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Beilage

Dienstag, 19. August 1930

Der Abend

Shalausgabe des Vorwärt

Der Tag der Kleinsten Massenbetrieb im Krankenhaus

Etwas aus der Säuglingspflege

Das neugeborene Menschenkind ist ein kleiner Phleg­matiter. Diese Dösigkeit", das gesunde Phlegma des Säug lings, ist zu seiner normalen Entwicklung unbedingt erforderlich. Die Säuglingszeit des Menschen ist ein Schonungs stadium,

das man möglichst wenig stören und möglichst lange bestehen lassen foll. Unregelmäßigkeiten und Störungen im täglichen Leben eines folchen kleinen Erdenbürgers können für das ganze Leben schwere Schädigungen zur Folge haben.

Die natürliche Stillbauer des Menschen beträgt drei bis fünf Jahre. In unserer Zivilisation" ist es jedoch schon ein Großes, wenn man eine Mutter dazu bewegt, ihr Kind vier bis sechs Wochen an der Brust zu behalten. Da es einen vollwertigen Erfaz für die gute Muttermilch taum gibt, so ist es eine der wich­tigsten Forderungen der modernen Sozialhygiene, die Möglichkeit einer längeren Stillbauer zu schaffen.

Im übrigen soll man die Nahrung regelmäßig geben, und zwar fünf Mahlzeiten täglich in vierstündigen Bausen. Die Trintzeit soll etwa 15 Minuten betragen. Doch soll man das Prinzip der Regelmäßigkeit nicht so weit übertreiben, daß man den Säugling nachts aufwedt. Meist wird er nachts von selbst zur ge­wohnten Stillzeit aufwachen. Vor allen Dingen ist das Kind nicht zu überfüttern, da es sonst an Verdauungsbeschwerden und Schlaf­störungen leidet. Wenn das Kind also gefund ist und außer der Zeit" schreit, so soll man es ruhig schreien laffen, und nicht etwa aus Bequemlichkeit, um sich Ruhe zu schaffen, das Kind füttern. Der Schlaf spielt im Beginn des Menschenlebens eine beson ders wichtige Rolle. Die Dauer des täglich benötigten Schlafes nimmt mit der Zeit immer mehr ab. Im ersten halben Lebensjahr schläft das Kind etwa 18 bis 20 Stunden, im zweiten halben Jahr etwas weniger, beim Beginn des zweiten Lebensjahres etwa nur noch 14 Stunden. Ein gesundes Kind schläft von selbst und braucht teine fünstlichen Einschläferungsmittel. Herumtragen und Wiegen find nicht angebracht. Im übrigen ist es sehr wichtig, daß die Um­gebung des Kindes einigermaßen Ruhe bewahrt. Der Hintergrund, vor dem sich das Leben eines Säuglings abspielt, ist durchaus nicht gleichgültig für dessen Gedeihen. In liebevoller und harmonischer Ilmgebung wird das Kind gedeihen, während Zant und Streit der Eltern und Geschwister schwere seelische und auch förperliche Stö­

rungen beim Säugling hervorrufen können.

Fast ebenso wichtig wie die richtige Einflößung der Nahrung ist beim Säugling die entsprechende Regelung und Pflege seiner Berdauung. Die Harnentleerung erfolgt durchschnittlich etwa Doppelt so oft als die Nahrungsaufnahme, und auch die Kot entleerung ist sehr reichlich. Eine regelmäßige und gründliche Rei­nigung durch häufige Entfernung der Ausscheidungen ist unbedingt erforderlich. Sehr praktisch sind Windeln aus 3ellstoff, die jedes mal weggeworfen werden können.

Wo es die wirtschaftlichen Verhältnisse irgend zulassen, soll der Säugling feine eigene Badewanne, einen schönen Schwamm, ein Badetuch und ein Badethermometer haben. Mit dem Thermometer stellt die Mutter fest, daß das Wasser nicht mehr als 34 bis 35 Grad Celfius hat. Das Gesicht des Säuglings wird nicht gewaschen. Da­mit das Gesicht beim Abwaschen nicht bespritzt wird, legt die Mutter ihren linken Arm so um das Kind, daß das Köpfchen sich bequem an den Oberarm anlegen fann. Mit der rechten Hand spült die Mutter das Wasser von unten herauf, und nach dem Baden und Abtrocknen kommt das Kind auf ein Wickeltuch und wird in zwei Windeln eingewickelt. In seinem Körbchen liegt die unentbehrliche Gummiunterlage, auf die es dann zum Schlafen gelegt wird. Es ist nützlich, das Kind vor dem Wickeln reichlich zu pudern, weil sonst die empfindliche Haut unter der Einwirkung der Absonderungen sich entzündet oder durchscheuert.

Außer einer vernünftigen Regulierung dieser Hauptfunttionen heißen die drei wichtigsten Forderungen der modernen Säuglings pflege: Licht, Luft und Bewegungsfreiheit. Die Sonne foll ins Schlafzimmer hinein, der Schlafraum soll gut gelüftet sein, und wenigstens im Sommer soll das Kind soviel wie möglich im Freien sein. Entsprechender Schutz gegen Zugluft ist natürlich an­gebracht, doch sind fräftige Säuglinge bei genügender Abhärtung durchaus nicht so empfindlich, wie manche Leute glauben.

Die große Bedeutung der Bewegungsfreiheit auch für das ganz kleine Kind ist erst in den letzten Jahren bekanntgeworden. Das Kind braucht Strampelfreiheit zu seiner gefunden förperlichen und seelischen Entwicklung unbedingt. Man sollte es deshalb so wickeln, daß Arme und Beine vollständig beweglich bleiben. Da die Bettdecken des Kindes bisweilen zu schwer sind, so daß es sie mit seinen Beinchen nicht hochheben kann, empfiehlt sich die Verwen­dung eines Strampelforbes, d. h. eines Drahtgestells in Form einer halben Tonne, über das die Deden gelegt werden, und unter dem die Beine des Säuglings bequem strampeln tönnen.

Spielzeug braucht ein Säugling überhaupt nicht. Wenn man ihm durchaus welches geben will, so soll man nur Gummi­oder Zelluloidspielzeug verwenden, und höchstens eins auf einmal. Für das kleine Kind sind noch alle Dinge neu und interessant, und es muß lernen, sich auf das Wenige seiner Umgebung, das für ihn doch so viel bedeutet, mit Ruhe zu fonzentrieren.

Die Frage, ob man dem Kind einen Schnuller"( Mudel oder Lutscher) geben soll, ist neuerdings wieder etwas umstritten. Im allgemeinen fann man aber wohl annehmen, daß der Daumen oder die große Zehe vollkommenen Ersaz dafür bietet.

Ewald Bohm .

Schädlingsbekämpfung Aufgaben der Landesanstalt für Hygiene

Die Preußische Landesanstalt für Wasser-, Boden- und Luft­hygiene" übt neben der wissenschaftlichen Forschungsarbeit eine gutachtlich- beratende Tätigkeit aus und macht Männer der Praxis in Unterrichtstursen mit den neuesten Erkenntnissen vertraut. Die ganze Wasserversorgung Breußens ist ihr unterstellt. Berlin allein braucht täglich eine Million Kubikmeter Wasser; man wird also ermessen fönnen, was im heißen Sommer für die Groß städte herangeschafft werden muß. Solange das Wasser gesund ist, mag es ja noch gehen. Vor Jahren aber entdeckte man, daß das Wasser die Röhren zerfrißt und verschlammt. Nach langen Unter­huchungen fand man, daß die Kohlensäure durch Belüftung unschädlich gemacht werden muß, denn sie war es, die das Metall auflöfte. Biele Probleme find zwar technisch gelöst, aber nicht wirt­schaftlich: einfach weil das Geld fehlt. Man bemüht sich also, die

Fehler der Organisation

Wie tommt es, daß so oft über Krantenhausbehand.| uns hier mehr die Sünden der mangelhaften Ausbildung, wie sie fich Iung geflagt wird?

Tatsache ist nämtlich, daß es Krankenhäuser gibt, in denen Klagen der Patienten über die Behandlung äußerst selten sind. Verlieren im allgemeinen heute die Tore der Anstalten immer mehr die Be­deutung von Himmelstüren, so ist im Einzelfalle mandhem Kranken der Anstaltsaufenthalt sogar lieber als häusliche Pflege, voraus gesezt natürlich, daß er zu Hause überhaupt an Pflege denken kann. Wer einmal die Annehmlichkeiten einer neuen, modern ein gerichteten Station fennen gelernt hat, wird die allgemeine Scheu vor diesen Mauern nur noch als Scheu vor dem Unglück des Krankfeins empfinden. Mit einem Wort:

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das ganze Problem ist eine Frage der Organisation. Bergleichen wir neue Stationen mit Zimmern von höchstens 6 bis 7 Betten, an jedem Bett Radioanschluß mit Ropfhörern, in der Mitte ein größerer Tisch mit Blumen darauf, einige bequeme Kerbstühle im Zimmer vergleichen wir das mit einer Barade Nacht voll schlechter Luft, eng, und dauernd voller Unruhe durch Don 33 Betten, mit einem frächzenden Lautsprecher, Tag und die vielen Menschen. Bergleichen wir einen alten, zerstreut liegenden Pavillonbau, wo die Patienten zweds Behandlung von einem Ba­villon zum anderen gefahren werden müssen, oft hundert Meter und mehr durch Wind und Wettervergleichen wir solchen offenen Bau mit einem geschlossenen, wie etwa dem Neubau des städtischen Krantenhauses in Potsdam , in dem die ganze Therapie in einem siebenstöckigen Turm vereinigt ist, mit direktem Anschluß sämtlicher Stationen. Vergleichen wir die alte, table, fasernenmäßige Tönung der Innenausstattung mit der( in Potsdam z. B. künstlerischen) Farbengebung moderner Bauten, in denen oft jedes Zimmer anders abgestimmt ist, um alle Mittel zur Beeinflussung des ganzen Patienten, nicht nur seiner Krankheit, ausnutzen zu fönnen.

Selbstverständlich ist, daß in angenehmen Räumen das Pflegepersonal besser arbeitet als in muffigen Baraden. Selbstverständlich ist aber auch, daß hier die Frage der Organisation hinter die der Schulung zurücktritt. Hier liegen die Dinge noch ziemlich im argen. Die Schwestern machen heute eine zwei jährige Ausbildung durch, bei der Theorie und Praxis gleich zeitig nebeneinander gegeben werden. Die theoretischen Fächer geben im allgemeinen nur die Grundlagen zum anatomischen und physio. im allgemeinen nur die Grundlagen zum anatomischen und physio­logischen Verständnis der Handlungen, die später im Auftrage des Arztes auf den, Stationen auszuführen sind.

Planmäßige Schulung im Berfehr mit Kranten fehlt vollkommen.

hier rennt sich jede Schwesternschülerin erst auf den Stationen im Laufe der Praxis die Hörner ab- oder auch nicht!

Die praktische Ausbildung ist überhaupt wenig fyste. matisch. Es ist eine bekannte Tatsache, daß eine junge Schwester mit eben bestandenem Eramen in den seltensten Fällen einen Ver­band richtig anlegen kann. Ob und wann sie das lernt, ist ganz ihr oder dem Zufall überlassen. Aehnlich steht es mit der Ausbildung der Pfleger.

Die Schulen in den verschiedenen Krantenanstalten arbeiten nicht nach einem einheitlichen vorgeschriebenen Lehrplan. So kommt es, daß an einigen Stellen eine Spezialausbildung für chirurgische, innere oder Nervenschwestern möglich ist, im allgemeinen aber nicht. Eine Ausnahme bilden nur die Röntgenschwestern, die mehr als Laborantinnen aufzufassen sind, ferner die Hebammen und Säuglingsschwestern, die überall besondere Examina abzulegen haben. Abgesehen von der Notwendigkeit der Reformen, intereffieren

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nachher im Dienst zeigen. Hinzu kommt noch, daß das Pflegepersonal überhaupt unten den Mängeln des ganzen Anstaltsbetriebs am meisten zu leiden hat. Mit Vorliebe lassen die Kranken. ihre Unzufriedenheit über ärztliche Anordnungen oder über Organisations. Hier werden volls fehler an Pflegern und Schwestern aus. ständig unschuldige getroffen. Im Zustande der Aus­heilung neigen bekanntlich viele dazu, ihre Umgebung zu schifa nieren. Ist gerade ein ausgesprochen launischer Patient vorhanden, so wird in einigen Tagen die ganze Station angestedt. Der Zank ( auch der Patienten untereinander) hört nicht auf, selbst wenn der Querulant längst entlassen ist. Die Aerzte merken meist wenig da­von. Für das Pflegepersonal aber wird die Arbeit zur Qual. Um 30 Betten vollständig geschlossen werden. In neuen Anstalten mit die Ruhe wiederherzustellen, mußte eine Männerbarade mit über größerer Aufteilung in Bimmer fann in solchem Falle durch eine Verlegung des Hauptanstifters leicht Abhilfe geschaffen werden. Um so bedauerlicher, wenn auf diesem Wege einmal berechtigte Klagen durch Anbringen an falscher Stelle erfolglos bleiben.

Vielfach hört man auch Klagen über die Art der Unterhaltung der Aerzte unter sich oder Studenten gegenüber am Krankenbett.

Hier muß unterschieden werden zwischen tattlosen Roheiten im Einzel. fall und dem eigenartigen Stil der Berufssprache. Redewendungen wie: das ist eine-itis" bedeuten nicht, daß der Arzt gar kein Interesse an der Person des Kranten, sondern nur an dem Fall hat. Tatsächlich werden nämlich die Kranken in den Anstalten viel eingehender nach Beruf, Lebensweise, Familie, früheren Krankheiten usw. befragt, als zum Beispiel in der faffen­ärztlichen Sprechstunde. Wenn allerdings der Assistenzarzt seinem Chef oder dieser mehreren Studenten einen Kranken vorstellt, interessiert es vorerst sehr wenig, ob Herr Meier sich bei der und der Gelegenheit sich diese und jene Leiden zugezogen hat. Sondern es

intereffiert nur das vorliegende Krankheitsbild, sei es nun irgendeine -itis" oder sonst irgend etwas. Jede überflüssige Geschmäßigkeit in diesem Augenblick würde die Klarheit des sachlichen Berichts ver­wischen. Anders liegen die Dinge, wenn( besonders ältere) Aerzte meinen, der Patient verstehe seine fremdsprachlichen Fachausdrücke nicht, und spricht in seiner Gegenwart ohne jede Rücksicht auf ihn. In dieser Beziehung hat man schon die unangenehmsten Situationen erlebt. Hier schließt auch gleich die Frage an,

warum der Patient auch heute noch oft über sein Leiden im unflaren gelassen wird.

Grundsätzlich steht man auf dem Standpunkt, der allerdings noch nicht überall befolgt wird, den Patienten aufzuflären und zu beraten, um ihn selbst, wo es möglich ist, an dem Heilungs vorgang aftiv mitwirken zu lassen. So 3. B bei bestimmten Formen der Tuberkuloje. Eine Roheit wäre es, in hoffnungslosen Fällen ebenso zu handeln. Hier kommt es auf das Taktgefühl des Arztes an. Das läßt sich nicht organisieren.

Eine üble Frage des Massenbetriebs ist es aber, wenn an manchen Tagen unvorhergesehen( und unvorherzusehen) die Arbeit fich häuft, 3. B. im Operationsfaal. Das stundenlange 28 arten, die Ungewißheit, das Belauschen der Ereignisse, die sich abspielen, bevor man selbst ,, rantommt", fönnen zur unmenschlichen Qual werden. Ebenso sind Kreißfäle mit 10 Betten eine Schande in unserer Zeit.

Ein Fehler der Patienten ist es aber, dafür am Pflege­personal Rache zu nehmen; denn es kann dafür nicht verant O. Harich. wortlich gemacht werden.

dadurch, daß die Hunde ihre mit der Milbe infizierte Flöhe fressen.

Abwässer voltswirtschaftlich auszuwerten. Bis jetzt ist es ge-| alleinige Erreger des Hundebandwurms ist der Floh, und zwar lungen, Faserstoffe und Phänonen zu gewinnen. Neuerdings will man auch die Rieselfelder zu Geld machen. Man läßt die festen Abfallstofe der Kläranlagen in großen Räumen ausfaulen und zieht daraus Gas, das man zu Beleuchtungszwecken und zum Treiben von Maschinen zu verwenden hofft.

Im Ruhrgebiet hat man statt der fünftlichen Reinigung der Flüsse eine Selbstreinigung angestrebt. Da in stehenden Ge­wässern dieser Vorgang sich rascher vollzieht, wurden die Flüsse zu fünstlichen Seen gestaut. Nachts werden die Schleusen geöffnet, aus der Wasserkraft gewinnt man Elektrizität und so kommen die Untoften dreifach wieder ein.

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Auch die Lufthygiene liegt der Landesanstalt am Herzen, be­sonders die Ruß- und Staubbekämpfung in den Groß­städten. Das Problem ist deshalb so verwickelt, weil eine Schwierig teit die andere ablöst. Bermeidet man Staub durch entsprechend geteerten Straßenbau, so erhebt sich die Frage, inwieweit Teer die Gesundheit schädigt. Nimmt man reinen Asphalt, so wird er glitschig, bestreut man ihn mit Ries, so staubt es wieder. Auf jeden Fall muß auch im Interesse der Hygiene eine bessere Ausnutzung der Triebstoffe( Kohle, Benzin u. a.) angestrebt werden, die die unzähligen Ruß- und Staubteilchen fonsumieren würde.

Als jüngste Disziplin ist der Landesanstalt die Bodenhygiene angegliedert, in der den größten Raum die hygienische 30ologie" einnimmt. Ganze Kulturen Don Stechmücken, Schaben. Wanzen werden gezüchtet, um unter dem Mikroskop und in chemischer Analyse eingehend studiert zu werden. Prof. Dr. Wilhelmi leitet die Station, die größte Europas . Hier sollen Mittel gefunden werden, um das gesundheitsschädliche Ungeziefer auf wissenschaftlicher Basis zu bekämpfen. Rückfallsfieber und Milzbrand sind durch infizierte Wanzen schon oft übertragen worden. Den Banzen verwandt, gleich schnell,( 7 Meter in der Minute), gleich zäh( fie fönnen monatelang hungern), gleich stintig sind die Schaben. Die Schabe überträgt die Bazillen durch den Kot. Milzbrand, Hühnercholera, Taubenpocen hat man in ihm ver­schiedentlich feststellen können. Auch der Krebs ist schon durch die Schabe über das Rind oder Schwein auf den Menschen übertragen worden, doch sind die Untersuchungen hierüber noch nicht abge­schlossen. Dagegen ist die Tuberkuloseinfektion durch sie bereits bestätigt. Der gefährlichste Ueberträger der Tuberkulose ist die Fliege, die auch Typhus und Ruhr verschleppt. Besonders an den Haftklappen der Füße, die jeden Schmuz berühren, figen die Batterien. Aehnlich überträgt die Laus das Fledfieber. Der

Alle mechanischen und chemischen Mittel haben nicht einmal zu einer Dezimierung dieser Gesundheitsschädlinge führen können. Nun fucht man auf Grundlage der Ernährungsphysiologie ein Gift zu finden, daß spezifisch auf jede Art der Injeften wirft, ohne andere Lebewesen in Mitleidenschaft zu ziehen. Aber auch wenn man es finden sollte, wirksam werden kann es nur durch eine organi sierte Bekämpfung. Die wissenschaftlichen Kreise wollen eine Polizeiverordnung, noch besser ein Reichsgesetz erzielen, das die Bekämpfung des Ungeziefers den Kommunen zur Pflicht macht. Die Stechmücken z. B. sind im Sommer nur durch eine kostspielige Entwässerung der Sümpfe zu befämpfen, da eine Larventötung den Fischbestand schädigen würde. Im Winter, wo sie in Kellern und Kanalisationen sich aufhalten, ist eine Vernichtung leichter, aber eine unsystematische Bekämpfung wäre herausgeworfenes Geld.

Die ersten Anfänge eines systematischen Feldzuges gegen den größten Gesundheitsschädling, die Ratten, sind in den zweimal jährlich eingesetzten Rattengroßlampftagen bereits gemacht. Die Ratte ist der Heberträger der Best. Aus den stationären Best­zentren kommen infizierte Rattenkadaver nach Europa , und obwohl ſtrengste Quarantäne aller verdächtigen Schiffe stattfindet, konnte zuletzt 1920 die Beulenpest in Paris aufflackern. Typhus, Ruhr, Tuberkulose, Schweinepest, Geflügelcholera sind die Begleiter der Ratte, die auch besonders gefährlich durch die Trichinenkrankheit wird. Ohne Zweifel hatte der Bär, dessen Schinken neulich in Stuttgart so viel Opfer forderte, zuvor eine frante Ratte ge­freffen. Ausschließlich durch Ratten wird die Maul- und Klauen­feuche übertragen, ja es genügt ein bloßes Hinweglaufen der Ratten über die Streu franker Tiere, um die Seuche von Stall zu Stall zu verschleppen.

Der wirtschaftliche Schaden durch die Ratten beläuft fich in Deutschland auf viele Millionen! 1907 wurde er im kleinen Dänemark auf 7 Millionen Kronen veranschlagt, 1920 in England auf 15 Millionen Pfund Sterling!

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Biologische Kampfmethoden die Schädlinge durch ihre natür­lichen Feinde zu vernichten haben nur geringe Erfolge gehabt. Gifte in flüssiger, fester und Gasform brachten oft Nuztieren und Menschen Schaden. Auch hier das Mittel zu finden, das aus­schließlich auf Ratten wirkt, ist eine der vielen Aufgaben der Preußischen Landsanstalt für Wasser-, Boden- und Lufthygiene. Flep.