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Anton Erkelenz  :

3u, gebildet" für die Demokratie

Das Kleingewerbe für Lifte 1!

Zusammenwirten mit der Arbeiterschaft tut not.

Auch das Kleingewerbe sieht ein, daß seine Interessen bei der Sozialdemokratie am besten aufgehoben sind. Der Einheitsverband der

Die Volksferne der geistigen" Schichten/ Anschluß an die Arbeiterschaft tut not sandet und Gewerbetreibenden hatte zum

In seinem letzten Aufsatz hat Anton Erkelenz   die Bedeutung der Demokratie für die politische Bildung des deutschen Boltes dargestellt. Sein heutiger Auffah geht auf das Problem der Bildungsschicht" und Demokratie ein. Bir brauchen nicht von dem größeren Teil des deutschen   Volkes zu sprechen, der da glaubte, daß es die soziale Funktion des deutschen   Militarismus sei, die Bindungen der vorkapitalistischen Herrschaft auch für die neue Hierarchie" zu erhalten. Hier spielte Interesse, Scheinintereffe, unpolitischer Sinn, Angst vor der eigenen bürgerlichen Ideologie usw. die entscheidende Rolle. Und gegen diese Scheuklappen gibt es nur harten, nie ermüdenden Kampf. Sprechen wir von dem Teil des Volkes- der Jungen der Jungen und der Alten, der die Bedeu­tung der Demokratie für Staat und Gesellschaft erkennt, mehr oder minder deutlich erkennt. Es handelt sich hier um einen großen Teil der

Schicht der Gebildeten, der Geistigen" im Lande. Die ehemalige Demokratische Partei   bestand fast ganz aus Menschen dieser Art. Im 3 en trum sind sie zahlreich. Und in der großen Menge der Un­politischen, derjenigen, die sich nicht entschließen fönnen, sich irgendwo einzuordnen, finden fich Hunderttausende, wenn nicht Millionen dieser Dentweise, Sie find aufgewachsen, sie leben in der Atmosphäre guter bürger­licher Bildung, wohlgemerkt: bürgerlich, nicht ,, bürgerlich". Sie haben weitgehend Verständnis für die geschichtliche Notmendig­feit der Demokratie. Sehr viele von ihnen sind innerlich, d. h. seelisch und geistig, gute soziale Demokraten, denn Demokratie ist ja nicht bloß eine Staatsform, sondern eine Lebensart, eine Ge finnung, ein Glaube, eine Kultur. Wenn sie unter sich sind, dann iſt es ein Vergnügen, ihren Reden, ihrer Art, miteinander zu verkehren, zuzusehen. Da fizen Jahrhunderte von Univer­fitätsbildung zusammen. Selbst in Zeiten schwerster Meinungs­tämpfe sind sie beherrscht, form­gewandt. Temperamenisausbrüche gelten als ungebildet, unfein. Wenn man sie miteinander ringen sieht, dann denkt man immer: wenn doch nun wenigstens einer mal aus der Haut fahren wollte. Mir ist fein anderes Land bekannt, in dem diese wertvolle Menschengruppe

jo volksfern, so geistige In­zucht treibt wie in Deutschland  . In England ist diese Art Menschen auch recht zahlreich, aber sie steht dem Pulsschlag der Zeit näher, ist palitisch inter­effiert, lebt, opfert und arbeitet auch unter anders eingestellten Menschen. Sie ist dort die geistige Oberschicht in allen Parteien. Als sich zeigte, daß die englische Labour Parin die zukünftige demokratische Reformpartei Eng­

die Zeit gekommen, alte Vorurteile niederzubrechen, alte Hürden abzutragen, alte Scheuflappen zu verbrennen.

Die zwölf Jahre Erziehung in der Hochschule eines freien Boltes, genannt Demokratie, hat alte Schlagworte, alte Fesseln aufgelöst. Die Parteien der Borkriegszeit, die nicht rechtzeitig Anschluß ge­funden an die neue Zeit, zerbrechen. Auch die Bildungsgrenzen müssen zertrümmert werden. Werft sie auf die Scheiterhaufen! Es ist nicht wahr, es war nie wahr, daß Hochschulbildung je­manden unbedingt befähigen müsse, politisch flüger, weitblickender, begabter zu sein. Wer mit dem Bolte lebt, mit ihm fühlt, wer sich überhaupt in erster Linie den Notwendigkeiten des dynamischen Lebens unterordnet, wer Unfreiheit und Ungerechtigkeit abwerfen Lebens unterordnet, wer Unfreiheit und Ungerechtigkeit abwerfen

nur noch

2

00

Tage

wiener

für die Wahlarbeit!

Nützt die Zeit!

lands sein werde, strömten mit Haldane Hunderttausende dieser| will, der steht dem politischen Schaffen und Gestalten nahe. Um Menschen in die Partei ein. Aehnlich, wenn auch äußerlich anders, aber Neues schaffen und gestalten zu können, müssen ist es in Frankreich  . Und in den Bereinigten Staaten ist der Ausdruck für diese Art der Menschen, der Name ,, highbrow" fast ein Schimpfwort, so sehr ist jeder Gebildete emfig bemüht, irgendwo im Volte sich zu verwurzeln, damit er eben nicht als Mensch mit hochgezogenen Augenbrauen" gilt. In Deutschland   ist diefer highbrow" der Typus des Gebildeten. Diese

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faffenmäßige Abschließung des Gebildeten vom Leben

in der Demokratie Hand- und Kopfarbeiter zusammenwirten. Sie müssen sich ergänzen. Der Arbeitnehmer der Fabriken gibt der Partei festen Halt, den Willen zur Macht, das unerschütterliche Wollen. Der Geistige gibt seine Lehren und Erfahrungen, zeigt Ziel und Wege, schärft die geistigen Waffen und die Köpfe aller Mit­streiter. Wozu sollten Geistesarbeit und Handarbeit gewiß schon eine falsche Abgrenzung getrennt voneinander marschieren, wo fie doch in der Gemeinsamkeit erst ihre Ziele erreichen können!

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Abraham Mutnik gestorben.

Am 10. d. M. ist in Berlin   Genosse A. Mutnik an einer Herzfrankheit im Alter von 62 Jahren gestorben. Genosse Mutnik, der unter dem Decnamen Gleb" bekannt war, war einer der Be­gründer des jüdischen Arbeiterbundes( ,, Bund") in Rußland  ( 1897) und der Sozialdemokratischen Partei( 1898). Seit dem Jahre 1919 lebte Genosse Mutrik in Berlin   als Emigrant.

ist eine späte Folge des Feudalismus und seiner Abart des Mili­tarismus. Freifinnig, demokratisch oder sogar sozialdemokratisch durfte der Gebildete nicht sein, dann war ihm die Karriere verschlossen. Zur Liebedienerei bei Militarismus und seiner zivilen Abarten war er zu flug. Bei den sozialistischen   Arbeitern fanden sie faum Anschluß, da galt der Gebildete als zu bürger­I ich, als ein Abgesandter des" Todfeindes". Das war sicher auch ein Stück Kurzsichtigkeit bei den Arbeitern, aber es war auch die Kurzsichtigkeit des Gebildeten, denn sie traten meist schnell mit dem Anspruch hervor, herrschen zu wollen. Sie hatten noch nicht das erfaßt, was de Man mit dem Saz ausdrückt: Wer zu wissen glaubt, soll nicht herrschen wollen, son­Seine Bestattung findet am Montag, dem 15. d. m., um dern begreifend dienen; dann wird er von selber 17 Uhr im Krematorium Gerichtstraße statt, wo die führen." Wie überhaupt in Deutschland   der Unterschied zwischen Befehlen und Führen noch zu wenig verstanden wird. Dem deutischen Genoffen eine eigene Brüdergruft" befigen, in der bereits schen Gebildeten, der 3. B. Reserveoffizier war, gilt die fritische die Aschenrefte von Martow   und Arelrod beigesetzt sind. Stellung des deutschen   Arbeiters zur Reichswehr   als ein Mangel an nationaler Gesinnung, während sie in Wirklichkeit meist eine fpäte Folge schlechter Behandlung in Raserne und Felddienst ist. Wie weit diese

Entfremdung zwischen Arbeitnehmer und Gebildetem fich auswirkt, tonnte man in den legten Wochen auch daran er. tennen, daß fast die ganze nichtsozialistische Breffe ben volkswirt fchaftlich falschen Ruf aufnahm: Herunter mit den Löhnen!

Bie auch die politisch sehr nachteilige Bereinsamung der Ge­bildeten im praktischen Leben entstanden, wie auch der Gegensatz zwischen Gebildeten und Arbeitnehmern geschichtlich geworden ist, auch hier ist

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Wegen Arbeitslosigkeit in den Tod.

Er wollte seinen Eltern nicht mehr zur Laft fallen.

Chemnik, 11. September.  ( Eigenbericht.) Wieder hat sich in der Nähe von Chemnih eine er schütternde Familientragödie abgespielt. In Ober­ lichtenau   hat sich ein 19jähriger Arbeiter, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und Sohn eines alten Partei­mitgliedes, vom 3uge überfahren laffen. Seit Jahren arbeitslos, ausgesteuert und zuleht noch frant- das waren die Motive zu der Berzweiflungstat.

Mittwochabend die Berliner   Gewerbetreibenden zu einer Wahlversammlung ins Lehrervereinshaus einge­Inden und die Kundgebung wies einen sehr guten Besuch auf.

In dieser ersten öffentlichen Veranstaltung des Einheitsver. bandes sprach zunächst die Genossin Käthe Kern, die an Hand der wirtschaftlichen Lage Deutschlands   nachwies, daß die Stellung der Gewerbetreibenden in weit stärkerem Maße als früher ein Zu­sammenarbeiten mit der Arbeiterschaft notwendig mache. Von allen wirtschaftlichen Hilfsmaßnahmen der Bürgerblock regierung und aller bürgerlichen Parteien haben bisher nur die Großgrundbesitzer und die großkapitalistische Industrie profitieren fönnen. Um die Not der Gewerbetreibenden habe sich bisher nie mand gekümmert. Für die Gewerbetreibenden ist die Frage be­sonders wichtig: Wer trägt die Kosten des verlorenen Krieges und welche Partei hilft die Kauftraft der Massen stärken? Die bürgerlichen Parteien haben mit der Notverordnung zu allermeist die Gewerbetreibenden geschädigt. Von den 7 Milliarden sozialen Unterstützungen, die das Reich im Vorjahr gezahlt hat, sind mehr als 70 Prozent für den notwendigsten Lebens= bedarf ausgegeben worden, die also wieder in die Kreise der Gewerbetreibenden geflossen sind. Lohnabbau und Abbau der Sozialgesetzgebung verschärfen die Krise der Gewerbetreibenden. Auch die Hochschutzölle haben lediglich eine Verteuerung der Lebenshaltungskosten gebracht und damit eine weitere Lähmung der Kauftraft der breiten Massen herbeigeführt. Die Sozialdemokratische Partei  , die durch ein großzügiges Arbeitsbeschaffungs= programm die Zahl der Erwerbslosen herabdrücken will und von dieser Seite aus durch Stärkung der Kaufkraft die Belebung der Wirtschaft erreichen will, hat das Recht, von den Gewerbetreibenden zu verlangen, daß sie mithelfen, diese Partei so start zu machen, daß sie ihr Programm durchführen kann. Von den Parteien, die die Großindustrie vertreten, die also Lohnabbau fordern, aber nicht Abbau der überspitzten Kartellpreise, haben die Gewerbetreibenden nichts zu erwarten. Nicht an der Seite des Kapitals, sondern an der Seite der Arbeiterschaft müssen die Gewerbetreibenden für ihre Interessen kämpfen und der Sozial­demokratie ihre Stimme geben.

Handelskammerrat Strauß aus Wien   überbrachte die Grüße der 22 000 sozialdemokratisch organisierten Gewerbetreibenden in Destereich und schärfte den deutschen   Gewerbetreibenden ein, endlich daran zu gehen, sich auch eine machtvolle Organisation der Gewerbetreibenden zu schaffen, die in enger Verbindung mit der Sozialdemokratischen Partei die Rettung aus der Wirtschafts­not ermöglicht.

Die Wiener   sozialdemokratischen Gewerbetreibenden haben es ermöglicht, daß auf ihre starte Organisation gehört wurde, und die Wiener   Gemeindevertretung hat auch 10 Millionen Schilling zur Verfügung gestellt, die als billige Kredite an Kleingewerbe­treibende ausgegeben werden.

Tad

Die Versammlung zeigte: Auch die Gewerbetreibenden sehen ein, daß sie von den bürgerlichen Parteien lediglich als Stimm vieh benutzt werden, daß diese aber nicht daran denken, den Gewerbetreibenden zu helfen. Diese soziale Pflicht erfüllt allein die Ciffe 1, die Sozialdemokratie!

Unsere Frauen werben raftlos!

Der immer rührige 20. Kreis Reinickendorf   hat in diesem Wahlkampf besondere Attivität gezeigt. Die Frauen waren tapfere Wahlhelfer, ein Beweis ist der glänzende Besuch ihrer Wählerinnenkundgebung in Reinickendorf   West. Auf dem Weg zum Versammlungslokal mahnten von den Häusern Trans­parente in weitleserlicher Schrift Wählt Liste 1". Bon der Tür des ,, Boltshauses" in der Scharnweberstraße, einem guten alten jozialdemokratischen Lotal, leuchtete ein hellglühendes Transparent. Von der Wand des Saales, der bald dicht gefüllt war, grüßte das Bild unseres Frih Ebert, und er wäre sicher zufrieden gewesen mit der Stimmung dieser Wählerinnenkund gebung! Ein gemischter Chor leitete die kampfesfreudige Kund­gebung mit unseren schönen sozialistischen   Weisen ein. Genoffe Paul Hoffmann   hielt eine flammende Ansprache, die auch den letzten Zögernden zur Sozialdemokratie befehren mußte. Er brandmarkte wirkungsvoll die Kreise, die eine Diktatur der Minderheit gegen die Mehrheit aufrichten wollen. Es gibt aber ein Mittel zur Abwehr: Wer wirklich aufbauen und nicht zerstören will, stimmt für Liste 1.

Käthe Dorsch   als Lindenwirtin.

Universum.

Die Wochenschau des Films hat sich durchgehend der Ton­filmapparatur bemächtigt. Wir sehen nun nicht nur die Aktualitäten, fondern wir hören sie auch. Gronaus Begrüßung und Antwort in New York   wird uns also auch im Ton vermittelt. Mar Lieber­mann gibt ein Interview über Aussichten der Malerei. Andere Filme sind weniger aktuell, aber zeigen doch die vielfache Verwend­barkeit des Tonfilms.

Die herrliche Zukunft, die uns von den Managern des Ton­films versprochen wurde, will sich noch immer nicht zeigen. Die neue Technik dient im wesentlichen dazu, ältere und von rechts­wegen erledigte Formen des Vergnügungsbetriebes zu tonservieren. Hemmungslos ergießt sich das seichte Gewässer des Opperettenfilms über uns, und wir sehen vergebens nach den künstlerischen Dasen aus, die uns der stumme Film doch hin und wieder mal bot. Man braucht tein Sauertopf zu sein und kann den Leuten auch ruhig ein harmloses Vergnügen gönnen, aber was jetzt geschieht, ist zuviel. Man hat Käthe Dorsch   für den Tonfilm gewonnen, und fie stellt ihren ganzen Charme, ihre natürliche Heiterfeit und ihr ent­zückendes Wesen in den Dienst der Sache. Aber dieses Singspiel " Die Lindenwirtin" von Siegfried Philippi   mit der Mufit von Michael Krauß ist doch ein Edelkitsch, der alle Psycho­logie unter die Füße trampelt und die Klischees des rheinischen Mädchens, des rheinischen Weins, der stets potulierenden Stu denten und des deutschen   Spießertums nur neu zusammenstellt, Georg Jacoby   bietet prachtvolle" Bilder eines Lebens, wie es nirgends existiert, und wenn die Geschichte gar nicht mehr weiter geht, wird gesungen. Erfreulicherweise haben außer Käthe Dorsch  auch der wienerische Hans Heinz Bollmann   und Maria Elsner  gute Stimmen. Für Humor und Lustigkeit sorgen Baul Hendels, Dstar Sabo und Ida Wüst   als waschechte Berliner  

Die Lindenwirtin unserer Studentenzeit hat sich seltsam ver­ändert: sie ist zur Inhaberin eines Amüfierbetriebes geworden. der start an gewisse Berliner   Fremdenindustrien erinnert.