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Lied der Höllenmaschinisten.

3m tiefen Keller zu fingen.

Kameraben, zieht auf die Bederuhr

Und stellt sie auf Biertel vier,

Wenn der Funke springt an die Luntenschnur,

Dann sind wir nicht mehr hier.

Herr Landrat, teine Bange,

Sie leben nicht mehr lange.

Morgen früh an Ihrer Korridortür,

Da waren wir schon da,

Da begrüßten wir Sie

Mit der Lunte, mit dem Becker, mit der Taschenbatterie.

Wir sind im Staat die Schwarze Hand ,

Jawohl, wir arbeiten prompt.

Und wer da leistet Widerstand,

Der wird in die Luft gebombt.

Bald kommt das große Finish,

Dann geht es mussolinisch.

Wenn der vaterländische Aufmarsch tommt,

Dann marschiert auch unsere Kompagnie

Mit der Lunte, mit dem Weder, mit der Taschenbatterie. Wir haben Mumm, wir sind beherzt,

Wir siegen hintenherum.

Den Reichstag haben wir angeschwärzt,

Das nächste Mal liegt er um.

Bald hört der Herr Minister

Ein heimliches Gefnister

In den Balken vom Ministerium.

Wir besuchen ihn nämlich morgen früh

Mit der Lunte, mit dem Wecker, mit der Taschenbatterie. Nicht von Jonathan, sondern unter den Papieren des Bombenattentäters Kaphengst aufgefunden.

Psychologisches Lustspiel.

Theater in der Stresemannstraße:" Marguerite: drei"

Eine Frau führt drei Männer an der Nase herum, das ist ein beliebtes Spiel im Leben und vor allem auf der Bühne. Es ist auch der Handlungskern der Komödie Marguerite: drei". Der Autor Frizz Schwiefert sucht sie über den simplen Schwant hinauszuheben, indem er sie mit einem nachdenklichen psychologischen Problem be lastet. Von drei flotten Junggesellen trägt jeder sein eigenes Ideal bild der Frau mit sich herum. Für Ludwig muß sie fühl und fach. lich, für Karl mondän und dämonisch, für Lorenz anschmiegend, romantisch und nach altem Schlage sein. Die Drei haben die Frau gefunden, die ihrem Idealbild vollkommen entspricht. Sie ahnen nicht, was der Zuschauer schon lange stillvergnügt gemerkt hat, daß sie sich in dieselbe Frau verliebt haben. Marguerite versteht es nämlich, immer den Typ zu spielen, den der Partner liebt. Das ist die hübscheste Szene des Stücs, in der sich Marguerite an einem und demselben Abend verschieden gibt und damit den jeweiligen Mann liebestoll macht.

Es soll der tiefere psychologische Gehalt der Komödie fein, daß man sich unbewußt jedem Menschen so anpassen tann, mie er ihn haben will. Aber von unbewußter Anpassungs fähigkeit ist bei Marguerite durchaus nicht die Rede. Sie flunkert und schauspielert nach Strich und Faden, und die Männer find dumm genug, nicht zu merken, daß sie ihnen nur zum Munde redet. Des Autors psychologisches Problem steht also auf schwachen Füßen. Ein interessanteres Motiv wäre es, wenn Marguerite jedesmal ganz sich selbst gespielt hätte, die drei Männer aber in ihr stets eine andere gesehen hätten. Hier geht ein Riß durch das Spiel, der psychologische Unterbau überzeugt nicht und beschwert das 3wang­mäßige zu sehr, als daß ungehemmte Heiterfeit entstehen tönnte.

Die flotte Aufführung unter Heinz Dietrich Remters Regie macht aber diesen Mangel wett. Ein reizendes Bühnenbild ( Erich E. Stern) ist auf der Drehbühne aufgebaut, sämtliche Räume einer gemütlichen Junggesellenwohnung rollen am Partett vorbei. Der Diener( Rarl Etlinger) führt mit vertraulichem Augen­zwinkern den Zuschauer in die Handlung ein. Die drei Junggesellen sind der frische und jungenhafte Kurt Vespermann , der steife, stets explosionsbereite Rudolf Platte und Paul Sörbiger, der durch seinen natürlichen Humor seine Partner weithin in den Schatten stellt. Er erfüllt die Bühne mit seiner bezwingenden Lebensfreude, findlichen Berse und charmanten Liebenswürdigkeit. Carola Neher ist die entzückendste Marguerite, in die sich jeder verlieben muß. In ihren drei Rollen bleibt sie überzeugend und liebenswert, ob sie die große Dame oder den modernen Typ fraffer Sachlichkeit oder das liebe Mädel spielt.

Ludwig Thoma : Magdalene".

Gastspiel im Deutschen Künstler- Theater.

B

Dgr.

Im Deutschen Künstler- Theater gastiert augenblicklich die Ludwig Thoma Bühne unter Leitung der Gebrüder Schultes. Es wird das Volksstück Magdalene" gespielt, das vor dem Kriege seine Uraufführung erlebte. In drei furzen Atten rollt hier das Schicksal eines Mädchens ab, einer Bauerntochter, die in der Stadt zur Prostituierten geworden ist und dieses Geschäft auch auf dem Lande betreiben möchte. Hierdurch wird die Ehre des Vaters und der Familie angetastet, und der Alte ersticht sein Kind am Schluß, als das ganze Dorf gegen die täufliche Liebe Protest erhebt.

Was heute noch fesselt, sind die sichere Charakterzeichnung, das Berwurzeltjein diefer Menschen in einer Welt, die der städtischen entgegengesetzt ist. Thomas Bauern sind nicht für den Städter frisiert, man hat heute noch das Empfinden, daß fich bodenständige Menschen auf der Bühne bewegen. Dieses Bodenständige wird durch das ausgezeichnete Ensemble noch unterstrichen.

Tschechow Novellen.

Kamera.

i.

TIJ

Die Kamera hat sich einen Stamm treuer Besucher geschaffen die alle begeisterte Anhänger des guten stummen Filmes find. Mühevoll und durchaus nicht reibungslos führt nun dieses Theater den Kampf gegen den Bürger Tonfilmfapital. Stumme Filme werden fast gar nicht mehr produziert, und die guten stummen Filme waren von jeher außerordentlich selten.

Diesmal sieht man in dem reichen Brogramm zwei verfilmte Novellen von Tschechow : Auf den Hund gekommen und Reue, von denen die letztere in Deutschland wohl faum befannt mar. Die Russen von heute verstehen sich ganz vorzüglich auf den großen Spötter Tschechom. Er geißelte die Zustände seiner Zeit, aber seine Gloffen sind zeitlos. Und gerade das Allgemeingültige heben bée Ruffen wunderbar hervor. Sie hatten den Menschen

Nicht schwätzen, nein, handeln!

Glänzende Wahlversammlungen der Sozialdemokratie.

Bon Tag zu Tag zeigt sich, daß die Berliner Sozialdemokratie mit feftem Mute und starter Siegesgewißheit in den Wahlkampf gehen kann: Ueberfüllte Berfammlungen, imponierende Umzüge werben für die Partei des arbeitenden Boltes!

In einer start besuchten Rundgebung im Wohlfahrtsjaal in Charlottenburg sprach Genosse Frizz Naphtali, der be­sonders mit den unverantwortlichen Schwägern abrechnete, die als ihrer politischen Weisheit letzten Schluß die Verweigerung der Young 3ahlungen predigen und uns einreden wollen,

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daß es uns dann besser gehen wird. Nazis und Kommunisten fingen heute gemeinsam: Siegreich woll'n wir Frankreich schlagen". Eine Minderung der Kriegsschuldlasten ist aber mur in der Richtung der von der Sozialdemokratie eingeschlagenen Friedenspolitit möglich. Heute versprechen alle Barteien, die Arbeitslosigkeit beseitigen zu wollen. Aber jede dieser Behauptungen ist eine Lüge. Auch wir haben fein Generalrezept gegen die Arbeitslosigkeit, wir wissen, daß im fapitalistischen System Krisen zwangsläufig eintreten, und weil wir sie bekämpfen wollen, find wir Sozialisten und wollen das kapitalistische System durch ein besseres ersetzen. Aber heute geht es darum, die Opfer der kapitalistischen Krise zu schüßen und die Arbeiterschaft nicht perelenden zu lassen.

Der Kampf geht um die Arbeitslofenversicherung wie um die ganze Sozialversicherung.

Darüber ist die legte Koalitionsregierung auseinander gegangen und Der Reichstag aufgelöst worden. Wir fordern heute eine groß­zügige Arbeitsbeschaffung durch Inangriffnahme notwendiger öffent­licher Arbeiten, nicht nur, um neue Arbeitslosigkeit zu verhindern, sondern um bereits freigestellte Arbeiter neu einstellen zu fönnen."

Die öffentliche Wahlversammlung der 26. und 28. Abteilung Prenzlauer Berg in Hoffmanns Festsälen mar bereits vor Beginn überfüllt, so daß noch eine Parallel­periammlung abgehalten werden mußte. Die Stimmung war in jeder Beziehung glänzend, immer wieder wurde das Referat des Genoffen Ruttner von lang anhaltendem Beifall unterbrochen. Genosse Ruttner führte aus, daß Brüning wie weiland Wilhelm die Sozialdemokratie niederreiten wollte. Aber die Einigung seiner diversen Interessentenhaufen" zu einer Phalang sei miß lungen, von den Mittelparteien gelte das Wort: fie fonnten zu sammen nicht tommen". Da die Niederlage des Brüningblocks bei den Wahlen so sicher ist wie 2 mal 2= 4, so feßt das Bürgertum feine eigentliche Hoffnung auf Schwächung der Sozialdemokratie

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einen Spiegel vors Gesicht und was dabei das Amüsante ist ungewollt auch sich selbst. Welches Talent hat doch der Durch schnittsmensch zum Untertan! Die Russen haben Tschechows Spott luft so herausgearbeitet, daß fie, auch verfilmt, ganz bestimmt er­zieherischen Wert bekommt. Schade, daß die Nur- Tendenz- Filme die Russen heute von der filmischen Filigranarbeit ablentten, die fic meisterhaft beherrschen.

In hohem Maße interessant war ferner ein Fogtrott, bei bem nach der Schallplatte der Ton gezeichnet ist. Nur Kreise und Linien laufen in hinreißendem Rhythmus über die Leinwand und offenbaren neue Möglichkeiten des Films. Auf jeden Fall sind diese Arbeiten dazu berufen, das gewöhnliche grobe Sehen einmal zu unterbrechen und für ein anders geartetes Sehen Verständnis zu erwecken. -&

Komm zu mir zum Rendezvous."

Atrium.

Der Titel ist gewollt leichtfertig gewählt, um mehr anzudeuten und zu Dersprechen, als zu halten. Gehen im Manuskript doch nur nach gewohnter Filmmanier zwei Ehegatten Nebenwege. Diefe Bege find ziemlich verschlungen, und es werden viele Menschen in die sonderbarsten Situationen gebracht.

Beim Regisseur Karl Böse beobachtet man beim Tonfilm die­selben Borzüge und dieselben Fehler wie beim stummen Film. Böse selben Borzüge und dieselben Fehler wie beim stummen Film. Böje ist und bleibt ein erstklassiger Milieuschilderer. Doch fehlt diesmal - obwohl sehr gut photographiert wurde die seine photographische

WILHELM FILCHNER

Filchner Brunnen in Homburg

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durch Nationalsozialisten und Kommunisten. Der Redner jagte weiter: Er habe diese beiden Parteien eigentlich getrennt behandeln wollen, aber nachdem die Rote Fahne" das nationalsozialistische Programm abgeschrieben und als tommunistisches Manifest ver öffentlicht habe, ginge es auch in einem Aufwaschen. Bei den Rommunisten heißt es: immer nach der Mode angezogen gehen. Bir Sozialdemokraten lehnen es ab, jede Modefahlerei uns anzueignen. Wir zeigen seit 60 Jahren unser eigenes Geficht und unsere eigene Tracht.

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als unsere Losung: Nun erst recht- Frieden!"( Stürmischer Mag hysterisches Kriegsgeschret noch so modern sein, wir rufen als unsere Losung: Nun erst recht Beifall.) In der Diskussion radebrechte ein ausländischer Rom­munist zur Erheiterung der Versammlung die üblichen Phrasen, er wäre auch abgefallen, wenn er seine Sache geschickter gemacht hätte. Seine Lobeshymnen auf Sowjetrußland gaben dem Referenten Gelegenheit, im Schlußwort auf die wirklichen russischen Zu­stände einzugehen. In der Barallelversammlung sprach Genosse Bandtagsabgeordneter Eduard Zachert. Auch seine Ausfüh­rungen fanden stürmischen Beifall und auch hier tonnten fommu­niftische Diskussionsredner feinerlei Erfolg ernten.

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,, Das war die größte Bersammlung, die Stralau seit langen Jahren erlebt hat." So lautete das allgemeine Urteil nach der überfüllten öffentlichen Wählerfundgebung der 33. Abteilung der Berliner Sozialdemokratie im Großen Saal der Alten Taverne" in Alt- Stralau 26. Bürgermeister Genosse Paul Mietig referierte über Reichstagswahl und Arbeitnehmerschaft" Er führte aus: Die Sozialdemokratie ist die einzige Partei, die im Stampfe gegen Bürgerblod und Radikale rechts und links die Interessen der Arbeit­nehmerschaft vertritt.

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Die vielen alten Kleinrentner, die hier im Saale fißen, mögen fich bewußt sein, daß die Sozialdemokratie es war, die aus der Wohlfahrtsunterftüßung einen Rechtsanspruch machte.

Der arme Mann, der im Königreich Preußen um sein Wahlrecht geschmälert wurde, ist heute durch die Sozialdemokratie ein gleich berechtigter Bürger der freien Republit, der ein Recht darauf hat, nach einem Leben voll Arbeit und Mühe vom Staate Hilfe zu ver langen." Genoffe Mielig erörterte dann die Stellung der verschic­denen Parteien zur gesamten Arbeitnehmerschaft. Den Kommunisten im Saale rief er zu: 3hr habt nur schwägen, aber feinen ver­nünftigen Vorschlag machen tönnen. Der Arbeitnehmer, der nicht auf leere Worte, sondern auf Taten sieht, wird euch niemals seine Stimme geben tönnen. Für ihn gibt es nur eine Partei, die große Partei der Schaffenden: die Sozialdemokratie, die Liste 11"

Ausmalung. Dafür nutzt er die Situation bühnenmäßig aus. Hier also tritt der Tonfilm bewußt und sehr gewollt als Konkurrent des Theaters auf. Demgemäß handeln auch die Schauspieler, und Ralph Artur Roberts, Alega Engström, Walter Rilla , Szöke Szafall, Lucie Englisch , Trude Lieste und Friz Schul 3. führen mit Bravour ihre Theaterrollen durch.

Troßdem manches Nebengeräusch arg stört, tommen die Stimmen flar und deutlich heraus, soweit das Publikum die Dialoge nicht durch Lachen ersticht. Der Film wurde sehr beifällig aufgenommen, obwohl er nur einer von vielen und durchaus nicht nötig ist.

Mängel der Funkschau.

Unhöflichkeit ist nicht Dienst am Kunden".

e. b.

Wie in jedem Jahr, so fällt es auch diesmal wieder unangenehm auf, daß die Konsumenten, d. h. die Ausstellungsbesucher, die feine Händler find) als Ausstellungsbesucher zmeiter Klasse angesehen werden. Zwar soll die Ausstellung den 3wed haben, wirt­schaftlich werbend auf den Berbraucher zu wirken, d. h. ihm die Borzüge der verschiebenen Apparate vor Augen zu führen; aber leider ist der Dienst am Kunden" auch hier faum mehr als eine Phraje.

Nicht zu Unrecht ist der die Ausstellung besuchende Konsument

erbittert darüber, daß dem Zwischenhändler bereitwilligst, ihm aber nur mit einem gewissen Widerwillen Fragen be antwortet werden. Dieser Widerwillen steigert sich an vielen Stellen zur direkten Un höflichkeit, ja Ungezogenheit, menn ein Kunde sich erlaubt, Auskunft über einen schon gekauften Apparat zu fordern, weil sein Händler ihm keine Auskunft geben kann. Die Ausstellungsleitung sollte hier unter allen Umständen burchgreifen, da es sich doch letzten Endes um eine reine Ausstellung und nicht um eine Messe handelt.

Die Reichsrundfunkgesellschaft hat sich alle Mühe gegeben, den Besucher in die Geheimnisse des Sendewesens einzu­führen. In gar feinem Berhältnis zu der gemachten Reflame steht aber die Störschußschau in der Halle VII. So leicht sollte man sich die Sache, um deretwillen ein sehr großer Prozentsatz Rundfunk­hörer die Ausstellung besuchen, nun doch nicht machen. Wenn die RRG. glaubt, mit dieser zusammengeborgten und unvollständigen Ausstellung des Berlages Reckendorf Eindruck hinterlassen zu haben, bann ist ihr scheinbar entgangen, mit welcher Enttäuschung die Be­fucher dieses so wichtige Gebiet in Augenschein genommen haben. Gehr schlimm ist es, wenn Fachleute und Bastler feststellen mußten, daß, abgesehen von den unvollkommenen und zum Teil nicht funktionierenden Demonstrationstafeln, speziell bei der Demon­stration der Straßenbahnstörungen, Inforrektheiten auftraten, die ber ganzen Sache mehr schadeten als nüßten. Lediglich die Möglich­feit in allen Störfragen mündlich Auskunft zu erlangen, feßte den Besucher über den unangenehmen Eindruck hinweg.

Unverständlich blieb auch vielen Ausstellungsbesuchern das Fehlen der Bastlerstände. Insbesondere wurde der Arbeiter Radio Bund Deutschland e. B. vermißt, der auf eine Rüdfrage erklärte, diesmal feinen Stand von der RRG. erhalten zu haben. Die RRG. begründe ihren ablehnenden Entschluß damit, daß im legten Jahre zu viele Baftlervereine ent­standen wären, die alle das gleiche Recht beanspruchten. Daß aber der Arbeiter- Radio- Bund, welcher weit größer ist als alle diese fleinen Bereinchen zusammengenommen, als Kultur- und Bastel­organisation ein nicht unerhebliches Teil Werbearbeit für den Rund­funt geleistet hat und noch leistet, wird einfach übergangen.

Unterstügt den Arbeiter- Radio- Bund Deutschlands e. 3. zur Stärkung seiner Schlagkraft und damit zur Erreichung seines Zieles Programmreform im Sinne unferer Weltanschauung!

A.