Das englische Beispiel.
Anerkennung praktischer Arbeiterpolitif.
London , 15. Auguft.( Eigenberichi.) Nach einer arbeitsreichen Tagung hat der Kongreß der Bergarbeiter seine Verhandlungen beendet. Noch einmai haben die Vertreter von 532 000 organisierten Bergleuten ihren Willen und ihren Wunsch kundgetan, am Siebenstunden tag festzuhalten und ihn zu erringen. Gleichzeitig wurden die Grubenbesitzer deutlich gewarnt, mit dem Gedanken einer Lohnreduzierung zu spielen. Die soziale Lage der Berg arbeiter zu heben, die ohnehin seit Jahren am meisten unter der englischen Krise zu leiden haben, das war das Leitmotiv der Kongreßberatungen. Was aber gleichzeitig aus den Reden und Beschlüssen der Tagung hervorleuchtete, war das Betenntnis und die Treue der Bergarbeiter zur Arbeiter. regierung. Der Kongreß mußte, daß diefe Labour- Regierung nur eine Minderheit im Parlament besitzt, und daß sie nur durch Kompromisse leben fann. Ebenso hatte man die Einficht, daß diese Arbeiterregierung nur schrittweise vorantommen tann und es nicht in ihrer Macht stehe, gegen die bürgerliche Mehrheit das Blaue vom Himmel zu holen.
Eine Minderheitenentschließung, die indirekt ein Mißtrauensvotum gegen die Arbeiterregierung und gegen die jetzige Erefutive der Bergarbeitergewerkschaft bedeutet, wurde u. a. vom früheren Präsidenten der Organisation, Smith, befürwortet und von Cook bekämpft. Mit Zwei brittelmehrheit lehnte der Kongreß nach zweitägiger De
batte die Resolution ab.
Am deutlichsten kamen diese Erkenntnisse und dieses Wissen am legten Verhandlungstag bei der Vorstandswahl zum AusDrud. Da wurde einmal die kommunistische Zellen bildung innerhalb gewisser Distrikte scharf verurteilt und der Borstand beauftragt, der nutzlosen und verbandsschädigenden kommu nistischen Kritik und den Spaltungsbestrebungen mit fester Hand ein Ende zu bereiten. Als ein kommunistischer Delegierter hiergegen fprechen wollte, erhob sich erbert Smith, um im Namen
seines Bezirtes zu erklären, dieser tommunistische Delegierte habe feinen Auftrag von seinen Distriktskollegen, das Wort zu ergreifen. Auch die Vertreter Schottlands machten es deutlich, daß bei ihnen die gewaltige Mehrheit des Verbandes mit den kommu nistischen Spielereien nichts zu tun haben wolle.
Aber niemand anders als Herbert Smith, der ehemals verdienstvolle Präsident des Bergarbeiterverbandes, mußte am eigenen Leibe erfahren, wie wenig die englischen Bergarbeiter diesen Utopien geneigt sind, und wie klar fie trotz aller Not die praktische, wenn auch mühselige und langwierige Tagesarbeit anerkennen, möge sie selbst nur schrittweise zum Ziele führen. Smith hat im vergangenen November die Präsidentschaft des Verbandes niedergelegt, als Protest gegen das von der Arbeiterregierung dem Parlament vorgelegte Bergbaugeset. Smith glaubte dieses Gesez vor dem Verband nicht vertreten zu können, weil ihm die darin enthaltenen Verbesserungen nicht groß genug für die Bergarbeiterschaft schienen. Darauf übernahm der Bizepräsident Richards die Verbandsleitung. Bei der diesmaligen Neuwahl des Präsidiums standen sich Smith und Richards als Kandidaten gegenüber. Richards erhielt 432000 Stimmen, Herbert Smith unterlag mit 100 000 Stimmen. Die große Mehrheit des Kongresses fonnte es ihm nicht vergessen, daß er das Verbandsschiff in einer der schwierigsten Situationen verlassen hatte, wo es mehr denn je auf die Zielklarheit und Erkenntnis des zur Führung Berufenen anfam. Auch als Kandidat für den Generalrat der englischen
Gewerkschaften unterlag Smith zweimal gegen Richards und Cool. Zum Vizepräsidenten des Verbandes wurde Edwards- Northcumberland gewählt und E. Swan wird den Verband in der Erefutive der Labour Party vertreten.
Zum Schluß des Kongresses sprachen Smith und Richards be= geisterte Worte für die Einheit und Größe des Verbandes und der Arbeiterbewegung. Mit Recht konnte der Generalsekretär Cook am Ende der Verhandlungen sagen, daß diese beiden Reden der große Abschluß einer großen Tagung gewesen seien.
Gerichtsurteil im Angestelltenkonflikt. schaften erscheinen feit langem Blakate dieser Art; der Arbeiter, der
Gehaltstürzung bei Kurzarbeit ist tarifwidrig.
Die Brennabormerfe in Brandenburg hatten bei Einführung von Kurzarbeit die Gehälter der Angestellten gefürzt. Daraufhin ist Feststellungsflage beim Arbeitsgericht in Brandenburg erhoben worden, das eine Entschei dung fällte, die auch für den Konflikt in der Berliner Metallindustrie von Interesse ist.
In dem Urteil heißt es, daß die Brennabormerte verpflichtet find, die bisherigen Gehälter unverfürzt weiter zu zahlen, weit die Kurzarbeit für Angestellte mit gleichzeitiger Kürzung der Gehälter gegen den Tarifvertrag vera stoße, der, Mindestgehälter festsetze. Die Lohneinheit für Angestellte sei das Monats gehalt. Die bisherigen Urteile des Reichsarbeitsgerichts bezogen sich auf Arbeiter, bei denen die Lohneinheit, der Stundenlohn, nicht angegriffen wird. Da im Tarifvertrag die Kurzarbeit nicht vorgesehen sei, sei auch daraus zu folgern, daß nicht beabsichtigt war, Kurzarbeit einzuführen.
Bekanntlich haben die Gewerkschaften auch im Berliner Kon flitt eine Feststellungsflage eingereicht. Die Entscheidung des Ar beitsgerichts in Brandenburg dürfte deshalb von großer Bedeutung für die Entscheidung des Berliner Arbeitsgerichts sein.
Arbeitslosigkeit durch Notprogramm. Etwas mehr Planmäßigkeit, bitte!
Die steigenden Fürsorgelast en infolge der Arbeits. Tosigkeit haben besonders in Sachsen zahlreiche Städte in eine bedenkliche Lage gebracht. Besonders schlimm steht es um die Industriestadt Freital im Plauenschen Grunde. Die Stadt fämpft vor allem gegen die beabsichtigte Stillegung der Gußstahlwerte Döhlen A.-G., die Jahrzehnte Tausende von Arbeitern beschäftigten. Durch Begleitung der Reichsbahnaufträge( Schienen, Oberbaumcterial usw.) nach dem Westen, droht den Werken Auftragsmangel. Beim sächsischen Wirtschaftsminifterium liegt daher bereits der Stillegungsantrag vor. Alle politischen Gruppen und Barteien protestieren einmütig gegen die Benachteiligung der sächsischen Wirtschaft bei der Bergebung der Aufträge der Reichsbahn und der Reichsbehörden. Präsident Bräsident Wolff von der Dresdener Handelskammer erklärte, nach dem Urteil aller Fachleute seien die Döhlener Werke durchaus leistungsund lebensfähig.
Wir haben bereits wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß Die Verteilung der Arbeitsaufträge aus der Arbeitsbeschaffung der Reichsbahn unbedingt in engster Fühlungnahme mit den Landesarbeitsämtern vorgenommen werden muß. Man darf ermarten, daß nun bald in dieser Hinsicht zwischen Reichsbahn und Reichsanftelt für Arbeitslosenversicherung flare Verhältnisse geschaffen werden. Das Notprogramm soll die Arbeitslosigkeit ein Dämmen, nicht vergrößern!
Der Tod droht.
Unfallverhütung durch das Bild.
Im Jahre 1928 ereigneten fich in den bei den gewerblichen Berufsgenossenschaften versicherten Betrieben Unfallstodes: fälle 209 an Arbeitsmaschinen, beim Transport 1428, durch Fall 657, auf dem Wege von und zur Arbeit 542. Die Gesamtheit der Unfallstodesfälle in Deutschland betrug 26 000.
Die Zahl der tödlichen Unfälle in den berufsgenossenschaftlich versicherten Betrieben gerade an den gefährlichen Arbeitsmaschinen erscheint verhältnismäßig niedrig. Sie ist die Folge der immer ge= merbsmäßiger ausgebauten Schuhvorrichtungen an den Maschinen. Vollkommene Sicherung vor Gefahren fönnen aber auch die besten Schuhvorrichtungen nicht gewähren; oft genug mird aus Nachlässigkeit und Gedankenlosigkeit von ihnen auch kein Gebrauch gemacht. Der komplizierte Mechanismus einer Maschine bleibt für den Unvorsichtigen außerdem stets eine Gefahr. Und wer heute nicht die Augen offen hält, für den ist das ganze hastende Leben erfüllt mit Unfallmöglichkeiten die sich in den meisten Fällen vermeiden lassen.
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In allen Betrieben hängen die Unfallverhütungsvorschriften aus; mie viele Arbeiter haben sie wirklich bewußt gelesen? Bei wie vielen haben diese Borschriften den Willen zur Befolgung ausgelöft? Ein Bild, das eindrucksvoll und einfach den Höhepunkt einer Gefahr oder die Folgen cines Unfalls darstellt, zwingt jeden zur Auf mertfamteit.
Im Auftrage des Berbandes der Deutschen Berufsgenossenbeim nächsten Schritt in ein Kellerloch stürzen muß, das fahrlässige den Kollegen offen ließen, der erblindete Bergmann , der vor Folgen unvorsichtiger Arbeitsweise warnt, der Tod, der sich aus einem Zigarettenwölfchen am Arbeitsplatz formt, reden eine eindringliche Sprache. Gie mahnen mit dem Plakat, das einen Unfallperlegten im Krankenbett zeigt:„ Lies Unfallverhütungsvorschriften nicht erst im Krankenhaus!"
Doch gegen eine allzu gleichförmige Ermahnung, sei sie auch noch so eindringlich, stumpft der Mensch schließlich ab. Es gilt, das Notwendige auf immer neue Art zu jagen. Die 343 Unfallverhütungsbilder, die bisher erschienen sind, geben Be trieben aller Art die Möglichkeit, die notwendigen Ermahnungen abwechslungsreich und einprägsam zu wiederholen. An geeigneter Stelle dürften besonders erfolgreich auch alle die Bilder wirken, die die Ausführung von Schutzmaßnahmen zeigen mit der antwort heischenden Frage: Weshalb geschieht dies oder jenes? Die Diskussion über die Notwendigkeit der Schuhmaßnahmen wird hier durch unwissende Kollegen immer neu heraufbeschworen. Sehr nützlich find Lohndüten mit den verschiedenen Unfallverhütungsbildern, durch die Unterhaltungen über Gefahrenschutz bei der Arbeit auch in die Familie getragen werden können.
In den Nachtragsheften zu dem Hauptverzeichnis Unfallverhütung durch das Bild" befinden sich übrigens eine ganze Reihe wirkungsvoller Plakate, die sich auf die vermeidbaren Gefahren des allgemeinen Lebens zu Haus und auf der Straße beziehen. Auch diese Bilder verdienen meitestgehende Verbreitung.
Der DMV. weiht sein Haus ein.
Man muß die Feste feiern wie sie fallen.
Am Sonntag findet in Berlin die Einweihung des neuen Verwaltungsgebäudes des Deutschen Metallarbeiterverbandes statt, das in der Alten Jakobstraße 148-155 in unmittelbarer Nähe des„ Vorwärts" errichtet worden ist und bereits die von Stuttgart übergefiedelte Leitung und Verwaltung des Verbandes beherbergt. Die Einweihung des Eisernen Hauses ist der Auftakt zum Verbandstag der Metallarbeiter. Der Begrüßungsabend für die Teilnehmer am Berbandstag findet am Sonntagabend im Berliner Sportpalast statt.
Der Verbandstag der Riesengewerkschaft der Metallarbeiter fällt in eine stürmische Zeit. Die Konflikte in der Metallindustrie häufen sich. Im Augenblick steht die Arbeitszeitfrage für die Metallarbeiter im Bezirk Nordwest wieder im Vordergrund, in der Berliner Metallindustrie sind die Angestellten von Entlassung und Gehaltskürzung bedroht, was auch den Arbeitern nicht gleichgültig sein kann, und dann stehen die Reichstagswahlen vor der Tür, in denen die freien Gemertschaften diesmal in vorderster Front Schulter an Schulter mit der Sozialdemokratie fämpfen, weil die unmittelbarsten Lebensinteressen der Arbeiter durch den sozialreaktionären Borstoß des Kabinetts Brüning in der Arbeitslosenund Krankenversicherung , sowie in der Lohnfrage aufs ärgste bedroht sind. Unter diesen Umständen kommt der Tagung der größten deutschen Gewerkschaft besondere Bedeutung zu.
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In Kiel findet am 25. und 26. August im Gewerkschaftshaus eine Konferenz der im Gesamtverband organisierten Gemeinde arbeiter statt. Ihr folgt am 27. und 28. des Monats eine Konferenz der Gas, Wasser und Elettrizitäts. arbeiter. Im Anschluß daran tagt die ebenfalls in Kiel Internationale dieser Arbeitergruppe.
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Unchrißliches Christentum.
Die Lügenkampagne fleigert sich.
Seitdem die freien Gewerkschaften an die Arbeiterschaft den Appell gerichtet haben, mit aller, Kraft für den Sieg der Sozialdemokratie bei den Reichstagswahlen zu kämpfen, greifen die Organe der christlichen Gewerkschaften in ihren Wahllügen mit Vorliebe die freigemerfschaftlichen Führer an. Dabei versteigerte sich der Zentralverband der christlichen Fabrit und Transportarbeiter zu Agitationsmethoden, die über die Grenze des Erlaubten arg hinausgehen. Eins seiner Gewerkschaftsblättchen, Gut Brand", bringt eine Notiz, worin August Bren, dem Führer des freigemerfschaftlichen Fabritarbeiterverbandes vorgeworfen wird, mit dem Scharfmacher Hugenberg für die Ableh
mung des Notopfers ber Beamten und der Aufsichtsratsmitgfieber von Aftiengesellschaften, sowie für die Ablehnung der höheren Besteue rung der Einkommen über 8000 Marf gestimmt zu haben! Diese Abstimunung, so schreibt das christliche Gemertschaftsorgan, reihe fich mürdig derjenigen an, in der der Abg. Bren im Jahre 1929 für die Verschlechterung der Arbeitslosenunterstügung der Wanderarbeiter, der Bendelarbeiter, der Saisonarbeiter und der Arbeitslosen mit etwas ausbefiß gestimmt habe! Im gleichen Atemzug behauptet das christliche Lügenblättchen, die sozialdemokratischen Gewerkschaftssekretäre häften durch ihren Antrag, die Notverordnung aufzuheben, das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Reichsregierung gestört und dadurch die Massenarbeitslosigkeit von neuem gefördert.
Die
Diese Anwürfe gegen die freien Gewerfjchaften find ebenjo dumm mie frech. Nächstens werden die Christen noch here fommen und erklären, die Notverordnungen des Kabinetts Brüning seien von der Sozialdemokratie beschlossen worden. Krankenversicherungsreform haben sie ja bereits dem früheren sozialdemokratischen Reichsarbeitsminister Wissell aufs Konto zu setzen versucht. Daß das Zentrum im Reichstag bei so und so vieien Anlässen die Sozialdemokratie i m Gtich ließ, wenn sie die Befizenden zu den Lasten heranziehen wollte, davon wissen die braven Christen absolut nichts.
Die Christen wollen andere Leute für ihre Sünden verantwort lich machen. Sie wissen nämlich ganz genau, was das Kabinett Brüning alles auf dem Gewissen hat. Sie wußten sogar von vornherein, daß die Arbeiter von den Regierungskünften Brünings nichts Gutes zu erwarten hatten. So schrieb„ Gut Brand", das Lügenblättchen der christlichen Fabril. und Transportarbeiter, als die Frontkämpferregierung ans Ruder tam, böser Borahnungen voll, von Stegerwald und Brüning: Beide sind schon vor längerer Zeit aus den Diensten unserer Bewegung ausgeschieden. Sie sind dann vollständig unabhängig von unserer Bewegung geworden. Die Bewegung fönne ihnen feinerlei Weisungen oder Richtlinien geben. Selbstverständlich auch feinerlei Berantwortung für über= ihre Handlungen und Entscheidungen nehmen."
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Das ist's. Die Christlichen wollten und wollen die Handlungen und Entscheidungen des Kabinetts Brüning nicht verantworten, und Sozialdemokratie deshalb machen sie kurzerhand die dafür verantwortlich!
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Entspannung in Nordfrankreich. Starte Zunahme der Betriebe. die bewilligt haben. Paris , 15. August.( Eigenbericht.)
Die Entspannung im Liller Streifrevier hält meiter an. In Lille selbst sind 28 000 Streifende zur Arbeit zurückgekehrt, nachdem die Unternehmer ihre Bedingungen angenommen hatten. Ein starker Optimismus herrscht auch in der Gegend von Roubaix und Tour coing . In Tourcoing sind nur noch 26 000 Arbeiter von 45 000 im Streit, in Roubaig hat sich die Zahl der Streifenden von 47 000 gleichfalls auf 25 000 ermäßigt. Für Montag hofft man auf das Zustandekommen von direkten Berhandlungen zwischen dem Textilfonsortium und den Streifenden.
Der französische Arbeitsminister Laval wird am kommenden Montag noch einmal versuchen, die Gegensätze im nördlichen Industriegebiet beizulegen. Der sozialistische Bürgermeister von Lille , der Abgeordnete Salengro, hat sich am Donnerstag in das Arbeitsministerium begeben und den Minister gebeten, cine Abordnung der Gewerkschaften zu empfangen, um mit ihnen die Maßnahmen zu besprechen, die im Interesse einer Arbeitswiederaufnahme ergriffen werden müßten. Der Arbeitsminister hat sich bereit erklärt, diese Abordnung am Montag zu empfangen und Gleichzeitig die Arbeitgeberverbände eingeladen, an der Besprechung teilzunehmen.
Belästigung der Arbeitslosen.
Durch politisch mastierte Rowdys.
Die Kommunistische Partei hat den Anfang damit gemacht, die ,, Stempelstellen", die Arbeitsnachweise, 3u in stematischer politischer Agitation zu mißbrauchen. Aus der Not der Arbeitslosen sucht sie parteipolitischen Honig zu faugen. Die wartenden Arbeitslosen sind sozusagen gezwungen, die alleinseligmachenden Tiraden der kommunistischen, Rollfommandos über sich ergehen zu lassen. Widersprüche tommen gegen deren schlagfräftigen Faust argumente nicht auf.
Das Treiben der Kommunisten hat nun die hatenkreuz=
lerische Konkurrenz auf den Blan gerufen. Was jenen als recht erscheint, nehmen diese für sich als billig in Anspruch. Wie weit es schon gekommen ist, dafür als Beispiel die folgende Zuschrift:
,, Als erwerbsloser taufmännischer Angestellte: bin ich leider genötigt, zweimal wöchentlich auf den Nachweis Kaiser Wilhelm- Straße zu gehen. Der Hof dieses Nachweises hat sich zu einem förmlichen Kriegslager der Haten= freugler entwidelt, die hier aus der Not der crwerbslosen taufmännischen Angestellten noch glauben Riemen schneiden zu können. Als Republikaner oder auch nur Andersgesinnter wird man sofort von den Hitlerburschen tätlich bedroht bzm. wird man dann von diesen aufgelauert vor dem Nach weis.
Wie ich feststellen fonnte, sind es fest organisierte Trupps, die anscheinend van irgendeiner Stelle aus dirigiert werden. Auch ich wurde heute, als id) Stempeln ging, tätlich bes droht und dann auf der Straße weiter perfolgt, jo daß ich direkt in das naheliegende Warenhaus Tieß flüchten mußte. Man tommt sich diesen Burschen gegenüber geradezu mie voge frei vor."
Wie wollen die Arbeitslosen sich vor diesen provokatorisch auftretenden Rowdys schützen? Die Polizei fann nicht neben jeden Arbeitslosen auf dem Arbeitsnachweis einen Beamten stellen. Dennoch muß diesem Treiben der Stoßtrupps vor den Arbeitsnachweisen wirtjam begegnet werden, um ihm ein Ende zu machen.
Achtung, Kartonnagenarbeiter und-arbeiterinnen! Die Firma 3uder u. Ca., Seifenfabrik, Mühlenstr. 51/52, versucht in der Rarionnagenabteilung die Löhne abzubauen. Die Firma ist deswegen gesperrt. Es wird vor Annahme von Arbeit nach diesem Betriebe gewarnt.
Verband der Buchbinder und Papierverarbeiter. Ortsverwaltung Berlin .
Juaendaruppe des Zentralverbandes der Angestellten Heute, Sonnabend: Spiel und Sport ab 19 Uhr auf dem Sportplatz im Humboldthain.
Gewerkschaftsbewegung: Berantwortlich für Bolitik: Dr. Curt Gener: Wirtschaft: 6. Klingelhöfez; 3. Steiner; Lotales Feuilleton:&, S. Döscher; und Sonstiges: Frik Raritädt: Anzeiaen: Th. Glode: fämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruderet und Berlagsanstalt Paul Singer u. Co., Berlin G. 68, Lindenstraße& Sierzu 2 Beilagen.