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BERLIN Donnerstag 4. September

1930

Der Abend

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Nr. 414

B 206 47. Jahrgang

66 Anzeigenpreis: Die einspaltige Nonpareille; eile

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Kaiserfest mit Bomben

Der Sprengstoffbauer im Gehrock

Altona , 4. September.

Die Angeklagten Bossen und die Eheleute Holländer sind heute zur Stelle. Als das Gericht im Saale erscheint, fehlen noch einige andere Angeklagte, weil der vom Norden kommende Zug Verspätung haben soll. Der Beginn der Sitzung verzögert sich dadurch.

Die Sigung wird hierauf eröffnet. Nicht erschienen sind Die Angeklagten v. Salomon, hamfens und Weschke. Die Staatsanwaltschaft hat an ihrer Gegenwart tein besonderes Intereffe, worauf das Gericht beschließt, in ihrer Abwesenheit zu verhandeln.

Staatsanwalt Dr. Eichholz teilt mit, daß nach Abschluß der

Ermittlungen wegen der von Bold im Auftrage der Landvolkbewe gung abgeschlossenen Waffenkäufe die Berliner Staatsanwaltschaft die Einleitung eines Strafverfahrens wegen Hochver: iats nicht befürworten fonnte.

Hierauf wird der Zeuge Dr. Majur nochmals in den Saai gerufen, um bezüglich der Aussagen der heute erschienenen Ange­fiagten Boffen und Holländer befragt zu werden. Bossen hat sich anjangs auf sein Zeugnisverweigerungsrecht gestützt, aber später doch alles erzählt, was er wußte. Er habe Bold, der bei ihm Aufent balt genommen hatte, die in Carlumfeld an der dänischen Grenze ansässigen Eheleute Holländer zur Beschaffung eines sicheren Ber­Steds für die Sprengstoffe empfohlen. Holländer soll über die Bere wendung des ihm anvertrauten Materials nichts gemußt haben, Er ist ein ganz einfacher, schlichter Mensch, und man hat ihm gejagt, es handele sich um den Schutz des Landpoltes gegen die aus den Städten fommenden Kommunisten, die den Bauer von seiner ererbten Scholle vertreiben wollten. Als er von den Attentaten erfuhr, schöpfte er Berdacht und lebte in ständiger Angst. Er hat vor den Führern der Landvolkbewegung den allergrößten Respekt gehabt und sich durch ihr Bertrauen befonders geehrt gefühlt. Deshalb hat er auch

an dem Tage, als man ihm den Sprengstoff auf den Hof brachte, am 27. Januar 1929, eine Kaisergeburtstagsfeier veranstaltet, zu der er seinen Gehrod anzog und seine Kriegsauszeichnungen an­legte. Holländer war an diesem Tage so feierlich zu Mute, daß er von ihm selbst verfaßte Gedichte deklamierte und zu Gott betete, er möge dem deutschen Volke bald einen Retter senden. Frau Holländer hat gesagt, es stehe ihr als Frau nicht an, ihrem Manne zu wider­reden. Sie wird vom Vorsitzenden noch einmal gefragt, ob sie heute bereit sei, sich zur Sache zu äußern. Sie schüttelt aber nur leicht den Kopf und verharrt weiter in Schweigen.

Hierauf werden die für gestern vorgesehenen 3eugen und Sachverständigen in den Saal gerufen und auf die Eides­pflicht sowie die für die Verletzung derselben angedrohten Strafen hingewiefen.

R.-A. Luetgebrune lehnt den Sachverständigen Kracht wegen Besorgnis der Befangenheit ab, weil er einer Loge angehört, die von den Angeklagten aufs schärfste bekämpft wird.

Achtung, Verbrecher!

Liste kommunistischer Größen

Je näher die Wahl rückt, desto tobsüchtiger gebärdet man sich im Karl- Liebknecht- Haus. Heute bekommt es die Rote Fahne " fertig, eine plump- verzerrte Karitatur des Genossen Wissell zu bringen, unter der in etwa drei Zentimeter hohen Lettern ge­druckten Zeile: Achtung, ein Verbrecher!" In der Um­schriftung ist dann einiges über die Ministerschaft Wissells zusammen. gelogen, worauf dann der Tegt noch einmal mit den Worten schließt: Bebt am 14. September diesem Verbrecher die richtige Antwort!"

Diese bodenlose Gemeinheit, die nicht mehr zu übertreffen ist, veranlaßt uns denn doch einmal festzustellen, wo die wirklichen Berbrecher zu Hause sind.

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In Köln haben die Kommunisten den megen Eigentums vergehen mit zweieinhalb Jahren Gefängnis vorbestraften Georg Sattler als Reichstagskandidaten aufgestellt.

Im ,, Echo des Dftens", dem kommunistischen Organ für Ost­ preußen , hat ein zehnmal wegen Betruges, Dieb. stahls und Urtundenfälschung vorbestrafter Mensch, namens Georg Dörfam, einen großen Aufruf ver­öffentlichen dürfen, in dem er alle anständigen Arbeiter" auf­fordert, der Berräterpartei", der Sozialdemokratie, den Rüden zu fehren und sich der KPD. anzuschließen.

die Fememörder amnestieren wollten, ist in Wirklichkeit ein fünfzehn-| mal wegen der schwersten Eigentumsdelikte vorbestraffer gewerbs­mäßiger Einbrecher. Er hat bis zur Revolution über zwanzig Jahre in Gefängniffen und Zuchthäusern gesessen. Seine höchste Einzelstrafe betrug zehn Jahre Zuchthaus wegen zwölffachen bewaffneten Ein­bruchdiebstahls im Rüdfalle. Seine revolutionären Taten" be­standen darin, daß er bei drei Gelegenheiten, um seinen Rache instinkten zu frönen, Polizisten niederknallte.

Komplize Pipe I", wie schon ihre Spiznamen sagen, inpische Mit­glieder der Berliner Unterwelt, vielfach vorbestrafte Ber­brecher. Nach ihrer Tat wurden die beiden von kommunistischen Kreisen offiziell unterstüßt und fanden in den Billen der Inseraten­afquifiteure der Welt am Abend" wochenlang gestliche Aufnahme.

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Als die mehrfachen Raub mörder Gebrüder Heidger in Köln , um sich der Festnahme zu entziehen, fünf Menschen totschossen, darunter zwei Passanten, da wurden sie in der Roten Fahne" und in der Welt am Abend" als Rheinische Rebellen" und instinktive

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Der von den Kommunisten mit ungeheurem Bomp als politischer Märtyrer beerdigte kobitsch Meyer war ebenfalls ein ganz klaffenkämpfer gefeiert, die nur in der Wahl der Mittel geirrt hätten! gewöhnlicher Einbrecher. Seine Zuchthausstrafe hatte er

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Die lebendige Bewegung

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Goebbels " Meint der Kerl etwa mich?"

erhalten, weil er in einen Konjumverein, eine Bäderei und ein Schuhwarengeschäft eingebrochen war, wobei er einmal einen ihn überraschenden Nachtwächter durch Revolverschüssen schwer verletzt, ein andermal einen Wachbeamten ebenfalls durch Revolverschuß ge­tötet hat.

In Erkenschwick haben die Kommunisten ihren sechzehnmal vorbestraften Parteigenoffen Weinert zum Gemeindevorsteher wählen lassen. Als dieser Wahl wegen der Vorstrafen Weinerts die Bestätigung versagt wurde, verkaufte dieser Edelkommunist seine Stimme gegen Zahlung von 700 m. an das Zentrum, wodurch trotz vorhandener Arbeitermehrheit ein Zentrumsmann namens Höppe Gemeindevorsteher wurde. Weinert erhielt megen Stimmenverkaufs zwei Monate Gefängnis.

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Der Rundfunkentführer Scherlinsky, der Kampfgenosse des fommunistischen Abgeordneten Schulz Neukölln, selber Führer einer Abteilung des Roten Frontkämpferbundes , ist sechsmal wegen Eigentumsdelifts, darunter wegen schweren Ein­ift fechsmal wegen Eigentumsdelifts, darunter wegen schweren Ein­bruchdiebstahls im Rüdfall mit mehreren Jahren Zuchthaus vor­beffraft. Desgleichen sind der Rotfrontkämpferführer Ali" Höh ler, der den Nationalsozialisten Horst Wessel erschoß, und sein

Kundgebung im Sportpalast

Die Berliner Sozialdemokratie veranstaltet am Sonntag, dem 7. September, vormittags 10 Uhr, eine große Wählerkundgebung im Sportpalast

PROGRAMM

Fahnene'nzug der Sportler und der Sozialistischen Arbeiter­jugend Chöre des Deutschen Arbeitersänger- Bundes. Dirigent: Georg Oskar Schumann

Sturm

Das heilige Feuer

Uthmann Uthmann

Ansprachen der Genossen: S Aufhäuser, A. Crispien, Gertrud Hanna , F. Künstler, E. Lübbe, O. Ortmann Chöre: Brüder zur Sonne Scherchen

Gemeinsamer Gesang: Die Internationale

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Ebenso wurde der mehrfache Raubmörder und Posträuber Hein von der Kommunistenpresse als ganzer Kerl gepriesen, in dem ,, die proletarische Revolution lebendig sei".

Diese Liste im Augenblick, ohne jeden Anspruch auf Vollständig­feit, zur Charakteristik der Partei, die schamlos genug ist. im Dienste der Arbeiterbewegung ergraute Arbeiterführer als Berbrecher zu bezeichnen!

Parteitag ohne Politik!

Wie Bethlen die Sozialdemokratie bekämpft.

Budapest , 4. September. ( TU.)

Dem am 7. September beginnenden Parteitag der Sozialdemo­fraten sieht man mit großem Interesse entgegen. Auf Grund eines Polizeiverbots dürfen politische Fragen auf dem Parteitag nicht behandelt werden. Eine große Anzahl von Polizisten und Detektiven wird während des Kongresses anwesend sein, um die Einhaltung des Verbots zu überwachen. Die Sozialdemo­fraten fönnen sich daher auf ihrem Parteitag nur mit Parteiange­legenheiten und Wirtschaftsfragen beschäftigen. Für die von den Sozialdemokraten beschlossene große Bolksversammlung ist bis jetzt noch feine Genehmigung der Polizei beantragt worden. Die Genehmigung dürfte nicht erteilt werden.

Omnibus- Kaffe beraubt.

Mastierte Banditen rauben 5000 Mart.

Kaffel, 4. September. Anläßlich des Zeppelinbesuches am Mittwoch hatten die Kasseler Verkehrsunternehmungen natürlich sehr erhebliche Einnahmen. Diese Tatsache mag der Anreiz dafür gewesen sein, daß nachts um 1 Uhr mastierte Männer in die Geschäftsräume der Kasseler Omnibusgesellschaft eindrangen, wo Beamte mit der Abrechnung beschäftigt waren. Es gelang ihnen unter Bedrohung der Beamten,

einen Betrag von 5000 Mart zu rauben und zu entkommen.

Tornado rast.

Sturmfatastrophe über Haiti . Hauptstadt zerstört? New Yorf, 4. September. ( Eigenbericht.) Santo Domingo auf Haiti ist von einer Sturmkatastrophe heimgesucht worden. Sämtliche Verbindungen mit der Injelgruppe sind durch den mit einer Stundengeschwindigkeit von 150 Meilen herannahenden Sturm unterbrochen. Die lehten Nachrichten vor der Zerstörung der Telegraphenleitungen melden große Häuserschäden und umfangreiche Vorkehrungen der verängstigten Bevölkerung. Jn späteren Berichten, die noch unbestätigt find, wird behauptet, daß die Hauptstadt faft völlig zerstört jei. Der Berluft zahlreicher Menschenleben wird befürchtet.

Exfronprinz verhöhnt Arbeitslose.

Warum sein Arbeitswille beeinträchtigt ist.

Der Ertronprinz hat es für taktvoll gehalten, in Wien ein Intervjem über die kommenden Wahlen zu geben. Wir greifen einen Saz heraus. Der Schloßherr und Besizer des 30 000 Morgen großen Lehnsgutes von Dels erklärte:

Dringend reformbedürftig sei das Problem der Arbeits­lofenfürsorge. Sie müsse ihres Charakters als Rene oder Pension entkleidet werden, da sie so den Arbeitswillen be­einträchtige.

Der von den Kommunisten als held und Märtyrer gefeierte Genossen, sorgt für Massenbesuch! Endlich wird einem tiar, warum der Arbeitswille der mit acht­

Sabolf Margies, pir beğen Begnadigung die Kommunister

Der Bezirksvorstand

stelligen Ziffern abgefundenen Hohenzollern so außer= ordentlich beeinträchtigt ist!