Nr. 403- 47. Jahrgang*1.«�S�lCüCI� 5reitag> 29 August �930
Die Rache eines Der Doppelmord an den v Der Doppelmord an ben beide« Frauen auf dem Laubcngelände a« der Moosvilla in Nowawes stellt sich jetzt als die grauenvolle Tat eines verschmähten Liebhabers dar. Der bereits verhaftete Weichen- steller Brüggemann wurde durch eine Auseinander- setzung mit der Frnu, deren Liebe er zu besitzen meinte. offenbar so gereizt, daß er in blinder Wut mehrere Schüsse aus seinem Revolver abgab, die außer seiner Geliebte» auch deren Freundin, die an der Aus- cinandersetznng augenscheinlich teilgenommen hatte, auf der Stelle tötete«. Wie bereits kurz berichtet, wurde Brüggemann bald nach der Tat in Drewitz, wo er vor acht Wochen ein Häuschen erworben hatte, von dem dortigen Oberlandjäger gestellt. Brüggemann versuchte noch auf seinem Rade zu flüchten Als er die Haltrufe des Polizisten unbeachtet ließ, feuerte der Beamte dem Flüchtigen zwei Schüsse nach. Eine Kugel traf Brüggemann in die Schuller. Nach wenigen hundert Metern sank er infolge des Blutverlustes vom Fahrrad und ließ sich widerstandslos festnehmen. Brüggemann trug einen Ruck- sack umgeschnallt, in dem sich mehrere Gegenstande befanden. Di« Kugel wurde dadurch so stark herabgemindert, daß Brüggemann nur eine ungefährliche Fleischwunde erlitt. Der Täter wurde darauf nach dem Tatort zur Konfrontation mit den beiden Leichen über- geführt. Hier kam es zu hellem Aufruhr, als Brüggemann von mehreren Kriminalbeamten eskortiert, auf dem Laubengrundstück er- schien, auf dem mit Tüchern zugedeckt, seine beiden Opfer lagen. In weinerlichem Tone rief Brüggemann immer wieder aus: „Ich wollte sie ja nicht töten, ich wollte sie ja nicht töten." Mehr war von dem Manne, dem wahrscheinlich erst jetzt das Furchtbare seiner Tat zum Bewußtsein kam, zunächst nicht heraus- zubringen. Kriminalrat Degner brach die Vernehmung ab und Brüggemann wurde zu einem Arzt gebracht, wo ihm ein Rot- verband angelegt wurde. Nachdem der Arzt den Verletzten für haftfähig erklärt hatte, wurde das Verhör auf dem Potsdamer Polizeipräsidium fortgesetzt. Die Erzählung des Mörders. Brüggemann behauptet, daß er sich vom Augenblick, nachdem der erste Schuß gefallen war, an nichts mehr erinnern könne. Er geht sogar so weit, zu behaupten, daß er in Notwehr gehandell
uersciintöhien? üden Frauen in nowawes. habe. Er sei nach dein Nachtdienst auf dem Fahrrad nach Nowawes gefahren, um feine Schwägerin. Frau Müller, die über ihn zu einer Frau Sch. Schlechtes gesagt haben solle, zur Rede zu stellen. Er vermutete seine Schwägerin auf ihrem Laubengrundstück und tatsächlich traf er sie dort an. Außerdem war noch die eine Bekannte von Frau Müller, die ebenfalls getötete 61jährige Frau Warzecha anwesend. Er wollte seine Schwägerin nur fragen, ob sie wisse, wo sich seine Frau aufhalte, die ihn vor etwa 14 Tagen verlassen habe. Da sei ihm plötzlich eingefallen, daß seine Schwägerin über ihn schlecht geredet Hobe. Er sei in Wut geraten und nach einem kurzen Wortwechsel seien die beiden Frauen auf ihn ein- gedrungen. Bei dem Handgeinenge will er Kratzwunden erlitten haben. In der Notwehr habe er dann mehrere Schüsse abgefeuert. Die Darstellung Hütt die Polizei für unglaubwürdig und auch die Zeugenaussagen geben ein wesentlich anderes Bild. Brüggemann soll sofort geschossen haben, noch bevor die Frauen sich von ihrem Erstaunen über sein plötzliches Auftauchen erholt hatten. Auch die sofortig« Flucht und die weiteren Vorbereitungen lassen nur die Möglichkeit einer vorbereiteten Tat zu. Allem Anschein nach dürfte es sich um die Rache eines Verschmähten handeln. Wiederholt soll Brüggemann sich um die Liebe seiner Schwägerin bemüht haben: ob er damit Erfolg gehabt hat, weiß niemand. Brüggemann wenigstens behauptet es und das fei auch der Grund gewesen, warum ihn seine Frau ver- lassen habe.„Ich habe sie sehr geliebt," sagte der Täter einmal inmitten seiner Vernehmung,„aber sie hat ein doppeltes Spiel mit mir getrieben und mich mal gut und mal schlecht behandelt." Gerade in der letzten Zeit habe sie sich ihm gegenüber sehr ablehnend ver- halten und das habe ihn unglücklich gemacht. Vielleicht hat Brügge - mann teils aus Rache, teils aus Eifersucht gehandelt. Daß er dabei auch eine Unschuldige und völlig Unbeteiligte getötet hat, will ihm nicht in den Kopf gehen. 3a seinem Besitz wurden drei geladene Pistolen und über 100 Schoß Munition gefunden. Niemand weiß, was er damit wollte. Er behauptet, die Absicht gehabt zu haben, seinem Leben ein Ende zu machen. Mit dem Fahrrade sei er losgesahren, um eine Schonung bei Drewitz zu erreichen, wo er einst mit seiner Schwägerin glückliche Stunden verlebte. Dort wollte er seinen Rucksack mit den Sachen eingraben und sich dann erschießen. Auch diese Angaben erscheinen zweifelhaft. Die Vernehmung wird heute weiter fortgesetzt.
Gronau über seine Fahrt. Er schildert seine Eindrücke im„Daily Herald". London . 28. August.(Eigenbericht.) "Der deutsche Ozeanflicger Gronau gibt im„Daily Herald" als einzigem englischen Blatte seine Eindrücke von der Fahrt wieder. Der Flieger ist der Ansicht, daß die Wetterlage nie genau vorausgesagt werden kann und die Schwierigkeiten des Ozeanflugs größer seien als durchschnittlich angenommen werde. Gronau glaubt an einen baldigen, regelmäßigen Flugverkehr. Zwischenlandestellen durch Aufstellung von verankerten Hollen auf dem Meere hält er jedoch für zwecklos, da bei schlechtem Wetter eine Landung auf See unmöglich sei. Mit dem Flugzeug nach Amerika zu kommen, sei immer noch eine ungewiss« Sache, und nur das Luftschiff biete eine gewisse Gewähr. SfMW ßpn f vmROMAAf Manchmal ging Una allein mit ihm und manchmal in Gesellschaft von Frau Lawrence und einem von Frau Lawrences Adjutanten ins Theater oder ins Restaurant und zu verschiedenartigsten Tanzunterhaltungen. Sie war ganz aufgeregt und betäubt, als Herr Schwirtz sie zur Eröffnung der„ClmmpL du Pom-Pom" führte, einem Potpourri von Unterhaltungen am Broadway. Hier fand man unter einem Dach Bariet�vorstellungen , eine Operette und das Feuerwerk lustiger Sketches: ein chinesisches Restaurant und«in Restaurant Louis Quinze und ein Syrisches Wüsten-Karawanen-Restaurant; einen Tanzsaal und einen Eislaufplatz: einen Sommergarten, der mttten im Winter mit der Pracht wirklicher Bäume und wirtlichen Graes prunken konnte. und einem wirklichen Fluß, über den japanische Brücken führten. Herr«chwirtz Sgte sich in den Champs du Pom-Pom unermüdlich, ver- wenderisch und ganz bei der Sache. Una mußte tanzen und Schlittschuh laufen: er hatte eine Loge zur ParietSvorstellung: er gab ihr im Louis-Quinze -Saal Caviar und Hummer zu essen: sie trank perlenden Burgunder im Sommergarten, wo künstliche Vögel auf schwankenden Zweigen über ihrem Tische sangen. Una trug von diesem Abend ein impressionistisches Bild heim: Scharlachrot und fchattig-duntles Grün, goldene Zechinen, zarte Schullern, von kostbaren Rebenschleiern umspiell. Das Glitzern von Flitterzeug, das Rauschen von Seide, leises Lachen, und unaufhörliche, wiegende Klänge von Musik, well- ob wie ein Traum. Menschenmengen, doch nicht grobe, hastende Leute, die auf den Straßen drängten, sondern ein lächelnder Zug freundlich nickender, prächtiger Damen und Herren. Schwere Wandteppiche und edelsteinfunkelnde Lichter: eilende, lächelnde Diener, und der wohlige Genuß fremd- ortiger und köstlicher Speisen. Orchideen, der betäubende Ge- ruch von Mohnblüten und der Zauber von Lotosblumen, aus- steigende Perlen schäumender Weine; halbgeöffnete Lippen
Empfang im New-�ocker Rathaus. New Port, 28. August. 5m Rathaus fand heute abend zu Ehren der deutschen Ozean- flieger ein Empfang statt, zu dem eine große Zahl von Einladungen an die Behörden und die New-Porter Gesellschaft ergangen waren. Gronau und seine Flugkameraden wurden bei ihrem Erscheinen vom Publikum mit herzlichem Beifall empfangen. Im Verlaus des Banketts begrüßte Bürgermeister Walker die deutschen Flieger und feierte ihren glücklichen Flug über den Ozean in beredten Worten, nach einer gleich herzlichen Ansprache von Whalen nahm Gronau das Wort und dankte in englischer Sprache für den ihm und seinen Kameraden bereiteten Empfang. Die Empfangsfeier- lichketten wurden auf die deutschen Sender übertragen. Der 7. 3nlernalionale Kongreß für Geburtenregelung wird vom 1. bis S. September in Zürich stattfinden.
voll Verlangen: Ekstase in der orientalischen Pracht einer Herr- lichen Jüdin, die zu dem verhaltenen Zauber gedämpfter Geigen sang. Eine befriedigte Ruhelosigkeit und einen äugen- blick aufsteigender Angst, besänftigt durch den brüderlichen Zu- spruch des breitschultrigen Mannes, dem sie gefiel, und der jeden ihrer Wünsche eiligst erfüllte. Einen nicht ausgesproche- nen Wunsch, ihn davon abzuhalten, so viele Gläser Champag- ner zu trinken: ein dauerndes Gefühl der Dankbarkeit gegen ihn, nachdem sie in ihre Wohnung zurückgekehrt war: eine trotzige Freude darüber, daß er ihr zum Abschied einen Gute- nacht-Kuß gegeben hatte— nur einen einzigen. Einen Plötz- lichen Haß gegen das Bureau, in das sie morgen früh wieder gehen mußte, und eine noch stärkere, noch bittere Abneigung dagegen, daß Herr S. Herbert Roß seine Taschenharfe hervor- ziehen und einstimmig sein eigenes Lob singen würde, einem Cherub gleich, aber etwas schmalzig. Die plötzliche, er- schreckende Frage, welch spöttische Verachtung Walter Babson ihr zuschleudern würde, wenn er sie in diesem Broadway- Zirkus glänzen sehen würde, an der Seite des schwerfälligen Herrn Schwirtz. Ein geisterhaftes, übernächtiges Gefühl, daß sie immer noch Walter angehörte, lebendig oder tot, und ein Grübeln, wo in aller Welt er sein mochte. Einen trotzigen Protest, daß sie Walter idealisiere, daß er den„Champs du Pom-Pom" gar nicht so schrecklich überlegen sei wie dieser, sein Astralleib, vorgab, und eine noch trotzigere Dankbarkeit gegen Herrn Schwirtz, während sie in das aufgewühlte Bett schlüpfte, und Frau Lawrences halbwaches Gähnen:„Oh, Sic find's— Gold'n? Goott! Bin ich schläfrig! Wie spät ist's?" , 2. Una war bettübt. Sie verachtete sich als„Fahnen- flüchtige", wie sie es nannte, aber sie war auf einem toten Punkt angelangt. Rur mit knapper Rot konnte sie jeden Tag mit all seiner Bürcdiplomatie und diesem S. Herbert Roß er- tragen. Sie war nun ein Jahr und vier Monate bei Pember- ton, und noch etwas länger mit Frau Lawrence zusammen in einer Wohnung. Den letzten Sommerurlaub hatte sie mit Frau Lawrence in einem Seebad auf Jersey verbracht. Sie waren aufeinander eifersüchtig gewesen, hatten sich jeden Tag gezankt und wieder versöhnt— wie ein Liebespaar. Jede von ihnen hatte einen Sommerflirt gefunden, doch Frau Lawrence hatte mit ihrem Kavalier so oft einsame Ausflüge unternommen, daß Una dadurch in Verlegenheit gebracht wurde, sich beschmutzt vorkam und früher in die Stadt zurück- kehrte, als sie beabsichtigt hatte. Das hatte Frau Lawrence
Ein Berliner verschleppt? Hilferuf aus Westafrika. — Wer kennt Jean Ossenberg? Mit der Ausklärung eines eigenartigen Schreibens besaßt sich zur Zeit die Mordinspektion des Berliner Polizeipräsidiums. Bisher steht noch nicht einwandfrei fest, ob es sich um den hilserus eines Verzweifelten oder um eine gröbliche Mystifikation Handell. Dem Anschein nach ist aber das Schreiben echt. Am 2Z. Juli d. I. ging bei dem Leiter der Inspektion A, Krimi- natlrat G e n n a t, ein Brief ein, der am 13. Juni 1936 in Dakar aufgegeben war. Stempel und Briefmarke waren echt Der Inhalt des Briefes war alarmierend genug. Es hieß darin:„Bin seit dem 1. Juli 1936 hier in Dakar -Senegal , Westafrika , francais , von einigen französischen Banditen auf der Straße gefangen worden ä\a. Kutipow und verschleppt worden nach dem Cap Manuel bei Dakar . Der Generalgouverneur weiß dies, antwortet aber nicht. Ur- Heber sind ein gewisser S o r e l aus Nantes , c>n äußerst gefährlicher Betrüger, welcher mit falschen amtlichen Dokumenten arbeitet, und «in zweiter,«in Dr. Marc i. D. Es soll kein Geld ausgegeben wer- den, nur das französische Konsulat benachrichtigen." Unterschrieben war dieser Brief mit ,Äean R o s« n b e r g". Das Schriftstück ist offensichtlich in großer Eil« auf zwei verschieden« Papiere geschrieben, und zwar mit Bleistift. Einer der Zettel zeigt auch aus der Rück- feite Schriftzeichen in französischer Sprache, die anscheinend ein an einen französischen Oberst gerichtetes Urlaubsgesuch enthielten. Die Worte sind aber fast unleserlich. Sie sind auch durchkreuzt, um anzu- deuten, daß sie mit dem Hilferuf des Jean Rofenbcrg in keiner Ver- bindung stehen. Nach dem Eintreffen des Schreibens haben Kriminalrat Gennat und das französische Konsulat sofort die Nachforschungen nach An- gehörigen des Jean Rosenberg in Berlin aufgenommen. Bisher konnte aber niemand dieses Namens ausfindig gemacht werden, der einen männlichen Verwandten in dem Jean wiedererkennt. Wenn der Inhalt des Schreibens auf Wahrheit beruht, so besteht die Mög- lichkeit, daß ein Berliner zu irgendwelchen Zwecken in Dakar ver- schleppt wurde und dort gefangen gehalten wird. Durch ein« Ver- öffentlichung in der Tagespress« hofft man Fingerzeige zu erhalten, ob Rosenberg Angehörige in Berlin hat. Wer hierüber irgendwelche «achdienliche Mitteilungen machen kann, wird ersucht, sich bei der Inspektion A im Polizeipräsidium zu melden
Bier Schüler abgestürzi! Als verstümmelte Leichen aufgefunden. Paris , ZS. August. Ein schweres Unglück ereignete sich am Donnerstag in Ober- S a v o y e n. Eine Gruppe von Schülern aus Lyon bestieg unlec Führung eines Lehrers das sogenannte Hufeisen, einen der schönsten Aussichtspunkte in der dortigen Gegend. Als sich eine Anzahl Schüler aus einer Brücke über einem Gebirgsfluß befanden, brach plötzlich das Geländer, und vier von ihnen stürzten 60 Meter lief in den Abgrund. Nach stundenlangem Suchen wurden drei als vollkommen verftümmelle Leichen aufgesunden, während der vierte Schüler lebensgefährlich verletzt Ist.
Gegen den Autorabatt. Die Arbeitgemeinfchaft des Berliner Krastdrofchkengewerbss, der die verschiedenen Droschkenverbände Berlins angehören, hat zu dem Beschluß des Vorstandes des Vereins Berliner Kraftdroschkenbesitzer in der Frage der Rabattgewährung Stellung genommen. Wie wir hören, hat die Arbeitsgemeinschaft einstimmig die Rabattgewährung im Kraftdroschkcngewerbe aus Gründen der Verkehrssicherheit ab- gelehnt und das Verhalten derjenigen Mitglieder des Vereins, die für die Einführung von Rabatt gestimmt haben, gemißbilligt. Wie schon angedeutet, dürfte also der„Kampsrabati" kaum in Cr- scheinung treten, da er lediglich eine Konkurrenzmaßnahme darstellen sollte.
ihr nie verzi«hen. Sie hatte sich kürzlich mit einem Arzt ver- lobt, der nach Akron , Ohio , gehen wollte, und sie brachte Una zur Verzweiflung mit ihren freundlichen Raschlägen, wie sie es anstellen sollte, um zu heirate». Abr sogar di« schwierige Frau Lawrence war den auf- reibenden Anforderungen des Büros noch vorzuziehen. Una war durch und durch müde. Sie hatte ein Gefühl, als wäre ihre Seele leer geworden durch Millionen kleiner blutsaugen- der Einzelheiten—«in ewiges Sich-Umstellen, um den Wünschen des Herrn Roß zu entsprechen, der seine schübigsten Büropraktiken immerfort bewundert sehen wollte, und die Notwendigkeit, nach beiden Seiten hin freundlich zu tun, wenn Roß, wie dies häufig geschah, mit einem seiner Mit- arbeiter Meinungsverschiedenheiten hatte. Oft konnte sie abends gar nichts essen. Dann saß sie auf der Bettkante und weinte hoffnungslos, jenes unstillbare, leise, den Frauen eigene Schluchzen, bis Frau Lawrence die Tür hinter sich zuschlug und ins Kino ging. Una leierte immer wieder eine kleine Litanei ab, die sie sich für Dinge zurecht- gelegt hatte, welche sie bei anderen Leuten gerne abgestellt hätte— sie betete, von Herrn Roß' strahlendem Egoismus befreit zu werden: daß Frau Lawrence aufhöre, Unas schönste Schals zu tragen: daß Herr Schwirtz nicht jedesmal, wenn er nach Whisky roch,— s« tun möge, als wolle er sie küssen: daß der Bürochef nicht immer gerade dann hereinkäme, um mit ihr zu plaudern, wenn sie am meisten zu tun hatte: daß der Laufbursche nicht immer mit den Fingern schnalzen solle, wenn er auf dem Korridor vor ihrer Türe vorbeiging: und daß der Liftjunge nicht ständig an seinen Zähnen saugen sollte. Sie kränkte sich. Sie wollte sich hinaufarbeiten, wollte nicht auskneifen. Aber sie war auf einem toten Punkt an- gelangt. An einem Januartag erlebte das Büropersonal bei Pemberton eine jener erschreckenden Krisen, die in einem schwergeprüften Sklavenbetrieb eintreten können. In der Bürosprache heißt das:„Der Chef hat seinen Raptus." Herr Pemberton senior, der gefürchtetste aller obersten Chefs, war mit seiner Verdauung nicht in Ordnung oder mit der Bilanz nicht zufrieden. Er kam zu dem Schlüsse, daß alles verkehrt gehe. Er tobte von einem Zimmer ins andere. Er beanstandete das neue Straßenplakat, den neuen Verschluß der Puderdosen, das System der Briefablags, das Geflüster im Zufluchtswinkel der im Dienst ergrauten Stenotypistinnen. (Fortsetzung folgt.)