zustände ausgelöst werden können. Hallers ist dagegen ein gesunder allerdings überarbeiteter Mann, und das Thema wirkt daher auch in dieser modernisierten Tonfilmfassung nur als Sujet für ein spannendes Geschehen. Die psychoanalytischen Erklärungsversuche stören sogar, Regie und Darsteller lassen aber diesen Bruch vergessen.

Denn dieser Tonfilm ist tatsächlich fünstlerisch aufgebaut. Die Freude an charakteristischen Geräuschen wird auf ein Minimum beschränkt. Der Regisseur Robert Wiene   streicht alles Uberflüssige, und ordnet den Film nach dramaturgischen Gesichtspunkten. Nicht auf dem Ton, sondern auf dem sichtbaren Geschehen liegt der Haupt­eindruck. Das Wort und das Geräusch unterstreichen nur die Hand­lung, deuten sie aus und geben ihr die legte Erklärung. Ferner ver­suchen die Dialoge, Extratt statt überflüssiger Rederei zu ver­mitteln.

Ganz groß Kortner   in der Hauptrolle, überzeugend in Wort und Geste. Fast gelingt es ihm, diesen merkwürdigen psycho­logischen Vorgang glaubhaft zu machen. Kortner   ebenbürtig find George, Winterstein und Käthe von Nagy.  ( F. Sch.)

Der Andere."

Capitol.

Ein Verlag für anonyme Bücher.

Ein eigenartiger Versuch wird jetzt von einem neuen Pariser Verlag, den Carrefour   Editions, unternommen. Sie haben jetzt ihr erstes anonymes Buch veröffentlicht und erklären, daß sie auch fernerhin nur Werke ohne Namen des Verfassers herausbringen werden. Die Gründe dafür werden in einem Prospett angegeben, in dem es heißt, daß das persönliche Element im Schrifttum der A Gegenwart fich allzusehr hervorgedrängt habe und daß man heute die Bücher viel mehr nach den Namen als nach ihrem Inhalt be­urteile. Viele der größten Werke der Kunst, Meisterwerke der an­TART- Atifen Plastik, die gotischen Dome, die Schöpfungen der Boltsdichtung, trügen teinen Verfassernamen und hätten doch ihren Ruhm in der Welt erlangt. Heutzutage müsse der Künstler die Hälfte seiner Kraft darauf verwenden, um für sich selbst Reklame zu machen und den einmal bekannt gewordenen Namen in aller Munde erhalten. Wenn man die Verfasserschaft im Dunkeln lasse, dann erweise man dem Autor einen großen Dienst, denn er fönne seine ganze Energie auf sein Werk verwenden; er könne leben, wie es ihm gefalle und sei vor dem Fluch der Deffentlichkeit bewahrt, der auf so vielen Künste lern der Gegenwart lafte.

Spaltung der Persönlichkeit ist das Thema dieses Films. Staats­anwalt Hallers, der strenge Antläger mit dem blizenden Monokel im rechten Auge, führt nachts, ihm völlig unbewußt, das Leben eines Verbrechers. Paul Lindau   bearbeitet diesen Stoff, den er der damals aktuellen Psychologie entnahm, zu einem Schauspiel, und vor ungefähr zwanzig Jahren machte Albert Bassermann   daraus seinen ersten Film. Jest   liegt Der Andere" als Tonfilm vor, garniert mit den neuesten Erkenntnissen der Freudschen Psychoanalyse.

Bei Baffermann geschah die Heilung noch als ein fleines Private

Jetzt ist es Zeit

Im übrigen hat die Revision", die von der Rechten in Frankreich   ebenso abgelehnt wie sie von ihr in Deutschland  gefordert wird, für Frankreich   seit Locarno   faum Bedeutung. Enthält doch der Vertrag von Locarno   Deutschlands   frei­willige Anerkennung der heutigen deutsch  - französischen Grenze. Die Grenze ist und bleibt stabilisiert. Das Ber­langen nach Revision ist hier also nichts als eine leere Phrase. die zu nichts dient, als zwei aufeinander angewiesene Bölker aufeinanderzuhezen.

Wirths Verfassungsrede.

der Radikalismus des Haffes.

Genosse Eduard Bernstein   schreibt uns:

Die gedankenreiche Rede des Reichsministers Dr. Joseph Wirth auf der Reichsverfassungsfeier vom 11. August 1930 läuft in ein Wahnwort an die deutsche Jugend aus, sich nicht von einem Gefühl des Mißbehagens über die derzeitigen Mängel des Parla­mentarismus der deutschen Republik zu einem unfruchtbaren Radikalismus des Hasses verleiten zu lassen und sich nicht dessen Arbeiten negierend gegenüberzustellen. Ob das auf diese Jugend irgendeinen starken Eindruck gemacht hat, so daß man eine entsprechende politische Wirkung würde gewärtigen dürfen, scheint mir zweifelhaft, und zwar schon deshalb, weil diese, in ihrer Mehr­heit den bürgerlichen Klassen angehörende Jugend in den höheren Schulen der Epoche des Kaiserreichs zu einer politischen Dent= weise erzogen worden ist, welche sie zumeist für Argumente, wie die des Ministers Wirth, taub gemacht hat. Den meisten von ihr ist der ,, Radikalismus des Haffes" das nächstliegende politische Emp

finden.

Man komme nicht und wende ein, die Sozialdemokratie erziehe ja auch die ihr zugängliche Jugend zu einem Radikalismus des Hasses. Das wäre eine Begriffsverdrehung übelster Sorte. Der Haß, den die Sozialdemokratie lehrt, ist von dem der bürgerlichen Jugend unserer Tage verbreiteten Haßempfinden weltenweit unter­schieden. Er wendet sich gegen den Kultus überlebter Vorurteile, midereinander. Er ist der Haß gegen verbiffenen Nationalismus, gegen geistige Beschränktheit, gegen die Verhegung der Nationer der Haß gegen den völkermordenden Krieg, der Haß gegen Aus­beutung und Unterdrückung. Mit einem Wort: ein Empfinden, umspannenden Liebe zur Menschheit als die große, einheit das auf dem Boden tiefempfundener Liebe erwächst, jener melt­heitlich entwickelte Gattung, deren Wohlfahrt bedingt ist durch das Verständnis für die ihr durch ihr wirtschaftliches Dasein vorge­schriebene Solidarität und die Schaffung von dieser Solidarität dienenden Einrichtungen. Kurz, nicht ein die Entwicklung schädigender, sondern im Gegenteil ein für sie fruchttragender Haß! Ein Haß, der um so befruchtender wirken wird, je radikaler er als ein foziales Empfinden begriffen und praktisch betätigt wird.

Denn radikal hat hier die Bedeutung der Fundierung eines Ge dantens auf rücksichtslos, das heißt bis in seine letzten möglichen Auslegungen, folgerichtiges Denken. Radikal heißt: teine An­wendung eines aufgenommenen Gedankens, einer zum Bekenntnis erhobenen Doktrin scheuend. Heißt daher für die Praris des Ber­fassungslebens der deutschen Republik die Durchführung der in ihrer Verfassung von Weimar   niedergelegten Grundsäze bis in ihre legten Konsequenzen, nämlich die Verwirklichung das strikte der uneingeschränkten Demokratie Gegenteil der von Wirth mit Recht verpönten Schwärmerei jener bürgerlichen Jugend, deren Berwirklichung in flaren Worten nichts anderes sein würde, als die von Personen oder konspirativen Sondergruppen ausgeübte brutale Dittatur. Ho

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Die Boltsbühne wird auch im kommenden Winter eine längere Reihe von Tanzmatineen veranstalten. Bisher wurden verpflichtet: Vera Storonel und Gruppe, die Arbeitsgemeinschaft junger Tänzer", Palucca, Harald Kreuzberg und Yvonne Georgi  , Tanzgruppe Dorothea Günther, München  , Mary Wigman  , Raden Mas Jodjana.

Vera Sforonel tanzt am 14. an Stelle von Mary Wigman   die tänzerische Hauptrolle in Talhoffs Totenmal". Weitere Aufführungen folgen Mitte und Ende Auguſt.

Karl Ballentin als Theaterdirettor. Nun geht auch der berühmte münchener Stomiter Stari Ballentin unter die Theaterdirettoren. Er eröffnet im Serbst ein Stabarett Bien- München" unter eigener Regie. Ob er sein Geschäft auch so verstehen wird, wie seine Vorbilder?

der

die alten Mitgliedskarten Volksbühne umzutauschen und Neuanmeldungen vorzunehmen