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Frauenfreuden im Gowjetparadies.

Täglich 4 Stunden Schlangenstehen.

2ondon, 28. August.( Eigenbericht.) Der Moskauer Berichterstatter des Daily Herald" brahtet seinem Blatt: Infolge der Nationalisierung der Lebensmittel und der Art ihrer Verteilung herrsche in Rußland eine erbitterte Stimmung, die auch in der Presse ihren Niederschlag gefunden habe. Stunden Iang müßten die Menschen vor den Räben Schlange stehen, um auch nur die geringfügigsten Artikel ers halten zu können. Dazu fomme die Spekulation mit den in den Konsumbereinen gekauften Waren. Durchschnitts lich bringe die Hausfrau täglich vier Stunden damit 31, Schlange zu stehen. Hunderte von Personen scien fürzlich verhaftet worden, weil sie das Anstehen zum Geschäft gemacht und die Waren abermals mit hohem Gewinn weiterverkauft hätten. Nunmehr sollen die Konsumbereine nach westeuropäischem Muster umorgani siert werden.

Ungarische Reaktion.

Gewerkschaftsaufmarsch verboten, die Nepzava" fonfisziert. Budapest , 28. August.

Der für den 1. September geplante Aufmarsch der unga. rischen sozialdemokratischen Gemertschaften ist am Mittwoch von der Polizei mit der Begründung verboten worden, daß das Hauptblatt der sozialdemokratischen Partei ,, Nep­zava" bereits Lage vorher scharf gehaltene Leitartikel geschrieben hat, die fast die Grenze einer Aufforderung zum Aufruhr er. reichten. Im Donnerstag- Morgenblatt der Nepzava" erschien ein Leitartikel mit der Ueberschrift Den Arbeitern ist es per boten", in dem die Angelegenheit des verbotenen Aufmarsches be= handelt wird. Die Staatsanwaltschaft hat diese Nummer der Nep­zava" beschlagnahmt.

Eine Rede Horthys.

Budapest , 28. August. Der Reichsverweser Horthy besichtigte heute die Kohlen­merte und sonstigen Betriebe in Tata- lanŋa, wobei er in einer Ansprache an die Arbeiter auch auf die für den 1. Sep­tember geplante Rundgebung der sozialdemokratischen Partei zu sprechen fam. Nachdem er der mustergültigen Wohlfahrtsanlagen in Lata- Banya gedacht hatte, betonte er, daß der ungestörte Gang der Produktion gleicherweise im Interesse der Arbeitgeber und der Ar­beiterschaft liege. Die Borbedingungen hierzu fei die Ord­nung, die unter allen Umständen gesichert werden müsse. Die Regierung sei bestrebt, in erster Linie das Schicksal der mit den

00.0 82.0

al.J- 603

Land, vold". Syſtem.W

100

Der Bombenleger old erhielt 800 M, monatlich sowie ein Auto.

100

Hier noch ein paar Hunderter für Gie. Und sagen Sie überall, daß das heutige System durch seine Steuern uns Landwirten den legten Pfennig raubt!"

Hamfens Bombenlager.

Wie der Sprengstoffdiebstahl durchgeführt wurde.

Altona , 28. Auguft.

In der weiteren Berhandlung des Bombenleger- Prozesses wurde zur Verlesung der Protokolle bezüglich des

Angeklagten Bossen

übergegangen, der am Schluß seiner Bernehmung sagte: Ich habe frei und offen alles zugegeben. Un ben Attentaten war ich nicht beteiligt. Ich habe nur für Unterbringung des Sprengit offs in der Nähe meines Hofes, bei meinem Nachbarn Holländer gesorgt, um Bold gefällig zu fein und weil

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Der Kunstmaler Herbert Schmidt hat bereits vor dem Unter­fuchungsrichter Ausjage und Protokollunterschrift verweigert Es folgt dann eine weitere, Nickels betreffende Protokollver lejung, in der sich der Saß findet: Rehling war nicht an der Sache

beteiligt." Die Aussage Wiborgs, in Mülheim set Rehling herbei. geholt morden, bezeichnet Nickels bei dieser Bernehmung als unmahr. Das Lager im Wygandschen Steinbruch ist mit Stahlfäge und Stemmelsen

schwersten Lebensbedingungen fämpfenden Klassen zu erleichtern. Die wirtschaftliche Lage sei gegenwärtig auf der ganzen Welt schwierig, daran laffe fich jedoch auch durch Straßenfundgebungen nichts ändern. Die Bolitit auf die Straße zu tragen, heiße nichts anderes, als statt ernster Erwägungen die blinden Leiden schaften walten zu lassen und einem solchen Bersuch gegenüber mich eine starte Mißstimmung gegen den Landrat Stalweit in geöffnet worden. Die Sprengstoffe find mit dem Auto befördert werde die Regierung wissen, was ihre Pflicht sei.

*

Die Politit der Horthy - Regierung besteht seit elf Jahren aus. schließlich in der Wahrung der Intereffen jener fleinen herrschenden Schicht von adligen Großgrundbefigern. Um die Arbeiter flaffe, die man politisch drangsalisiert und entrechtet, hat man sich bisher nicht gefümmert. Es besteht nicht einmal eine staat liche Arbeitslosenperficherung. Wenn nun die Ar. beiter demonstrieren mollen, um die Aufmerksamkeit der Regierung und des Bürgertums auf ihre Sage zu lenten, antwortet man ihnen In Ländern mit Demokratie fann die Arbeiterklasse ihre Forderungen im Parlament und durch die Preffe erheben. Aber in Ungarn mo das gleiche Wahlrecht von der herrschenden Rafte hartnädig nermeigert und die Arbeiterpresse verfolgt wird, sind Straßenfundgebungen ein um so notwendigeres Kampfmittel.

mit Berboten und Zeitungsbeschlagnahmen.

Niebüll erfüllte. Daß dem aber eine Bombe hingelegt werden sollte, habe ich nicht gebilligt, mich auch nicht daran beteiligt. Der Angeklagte Boid macht hierzu einige Angaben, die sich jedoch auf seine antisemitischen Propagandareben in Holstein beschränken.

Der Angeflagte Beter holländer hat gleichfalls im mefent. liggen feine Mitmisierschaft und die Beihilfe durch Berwahrung des Sprengmaterials zugegeben, will aber anfangs geglaubt haben, es handele sich um Kunstdünger und um Abwehrung des Bollches mismus. Ais after Soldat hat er später freilich den vermeintlichen Kunstdünger als Sprengmunition erkannt. Rady Bekanntwerden der Attentate ist er froh gewesen, als der Kram ondlich aus dem Hause war". Heim will er nicht fennen, Bold, Nidels und John­fen, die ihm die Knalltisten brachten, hat er nur unterſtügt; meil er glaubte, es sei eine nationale Tat.

Die Angeklagte Frau Holländer hat besonders Bemer­fenswertes nicht befunden können und nur zum Teil die Aussagen ihres Mannes bestätigt. Danach haben beide vorher gewußt, daß

und zum Umpaden an Bold und Johnsen geleitet worden. Um Spuren zu vermeiden, hat Ridels beim Einbruch Handschuhe ge tragen und die Bulverfammer mit einem eigens mitgeführten Besen ausgefegt.

Den Angeklagten amiens betreffen die nächsten vier zur Berlesung tommenden Protokolle. Hamtens hat Bomben per­mahrt und befördert. Heim hat nach feiner Aussage alles einge fabelt umb angenommen. Die Höllenmaschinen seien mit aller Bor ficht befördert worden. Das Auto habe Hamfens geführt, ohne einen Führerschein zu besitzen. Der fleine Stoemerwagen, der bei Hamlens beschlagnahmt wurde, ist für einen Opelmagen angeschafft worden, da man diesen bereits beobachtet hatte. Die Verhandlung wurde dann auf Freitag vormittag periagt.

Frau Bombenieger.

Himmelblaue Gentimentalität im Sprengförperchen. Was den Ministermördern recht ist, das ist den Bombenlegern

Volksbegehren für Arbeitslosenfürsorge Bold Sprengstoffe bringen und wieber abholen würbe, billig. Wenn der Kathenaumörder Ernst von Salomon seine Er

Beschluß der österreichischen Sozialdemokratie.

mien, 28. Auguft.( Eigenbericht.)

Ein Vertretertag der österreichischen Sozial. demokratie beschloß am Donnerstag, den Entwurf eines Ge­fetzes, durch das der Beitrag des Staates zu dem Aufwand der Arbeitslosenfürsorge in dem notwendigen Maß erhöht und die dadurch erfolgende Entlastung der Wirtschaft zur In­traftsehung der Witmen- und Invalidenver­ficherung ausgenutzt werden soll, zum Gegenstand eines Boltsbegehrens zu machen. Mit der Durchführung der Aktion, die in fürzester Frift beginnen soll, wurde eine Kommiffion beauftragt.

Der Weglarer Grandal. Rostspielige Launen des Herrn Oberbürgermeister.

Wehlar, 28. Auguft.( Eigenbericht.) Der von seinem Amt suspendierte Beglarer Bürgermeister Dr. Kühn, der seit 1914 im Amt ist, ist ein Better des Ber. liner Oberbürgermeisters Böß und gehört der Deut fchen Staatspartei an. Er hat sich zweifellos um die Stadt Weglar große Berdienste erworben, hat sie aber auch in eine unge heure Schulbenlast gestürzt, da er mit großer Eigen mächtigkeit Bauausführungen vornahm. Er baute das Straßenne großzügig aus, übernahm die Umwandlung der früheren Unter­offizierschule in einen Schultomplex, richtete ein Walbkrematorium ein und ließ einen sehr foftfpteligen städtischen Schlachthof bauen. Die Steuerlast stieg außerordentlich an, so daß Kühn namentlich in der Arbeiterschaft auf starten Widerstand stieß. Schon im Jahre 1919 bat bie Sozialdemokratie in Meglar wegen der Eigenmächtigkeit des Bürgermeisters ein Diszi plinarverfahren gegen ihn in Gang gebracht, das feinerzeit jedoch infolge Amnestierung nicht zum Austrag fam.

Persönlich hatte Rühn mancherlei fostspielige Baumen. So hat er durch den städtischen Baumeister Hepp den Bau eines Jagd. hauses vornehmen lassen. Wie es heißt, sollen gewisse Ausgaben hierfür auf städtische Rechnung übernommen worden sein. Auch in anderen Fällen sollen Buchungen auf falsche Konten erfolgt fein. Die Erregung in der Bürgerschaft ist außerordentlich groß. Die wildesten Gerüchte gehen in der Stadt um. Man spricht von Schädigungen der Stadt, die in die Hunderttausende gehen sollen. Die Behörde hüllt fich vorläufig noch in ftrenges Schmelgen.

was auch geschehen ist. Nach jedem Attentat haben sie sich schwere Sorgen gemacht.

Die Aussagen von Weschke.

Dann beginnt die Berlesung früherer Ausfager des An­getlagten Beschte, der als Syndifus bei der Landvoltbeme. gung für den Kreis Steinburg mit einem Monatsgehalt von 500 mt. tätig war. Weschte bezeichnete die Bomben als Feuerwerkskörper, die nach seiner Ansicht unmöglich irgendwie Schaden hätten anrichten fönnen. Die Sachen in Beidenfleth habe lediglich ein fräftiges Mißtrauensvotum für den Gemeindevorsteher sein sollen. Als Bombenleger murde von ihm Matthes bezeichnet. Den Magen, der bei der Tat benutzt wurde, habe er, Beschte, selbst gesteuert. Bon den Attentaten in Fleberwurth und Hellingstedt mill er nur aus den Zeitungen erfahren haben. Den Sprengförper, den er als harmlosen Kanonenschlag betrachtete, habe er trotzdem eigens an der Fahnen­stange anbringen laffen, um auf jeden Fall Schaden zu verhüten. Weschte will nur mitgemacht haben, um vor seinen Genoffen nicht als Feigling zu erscheinen. Alle anders lautenden Aussagen von Hamtens bezeichnete er als unrichtig und setzte hinzu, er bereue, sich damals in der Aufregung so weit hinreißen lassen zu haben.

Es kommen dann die Aussagen des Angeklagten Nidels an die Reihe, der zugegeben hat, non heim Riften mit Höllenmaschinen erhalten zu haben. Er habe mit Bünjer zusammen die ,, Herren aus dem Ruhrgebiet " in Hamburg empfangen, doch hat Bünjer, den Nidels als einen gutmütigen Spießer bezeichnet, von dem Bor haben nichts ahnen tönnen. Ridels ist von Anfang an beteiligt und über alles unterrichtet gewesen. Er sagt, Klaus Seim habe sämt­liche Anschläge sorgfältig organisiert und jedem Teil nehmer ben für ihn bestimmten Auftrag erteilt, somie die Ausfüh rung von Fall zu Fall angeordnet. Die bei der zweiten Serie von Anschlägen verwandten Höllenmaschinen hat Nickels im Gewahrsam

gehabt. Er hat Bünjer

eine Handtasche mit einer Bombe zum Aufheben gegeben, meil er fich bereits von der Bolizei beobachtet fühlte. Pünjer hat den Inhalt der Handtasche nicht ge­tannt. Midels hat seine Aussagen teilweise miderrufen und ab­geändert. Bei einer Gegenüberstellung mit Heim und Hamtens be­schränkte er sich auf die Erklärung, Heim habe ihm zwar die Höllen maschinen in die Wohnung gebracht, ihm aber nichts über den 3n­halt gesagt, so daß er sich nur das Richtige denten könnte". Dem Mitangeklagten Rehling will er einmal eine Höllenmaschine ge­zeigt haben, weil diefer wiffen wollte, wie eine folde nalltifte ausfehe.

innerungen in einem Boulevardblatt ablagert, warum soll Frau Erna Bold, die Gattin des Agitators der notleidenden Land­wirte mit Ministerialratsgehalt und Auto, nicht hingehen und des­gleichen tun? Und Frau Erna Bold legi los:

11. Juli 1929. Beginn der Hochzeitsreise in den blquen Himmel Italiens .

Nun sehen wir alles leibhaftig vor uns: das blonde Gretchen mit ihrem deutschen Gemüt und ihrem falschen Deutsch, mit ihrem sentimentalen Schmachtherzen und ihrer sadistischen Freude an Männergrausamkeit. Hochzeitsreise... in den blauen Himmel.. Berzweiflung der armen Landwirte... mit frachendem Putschheil!

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Eine Zierde der KPD .

Billi Leow, fommunistischer Reichstagskandidat. Wir lesen im Gegen den Strom", dem Organ der Rechts tommunisten:

"

Mehr als drei Millionen haben bei der letzten Reichstagswahl für die KPD. ihre Stimme abgegeben. Für diese drei Millionen ist die Frage, ob unter den Kandidaten der KPD. ein Gauner, ein be. flechlicher Cump ist, von großer Bedeutung.

Da offenbar das 3K. der KPD . Gründe hat, um sich schüßend Dor Herrn Milli Leow zu stellen, mehren sich innerhalb der Parteimitgliedschaft die Stimmen, die fordern, daß Leom flagt. Bie uns berichtet wird, ist in der Parteiarbeiterfonferenz des Unter­bezirts Süd vom 6. Auguft ein Antrag gestellt worden, der auf die von Hans Büz, bem ehemaligen Generalsekretär des RFB., in der Leipziger Boltszeitung" gegen Leow erhobenen Beschuldigungen Bezug nimmt und verlangt, daß bas 3. den Genossen Leow zu einer fofortigen gerichtlichen Klage gegen diefe Ber leunder zwingt". Dann heißt es weiter in dem Antrag:

,, Es geht nicht an, daß die Nachlässigkeit vom Genoffen Leow , die gegenüber diesen dreisten Beschuldigungen als Feigheit angesehen werden muß und die das Bertrauen zur Partei unter­gräbt, noch weiter geduldet wird."

Der Antrag wurde vom Referenten Hans Blum abgewürgt. Ein Freund von ihm hielt es für notwendig, festzustellen, ob der Antragsteller überhaupt Mitglied der KPD. ist, denn seiner Meinung nach lönne nur ein Konterrevolutionär verlangen, daß sich Leom von den gegen ihn gerichteten Anschuldigungen reinwasche.

Wie man fieht, find augenblicklich im Apparat der APD. für Gonner gute Zeiten."