Morgenausgabe
Nr. 385
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47.Jahrgang
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Dienstag
19. August 1930
Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.
Die ein paltige Nonpareillezeile 80 Pfennig. Reflamezeile 5,- Reichs. mart. Aleine Anzeigen das jettge brudte Wort 25 Pfennig( zulässig zmet fettgebrudte Worte), jedes weitere Wort 12 Pfennig. Stellengesuche das erste Wort 15 Pfennig, jedes meitere Bort 10 Pfennig. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Beile 60 Pfennig. Familienanzeigen Zeile 40 Pfennig. Anzeigenannahme im Haupt geschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 8 bis 17 Uhr.
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Aufmarsch zur Wahl.
Die Kandidaten der Sozialdemokratie.
Artur Crispien, Hugo Heimann, Klara Bohm- Schuch, Sieg fried Aufhäuser , Carl Litte, Dr. Julius Moses , Erich Lübbe , Franz Rooch.
Wahlkreis 3- Potsdam II:
Wahlkreis 15- Ost- Hannover:
Peine Berlin , Nowad- Harburg, Frau Schreiber- Krieger. Wahlkreis 16- Südhannover- Braunschweig : August Brey - Hannover , Grotewohl- Braunschweig, 3ammert. Hannover , Karsten- Peine, Schaffner- Hannover, Junte- BraunSchweig, Schiller- Göttingen, Richter- Hildesheim.
Wahlkreis 17- Westfalen- Nord: Carl Severing , Carl Schreck, Alfred Janschet, Julius Finke , Franz Künstler , Dr. Kurt Löwenstein, Kurt Heinig , Marie Heinrich Drate, Anton Pytlit. Kunert, Georg Wendt, Fritz Schröder, Paul Becker.
Wahlkreis 4- Potsdam I:
Bissell, Breitscheid , Marie Juchacz , Hermann Müller - Lichten berg , Fritz Ebert , David Stetter, Hermann Salomon.
5.
Otto Wels , Oswald Schumann , Ernst Heilmann , Anton Reiß ner , Else Niewiera, Ostar Wegener.
Wahlkreis 6 Pommern:
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Wahlkreis 8-
Wahlkreis 9 Oppeln:
Stelling, Frida Haute.
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Beims- Magdeburg, Bender- Berlin, Bader- Magdeburg, Ferl Magdeburg, Dr. Bade- Berlin, Seeger- Dessau, Frau Ziegler- Bernburg.
Wahlkreis 11- Merseburg: Merseburg:
Dr. Herk, Peters, Bergholz, Grober. adulm
Wahlkreis 12- Thüringen: August
Frölich, Kurt Rosenfeld, Mathilde Wurm, Georg Diet rich, Paul Voigt, Dr. Aug. Eiemsen.
Wahlkreis 13
Holstein:
Erkelenz' Beispiel.
Demokraten fommen zur Sozialdemokratie.
Königsberg, 18. August.( Eigenbericht.) Der Vorsitzende der Königsberger Demo. kratischen Partei Bialfuch ist zur Sozialdemo. tratte übergetreten. Er begründet seinen Schritt in einem Schreiben an die Demokratische Partei, in dem
es heißt:
Ich sehe mit vielen meiner Gesinnungsfreunde in der ,, Staatspartei", trotz ihrer Gegenerklärung, eine starke Ver lagerung der Kräfte nach rechts und daher keine Durchsehungsmöglichkeit für entschiedene Demokraten. Zu politischen Experimenten ist die Zeit für attive Fortschrittler zu ernst. Es ist nicht anzunehmen, daß außer den tatsäche lichen und vermeintlichen Führern größere Massen 3ur ,, Staatspartei" hinzukommen. Die Jugend wird sich ( ints bzw. rechts, aber niemals in der Mitte konzentrieren, da sie wohl für Kampf und Bewegung, aber nicht für Kompromisse zu
haben ist.
Die Prinzipien der Anerkennung und Gleichberechtigung werden nach alten Erfahrungen auch in der Staatspartei" zu ihrem
Rechte nicht kommen können.
"
Aus diesen Feststellungen ziehe ich die einzig mögliche Konsequenz und erkläre hiermit meinen Austritt aus der DDP. unter Niederlegung sämtlicher Aemter innerhalb der Partei."
don beds adid Bialluch schließt sein Schreiben mit der Erklärung: ,, Als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, der mächtigen Partei der Freiheit und des wahren Fortschritts, will ich für bie fortschrittliche und soziale Republik gern weiter
irten"
Wahlkreis 18
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Westfalen- Süd:
Bostscheckkonto: Berlin 37 536.- Bankkonto: Bank der Arbeiter. Angestellten und Beamten, Wallstr. 65. Dt. B. u. Disc.- Ges., Depofitentasie Lindenstr. 3,
Der Streif in Nordfrankreich.
Für Lohnerhöhung, nicht gegen Sozialversicherung. Paris, Mitte August.
Als vor einem Monat in Nordfrankreich die Arbeiter einer großen Zahl von Textil- und Metallfabriken in den Streit traten, schenkte die öffentliche Meinung dieser Bewegung feine sehr große Beachtung. Ob eine Lohnerhöhung, oder ob die Einführung der allgemeinen, obligatorischen Sozialversicherung den unmittelbaren Anlaß dazu bildete, schien gleichgültig. Denn allzu lange pflegten solche BeweSeit Jahren war es in gungen nie zu dauern. Frankreich zu feinen größeren Streits gefommen, die nicht nach wenigen Tagen abgeflaut wären, chne irgendwelche anderen Spuren zu hinterlassen, als die der Enttäuschung des Proletariats.
Die Spaltung, die in Frankreich ja gerade auf gewertschaftlichem Gebiet verheerend wirkte, schien die Arbeiterschaft, besonders in bezug auf die Anwendung der Waffe des Streits lahm gelegt zu haben. Zur allgemeinen Ueber
Husemann, Brandes, Berta Schulz, Hanseler, Dettinghaus, Ron- raschung trat jedoch im Norden diesmal das Gegenteil von rad Ludwig, K. Spiegel.
Weich
Wahlkreis 24- Oberbayern- Schwaben: Dr. Wilh. Högner, Georg Simon, Hans Unterleitner, Klara Wahlkreis 25- Niederbayern: Toni Pfülf, Michael Burgau.
Wahlkreis 26- Franken: Herm. Müller- Franten, Hans Vogel, Josef Simon, Pucht Seidel, Hans Dill, Frau Lohse.
Wahlkreis 31- Württemberg: Wilh. Keil, Karl Hildenbrand, Erich Roßmann, Dr. Schumacher, Friz Ulrich Wahlkreis 32 Baden:
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Dr. Remmele, Georg Schöpflin, Stefan Meier, Ernst Roth Wahlkreis 33- Hessen- Darmstadt: Dr. David, Dr. Mierendorff, Rigel- Bießen.
Wahlkreis 35- Mecklenburg: Bilh. Kröger, Dr. Leber, Nanny Kurfürst, Karl Moltmann.
Köln, 18. Auguſt( Eigenbericht). Der Bezirksparteitag der SPD ., Obere Rheinprovinz, bestimmte am Sonntag als Spizenkandidaten für den Wahlkreis Köln- Aachen die bisherigen Reichstagsabgeordneten Sollmann und Böckler. An dritter Stelle steht Kapperg- Aachen. Für den Wahlkreis Koblenz- Trier wurde als Spißenfandidat der SPD. der bisherige Reichstagsabgeordne: e Rirschmann bestimmt.
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dem ein, was man zu sehen gewöhnt war. Die Streifbeme= gung breitete sich rasch aus und schließlich beteiligten sich über hunderttausend Arbeiter daran. Jetzt begann die öffentliche Meinung sich dafür zu interessieren und zwar um so mehr, als über den Charakter des Streits, über die Ziele, die die Arbeiterschaft dabei verfolgte, die widersprechendsten Behauptungen aufgestellt wurden.
Die Bewegung ist lediglich auf kommunistische Hezereien zurückzuführen", so fonnte man in den meisten bürgerlichen Blättern lesen. Das war von Anfang an nicht wahr. In Wirklichkeit waren es die der alten CGT.( Confédération Générale du Travail Allgemeiner Arbeitsbund) angeschlossenen Organisationen, die zur Amsterdamer Gewerk schaftsinternationale gehören, die die Initiative ergriffen hatten. Und gerade im Norden stehen diese Organisationen in engeren Beziehungen zur sozialistischen Partei, als dies sonst im übrigen Frankreich der Fall zu sein pflegt. Das hervorzuheben ist wichtig, weil es die beste Antwort auf den großen Pressefeldzug bildet, den das nordfranzösische Unternehmerfonsortium entfachte und durch den es die öffentliche Meinung zu überzeugen suchte, daß die Streitbewegung gegen die Einführung der Sozialversicherungsgesetze gerichtet sei und somit den Widerstand rechtfertige, den das Unternehmertum, wenigstens soweit es in dem Konsortium organisiert ist, seit Monaten gegen die Sozialversicherungsgesetzgebung geleistet hatte.
Mit dieser Taktik gedachte der nordfranzösische Unternehmerverband, an dessen Spize ein ausgesprochner Scharfmacher, Herr Désiré Ley ein früherer Arbeitersteht, ( Die Kandidatenlisten der in der obigen Aufstellung fehlenden zu gleicher Zeit die Streifbewegung zu fempromittieren, Wahlkreise tragen wir in den nächsten Tagen nach.)
Bernhard bleibt abgesägt.
Ein unbekannter Major a. D. fein Nachfolger. Die am Mittwoch der vorigen Woche vom ,, Borwärts" gebrachte Mitteilung, daß der fürzlich erst aus der Deutschnationalen Partei ausgetretene chriftliche Gewerkschaftler Arthur Adolph en Stelle von Georg Bernhard bei den Reichstagswahlen Spizenkandidat der Deutschen Staatspartei" für den Wahlkreis Potsdam I werden sollte, hat in allen demokratischen Kreisen des Wahlkreises einen Sturm der Entrüstung zur Folge
gehabt.
Infolgedeffen trat am gestrigen Montag der Aktionsaus chuß der Staatspartei für Potsdam I noch einmal zusammen, um zur Frage der Spitzenkandidatur Stellung zu nehmen. Finanzminister Söpter Aschoff wohnte selbst der Sitzung bei. Man einigte sich schließlich dahin, daß Potsdam I grundsäßlich der Boltsnationalen Reichsvereinigung( MahraunGruppe) zugesprochen werden sollte, weil die Wahlkreise Berlin, Potsdam II und Frankfurt( Oder) schon demokratische Spizenkandidaten haben.
"
Da aber die Demokraten an ihrem Widerspruch gegen die Kandidatur Adolph festhielten und die Gefahr bestand, daß deshalb die taum gegründete Staatspartei in Potsdam I schnell wieder aufflog, wurde Adolph durch den ebenfalls den Wolfsnationalen" angehörenden Major Hermann ersetzt. An zweiter Stelle steht Frau Elise Fisch, eine Angestellte des Verbandes der Post- und Telegraphenbeamten. Sie gehört der Demokratischen Partei an, wird aber faum gewählt werden.
Der Demokratische Landesausschuß für Hessen hat beschlossen, sich der Staatspartei" zur Verfügung zu stellen. Darauf erklärte der Borsigende der demokratischen Landtagsfrattion, Reiber, angesichts dieses Beschlusses müsse er auf eine Kandidatur verzichten!
einen tödlichen Streich gegen die ihm verhaßten Sozialversicherungsgesetze zu führen und damit auch die Regierung und vor allem den Arbeitsminister Pierre Laval zu treffen, die, allen Warnungen des Unternehmerfonsortiums zum Trog", in der Kammer und im Senat auf die endgültige Durchführung der Sozialversicherungsgesetzgebung gedrängt hatten. Es ist keine Frage, daß es während einer gewissen Zeit dem Konsortium und der ihm ergebenen Bresse gelang, über den Charakter der Streitbewegung ir rezuführen, nicht nur das Ausland über den wahren Sachverhalt und sondern auch einen großen Teil der öffentlichen Meinung in Frankreich selbst. Da die Forderung einer Lohn= erhöhung- denn um diese handelt es sich beim Ausbruch des Streits zusammenfiel mit der praktischen Einführung der Sozialversicherung und der darin sowohl für die Unternehmer als für die Arbeiterschaft enthaltenen Beitragsverpflichtung, fonnte auch bei dem Unbefangenen der Eindruck entstehen, als ob es sich um einen gegen die Sozialversicherung geführten Kampf handelte.
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Allerdings haben die Kommunisten, das heißt die stark nationale angeschlossenen, sogenannten CGTU- Gewerkschaften zusammengeschmolzenen, der Moskauer Gewerkschaftsinterund die französische Kommunistische Partei in der Bariser ,, Humanité" die Barole ausgegeben, daß die Arbeiterschaft die Sozialversicherung als ,, reinfapitalistische Räuberei", als ,, Diebstahl am Proletariat", als sozialfaschistische Irreführung" bekämpfen und vor allem sich weigern müsse, die geforderten Beiträge zu zahlen. Diese ver antwortungslose Hetze der Kommunisten hat dazu beigetragen, den Feldzug des Scharfmacherfonjortiums zu erleichtern und In Wirklichkeit spielen die Kommunisten im hochindustriellen den Charakter der Streitbewegung nach außen zu verzerren. Norden, wo es ihnen bei den Wahlen nicht gelang auch nur einen einzigen ihrer Kandidaten durchzubringen und wo fämtliche Arbeiterbezirke in den Händen der Sozialisten blieben, nur eine untergeordnete Rolle. Die Mittel, die ihnen für die Propaganda zur Verfügung stehen, erlauben ihnen ein weit über ihren tatsächlichen Einfluß hinausgehendes Geschrei zu erheben und die vom kapitalistischen Standpunkt aus begreifliche Bereitwilligkeit, mit der die Bresse des Unternehmertonsortiums diesem kommunistischen Geschrei ihr wohlberech