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Oer Bolschewismus als Religion Fritz Ebert schmort in der Hölle!/ Kant im Gifischrank/ Oer Maschinen- Fetischismus

In Moskau erscheint eine JugendzeitschriftDie Trommel". die mit sowjetamtlicher Unterstützung in den Schulen vertrieben wird. In ihr erschien vor einiger Zeit eine Geschichte der deutschen Revolution von 1918. lieber Friedrich Ebert war zu lesen, daß er die verheißungsvollen Ansätze einer Bolschewisierung Deutschlands in einem Meer von Blut ersäuft habe, dafür sitzt aber jetzt der Massenmörder Friedrich Ebert in der Hölle und schmort im eigenen Fett!" Hölle... Töpfe am Feuer... schmorende Sünder man wird zugeben, für das Rußland der Bcsbofchniki eine ganz an- ständige Leistung! Dem lieben Gott ist der Pajok(Lebensmittel- ration) entzogen worden, den Himmel hat man liquidiert, aber ohne Hölle kommt man nicht aus! Sintemalen es Sozialdemo- traten in der Welt gibt! Aber wir wollen mit keinen feuilletonistischen Tricks arbeiten und den Moskauer Dirigenten gern zubilligen, daß sie für den falschen Trommelschlag eines untergeordneten Orchesternütgliedes nicht verantwortlich gemacht werden können Sie haben ja auch gar nicht nötig, Anleihen bei der christkatholischen Vorstellungswelt zu machen, denn sie haben ihr« eigene Religion. Jawohl, sie haben ihr eigene Religion! wer den religiösen Grundakkord im Wesen des Bolschewismus nicht begriffen hat, ist über die vielleicht wichtigste seelische Er­scheinung unserer Zeit nicht im klaren! Es hängt viel für die Meisterung der Probleme dieser schwierigen Zeit davon ab, das Religiöse im Bolschewismus zu erkennen. Die Freunde Moskaus geben's selber zu. Sie haben längst die Katze aus dem Sack gelassen. Vor etwa Jahressrist begann's. In gewissen Salons und Gazetten, allwo der höhere Aspekt kullioiert wird, konnte mon's hören und lesen:Wirtschaftliche Rückschläge spielen ja gor nicht die entscheidende Rolle! Sie müssen die ungeheure seelische Umwandlung von schätzungs- weise 130 Millionen Menschen beachten, lieber Herr! Sie müssen dem Reuen, das da geworden ist, Rechnung tragen! Weltwende, lieber Herr!" Ein seltsam neuer Ton tauchte da auf. Man war verblüfft, ihn nicht nur zwischen den Zeilen derWeltbühne" und in der Literatur be- stimmter religiös-fozialistischer Kreise, sondern auch in Blättern zu finden, deren handelsteil für gewöhnlich eine Kursnotierung mystischer Werte nicht enthält. Worin bestcht das Wesen einer Religion? Im Glauben. Was ist das: Glauben? Dies: Es wird eine Heilswahrheit gelehrt, sie erweift sich im Licht der Sonne als eine löchrige und unbrauch- bare Sache nichtsdestoweniger muß man sie nach wie vor für eine Heilswahrheit halten. Auf Kominterisch: Wir haben die p e r m a- nente hungerkrisis, und das in einem Riesengebiet ausge- sprachen agrarischen Charakters, wir haben einen grauenhaften Ver- fall aller materiellen Kultur, wir haben 8 Millionen vagabondieren- der Kinder aber wir glauben an den Bolschewismus, lieber Herr!" Jede echte Religion ist autoritär, ist Diktatur der Lehre! Denn wird schon einmal«ine Heilswahrheit unter dem Vor- geben serviert, sie enthalte Sinn und Gesetz der Welt und das heil der Menschheit, so ist nur logisch, daß man sie mit dem Purpur der absoluten Gültigkeit, der letzten und höchsten Autorität umkleide. Aus dieser Wurzel entspringt der haß auf allesandere Denken, ganz zu schweigen von der zischen» den Wut aus die, die da Zweifel in den Segen der Heilslehre setzen. Jede richtiggehende Religion hat ihren Index liborum pro« bibitorum, ihre Liste verbotener Bücher. Wie sagte doch jener Sultan, der mit den Büchern einer antiken Bibliothek' sich die Bäder heizen ließ?Steht in diesen Büchern das, was im Koran steht, so sind sie überflüssig! Steht in ihnen etwas anderes, so sind sie schädlich!" Weiß man, daß in den Provinzen des Bolschewismus die freie Forschung aus dem Gebiet der Geisteswissenschaften unmöglich geworden ist? Weiß man, daß die freie Lehre verboten ist? Weiß man, daß eine Inquisition schuftigster und finsterster Art, ebenbürtig den Methoden eines Torquemada , die Lektüre, die private geistige Be- tätigung, das weltanschauliche Suchen und Streben jedes einzelnen beschnüstelt und bespitzelt und bei erwiesener Irrgläubigkeit die GPU. zum Amt ruft? weiß man. daß das bolschewistische Psassentum die Bibliotheken des Landes in zwei Kategorien eingeteilt hat: die eine, bestimmt für dieLaien", für das dumme Boll, die andere, bestimmt für die, die die Weihen des neuen Klerus empfangen haben? Weiß man, daß Platon, Descartes, Kant, Friedr. Alb. Lange, Schopenhauer . Nietzsche , um nur einige Namen einer nach Hunderten zählenden Liste zu nennen, für's dumm« Volk verboten find? Aus den Volksbibliotheken entfernt sind? In den übrigen öffentlichen Bibliotheken nur im Giftschrank gehalten werden dürfen? Deutscher Proletarier, in jeder Stadtbücherei, in jedem Parteibücherspind deiner Zahlabendlokale kannst du Kant oder LangesGeschichte des Materialismus" finden, der Freiheit deines Forschens und Ringens sind keinerlei Schranken gesetzt geh nach Rußland und laß dich darüber belehren, daß eben das vom Tcusel ist, daß es nicht gut ist. wenn d«r Mensch sich selber informieren und ein Urteil bilden will, daß er vielmehr geleitet und gegängelt werden müsse von einem Priesterstand der reinen Lehre! Die Pfaffen des Bolschewismus begründen ihren Rückfall ins Mittelalter mit der Angabe, alles geschehe, um dos Heil des M c n f ch e n zu sichern. Mit derSorgeum dein Seelen» heil. Proletarier, ist dir noch jeder Psasse ge­kommen! Außerdcin, erinnere dich, es waren gefährlichste Pfaffen, die im Mittelalter den niederträchtigen Grundsatz auf- brachten, daß der Zweck das Mittel heilige! Man lese unvoreingenommen einmal die Stenogramme einer Tagung höherer Instanzen des Bolschewismus es ist die Sprache der Konzilien? Man muß über Zeit und sportliches Interesse genügend verfügen, mn deu garyen reinen Genuß an der dort betriebenen Schriften- auslegung zu haben! Wie da Marx zitiert wird, wie Lenin verlesen wird, man muß es auf sich wirken lassen! Uebrrgens, die Feststellung ist nicht ganz unwichtig: Lenin hat

den Vorzug vor Marx! Karl Marx l)at im Stil uni) Duktus seiner prachtvollen Feder etwas, in dem der echte Gläubig« de» Moskauer Kirche das Humanitäre, das Europäisch-Liberalistischc sehr wohl herausspürt! Das aber gefällt ihm nicht! Und wenn ihm das, was wir Weltkinder unter Menschentum und Menschlich­keit verstehen, entgegentritt, so bäumt er sich böse wie ein Skorpion. Er gehört zu jener Sorte, vor der es beispielsweise Heinrich Heine fröstelte bis ins Mark. Gebt es nicht auch einen bolschewistischen Reuebegrifs? Müssen nicht neuerdings die bekannten Ketzer, die da irgendeiner rechten oder linken Abirrung sich schuldig gemacht haben, außer dem Widerruf auch ein Bekenntnis der Reue über die Verirrung ablegen? Wer immer nach meint, es handle sich bei den Untersuchungen, die hier angestellt werden, um gewaltsam konstruierte Parallelismen, der sei auf den Maschinen-Fetischismus des Bolschewismus hingewiesen. Auch der Fetischismus liegt im Wesen jeder Religion begründet. Heinrich Cunow hat mehrfach in seinen Schriften über- zeugend dargetan, wie aus der Täuschung über die Ursäch- l i ch k e i t metaphysische Vorstellungen entstehen können. Ein Stein- zeitfischer hatte kein Glück beim Fischen, ein altes Weib trieb sich zufällig in der Nähe herum aha, alte Weiber bringen Pech! Oder umgekehrt: ein Neandertaler entdeckte, daß Eschenholg fester ist als Fichtenholz im Eschenholz muß also eine göttliche Kraft stecken, Preis ihr, daß sie sich offenbarte! Der Bolschewismus er» kannte den Segen der Maschine, prompt verkündete er:Die Ma- s ch i n e i st alles, alles, alles! Es ist in keinem anderen

Heil! Kein Heil zu erwarten, es sei denn, man begreise das Mirakel der Mechanisierung und Mafchinisierung! Und stürzen in den Staub: dein will ich sein! Man mechanisiere auch den Menschen! Im Nomen dieser Motoren nietaphysik wurde die grauenhafte Entmenschlichung des Menschen in Angriff genominen, die unter dem völlig korrumpierten Begriff des Kollektivismus segelt. Und so montieren sie Dynamos, für deren Energiemengen sie eingestandcnerinaßen auf absehbare Zeit überhaupt kein« Verwendung haben, riesige Ungeheuer, vor denen selbst abgebrühte Amerikaner die große Berwunderung kriegen. Dann freuen sie sich wie die Kinder, wenn Amerikaner sich verwundern! Sie bauen Traktoren als Stapelware, viele der Ma- schinen stehen herum und verrosten, die Landwirtschaft kann st« nicht aufnehmen, tut nichts es kommt nicht auf die wirtschaftlichen Rückschläge an, lieber Herr! Hochragend steht der Traktor, ge- heimnisvolle Kräfte sind in ihm, seht, wie groß der große Baal ist! Da scheiden sich Wege: Der Bebcl-DhP des Proletariers, das ist der Mann, der Herr der Maschine sein will» das ist ein Mann in Freiheit, mit dem Werkzeug in der Hand. der werken will. Der Lenin -Typ des Proletariers. das ist der Mann der Maschinenmhstik. der lehren will, ein neues Evangelium lehren will. Hütet euch vor dem neuen Fanatismus! Machtvoll schallt Marx ' Stimme: Religion ist Opium für das Volk!

Friedrich Wendel.

Die Geschichte einer Bürgschast Siegfried Wagner als Opfer der Nazis

Anläßlich des Ablebens Siegfried Wogners hat die völkische Rechtspresse diesem Überschweiigliche Nachrufe gewidmet, die teil- weise so stark politisch gefärbt sind, daß sie nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Siegsried Wagner wird als echterdeutscher" Künstler und Mann gefeiert, und es ist kein Geheimnis, daß vor allen Dingen die Nazis ihn und seine Kunst für sich reklamieren. Da sei es gestattet, die Verbindung Siegfried Wagners mit den völkischen Rechtslern in dos recht« Licht zu rücken, um zu zeigen» in weiche verhängnisvolle Lage er durch seine politischen Freunde im Jahre 192S gebracht wurde. In diesem Jahre durfte aus dem Deutschen Nationaltheoter in Weimar anläßlich des Raziparteitagcs die Hakenkreuzfahne wehen, in diesem Jahre wurden vomBayreuther Bund der deutschen Jugend" groß« Festspiele ausgezogen unter Leitung Siegsried Wag» ners. Die Generalintendanz des Theaters war von Anfang an von dem Fiasko der Spiele überzeugt und verlangte SO 000 M. für Micke und Abnutzung und die selbstschuldnerische Bürgschaft Sieg- fried Wagners. Dieser lefftet« sie. Die Festspiele endeten mit einem künstlerischen und finanziellen Reinfall der Völkischen . Dos Theater verlangte die vereinbarten SO 000 M. Die Nazis erklärten, sie hätten nichts, und suchten um Nachlaß nach. Man wandte sich an

Siegfried Wagner . Dieser erklärte, daß er nicht nur jetzt nicht zahlen könne, sondern auch beim Eingehen der Bürgschaft nichts gehabt hätte. Bon seinen Freunden wurden schließlich 30 000 M. aufgebracht. Dos Theater war froh,«inen Teil seiner Forderung zu erhalten und verzichtete im Auftrage der ersten thüringischen Ordnungsbundregierung auf Zahlung der restlichen 20000 M. Dieser Regierung, an der die Deutsche Volkspartei maßgebend be- teiligt und die nur durch Unterstützung der Nazis möglich war. ging das Verhalten der Nazis über die Hutschnur. Sie attestierte nicht nur Siegfried Wagner , daß er bewußt eine nicht«inlösbare Bürg- schaft eingegangen war, sie erklärte auch dem Vorsitzenden desBay- reuther Bundes der deutschen Jugend", Herrn O. Daube, daß er mit dieser sogenannten Sicherheit das Deutsche Nationaltheater ge- täuscht habe. Herr Daube fft seitdem in Bayreuth und den befreun- deten Verbänden unten durch.» Diese Geschichte zeigt, wie die Nazis mit der Ehr« ihres ge- priesensten Künstlers Schindluder getrieben haben. Man muß sich fragen, ob ein solches Verhaltendeutsch " ist, auch im Interesse Siegfried Wagners, um ihn, den Toten, vor der Nazimeute zu schützen, der er lebend als Opfer einer groben Täuschung im die Klauen fiel.

Hannes Meyer unter den Kommunisten Manche Menschen haben das Unglück, in die verkehrt« Gesell- schaft zu geraten, und werden dann leicht falsch beurteilt. So erging es dem vor kurzen: entlassenen Direktor des Dessauer Bau» Hauses Johannes Meyer. Ein Verein, der sich den Namen Association revolutionärer bildender Künstler Deutschlands " zu» gelegt hat, nahm ihn unter feine Obhut und ließ ihn in einem Diskussionsabend" über fein« Arbeit am Bauhaus und fein« Ent- lassung sprechen. Es ist die alte Geschichte: Wenn man einen Künstler zum Ver- waltungsbeamten macht, kommt gewöhnlich nichts Gescheites dabei heraus. Repräsentationspflichten, Schreibereien all das paßt nicht zu einem Künstlertemperament. Es ist gar nicht denkbar, daß bei einer charaktervollen Persönlichkeit, die mit einem vollständig neuen Programm die Leitung einer Anstatt übernimmt und weder an das Lehrerkollegium noch an die Stadtväter, die das Institut finanziell unterstützen, Konzessionen machen.will, die Konflikte ausbleiben können. Wolter G r o p i u s muß schon ein Haar in der Suppe ge- fanden haben, als er 1928 die Leitung des Bauhauses niederlegte und den Architekten Mies van der Rohe als Nachfolger empfahl. Aber auch dieser bedankte sich für die Auszeichnung und zog es vor, als Privatarchitekt in Berlin zu wirken. Und so blieb schließlich der 1925 von Gropius berufene Schweizer Ardiitekt Johannes Meyer an der Pfanne kleben. Meyer, ein in der Vollkrast seines Schaffens stehender Künstler, ist nun zweifellos«in ungewöhnlich bedeutender Baumeister. Er hat in der Nähe von Basel eine ausgezeichnete Siedlungsanlage von 150 Einzelhäusern geschassen. Was ihn vor den Nur-Künstlern, vor den typisä, deutschen Woikenkuckucksheimern auszeichnet, ist die tiefgründige Art, in der er die Zusainmenhänge des künstlerischen Schaffens mit dem Leben durchdenkt. Er weist alle Gesühlsduselei weit von sich. Bauen ist sür ihn ein psychologischer Prozeß, eine gesellschaftliche Funktion. Er untersucht genau die Lebensver­hältnisse der Menschen, für die er Wohnungen schaffen soll. Für solche Ideen war nun gerade das Bauhaus in Dessau nicht der rechte Boden. Es ist längst kein Geheimnis mehr, daß es sich seit Iahren in allerhand snobistisd)« Spielereien verloren hatte. Man adftetc überhaupt nicht auf dieBedarfswirtsdjaft", die Meyer als sein Leitmotiv erklärt«. Er fand 53 Modelle elektrischer Lampen vor, die in Serien von höchstens 12 oder 15 Stück hergestellt wurden. Er verkaufte sie schleunigst und ersetzte sie durch zwei neue Modelle, von denen er 12 000 Stück absetzte. Meyer stellte Tapeten her, die um 50 Proz. billiger waren als die bisher angefertigten und des» wegen von den rheinischen Tapetenhändlern, die ihren Profit ge- sthrnölcrt sahen, zurückgewiesen wurden. Das Bauhaus errichtete 90 Kleinwohnungen mit 48 Quadratmeter Bodensläche und allen modernen Errungenschaiten, die für 37,50 M. monatlich abgegeben werden konnten. Johannes Meyers bedeutendste Leistung aber ist die S ch u l« d e s A D G B. i n B e r n a u, für 120 Zöglinge mitten

im Walde erbaut, und bis in alle Einzelheiten aufs gewissenhafteste durchdacht. Die Jahresproduktion wurde verdoppelt, die Schülerzahl be- deutend erhöht. Leider war Meyer in der Wahl seiner Lehrkräfte nicht glücklich. Es war«ine Torheit, Leute wie Kurt Hiller oder Witfogel alsGastlehrer" zu bcrusen. Es gab wichtigere Aufgaben, als ein« kommunistische Zelle zu bilden, die von sieben Mitgliedern auf ein paar Dützen» anwuchs. Dabei versichert Meyer, keiner Partei anzugehören. Er mußte sich denn auch in der Diskussion, die einen bemerkenswerten Tiesstand aufwies, vor- werfen lassen, der Bau einer Gewerkschaftsschule seireaktionär", und er hätte schon lange den Anschluß an die KPD. suchen müssen vielleicht könne er dann einmal nach Rußland bcrusen werden. Die Diskussion versackte vollends in einer Aufforderung, am 14. September die KPD. zu wählen. Dem armen Hannes Meyer dürste es unter seinenBeschützern" schließlich recht unbehaglich zumute geworden sein...

Eine ausgebliebene Diskussion. Kommunistische Wahlrede im Wallner-Theater. DerKampfausschuß gegen Zensur" holte zusammen mit der P i s c a t o r- B ü h n e zu einer Ausführung von Crede» § 218" ins Wallner-Theater geladen Er schrieb:Anschließend an diese Aufführung findet«ine Diskussion statt." Die Aussprache siel aus, einzig die im Manuskript vorgesehene Unterhaltung zwischen Schauspielern, die im Zuhörerraum sitzen, rollte ob. Solche irre- führenden Einladungen, die stark beschäftigte Menschen zum Besuch ihnen bekannter Theaterstücke veranlassen, sind schädlich. Sie fördern weder die Abschaffung des§ 218 noch die Beseitigung der Zensur, zwei Ziele, die gerade die Sozialdemokratie mit größter Energie oerfolgt. Roch schädlicher sür den Kamps um Freiheit und Fortschritt ober ist es, daß, wie wir erfahren, am Sonntag ein Kommunist in der Pause eine Moskauer Wahlrede von einer Viertelstunde hielt. Sollte sich derartiger Unfug wiederholen, so würden wir unser« Leser dringend vor dem Besuch des Wallner-Theaters warnen. Vdii. Der Tonfilm im Dienst der Völkerkunde. Das Leningrader Tonfilmstudio hat von der Regierung den Austrag erhalten, das Leben der bisher wissenschaftlich noch wenig erforschten Völler, schasten im hohen Norden, der Ossiaken. Samojeden, Golden u. q. nn Rahmen ethnographischer Swdien im Tonfilm aufzunehmen Die Arbeit wird von einer Reihe wissenschaftlicher Expeditionen zu- gleich an mehreren Stellen aufgenommen werden und wird sich aus cine Reihe von Iahren erstrecken. Die russische Regierung be- obsichtigt übrigens, auch für die asiatischen Noinadcnstämme ru" gleichen Austräg zu erteilen.