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Der Abend
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Nr. 378 tis B 188
enter47. Jahrgang
18 Hanis inim
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Nazis als Straßenräuber
Sie machen Gefangene und mißhandeln sie-
Ueber das letzte Berbrechen der Nationalsozialisten wird uns aus Mainz geschrieben:
Die beiden Musiker H. und Pf., beide aus Mainz- Kastel , hatten am Freitagabend bei einer Vereinsgesellschaft auf der Ingelheimer Aue tonzertiert. Gegen 1 Uhr nachts begaben sie sich auf dem Heimweg und benuzten dabei die Kaiserbrücke. Als die beiden, die ihre Fahrräder bei sich hatten, in die Nähe der Tankstelle, die sich hinter der Schiffswerft Ruthof befindet, tamen, saben sie vor sich ein Last auto halten, um das etwa 20 Personen freisten. Im Glauben, es handle sich um einen Unglücksfall, wollten die beiden Radfahrer näherkommen, doch schon waren sie von den Autoinsassen umzingelt und wurden mit Fragen bestürmt, ob sie auf das
Auto geschossen hätten. Dieſes wurde entschieden von den beiden Radlern bestritten. Im Berlauf der Unterhaltung stellte sich
heraus, daß es sich bei den Autoinfassen um
Nationalsozialisten aus Wiesbaden handelte, die allerdings keine, Uniformkleidung trugen. Die Nazis famen von Mainz- Mombach , wo sie an dem betreffenden Abend eine Bersammlung abgehalten hatten, und sich dabei eine gründliche Abfuhr holten. Die Nationalsozialisten gingen nun dazu über, die beiden Radfahrer nach Waffen zu untersuchen. Als die ergebnislose Untersuchung beendet war, durften die Radler meiterfahren. Doch sollten sie nicht meit fommen. Plößlich tauchte vor ihnen aus dem Dunkel ein Trupp Nationalsozialisten auf, von denen ein junger Bursche
einen der beiden Radfahrer anrempelte und dem Gestürzten das Fahrrad entriß. Mit dem Rufe: Ich habe ein Fahrrad gefunden," eilte das Hitlerbürschchen zu dem Auto und verstaute dort das geraubte Fahrrad.
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Die beiden Radfahrer eilten dem Straßenräuber nach und konnten auch erreichen, daß ein Führer der Räuber veranlaßte, das Rad wieder herauszugeben. Wieder durften die beiden Fahrer ihres Wegés ziehen. Doch halt faum waren sie 200 Meter von der Horde entfernt, als sie Motorgeräusch hinter sich vernahmen. In voller Fahrt fauste ein Motorradfahrer einher und versperrte den Radfahrern den Weg. Im Sturmschritt folgten ihm zirka 30 Hiflerianer, deren Führer an die vom Rade abgestiegenen Musiker die Frage richtete: Wo tommt Ihr her?" Auf die Antwort der beiden, daß sie in Momba ch gewesen seien und dort Mufit gespielt hätten,
fielen die Rowdys über die Ueberfallenen her und trak. tierten sie in brutaler Weise mit Schlägen, Gummiknüppel, Messer. Der Musiker Pf. stürzte, nachdem die Rotte ihn niedergeschlagen hatte, blutüberströmt und bewußtlos zu Boden. H. erhielt schwere Schläge auf Kopf, Nacken und einen Messerstich, der ihm die Unterlippe durchbohrte.
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Polizei im Bunde mit den Verbrechern
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Stammlotal der Nationalsozialisten, Nähe des Polizeipräsidiums, haltgemacht. Die Opfer mußten ebenfalls das
die Ueberfallenen, ohne nach ihren Wunden zu sehen und ohne ihnen Verbandsmaterial zu reichen, obwohl der Pf. aus Mund, Nase und Chren blutete, in Einzelzellen einsperrte.
Auto verlassen und wurden mit in das Lokal genommen. Die Wirtschaft war besetzt mit Nationalsozialisten, die die zurückkehrende Horde mit Jubel begrüßte. Auch die Wirtin beteiligte sich an dem ,, feierlichen" Empfang mit dem Rufe:„ Schlagt der Zellen. Andere Beamte nahmen die Verhandlungen auf und die Lumpen tot."
Die Wirtschaftsinjassen bildeten Spalier und ließen die Opfer Spießruten laufen. Wieder prasselten unaufhörlich Schläge auf die Bedauernswerten herab.
Als sich die Raufburschen wieder gestärkt hatten, transportierten
sie zu allen Sohn noch in der Nacht gegen 2 Uhr die Opier auf das Bolizeipräsidium Dort waren einige Beamte an wesend, denen die begleitenden Nationalsozialisten die Ueberfallenen als diejenigen vorstellen, die angeblich auf sie geschoffen hätten Dabei leistete sich ein Polizeibeamter, der anscheinend, wie Ausdrud: hättet Ihr doch die Kerle totgeschlagen." sein Benehmen zeigte, intime Beziehungen mit den Nazis pflegt, den un seßte ein Berhören und Aufnehmen der' Personalien ein, das
damit endete, daß man
Erst am anderen Tage, gegen 12 Uhr. öffneten sich die Pforten überzeugten sich alsbald von der Unschuld der Kasteler Musiker. Der Gerichtsarzt wurde herangezogen, und stellte bei dem H. einen Messerstich fest. Erst um 23 Uhr nachmiltags wurden die Gefangenen" der Nationalsozialisten freigelassen. Lückenlos war ihre Unschuld bewiesen, während mun gegen die Straßenräuber ein Strafperfahren eingeleitet worden
iſt. Besonders hervorgetan bat fich in dem„ Freiheitskampi" der Hitlerführer Gimbel, auf dessen Haupt der größte Teil der Schuld fällt.
Die beiden überfallenen Kasteler Musiker sind Mitglied keiner Bartei oder politischen Organisation und haben sich seither noch nie politisch betätigt.
Wir erwarten, daß nun endlich gegen diese Verbrecherbanden energisch vorgegangen wird, und vor allem, daß die preußische Regierung im Wiesbadener Polizeipräsidium aufräumt.
Freie Bahn für Preissenfung
Zwangsmaßnahmen gegen Kartelle vom Reichswirtschaftsrat empfohlen
sobald als möglich diejenigen Fälle mitzuteilen, in denen die Regierung ein Eingreifen für notwendig hielt, damit der Reichswirt nahmen gutachtlich beraten kann. schaftsrat die Regierung bei den von dieser durchzuführenden Maß
all Die Reichsregierung hat am 29. Juli den Reichswirtschaftsrat| müsse. Der Reichswirtschaftsrat bittet daher die Regierung, ihm um ein Gutachten zu der wichtigen Frage gebeten, ob in der gegenwärtigen schweren Wirtschaftskrise die kartellmäßigen Preisbindungen den Preisabbau volkswirtschaftlich hindern und 3 wangsmaßnahmen der Regierung, sei es zur Aufhebung der ob kartelle, jei es in anderer Form, volkswirtschaftlich geboten wären. Der wirtschaftspolitische Ausschuß des Reichswirtschaftsrats hat dieses Gutachten jetzt erstattet. In allen praktischen Fragen, bei denen es auf eine Senkung hoher Kartellpreise ankommt, ist das Gutachten des Reichswirtschaftsrates positiv, und die Regierung hat nun das vom Reichswirtschaftsrat erbetene Patent zur Durchführung der neuen Kartellverordnung.
heißt es in dem Gutachten, sei es grundsäglich notwendig, auf jede Bei der gegenwärtigen Notlage der deutschen Wirtschaft, so wirtschaftlich mögliche Senkung der Preise hinzuwirken. Der Anwirtschaftlich mögliche Senkung der Preise hinzuwirken. Der Anteil der Waren mit fartellmäßig gebundenen Preisen werde von Regierungsstellen für das Jahr 1929 auf 15 von 50 bis 60 Milliarden M. Industrieumfaß geschätzt, also
auf 25 bis 30 Proz. des deutschen Industrieumfahes überhaupt. Jedenfalls seien die kartellmäßigen Preisbindungen von erheblicher Bedeutung für die Gesamtpreislage, zumal solche Preisbindungen gerade bei sehr wichtigen Rohstoff und Halbfertig waren vorliegen. Einmütig war der Reichswirtschaftsrat der Meinung, daß eine allgemeine und plötzliche Beseitigung jämt herbeiführen Wenn auch eine durchgängige Aufhebung der Kartellpreise, d. h. letztlich ein Verbot der Kartelle, nicht empfohlen werden könne, so sei es doch erwünscht,
Dieses Gutachten des Reichswirtschaftsrates schafft für Preissenkungen bei den Kartellen freie Bahn. Die Reichsregierung hat ein positives Gutachten erhalten, in dem steht, daß Preissenkungen bei den Kartellen notwendig sind, und daß die Reichsregierung nunmehr Maßnahmen im einzelnen zu treffen hat. Wir warten auf diese Maßnahmen.
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USA . kontrolliert Preissteigerung. Regierungsmaßnahmen gegen Spefulation.
Washington , 14. Auguft.( Eigenbericht.) Die Bundesregierung beschloß die schärfste Bekämpfung der sich immer mehr ausbreitenden Nahrungsmittelspekulation. Sur Unterbindung der wilden Preistreibereien in den von der Dürre heimgesuchten Gebieten ordnete sie strenge Aussicht an. Die Spetulanten mit landwirtschaftlichen Produkten sollen strafrechtlich verfolgt werden. Auf Vorstellungen des New- Yorker Abgeordneten Laguardia verfügte die Bundesregierung gleichzeitig die Herausgabe eines täglichen Preisbulletins, nament
Dabei schlugen die Nationalsozialisten auch noch auf ihre Opfer licher Preisbindungen erhebliche Verschärfungen der gegenwärtigentiá dort, wo die spekulativen Machenschaften besonders fühlbar sind.
ein, als diese vollständig wehrlos am Boden lagen. Mehrfach fielen dabei die Worte:„ ,, Das sind die Lumpen und Büttel, die geschossen haben." Die Zerstörungswut der nationalsozialistischen Freiheits" Helden richtete sich auch gegen die Kleidungsstücke der Ueberfallenen. Man riß ihnen förmlich die Kleider in Stücke. Als fich die Prügelmut der Nazi einigermaßen gelegt hatte,
warf man in großem Bogen die Opfer auf das Auto, wo die dort verweilenden und noch von feinem Kampf ermüdeten National- Rowdys erneut auf die Wehrlosen herstürzten. Faust und Gummitnüppelschläge und Fußtritte hagelten nur so auf die bedauernswerten Opfer herab. Auf dem Auto fanden die beiden Radfahrer noch zwei junge Burschen im Alter von 15 und 16 Jahren vor, die man auf die ähnliche Weise überfallen und gefangen" genommen hatie.
Als die Nazis endlich ihr Mütchen einigermaßen gefühlt hatten, fuhren sie mit ihren Opfern davon. Unterwegs jehlte es natürlich nicht an ,, liebevollen" Fußtritten und dergleichen. In Biesbaden, wohin die Gefellen fuhren, murde vor einem
die Bindungen in einzelnen Fällen, wo unange
städtischen Preistommiffion für alle wichtigen JahDie New- Yorker Stadtbehörden beschlossen die Einsetzung einer rungsmittel und die Bekanntgabe des täglichen Durchschnittspreises mittels Radio und Preffe.
meffen hohe Preiſe oder Preisspannen vorliegen, nötigenfalls Strafanzeigen des ,, Vorwärts"
durch Anwendung der Regierungsvollmachten zu beseitigen. Bei der wichtigen Frage der Martenartitel ergab sich feine vollständig einheitliche Stellungnahme des Ausschusses. Es hat aber offenbar die Mehrheit die Nachteile der Preisbindungen bei den Markenartikeln jo hoch eingeschätzt, daß der Reichswirtbei den Markenartikeln so hoch eingeschätzt, daß der Reichswirt fchafistat der Regierung empfiehlt, auf Grund ihrer Bollmachten die Preisbindungen der Verkäufe für die Lebens- und Genußmittel, die in der Form der Markenware vertrieben werden, zugleich allgemein aufzuheben; ferner sollen alle Rechtsmittel angewendet werden, um umgehungen( Weiterlieferungsverbote, Sperren und ähnl.) nachdrücklich zu verhindern.
Im Reichswirtschaftsrat besteht Einmütigkeit darüber, so heißt es weiter, daß mit möglichster Beschleunigung Klarheit über die von der Reichsregierung auf dem Gebiet der Preisbindungen zu treffenden Maßnahmen im einzelnen herbeigeführt werden
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Gegen Horlemann und Ernst Schneller .
Der„ Borwärts"-Berlag, gez. Theodor Glode, und die Borwärts"-Redaktion, gez. Friedrich Stampfer , haben gegen den Photographen Horlemann, W. 57, und gegen den verantwortlichen Redakteur der„ Roten Fahne", Schneller, Strafanzeige erstattet; gegen H. wegen versuchten Betruges, der darin bestand, daß er untermifcht mit anderen echten Bildern der sozialdemokratischen Custgarten- Demonstration vom 1. August der„ Vorwärts"-Redaktion das Bild einer anderen Demonstration zusandte und sie dadurch irreführie; und gegen Craft Schneller wegen Berleumdung, weil er die Behauptung der„ Roten Fahne" zu verantworten hat, daß die Redaktion des Borwärts" durch Fälschung des Bildes ihre Lejer habe beschwindein wollen.