BERLIN

Dienstag 9. September

1930

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Der Abend

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Spalausgabe des„ Vorwärts

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2013 Rr. 422

B 210

47.Jahrgang

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Riefenfeuer im Hafen

18 Petroleumschiffe vor Athen in Flammen/ 12 Matrosen verbrannt

Athen , 9. September.

Im Hafen von Piräus, der Athener Hafen­stadt, ist ein Großfeuer ausgebrochen, dem bisher 18 Schiffe zum Opfer gefallen find. Das Feuer breitete sich bald auf 18 im Hafen liegende Petroleumdampfer aus. Das Delergoßjich ins Wasser und brannte dort weiter. Eine Zeitlang stand der ganze Hafen in Flammen. Ein Dampfer flog in die Cuff. Die Zahl der Toten steht noch nicht fest. Zahlreiche Matrosen, die von den brennenden Schiffen sich durch einen Sprung ins Waffer reffen wollten, erlitten durch das auf dem Wasser brennende Del schredliche Brandwunden. Einer nach dem anderen ertrant. Bisher ist der Tod von 12 Matrosen bekanntgeworden. Der Sachschaden beträgt viele Millionen.

leber den Hergang des Riesenbrandes liegen folgende Einzel­heiten vor: Infolge eines Sch a dens ander Benzinpumpe des englischen Frachtdampfers Donar" verbreitete sich auslairfendes Benzin unbemerkt auf der Wasseroberfläche. Am Ufer faß ahnungslos ein Arbeiter, der über einem offenen Feuer fein Essen tochte. Er warf die Feuerreste dann ins Hafen­wasser, das im Nu in hellen Flammen stand. Gegen zwanzig Segel­schiffe und einige Dampfer befanden sich urplöglich mitten im auf­flammenden Meere. Der Ausbruch einer großen Banif war die un­mittelbare Folge. Die Befagungen der Schiffe flüchteten und über­ließen die Fahrzeuge ihrem Schicksal. Ueber dem Wasser entstand cine wahre hölle. Der Frachtdampfer ,, Donar" und acht Segelschiffe bildeten schwimmende Feuerjackeln. Sämtliche brennen­den Schiffe waren mit Benzin beladen, das mit Donner, getöse explodierte. Allenthalben war das Hilfegeschrei ge= fährdeter Menschen vernehmbar. In den nahegelegenen Lagern von Standard Oil, Shell u. a., die in äußerster Gefahr waren, vom

Heil Hitler ! Hoch der Nationalbolschewismus!

Feuer ergriffen zu werden, entstand gewaltige Aufregung. Der Gegenrevolution aus Mißverständnis.

englische Frachtdampfer ,, Donar" führte allein 15.000 Tonnen Benzin Acht Segelschiffe und ein Dampfer sind gänzlich ver­brannt. Nach vorläufigen Nachrichten beläuft sich die Zahl der Opfer bisher auf 12 Tote und viele Verwundete. Der Sachschaden wird auf über zehn Millionen Mart geschäzt. Das immer noch brennende Meer bietet ein großartig- schauriges Schau­spiel mit den krachenden und berstenden Seglern und Schiffen, deren Feuerschein, weit in die offene See hinausleuchtet.

40 000 Menschen dem Hungertod nahe

Rene Katastrophe in Gan Domingo.

New Bort, 9. September. Nach dem furchtbaren Wirbelsturm haben in San Domingo wolkenbruchartige Regengüsse eingesetzt, die nun bereits über 24 Stunden dauern. Die Flüsse sind derartig angeschwollen und reißend geworden, daß sie nicht mit Booten befahren werden können. Die Zustellung von Nahrungsmitteln an die Bevölkerung wird das durch gehemmt. Weite Gebiete stehen unter Baffer. Die einzige Möglichkeit, der notleidenden Bevölkerung Lebensmittel zuzustellen, bieten die Flugzeuge. Aber durch die herabstürzenden Wassermassen werden auch die Flugzeuge in ihrer Arbeit gestört. Mehr als 40 000 Menschen sind durch den Hunger­tod bedroht.

Port au Prince , 9. September. Nach hier vorliegenden Meldungen greift der Typhus in San Domingo immer mehr um sich. Die Regierung von Haiti er­mäge deshalb eine Grenzsperre gegen die Dominikanische Republit.

Die Regierung der Bereinigten Staaten hat die Entsendung eines Zerstörers nach San Domingo angeordnet, der einen Vorrat von Medikamenten dorthin bringen soll.

Scharfe Maßnahmen in Baden .

Bersammlungen im Freien verboten.

Karlsruhe , 9. September. ( Eigenbericht.) Die badische Regierung hat für die Zeit vom 12. bis 15. Sep. tember alle Bersammlungen unter freiem Himmel verboten. Die Befürchtung, daß es in den legten Tagen vor den Wahlen zu ernsthaften Zusammenstößen tommen fönnte, hat die babifche

Regierung an dem Berbot veranlaßt.

Buenos Aires , 9. September. ( Eigenbericht.)

Am Montag abend, furz nachdem die neue Regierung unter Uri­buri inmitten imposanter Maffenszenen den Amtseid geleistet hatte, find hier von neuem Unruhen ausgebrochen. Das Geschützfeuer und die Gewehrfalven waren weithin hörbar. Der Bevölkerung be­mächtigte sich eine starke Erregung. Man spricht von einer gegen. revolutionären Bewegung zweier Regimenter und von blutigen Kämpfen um die Militärschule. Die Flotte, deren Haltung noch unflar ist, soll zur Beschießung der Regierungsgebäude ent­schloffen sein.

New York , 9. September.

Autounglück am Halleschen Tor

Ein Zoter, ein Verletzter.

In der vergangenen Nacht ereignete sich in der Gita schiner Straße, unweit des Halleschen Tores, ein schweres Autounglück, das ein Menschenleben forderte.

Gegen 43 Uhr früh fuhr der 20jährige Otto Marzahn aus der Möckernstraße in rasendem Tempo durch die Git­schiner Straße. Vor dem Hause Nr. 111 wollte Marzahn mit seinem Privatwagen eine Autodroschte überholen. Offenbar in­folge falscher Steuerung geriet das Auto auf dem schlüpferigen Fahra damm ins Schleudern. Beide Vorderräder, die gegen die Bord­schmelle prallten, wurden zertrümmert und das Auto überschlug sich mehrmals. Marzahn erlitt furchtbare Ropfverlegun gen; sterbend wurde er ins Bethanien- Krantenhaus gebracht. Sein Begleiter, der 21jährige Kurt Lamerenz aus der Lausitzer Straße 43, tam wie durch ein Wunder mit leichten Berlegungen davon.

Zeppelin auf Fahrt.

Ruffischer Wetterdienst meldet schlechtes Flugwetter.

Friedrichshafen , 9. September.

Das Luftschiff„ Graf Zeppelin " ist heute vormittag 8 Uhr zu jeiner Landungsfahrt nach Moskau aufgestiegen. Die Führung hat Dr. Eden er übernommen. An Bord befinden sich 20 Pasia­giere, von denen 16 die Rückreise nach Friedrichshafen wieder mitmachen. Unter den Passagieren befindet sich auch Ministerial­

Jugend, Republik , Sozialismus

( Siehe 4. Seite) Unser Tonfilmauto

( Siehe 1. Seite der Beilage)

Die

direktor Trautmann vom Auswärtigen Amt in Berlin . Landung in Moskau dürfte Mittwoch vormittag gegen 8 Uhr er­

folgen. Ein genauer Weg fonnte wegen des unbeständigen Wetters Um 10.23 Uhr überflog das Luftschiff nicht angegeben werden. „ Graf Zeppelin " Nürnberg und setzte seine Fahrt in nordöst­licher Richtung fort.

Kowno , 9. September.

Wie aus Moskau gemeldet wird, teilt die Wetterwarte der Sowjetunion im Zusammenhang mit dem Start des„ Graf Zeppelin" mit, daß auf der Flugstrede schlechtes Wetter herrscht. Es ist mit Regen und Nebel zu rechnen. Nach einer amtlichen Meldung des Kommissariats für Post und Telegraphie werden jämt­liche Meldungen über den Wetterstand dem Graf Zeppelin von Königsberg ab auf funtentelegraphischem Wege übermittelt werden. Eine Gruppe Professoren des Instituts zum Studium des Flug­wesens ist heute unter Führung des Professors Molschanow von Leningrad nach Moskau abgereist, um dort der Landung des Luft. schiffes beizuwohnen.

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Aus Buenos Aires liegen nunmehr verläßliche Nachrichten über die Gründe vor, die den Anlaß zu den Gerüchten über eine angebliche Gegenrevolution gaben. Ein überaus tragischer Irrtum ist die Urfache für eine wilde Schießerei gewesen, die zahlreiche Opfer ge­Ursache für eine wilde Schießerei gewesen, die zahlreiche Opfer ge­fordert hat. Demonstrierende Studenten feuerten vom Hauptpoftamt Freudenschüsse ab, die die Wache glauben ließen, eine Gegen­revolution fei im Gange. Sofort wurde ein lebhaftes Maschinen­gewehrfeyer eröffnet. Ein heilloser Wirrwarr entstand. Artillerie beschoß das Poftamt, dessen Fassade schwer beschädigt wurde. Die im Regierungsgebäude untergebrachten Truppen feuerten in panischer Erregung auf die Menschenmenge. Zahlreiche Vorübergehende brachen tot oder verwundet zusammen. Der blutige Tumult dauerte Korruption aufgedekt- Selbstmorde mit Gift und Revolver mehr als zwei Stunden, bis dann endlich der verhängnisvolle Jrrfum aufgeklärt werden konnte.

Irigoyen wieder verhaftet.

New York, 9. September. Wie„ New York Times " aus Buenos Aires erfährt, ist heute morgen der Befehl ergangen, Irigoyen, der in den 25 Meilen entfernten Ba- Plata- Baraden trant daniederliegt, wieder zu ver­haften und ihn unverzüglich hier in das Polizeipräsidium zu bringen. Nach einer Meldung der Associated Preß " aus Buenos Aires hat das Ministerium des Innern heute befohlen, daß alle Senatoren und Abgeordneten, die während der Amtszeit Irigoyens Minister waren, verhaftet werden.

Außerdem hat das Ministerium des Innern heute vormittag befanntgegeben, daß im Hinblick auf die Störungen der Ordnung durch bewaffnete Bürger und die Notwendigkeit, die Ordnung wiederherzustellen sowie Leben und Eigentum zu sichern, jede Per fom, die öffentlich Waffen trägt, vor ein Kriegsgericht gestellt

werben wird

Nazi- Selbstmorde.

Weimar , 9. September. ( Eigenbericht.)

In der Gothaer Stadtfämmerei sind größere Unregelmäßigkeiten aufgedeckt worden. Die Urheber der Unterschlagungen find a us schließlich Nationalsozialisten. Einer der Hauptbe­teiligten, das nationalsozialistische Stadtratsmitglied Stadtober­sekretär Hugo Schmidt, hat sich in seiner Wohnung mit Gas pergiftet. Der Stadtsekretär Menz, ebenfalls Nationalsozialist, hat sich am Montagvormittag erschossen. Der dritte Beteiligte an dem Standal, der gleichfalls der Nationalsozialistischen Partei angehört, ist vorläufig unauffindbar.

Die Verfehlungen der nationalsozialistischen Beamten und An gestellten erstrecken sich über einen längeren Zeitraum. Sie bestehen außer in Unterschlagungen in der unberechtigten Entnahme vou Darlehen und Borschüssen aus der Stadtkaffe.

Kanada für Schutzzölle. Bei Beginn der Sondersession des neus gewählten kanadischen Barlaments erklärte fich die neue konservative Regierung für höhere Bolltarije zwecks Erleichterung der Wirtschafts­trise und der Arbeitslosigkeit. Die Regierung verfügt über die mehrheit, so daß an einer baldigen Herauffehung der kanabischen Schutzölle nicht zu zweifeln ist.