Verbandstag der Millionengewerkschaft
Die stärkste Gewerkschaft der Welt in ihrem neuen Verbandshaus
Gehezt und schifaniert von der Polizei, verfolgt von den Gerichten, ausgestoßen von der Gesellschaft und dem Staat waren die Gewerkschaften anfangs der neunziger Jahre, als der Deutsche Metallarbeiter- Verband gegründet wurde und seinen Sitz in Stuttgart aufschlug. Stuttgart liegt weit ab vom Zentrum Deutschlands und den Hauptzentren der Metallindustrie. Aber damals wurde dort nicht preußisch regiert. Polizei und Gerichte waren liberaler. Dem Klima und dem Volkscharakter entsprechend gemütlicher.
Inzwischen sind die wenigen Tausend, die sich vor jezt bald 40 Jahren im DMV. zusammenfanden, zu einer Million angewachsen, zu
der stärksten Gewerkschaft der Welt. Und nun hält der DMV. wieder seinen Verbandstag ab. Er ist gestern mit der Einweihung des neuen Hauptquartiers und der Feier im Sportpalast begonnen worden. Wenn der DMV. heute nach der Hauptstadt der deutschen Republik übersiedelte, so gewollt, daß damit sichtbar verbunden ist der Ausdruck der Kraft, des aufstrebenden Willens der Million Arbeiter und Arbeiterinnen, die in ihm vereinigt find. Und deshalb hat er in unmittelbarer Nachbarschaft des Hauptquartiers der Sozialdemokratie sein Heim auf
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Wir sind die Macht. Nicht Fürstlichkeiten, sondern wir, die Masse, sind der Staat. Wir formen auch den städtebaulichen Ausdruck.
geschlagen. Dieses Heim ist die vollendete architektonische| hervor, daß das neue Haus ein Wahrzeichen der Werktätigen sei: Verkörperung des Geistes und der Macht der zum Sozialismus strebenden organisierten Arbeiterschaft. Buchtig hoch gereckt, von Licht durchflutet, harmonisch in sich gefestigt sind seine Linien.
In einem Augenblick, in dem die reaktionären bürgerlichen Parteien die Kühnheit haben, die Arbeiterschaft ausstoßen zu wollen aus diesem Staat, den die Arbeiterschaft errichtet, aufgebaut und mit Einsatz ihres Lebens verteidigi hat, ist die Einweihung des Metallarbeiterhauses und die Eröffnung des Verbandestages
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im schönsten und-im besten Sinne des Wortes elegantesten Saale von Berlin , im großen Festsaal von Kroll die rechte Antwort an die Reaktion. Wir find willens", rief heute in seiner Eröffnungsrede der Vorsitzende des DMV., Genosse Reichel aus wir sind willens, auch die lehte kraft einzusehen für die Sozialdemofratie, um sie zum Siege zu führen. Sie gehört zu uns und wir gehören zu ihr." Das war das rechte Wort und der rechte Auftakt zum Verbandstag, den wir begrüßen und dem mir unsere herzlichsten Wünsche aussprechen.
In Gemeinschaft mit der Sozialdemokratie
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Als Vertreter des Internationalen Arbeitsamtes sprach dessen Berliner Vertreter, Direktor Donau . Den Dank der Jubilare des DMV. übermittelte Genosse Strede. Die Grüße des Vorstandes. der Sozialdemokratischen Partei überbrachte Landtagspräsident Genosse Bartels. Er hob in seiner Rede hervor: Die Arbeiterschaft befindet sich gegenwärtig meinem schweren Abwehrfampf auf politischem Gebiet.
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Wir stehen vor den Reichstagswahlen. Es geht dabei um die Lebensfragen der Arbeiterschaft; die Gewerkschaften find an dem Ausgang dieses Wahlkampfes am stärksten intereffiert. Aus den Ausführungen des Gen. Bartels flang- wie aus den meisten dieses Tages deutlich die Erkenntnis: das alles ist mehr als eine Einweihungsfeier, mehr auch als Auftakt zu dem Berbandstag einer Riesengewerkschaft; es ist das Betenntnis der Arbeiterschaft zur Einigkeit, die heute notwendiger ist als vielleicht jemals, soll nicht mühsam Errungenes wieder in Trümmer gehen. Es ist aber auch die Betonung der Macht der geeinten Arbeiterschaft, der Wille zum Kampi, menn es ohne Kampf nicht geht. Der humorvoll flingende Sag, den Genosse Brandes auf die Rede des Vertreters des Reichs. arbeitsministers erwiderte:„ Wir werden uns bestimmt immer im Reichsarbeitsministerium einfinden, wenn Sie die Absicht haben, unzulängliche Schiedssprüche für verbindlich zu erflären," mar gleichzeitig die deutliche Erklärung der Bereitschaft zum Wirtschaftstampf, wann und wo er sich notwendig macht.
Wir stehen augenblicklich mitten drin in diesem Kampf, in dem Kampf, den Großindustrie und Junker gegen die Arbeiter führen,
war dem Kampf zwischen Kapital und Arbeit, den die Regierung
Die gestrige Einweihung des Metallarbeiter Verbandshauses spilms nog noBrüning heraufbeschworen hat. Genosse Urich hob das deutlich Das Haus des Deutschen Metallarbeiter- Verbandes ist vollendet. nosse Scherm, der frühere Berliner Bevollmächtigte Genosse in seiner Ansprache hervor, die er im Rahmen des festlichen BeiSchlicht in der Form, harmonisch in den Linien, zweckmäßig und Cohen und andere mehr, vom ADGB . Theodor Leipart, Paul fammenseins hielt, das zur Eröffnung des 19. Verbandstages solid bis ins fleinste, mit hellen Korridoren und hellen Zimmern, Umbreit und Kube, vom Vorstand der Sozialdemokratischen am Abend im Sportpalast repräsentiert es einen neuen Geist, eine neue Welt: die sinnvolle, Partei die Genossen Bartel und Crispien, Bertreter der lebensverbundene Kunstform des werkschaffenden Volkes. Am ausländischen Bruderorganisationen, der Behörden, wie auch die Sonntag wurde das Haus in dem die Hauptverwaltung des Delegierten zum Verbandstag. DMV. bereits tätig ist seiner Bestimmung feierlich übergeben.
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Für den Hauptvorstand hielt der Verbandsvorsitzende Genosse Brandes eine kurze Begrüßungsansprache. Er gab einen Ueberblick über die Entwicklung des DMV., der bei seiner Begründung por 40 Jahren im Hinblick auf den noch immer in Preußen und seiner Hauptstadt herrschenden Geist des Sozialistengesetzes feine Zelte in der Hauptstadt des damals noch toleranteren Württemberg
Die Besichtigung des neuen Hauses mußte in zwei Gruppen um eine schönere und lichtere Zukunft aufzubauen. Mit der Ber erfolgen, die je das ganze Haus füllten. Sie hatte um 9 Uhr begonnen und währte bis zum Mittag. Um 1 Uhr vereinigten sich die Teilnehmer zu der
Einweihungsfeier im Gewerkschaftshaus.
Hier begrüßte der Vorfizende Reichel die Erschienenen. Den
Einweihung
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veranstaltet war. Der einfache, eindrucksvolle Schmuck des Saales und des Podiums, das den Aufruf: Proletarier aller Länder, vereinigt euch! in Riefenlettern trug, Gesang und Sprechchordarbietungen schufen das Bild einer wahrhaft proletarischen Festfultur. Doch der Inhalt der Darbietungen und die Festrede erinnerten: wir feiern ein Fest, froh und selbstbewußt, aber in einer harten Zeit, vor einem schweren Kampf. In Krolls Festsälen wird der Verbandstag abgehalten, betonte Urich, an derselben Stätte, wo sich die deutsche Unternehmerschaft zusammenfand und von der sie ihre Angriffsschrift gegen die Arbeitermassen, die Broschüre: Aufstieg oder Niedergang, ausgehen ließ, in der u. a. Aufhebung der Gewerbefreiheit, Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft, Verschlechterung der sozialen Versicherungen, Herabsetzung der Löhne und Gehälter gefordert wird.
An dieser Stelle wird das Parlament der Metallarbeiter tagen und den Unternehmern
die Front der eisernen Internationale entgegenstellen. Die Regierung Brüning hat das Programm der Junker und Schwerindustriellen restlos zu verwirklichen gestrebt; bjekt wird mit Hilfe des§ 48 eine Dittatur gegen die ardes Metallarbeiter- beitende Klaffe durchgeführt. Es liegt an uns, am 14. Sep
Verbandshauses
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aufschlug. Die Organisation der Metallarbeiter war deshalb teine| Sinn des neuen Hauses faßte er in die Worte: Ein jeder Mensch. süddeutsche Angelegenheit. Schon als das erste Hunderttausend sich der recht zu wirken denkt, muß auch das beste Werkzeug haben. um die Fahne des Verbandes fcharte, zeigte sich, daß er eine Sache Dann führte er aus: Nicht den Metallarbeitern allein, der gesamten der gesamten deutschen Arbeiterschaft war. Auch der Begründer Arbeiterschaft gilt unsere Arbeit. Was heute in fleinen Ansäzen und erste Vorsitzende des Verbandes, Alexander Schlide, war der Demokratisierung der Wirtschaft vorhanden ist, das ist das Werk fein Süddeutscher, sondern Berliner . Rasch und stetig, mur von der der gemeinsam Schaffenden der neuen Zeit. Wir setzen uns mit Weltkatastrophe des Krieges und der Wirtschaftskatastrophe der In- aller Entschiedenheit für die Ausgestaltung dieses Werkes ein und flation unterbrochen, stieg die Mitgliederzahl und damit die Macht geloben, es fortzuführen über die Gegenwart hinaus, furve des Verbandes. Deshalb fonnte man jetzt mit ruhiger Sicher legung seines Siges verbindet der DMB. die feste Absicht, seine heit den Entschluß fassen, die alten, längst zu eng gewordenen Wirkungskraft noch weiter zu steigern. Freunde und BundesRäume zu verlassen und nach Berlin zu übersiedeln in das neue genossen werden uns alle sein, die mit uns schaffen Haus, das wie das alte dem Dienst am Volte, vor allem dem Dienst an der Arbeiterklasse dienen wird. Schon die Lage des bäudes läßt erkennen, daß der DMV. gewillt ist,
mit der Sozialdemokratie in treuer Gemeinschaft
zu arbeiten, damit der Aufstieg der Arbeiterklasse rascher und schneller noch vorwärtsschreite als bisher.
Für die Architekten des Hauses, Mandelsohn und Reichel, nahm Herr Mendelsohn das Wort, der allen Mitarbeitern dankte und betonte, daß mit diesem Bau mehr geschaffen werden sollte, als nur eine Arbeitsstätte: er ist ein Symbol der machtvoll aufstrebenden, weltgestaltenden Arbeiterklasse. Namens der Baukommission sprach der Hauptkassierer des Berbandes, Genosse Schott, den Behörden, den Bauleitern und den Arbeitern den Dank aus für die gute Förderung und Gestaltung des Wertes.
Unter den zahlreich erschienenen Gästen befand sich eine Reihe der alten Garde, so der frühere Verbandsoorsigende Genoffe Schlice, der frühere Rebatteur der Metallarbeiter- Zeitung Ge
am Aufbau einer besseren Zukunft. gul Aber entschlossenen Widerstand werden wir allen denen entgegen setzen, die unsere Errungenschaften beschneiden, unseren Aufstieg hemmen wollen.
Der Ministerialdirigent im Reichsarbeitsministerium Dr. Mewes brachte für dieses und das preußische Ministe rium für Handel und Gewerbe die Glückwünsche. Er erklärte: Der Ernst der Zeit bringt es mit sich, daß in das neue Hous auch die Sorgen mit einziehen; aber wir wollen hoffen, daß wir einen neuen und dauernden Aufstieg nehmen werden. Reichsarbeitsministerium begrüße aufrichtig die Möglichkeit einer ständigen engen Fühlungnahme mit dem DMV.
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Für die Stadt Berlin hieß Stadtrat Wuzky den Verband willkommnen. Nirgendwoanders als in dieser Stadt, von deren dieser Bürgern ein Fünftel von der Metallindustrie lebt, hätte er besser und richtiger sein neues Hauptquartier aufschlagen tönnen. Für den Bezirt Kreuzberg sprach Bürgermeister Dr. Herb; er hob
tember dieser Regierung die gebührende Antwort zu geben. Stür mischer Beifall hinderte hier den Redner am Beitersprechen. Endlich konnte er fortfahren: Es gilt, Front zu machen gegen diesen Klassenkampf, der jetzt in der brutalsten Form von der BrüningRegierung eröffnet wurde.
Am 14. September gilt die Parole: nicht nur gegen diese reakfionären Parteien, sondern für die Sozialdemokratie! An diesem Tag muß der Siegeszug der Arbeiterschaft gekrönt werden und der einmütige Wille zum Ausdrud fommen zur Zusammenarbeit der Maffen, gegen die Unterdrückung, gegen Gewalt und Kriegsgreuel, für die Freiheit, für die Welt der Zukunft, für ein neues, glüdlicheres Geschlecht.
Auf den Schlachtfeldern Europas bauten die Kapitalisten Paläste: nur der Sieg der Sozialdemokratie fann Gewalt und Unrecht ausrotten.
„ Germania " und anglikanische Kirche . Die Kritif am Vorwärts" unberechtigt".- Aber sie will Die Kritif am Vorwärts" unberechtigt".- Aber sie will den springenden Punkt nicht sehen.
Auf unseren Nachweis, daß die ausführliche Wolff- Meldung über den Geburtenregelungsbeschluß der anglikanischen Kirche genau das Gegenteil von dem besagt, was die Germania " hierüver zuerst veröffentlichte, informiert das Zentrumsblatt, unserer Auffaffung gemäß, seine Leser nunmehr richtig. Aber noch kann es nicht begreifen, daß es sich, um mit der katholischen„ Churst- Times" zu sprechen, um eine Revolutionierung der christlichen Moral" handelt. Sie meint nun, daß die Entschließung eine auffallende Unflarheit zu Schau trägt; solche Umschreibungen bergen die Gefahr in sich, mißverstanden und verschieden ausgelegt zu werden... Insofern geben wir zu, daß die scharfe Form der Kritik, die wir an der ersten Darstellung des Borwärts" geübt haben, unberechtigt gewesen ist. Und da es uns fernliegt, auch bei Kontroversen, die nun einmal ausgetragen werden müssen, verlegend zu sein, stellen wir dies ausdrücklich fest."
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Ein etwas schwächliches Bedauern für eine geradezu unqualifizierte Tonart, wie sie sonst nur in der„ Roten Fahne" und im Bölkischen Beobachter" üblich ist!
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Daß der Beschluß der anglikanischen Kirche nichts anderes als ein ,, Durchbruch" ist, ergibt sich auch aus dem zusammenfassenden Bericht der Frankfurter Zeitung ":" Seit Jahren wird die Kirche bedrängt, ihren Bannfluch, den sie gegen die Empfängnisverhütung geschleudert hat, aufzuheben. Jetzt hat sie endlich nachgegeben: Sie läßt die Geburtentontrolle grundsäßlich gelten, menn sie auch ihr, von ihrem Standpuntt aus felbstverständlich, Einschränkungen macht."
Jetzt ist es Zeit
die alten Mitgliedskarten der Volksbühne umzutauschen und Neuanmeldungen vorzunehmen
Jo es sind