,, Millionär Heimann."
Die Hehmethoden der„ Roten Fahne".
Wie alljährlich, so hat auch diesmal die Rote Fahne" einen Spigel mit SPD. - Mitgliedsbuch auf die Tribüne des Berliner Bezirksparteitags als Aufpasser geschickt. Obwohl diefer Ehrenmann sich alle Mühe gegeben hat, Stimmung und Verlauf des Bezirksparteitages in ihr Gegenteil umzufälschen, obwohl er jeine langen Ohren jo trampshaft gespitzt hat, daß ein Gelächter und ein paar Zwischenrufe bereits wie ,, ungeheurer Tumult" darin flangen, se ist doch sein Resultat allzu mager, um den nötigen Eindruď von dem ,, gänzlichen Verfall der SPD ." hervorzurufen, den die ,, Rote Fahne" seit zehn Jahren meldet.
Deshalb muß die Rote Fahne" mit schärferen Mitteln angreifen. Sie muß ihren Lesern vorlügen, daß kein Arbeiter auf der Berliner SPD . List e" stände, wobei die aus dem Proletariat hervorgegangenen Abgeordneten wie Crispien, Litke, die ehemaligen Handlungsgehilfen Aufhäuser, Schröder usw. offenbar als„ Bourgeois" angesehen und die Kandidaturen der heute noch im Betriebe stehenden Arbeiter Lübbe und Roch an siebenter und achter Stelle als aussi.htslos" abgetan werden. Dafür wird mit dicken Ueberschriftslettern heroorgehoben, daß auf der Berliner Liste der Millionär Heimann" stehe, wobei Künstlers Worte über die Verdienste unseres 71jährigen Genossen mit echt kommunistischer Gemeinheit dahin glossiert werden: ., das Verdienst ist bei dem Millionär Heimann sicher wörtlich gemeint."
Die Rote Fahne " kann sich derartige Niedrigkeiten deshalb leiften, weil in der Kommunistischen Partei fo gut wie gar feine altorganisierten Arbeiter sind, die noch die Geschichte der Berliner Arbeiterbewegung fennen. Die Berliner Arbeiter, die seit Jahrzehnten in der Bewegung stehen, wissen nämlich so genau, mer Hugo Heimann ist, daß man ihn auch durch die perfidesten Gemeinheiten nicht bei ihnen verleumden kann. Hugo Heimann gehört zu den Genossen, denen ihr ursprünglicher Reichtum genau so zum Vorwurf gereicht, wie einem Paul Singer und Leo Arons .
Wie dieſe hat auch Heilmann den größten Lell feines Delibes für
die Sache Arbeiterschaft geopfert, er ja doch u. a. der Stifter der Volksbibliothet gewesen. Bon dem Millionär Heimann ist jetzt nichts mehr übrig, er hat die Reste seines Vermögens in der Inflation eingebüßt, wobei wir der„ Roten Jahne " gern zugeben wollen, daß Hugo Heimann nicht die Geschicklichkeit eines Wilhelm Münzenberg in geschäftlichen Dingen besessen hat, der es verstanden hat, in diesen Jahren aus Nichts ein Vermögen zusammenzubringen.
Kahl über Sozialdemokraten. Anerkennung durch einen anständigen Gegner. In der Nationalliberalen Korrespondenz" veröffentlicht der Senior der Volkspartei, Geheimrat Kahl, längere Ausführungen, in denen es u. a. heißt:
Wo immer die gesamtpolitische Lage es mir als möglich oder wünschenswert erscheinen ließ, bin ich für den Gedanken der Großen Koalition eingetreten. Nicht immer zur Erbauung der eigenen politischen Freunde. Ich habe ferner in jahrelanger Zusammenarbeit mit Bertretern der Sozialdemokratie in den Rechtsausschüssen so nachhaltige Eindrücke von Sachlich teit und Sachkenntnis, von Verständigungs willen und follegialer Gesinnung empfangen, daß ich auch auf fünftige Gemeinschaftsarbeit die festesten Hoffnungen fege. Jdy fenne endlich kaum eine größere politische Torheit, als den Saz, daß nur ohne oder gegen die Sozialdemokratie regiert werden könne. An diesen Erfahrungen und Auffassungen
halte ich fest."
Da Geheimrat Kahl, der berühmte Rechtslehrer, nicht zu den Volksparteilern gehört, die Interessenpolitit treiben, hat sich die Zusammenarbeit der Sozialdemokraten mit ihm stets als gedeihlich und fruchtbar erwiesen. Daß die kapitalistischen Interessenpolitiker mit der Sozialdemokratie nicht so zufrieden sind, läßt sich verstehen und ist auch ganz in der Ordnung.
Die Generalversammlung der Metallarbeiter
W
mit dem
Das Das Schülerblatt mit dem Hakenkreuz- 100 Mart Geldstrafe
Während im Röntgental- Prozeß gestern die Verteidiger in endlosen Reden immer noch bemüht waren, aus Schwarz Weiß zu machen und Tatsachen in ihr Gegenteil umzukehren, verantwortete sich vor dem Schöffengericht Charlottenburg einer der wahren Schuldigen an den ungezählten blutigen Ueberfällen der Nazis auf Andersdenkende. Herr Ammerlahn, der Redakteur der nationalsozialistischen Schülerzeitung Der Aufmarsch", die wohl auch von Röntgentaler nationalsozialistischen Bennälern mit Fleiß gelesen wurde, hatte in der Nummer vom April dieses Jahres den Studiend rettor Prof. Paul Hildebrand, Direktor des Heinrich- Schliemann- Gymnasiums und pädagogischen Mitarbeiter der Bossischen Zeitung", in der gemeinsten Weise beschimpft. Der Artikel erschien mit einem Trauerrand. Er trug die Ueberschrift Im Dienste Frankreichs " und warf Prof. Hildebrand vor, daß er in der jüdischen Bossischen Zeitung" gegen die deutsche Jugend hehe. Er forderte jeden einzelnen Schüler auf, in seiner Klasse gegen das ,, brutale Stlavensystem", genannt fried lichste Demokratie, sich aufzulehnen. ,, Erst", hieß es da, mit Anfpielung auf den Young- Plan, wirft man euch in Ketten, dann verlangt man von euch, daß ihr es mit Schafsgeduld ertragt."
Prof. Hildebrand hatte eines schönen Tages die Schüler ver sammelt und ihnen verboten, der nationalsozialistischen Schülerorganisation anzugehören. Anlaß dazu gab die Nachricht der Polizei, daß der Schüler seines Gymnasiums, Schlenther, geständig sei, bei dem Ueberfall auf die Reichsbannerleute in Röntgental z mei Schüsse abgegeben zu haben. Es ist der jelbe Schlenther, dessen Schreckschußpistole im Röntgentaler Prozeß so viel von sich reden gemacht hat.
tommiffionär Baul 3ech, der Kaufmann Riefenstahl und der Kaufmann Hinrich wegen fortgefeßten Betruges und Urkundenfälschung angeklagt fino. Sämtliche Angeklagte sind bereits vor. bestraft, Riefenstahl bereits wegen Betruges zu zwei Jahren Zuchthaus und vier Jahren Ehrverlust. Die Angeklagten, die von Rechtsanwalt Dr. Fren und Dr. Philippsborn verteidigt werden, behaupteten heute, daß sie in den meisten Fällen nur darum feine Darlehen auszahlen fonnten, weil die Sicherheiten der Geldbedürftigen nicht groß genug waren. Für den Prozeß, in dem mehr als 100 Geschädigte als Zeugen vernommen werden sollen, ist eine Blatt mehrwöchentliche Verhandlungsdauer vorgesehen, mehrwöchentliche Verhandlungsdauer vorgesehen.
Wahlgelder aus Feindesland". Eine zu früh geplatte Stintbombe. Durch die Rechtspresse Kreuzzeitung" gestern abend ,,, Tag" wird eine Nachricht des Ulmer Tageblatts" ge: schleift, daß nach einer angeblichen Meldung eine franzöfifche Zeitung der französische Bergarbeiterverband 24 000 Franken für die deutschen Gewerkschaften zur Führung des Wahl
heute morgen
-
" 1
kampfs gesammelt hat. Es wird interessant sein, fügt das abl
zu, zu erfahren, ob die deutschen Gewerkschaften oder die SozialFeindesland für den Wahlkampf gegen deutsche Boltsgenossen zu verwenden".
demokratie bereit sind, diese Boltsgenomen
Von dieser angeblichen Aktion ist in den deutschen Gewerkschaftsfreisen nicht das geringste bekannt. Daß der französische Bergarbeiterverband Gelder für einen Wahlkampf außer Landes sammeln wollte, ist schon deshalb ganz unwahrscheinlich, weil er selber vor einer großen Lohnbewegung steht, für die er alles Geld selber braucht. Die Summe von 24 000 Franken= 4000 Mart ist außerdem ein geradezu lächerlicher Betrag. Drittens führen bekanntlich nicht die Gewerkschaften, sondern die Sozialdemokratische Partei
den Wahlkampf. GIST
Daß das ganze nichts als eine blöde Wahlpropaganda darstellt, ergibt sich schon daraus, daß der„ Tag" auffordert, diese Angelegenheit in möglichst allen Wahlkreisen den Wählern mitzuteilen.
" Jede Gumme schnell und diskret!" Riesenschwindel vor Gericht. - Die ganze Firma auf der Anklagebant.
Auf großzügige" Weise hat die Firma Görs u. Kersten ihr Gejchäft ausgebaut, das allen Darlehnssuchern aus ihrer Geldnot helfen follte. Durch große Zeitungsinserate versprach die Firma vor drei Jahren, daß sie jedermann Geld in jeder Höhe schnell und diskret" verschaffen könnte. 1400 Bertreter arbeiteten im ganzen Reich, um Darlehnsfucher an diese Firma zu weisen. w Gegen eine Gebühr von 30 bis 50 m. wurde den Leuten, die Kredit in Anspruch nehmen wollten, die von angeblichen als Ange Beteiligte der Firma selbst waren. Keiner dieser Kaufleute besaß einen Pfennig Geld. Auch sie verlangten zuerst von den Intereffenten eine Gebühr für die Gewährung des Darlehens, das dann niemals ausgezahlt wurde. Nachdem die Firma auf diese Weise mehrere 100 000 m. durch Gebühren ,, verdient" hatte, schritt die Staatsanwaltschaft auf die sich häufenden Betrugsanzeigen ein und strengte gegen die Firma ein Strafverfahren an. Heute begann nun vor dem Schöffengericht Schöneberg dieser Prozeß, in dem der Kaufmann Bruno Görs, der Lehrer Banje, der Bant
Edfdgebern gegeben, die aber nichts anderes estellte und
Wieder Berliner Touristen vermißt.
Fieberhafte Suche nach den Verunglückten.
3nnsbrud, 19. Auguft. Nach einer Mitteilung der Innsbrucker Polizeidirektion find weitere deutsche Bergsteiger in den letzten Tagen, in denen das Unwetter in den Bergen herrschte, als vermißt gemeldet worden, so die 22jährige Studentin der Medizin Gerda 3 hrte aus Berlin
Schöneberg , die im Dehtal vermißt wird. Drei weitere Bergsteiger aus Berlin , namens Pejchte, Frante und Dent, haben seit dem 11. August teine Nachricht mehr gegeben, so daß fie als vermißf gelten. Die Nachforschungen wurden aufgenommen. Die Suche nach den in den Zillertaler Alpen vermißten vier Bergsteigern konnte bisher noch nicht wieder aufgenommen werden, da in dem in Betracht kommenden Gebiet immer noch 1,50 bis 3 Meter Neuschnee liegt. Man hofft jedoch, daß eine von Mayrhofen erneut abgegangene Expedition heute ihre Nachforschungen wieder aufnehmen kann. Für die Auffindung der Vermißten ist eine Belohnung von 500 Schilling festgesetzt worden.
Bei Chamonix hat sich am Montag ein neues Unglück ereignet. Durch eine Lawine wurden zwei Touristen aus Chamonix verschüttet. Der eine war bereits tot, als man ihn aus den Schneemassen befreien konnte, der andere fonnte geborgen werden und wurde ins Hospital nach Chamonix geschafft.
Abschluß der Kranfenfaffen Tagung.
Dresden , 19. Auguft.( Eigenbericht.) Der Krantentassentag des Hauptverbandes Deutscher Kranten tassen nahm heute vormittag die vom Vorstand und Beirat vorgelegten Sagungsänderungen an. Danach soll die Beschlußfaffung über Wahl des Borstandes fünftig Sache einer etwa 350 Bertreler zählenden Delegiertenversammlung sein. Der traditionelle Krankenfassentag bleibt daneben als Demonstrationstag bestehen, soll aber nicht, someit kein Bedürfnis vorliegt, wie bisher alljährlich einberufen werden. Der nächste Kranbentassentag findet in Mainz statt.
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Wegen des Artikels des Aufmarsches" hatte das Provinzialschulfollegium für Prof. Hildebrand Strafantrag gestellt. Der beflagte Redakteur Ammerlahn, ein gelehriger Schüler seines Meisters Goebbels , hatte natürlich nicht den Mut, für das, was er gesagt hatte, einzustehen, sondern wand sich gleich diesem hin und her. Der schwarze Rand sei durchaus kein Trauerrand, wie er bei Todesanzeigen gebräuchlich ist, sondern fände feine Erklärung in technischen Gründen. Im Dienste Frankreichs " sei nicht gleichbedeutend mit ,, im Solde Frankreichs ". Unter ,, brutales Stlanen= system" sei nicht das Erziehungssystem des Prof. Hildebrand, sondern der Young- Plan zu verstehen. Zum Beweis dafür, daß Prof. Hildebrand gegen den nationalsozialistischen Schülerbund hehe, führte der Verteidiger des Angeklagten einen Artikel aus der Bossischen Zeitung" an, in dem den Nationalsozialisten Heuche lei und Berlogenheit vorgeworfen wurde. Das war nicht geschickt. Denn der Nebenfläger fonnte sich für die Heuchelei und Berlogenheit des Angeklagten auf den Aufmarsch" vom 9. Auguſt berufen, worin die nationalsozialistischen Schüler aufgefordert wurden, am Verfassungstag am lautesten Hochrufe auf die Republit auszustoßen und, wenn sie dazu angehalten werden sollten, mit leuchtendem Auge das schwarzrot tönne, die anderen würden schon wissen, was das auf sich habe. goldene Banner zu fragen nur damit man ihnen nichts anhaben Darauf wußte der Angeklagte nichts but fagen
"
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Der Staatsanwalt beantragte Geldstrafe in Höhe von 600 m. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu- sage und schreibe: 100 Mark Geldstrafe! Das sieht geradezu nach Prämie aus, wenn man bedenkt, daß die, die Ammerlahn mit auf dem Gewissen hat, schwere Freiheitsstrafen zu erwarten haben.
Ueberfall auf Autobusschaffner?
Streit mit den Fahrgästen.
Zu einer lebhaften Auseinanderseßung fam es gestern turz vor 11 Uhr auf einem Autobus der Linie 40, der zwischen Wartenberg und Hohenschönhausen verkehrt. Zwei Schlosser, die auf Montage in den entfernten Bororten arbeiten und zur Beit dem Schaffner in Streit. Der eine wollte ihn mit einer die einzigen Fahrgäste in dem Wagen waren, gerieten mit 3inkrolle über den Kopf schlagen, der andere griff nach der Geldtasche. Dem Schaffner gelang es aber, die Schläge abzumehren und ein Notsignal zu geben. Jetzt wurde der Chauffeur auf den Krawall aufmerksam, hielt den Wagen an und kam dem Kollegen zu Hilfe. Schupobeamte des 273. Reviers tamen hinzu und stellten die beiden Schlosser. Der Schaffner, dem ein Finger verstaucht ist, behauptet, daß ihn die beiden Leute überfallen und be. rauben wollten. Die Schlosser streiten das entschieden ob. Sie sagen, der Schaffner hätte mit dem Streit begonnen und sie hätten ihm nur einen Denkzettel erteilen wollen. Der Vorfall wartet noch der restlosen Aufklärung. noch der restlosen Aufklärung.
Ein Bürgermeister gemaßregelt. Er verhöhnt den Erlaß der preußischen Regierung. Hannover , 19. August.( Eigenbericht.)
Auf Veranlassung des Regierungspräsidenten in Hannover ist der Bürgermeister Ehrich von Bassum bei Bremen seines Amtes enthoben worden. Gleichzeitig wurde gegen Ehrich ein Disziplinarverfahren mit dem Ziele der Dienstentlassung eingeleitet. Ehrich hat es für angebracht gehalten, gegen den Erlaß der preußischen Regierung über die Zugehörigkeit Beamten zur Nationalsozialistischen Partei öffentlich und dazu im Jargon der Nationalsozialistischen Partei zu opponieren.
Don
Ehrich erklärt, daß er weder dem Stahlhelm angehört noch Mitglied der Nationalsozialistischen Partei sei.
Unter revolutionärer Kampfleitung.
Die kommunistisch organisierten Dodarbeiter Don Toulon haben ihrem Unwillen gegen die Sozialversicherung in besonders deutlicher Weise Ausdruck gegeben. Sie begaben sich am Sonntag in geschlossenem Zuge zum Hafen und warfen die ihnen von den Arbeitgebern ausgehändigten Sozialversicherungskarten ins
Meer.