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siehe da niemand mußte von ihm, niemand tannte ihn, niemand hatte von einer politischen Be= strafung des Dörjams gehört. Darauf schrieb Ruttner an Dörfam folgenden

echten Brief:

Herrn Georg Dörsam,

14. März 1930.

Königsberg ( Pr.), Berneckerstr. 2-4. ( Adresse des Gerichtsgefängnisses. D. Red.)

Sehr geehrter Herr!

Ihr Name ist mir bisher nur durch die Angelegenheit Königsmann bekannt, die sich bei Prüfung im Rechtsausschuß als gänzlich haltlos erwiesen hat. Meine Erkundigungen über Ihre Person bei bekannten ostpreußischen und Königsberger Genossen sind leider vollständig negatio ausgefallen. Ehe ich mich mit Ihnen in weiteren Schriftverkehr einlasse, wird es notwendig sein, daß Sie sich über Ihre Person genauer legitimieren als das bisher geschehen ist.

Hochachtungsvoll

gez. Suttner.

Kuttner hat also den Schwindler Dörsam durchaus nicht mit der plumpen Vertraulichkeit des gefälschten Briefes, sondern mit einem sehr berechtigten fühlen Mißtrauen behandelt. Nun werden die Kommunisten vielleicht einwenden: wer beweist uns, daß tatsächlich der zweite Brief echt und der erste gefälscht ist; marum fann es nicht auch umgefehrt sein?

Nun: Herr Dörjam selber beweist es!

Der Schwindler Dörsam litt, als er mit der kommunistischen Redaktion sein Fälscherstück ausheckte, wie viele Schwindler an schlechtem Gedächtnis! Er hatte vergessen, daß er auf Ruttners Brief noch einmal geantwortet hatte und

daß diefe feine Rüdantwort fich nur auf den echten Brief, aber nie und nimmer auf den gefälschten beziehen läßt.

Das Antwortschreiben Dörsam, dessen Original uns vorliegt, lautet nämlich:

Braunsberg, 23. März 1930. Herrn Landtagsabgeordneten Rutiner, Berlin . Sehr geehrter Herr! Schreiben vom 14. d. M. erhalten, und verstanden!!!

3u 1. Ich( foll wohl weißen: in" Red.) Sachen Königs­mann, war ich nur soweit orientiert, wie ich Ihnen mitteilte.

Zu 2. Glaube ich gerne, werde Sie aber darüber aufklären, Zu 3. Möchte Sie gleichzeitig, leider lassen es die jetzigen Ber­hältnisse nicht zu. Nach meiner Entlassung werde ich jedoch meiner Heimat zureisen. Da ist damit Berlin berühre, werde ich Ihnen Aufklärung geben.

am 7. Juli d. J.

Hochachtungsvoll Dörsam,

zur Zeit Braunsberg. Teichstraße 2. ( Adresse der dortigen Strafanstalt.Red.) Entlaffung erfolgt Jeder sieht, daß dies eine ganz genaue Antwort auf das echte Schreiben, aber nie und nimmer eine Antwort auf das von dem Bolschewistenblatt gefälschte Schreiben ist! Kuttner hat nach diesem Schreiben nichts mehr von Dörsam gehört. Dieser Ehrenmann hat sich schwer gehütet, irgendwelche Aufklärung zu geben, die er nie hätte geben fönnen, er hat sich auch nach seiner Entlassung aus der Strafanstalt bei Kuttner nicht sehen lassen, sondern er ist zu dem Bolschewiftenblatt gelaufen und hat mit diesem seinen Fälscher coup ausgehedt. Es ist auch interessant, daß die Fälschung vom 11. März datiert ist, während Dörsam in seiner Antwort ganz richtig das wirkliche Datum des Kuttnerschen Schreibens, den 14. März, nennt. Ein weiterer. Beweis, wenn es dessen noch bedürfte!

Wenn aus dieser Sache etwas zu lernen ist, dann eins: wie ein Sozialdemokrat einem offensichtlichen Schwindler und Fälscher mit sicherem Inffinft von sich abweist, während die kommunistische Lügnerbande ein solches Subjekt mit offenen Armen aufnimmt und

gemeinsame Sache mit ihm macht.

Schüsse auf dem Bahnsteig.

Polizeibeamter greift zur Waffe.

Zu einem blufigen Zwischenfall tam es heute früh auf dem Bahnsteig der Station Adlershof . Ein Polizeibeamter des 235. Reviers wurde von mehreren Männern angefallen, dabei fam es zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf der Be­amte von seiner Schußwaffe Gebrauch machte und den Chauffeur Paul Hopp aus der Langhannsstraße in Weißensee durch einen Brustschuß schwer verlegte.

Der Schupowachtmeister fuhr gegen 7 Uhr früh zum Dienst. Im gleichen Abteil des Zuges saßen noch drei Männer, der später verletzte Hopp sowie dessen Bruder Mar und ein Bau­arbeiter Ernst Glaser , der ebenfalls in Weißensee wohnt. Während der Fahrt war es zwischen den drei Männern und dem Polizisten zu einem Streit gekommen. Als der Beamte in Adlers­ hof den Zug verließ, folgten ihm die drei. Plötzlich sollen fie hinterrücs über den Wachtmeister hergefallen sein. Einer der Angreifer entriß ihm Koppel und Seitengewehr, es gelang dem Beamten aber, feine Dienstwaffe aus dem Futteral zu ziehen. Noch angesichts der entsicherten Pistole Der suchten die drei den Beamten auf die Gleise zu werfen. Jetzt gab der Schupo einen Schreckschuß ab, der aber nicht die erwartete Wirkung hatte. Schließlich feuerte er, als die Männer erheut auf on eindrangen, einen zweiten Schuß ab, der Hopp in die Brust traf. Erst durch das Hinzukommen anderer Polizeibeamter fonnte dem blutigen Streit ein Ende gemacht werden.

Nach den Aussagen der bisher vernommenen Zeugen soll der Wachtmeister in höchster Notwehr gehandelt haben.

Der Reichsrichter als Redakteur.

Vergleich im Prozeß Schwarzschild- Bewer. Das letzte Heft des ,, Tagebuch" enthält folgende Mitteilung: ,, Nach dem Tode des Reichsgerichtsrats Dr. Bewer haben der Herausgeber des Tagebuch", Herr Leopold Schwarzschild , und der Senatspräsident am Reichsgericht, Dr. Reichert, sich dahin geeinigt, den zwischen ihnen schwebenden prozessualen Streit fallen zu lassen. Herr Dr. Reichert erklärt, daß er den Artikel Dr. Bewers vor der Beröffentlichung nicht gelesen hat, und daß er, wenn er ihn ge­lesen hätte, Borsorge dafür getroffen haben würde, daß jede Wen­dung, die Herrn Schwarzschild hätte Anlaß geben tönnen, sich ge­träntt zu fühlen, nicht zu Beröffentlichung gekommen wäre."

Dr. Bemer, der Verfasser des Artikels in der von Reichert her= ausgegebenen Richterzeitung, hatte Schwarzschild einen rechts bengenden Literaten" genannt. In der ersten Instanz waren Bewer und Reichert wegen Beleidigung zu je 300 m. Geldstrafe verurteilt poorhen.

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Riefen- Ueber­Schwemmungen der Elbe

Infolge der unaufhörlichen Regengüffe ift im Stromgebiet der Unterelbe die Gegend kilo­meterweit überschwemmt. Die angefammellen Wassermasser find über die Dämme getreten und haben die Diesen und Felder in Seen verwandelt

Andrées Grab in der Eiswüfte

Bisher geteilte Meinungen der Polarfenner

Stockholm ,.22. August.

Die Nachricht von der Auffindung der Leiche des Polarforschers Andrée hat in ganz Skandinavien größ­tes Aufsehen erregt. Alle Stockholmer Zeitungen haben Extrablätter herausgegeben. Obwohl noch keine endgültige Bestätigung vorliegt, zweifelt man nicht daran, daß die Meldung richtig ist. Der bekannte schwedische Forscher, Professor de Geer, äußerte, daß die geographischen und sonstigen Angaben durch­aus glaubwürdig sind. Da der Dampfer ,, Bratt­vaag" mit Dr. Horn an Bord frühestens am 10. Septem= ber in Norwegen eintreffen kann und keine Funkeinrich tung besitzt und da sich auch keine anderen Schiffe mit einem Funksender im Fahrwasser der Brattvaag" be finden, find Einzelheiten erst in etwa drei Wochen zu

erwarten.

gangspunkt der Andréefchen Expedition, etwa 500 Kilometer ent­fernt. Der Ballon hat also eine Nordostrichtung eingeschlagen. Das Projekt, den Nordpol mit einem Kugelballon zu erreichen, stammt von dem Franzosen Sivel , der schon 1872 genau ausgearbeitete Pläne darüber veröffentlichte, aber damit keinen Anklang finden konnte. Sivel fand bei einem am 15. April 1875 ausgeführten rein wissenschaftlichen Ballonaufstieg mit dem bekannten Ballonführer Spinelli den Tod durch Ersticken in großer Höhe. Diese Gedanken­gänge wurden von Andrée aufgenommen und ausgebaut. Salo­ mon August Andrée wurde am 18. Oftober 1854 zu Greuna in Schweden geboren, besuchte die technische Hochschule in Stockholm , arbeitete praktisch und war dann als Ingenieur tätig. Er war ein geschulter Ballonführer, der im Dienste der Wissenschaft namhafte und Gotland. Am 13. Mai 1895 legte er seinen Plan der schwe= Flüge ausgeführt hatte, so u. a. über die Ostsee nach Finnland dischen Akademie der Wissenschaften vor und zwei Tage darauf der Stockholmer Gesellschaft für Anthropologie und Geographie. Nach­dem ihm die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt worden maren, erbaute er in Spizbergen eine Ballonhalle, von der aus er den Flug nach dem Nordpol 1896 antreten wollte. Da aber der erforderliche Südwind sich nicht einstellte, mußte das Unter­nehmen für das Jahr aufgegeben werden. Im Jahre 1897, am 30. Mai, war Andrée mit seinen Gefährten, dem Ingenieur Fraenkel und dem Neffen Strindbergs, auf der Däneninsel angekommen und fah sich zunächst gezwungen, das durch

Stürme erheblich beschädigte Ballonhaus auszubessern, bevor an die Füllung seines 5000 Rubikmeter fassenden Ballons Orner war der Ballon und die Mannschaft reisefertig, aber erst am 11. Juli 1897 glaubte Andrée das günstigste Wetter für sein Unter­nehmen zu haben und startete, um nie wiederzukommen. Die erste Silfsexpedition brach am 24. April 1898 unter Stad ling von Stockholm nach Nordsibirien auf, wohin man Adrée ver­schlagen wähnte, konnte jedoch ebensowenig wie spätere irgendwelche Kunde von den fühnen Forschern und ihrem Verbleib der Mitmelt überbringen. Gerüchtweise war einmal verlautet, daß ein Ballon im Nördlichen Eismeer treibend von Eskimos oder anderen Men­

Der bekannte norwegische Flieger Riiser Larsen , der die Verhältnisse im Polargebiet gut fernt, erklärte zu der Nachricht über die Auffindung der Leiche des Polarforschers Andree und seines Lagers, daß die Weiße Insel" gewöhnlich mit einer did en Eisschicht bedeckt sei und daß in diesem Sommer eine der­artige Auftauung des Eises stattgefunden habe wie noch nie. Damit sei das späte Auffinden des Lagers zu erklären. Bei den Nachforschungen nach der verschwundenen Amundsen- Erpe­dition im vorigen Jahre sei das norwegische Schiff Besle Kari" in den Gewässern um die Weiße Insel gewesen. Damals war die gehen konnte, die am 19. und 20. Juni erfolgte. Am 30. Juni 1897 Insel jedoch völlig mit Eis und Schnee bedeckt. Der norwegische Polarforscher Dr. Knut Rasmussen, der Andree sehr gut fannte, äußerte u. a.: Es sei durchaus möglich, daß die Tagebücher, die gut aufbewahrt waren, selbst nach so vielen Jahren leserlich fein könnten. Als Andree startete, flog er in nördlicher Richtung mit einer Geschwindigkeit von etwa 35 Kilometer. Er hätte den Bol in etwa 24 Stunden und die Beringstraße in etwa 80 Stunden erreichen können. Andree habe kurz vor seinem Fluge Fridtjof Nansen gefragt, was er von dem bevorstehenden Fluge halte und ob er ihm einige Daten über die Windverhältnisse am Bol und ob er ihm einige Daten über die Windverhältnisse am Bol geben könne. Nansen habe damals dringend abge. raten, da er geglaubt habe, der Flug sei mit den technischen Mitteln der damaligen Zeit nicht ausführbar gewesen. Andree hätte sich aber bereits so festgelegt, daß er seinen Flug nicht aufgeben wollte. Auf die Frage, ob vielleicht eine Verwechslung zwischen Andree und Nobiles Leuten vorliegen könnte, erklärte Rasmussen, daß er daran nicht glaube, da die Tagebücher nach den vorliegenden Nachrichten wohlerhalten aufgefunden seien.

Eine abweichende Meinung nimmt der Polarforscher Sverdrup ein, der es bezweifelt, daß die Leichen von den Raubtieren der Eiswüste so lange verschont bleiben konnten.

Oslo , 23. Auguſt.

aus zwei

Es wird angenommen, daß die Leichen der Andree- Expedition gefunden werden konnten, weil infolge des in diesem Sommer milden Wetters das sie bededende Eis besonders start weg­geschmolzen ist. Die Leichen und die Ausrüstung wurden an Bord des Seglers Bratvaag" genommen, letztere besteht Schliffen, einem Boot, einer Harpune, einem Kochapparat und zwei Kisten mit Instrumenten, einem Tagebuch und einem Logbuch. Beide Bücher waren so vereist, daß sie nicht geöffnet werden konnten. man fonnte jedoch auf einer der letzten Seiten des Logbuches fol­gende Eintragung erkennen:

-

,, 18. 7. 1897. 83 Grad nördlicher Breite und 32 Grad östlicher Länge."

schen gesehen worden sein sollte, Genaueres oder Endgültiges fonnte aber nicht festgestellt werden. Jezt, nach 33 Jahren, gibt.

die Arktis ihre Opfer wieder heraus. Aus den vorgefundenen Auf­zeichnungen sind wertvolle Nachrichten über den Verlauf der Er­pedition zu erwarten.

,, Staatspartei" fonzeffioniert.

Sie hat ihren gerichtlichen Erlaubnisschein!

In dem Verfahren, das der angebliche Schriftsteller Hall- Halfen als Gründer der sogenannten ,, Deutschen Staatspartei e. V." gegen Mahraun , Koch- Weser und höpfer- Aschoff beim Landgericht II auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung gegen den Mißbrauch des Namens Deutsche Staatspartei" an hängig gemacht hat, ist heute in einem besonderen Termin von der 3. Ferienzivilkammer unter Vorsiz von Landgerichtsdirektor Löhning folgendes Urteil gefällt worden:

,, Der Antrag auf Erlaß einer einstweiligen Ber fügung wird zurückgewiefen. Die Roften fallen dem Antragsteller zur Laft. Bezüglich der Kosten kann das Urteil gegen eine Sicherheitsleistung von 1000 Mart seitens der Antraggegner für vollstreckbar erklärt werden."

In der Begründung führte Landgerichtsdirektor Dr. Löhning aus, daß der Klägerische Verein eine einstweilige Verfügung verlangt habe, durch die der neuen ,, Deutschen Staatspartei" die Führung des Namens unter Androhung einer vom Gericht festzusetzenden Haft­oder Geldstrafe untersagt werden solle. Die Einwendungen des Antragsgegners, daß Hall- Halfen wegen Geisteskrankheit nicht ge= schäftsfähig sei und deshalb die Aftiplegitimation fehle, seien nicht hinreichend begründet worden. Auch auf die weiteren Ausführungen des Gegners komme es nicht an, weil der Antrag auf Erlaß der einstweiligen Verfügung aus einem anderen formalen Grunde abgewiesen werden mußte. Nach§ 49 der Zivil­prozeßordnung komme nämlich das Verfahren der einstweiligen Berfügung nur in Frage, wenn wesentliche Nachteile oder eine drohende Gefahr abgewendet werden müsse. Es müßten also

Die Expedition war am 11. Juli 1897 von Virgoban( Spitzbergen ) aufgebrochen. Es wird angenommen, daß die Expedition auf dem Eise landen mußte, und daß die Mitglieder dann den Ballon ver­laffen haben und in südlicher Richtung auf White Island zu über Treibeis vorgedrungen sind. In dem Lager wurde weder ein 3elt noch eine Hütte, noch irgendwelche Spuren von Lebensmitteln ge= funden, aber in der Nähe des einen Schlittens das Stelett eines Eisbären, den Andree und seine Kameraden vermutlich erlegt haben. Es wird weiter vermutet, daß sie nur noch ein paar Monate, nachdem sie White Island erreicht hatten, am Leben geschuhwürdige Interessen vorliegen. Derartige schuhbedürftige Inter­blieben sind. Die norwegische Expedition baute ein Grabmal aus Steinen an der Stelle des traurigen Fundes.

Andrées letztes Abenteuer.

Das Franz Josephs- Land ist eine arttische Insel gruppe von zirka 20 000 Quadratkilometer, fast to al pergletjdheit, mit Erhebungen bis zu 1600 Meter Höhe. Sie erstreckt sich vom 40. bis 70. Breitengrad und befindet sich von Spitzbergen , dem Aus­

effen beständen im fraglichen Falle nach Ansicht des Gerichts aber nicht, denn sie seien vom Antragsteller nicht genügend glaubhaft gemacht worden. Auch ein wesentlicher Nachteil liege bei der Führung des Namens durch die neugegründete Staatspartei nicht vor, denn der Vertreter des Antragstellers habe in der Verhandlung auf An­frage erklärt, daß die ,, Deutsche Staatspartei e. V.", der Verein te Hall- Halfen, nicht in den jetzigen Wahlkampf einzugreifen beabsichtig Es bleibe dem Antragsteller überlassen, seine etwaigen Ansprüche im ordentlichen Gerichtsverfahren zu vertreten,