Ein Tropfen Cyankali­

und es entsteht Blausäuregas  - Der Todesfall bei der Reichspost.

Der eigenartige Befriebsunfall im Reichspoffzentralamt, bei dem die Laborantin Anna Huwald getötet wurde, geht feiner Aufklärung entgegen.

Das Zentralamt der Reichspoft, das 1928 seine neuen Baulich­teiten in Tempelhof   bezog, macht den Eindruck eines großen chemischen Betriebes. Zu den wichtigsten Aufgaben dieses Amtes gehört die Prüfung aller Materialien, die der Reichs­post angeboten werden und im Betrieb der Reichspost Verwendung finden sollen. Dieser Prüfung muß sich der komplizierteste Apparat wie die einfachste Schraube oder Klingel unterziehen. Daneben besteht beim Reichspostzentralamt die Versuchsabteilung für das Funkwesen und die Sendeüberwachungsstelle für den ge­samten deutschen Rundfunk.

Die verunglückte Loborantin arbeitete in der Abteilung Chemie. Hier werden unter anderem Kabel auf ihre Verwend­barkeit geprüft. Es handelt sich dabei insbesondere um genaueste Metallanalysen, wobei nicht nur Cyankali, sondern auch andere gefährliche Gifte ständig Verwendung finden. Trotz aller Berücksichtigung der Unfallverhütungsvorschriften der zuständigen Berufsgenossenschaft tommt es bei diesen Versuchen immer noch auf die peinlichste Sorgfalt des chemischen Personals an. Cyankali  ist in Säure löslich und entwickelt dann das furchtbare Blau­fäuregas, von dem Bruchteile eines Milligramms genügen, um einen Menschen zu töten. Wenn zum Beispiel in einen Aus­guß Säure geschüttet wurde und nur ein einziger Tropfen bleibt in dem Becken zurück, und dieser Tropfen tommt dann mit dem Cyankali in Berührung, so sind die Folgen die schwer­miegendsten. Einem solchen Unfall dürfte auch das Fräulein Huwald zum Opfer gefallen sein.

Es ist nun nicht zu verstehen, warum dieser an sich sehr bedauerliche, aber im Bereich des Möglichen liegende Betriebs­unfall von den zuständigen Stellen anfangs so geheimnisvoll behandelt wurde, wenn er schon am Tage darauf eine verhältnis­mäßig einfache Lösung findet. Die Laborantin Huwald war Je­prüfte Chemikerin und seit 1927 im Betrieb der Reichspost.

Donizetti  :„ Der Liebestrant."

Lindenoper.

,, Der Liebestrant" ist eine Flasche Borbeaug, die ein Wunder doktor und Bauernfänger dem verliebten Nemorino aufschwagt. Adina hat es ihm angetan, laut Personenverzeichnis eine reiche, fapriziöje junge Bächterin", und treibt mit ihm ihr herzloses Spiel. Um seinerseits es ihr anzutun, ersteht er, die Wirkung des Trantes zu beschleunigen, eine zweite Flasche; um den Preis zu bezahlen, verdingt der Aermfte sich als Soldat. Daß er zur felben Stunde durch den Tod eines Erbonfels ein reicher Mann geworden, weiß er noch nicht. Aber im Dorf hat es sich schnell herumgeflüstert fein Wunder, daß der Trank bei der weiblichen Jugend plöglich Wunder wirkt. Adina, gerührt von dem Opfer, läßt sich nun er­meichen; feinen anderen als ihn hat sie geliebt, die Soldaten, von denen sie ihn loskauft, ziehen ab, mit ihnen der rasch getröstete Sergeant Belcore, dem sie eben noch ihre Hand versprochen

...

So interessante Handlungen dachte man sich vor hundert Jahren aus, um dem Opernpublikum einen vergnügten Abend zu bereiten. Der Musiker Gaetano Donizetti  , der auf den Gipfelpunkten seines Schaffens, wie in der tragischen Oper ,, Lucia di Lammermoor  " in die Höhe des großen Verdi ragt, war ein Meister dieser leichten Gattung. In der Formsicherheit und eleganten Oberflächlichkeit des Produzierens eins der erstaunlichsten Talente der Operngeschichte. Erfolg und steigende Nachfrage haben ihm in furzem Zeitraum eine fast beispiellose Arbeitsleistung abgerungen. Alle drei bis vier Monate eine neue Opernpartitur, so trieb er es zwei Jahrzehnte hindurch. Unter denen, die sich in der Theaterwelt erhalten haben,

Am 8 September verstarb unsere liebe Batenfrau

Sophie Busche

nach langem schweren Krantenlager. Sehn Jahre lang tat fie treu und gewissenhaft ihre Pflicht.

Ehre ihrem Andenken.

Deutsches Theater  

81 Uhr

1914

Volksbühne Theater am Bülowplatz.

81 Uhr

von Georg Wilhelm Müller Regie: Gustav Gründgens  .

Der fröhliche

von Carl Zuck mayer

Die Schule

Vorwärts"- Ausgabestelle Kammerspiele Weinberg

Lichterfelde- Ost u. Lankwitz  Die Beerdigung findet am Freitag, dem 12. September, vormittags 11 Uhr.

84 Uhr

auf dem Parkfriedhof Lichterfelbe statt. der Frauen Staatl. Schiller- Th.

Theater, Lichtspiele usw.

Donnerst., 11. 9.

Staats- Oper

Unter d. Linden

A.-V. 11

19 Uhr

Donnerst., 11. 9.

Städt. Oper

Bismarckstr. Turnus III 20 Uhr

Die Frau ohne Rigoletto  

Schatten

Ende 23 Uhr

Ende n. 222 Uhr

Staats- Oper Staatl. Schausph.

Am Platz der Republik  . Vorst. 133 1912 Uhr Der

Freischütz

Ende n.222 Uhr

( am Gendarmenmarkt).

A.-V. 10

20 Uhr

Liebes Leid und Lust Ende n.22% Uhr

Staat. Schiller- Theater, Charltbg.

20 Uhr

Herr Doktor, haben Sie zu essen?

Ende 222 Uhr

Winter Garten*

8.15 Uhr Rauchen erlaubt Hans Kolischer, Argentino. Jda und Evelyne Duffek. Neville Bishop usw.

von Molière  .

Regie: Hans Deppe  .

Die Komödie

8% Uhr

Der Diener zweier Herren

von Goldoni  

Regie: Max Reinhardt  .

Deutsches

Künstler- Theat.

8 Uhr

Wahlpropaganda in Neukölln

WAHLT AM 14 SEPTEMBER LISTE 1 SOZIALDEMOKRATEN

Hermannplatz

Ueber dem Hermannplatz leuchtet die role und weiße Lichtreklame der Partei

Schönherr  :„ Doktor, haben Sie zu effen?"

Schiller Theater.

Akademisches Proletariat. Es tommt zum Doktors hut, doch nicht zu Brot. Auf eine Assistentenstelle im Krankenhaus tommen hundert Bewerber. Schließlich entscheidet weder die Würde noch das gute Zeugnis, sondern nur die Protektion. Die ent­scheidenden Professoren machen einen Kuhhandel.

Karl Schönherr   beleuchtet die Schinderei des akademischen Proletariats naturalistisch, mitleidsvoll und satirisch. Er ist selber Arzt und Dichter zugleich.„ Weibsteufel  " und ,, Glaube und Heimat", das vom frömmelnden Wilhelm II.   zum Schillerpreis angefreidete Spettafelstück, waren seine großen Erfolge. Schönherr   fühlt sich als Kollege seines Landsmanns Arthur Schnitzler  , der auch Arzt und Dichter ist. Verglichen mit dem feinen, sehr fünstlerischen Wiener  , ist Schönherr   jedoch derbe bis zur Klobigkeit.

Seine Satire ist anfänglich samos. Gesunde Jungen bleiben auf der Strecke, ohne daß sie schuldig sind. Diese Unschuld erzielt die tragischste Wirkung. Die Wirkung wird noch erhöht, weil der Schwindel über die Anständigkeit siegt. Eine Kurpfuscherin, die sogar selbst gesteht, feinen Schimmer medizinischen Verstandes und feinen Funken heilender Kraft zu befizen, foluckt mit ihrem Hokuspokus das Geld der Dummen und Kranfen. Die Kurpfuscher. szenen sind die lustigsten und schärfsten.

Schönherrs Stück bedeutet ein soziales Dokument, obwohl häufig fauftdicke Weitschweifigkeiten die Unterhaltung des Zuschauers stören. Das Schauspiel schneidet ein trauriges Stück aus dem Leben heraus; was gezeigt wird, ist auch sehr war, es wäre allerdings lehrreicher, wenn der Dramatiker nicht die allzu bequemen Uebertreibungen liebte.

Schönherr   braucht zu seiner Tragifomödie 19 Bilder. Schnitzler  tommt in seinem Aerztedrama ,, Dr. Bernhardy" mit 5 Aften aus. Mit den zahlreichen Bildjeßen wird der junge Regiffeur Leopold Lindtberg   fertig, indem er nach berühmtem Muster die Bühne in winzige Kammern aufteilt. Der Scheinwerfer schnappt dann schnell auf und zu, damit die Aufmerksamkeit des Zuschauers nicht erlischt. Sie erlischt nicht, weil volfsstückmäßig gespielt wird. Da ist besonders Mar Bohl, der Veteran des Staatstheaters, ein alter, verzagter Landarzt. Der Mann zerreißt schließlich sein Doktordiplom, weil es ihn nur noch zum Hungern berechtigt, und weil es ihn nicht hindert, Mitwisser und Mithelfer der Kurpfuscherin zu werden. Die Leidenslitanei, die er vorbringt, ist ein rührendes Hiobslied des

ist ,, Der Liebestrant" gewiß eine der besten ihrer Art. Diese Musik akademischen Proletariers. Verschmitt, heuchlerisch und doch mit hat wenig Tiefenwirkung, nur vereinzelt, wie in der berühmten Arie des Nemorino, flingt darin ein Ton an, der dem Hörer nahe­

geht; aber ihre liebenswürdig ansprechende Melodik nimmt er billig auf, und fast jede Nummer hat den hohen artistischen Reiz einer sozusagen naturhaften Gekonntheit.

Trotzdem, diese Gattung Oper, diese Gattung Theater läßt sich heute wohl nicht mehr ganz lebendig machen; es fehlen die gefell schaftlichen Voraussetzungen, und es fehlen dem heutigen Opern­theater ein wenig auch die künstlerischen. In den gegebenen Grenzen bietet die Lindenoper eine recht erfreuliche, von Aravantinos hübsch aufgemachte Aufführung. Erich Kleiber  , der sich der un­problematischen Aufgabe offenbar mit Liebe annimmt, hat den mufitantischen Instinkt und die leichte Hand für Donizettis Partitur; im Ensemble erreicht er freilich nicht die äußerste Präzision, mit der etwa Leo Blech   solche Sachen herausbringt. In den Hauptrollen Lotte Schöne   hat sie aus der Bismarckstraße in die Staatsoper hinübergewechselt? eine anmutig fühle Adina, die auch in dem Liebesgeständnis nicht mehr Wärme investiert, als der Stil der Oper erfordert; und als Nemorino Helge Roswaenge   mit seinem sympathischen Tenor, zwar nicht mit dem Charme eines ita­Klaus Fringsheim.

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lienischen Sängers, aber mit gewinnender Natürlichkeit und Auf­richtigkeit des Ausdrucks.

Das Zentral- Theater wird Donnerstag unter der Direktion von Gaston Briese   mit der Schlager operette  „ Eine Freundin so goldig wie Du", Musik Will Meisel  , eröffnet.

einem Schuß Gutmütigkeit spielt Rosa Bategg die Kurpfuscherin. Die Welt will betrogen werden, aber auch Spaß daran haben. Frau Bategg sorgt für den Spaß. Alle übrigen Rollen sind als fräftige Chargen gedacht, und Harland, Keppler, Frant, Laubinger und Hart

betonen ebenso scharf und eindeutig, was der nach unverblümtem Ruliffenerfolg begierige Dramatifer verlangt. ,, Doktor, haben Sie zu effen?" Schönherr   fragt es ohne Umstände. Keiner von ihnen hat zu essen. Die Doktoren auf dem Theater fragen aber nicht, wie fie aus dem Unglüd herauskommen können. Die Doktoren, denen es in unserem lieben Vaterlande ebenso geht, sollen am Sonntag mit entscheiden, damit es ihnen bald besser gehe. Max Hochdorf  .

Für die beiden öffentlichen Kundgebungen, die anläßlich des Jubiläums der Berliner   Boltsbühne und der Behnjahr- Feier des Berbandes der deutschen   Boltsbühnenvereine am 19. und 21. September im Herren. Bertrieb bestimmten Starten restlos vergriffen. haus und im Theater am Bülowplay stattfinden, sind die für den öffentlichen

29 chinesische Kommunisten hingerichtet. In den letzten drei Tagen find in Hantau 29 Kommunisten hingerichtet worden.

Wetter für Berlin   und Umgegend. Beständiges und zeitweise Fortdauer des fühlen und ziemlich heiteren Wetters. Im Süden bewölkt und teilweise regnerisch.

heiteres Wetter. Für Deutschland  . Im größeren Teile des Reiches

Berantwortl. für die Redaktion: Wolfgang Schwarz, Berlin  ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin  . Verlag: Borwärts Berlag G. m. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts Buch Die Staatlichen Museen bleiben am Sonntag wegen der Wahlen zum druckerei und Berlagsanstalt Paul Ginger& Co., Berlin   G 68, Lindenstraße 3. Reichstag geschlossen. Sierzu 1 Beilage.

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