Ludwig Barta: Die Tänzerin Barta:
Die Augen des Mannes flebten schon vor Schläfrigkeit, und es fümmerte ihn nicht, daß die Frau sich noch im Zimmer ankleidete. Sein zerzauster, schwarzer Kopf, sein rotes Gesicht mit dem vom Rajieren noch blauen Kinn hob sich ungeschlacht von der Seidendecke ab, als wollte er im beginnenden Schlaf in die Ferne, in die Unendlichkeit entrinnen... Vor einigen Minuten hatte er noch fiebererfüllt diesen Frauenförper umarmt. Einen Augenblic lang überlegte er: ob es sich nicht doch schicken würde, die Frau wenigstens bis zur Tür zu begleiten? Sie ist doch eine Nummer des Modernen Kabaretts und fährt im Auto. Aber zur üppigen Fleischmahlzeit trant er roten Wein, er war schläfrig und es war so gut unter der Decke. Draußen war Winter; in das rotblaue Dämmerlicht der feidenbedeckten Lampe brach das Weiße der verschneiten Palast: fassaden und Dächer.
Die Tänzerin kleidete sich an und warf das reich gestickte dunkelgrüne Kleid über die feine schwarzseidene Unterwäsche. Das Kleid war wie ein Oberhemd man tonnte es rasch mit einer Bewegung
abschleifen und auch anziehen.
Sie hatte schon das dunkelgrüne Oberhemd an, so wie auf ihem Kopf den schiefsitzenden Hut, an dessen Krempe rechts ein großer, falscher Diamant glizerte. Sie strich ihren Mund wieder rot an und setzte sich auf den Bettrand.
Die Tänzerin wartete einen Augenblick, vielleicht erwacht der Mann. Doch der Mann träumte schon; er setzte im Traume das nachmittags abgeschlossene Geschäft fort. Gerade war er dabei, daß er den Nutzen einstecke.
,, No, Freunderl!" jagte die Tänzerin und zupfte schalthaft sein Ohrläppchen.
Der Mann öffnete die Augen, sah an seinem Bettrand die Frau, um die eine Luft der Attraktionen wehte, in mondäner Kleidung figen.
,, Was ist?" fragte er; für einen Augenblic war er wach geworden, doch die Augen schlossen sich wieder.
,, Also, was wirst du mir geben?" fragte, jetzt schon rasch und energisch, die Frau.
,, Was soll ich dir nun geben?" brummte schläfrig der Mann. , Gib mir tausend Ziegel!" sagte die Tänzerin. ,, Was?"
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Der Mann öffnet die Augen, er ist fast ganz erwacht. ,, Tausend Ziegel!" wiederholte das Weib.
,, Bist du wahnsinnig geworden?"
,, Nein; gib mir nur tausend Ziegel!"
,, Wozu brauchst du tausend Ziegel?"
hinter ihr werden Wirtschaftsgebäude stehen, auch ein Pferd und eine Kuh werden da sein, dort werden Sie leben." Und da fiel ich ihr um den Hals: ,, Betti! Betti! Erkennst du mich denn nicht? Ich bin Lea."- ,, Na", sagte Betti einfach, ich hätte nicht geglaubt, daß ich dich noch jemals sehen werde!" Dann ging ich in das Kaffeehaus, in dem ich einst gedient hatte. Ich setzte mich an den vornehmsten Tisch, als wäre ich dort im Kaffeehaus eine Königin gewesen. Der Wirt fam zu mir und verbeugte sich wiederholt:„ Küß die Händ'! Kamen Sie von weit her?" Ich komme aus Paris . Ich suche hier eine Frau, sie heißt Lea", sagte ich zum Wirte. Ihre Mutter war eine arme Witwe, doch sie starb, und da ging die Tochter in Dienst..." Ja, ja!" sagte der Wirt. Sie diente hier, bei mir; sie war ein selten fleißiges, braves Mädchen, und dennoch habe ich sie gehaun; Gott verzeih's mir!"- ,, Gott wird es Ihnen vielleicht nicht verzeihen, aber ich verzeihe, denn ich bin Lea." Die Augen des Wirtes blieben wie Fischaugen stehen:„ D, bitte!" Er verbeugte sich tief, tam ganz nahe und füßte mir die Hand.„ Sehen Sie", sagte
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Bebel geht spazieren.
ich zum Wirt, dieses Handtusses wegen tam ich zurüd, denn jetzt bin ich eine Königin."
„ Ich hätte es lieber gehabt", sagte der Mann ,,, menn bu fein Dienstbote gewesen wärst, sondern von Anfang an eine Königin, da hätte ich gegen den Preis von tausend Ziegeln auch nichts auszusetzen. Doch so wirst du dich auch mit fünfhundert begnügen." Er zog seine Börse unter dem Polster hervor und zählte s Geld auf das Nachtkästchen. ,, Dummer Kerl!" sagte die Tänzerin. Was hättest du gesagt, wenn ich den Preis der Kuh oder den des Pferdes verlangt hätte? Wenn du wüßtest, wie sehr ich euch alle verachte, aber ich brauche noch neunzehntausendfündhundert Ziegel..."
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Draußen auf den Straßen lag frisch in der Nacht gefaener Schnee. Der Wind blies und fegte die obere Schicht weg.
,, Ein Auto für die Künstlerin?" fragte der Portier in der Halle. Die Tänzerin gab teine Antwort, sie ging hinaus auf die schneebedeckte Straße in den Wind. Sie ging lange im Schnee zu Fuß, bis es ihr eingefallen ist, in ein Auto zu steigen. Kaum saß sie in den weichen Kissen des geschloffenen Autos, fiel ihr Kopf nach vorn, und sie begann bitter zu weinen.
( Aus dem Ungarischen von Frieba Vor.)
Polizei- Anekdoten
Severing sagte 1926, den Reformwillen der preußischen Polizei In dem Buche Aus meinem Leben" erzählt Bebel ein heiteres betonend: Früher hieß es: Ich warne Neugierige!", heute fagen Erlebnis mit der Polizei. wir: ,, Bitte, treten Sie näher!"
Ich reiste", so schreibt er ,,, nach Mittweida hinüber, um unseren dortigen Genossen einen Besuch zu machen. Als ich auf dem Bahnhof in Mittweida ankam, wurde mir ein doppelter Empfang bereitet. Es erwartete mich eine Anzahl Parteigenossen und hinter diesen stehend ein Aufgebot der Polizei mit dem Stadtoberhaupt, dem Bürgermeister Keubler in höchsteigener Person an der Spitze. Dieser Empfang stimmte mich gleich sehr heiter. Ich machte also meinen Parteigenossen den Vorschlag, statt in ein Lokal einzutreten, auf der Hauptstraße Mittweidas auf und ab zu spazieren, wobei ich ihnen allerlei erzählen wolle. Gedacht, getan. Der Spaziergang begann. Hinter uns in mäßiger Entfernung Bürgermeister und Polizei im Gefolge. In wenigen Minuten hatte sich ein großer Menschenhause angesammelt, aus deffen Mitte dem Bürgermeister und der Polizei allerlei humorvolle Bemerkungen zugerufen wurden. Alles lachte. Boller Verlegenheit zog sich der Bürgermeister in ein Haus zurück und ließ seinen Untergebenen den Befehl zukommen, sich zu ent
,, Ich brauche fünfzigtausend; dreißigtausend habe ich schon, muß fernen." ich also noch zwanzigtausend dazu schaffen."
,, Tausend Ziegel... Der Teufel weiß, wieviel das ist!"
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Ich sag' es dir schon" und nannte die Summe.
,, Tausend Ziegel, sehr viel. Begnüge dich mit der Hälfte!" Die Tänzerin widersprach nicht weiter, sondern begann eine Geschichte zu erzählen:
,, Als meine Mutter starb, fam ich in ein Kaffeehaus als Dienstmädchen."
,, Pfui!" dachte der Mann. Sie war ein Dienstbote!" „ Ich war damals vierzehn Jahre alt. Um vier Uhr früh mußt' ich aufstehen, den ganzen Tag waschen und reiben. War ich nicht flint genug, haute mir der Wirt einige Ohrfeigen herunter." ,, Was geht das mich an?" fragte der Mann Die ganze An gelegenheit efelte ihn an.
Doch die Tänzerin sette fort:
3wei Jahre lang schuftete ich dorf Doch dann, dann
brannte ich mit einem Zirkus durch und habe die halbe Welt bereift.
Bom Zirkus kam ich zum Orpheum. Als ich schon viel Geld bei sammen hatte, tehrte ich in jene Stadt zurück. Der Sereth fließt durch jene Stadt; jenseits des Flusses, im Wäldchen, kaufte ich ein Grundstück mit einigen Joch Feldern, dort werde ich die Villa bauen." ,, Dazu brauchst du die Ziegel?"
,, Dann ging ich in jenes Haus, wo seinerzeit meine Mutter
gestorben ist:
,, Wohnt hier nicht eine Frau, die Betti heißt?" Da tam Betti zum Vorschein; sie ist älter als ich, ein wenig auch unbeholfen und furzsichtig und schwerfällig. Die Mutter hat sie nämlich, als sie noch nicht zwei Jahre alt war, fallen lassen.„ Wovon leben Sie denn?" fragte ich sie. ,, Wovon sollt ich schon leben?" sagte sie trogig. Ich bin Taglöhnerin." ,, Bon heut an werden Sie nicht mehr Taglöhnerin sein. Jenseits des Sereth wird eine Villa sein,
Ruhe ist die erste Bürgerpflicht
ist einem öffentlichen Anschlag entlehnt, den der Minister Graf von der Schulenburg- Rehnert am 17. Oftober 1806, drei Tage nach der Schlacht bei Jena an die Straßenecken Berlins heften ließ, und der mit den Worten begann: Der König hat eine Bataille verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht. Ich fordere die Einwohner Berlins dazu auf."
Der Humor dabei ist, daß Graf von der Schulenburg selbst diese Ruhe nicht besaß, denn er flüchtete mit der Regierung und dem töniglichen Hof nach Ostpreußen in den Schuß der russischen Vere bündeten.
Der beschränkte Untertanenverstand ist eine Wortbildung, die aus einem Erlaß des preußischen Ministers des Inneren von Rochom vom 15. Januar 1838 entstanden ift. Als im Jahre 1837 der König von Hannover die Berfassung seines Landes aufhob, protestierten sieben. Göttinger Professoren da Elbings sandten an Albrecht eine Zustimmungsadresse. Von Rochow gegen, unter ihnen Professor Albrecht aus Elbing . Viete Einwohner mißbilligte dies in jenem Erlaß, in dem es heißt:
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,, Es ziemt dem Untertanen nicht, die Handlungen des Staatsoberhauptes an den Maßstab feiner beschräntten Einsicht anzulegen und sich in dunkelhaftem llebermut ein öffentliches Urteil über die Rechtmäßigkeit derselben anzumaßen."
Ich warne Neugierige!
Dieses jetzt oft scherzhaft angewandte Wort gebrauchte der Berliner Polizeipräsident von Jagow in einer Bekanntmachung, die er am 13. Februar 1910 vor einer sozialdemokratischen Wahrechtsdemonstration veröffentlichte. In der gleichen Bekanntmachung steht die ebenfalls zum geflügelten Worte gewordene Wendung: Das Recht auf die Straße.
Die janze Richtung paßt uns nicht! antwortete der Berliner Polizeipräsident Freiherr von Richthofen am 23. Oftober 1890 dem Direktor der Leffing- Theaters, Oskar Blumenthal , auf die Frage nach den Gründen des Verbots von Sudermanns„ Sodoms Ende".
Es war einmal!
Ein Polizist brachte im März 1848 einen Mann auf die Wache. „ Ich habe ihn verhaftet", meldete er dem Leutnant, denn hier, diesen Beweis des Hochverrats; habe ich in seiner Wohnung gefunden und natürlich sofort beschlagnahmit."
Der Beweis war ein Stück weißes Papier. ,, Da hat der Kerl nämlich zweifellos eine Proflamation drauf schreiben wollen", erklärte der Polizist.
,, Das socialdemokratische Bolt..." Aus den Akten des Polizeiamtes in Ottenfen. Gehorsamstes Gesuch des Polizeisergeanten Alexander Fischer um geneigte Bewilligung einer neuen
Uniform.
Dem, verehrlichen Polizeiamt erlaube ich mir gehorsamst zu be= richten, daß die mir im Januar 1875 gelieferte Uniform aus folgenedn Gründen einer Erneuerung nicht unbedürftig zu sein scheint:
1. Die Müße, obschon sie den Angriffen der Hüte verderbenden Höflichkeit nicht ausgesetzt ist, hat doch durch Zeit, Staub, Sonnenschein und Regen das achtungsgebietende Ansehen verloren, dessen das Hauptstück eines Polizeibeamten im dienstlichen Interesse bedürfen möchte.
2. Der Rock, zwar in Ansehung des dunkleblauen Tuchs noch reputierlicher, aber doch in den staubauswirbelnden Versammlungen des Volkes so demokratisiert, daß er nach sachverständigem Gutachten einer neuen Decoration mit Roth nicht mehr würdig ist, ergänzt werden mußte, leidet an einer, durch keinen Flicken mehr leidet an innerer Zeriffenheit.
3. Das Beinkleid, dem ein nicht unwesentlicher Teil schon 2mal zu reparierenden Negation eben dieses, dem Verschleiß besonders ausgesetzten Teils so sehr, daß man sich ihm aus sittenpolizeilichen Gründen kaum mehr anvertrauen darf. Außerdem ist die Biese an demselben früher rot gewesen.
Kurz, diese Uniformstüde vermögen, ich will nicht sagen bei etwa wieder vorkommenden Durchreisen hochfürstlicher Personen, fondern selbst bei den weniger ceremoniellen Versammlungen des socialdemokratischen Volks die Würde der Obrigkeit nicht mehr in dem Grade zu veranschaulichen, wie sie es verdient. Alexander Fischer, Polizeisergeant.
( Mit Erlaubnis des Verfassers und Verlages dem Buch ,, 555 mal wit und Humor bei der Polizei" von Heinrich Langmaad, Deutscher Polizei- Berlag, Lübeck , entnommen.)
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