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Brüning gegen Stegerwald. Oeffentliche Wählerkundgebungen.

Wahllügen über ein Zwei- Milliarden- Defizit.

Ueberraschenderweise hat man aus der Brüningschen Rede im

Sportpalast erfahren, daß Herr Brüning das führende Organ feiner Morgen, Donnerstag, 11. Septbr.: Niederschönhausen  , 20 Uhr in den Gesamträumen des Lotals

Bartei nicht liest. Von dem von Pater Muckermann geschriebe­nen Leitartikel in der Germania  " hat er bis gestern abend nichts gewußt. Es liegt die Vermutung nahe, daß er überhaupt während des Wahlkampfes es auf das peinlichste vermeidet, seine eigene Bresse zu lesen. Und es ist gut so! Sonst hätte er schwerlich den Mut finden können, über die Methoden der Wahlagitation zu sprechen und nach dem guten evangelischen Beispiel dem Himmel dafür zu danken, daß die Zentrumspartei   nicht so ist, wie die ande­ren Parteien.

Sicher hat aber Herr Brüning den Bericht über die Dortmunder  Rede seines Parteifreundes und Ministerkollegen Stegerwald zu sehen bekommen, da eine Stelle der Rede im Sportpalast direkt als Zurückweisung der Auslassungen von Stegerwald flang. Nach dem Bericht in der Tremonia  "( vom 8. September) führte Herr Steger­wald u. a. folgendes aus:

Eines fonnten die Sozialdemokraten: Po sten vergeben ( tosender Beifall), aber im Ordnen der Finanzen versagten sie gänzlich. Hilferding   sentte die Steuern und das Er­gebnis war, daß man ein Defizit von zwei Mil. liarden Mart buchen konnte."( Wir berichtigen in diesem Zitat nur einen offensichtlichen Druckfehler; es steht nämlich: zwei Millionen".)

Es ist föstlich, wenn ein Zentrumsmann über das Vergeben von Posten scheinbar mit Berurteilung spricht. Ueber diesen Wiz brauchen wir aber hier kein Wort mehr zu verlieren. Eine Gipfel­leistung ist aber die Behauptung über die Steuersentung. Hilfer ding senkie die Steuern." Es kann nur die Senkung der Lohn­steuer im Juli 1928 gemeint sein, die zwar von uns veranlaßt, aber auf Grund des von Sozialdemokraten, 3entrum und Demokraten eingebrachten Initiativgesetzes durchgeführt wurde. Diese Senfung fung macht jährlich etwa 130 Millionen aus. Und diese Steuerfenfung soll ein Defizit von zwei Milliarden Mark bewirkt haben?

Herr Brüning hat zwar Stegerwald nicht genannt, seine Be­hauptungen aber mit aller Bestimmtheit zurückgewiesen. Er sagte von der Hilferdingschen Finanzpolitik:

"

Wir haben es für unsere Pflicht gehalten, auch den Mann zu unterstützen, der mit uns gemeinsam und in voller lebereinstimmung den Versuch machte, die Reichsfinanzen endlich in Ordnung zu bringen, Fehler der Vergangenheit zu heilen und unsere Politik auf diesem Gebiet zu konsolidieren. Wir haben den sozialdemokratischen Finanzminister Hilferding   bis zum letzten Tage gestützt."

Am Montag stand der Bericht über die Stegerwald- Rede in der Presse. Am Dienstag sprach Brüning im Sportpalast. In diesem Falle geschah es wirklich nach dem Sprichwort: Lügen haben turze Beine.

15 Arbeiter verletzt.

Delexplosion in Rumänien  .

Bukarest  , 10. September.  ( Eigenbericht.) In der Nähe der Stadt Bacau  , im rumänischen Petroleumzentrum, fing am Dienstagabend eine Sonde Feuer, so daß eine furchtbare Explosion hervor. gerufen wurde. Mehrere in der Nähe des Explosions­herbes gelegene Häuser wurden förmlich in die Luft ge schleudert. 15 Arbeiter wurden schwer ver Icht. Ein Teil dürfte kaum mit dem Leben davon­femmen. Die Bemühungen der Feuerwehr um die Löschung des Brandes waren in furzer Zeit erfolgreich.

Titulescu präsidiert.

Beginn der Böiferbundsversammlung.

Genf  , 10. September.  ( Eigenbericht.) Die Völkerbundsversammlung wurde heute unter starker An­teilnahme eröffnet. 51 Staaten sind vertreten. Zu den bekannten alten Delegationsführern find neu hinzugekommen Ministerpräsident Herzog Südafrika sowie der der Arbeiterpartei angehörende Ministerpräsident von Australien  , Scullin. Die Diplomaten­logen sind stark besetzt, etwa 400 Journalisten füllen die Presse­

tribüne.

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In seiner Eröffnungsrede gab Präsident 3 umta einen lleber­blick über die Arbeiten des letzten Jahres. In warmen, Worten gedachte er der unvergänglichen Verdienste Stresemanns und Nansens. Durch Stimmzettel wurde die Wahl des diesjährigen Versammlungspräsidenten vorgenommen. Mit 46 von 50 ab= gegebenen Stimmen wurde Titulescu Rumänien gewählt.

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Palästina vor dem Bölkerbund.

Genf  , 10. September.  ( Eigenbericht.)

Der Völkerbundsrat nahm einen Bericht des finnischen   Außen­ministers über die Mandatsverwaltung in Palästina entgegen. Der Bericht enthält zum Schluß eine Entschließung, in der die britische Regierung aufgefordert wird, Maßnahmen zu er greifen, um die Gleichberechtigung zwischen Juden und Arabern sicherzustellen und die jüdische Einwanderung nur zeitweilig

zu beschränken.

Der englische   Außenminister Henderson erklärte nach dem

Bericht, daß die englische Regierung erfreut sei, die Schwierig keiten der Mandatsverwaltung in Balästina in so weitgehendem Maße berücksichtigt zu sehen. England sei erfreut, daß die Kommis­sion sich nicht als Vormund der britischen   Regierung betrachte. Die englische Regierung wolle mit der Kommission nicht in Differenzen tommen, sie werde die Schlußfolgerungen der Resolution beachten und mit den Ratschlägen der Mandatskommission in Einklang zu fommen trachten. Der Frieden uns die Wohlfahrt Balästings fönnten nicht allein von der Mardatsmacht selbst erfüllt

1. Kreis Mitte. Alle radfahrenden Parteigenossen, Sportler, Sozialistische Arbeiterjugend, Reichsvanner, treffen sich zum Werbeumzug mit ihren Rädern pünktlich 18% Uhr auf dem Neuen Markt. Abfahrt zur Auto- Werbefahrt 17 Uhr Arkonaplay.

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3. Kreis Wedding  . Jungwähler Versammlung. Donnerstag, 11. September, 19% Uhr, in den Pharusjälen, Müllerstr. 142.

Friedrichshain  , 32. Abt. 20 Uhr in den Andreas Festsälen, Andreasstr. 21. Redner: Carl Litke.

6. Kreis Kreuzberg  . Antreten zum Werbeumzug mit Mufit

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An­und Fackeln pünktlich 18 Uhr Fontanepromenade schließend Wahlfundgebung unter freiem Himmel. Redner:

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Redner: Sanssouci  ", Nordend, Kaiser- Wilhelm- Str. 64. Redakteur Franz Klühs  . Gesangsvorträge des Gesangvereins Filmoors Zukunft", Sprechgemeinschaft Niederschänhausen. führung: Freie Fahrt" und der Trickfilm:" Dem deutschen

Bolke."

Blankenburg. Alle radfahrenden Genossinnen und Genossen vers sammeln sich zur Werbefahrt 17% Uhr pünktlich bei Klug, Dorfstr. 2. Tegel  . 20 Uhr im Lokal Hühnert, am Bahnhof Schulzendorf. Redner: Bittor Malina. Mitwirkung: Gemischter Chor ,, Polyhymnia".

Hermsdorf  . 20 Uhr im Lokal Ludwigsluft, Albrechtstr., Ecke Neue Bismarckstr. Redner: Willi Wolff  .

Karl Hehſchold. Fackeln werden am Sammelplays ausgegeben. Wählerinnenkundgebungen!

9. Kreis Wilmersdorf  . 20 Uhr im Vittoriagarten, Wilhelms aue 114/115. Redner: Siegfried Aufhäuser. 3ehlendorf- Mitte. 20 Uhr im Lokal ,, Mutter Mochow", Schlach­tensee, Botsdamer Chauffee 85. Redner: Regierungsrat Prawit. Thema:" Sozialdemokratie und Beamtenschaft." Marienfelde  . 20 Uhr im Lokal Petsch, Berliner   Str. 96. Redner: Georg Maderholz, M. d. L.

Baumschulenweg. 19% Uhr in der Aula des Lyzeums, Baum schulenstraße. Redner: Friedrich Stampfer  .

Reinickendorf  - West, 137. Abt. Heute, Mittwoch, 20 Uhr, im Boltshaus, Scharnweberstr. 114, große Frauenwerbeveran= staltung. Referat des Genossen Baul Hoffmann. Außerdem 17. Kreis Lichtenberg  . Donnerstag, 11. September, 19% Uhr, Rezitationen und gesangliche Darbietungen. in der Aula der Knabenmittelschule, Lichtenberg  , Marktstraße, Rundgebung der Frauen und Jungwähler. Referat der Ge­nossin Paula Kurgas ,, Der Kampf der Sozialdemokratie gegen die Reaktion". Ferner Mitwirkung des Ebert- Manz- Quartetts und der Sozialistischen Arbeiterjugend.

Männer und Frauen, erscheint in Massen!

Das Lager der Wahlzellen

Beim Magiftrat Berlin   werden viele Hundert von Wahlzellen zusammengeklappt aufbe­wahrt. Sie werden jetzt herausgegeben und an die Stimmbezirke verteilt, um am Sonntag auf­gestellt zu werden

Im Trunk umgekommen.

Strichnin statt Schnaps genommen.

In der Trunkenheit ist gestern abend der 57jährige Portier Bruno Paher aus der Paderborner Straße 9 auf entsetz­liche Weise ums Leben gekommen.

P., der sehr häufig angetrunken nach Hause kam, hatte auch gestern abend demi Alkohol wieder start zugesprochen, Gegen Mitter­ nacht  , als seine Frau schon im Bett lag, fehrte er heim. Der Mann hantierte noch in der Wohnung umber. Dabei griff er eine Flasche, in der sich eine Strychninlösung befand, die noch von der legten Ratfenvertilgung herrührte. Offenbar im Glauben, daß es Alkohol sei, setzte Pazer die Flasche an und trank den Inhalt aus. Die Folgen des verhängnisvollen Irrtums stellten sich schon wenige Minuten später ein. P. brach unter schrecklichen Schmerzen zu­sammen. Seine Frau rief das Städtische Rettungsamt zu Hilfe; es war aber bereits zu spät. Der Unglückliche starb auf dem Transport zum Westendfrankenhaus.

Max Hölz   schwer verletzt. Die Nazifolonnen überfallen KPD  .

Bad Elfter, 10. September.

In einer für Dienstagabend von den Kommunisten nach der Wilhelmshöhe einberufenen öffentlichen Versammlung tam es noch vor Beginn zwischen Kommunisten und National jozialisten zu schweren Zusammenstößen, wobei Mar Hölz so schwer verlegt wurde, daß er nach einem Sanatorium gebracht werden mußte. Die Kommunisten flüchteten durch Fenster und Türen ins Freie. Gendarmerie räumte den Saat.

Die Tat des Rohlings.

Ein gewalttätiger Bursche.

Ueber die Borgänge, die sich gestern abend, wie berichtet, im und gewährleistet werden. Sie wäre teshalb für jede Unterstügung Hanfe Rheinsberger Straße 17 abspielten, war es bisher noch nicht möglich, ein völlig flares Bild zu gewinnen.

danibar.

Die Entschließung aus dem Bericht der Mandatskommission wurde schließlich einstimmig angenommen. Der Rat verabschiedete dann noch die Berichte über die Mädchenhandelsenquete im Orient, die wirtschaftlichen Arbeiten, den Opiumschmuggel und die griechisch­bulgarische Auswanderung. Abschließend wurde der Vorschlog Finn­las, den ständigen Internationalen Gerichtsbaf zur Berufungs  inkanz für Schlichtungen zwischen einzelnen S.aaten zu machen, auf die Tagesordnung der nächsten Bollversammlung gesezt.

über den Rohling, als er abgeführt wurde, herzufallen. Die Beamten hatten Mühe, ihn vor einer Lynchjustiz zu schützen.

P. behauptet, daß die Frau ohne jeden Anlaß aus dem Fenster gesprungen fei. Er habe sie am Nachmittag fennen gelernt und mit in seine Wohnung genommen. Diesen Angaben wird zunächst fein Glauben geschenkt. Im Laufe des Tages hofft man die Schwer­verlegte im Krankenhaus vernehmen zu können.

Schwermut..

Eine Mutter ging mit dem Kind in den Tod.

In den gestrigen späten Abendstunden wurde die 21jäh­rige Frau Erna Grig in ihrer Wohnung in der Wisbyer Straße mit ihrem einjährigen Kinde durch Gas ver­giffet leblos aufgefunden.

Die junge Mutter hatte, mie sich später herausstellte, in einem Anfall von Schwermut die Gashähne aufgedreht, um mit ihrem Kinde in den Tod zu gehen. Die zu Hilfe gerufene Feuerwehr war längere Zeit mit den Wiederbelebungsver­suchen beschäftigt, die jedoch ohne Erfolg blieben.

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In einem Wäldchen bei Rudom in der Buchenstraße wurde der 30 Jahre alte Bernhard Mertens mit einer Schußwunde in der Schläfe tot aufgefunden. In den Taschen des Lebensmüden wurde ein Zettel gefunden, aus dem hervorgeht, daß M. aus Ber­zweiflung über lange Arbeitslosigteit zur Waffe gegriffen hat.

Alltagstragödie...

Nüchtern verkündet der Polizeibericht: Im Hause Bis mardstraße 59 in Spandau   hat sich die 41jährige Frau Ida Keßler mit Gas vergiftet. Versuche der Feuerwehr, die Frau durch Sauer stoffbehandlung ins Leben zurückzurufen, blieben leider erfolg los. Im Nebenzimmer fand man in seinem Bettchen das zehn Wochen alte Kind, das von dem ausströmenden Gas verschont ge­blieben war.

Das Haus Bismarckstraße 59 ist eine jener alten, vor dem Zu­sammenbruch stehenden Wohnstätten, in denen alles Verbitterung, Verfall und Verzweiflung atmet. Blinde, halbzerbrochene Flur fenster zeigen die Aussicht auf einen fleinen, trostlosen Hof, in dem das monotone Hämmern einer Werkstatt die ewige trostlose Musik hefert. Das Treppenhaus ist schmutzig, die Wände verrußt und ab­gebröckelt. In diesem Hause lebte die 41jährige, von ihrem Manne seit längerer Zeit geschieden, mit zwei erwachsenen und einem zehn Wochen alten Kinde. Lange Zeit schon war die Frau arbeits­los, längst aus der Arbeitslosenunterstüßung ausgesteuert und nur auf die Krisenfürsorge und eine kleine Rente angewiesen, die nicht her und nicht hin reichte. Und zu ihrer feelischen Not gesellte sich törperliche Erkrankung. Die beiden großen Kinder sind in der Lehre und an diesem Ersten brachte der Junge kein Geld nach Hause, meil seine Firma pleite gegangen imar. Das riß ein roch tieferes Loch in den schmalen Geldbeutel, wieder konnte teine Miete gezahlt werden, die Geduld des Hausherrn war erschöpft, ein menschen= freundlicher Richter gab ihm Recht und der Gerichtsvoll­zieher sollte seines Amtes walten. Da räumte die Frau freiwillig und für immer ihren Platz.

Mitleidige Hausbewohner nahmen sich der drei verwaisten Kinder an; sie sind in drei verschiedenen Familien verstreut und sollen von der Stadt einen Vormund erhalten. Das geht alles nun seinen amtlichen Weg. Keines der Kinder hat ein dunkles Kleid zur Beerdigung, ihre Wohltäter können ihnen auch keines schaffen; so rennt man von einer Stelle zur anderen, wird überall abgewiesen, böse, verzweifelte Worte fallen von den Lippen der Menschen und die Kinder stehen mit großen, fragenden Augen in all dem bitteren Jammer und können alles gar nicht so recht fassen. Nicht einmal ihnen hatte sich die Mutter in ihrem Schmerz anvertraut, heimlich, als feiner daheim war, ging sie den schweren Gang.

Selbstmord eines Studenten.

Schreckensszene auf der Stadtbahn.

Auf schreckliche Weise versuchte der 23jährige Student Eberhard 3ich von Iischenid aus Bergen in Norwegen   feineni Leben ein Ende zu machen. Auf dem Bahnhof Wilmersdorf- Friedenau

warf er fich por die Räder eines einfahrenden elektrischen Stadt­bahnzuges. Mit schweren Berlegungen wurde der Lebensmüde von der Feuerwehr geborgen. Er liegt im Schöneberger Krankenhaus Das Motiv zu der Berzweiflungstat hoffnungslos banieder. des jungen Ausländers, der in Berlin   schon einige Semester studierte, ist bisher noch unbekannt.

Nach den bisherigen Ermittlungen besteht jedoch taum noch ein Zweifel, daß die 34jährige Elli L. aus der Büschingstraße von ein Zweifel, daß die 34jährige Elli 2. aus der Büschingstraße von dem Schlächter P. nach einem Streit aus dem Fenster geworfen wurde.. lebt von seiner Frau getrennt und ist in der Gegend als sehr gewalttätig bekannt. Nach der Tat verweigerte er jogar der Polizei den Einlaß in seine Wohnung, doch verschafften sich die Beamten sehr schnell gewaltsam Zutritt. Viele Der Berleger Eugen Diederichs   ist heute vormittag im Alter von Passanten, die sich vor dem Hause angesammelt hatten, versuchten 63 Jahren nach längerem Leiden in Jena   gestorben.

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