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Der Guru macht uns hieb- und Schußfeft

Ein hinterindisches Erlebnis/ Von Paul Freye

,, Blaubt ihr denn mirtlich", so fragte ich meinen Freund, einen| jungen Siamesen, der in Europa akademische Würden erreicht hatte, ,, daß euch der Zauber dieser Amulette, dieser Bändchen und Kettchen mit geweihten Figürchen, Semablättern und Buddhabildchen, wie ihr sie um den Hals, um Fuß- und Handgelenke tragt, tatsächlich vor allerlei Unheil und Krankheiten schützt?"

Bei dieser Anrede verzog sich das intelligente braune Gesicht des jungen asiatischen Gelehrten zu einem faft unmerklichen Lächeln gut­mütigen Bedauerns. Ja", sagte er ,,, Sie Europäer wollen sich nun einmal nicht belehren lassen. Tagtäglich entschleiern Ihre Gelehrten und Erfinder Geheimnisse der Natur, und doch wollen Sie nicht glauben, daß es in der Welt überall auch geistige Mächte gibt, die sich der Mensch zu eigen machen kann. Eure Gelehrten befassen sich zumeist nur mit ertennbaren Dingen. Wir dagegen studieren seit den ältesten Tagen indischer Weisheit jene Kräfte, die von der Welt der Geister zu uns herüberstrahlen. Ja, unsere gelehrten Gurus ( Weise) haben sich diese Kräfte untertan gemacht und verstehen es, sie zum Wohle ihrer Mitmenschen zu verwerten. Sehen Sie hier dieses kleine, goldene Semablättchen( Blatt in Form der Blätter des heiligen Feigenbaumes). Ich erhielt es von meinem geistigen Lehrer, dem hochverehrten, alten Oberpriester des Tempels, in dem ich die Jahre meiner Kindheit als Mönchsschüler verbrachte. Mich- hat es hier und während meines Aufenthaltes in Europa bis zum heutigen Tage stets vor allen Gefahren geschützt. Und hier dieses Baum­mollbändchen mit dem kleinen Amulett am Handgelenk hat mir nach meiner Rückkehr in die Heimat ein alter Mönch und weiser Guru imgebunden. Es schützt mich sicher gegen Hieb, Schuß und Stich. Es ist ein tostbarer Talisman, dem ich unbedingt vertraue."

Seine sonst so gleichmäßig ruhigen Augen hatten sich im Eifer der Rede zu fanatischem Glanze belebt. Durchdringend schaute er mich an und fuhr fort: Ich schätze Sie mehr als alle anderen Europäer, die ja doch nur unsere Unterdrückung und Ausbeutung betreiben. Darum bin ich bereit, Ihnen etwas aus unserer geheim­nisvollen Welt zu zeigen. Ja, Sie selbst fönnen sich durch jenen Guru gegen Hieb, Schuß und Stich schützen. Ich will Sie zu ihm führen. Wohl verbietet ihm sein buddhistischer Mönchsorden die Ausübung solcher Kunst, aber das ist nur äußerlich, denn innerlich feben noch viele unserer Mönche in den Ueberlieferungen des uralten Brahmanentums und in der ihnen seit undentlichen Zeiten ver­trauten Welt der Geister."

Da saß mir also der Typ eines gebildeten, modernen Asiaten gegenüber, dem trotz aller europäischen Studien die uralten lleber­lieferungen vielleicht noch heiliger waren als seinen Landsleuten, die Europa nie sahen. Und sein Heim? Welch trasser Gegensatz zu diesen Reden. Es mar, abgesehen von dem Buddha auf dem Haus­altar in einem Nebenraum, wo sich auch Urnen mit Asche der Vor­fahren befanden, ganz europäisch eingerichtet.

Mein Gastgeber fuhr fort: Ich habe einen Sampan( Ruderboot) bereit. Wenn Sie wollen, fönnen wir gleich fahren."

Natürlich war ich gern bereit, denn hier gab es wieder einmal ctmas zu erleben. Heber die ganz mit Blumen geschmückte Veranda stiegen wir die Treppe zum Landungssteg im Garten hinter dem Hause hinab, wo uns vier Freunde meines Gastgebers erwarteten, alle in Korfhelmen und tadellosen, weißen Tropenjaden, jedoch mit den üblichen bunten, furzen Pluderhosen der Siamesen, weißen Strümpfen und Schuhen gekleidet. Nach der zeremoniellen Be­grüßung bestiegen wir den Sampan, ein offenes Boot mit Sitz­bänken. Hinten auf dem Heck stand ein Kuli, nur mit einem Lenden­tuche bekleidet. Bei unserer Antunst jetzt er sich in die Hocke und begrüßt mit den aneinandergelegten, bis zum Antlig erhobenen Händen nach uralter Landessitte seine Passagiere. Dann steht er auf, und bald schwingt sein sehniger Körper die Ruderstange, wobei er sich wie ein Gondoliere vor- und rückwärts wirst. In rascher Fahrt gleiten wir dahin. Die von vielen Kanälen durchschnittene Hauptstadt Bangtot mit ihren 500 000 Einwohnern liegt zu beiden Seiten des hier mehr als zweihundert Meter breiten Menamstromes. Das, Benedig des Ostens" bietet viele malerische Bilder. Auf beiden Ufern ist eine Bracht von Frucht und Balmengärten. Vielfach sieht nan noch die auf Pfählen errichteten, pittorest wirkenden, alten Siamhäuser mit ihren fed in den tiefblauen Himmel hineinstechenden spigen Giebeln. Dazwischen leuchten wieder und wieder die weißen Mauern der vielen buddhistischen Tempel mit ihren telestopartig ineinandergeschobenen zweifachen oder dreifachen Dächern, ihren geschnitten Giebelfeldern, ihren buntglasierten, aus dem dunklen Grün der Palmen warm aufleuchtenden Ziegelflächen und ihren ver­goldeten Dachspizen. Manchmal halten riesige Torfiguren, Vaksa ( Riesen) mit Keulen in den Händen, davor Wache. In den Tempel höfen stehen weiße, helmförmige Grabdenkmäler mit schlank auf ragenden, vergoldeten Spitzen. Gelbgekleidete Mönche fizen auf den Bänken der Landungshallen, und lustige Priesterschüler baden davor in dem trüben Naß, dessen Odeur durch gelegentlich vorüber­schwimmende Hundekadaver nicht eben verbessert wird.

Es ist vier Uhr nachmittags. Die Sonne sticht noch so start, daß die mitgenommenen chinesischen Delpapierschirme einen an= genehmen Schuh gewähren. Wir fahren hinüber zum Westufer, hinein in einen der vielen Kanäle. Halbnackte, schwitzende Chinesen­fulis mit breiten, spigen Strohhüten paddeln in ausgehöhlten, fleinen Booten vorüber und verkaufen Schnaps, Fleisch, dampfende Nudel­speisen, gebadene Bananen und andere Leckerbissen. Schwer mit Früchten beladene Kähne der Marktfrauen in ihren großen Stroh­hüten und bunten Brusttüchern beleben das Bild. Durch verschiedene schmäler werdende Wasserarme gleiten wir weiter und gelangen schließlich an die stark verfallene Landungstreppe eines im üppig wuchernden Dschungel schlafenden Tempels. Wir sind am Ziel. Durch ein verfallenes Tor betreten wir den Tempelhof und gelangen über verwachsene Fußmege zur Südseite des Klosters, wo nach alter Sitte die Bluttu( Mönche) in fleinen Steinhäuschen( Studi) ein beschauliches Dasein führen. Aus dem Kudi unseres Guru hört man in monotonen Lauten eine Stimme, die wie der Ton eines zerborstenen Teefessels flingt.

Der Guru lieft. Er sitzt im Hintergrunde seiner Zelle mit unter­geschlagenen Beinen. Auf seinen Knien liegt offen ein Palmblatt, buch. Mit seinem dürren Körper, seinen lebernen, hageren Bügen, der großen Brille und dem tahlgeschorenen Kopf sieht er wie eine Mumie aus. Mein Freund und seine Begleiter haben sich auf dem Borplatz in ergebener Saltung in die Hode gesezt und erheben, als der Alte aufblickt, dreimal die zum Gebet aneinandergelegten Hände grüßend bis über ihr Haupt. Die Mumie tommt heraus und be grüßt mich zuerst durch freundliches Händeschütteln, wobei er mich durchdringend anschaut. Dann holt er aus dem dunklen Raum einen halbzerbrochenen Stuhl und bittet mich, Blag zu nehmen. Mit pielen zeremoniellen Worten trägt mun mein Freund unser Anliegen

vor, er möchte uns gegen alle Gefahren, gegen Hieb, Schuß und Stich fest machen. Der Alte geht hinein und holt ein scharf ge­schliffenes, in einer Bambusscheide steckendes Krummschwert, ähn­lich dem malaischen Kris.

Dann läßt er sich auf seine Matte vor dem Halbkreis der Besucher mit untergeschlagenen Beinen nieder. Dann schaut er uns der Reihe nach mit halb ernſtem, halb lächelndem Gesicht an, aus dessen klugen, etwas stechenden Augen offenbar eine starte Energie spricht. Nun legt er die Hände aneinander mit dem Handrücken nach unten in seinen Schoß und verfällt, die starren Augen geradeaus gerichtet, in Meditation. Nichts stört die tiefe, drückende Stille dieses geheim­nisvollen Ortes. Wie durch magische Kräfte festgehalten, ist mein Blick auf die Augen des Guru gerichtet. Da plötzlich erhebt er sich, nimmt kleine Bändchen aus ungewaschener Baumwolle und bindet fie jedem von uns um das rechte Handgelent. Dann ergreift er das aus der Scheide gezogene blanke Krummschwert, und der Reihe nach muß jeder von uns sich mit der scharfen Schneide zur Probe dafür, daß wir nun ,, fest" sind, mehrmals auf den Unterarm schlagen. O Wunder! Der Schnitt dringt nicht ein! Auch als ich an die Reihe tomme, gibt es an den Stellen nur blaurote Striemen.

Nun setzt sich der Guru mit untergeschlagenen Beinen und im Schoß zusammengelegten Händen nochmals zur turzen Medi­tation hin. Dann erhebt er sein Haupt und redet uns freundlich an. Wir erheben uns und nehmen stumm und wiederum sehr feierlich Abschied. Mein Freund hat ihm vorher ein Geschenk überreicht.

Mir ist so benommen und schläfrig zumute.. Kommt das vielleicht durch die Schwüle, der nun rasch hereinbrechenden, dunstigen Tropennacht? Als mir im Boot jizen und draußen auf dem Fluß zwischen den in der Dunklheit glitzernden Lichtern der unzähligen Fahrzeuge ein fühler Wind aufkommt, wird mir freier im Kopf. Am anderen Ufer verabschiede ich mich von meinen Freunden und fahre mit einer Ritschah, die ein flinker Chinesenkuli zieht, nach Hause.

Erst das fühle Gußbad vor dem Abendessen macht meine Sinne ganz far. Jetzt begreife ich alles. Dieser dürre alte Guru ist ein Massenhypnotiseur. Als er uns in Meditation versunten anstarrte,

da verfielen wir seinem Bann. Wir wurden zusammen hypnotisiert. Das Schwert hatte er durch einen tüchtigen Rohrstod ersetzt. Dann mußten wir zuschlagen, und daher die blauroten Striemen. Ich tnüpfe das Bändchen am Handgelent ab und schließe es zu anderen Raritäten fort. Wiederum bin ich seit jenem Besuche beim Zauber­Guru um eine Erfahrung reicher. Denn alle scheinbaren Geheim­nisse des Orients finden doch schließlich ihre nüchterne Erklärung.

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Die ,, Stadt des großen Lärms"

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Millionen Einwohner zählt Buenos Aires , die Hauptstadt Argentiniens . Davon bevölkern 2 Millionen zu gewissen Zeiten die Straßen in allen möglichen Fahrzeugen. Nun sind aber die Straßen von Buenos Aires , besonders die der inneren Stadt, nach spanischem Stil angelegt und sehr eng. Durch diese Schluchten zwängt sich mit ungeheurem Getöse Buenos Aires wird die Stadt des großen Lärmis" genannt der ins Riesenhafte ange­wachsene moderne Verkehr. Da es an Platz fehlt, müssen die Autos an allen möglichen und unmöglichen Stellen parken, mit dem Erfolg, daß die Verkehrspolizei dauernd zu tun hat, um die Durchfahrt frei­zuhalten, eine fast aussichtslose Arbeit bei der sehr leckeren Verkehrs-. disziplin der Südamerikaner. Die in amerikanischen und europäischen zudem in der argentinischen Hauptstadt noch nicht eingeführt. Man Großstädten übliche und erprobte Regelung durch Lichtzeichen ist hat zwar in dieser Richtung schwache Bersuche gemacht und einige Lampen beglückt. In diesen herrscht dann auch leidliche Ordnung; der überfülltesten und gefährlichsten Straßen mit roten und grünen um so schlimmer aber ging es außerhalb dieser Ordnungszone zu, denn da stauten sich die Fahrzeuge um so mehr, und man fuhr sich buchstäblich auf die Hinterräder. In Buenos Aires geschieht nach der Statistik alle fünf Minuten ein Verkehrsunfall kein Wunder! Berkehrsfachleute aus London und New York waren erstaunt über das Chaos. Die Stadt will jetzt nach ihren Vorschlägen ten unhalt baren Zuständen ein Ende machen. Man plant Einschränkung der Barferlaubnis und Errichtung von Hochgaragen, Erweiterung der Untergrundbahn und Einführung des Lichtzeichensystems.

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R. H. France: Weltarbeiter Sonne

Im Deutschen Museum zu München hängt in dem wichtigsten| zu einer erstaunlichen Blüte seines Handwerksfleißes aufzusteigen, Saal ein Riesenbild: die Sonne als Quelle der Energie. Das faßt anschaulich alles zusammen, was wir wissen, womit wir arbeiten, die Güter, deren mir uns erfreuen: Arbeit, Technit, Reichtum, Leben. In vier große Gruppen gliedert sich da alles Geschehen. Im Sonnenlicht besteht die Pflanzenwelt, die Mensch und Arbeits­tieren Nahrung und damit Muskelkraft und uns auch die geistige Energie verleiht zu unseren Erfindungen und unserer Arbeit. Aber in den Pflanzen speichert sich auch Sonnenenergie; nach ihrem Tode verwandelt in Kohle, liefern sie das Brennmaterial für alle Wärmekraftmaschinen.

Die Sonne aber schafft auch die Wärmeunterschiede, auf denen alle Luftbewegung beruht; sie ist es also eigentlich, die die Wind­motoren dreht.

In der Sonnenwärme entsteht der wunderbare Kreislauf des darum, weil es alltäglich ist, nicht weniger erstaunlich bleibt; daß Wassers. Das große Wunder, das man jeden Tag sieht und das sich Wasser aus dem Meere in die Luft hebt, mit den Winden legelt, als wolke sichtbar wird und dort, wo es fühler ist, wieder als Wasser zurückkehrt, aber dann von Bergen her fließend im Gefälle unsere Wasserkraftmaschinen treibt, jene, die mit der Dampf fraft zusammen dazu dienen können, uns Elektrizität zu liefern.

Muskelkraft, Geisteskraft, Windkraft, Wasserkraft, Dampftraft, elektrische Kraft umrahmen in ihren Werken dieses Bild und über ihnen strahlt die Urquelle aller Kräfte, die Sonne.

Diese Sonne, der wir alles verdanken, was wir sind und was wir haben und von der niemand weiß, was sie eigentlich ist.

Denn täuschen wir uns darüber nicht. Wer tann sagen, was die Sonne ist? Namen haben wir ihr gegeben, einen Himmelsförper nennen wir sie, glauben von ihr, daß sie glühend und die Mutter der Erde sei, erfahren, daß sie Wärme, Licht, elektrische Energie spendet, wir merken, daß weder wir noch irgendein Leben dauernd ohne sie bestehen könnte, denn auch Geschöpfe, die im Dunkeln leben, brauchen ihre Wärme. Aber alle die vielen Beziehungen und Be schreibungen sind doch keine Erklärung dafür, was die Sonne eigent lich iſt?

Sie hatten schon Recht in ihrem Empfinden, diese alten Völfer, die Inkas und Aegypter und Babylonier, als sie ein göttliches Wesen aus ihr machten und dadurch zugleich der Dankbarkeit, dem Unverständnis und dem großen Geheimnis Ausdruck gaben. Jedenfalls für die Technik ist die Sonne das Göttliche, aus dem alles fließt, zu dem alles zurückkehrt. Sie ist Urquell und Allerhalter.

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Man muß mythologisches Empfinden zur Hilfe rufen, um die richtige Kraft der Worte aufzubringen für die ungeheuerliche Tat­sache, daß eigentlich nur die Sonne Energie liefert. und daß alle Technik, mehr als das, daß alle Arbeit, Leben und Denten sich nur um sie dreht!

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Aber auf welch verzweigten Wegen! Mir hat es immer als eine der allergrößten Leistungen des Menschengeistes geschienen, daß wir trotz aller verwirrenden Berwicklungen dennoch dessen be­wußt geblieben sind und den Faden nicht verloren haben, der zu: Sonne und zur einheitlichen Urenergie, als die uns die Elektrizität heute erscheint, zurückführt. Die Leistung Robert Meyers müßte mehr im Mittelpunft unserer Erziehung und Bildung stehen, denn sie ist eine der größten und auch segensreichsten Großtaten des menschlichen Geistes. Wir haben viel zu sehr vergessen, daß ohne jenes Bissen um die Verwandlung der Energie ineinander mir nie den Anreiz, den Mut und dadurch die Kraft gefunden hätten, alle die Industrien aufzubauen, die heute darauf ruhen, die jetzt schon ein taum auszusprechendes Bermögen bedeuten und einer ganz un­ausdenfbaren Zukunft entgegengehen.

Die Philosophen und Künstler, die Staatsmänner und Kauf­leute mögen doch nicht vergessen, daß feiner von ihnen derartige Lebenswerte in Bewegung gesezt hat wie jener bescheidene Natur­forscher aus Heilbronn und seine Mitarbeiter, Werte, die unauf haltsam zu der größten Umgestaltung führen, die sich im Leben der Menschen noch je ereignet hat.

Schon die ältesten zwei technischen Energiequellen: strömendes Baffer und der Wind haben dem mittelalterlichen Menschen erlaubt,

und wenn man sich überlegt, was in Pochwerten, Hammer- und Sägemühlen, in Walf- und Pulvermühlen, abgesehen von der Mehl­bereitung vor dem Aufkommen der Dampftraft alles gearbeitet wurde, wird man wirklich nicht mehr achselzuckend an diesen Vor­stufen heutiger Großtechnik vorübergehen. Auch wer einmal in Holland gesehen hat, wie dort noch immer die Windmühle als billigster Arbeiter tausendfach das Unglaublichste schafft, wird sich jagen, daß man tatsächlich auch heute im Zeichen der Elektromirt­fchaft teine Ursache hat, auf eine umsonst erhältliche Energiequelle zu verzichten, ja, daß gehörig rationalisiert und noch sinnreicher an gewendet, das Zeitalter der blauen Kohle noch erst tommen wird. Genau so wie das der Wasserkraft, von der heute erst ein Bruchteil zum Segen der Menschheit arbeitet.

Man hat die Windkraft ein bißchen dichterisch als..blaue die Parallele zur schwarzen Kohle" zu schaffen, die, unbegreiflich Kohle" bezeichnet und die Wasserkraft als ,, weiße Kohle", um dadurch genug, auf ihre beiden Konkurrenten ein Jahrhundert hindurch fast vergessen ließ. Daß aber die Wasserfräfte eines Lan­des derselbe, ja, größerer Reichtum sind als Kohlengruben, hat uns tiefer durchdacht, sogar ein Etandinavien mit seiner enormen Ausnügung der Wasserfälle ge­zeigt. Ein einziger See, zweihundert Meter höher gelegen als sein Borland , liefert den Strom für die Eisenbahnen fast in ganz

Bayern . Und seitdem das kleine Desterreich entdeckt hat, daß aus der Höhendifferenz seiner Alpenbäche elektrischer Strom in unaus­denkbarer Menge gewonnen werden kann, und es gleichsam als ,, Dach von Europa " den Stromegporteur" für alle feine Nach­barn bedeuten wird, ist es von einem armen Land plötzlich zur Rolle des steinreichen Erben aufgestiegen. Sein Vermögen wird ihm aus= bezahlt worden, wenn die aus alpiner Wasserkraft stammenden Stromleitungen die Industrien bis nach Norddeutschland hinein ver­sorgen. Der ewige Regen von Salzburg , der unerschöpflich die Tauernquellen speist, ist dem die Zusammenhänge Durchschauenden goldeswert.

Es wird ganz sicher ein Zeitalter kommen und nach der Mei­nung hervorragender Techniker stehen wir an seiner Schwelle, ja eigentlich schon darin, das den Kopf schütteln wird über den Einfall, einen so tostbaren Stoff wie Steinkohle( oder Holz) zu verbrennen, um ihn nutzbar zu machen. Nur um dadurch einige wenige Hundert­teile Nugungseffekt herauszuholen. Neun Zehntel der Kohle und mehr verrauchen ungenützt. Jahrhunderte, die ihren Menschenüber­schuß faum zu ernähren vermochten, haben diese Raubwirtschaft ge­trieben. Erst dann dämmerte ihnen die Einsicht, daß Kohle eine Art Edelstein sei. Denn in dieser gespeicherten Sonnenenergie schlummern chemische Schätze. Der Steinkohlenteer hat sich als eine Schahlammer schönster Farben und wertvollster chemischer Präparate erwiesen. Benzol, Benzin, flüssige Kohle; die Namen find ebenso piele Etappen auf dem Weg immer höherer Bewertung einer Sub­ſtanz, die nur politommenes Unverständnis ats brennbaren schwarzen Stein" einschätzen konnte. Die Zukunft wird ganz be stimmt der Kohle vielfach höheren Wert verleihen, als es noch die Gegenwart tut.

Und schon dämmert am Horizont der technischen Entwicklung ein neues Licht, das der fohlenlosen Wirtschaft. Schon gibt es von tiefem Wissen erfüllte Köpfe, die sagen, weder weiße, nod; blaue oder schwarze Kohle wird eines Tages die Energiequelle des Men chen sein, sondern die in der Materie überhaupt verborgene Atom­traft, die alles übertrifft, was je an Kräften aus der Natur Heraus­geholt wurde.

Es ist wie ein Kreislauf der Einsichten, der zu dem Urquell, von dem er ausging, zurüdfehrt, zur Sonne, von der ahnendes Wissen manchmal zu denken magt, es feien Atomfräfte, die sie durch unsere irdische Welt sendet. Aber dieses höchste Licht blendet immer noch unsere Augen und bedeutet für uns größtes Dunkel. Wir wissen aber immerhin das eine, und das ist das wichtigste, von der Sonne stammt alles, was wir für uns arbeiten laffen tönnen, und so vielfach auch die Quellen der Energie zu strömen scheinen: es ist tiefste und sicherste Ueberzeugung des Techniters, wenn er fagt: Sonne ift alles, was ich bin und habe!