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Blutige Ka Tobsüchtiger greift Krau Zu einer blutigen Zluseinandersehung kam es gestern. Sonnabendmittag im. Hause Skrellher Strafe? 2. Der Kaufmann S t i e r s ch n ei d e r. der seit einiger Zeit von seiner Frau getrennt lebt, versuchte, seine Frau und die Schwiegereltern mit ei wem Messer anzugreifen. Die Frau wohnt seit der Trennung im selben Hause bei ihren Eltern, dem Kaufmann Gesch imd seiner Frau. In deren Wohnung drang Stierschneider mit einem. Messer bewaffnet ein und stürzte sich wie ein Besessener auf seine Frau. Die Schwiegereltern warfen sich sofort dazwischen. Ms auf die Hilferufe der An- gefallenen Leute herbeieillen,.machte Stierschneider jetzt den Versuch, sich selbst die Kehle zu durchschneiden und verletzte sich auch erheblich. Da alle mehr oder minder bltutende Wunden davongetragen hatten, jo wurden sie nach dem Lazarus-Krankenhause gebracht. Der 32 Jahre alte Gearg Stierschneider ist geistig nicht normal und war früher schon, in einer Anstalt. Er wurde als nicht gemeingefährlich aber wieder nach Hause entlassen. Vor 1% Iahren heiratete er, sehr gegen den Willen ihrer Eltern, die Tochter des Gemüsehändlers Gesch, der im selben Hause ein Vorkostgeschäft be- treibt. Bald zeigte es sich, daß der Widerstand der Eltern nur zu berechtigt war: Stierschneiden behandelte seine Frau schlecht und in der letzten Zeit machten sich, Anzeichen wieder einsetzender Geistes- gestörtheit bemerkbar. Die junge Frau kehrte deshalb zu ihren Eltern zurück. Offenbar in, einem Tobsuchtsanfall drang nun Stier- fchneider gestern mit dem Messer bewaffnet bei den Schwieger- «ltern ein.
Filmheld als Boxer. Droschkenchauffeur ist aber kein geeigneter Gegner. verklagt von einem Berliner   Droscht ewchausseur, gastierte der Filmschauspieler Werner Fuetterer   als Angeklagter vor Gericht. Als Zeugin fungierte seine Kol- legin und Freundin Di na Gratia. Am 11. Oktober hatte Herr Fuetterer mit Frau Gralla im Grunewald eine Autodroschke bestiegen, um zu einer Filmfirma in der Friedrichstraße zu fahren. Ms der Wagen hielt und der Schau- fpieler ausstieg, bat er den Chauffeur, die Dame noch ein Stück weiterzufahren, da es regnete und dos gesuchte Haus noch einige Meter entfernt war. Der Chauffeur weigert« sich, diesen Auftrag auszuführen, da er feinen Vcrkehrsvorschriften widerspräche. Da Fuetterer auf seine Anweisung beharrt«, ent- wickelt« sich ein Streit zwischen dem Schauspieler und dem Chauf- fear. Schließlich meinte der Chauffeur:Ich fahre schon länger Droschke, als Sie alt sind", und murmelte auch etwas von grünem Jungen". Darauf stieg Dina Gralla   aus dem Wagen und bat ihren Freund, dem Chauffeur kein Trinkgeld zu yeben. Dann rief si« dem Chauffeur zu:Sie haben ja eine rich- tige Berliner   Schnauze" und wandte sich ab. Als Antwort erhielt sie vom Chauffeur die Bemerkung nachgerufen:Seien Sie nur ruhig. Sie sind ja man auch bloß so eene." Im selben Moment wurde er von einem Faustschlag Fuetterers getroffen, der ihm unglücklicherweise das Nasenbein zerbrach. Eine große Menschenmenge sammelte sich um den Wagen, und nur ein schnell geholter Polizeibeamter konnte die drohende ollgemeine Schlägerei oerhindern. Das Moabiter   Nachspiel zu dieser Straßenszene rollte nun vor dem Amtsgericht Schöneberg   ab. Die Anklage gegen Werner Fuetterer  , die von dem Chauffeur als Privatkläger vertreten wurde, lautet« auf Körperverletzung. Die Parteien waren sich über den Tatbestand im wesentlichen einig. Nur behauptete der Chauffeur, daß er zu Frau Gralla keine verächtlich« Bemerkung getan habe, sondern daß er nur ausdrücken wollte, sie solle nicht mitreden, da sie ja nur mitgenommen sei. Als dann Dina Gralla   als Zeugin aufgerusen wurde, gab es Heiterkeit-- ausbrüche im Gerichtssaal, da sich Werner Fuetterer   und Dlna Gralla nicht darüber einigen konnten, ob sie im juristischen Sinne
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9WWWV9W und Schwiegereltern an. verlobt wären oder nicht. Schließlich beendete der Cinzelrichter die Diskussion dieses Zwischenfalles, indem er die Aussage der Be- trofsenen.zu diesem heiklen Thema protokollierte und Frau Gralla auf die Richtigkeit ihrer Aussage vereidigte. Borsitzender: Fühlten Sie sich durch den Ausdruck des Chauffeurs beleidigt?" Dina Gralla  :Nein, ich fand ihn nur komisch. Aber Fuetterer nahm ihn leider ernst. Wenn ich beleidigt worden wäre, hätte ich ja selbst zugeschlagen." Die Bergleichsbemühungen des Richters scheiterten. Daraufhin mußte ein Urteil gefällt werden: Werner Fuetterer   erhielt wegen vorsätzlicher Körperverletzung 300 Mark Geldstrafe. Stadtsekretär Wolff bleibt in Hast. Ohne Mittäter fälschte er sehr geschickt. Di« Ermittlungen der Kriminalpolizei haben in der Betrugs- ossäre des verhafteten Stadtoberfekretärs Wolff von der städtischen Schulverwaltung zu dem Ergebnis geführt, daß der unge- treue Beamte während der letzten drei Jahre durch siagierte Rech­nungen das Stadtjäckel um einen Betrag von 60500 Mark ge- schädigt hat. Es ist festgestellt, daß Wolff keine Mithelfer in der städtischen Verwaltung gehabt hat, sondern die zahlreichen Fälschungen und Durchstechereien nur von ihm vorgenommen wurden. Wolff muß dabei sehr raffiniert und geschickt vorgegangen sein, denn nur so ist es möglich, daß seine Betrügereien jahrelang unentdeckt blieben. Cr hat sogar die Unterschrist seines Vorgesetzten und Leiters der Dienststelle, des Bllrodirektors chensk«, mehrfach gefälscht, ohne daß das im Dienstbetrieb gemerkt wurde. Erst durch die Auf- deckung der Unterschleife während des Urlaubs des Stadtobersekve- tärs stellte sich heraus, daß die Zahlungsanweisungen mit gefälschten Stempeln und Unterschriften versehen und in den Dienstbetrieb ein« geschmuggelt worden waren. Der Haftbefehl ist vom Untersuchungsrichter bestätigt worden. Die städtische Berwaltung betont zu der Angelegenheit, daß die Kontrolle durchaus ausreichend gewesen sei, und daß die jahrelangen Veruntreuungen des Beamten lediglich durch das äußerst raffinierte System möglich wurden, desien sich der Stadtobersekretär bei feinen Fälschungen bedient habe. Er sei so geschickt zu Werke gegangen, daß die Aufdeckung der Unregelmäßig- leiten nur durch einen Zufall erfolgen konnte und samt- liche vorhandenen Sicherungsmaßnahmen, sowie die kaufmännisch« Kontrolle der Hauptprüfungsstelle getäuscht worden seien.
Tragisches Ende eines Volksfestes. Feuerwerksboot gerät in Flammen.   12 Kinder verletzt. Paris  . 30. August. Wie aus Lissabon   gemeldet wird, hat sich bei einem großen Fest, dessen Gipfelpunkt«in Feuerwerk auf dem Cavado-Fluß fein sollte, ein schweres Unglück ereignet. Dem Feuerwerk ging eine Rundfahrt geschmückter Motorboote voraus, auf denen sich ein T«l der Zuschauer, be- sonders Kinder, befanden. In einem dieser Boote waren die' Feuer- werkskörper untergebracht. Beim Ausprobieren eine» Feuerwerks- körpers geriet durch die umherfliegenden Funken die gesamte Ladung in Brand. Unter großem Getöse entzündeten sich nach und nach sämtliche Feuerwertskörper und bald stand das ganze Boot in Flammen. Der Insassen bemächtigte sich eine Panik. Es waren über 40 Kinder an Bord, die unter lautem Geschrei, zum Teil mit brennenden Kleidern, wild durcheinandertiefen. Die meisten folgten dem Beispiel der Erwachsenen und sprangen über Bord. Inzwischen waren die anderen Boote an der Unglücksftelle eingetroffen und halfen an der Rettungsarbeit mit. Wie durch«in Wunder ist keines der Kinder ertrunken. Jedoch haben zwölf von ihnen Brandwunden erlitten und mußten ins Hospital überführt werden, i
Negerfinger und Teufelsnadelkiffen Eine seltene Kakteenschau. Wer kennt die Arten, nennt die Namen? Damit kennzeichnet man am besten die große Kakteenschau im Botanischen Garten» d>« von der Deutschen Kakteengesellschaft gezeigt wird. In sinnverwirrender Fülle, in allen Arten und Abarten bieten sich dem Katteenfreund hier diese seltsamen Gewächse, die in ihrem Formenreichtum die Phantasie des Menschen wie eben nur Exoti- sches anregen können. Darin mag auch das Geheimnis liegen, daß in Deutschland  wie in oller Welt die Kakteenfreund« so zahlreich sind. Ihre Zucht ist zu einer Art Sport geworden, jedenfalls ein sympathischer Sport. Die Ausstellung zeigt, was eine Liebhabersammlung vom kleinsten bis zum größten Umfang Schönes bieten kann, wenn der Besitzer in echter Spitzwegmanier täglich Stunden bei feinen geliebten Stachelpflanzen verbringt und sich diebisch sreut, daß«ine von den märchenhaften Blüten wieder einmal aufgebrochen ist. Neben dieser Schau werden die Prachtwunder züchterischer Seltenheiten gezeigt, die von ersten Gärtnerfirmen gestellt wurden. Herrliche, bisjzwer Meter hohe Greisenhäupter, Warzenkakteen mit bis zu 300 Köpfen au einer Pflanz« und mit einem Durchmesier bis zu% Meter, Igel­kakteen. Bischofsmützen von riesigen Ausmaßen, dann wieder ganz fremd anmutend« neue Arten, die Wollschopskakteen, die Christata- formen, Mamillaria Hahniaua  , letztere, die wie frisierte Damen- köpfe aussehen. Die meisten sind Exemplare, die vielleicht nur«in- mal auf dieser Schau zu sehen sind. Biel  « der Importen sind von ihren Heimatländern, den südamerikanischen Staaten, schon unter Naturschutz gestellt und können darum nicht mehr ausgeführt wer- den. Bizarre Euphorbien, blühende Opuntien, Spinnenkaktuse, Negerfinger, die seltenen Blüten der Stabelia und dann das Heer der Sukkulenten(Fettpflanzen), unter denen die llupborbia obesia mit ihrer braunen Nußform auffällt der Platz würde nicht hin- reichen, nur das wichtigste zu vermerken. Neben der Schau wird die Aufzucht und die Pflege von Kakteen gezeigt. Schöne Töpfe und eine reichhaltige Literatur gehören ebenfalls dazu. Die hübsche Schau wird bis zum 7. September geöffnet sein.
Selbstmord des Hamburger Mörders. Zum Freitod in die Heimat zurückgelehrt. Edenkobeu(Rheinpfalz  ), 30. August. Das Bürgermeisteramt in Edenkoben   erhielt heute früh einen Brief des Maklers Paul Acker aus Edenkoben  , zuletzt wohnhaft in Hamburg  , der, wie mitgeteilt, in Haniburg zwei Frauen erschossen hat. In diesem Briese, der den Bahnpost- slempel Ludwigshasen trug, teilte er mit, daß er sich bei der Villa Ludwigshohe in der Nähe von Edenkoben   erschießen werde. Ferner gab er in diesem Briese dem Wunsch« Ausdruck, in heimatlicher Erde beigesetzt zu werden. Polizeibeamte, die sich gegen 10 Uhr zur besagten Stell« begaben, fanden Acker mit einem Schläfen- schuh am Boden tot auf. Den Weg zu der etwas abseits gelegenen Selbstmordstelle hatte Acker mft Papierschnitzeln bezeichnet.
StreckeMäufers Tod. Am Sonnabend gegen 914 Uhr verunglückte der 82 Jahre alte Streckenläufer Wilhelm I a h n k  «, der mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern in der Schaldstr. 7 in Spandau   wohnt, in Aus- Übung seines Dienstes tödlich. Iahnke hatte die Strecke Staaken   Berlin   zu begehen. Am Kilometerstein 15 wurde er um die ad- gegebene Zeit von dem Personenzuge Stendal  -�Bertin erfaßt und beiseikegeschleudert. Seine Verletzungen waren so schwer, daß der Todauf der Stelle eintrat. Er hatte sich nach einer Schraube gebückt, so daß der Führer des Zuges ihn erst bemerkte, als es bereits zu spät war. Die Spandauer   Kriminalpolizei hat eine Unter- suchung eingeleitet. Ein zweiter tödlicher Unglücksfall ereignete sich an der Kreuzung der Berliner Straße zwischen Staaken   und Spandau  . Der 24 Jahre alte Wanderbursche Otto Redling hatte erneu Teil seines Weges auf einem Last kraft zug zurückgelegt. An der Straßenecke sprang er während der Fahrt ab, geriet unter den Anhänger und wurde getötet. Auch in diesem Falle konnte fremdes Verschulden nicht festgestellt werden.
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v Una fürchtete seine Ungeniertheit beim Entkleiden und beim Rasieren: fürchtete seine gelegentlichen ärgerlichen Proteste wie:Sei doch nicht so pimplich und romantisch wie'ne alte Lehrerin. Irl) trage zwar keine seidenen Unterbuxen und parfümier' mich nicht wie ein Schauspieler, aber ich" bin ein ganzer Kerl": sie fürchtete, mit ihm allein zu sein: fürchtete vor allem die Erinnerung an das verheerende Elementar- ereignis der Hochzeitsnacht und trauerte heimlich, so wie Jahr um Jahr Tausende von Frauen heimlich trauern.Ach, jetzt würde ich mir nicht mehr so viel daraus machen, wenn er nur damals etwas zartfühlestdeb gewesen wäre, ein wenig rücksichtsvoller... Ed ist bestimmt ein guter Mann, und er will wirklich für mich sorgen, will, daß es mir gut geht, aber.. Als sie nach New Fork zurückgekehrt waren, erklärte Herr Schwirtz gerade heraus:Na. der Spaß hat'n Riesen- loch in meine Börse gerissen. Bin total pleite. Bis auf hundert Dollar, die ich noch auf der Bank habe." Wie, ich dachte doch, du hast ein paar tausend liegen?" Ach je! Das meiste davon ist bei einem Effektenkrach draufgegangen hah' gemeint, ich mach'«in Bomben- geschäst, und dann haben sie mich untergekriegt; dann Hab' ich»ei�ucht, durch diese verdammten Flugzeuge, durch diese Passagierfliegerei wieder auf gleich zu kommen, nachdem ich so reingefallen war... Na, tut nichts, Kleinchen, werden eben von nun an zu sparen anfangen. Und es hat sich doch gelohnt, wie? Fein« Reis«, was! Hat dir gefallen, was nach den ersten paar Tagen, wo du seekrank warst? Na, langsam wirst du schon über deine Pimplichkeiten hinweg- kommen. Alle Weiber sind so. Ich erinnere mich, mit meiner ersten Frau war's gerade so... Und wahrscheinlich noch mit'n paar andern Dämchen aber ich werde lieber nicht so viel aus der Schule schwatzen über den kleinen Eddie Schwirtz. wie? Ha ha!... Natürlich, ihr überspannten jüngferlichen Frauenzimmer braucht lchon eine Weile, bis ihr euer Getue ablegt. Aber, ich mach mir nicht die Bohne drausl Hab.'«s vi« mit diesen Brüdern gehalten, die immer
behaupten, daß ihnen so ein dralles, gesundes Landmädel lieber ist als'ne feine Großstadtdame. Tja, mir gefällt eben das Feine. Jawoll, meine Herrschaften, so ist es!... Na, jedenfalls war das eine wunderbare Reise. Glaub' nicht, daß wir die so schnell wieder vergessen werden, was?'s ist doch ganz schön, mal mit einem dieser großen Herrn aus dem Süden gemütlich zusammenzusitzen, wie wir damals im Ad- vocado Club. Und diese ganze lustige Bande von Geschäfts- reisenden! Herrgott! Hör' mal, ich glaub', diesen Jack Sanderson vergeß ich mein Lebtag nicht. Das war ein komi- scher Kauz, was? Mit seiner Geschichte von.. Ja", sagte Una.Ich werde die Reise auch nie ver- gesien." Aber sie bemühte sich, nicht durch-den Tonfall ihrer Stimme zu verraten, wie sehr sich alles in ihr auflehnte. Diese Auflehnung starb ohnedies dahin, wie so vieles langsam in ihr starb. Sie hatte vorher nicht gewußt, wie oft eine Frau sterben und dabei am Leben bleiben könne. Tot war ihr Herz gewesen, damals bei Pemberton, und doch hatte es genug Leben bewahrt, um jetzt noch so entsetzlich zu leiden, da es nun abermals zu Tode gemartert wurde. Und sie wollte diesen Mann schonen. Sie erkannte, daß der arme Ed Schwirtz, der hier in dem nur vorübergehend gemieteten Zimmer eines Familien- Hotels zweiten Ranges, gähnend und sich den Kopf kratzend und augenscheinlich zufrieden, in Hosenträgern über einem Baumwolleibchen, herumlief sie erkannte, daß ihm viel daran lag, sich eine freudige Erinnerung an die Savannah- reise zu bewahren. Sie wollte keinem Menschen eine Freude rauben, keinem, der sie wirklich fühlte, überlegte sie, und sie trat vor die groben Hotelspitzenvorhänge, schob sie beiseite, starrte aus das Straßengedränge hinunter und murmelte:Nein, das kann ich nie vergessen." Sechzehntes Kapitel. 1. Zwei Jahre hindurch bewegte sich Una Golden-Schwirtz inmitten der bleichen Gespensterprozession, die durch alle billigen Familienpensionen spukt, unter den Geistern der Hotelkarridore, denen kein Heim beschieden ist, kein Ziel und kein Zweck und keine Dauer. Gäste für die Nmht sind sie bloß, obwohl sie Jahr um Jahr dasselbe Fremdenzimmer als einen Ort benützen, an dem sie schlafen und ihre Koffer verstauen und ihre Haare kämmen und sitzen und warten auf nichts. Die Männer habey etwas Geheimnisvolles an sich.
Sie sind stundenlang oder monatelang abwesend, oder sie sitzen im Rauchzimmer, blicken erwartungsvoll auf, stets ge- wärtig des Glücks, das niemals kommt. Aber die Männer haben doch Freunde: mit dem Mixer in der Bar entwickelt sich eine gewisse Vertraulichkeit. Die Frauen und Kinder sind es, die am meisten entwurzelt sind. Die Kinder spielen in den Hotelgängen: sie werden frech und anspruchsvoll; sie er- warten, daß Fremde sich mit ihnen abgeben und ihnen Auf- merkfamkeit schenken. Mit vierzehn kleiden sich die Mädchen wie Große und haben Erwachsene zu Verehrern, und die Knaben äffen das Gehaben der älteren Taugenichtse nach und unterhalten sich über die Qualität der verschiedenen Zigarettensorten. Die Frauen sitzen mit leeren Herzen und unbeschäftigten Händen und wiegen sich in Schaukelstühlen. Wenn sie sich bemühen, in die festgelegte Form des Hotel- zimmers die kalten Wände, die Messingbetten, die un- vermeidliche Kommode mit Spiegel, die kleinen Schaukel- stühle, das Fenster über der Türe, das nachts immer zu viel Licht einläßt etwas mehr Wohnlichteit und Eigenart zu bringen, wirken sie nur um so tragischer. Denn die kleinen Bildchen von dicken Babies, die als Amor photographiert sind, die kleinen Andenken und Nippsachen und die imitierten türkischen Ueberwürfe, mit denen die Koffer verdeckt sind, berauben die Zimmer ihrer Schlichtheit, die ihr einziger Bor- zug ist. Zwei volle Jahre hindurch zwei Jahre, die aus ihrem Leben gerissen und für schlafwandlerische Ruhe verschachert worden waren führte Una dieses gespenstige Ein-Zimmer- Leben in einer Familienpension in einer Nebenstraße der Sechsten Avenue. Sie bekam keine anderen Behausungen zu sehen als die möblierten Wohnungen der Freunde ihres Mannes. Er sagte manchmal nicht ohne Stolz:Wir scheren uns deu Teufel um all diese Leute die gerne zur feinen Gesell- schaft gehören möchten- Meine Frau und ich, wir führen ein regelrechtes Bohemedasein. Wir kennen ein paar lustige Familien, lauter schneidige Leute, na, und dann kommen wir denn manchmal zusammen, und ich kann Ihnen sagen, an Poker und an richtigen Schnäpsen ist da nichts auszusetzen. Einer oder der andere von der Bande hat auch sein eigenes Auto ich sage Ihnen bloß, die verdienen'ne ganze Menge mehr Geld als viele von diesen Herren der Gesellschaft� auch wenn sie' nicht so sterbenslangweilig sind: und kommen wir zusammen, so ziehen wir nachher in ein Wirtshaus und dort wird gesungen und Klavier gespielt und man amüsiert sich famos."...l... Fortsetzung folgt) j