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Kurt Löwenftein
Das polnische Volf rührt sicht zu groß ist, besondere Probleme zwischen den Bältern eines
Demonftrationen gegen den Neu- Barismus.
Warschau , 11. September. ( Eigenbericht.) Die Verhaftung der Oppositionsführer hat außer ordentliche Erregung hervorgerufen, die am Mittwoch abend zu Demonstrationen vor dem Innenministerium und anderen Regierungsgebäuden führte. Schmährufe gegen die Regierung waren an der Tagesordnung. Wo, sich nur Menschenmassen anjammelten, schritt die Polizei ein und nahm Verhaftungen vor. Auch in der Provinz wurden Mittwochabend zahlreiche Protestversammlungen gegen die Verhaftung der Oppo jitionsführer veranstaltet. Auch dabei verhaftete die Polizei auf höheren Befehl, was ihr in die Finger fam.
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Insgesamt sind bisher 18 oppositionelle Abgeordnete verhaftet worden. Sie wurden in der Mehrzahl in der Nacht zum Mittwoch zwischen 2 und 3 Uhr aus den Betten geholt und weggeschleppt. Die Haftbefehle sind, wie die Oppositionspresse meldet, nicht etwa von der Staatsanwaltschaft, sondern entgegen den gesetzlichen Bestim mungen vom Innenminister General Slavoj- Sladkowosti unterzeichnet. Nach der Verfassung können Haussuchun gen oder Verhaftungen nur auf Anordnung der ordentlichen Gerichte und auch dann nur vorgenomemn werden, wenn die Befürchtung der Verdunkelung eines begangenen Verbrechens vorliegt.
In der galizischen Industriestadt Tarnow kam es am Mittwochabend zu Unruhen wegen der Verhaftung der Führer der Opposition. Die
Demonstranten wurden durch Gewehrfalven zerstreut. Zehn Personen wurden schwer verlegt. Die Protesterklärung der Warschauer Anwaltskammer, die die Berhaftungen ohne richter liche Anordnung als Rechtsbruch bezeichnete, wurde beschlagnahmt. Das gleiche Schicksal hatten am Mittwoch und Donnerstag fast alle Oppositionsblätter, die jedoch mit verändertem Tert in erhöhter Auflage verbreitet wurden. Die Zahl der Verhafteten hat sich noch um mehrere bisherige Abgeordnete des Bauernbundes erhöht. Die Führer der christlichen Demofraten, die der Einheitsliste der Opposition nicht beigetreten sind, erklären sich jetzt öffentlich mit den Festgenommenen solidarisch. Eine amtliche Mitteilung fündigt an, daß die Ver= hafteten der Staatsanwaltschaft übergeben werden. Inzwischen ist mit Sicherheit festgestellt worden, daß sie sich sämtlich in dem entlegenen Brest befinden.
Die gesamte oppositionelle Bresse ist heute früh von neuem beschlagnahmt worden.
Flottenverhandlung mit Italien
Briands Europa - Rückzug in den Völkerbund.
Genf , 11. September. ( Eigenbericht.)
Die heutige Morgenjigung des Völkerbundes brachte vor allem die große Rede Briands über die Vereinigten Staaten von Europa . Die Rebe war ein außerordentlich geschickter Rückzug Briands vor dem englischen Standpunkt. Briand , mit stürmischem Beifall begrüßt, stellte sich in seiner doppelten Eigenschaft vor als Vertreter Frankreichs und leberbringer einer Mitteilung der euro päischen Staaten. Der Anfang seiner Rede war ein startes Be= fenntnis zum Völkerbuend, der die Zeiten des Spottes und der Enttäuschung überwunden habe und heute die Tribüne der Welt sei. Unter starkem Beifall betonte er. daß das Werk der Abrüstung fich gleichmäßig vollziehen müsse unter dem Gesichtspunkt allgemeiner Sicherheit, sonst bestände die Gefahr, daß die vertrauensvollen Völker leicht die Opfer der weniger vertrauenden werden könnten, ehe es zu einem greifbaren Ergebnis tomme. Frankreich ist augenblicklich
in Berhandlungen mit 3talien,
um den Anschluß an den Londoner Flottenvertrag zu erreichen. Es gibt Ungeduldige, die eine schnellere Behandlung verlangen. Ich persönlich sage, daß ich einstehen werde gegen jeden Krieg. Nun habe ich die große Verantwortung für eine Mitteilung, an der ich teinen persönlichen Ersoig als Redner suche. Sie erinnern sich an meine Mitteilungen über Europa . Ich habe immer betont, daß nichts, wenn nicht im Rahmen des Bölkerbundes, geschehen joll. Die Idee ist dem Völkerbund spontan entsprungen. Sie ist Ingisch) sie gehört zu den Notwendigkeiten des Friedens. Die mirtschaftlichen Verwüstungen des Krieges sind noch meit von ihrer Heilung. Die Völter müssen sich organisieren.
Nach längerer Aussprache haben es 27 Staaten ausgesprochen, daß die Europäische Union ein großer Fortschritt zum Frieden sei. Alle Regierungen haben geantwortet, und ich dante Ihnen für Ihre mertnollen Anregungen. Mit Befriedigung habe ich daraus geichen, daß eigentlich eind günstige Stimmung für die Idee in allen Staaten aufrechterhalten wurde.
Erleichterung, aber der Völkerbund ist eine Weltorganisation, die Erdteils behandeln zu können. In Amerika haben mir bedeutende Männer gesagt, daß sie tein Interesse daran hätten, Europa weiter in Unordnung zu sehen. Vor allem zeigt die praktische Ueberlegung, daß die wirtschaftlichen Schwierigkeiten ein Problem der Kriegen. 27 Nationen haben erklärt, daß sie für die Schaffung der ganzen Welt sind und eine neue Gefahr für den Ausbruch von Kriegen. 27 Nationen haben erklärt, daß sie für die Schaffung der Union find. Wir sind vor uns selbst moralisch verpflichtet, dieses Ziel zu erreichen. Der Bölkerbund kann nur dazu sagen: Boran, geht hinauf, diese Idee zu pflegen.( Stürmischer Beifall aller Tribünen und der ganzen Versammlung.)
Den Geliebten erschossen.
Nächtliche Tragödie bei Lübars .
Heute früh machte ein Bauer aus Lübars , der mit seinem Gespann die Schildower Chauffee hinunterfuhr, einen graufigen Fund. Dicht am Ausgang der Ortschaft sah der Mann halb durch ein Gebüsch verdeckt die Leichen einer Frau und eines Mannes liegen.
Der Bauer machte von seiner furchtbaren Entdeckung dem Landposten sofort Mitteilung. Mehrere Beamte eilten zum Fundort. Da fie Grund zu der Annahme zu haben glaubten, daß es sich um Mord und Selbstmord handelte, wurde die Berliner Mordtommission alarmiert. Die Untersuchung ergab dann auch, daß
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der Mann von der Frau hinterrüds erschossen worden war und die Täterin die Waffe vermutlich gleich darauf gegen sich felbft gerichtet hatte.
Die beiden Toten sind der 34jährige Korrespondent Otto Sperling aus Berlin , Weinbergsweg 5, und die 39 Jahre alte Kassiererin Erna Krüger, die im gleichen Hause wohnte. Bis: her fonnte nur festgestellt werden, daß Sperling seit langer Zeit zu der Frau in näheren Beziehungen stand. Ueber das Motiv zur Lat herricht allerdings noch völliges Dunkel.
Die Tat muß schon in den gestrigen späten Abendstunden geschehen sein. Obgleich noch Passanten an dem Tatort vorüber gegangen sein müssen, hat niemand etwas bemerkt. Das ist auch er klärlich, da die Leichen mehrere Meter vom Wege entfernt lagen. Man nimmt bisher an, daß Frau Krüger sich schon länger mit dem Gedanken getragen hat, ihren Geliebten und sich zu töten und ihn gestern abend unter einem Vorwand nach Lübars gelockt hat.
Georg Wendt
Fritz Schröder
Während der Mann ahnungslos daherschritt, blieb die Frau unauffällig einige Schritte zurück und feuerte mehrere Schüsse auf ihn ab.
An der Leiche wurden zwei Schüsse festgestellt, von denen jeder sofort tödlich wirkte. Die Täterin brachte sich einen Schläfenschuß bei, die Waffe hielt sie noch umflammert. Bei den Leichen wurden feinerlei Aufzeichnungen gefunden. Möglicherweise hat die Täterin noch Abschiedsbriefe an ihre Angehörigen gerichtet, die ihr Ziel jedoch noch nicht erreicht haben. Die Kriminalpolizei ist mit der weiteren Klärung der seltsamen Mordtat beschäftigt.
Abfuhr.
Scheidemann an die Kommunisten.
Genosse Scheidemann schreibt dem Sozialdemokratischen Pressedienst":
Drei Tage vor der Wahl macht die Rote Fahne" eine furchtbare Enthüllung, nämlich die, daß ich bei einem Berliner Banthaus ein privates Konto von 100 000 m. hätte. Das sei der Blutsold für gemordete und verratene Proleten. Das ge= nannte Blatt wirst die Frage auf, wieviel ich noch bei anderen Banten liegen hätte, wieviel in das Ausland verschoben sei und wieviel Steuern ich zahle. Weiter hat die Rote Fahne" mir vorläufig nichts voorzuwerfen.
Das ins Ausland verschobene Geld kann die ,, Rote Fahne sich mit den Nationalsozialisten teilen, ich schente es ihnen hiermit feierlich. Was ich an Steuern zahle, mag die Rote Fahne" bei dem zuständigen Finanzamt erfragen. Die bei Bett, Simon u. Co. von der Roten Fahne" entdeckten Papiere bin ich bereit, der Roten Fahne" jofort für 100000 Marf abzugeben; ein folches Geschäft mit Herrn Münzenberg zu machen, bin ich jederzeit bereit."
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*** Nazistudent ermordet.
Effen, 11. September.
Der 21 Jahre alte Student Heiz Detting aus Gladbeck , der an den am gleichen Abend stattgefundenen Veranstaltungen der Nationalsozialisten teilgenommen hatte und ein Hakenkreuzabzeichen trug, wurde von unbekannten jungen Burschen durch einen Messerstich in die rechte Brustseite so schwer verlegt, daß er furz nach seiner Einlieferung in das Krankenhaus verstarb. Die Täter konnten noch nicht ermittelt werden.
Oeffentliche Wählerkundgebungen
Morgen, Freitag, 12. September: 12. September:
1. Kreis Mitte. Ab 17 1hr Arfonaplah Auto- Werbefahrt. 2. Kreis Tiergarten. 19% Uhr im Moabiter Gesellschaftshaus, Wiclefstr. 24. Redner: Siegfried Aufhäuser . Tiergarten, 8. Abt. 19% Uhr im Nationalhof, Bülowstr. 37. Redner: Gottlieb Reese,
3. Kreis Wedding . 19% Uhr Pazenhofer- Brauerei, Chauffeestraße 64. Rednerin: Stadtverordnete Dr. Käte Frankenthal. Hochschulbrauerei, Seestr., Ede Amrumer Str. Atlantic- Säle, Behmstr., am Bahnhof Gesundbrunnen . Crispien und Dr. Julius Moses .
Redner: Artur
4. Kreis Prenzlauer Berg . Treffpunkt zum Werbeumzug pünktlich 18% Uhr vor dem Bezirksamt, Danziger Str. 64. 5. Kreis Friedrichshain . Treffpunkt zur Straßenfundgebung 18 Uhr am Landsberger Platz( Promenade Friedenstr.). 7. Kreis Charlottenburg . 19½ Uhr im Edenpalast, KaiserFriedrich- Str. 24. Redner: Erich Kuttner , M. d. L.
Karl Mennice.
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8. Kreis Spandau . Wahldemonstration mit zwei Fackelzügen. 3ug 1: Abmarsch 19% Uhr in Hakenfelde , Mertensstr. Um 3ug 2: Abmarsch 19% Uhr Sportplay, Wilhelmstr. 20% Uhr große Kundgebung auf dem Rathaus- Borplay. Redner: Karl Litke . Wannsee . 19% Uhr im Lokal„ Reichsadler, Königstr. Redner: 11. Kreis Schöneberg . Treffpunkt zum Fackelzug mit Mufit pünktlich 19% Uhr Winterfeldtplatz. Die Arbeitersportler, Kinderfreunde, Sozialistische Arbeiterjugend und Jungsozialisten nehmen daran geschlossen teil. Steglit. 20 Uhr in der Aula des Gymnasiums, Heesestr. Redner: Gertrud Hanna , M. d. L., und Kurt Baurichter . Lichterfelde . 19% 1hr in der Aula der Oberrealschule, Ringstr. 3 ( am Hindenburgdamm). Redner: Pfarrer August Bleier. Gesangsvorträge des Männerchors ,, Einigkeit", Lichterfelde . Mariendorf . Treffpunkt zum Werbeumzug 18 Uhr Dorfstr. Anschließend Rundgebung im Lotal Mali", Chausseestr. 305. Redner: Robert Breuer.
Lichtenrade . 20 Uhr im Lokal Rohrmann, Hilbertstr. 19. Redner:
Haus Bauer.
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Rubow. 19% Uhr im Lokal Wedler, Bendaſtr. Redner: Stadt
verordneter Mar Kreuziger.
Oberschönewveide. Antreten zum Werbeumzug 18% Uhr auf dem Marktplay. Redner: Dr. Kurt Löwenstein .
Niederschönewveide. Treffpunkt zum Werbeumzug 19 Uhr Bahnhof Niederschöneweide, unter Borantritt der Kapelle des Arbeiter- Turn- und Sportbundes. Anschließend Rundgebung im großen Saal des Kyffhäuser ". Redner: Albert Faltenberg. Außerdem Filmvorführung:„ Bom Aufbau am neuen Staat" und ,, Dem deutschen Bolke". Köpenick . Treffpunkt zum Werbeumzug 19 Uhr am Bahnhof Spindlersfeld. Um 20 Uhr Rundgebung im Stadttheater, Friedrichstr. 6. Redner: Franz Künstler und Käte Kern. Außerdem der Tridfilm: ,, Dem deutschen Bolte". Grünau . 20 Uhr im Lokal Sander. Redner: Wilhelm Landa. Friedrichsfelde . 20 Uhr bei Tempel, Prinzenallee 45. Redner:
Friedrich Bartels, Landtagspräsident. Mitwirkende: Sprechund Bewegungschor der Freien Gewerkschaftsjugend und Gefangverein Fichte- Georginia".
Karlshorst . Sammeln zum Werbeumzug mit Musit pünktlich 18% Uhr Stolzenfelsstr.( gegenüber dem ,, Deutschen Haus". Albmarich 18% Uhr. Anschließend Rundgebung im großen Saal des Deutschen Haus", Stolzenfelsstr. Redner: Fritz Schröder.
Biesdorf . 20 Uhr in den Schillersälen, Königstr. 120. Redner: Karl Heyschold. Mahlsdorf . 20 Uhr im Lokal Emil Anders, Bahnhofstr. 37. Redner: Lorenz Breunig .
Kaulsdorf . 20 Uhr in der Turnhalle, Adolfstr. 25. Redner: Otto Strobel.
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Pankow , 128. bis 130. Abt. 20 Uhr in Lindners Konzerthaus , Marktplatz, Breitestr. Redner: Hermann Harnisch, M. d. L. Blankenburg. 20 Uhr im Lokal Klug, Dorfstr. 2. Redner: Viktor Malina. Rezitationen: Friedel Hall. Reinickendorf - Oft. Treffpunkt zum Werbeumzug 18 Uhr an der Katholischen Kirche , Schönholzer Weg. Anschließend Kundgebung im Lofalubertus", Brovinzstr., am Bahnhof Schönholz. Rednerin: Clara Bohm- Schuch . Reinickendorf - West. 19% Uhr in Müllers Festsälen, Scharnweberstr. 14. Redner: Stadtverordneter Paul Robinson. Borher Treffpunkt zum Werbeumzug 18 Uhr Sportplay, Scharnweberstr. Abteilungen Tegel , Wittenau , Borsigwalde , Freie Scholle beteiligen sich daran.
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Männer und Frauen, erscheint in Massen!