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Nr. 416

47. Jahrgang

Technik

Sonnabend

6. September 1930

42 Millionen Normalkerzen

Aus der Arbeit der Seezeichen- Versuchsanstalt

In Berlin- Friedrichshagen am Müggelsee, unweit der| Berdunkelungen oder gruppenweisen Unterbrechungen. Es fleinen Haus am Müggelsee strahlenförmig ein Nez zu den berühmten Berliner Wasserwerke, liegt die zum Bereich des Reichsverkehrsministeriums gehörende Seezeichen- Ber­fuchsanstalt, deren Dasein den weitesten Kreisen unbe­fannt ist. Trotzdem wird hier eine Arbeit geleistet, die weit über den Rahmen Berlins hinausgeht, eine Arbeit, die für die

Modernes Spiegeldrehfeuer

Schiffahrt in den deutschen Küstengebieten und damit für den deutschen Handel von größter Bedeutung ist. Hier wird in stillen Laboratorien daran gearbeitet, Geräte zu schaffen, die die Sicherung unserer Küstengewässer gewährleisten sollen. эрозий Welch ein gewaltiger Unterschied zwischen den von den blten Völkern angewandten primitiven Leuchtfeuern, die als offene Flammen in Wind und Wetter brannten( oder auch nicht brannten), und den modernen auf Grund erafter Forschung hergestellten Leuchten. Das Institut enthält eine ausgezeichnete, ziemlich vollständige Sammlung von Brennern aller Art, die für die Küstenbevölkerung im Laufe der Jahre Berwendung gefunden haben. Da sind Petroleumbrenner, die früher, als Gas und Elektrizität noch nicht ihre Herrschaft auf diesem Gebiete angetreten hatten, auf Leuchttürmen und Feuerschiffen ausschließlich Verwendung fanden. Da gibt es Petroleumbrenner mit fünffachen Dochten. Die Engländer find sogar bis zu zehnfachen Dochten gegangen.

Die Wartung solcher Feuer wollte wohl verstanden sein, und wer noch die mit einfachen Dochten ausgerüsteten Petro­leumlampen bedient oder bedient hat, wird diese Arbeit zu schäzen wissen. Das Petroleumlicht wurde abgelöst vom G a s-

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licht und heute hat sich die elektrische Lichtquelle neben dem Gas sieghaft durch gesetzt. Biele dieser Lichtquellen müssen automatisch auf längere Zeit hinaus arbeiten und sind so eingerichtet, daß beim Bersagen einer Lampe sich eine zweite Re­servelampe selbsttätig einschaltet, so daß keine Unterbrechung des Leuchtens entsteht. Im Institut am Müggeljee wird der Güte­grad der verschiedenen Leuchten geprüft, ihre Helligkeit und ihre Wirtschaftlichkeit festgestellt. Die Sichtbarkeit der einzelnen Leuch ten hängt im praktischen Be­triebe natürlich von dem Zustand der Atmosphäre ab. Ein sehr schönes Modell läßt die Wirksam­feit der Parabolspiegel und der vor die Lichtquelle geschalteten Linsensysteme erkennen. Man er­hält dadurch ein prächtiges Bild der Zweckmäßigkeit des Strahlenganges.

von

Dom

gibt Wechselfeuer, die weißes oder farbiges Licht in wechselnder Folge aufleuchten lassen. Blinklichter von über 2 Gefunden Dauer und Blizfeuer von unter 2 Gefunden Dauer. Diese Blink- oder Blizfeuer können ein­zeln oder in Gruppen auftreten. Es gibt feste Feuer, also solche Feuer, die ständig brennen, die dann plöglich heller aufleuchten, und Misch feuer, die aus verschiedenen Farben und Berdunklungen bestehen.

Ein sehr interessantes Beispiel der Fahrwasserbefeuerung ist der Königsberger Seewasserfanal, bei dem die Feuer so angeordnet sind, daß der Schiffer stets weißes Licht fehen muß, wenn er richtig steuern will. Erscheint rotes oder grünes Licht, so hat er die Fahrstraße zu verlassen. Das Institut beschäftigt sich weiter mit der Ausbildung der Funktechnik zur Sicherung der Schiffahrt. So ist die Funtpeilung bereits so weit durchgebildet, daß die Schiffahrt heute energisch darauf drängt, daß die deutschen Küsten in erhöhtem Maße mit Beilsendern ausgerüstet wer­den. Bei der Funkpeilung wird ein Empfangsrahmen zu­nächst auf die größte Lautstärke des anzusteuernden Küsten­senders eingestellt. Dann dreht man den Empfangsrahmen

so, daß die Zeichen immer schwächer werden, bis sie gänz­lich verschwinden, nun muß das Schiff stets so gesteuert werden, daß die Zeichen nicht mehr zu hören sind. Bei jeder kleinsten Abweichung aus dem richtigen Kurs tönen die Zeichen aufs neue, man steuert, wie man fagt, nach dem Minimum an Lautstärke. Es ist etwa so, als wenn man auf einen von Sonnenstrahlen getroffenen

Baum zugehen will. Dann braucht man nur auf dem Schattenstrich des Baumes, also auf dem Minimum an Licht­strahlen entlang zu gehen, um genau auf den Baum zu treffen.

Weitere Arbeitsgebiete find die Ausbildung von Unter­wasserschaltsignalen, Sirenen, Bojen usw. Von Friedrichshagen aus werden die deutschen Leuchtfeuer und See­zeichen vom Leuchtturm und Feuerschiff bis zur Barte und Boje überwacht. Die Leucht feuerwärter reichen jährlich eine Bedarfsanmeldung ein und wer­den vom Institut aus mit den notwendigen Materialien ver­sorgt. Eines der Hauptergebnisse der Arbeiten des Instituts be­steht darin, daß die Befeuerung der deutschen Küsten auch wirtschaftlich betrieben wird. Mit dem geringsten Aufwand wird der größte Nuzeffekt erzielt. So spinnt sich von dem

Leuchte

mit Fresnel- Gürtellinse

deutschen Küsten und darüber hinaus auch zu den anderen Nationen, denn die Küstensicherung ist ein Gebiet, das inter­national geregelt ist. Die Seezeicheningenieure treffen sich auf Konferenzen, auf denen die wichtigsten Fragen dieses Gebietes behandelt werden. Die Arbeit, die sie alle leisten, hat nicht nur wirtschaftliche Werte, sondern auch vor allem zahlreichen Menschen das Leben zu erhalten. Willy Möbus,

Oelreinigung

Man hat schon vielfach versucht, gebrauchtes Del durch Abstehenlassen oder Filtrieren wieder verwendungsfähig zu machen. Die Erfolge find minimal gewesen. Neuerdings ist ein Patentverfahren auf den Markt gekommen, welches

Ölreiniger

eine intensive Reinigung von gebrauchtem Del verspricht. Dazu dient ein Delreiniger, den unser Schaubild zeigt. Mit Hilfe von Zentrifugalkraft werden aus dem Del Wasser, Schlamm, Rost, Kohle, Metallteilchen, Späne usw. aus­geschieden.

Reichsrundfunkabonnement?

Ein Vorschlag, der beachtenswert ist

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Funkindustrie erzielt werden. Der zufünftige Reichs­Rundfuntteilnehmer" meldet dann wie beim Fern sprecher feinen beabsichtigten Anschluß" dem zuständigen Bostamt( Abt. Rundfunt) und erhält neben dem üblichen Antrags­formular vorab ein fleines belehrendes Amtliches Orientierungsheftchen", nach dessen Erläuterungen er in aller Ruhe zu Haus seine Auswahl treffen kann. In diesem Heitchen find nämlich fachtechnisch sorgfältig ausgewählte An­fchlußvorschläge" gemacht.

Deutschland hat es in sechs Rundfuntjahren auf noch nicht| müßte für diesen Fall ein enges Busammenarbeiten von Reichs­ganz 3000 000 Funfhörer gebracht. Vielleicht wäre es nunmehr post, Reichs- Rundfunk- Gesellschaft und der einschlägigen Groß­an der Zeit, Möglichkeiten zu erörtern, die geeignet erscheinen, einen schnelleren Aufstieg der Funkhörerzahl innerhalb der deut­ schen Grenzen zu erreichen. Hierzu gehört es, zunächst diejenigen hauptsächlichsten Hemmungen zu ermitteln, unter denen die Fortentwicklung des deutschen Rundfunks seit geraumer Zeit leidet. die bei Abgesehen von mannigfachen Programmwünschen der geistigen Bielseitigkeit eines Millionen- Hörerkreises nie ganz verschwinden werden scheitert der Aufschwung im Rundfunt. Abonnement vor allem an der finanziellen Beengung, die in weiten Kreifen zu einer Beschränkung aller jenen An­iprüche zwang, die über die Grundbedürfnisse hinausgehen.

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Tausende von Freunden des Rundfunkgenusses tönnen sich tein

einwandfreies Hörgerät anschaffen, weil die Kosten zu hoch sind.

Für den Nichts als hörer kann heute nur noch das Das größte deutsche Leuchtfeuer strahlt Nezanschlußgerät in Frage ffommen, dessen Anschluß an Leuchtturm auf Helgoland. Es jede Lichtleitung mittels einfachen Steckens bewerkstelligt wird. befigt drei elektrische Zentral- Bleibt nur die Frage der Anschaffung oder Be­feuer, von denen jedes 42 Mil- fchaffung eines solchen modernen Empfängers lionen Normalkerzen Leucht übrig. Am einfachsten erscheint es, dem Beispiel des deutschen stärke entwickelt. Die drei Feuer Fernsprechers zu folgen, der für einen Saupt- Anschluß sind im Winkel von 120 Grad feinerlei Anschaffung eines Apparates bedingt. Beríangt wird mur gegeneinander verjetzt und eine monatliche Grundgebühr zuzüglich der Gesprächsgebühren. außerdem ist ein Reserveschein Abgesehen von der einmaligen Einrichtungsgebühr für die werfer vorgesehen. Das Helgo- Herstellung des Anschlusses", die, neuerdings erfreulich ermäßigt, länder Feuer läßt alle 5 Sefun- gleichfalls in fleineren Monatsraten erledigt werden darf. So sieht Leuchtfeuer den einen Blitz von Sefun- der richtige Dienst am Kunden" aus, der sich sehr bald aus­für Flugzeugstrecken dendauer aufleuchten. Wichtig gezeichnet bezahlt gemacht hat: in Groß- Berlin innerhalb weniger ist für den Seefahrer auch die Monate über 10 000 neue Fernsprechanschlüsse! Rennung" der einzelnen Feuer. Da gibt es weiße, rote und grüne Lichter, feste Feuer von gleichmäßiger Stärfe und Farbe, unterbrochene Feuer mit regelmäßigen

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Dieses einfache System ließe sich ohne große Schwierigkeiten euch auf den deutschen Rundfunf übertragen, der sowieso in den Händen der gleichen amtlichen Stelle liegt. Allerdings

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Das Rundfunt- Orientierungsheftchen" müßte ferner an jedem Postschalter und Zeitungstiost für 10, höchstens 15 Pf. zu haben sein, und zwar jedes Jahr in einer neuen Auf­

lage, die sämtliche neuesten Fortschritte und Funkmöglichkeiten im Reichsabonnement bringt und weitere Verbesserungsvorschläge gewissermaßen macht. Das Lehrheftchen könnte weiter als Erziehungsfaktor eine Nebenrolle spielen und ebenso auf die technikhungrige Jugend( Schule) anregend einwirken.

Wer mit seinem Apparat nicht zufrieden ist oder beispielsweise vom Deutschland zum Europa- Empfang hinüberwechseln möchte, braudy: fich nur zu melden: zum nächsten Monatserften wird das neugewünschte Hörgerät angeliefert und die etwa höhere Monats gebühr berechnet( 2 ustausch gebühr verschwindend gering!). ( Austauschgebühr billige Jeder Rundfunkteilnehmer muß zufünftig die Möglichkeit haben, sich emporzuhören", denn je weiter ( über die Grenzen der Heimat hinaus) sein Empfangsgerät reicht, defto interessanter und reichhaltiger fann er fich sein Hör­programm selbst gestalten.

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So fann allen geholfen werden: dem Rundfunk, der In­dustrie, dem Installateur( bzw. Händler) und nicht zuletzt den Mil­lionen deutscher Funkliebhaber, die heute noch abseits stehen. Wann beginnt das Reichs Rundfuntabonne F. W. Schulze, ment"?