Einzelbild herunterladen
 

?!r. 37?-» 47. Jahrgang

± Aeilage des Vorwärts

Donnerstag, 44. August 4930

Die neue Momment

In 170 m Länge aberspannf die neae Monumentenhrücke die Ge­leise des Anhalter Außer.bahnho's. Niehl weniger al$ 27 G e- leise führen anter dieser Brücke durch, die als eine der längsten Brücken Berlins anzusprechen ist- Drei Zwischenpfeiler in Abständen von etwa 40 m tragen die gewaltige Stahlkonstrukiion, deren Gesamt­gewicht 1500 t beträgt. Nur aller­bester Stahl fSt 52"), von be­sonders hoher Festigkeit, fand Ver­wendung. Charakteristisch für die neue Brücke ist, daß die Träger nicht hinausragen, sondern voll­ständig unter der Fahrbahn liegen. Letztere hat eine Breite von 19 m. Zwei Sfraßenbahngeleise sind be­reits eingebaut, über die an­schließende Linienführung ist in­dessen noch nichts bekannt. Die neue Brücke wird eine wesentlich bessere Verbindung zwischen den Stadtvierteln Schöneberg und Kreuz- berg schaffen. Die alte Holzbrücke war schon ein regelrechtes Ver­kehrshindernis geworden, da sie nur Lastkraftwagen mit geringem Ladegewicht vertrug. Lag doch ihre Entsfehungszeit noch vor Er­bauung des Empfangsgebäudes Anhalter Bahnhof , also zu Anfang der 70er Jahre, und war durchaus dem damaligen Verkehrs- niveau angepaßt. Mit dem Bau der neuen Brücke wurde von der

Reichsbahn erst im Sommer 1929 begonnen; der Verkehr mußtq inzwischen über die Kolonnenbrücke geleitet werden. Schon im Herbst d. J. wird die neue Brücke, die namentlich vom Kreuzberg aus gesehen einen außerordentlich schnittigen Ein­druck macht, dem öffentlichen Verkehr übergeben.

Oer Lleberfatl auf das Postauto. Beute: 42500 Mark. Bei dem Uebersall aus das postaulo bei Eichendorf im Begierungsbezirk Magdeburg, über den wir in der gestrigen Abendausgabe berichteten, wurden von dem Räuber insgesamt 12 500 Mark erbeutet. Wir erfahren noch folgende Einzelheiten: Zwischen den Ort- fchasten Bier und Glöthe bei Magdeburg verkehrt ein Postauto, das außer den Geld- und Briefjsndungen auch Fahrgäste befördert. Am Mittwoch stieg in den Wagen bei der Haltestelle Eichendors ritt einzelner Passagier, ein Mann. zu. Während die Fahrt fort- gesetzt wurde, kam hinter dem Postauto«ine dunkelgrüne Limousine der, deren Führer dauernd lau:« Hupensignale gab, atz ob er dos Postauto zum Ausweichen vekanloisen wollte. Der Postchausfeur, der wußte, daß die Landstraße breit genug zum Vorbeisohren war, wunderte sich über die Signale und wandte sich schließlich nach dem anderen Wagen um. Im selben Augenblick versetzte ihm der in Eichendorf zugestiegene Fahrgast wuchtige Schläge mit einem Totschläger oder Gummischlauch aus den Kopf. Besinnungslos sank der Chauffeur zusammen und verlor'di« Herrschaft über dos Steuer. der Wagen kam ins Schleudern uNd roste inden Graben. Der Führer wurde von seinem Sitz herobgeworfen und blieb schwer verletzt und bewußtlos liegen. Der Fohrgast, der de» An. griff aus den Fahrer gemacht halte, durchwühlte hastig die Sendungen und nahm, soweit sich bisher hat seststellen lassen, mindestens einen Wertbrief an sich, der 17 500 Mark bares Geld enthielt. Was er sonst noch geraubt hat. ist noch nicht ermittelt. Der Räuber sprang dann in die grüne Lnnousin«. deren Führer mit im Komplott ge-

wesen sein muh. Der Wag�n jagte in schnellem Tempo davon. Landarbeiter, die von den Feldern her den Uebersall mitangesehen hatten, liefen herbei, konnten aber das Räuberauto weder anhalten noch seine Nummer erkennen. Sie nahmen sich des verletzten Chauffeurs an und sorgten für feine Uebersührung in ein Kranken- Haus. Während der wenigen Minuten, in denen der Ueberfallene zu sich kam, konnte er ein« kurze Beschreibung des Täters geben. Danach war es ein Mann von etwa 23 bis 25 Jahren.

Gelbbriefträger niedergeschlagen. Magdeburg , 13. August. In einem Haus« in Arummenellenbogen wurde heute früh von drei Personen aus einen Geldbriefträger ein Raubübersoll verübt. Er wurde mit einer Eisenstange niedergeschlagen nnd dann seiner Geldtasche beraubt. Auf die Hilferufe des Geldbriefträgers nahmen Hausbewohner und Stroßenpassantsn die Verfolgung der Täter auf. Es gelang, zwei von ihnen, den Dekorateur Albert und den Gärtner Kaue, festzunehmen und die Geldtasche sicher- zustellen. Der Geldbriesträger imird« mit schweren Kopfverletzungen dem Kronkenhauz zugeführt. Selbstmord im Hotel. Gestern nachmittag verübte der ZOjährige Kaufmann Oskar G o ck im Hotel Karlsbader Hof in der M i t t« l st r a ß e 23 Selbst- mord durch Erschießen. Der Lebensmüde hatte sich«inen Schuß in die Schläfe beigebracht, der den sofortigen Tod herbeiführte.

Neuer v-Bahnhof Stadion. Verbesserung der Zugsicherungs- und Signalanlagen. Zur Verbesserung und Erweiterung des Untergrundbahn- Hofs Stadion, der im Dezember 102!) in Betrieb genommen wunde, den Mosienverkehr anläßlich der Sportveranstoltungep auf der Grunewald -Rennbohn und im Deutschen Stadion ober in seiner gegenwärtigen Anlage nur noch mit Rot bewältigen kann. sind jetzt umfangreiche bauliche und technische Erwsiterungsarbeiten im Gange, die kaum vor Ende des Jahres zum Abschluß kommen werden. Während bisher nur provisorisch» Holzbauten für den Fahr- kartenverkauf usw. vorhanden waren, hat man jetzt ein massives Bahnhofsgebäude errichtet, das noch den Entwürfen von Professor Grenander erbaut und bereits im Rohbau fertig- gestellt ist. Doneben wird aber auch ein völliger Umbau der Gleis-, Zugsicheritngs- und Signalanlagen und zwar auf Beran- lassung der Aufsichtsbehörde vorgenommen, weil die bisherigen Einrichtungen nicht mehr den Massenverkehr bei den Sportveran- sialtungen zu bewältigen in der Lage sind. An Stelle des ur- sprünglich vorhandenen einen Bahnsteiges werden drei Bahn- steige mit zwei Ankunfts- und zwei Abfahrtsgleisen eingerichtet werden. Nach Fertigstellung dieser neuen Anlagen, die erst noch Vollendung der sieuen Zugsicherungs- und Signoleinrichwngen dem Verkehr übergeben werden können, wird' der Bahnhof Stadion, der bekanntlich als Einschnittbahnhof den Endpunkt der Strecke Reichs- kanzlerplatz bildet, auch den größten Massensturm ohne Mühe be- wältigen können. Es wäre allerdings wünschenswert, wenn dafür Sorge ge- trogen würde, daß auch der Weg, der vom Bahnhof zum Stadion führt, ausgebessert wird. Oer Giurz aus dem D-Zug. Selbstmordversuch oder llngluckeifall? wie zu dem Sturz der Reisenden aus dem v-Zug in INuldenflein bei Vitterseld noch aus halle ergänzend mitgeteilt wird. haben sich die Verletzungen der 78jährigen Krankenschwester Säte Simon aus der Augsburger Straße- als nicht so schwer herausgestellt, wie es zuerst den Anschein hatte. Fräulein S. war zunächsi bewußtlos ins Bitlerfelder Kranken- haus gebracht worden, dort konnten die Aerzte zum größten Er- staunen außer mehreren tiefen, aber ungefährlichen Fleischwunden, keine weiteren Verletzungen feststellen. Die Patientin, die sich offenbar von dem ausgestandenen Schrecken gestern noch immer nicht i holt hatte, konnte über die eigentliche Ursache des Absturzes aus dem in(50° bis 70-Kilometer°Gcjchwindigkeit dahinbrausendcn Aug bis' r nicht vernommen werden. Es wird daher auf Grund des Befundes vorläufig weiter angenommen, daß sich Fräulein S. aus dem Zuge stürzte, um freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Nach einer anderen Version soll es sich wieder um einen Unfall handeln und man rechnet mit der Möglichkeit, daß die junge Berlinerin urzj.er. der Einwirkung eines Rauschgiftes hinausgejprungen ist. Bälle Klarheit darüber kann erst die polizeiliche Vernehmung bringen.

Dreijähriger in Regentonne ertrunken. Aus tragisch« Weise ist am Mittwoch der Sreifahrrge Herbert Raddatz ums Leben gekommen. Der Kleine weilte bei seinen Großeltern in der Laubenkolonie ,,G a r:« n f r e u n d«" in Friedrichsselde zu Besuch. Während die alten Leute in der Wohn- loub« hantierten, machte sich der Jung« an der Regentonne. die bis obenan gefüllt war, zu schaffen und siel hinein. Als das Unglück einige Zeit später bemerkt würde, war das Kind bereits t o t.

SINClAIRLfWIS

aii

'ROMAN

Natürlich, ich weiß, wie das ist. Hab' erst neulich zu einem Bekannten gesagt:Ja, verdammt und zugenäht!" sag' ich,..scheint doch schwieriger zu sein, mit einem Menschen hier in New York in Verbindung zu bleiben, als wenn er in Chikago wohnt. Nim, Hunt hat geheiratet Sie wissen ja, desselbe Mädchen, das damals beim Mittagessen mit uns ge- wesen ist und er hat'n niedliches, kleines Häuschen in Secaucus . Er ist immer noch bei der Lowry. Guter Posten eigentlich, zweiter Buchhalter, steckt regelmäßig seine hübschen siebenundzwanzig fünfzig ein, und sie haben auch schon ein Kind, und ich kann Ihnen nur sagen, sie ist eine prächtige Frau, eine gescheite, prächtig« kleine Frau. Ja. und jetzt sagen Sie mal, Fräulein Golden, wie geht es Ihnen? Fluscht olles, wie's joll?" ..Ja. so ziemlich.". Na, das ist recht. Sie taten gut, sich nen tüchtigen Mann auszusuchen, der was schafft..." Nein, ich werde niemals heiraten. v>ch werde... Ja, warum denn nicht? So ein hübsches, kluges Mädchen wie Sie. hockt da im Büro! Eine Frau gehört nicht ins Büro. Gehört schon'n Mann dazu, um das auszuhalten. Ein eigenes Heim ist der richtige Platz für eine Frau, außer vielleicht so 'nen spitznäsigen alten Dragoner von einer Frau, wie die Kassiererin in unserem Laden,'s wär'ne Schande,'n nettes Heim mit ihr zu verunzieren! Ja. wissen S'e, die wollt' mir mein Urlaubsgeld nicht auszahlen und sagte, ich hätte schon zuviel Vorschuß..." Aber Herr Schwirtz, was soll denn em armes Madchen anfangen, wenn Ihr großen und möchtigen Männer sie nicht heiraten wollt?" ..Pah! Hat wohl in Ihrem Fall keine Schwiengkeüen, das will ich wetten!" O doch, wenn ich so hübsch wär wie die Nose Larsen das ist nämlich ein Mädchen, das in demselben Heim wohnt tvie ich oh! ich könnt sie fressen, so hübsch ist sie; sie hat

lockiges. Haar und groß« braune Augen und ein rundes Gesicht wie die Pagen auf diesen mittelalterlichen Bildern.. Ja, das ist alles ganz schön mit diesen hübschen Mädchen. Die passen zu den Jungens, mit denen«ine kecke Nase und hübsche Beine wichtiger sind als Verstand. Na, Sie haben ja bemerkt, daß ich Sie sofort wiedererkannt habe, während Sie hingegangen sind und den armen alten Eddie Schwirtz glatt vergessen haben. Jawoll, mein Fräulein! Absolutest und senkrecht'oergessen. Ich fürchte, von diesem Schlage werde ich mich noch lange nicht erholen." Das ist aber ungerecht, Herr Schwirtz: Sie wissen doch. es ist nicht es ist beinahe ganz.finster hier auf der Terrasse, trotz der Lampen. Ich habe Sie kaum sehen können. Und außerdem, Hab' ich Sie erkannt ich Hab' mich nur nicht gleich an Ihren Namen erinnern können." Hm, das hört man gerne, aber dem armen alten Eddie hat es trotzdem das Herz gebrochen ich, ich denk da immer an Ihren schönen Teint und an das goldene Häar und wie klug Sie damals beim Essen geredet haben wenn Hunt es nämlich zuließ und selber die Schnauze hielt tatsächlich, ich erinnere mich noch genau, wie Sie den alten Kerl nach- geahmt haben wer war das nur? der alte Pedant, der die Handelsschule leitete, wie hieß er nur?" Herr Whiteside?" Una war schrecklich glücklich und ganz bei der Sache. Weitab und kaum erinnerlich waren Fräu- lein Magen und die anstrengende Frau Lawrence: und das Büro des Herrn Troy Wilkins schwand dahin. Ja. ich glaube, so hieß er. Erinnern Sie sich noch. Sie machten uns vor, wie er in der Klasse einen Vortrag hielt und Stuß quatschte, und wie ihm immer der Zwicker von der Nase fiel und er ihn beim Reden immer wieder an der Schnur auffing erinnern Sie sich nicht, wie Sie ihm nachmachten? Na, und ich dachte, die jetzige Frau Hunt ich weiß nicht mehr, wie sie hieß, bevor Sandy sie geheiratet hat na, ich dachte, sie kriegte noch die Platze vor Lachen. Die hat Sie gräßlich bewundert, kann ich Ihnen sagen; Hab ich genau gemerkt." Dieses Lob war Unas Ohren nicht unwillkommen, doch wehrte sie geziemend ab:Nun, sie hielt mich wahrscheinlich nur für eine verknöcherte, dumme, alte Person, so alt wie... So alt wie Eddie Schwirtz, was? Bitte, fahren Sie nur fort, ipich ZU beleidigen! Ich kann schon was vertragen! Aber ich will Ihnen bloß jagen, ich werde erst nächsten Ok- tober breiundoierzig. Also passen Sie einmal auf, Kleinchen. ich weiß genau, wann eine Frau eine ander« bewundert.

Und lassen Sie siä? von mir sagen, wenn Sie jemals, so wie ich, einmal von St. Paul aus ein paar Monate lang mit Kurzwaren gereist wären, nie wieder! Farben und Lacke sind für Eddie gut genug, jeden Tag meines Lebens aber wenn Sie so einer' Herde weiblicher Einkäufer Ware ver- kauft haben, dann wissen Sic. wie es aussieht wenn ihnen wirklich etwas gefällt. Nicht, daß ich vielleicht was gegen die Frauen im allgemeinen sagen will, verstehen Sie, ober Sie wissen doch selbst, als Frau, daß die meisten Damen Gott segne sie! falsch sind wie die Katzen und nicht zu­geben würden, daß eine andere schön ist, und wenn sie so hübsch wäre wie Lilian Gish gewachsen wie eine Tanne und angezogen wie keine andere in der Stadt." Ja, vielleicht manchmal", sagte Una. Sie fand Herrn Schwirtz nicht langweilig. Und was ich eben sagen wollte: Das war nicht fchrver zu sehen, wie Sandys Mädel Sie zumindest für Trumpf-Ls hielt. Hing die ganze Zeit mit den Augen an ihrem Mund." Aber was fand sie denn so Bewundernswertes?" Na na na! Sie wollen mir wohl die Würmer aus der Nase ziehen?" Nein, wirtlich nicht!" Unas Wangen brannten vor.Ent- zücken. Sie fühlte sich nach Panama zurückversetzt nach Panama , wo junge Männer stundenlang auf dunklen Ter- rassen junge Mädchen necken und ihnen sagen, daß sie schön seien... Herr Schwirtz war geradezu und lustig, wie die Leute in Panama ; aber er war so viel tatkräftiger und er- folgreicher als Henry Carson; so viel herzlicher als Charlie Martindale; so überlegen durch seine Kenntnis der Straßen New Yorks , der Kaffeehäuser und der Stadtberühmtheiten und das bedeutet« für Una, die neubekehrte New Yorkerin, das einzig ausschlaggebende Wissen. Ihre Schaukelstühle knarrten in vollkommener Harmonie. 'S gibt schon eine ganze Menge von Dingen, die man an Ihnen bewundern könnte. War' ja möglich, daß die Talmadge noch hübscher ist als Sic, möglich: aber ich zum Beispiel schwärme nun schon seit jeher für diese Sorte Mädels, wie Sie sind blondes Haar, hübsche klare Augen und nur so bis zur Schulter so ein Mädel, das sich vor dem Kamm zusammenkauern könnte und»dann aussieht, als wäre sie dort gewachsen nicht eines von diesen hochnäsigen, immer und ewig duldenden, falschen Frauenzimmern. Nein, auch nicht eine van diesen aufgeputzten New-Yorker Puppen, sondern klug und hübsch..." (Fortsetzung folgt.)