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Beilage

Dienstag, 2. September 1930

Der Abend

Snalausgabe des Vorwärts

Aufbauarbeit am Rechtsverletzer

Persönlichkeitsforschung im Gefängnis

muß sich die Technik der Untersuchung allmählich vervollkommnen; diese darf nicht allzu langwierig sein und ihre Anwendung auf eine große Anzahl von Gefangenen ermöglicht werden. Das Auf. fichtspersonal würde sich, entsprechend instruiert, nach und nach gewöhnen, die Feststellungen der Untersuchungen zu verstehen und ihnen wertvolle Fingerzeige für die fachgemäße Behandlung der Gefangenen zu entnehmen.

Das Gegenseitige beider Methoden

Die Strafvollzugsbehörde ist neuerdings bestrebt, mit den Er hatte zur Aufgabe, die Festlegung der sogenannten sozialen Diagnose| werden, in anderen Fällen bagegen sehr vereinfacht. Allerdings rungenschaften der modernen Psychiatrie, Psychologie und Pädagogik zu erleichtern mit dem alleinigen 3wed, die erziehliche Behandlung Schritt zu halten. Die Verordnugn über den Strafvollzug in Stufen zu bestimmen, um, wenn irgend möglich, einen Rückfall zu ver in Preußen vom 7. Juni macht die systematische Erhüten. Die Sozialdiagnose sezt sich nach amerikanischem Gedanken forschung der Persönlichkeit des Gefangenen zum Aus- aus der sozialen, medizinischen, psychologischen und psychotherapeuti­gangspunkt der Bemühungen um die Resozialisierung des Rechts- schen Untersuchung zusammen. Jede dieser Untersuchungen wird von verlegers. Im Abschnit II fordert sie die Schaffung besonderer einer speziell borgebildeten Person vorgenommen. friminalbiologischer Forschungsstellen: in Verwirt Sämtliche Diagnosen werden dann in der Fallkonferenz unter lichung dieser Forderung hat das Justizministerium, in dem jetzt neben Beteiligung der Untersuchenden besprochen; ein Behandlungsplan dem Leiter des Strafvollzugs, Ministerialdirigent Dr. Bürger, auch wird aufgestellt. Was intuitiv sonst erst nach vielen Monaten der noch ein zweiter Arzt, der Obermedizinalrat Dr. Wedice, sigt, solche Beobachtung des Gefangenen als für seine Persönlichkeit charakte Stellen in den Gefängnissen von Berlin , Breslau , Münster , ristisch erfaßt wird, kann durch die Sozialdiagnose an den Anfang Köln , Wittlich , Frankfurt a. M., Gollnow, Reinbach und Halle der erzieherischen Behandlung gesetzt werden. Das mußte selbst auf eingerichtet. Das Untersuchungsgefängnis Moabit in Berlin bildet Grund der wenigen sozialen Diagnosen, die in der Frauenabteilung gleichzeitig die Zentralstelle für die Sammlung der Forschungsergeb des Untersuchungsgefängnisses gestellt wurden, anerkannt werden. nisse. Wo solche Forschungsstellen nicht bestehen, hat sich in erster Aber sowohl die Diagnose als auch die Behandlung haben teine Linie der hauptamtliche Arzt mit der Sammlung und endgültige Bedeutung. Diese wie jene fönnen unter Um Wertung des Materials zur Erforschung der Persönlichkeit des Geständen geändert werden. Erst die Untersuchungen mit ihren Dia­fangenen zu befassen. gnosen, dem festgestellten Behandlungsplan und den in späteren Erziehungsprozessen niedergelegten Beobachtungen in den ver­schiedenen Phasen der weiteren Lebensgestaltung der Gefangenen, gestatten eine fortlaufende Lebensphotographie des sozialen Schicksals. Selbstverständlich können diese Untersuchungen mur vorgenommen werden, wenn genügend geschulte Kräfte zur Verfügung stehen. Sie werden in einzelnen Fällen, gerade wenn es sich um vielfach Vorbestrafte handelt, äußerst kompliziert und zeitraubend

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Someit irgend angängig, fagt die Berordnung vom 7. Juni d. J., muß alles erforderliche Aftenmaterial herangezogen werden: Ergeb nisse früherer Strafverbüßungen, Berichte von Gerichtshilfs- und Gefangenenfürsorgestellen, Wohlfahrts- und Jugendämtern und der= gleichen mehr mit einem Worte alles, was zur richtigen Be­urienung der Persönlichkeit des Gefangenen beitragen kann. Auch die geeigneten Personen sind, sofern notwendig, über ihn zu befragen. Die Persönlichkeitsforschung soll ein möglichst lückenloses Bild der geistig- seelischen Erscheinung des Gefangenen, seines Lebenslaufes und seiner Familienverhältnisse geben; sie soll feststellen, ob und in

melchem Maße der Gefangene voraussichtlich zu beeinflussen ist, Dr. J. R. Spinner:

welche fittlichen und gesellschaftlichen Werte in ihm vorhanden sind und sich verwerten laffen, welche Mittel hierzu angebracht erscheinen, so soll der Aufbau eines Erziehungsplanes ermöglicht werden. Es kann feinem Zweifel unterliegen: nur so ist die in­dividuelle zielstrebige Behandlung des Gefangenen möglich.

Die kriminalbiologische Untersuchung soll sowohl der Beurteilung der Persönlichkeit des Beschuldigten und seiner Tat wie auch der Fest legung des Erziehungsplanes und der wissenschaftlichen Forschung im allgemeinen dienen. Sie wird an Hand eines 29 Seiten ftarten Fragebogens vorgenommen, der die Feststellung der familiären Borgeschichte des Gefangenen, seines Borlebens, seiner Stellungnahme und Verhaltungsweisen, seiner seelischen Aeußerungen, feines Temperaments, sozialen Verhaltens, förperlichen Befundes, des Zustandes seines Zentralnervensystems usw. usw. erleichtern soll. Die Verordnung zählt auch die Fälle auf, in denen die Untersuchung gemacht und die Körperbau mie psychopathologische Diagnose ge­

Ganz ausgeschlossen erscheint auch, daß die Anstaltsärzte imstande sein fönnten, die kriminalbiologischen Untersuchungen neben ihrer sonstigen Anstaltstätigkeit durchzuführen. Die Ermittlungen über die Vergangenheit des Gefangenen, über seine soziale Entwicklung, die Wertung dieser Ermittlungen, fann nur von psychologisch ge­schulten Menschen vorgenommen werden. Die soziale, pincho­logische und psychotherapeutische Diagnose fällt nicht zusammen mit der rein medizinischen und setzt eine entsprechende dem Somatiker und klinischen Psychiater nicht selten mangelnde Einstellung voraus. So ist zu sagen: die Absichten des preußischen Strafvollzugs sind in höchstem Maße anerkennenswert; die friminalbiologischen Untersuchungen sind als Grundlage für die Klaffifizierung der Ge­fangenen und deren erzieherische Behandlung zweifellos unumgäng­lich. Sie bleiben aber in der Luft hängen, sofern sie nicht durch die in Amerika bereits seit Jahren geübte Persönlichkeits= forschung ergänzt werden. Leo Rosenthal .

Vom Haarausfall

Besonders im Kriege und in der Nachkriegszeit hat der Haar ausfall Dimensionen angenommen, die ihn zu einem ziemlich verbreiteten Leiden gemacht haben. Ich sage Leiden, weil Haarausfall nur selten eine wirklich selbständige Krankheit darstellt, fondern zumeist eine auffällige Begleiterscheinung einer weniger

auffälligen Krankheit darstellt.

so müssen wir die Ausführungsgänge beim Fettfluß besonders häufig reinigen. Ganz anders verhält es sich, wenn ein

Mangel an Jett

und eine rasche Verhornung der obersten Hautschicht durch eine ge

misse Verödung ein Hungern des haarbildenden Papillengewebes Biele Schädigungen sind imstande, vorübergehenden oder bedingt, wenn hautschädigende Einflüsse von außen oder innen dem dauernden Haarausfall zu erzeugen. So ist im Kriege das ständige Mutterboden des Haares in seinen Funktionen schädigen. Hier er Tragen unhygienischer Kopfbedeckung unter unhygienischen Gesamt- ſtickt das Haar nicht, hier ist die Papille träge und produziert zuständen und Schreckfolgen eine der Hauptquellen von Haarausfall nicht. Indes wir bis jetzt feine Mittel besigen, der wuchernden geworden, der vielfach irreparabel geblieben ist. Wie Schreck zu Talgdrüse beizukommen, gibt es unendlich viele Mittel, um den Haarboden" anzuregen. Es handelt sich dabei um eine gewisse plöglichem Ergrauen, fann er auch zu plöblichem, haar blutung, die wir fünstlich erzwingen müssen. Sonnenbestrahlung ist

stellt werden soll: bei Verbrechen gegen das Leben, bei Sittlichkeitsausfall führen. Ich erinnere mich eines Falles, wo eine Dame Reiztherapie, verbunden mit einer Ernährung und Durch verbrechen, und Straftaten berufsmäßiger Verbrecher, bei schwer Erziehbaren im Sinne der Stufenverordnung.

mit außerordentlich starkem Haarwuchs in einer Nacht, als sie sich im Gebirge verstiegen hatte, ein Drittel ihrer Haare verlor. In Amerika verlor fürzlich ein 5 Jahre alter Junge infolge eines Schreds seinen ganzen Lockenkopf. Diese Erscheinungen sind wohl

auf einen

Gefäßkrampf der die Haarpapille ernährenden Gefäße

widerstandsfähig und deswegen sehen wir Leute, die durch organische und infektiöse Krankheiten ihr gesamtes Haar verloren haben, nach der Genesung mit frischem Haarwuchs auftauchen. Der Streit der Papille ist somit nur eine Folge der überstandenen Krankheit.

zumeist gefährlich, weil damit bei Ueberdosierung mehr geschadet als genützt wird. Aber leichte, poröse Kopfbedeckung an Stelle von Fitzhüten, die Rückkehr zum Strohhut im Sommer, an Stelle des Tichakos, Stahlhelmen und den leider ausschließlich gebrauchten

Modefilz würden schon viel Haarausfall verhindern.

energische Mittel anwenden.

voraus und dürfen nicht von Nierenfranten gebraucht werden. Teer und Schwefel in ihren verschiedensten Zubereitungen ( Thiol, Thigenol, Ichthyol, Anthrajol usw.) sind noch einigermaßen harmlos, jedoch wirken stark reizend die spanischen Fliegen ( Kanthariden), die ganzen Phenolförper( Beta- Naphtol, Resorcin, Pyrogallol usw.). Sie reizen wohl auch in zweckmäßiger Beise den Haarboden und die Papille, müssen aber vom Körper auch wieder ausgeschieden werden.

Ungenügende Untersuchung der Erstmaligen Diese Aufzählung erhellt schlaglichtartig Borzüge wie Mängel Dann eine tägliche Kopfmassage durch Einreiben eines der beabsichtigten friminalbiologischen Untersuchung. Sie wird eher geeignet sein, der Verteilung der Gefangenen auf die verschiedenen zurückzuführen. Das Haar sitzt in einer seitlich durch Talgdrüsen anständigen Kopfwaffers, sowohl am Morgen, wie vor dem Schlafen­gehen, um die Atonie: Schlappheit der Nerven und des gesamten Anstalten und Firierung wissenschaftlicher Berbrechertypen zu dienen geölten Scheide, auf deren Grund die fegelförmige Papille als Gewebes zu beseitigen. tann sehr viel zum Rüdgang des Haar­c's der individuellen Behandlung innerhalb der Anstalt. Wachstums- und Ernährungszentrale liegt und auf welcher das Auf Grund der Untersuchungen sollen die psychopathischen Gefangenen Haar mit seiner zwiebelförmigen( bulbösen) Wurzel" aufsitzt. Wird ausfalles beitragen. Derselbe ist bei gewissen Leuten sogar periodisch und normal, sie wechseln wie die Tiere im Frühjahr und im Herbst von vornherein ausgesondert, die schwer erziehbaren festgestellt und durch irgendwelche Umstände nun die Papille geschädigt, so streift fie ihren Belz", ohne daß dies etwas Krankhaftes wäre. werden. Die kurzfristigen, insbesondere die für Eigentums Laien als Wurzel imponiert, aus. Das hat an und für sich keine seiner richtigen Kur beginnen, so müßte man nachher nicht so im übrigen nur in der Hauptsache die Kapitalverbrecher erfaßt oder stirbt ab und dann fällt das Haar mit dem Bulbus, der dem ihren Belz", ohne daß dies etwas Krankhaftes wäre. Würde man bei beginnendem Haarausfall immer gleich mit delikte erstmalig Bestraften, verbleiben außerhalb der Unterwegs zu bedeuten, daß nun dieser Ausfall irreparabel sei. einer richtigen Kur beginnen, jo müßte man nachher nicht so suchungen. Der Grund für diese Selbsteinschränkung liegt auf Solange die Papille lebt, wird sie immer wieder Haare fehr gesunde funktionsfähige Nierentonstitution Die meisten der Mittel setzen eine der Hand: es erscheint unmöglich, sämtliche Gefangene zu unter- produzieren, was ja bei überflüssigen Haaren immer das Leid der fuchen. Man ist der Ansicht, daß eine allgemeine psychologisch Aerzte und Patienten darstellt. Die Papille ist geradezu unerhört psychiatrische Untersuchung in der Aufnahmeanstalt genügen würde, um für die Erstmaligen die kriminal- pädagogischen Maßnahmen fest legen zu können. Vom Standpunkte der Verhütung der Rück­fälligkeit dieser erstmalig Vorbestraften, vom Standpunkte einer fachgemäßen psychotherapeutischen Behandlung und erzieherischen Ein­wirkung bedürfen aber diese vielleicht in viel höherem Maße einer Feststellung der Ursachen ihrer Straffälligkeit und Erforschung ihrer Persönlichkeit als mancher einmalige Mörder, Räuber und Brand­stifter. Man kann nicht warten, bis sie rückfällig zum Berufs- und gewerbsmäßigen Verbrecher geworden sind, um sie dann kriminal­biologisch zu fezieren, zweds Klaffifizierung in den Anstalten. Die Grundsäge der sozialen Medizin gelten auch für die soziale Pädagogit. Gleich der physischen Krankheit kann auch die soziale mit um so größerem Erfolg behandelt werden, je früher fie erfaßt wird, und ähnlich dem Arzt, der sämtliche wissenschaftliche Forschungs methoden zur Feststellung des Anfangsstadiums der Krankheit an= wendet, muß dies auch der Sozialpädagoge tun. Tut er das, so wird er in Zukunft von der Notwendigkeit befreit sein, eine Unzahl von Aften verschiedenster Behörden zur Beurteilung des Gefangenen heranzuziehen. Er wird einfach verhütet haben, daß diese zahlreichen| Im allgemeinen muß unterschieden werden zwischen den Fällen, in Aften überhaupt zu entstehen brauchen.

Die foziale Diagnose nach amerikanischem Muster

Die wichtigste Frage ist aber, ob diese von Kriminalbiologen geführte Untersuchung zur Feststellung der erzieherisch zweckmäßigen Behandlung des Gefangenen genügt. Und diese Frage muß in 3meifel gezogen werden. Die Feststellung der sozialpädagogischen wie pinchotherapeutischen Behandlung verlangt auch andere Unter­suchungsmethoden, Methoden, wie sie Amerita bereits seit mehreren Jahren in erster Linie in Frauengefängnissen und Jugend­strafanstalten betreibt. Ein Versuch in dieser Richtung ist dankens­werterweise auf Beranlassung des Justizministeriums auch in der Frauenabteilung des Untersuchungsgefängnisfes gemacht worden. Die Tochter des allzu früh verstorbenen Straf rechtlers Professor M. Liepmann- Hamburg , Dr. Clara Liep mann, die die amerikanische Untersuchungsmethode viele Monate in Amerika praktisch studiert hat, war beauftragt worden, dieselbe Methode hier in Anwendung zu bringen. Nach sieben Monaten eifrigen Arbeitens ist ihre Tätigkeit leider abgebrochen worden. Der Anfang schien vielversprechend und bildete eine notwendige Er­gänzung der kriminalbiologischen Untersuchungen der Medizinalräte Dr. Frommer und Dr. Ewers im Untersuchungsgefängnis.

Die Arbeit des Fräulein Dr. Liepmann und ihrer Mitarbeiter

Zu den solchen Haarausfall bedingenden Krankheiten ges hören Typhus, Scharlach, Influenza( Grippe) und die Syphilis, welche aber gegenüber den anderen nur stellenweise eng umschrie­benen Haarausfall macht. Als Alterserscheinung ist Haar­ ausfall meistens durch Uebersettung oder Arterienverfaltung und damit herabgesezte Ernährung der Haarpapillen bedingt.

Besonders da, wo die haartragende Haut besonders straff und starr auf der Unterlage, dem knöchernen Schädel aufliegt, ist oft mangels genügender Elastizität und Fettpolsterung der Boden für Haarausfall besonders günstig, weshalb die Männer eher zu Glazen neigen als die Frauen.

Es gibt also teine generellen Regeln für die Behandlung des Haarausfalles, fondern erst muß die Ursache zu ergründen gesucht werden.

welchen durch übermäßige Funktion und Wucherung der anhangen­den Talgdrüse die Haarentwicklung gehemmt wird und denen, in welchen der Haarausfall an Mangel- oder Ausfallserscheinungen gebunden ist. Kommt es zu einem

Ueberwuchern der Talgdrüsen,

so zeigen die Köpfe ein fettiges, bortiges oder schuppiges Aussehen und an Stelle kräftiger Haare bleiben schließlich nur noch fümmer­liche Reste oder Flaumhaare( Lamugo) zurück Würde man hier noch Fett anwenden, dann würde man damit auch noch die kümmer­lichen Reste ersticken. Hier muß vielmehr für die Entfernung des Fettes durch ein häufiges Kopfwaschen mit fettverseifenden Schampoons( Schampoon find parfümierte Mischungen von Soda, Seife, Borag usw.) sowie für eine nachherige Neutralisation des Alkalis und eine Anregung der Kopfhaut durch Kopfwaffer von der Art der Sebaldschen Haartinktur mit tüchtiger Massage der Kopf­haut gesorgt werden Schuppen sind sehr oft nichts anderes als durch Luft gehärtetes und mit Schmuh durchsetztes Fett, denn nicht immer ist die Verfettung( Seborrhöe. Fettfluß) eine ölige. Fettfluß) eine ölige. Andererseits entstehen aber auch Schuppen aus Mangel an Fett und Abstoßung der verhornten obersten Hautschicht. So ist es unmöglich, ohne genaue Untersuchung genaue Diagnosen zu stellen. Da das Haar zweifellos zu seiner Entwicklung an der Papille Luft braucht,

Die wichtigsten Grundsäge scheinen mir zu sein: daß man wegen eines Haarausfalles feinen Körper nicht ge­fährden darf; daß man feine stärkeren Mittel verwenden soll, als absolut nöfig iff.

Deshalb darf kein Alkohol in höheren Konzentrationen als 70 Prozent auf den Kopf gebracht werden, weil er sonst gerbt und verödet. Als vornehmstes Reizmittel betrachte ich den unschäd= lichen Kampfer und zweckmäßig wird einem solchen Mittel die desinfizierende und abgestorbene Haut lösende Salizylsäure zu­gefügt, um die Verhornung zu verhindern.

Eine richtig durchblutete Kopfhaut wird auch die Papillen wieder zweckmäßig ernähren und diese werden dann wieder produzieren. Wie im Alter durch Starrheit der Bindegewebe und durch die Ver­faltung der Arterien die Ernährung und die Elastizität leidet, so fann sie beim Jüngeren durch Vernachlässigung oder Krankheit leiden. Eine tägliche, jelber energisch vorgenommene Kopfmalfage mit den Fingerspitzen, wie sie sonst nur beim Kopfwajden vorgenommen wird, kann schon sehr viel helfen. Bei fettarmer Konstitution muß dem Haarboden Fett von außen zugeführt werden und dabei ist es feineswegs gleichgültig, was man für Fett verwendet, da es Fette gibt, die von der Haut aufgenommen, resorbiert werden und solche, die nicht eindringen und nicht verwertet werden fönnen. Seit alter Beit erfreuen sich Rindermark und Roßtammfett einer besonderen Beliebtheit, es fann aber ebensowohl Lanolin, Rizinus ö!( am besten ist davon die zweite Preffung), Man de l öl, Schweinefett verwendet werden. Da es sich bei den resor­bierenden Fetten auch meist um leicht ranzig werdende handelt, müffen sie bald wieder durch Wafthen entfernt werden, damit sie feine Hautreizungen bewirken. Auch dem Chiwin bzw. den Chinarindenertraften( Chinatinktur) wird eine günftige Wirkung zu­geschrieben, wobei immer zu bemerken ist, daß nicht jedes Mittel jedem helfen wird, weil jeder wieder verschieden reagiert

Bei der fetten Alopecie( Haarausfall) ist häufig nur mit einer allgemeinen Umstimmung der meist bleichsüchtigen Kon­stitution, die zumeist auch noch mit Hautfinne( Acne ) tompliziert ift ein Resultat überhaupt zu erreichen.