Beilage
Sonnabend, 13. September 1930
Kriegskarte wird Kulturkarte
Aus der Geschichte der Kartenaufnahme
Die Karte ist ein notwendiger Ausflugs- und Reisebegleiter ge= worden und genaues Kartenlesen eine selbstverständliche Fertigkeit. Das war nicht immer so.
Vor dem Kriege noch dienten Kartenwerte in erster Linie den militärischen Interessen. So führte die Karte im Maßstab 1: 100 000 allgemein den Namen„ Generalstabskarte" und trug den Aufdruck Nur für den Dienstgebrauch". Für Geschäfts- und Privatbedürf niffe genügten die großen llebersichtskarten. An Spezialfarten waren nur die Behörden und Gelehrten interessiert, vor allem aber
die Militärs.
Eine
Aus dem militärischen Gesichtspunkt ergab sich aber gleichzeitig das Bedürfnis, die Spezialfarten geheimzuhalten. Beröffentlichung genauer Karten lieferte dem Feinde ja die begehrte
Kenntnis des Geländes, war also Landesverrat!
So hatte beispielsweise Friedrich II. in seiner Plankammer, die streng geheim blieb, die besten Karten der preußischen Länder. Die zahlreichen Neuaufnahmen gelangten selbst an die höchsten Verwaltungsbehörden nur vereinzelt in handschriftlichen Kopien. Jeder Krieg wurde für die Kartierung des besetzten feindlichen Gebietes ausgenugt. Die Napoleonischen Kriege brachten für die Kartenmacher gute Zeiten. Der Feldherr der neuen Strategie unter nahm keinen Feldzug, ohne von einer Schar von Kartographen, alles Offiziere seiner Kartenabteilung, begleitet zu sein. Die mit geführten Karten der Länder, auf denen die Entwürfe der Feldzüge genau eingetragen waren, wurden verbessert und ergänzt. Länder wurden völlig neu vermessen und aufgenommen, zahlreiche alte Karten neu verarbeitet und wieder vorgelegt. Der gigantische Plan einer großen Karte von Europa 1: 100 000 stürzte mit dem Korsen, aber die großen Fortschritte der Kartenaufnahme blieben.
Mit Meßtisch und Triangel Es bedurfte jedoch noch einiger wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie der Erfindung und Anwendung der Lithographie, um die heutigen guten Karten darstellen und in billigem Druck liefern zu können. Die Berechnung der Höhenlinien( Isohypsen), die Er findung der Schraffen zur Gebirgs- und Höhendarstellung und nicht zuletzt die mathematischen Leistungen eines Gauß haben den Weg hierfür frei gemacht. Seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts datieren die Arbeiten der neuen Vermessungen auf Grund
dieser Fortschritte der reichsdeutschen Landesaufnahme.
Die Grundlage ist das Meßtischblatt, das bei uns im Maßstab 1:25 000 erscheint. Die Aufnahme eines Geländes ist heute eine verhältnismäßig einfache Sache. Ueberall im Lande stehen die bekannten trigonometrischen Bunkte. Die Punkte erster Klasse haben genaue Höhenlagen, die ständig nachgemessen und kontrolliert werden. Zu ihnen in bestimmten Abständen stehen die Punkte zweiter Klasse, beide Arten zusammen bilden die Hauptstützpunkte der Vermessung. Es sind meist eingemauerte Steine, feste Punkte oder Gerüstbauten. Hinzu treten die Punkte dritter Klasse als Hilfspunkte.
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Der Abend
Shalausgabe des vorward
Mörder Radium
Das Los seiner
Joachimsthal im Böhmischen Erzgebirge ist ein ganz reizendes Städtchen. Alles freundlich, viele frischgetünchte Häuschen. Und große Liebe zu den Blumen haben die Menschen alle. Kein Fenster, das nicht Blumen schmückten, sei das Haus auch noch so ärmlich. fehlen auch an so manchen Fenstern Gardinen und Vorhänge Alle sprechen sie deutsch. Und in diesem heimlichen Orte lauert das weil kein Geld dazu da ist. Die Menschen freundlich und höflich. Unheil, der frühe Tod? Man kann und will es nicht glauben. Und
doch wird uns bald Bestätigung.
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Gewinner
Diese Vorschläge lassen sich hören. Wir fragen einige Bergleute, ob Aenderungen seit diesen Anregungen eingetreten seien. Sie schütteln lächelnd den Kopf oder zucken refigniert die Schultern, je nach Temperament. Sie hätten nichts bemerkt. Ja, Kommissionen seien einige Male dagewesen, hätten eine Menge Papier vollgeschrieben noch wie früher. Jede Woche gehen einige ab ins Spital, und einige und eine noch größere Menge Fragen gestellt. Aber es sei alles
werden mit bergmännischen Ehren begraben.
Wir fragen: Warum bleibt ihr bei dieser Arbeit? Diese Frage Joachimsthal ist eine Quelle des Goldes für die Tschechoslowakei . perstehen sie gar nicht. Der Urgroßvater und der Großvater waren Hier sind die staatlichen Gruben, in denen die stark radiumhaltige in der Grube und der Bater starb mit 40 Jahren. Arbeitsmöglich Uran- Pechblende gebrochen wird. Was aber Radium für feiten gibts in der Tschechoslowakei auch nicht viel mehr als uns alle bedeutet, weiß jeder. Es fonimt nur an wenigen Stellen anderswo. Also bleibt man. Es könnte ja auch sein, daß man der Erde in solchen Mengen vor, daß eine Ausbeute überhaupt Glück hat und länger aushält. Gegen diesen Fatalismus ist wenig lohnend ist. Ein Gramm ist bereits eine Riesenmenge, die taum zu sagen. Aber um so mehr gegen die Gleichgültigkeit der staataufzutreiben ist. Die Heilwirkungen aber auch der kleinsten Menge lichen Stellen. Es muß möglich sein, die Leute ausreichend zu schon sind gewaltig. Im Kampfe gegen den furchtbarsten Feind bezahlen. Jetzt fehlt ja ihrem furzen Leben alle Sonne außer der, unseres Zeitalters, den Krebs, leistet Radium unschätzbare Dienste. die fostenlos vom Himmel scheint. Fleischgenuß so gut Ueberall steigt die Nachfrage. Naturgemäß steigt auch der Preis. wie unbekannt. Das Bier ist billig, aber Kraft gibt es auch Also eine lohnende Sache für die Republik da drüben, die von Alt. nicht. Brot und Kartoffeln, viel Mehlsuppen, damit der Magen österreich das Radium monopol, fast das Weltmonopol, geerbt das Gefühl der Fülle hat. Da braucht man sich nicht zu wundern, hat. Aber eine Kehrseite hat die Gewinnung der Bechblende. Sie wenn die Menschen aus dem Wert aussehen wie mit Bleifarbe angeist ein Bergmannsschrecken, gegen den die schlagenden Wetter eine strichen. Es muß möglich sein, einen jährlichen bezahlten Urlaub Kleinigkeit sind. Die Arbeit in diesen Gruben bedeutet ebenso ärzten würde dies die Lebensdauer nicht unwesentlich erhöhen. Die von einem Bierteljahre zu gewähren. Nach der Meinung von Fachwie diejenige an der Gewinnung des Radiums aus der Pech- Schutzmaßnahmen sind sicher zu verbessern, wenn auch in dieser blende für alle damit beschäftigten Personen bei längerer Dauer den sicheren Tod!
sterben im Alter von 26 bis 40 Jahren! Was nügen Alle Bergleute der staatlichen Radiumgruben ihnen die statistischen Ergebnisse, wonach das Durchschnittsalter des geschrieben: Kurze Dauer bei schwerster Arbeit. Freudearm. Jeder Europäers im ständigen Steigen begriffen ist? Ihr Leben ist vorTag nähert ihren Körper um ein gutes Stück dem Friedhof. Viele, die meisten, haben ja noch einige Monate gute Nahrung und Ruhe im Spital, ehe sie die letzte Fahrt antreten, zu der ihnen niemand ,, Glückauf!" zuruft. Aber ihr Zustand ist dann schon so, daß sie die Annehmlichkeiten der letzten Lebenstage nicht mehr zu genießen vermögen. Apathie, völlige Teilnahmlosigkeit hüllt sie ein und macht ihnen das Sterben leichter.
Ein Bergmann fann nicht länger als 10 bis 15 Jahre in diesen Gruben arbeiten. Alle bisher angewandten Schutzmittel und Schutzvorrichtungen haben versagt. Der Senator Friedrich regte an, die Regierung möge nach besseren wissenschaftlich erprobten Hilfsmitteln Umschau halten; weiter sollten die Löhne der Arbeiter erheblich auf gebessert werden, und die schwer Gefährdeten sollten nach 10 bis 15 Jahren mit ausreichendem Rühegehalt pensioniert werden.
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Hinsicht eine einschneidende Befferung faum möglich sein wird. Denn alle Radiologen, darunter Aerzte, die es bestimmt nicht sterben endlich eines elenden Todes. Ein Schutz also, der Fachan Borsicht fehlen lassen, büßen früher oder später Glieder ein und leuten selbst der eigenen Person gegenüber unmöglich ist, wird auch der Arbeiterschaft gegenüber nicht befriedigend durchzuführen sein.
Ich hatte angenommen, daß die Erkrankung in ähnlicher Weise eintreten würde wie die Radiumverbrennungen bekannter Forscher, doch soll die Geschwürbildung hier seltener sein. Der ganze Körper wird in Mitleidenschaft gezogen. Das Blut wird weißblütig, also eine Art Leukämie tritt ein. Die Bewegungen werden schleppend und langsam, die Atmung furz und stoßmeise. Das Herz macht nicht mehr mit. Müde sind die franken Menschen alle. Bis sie den
legten Schlaf tun.
Sollen mir deshalb Joachimstal meiden? Keinesfalls. So notmendig es ist, reichsdeutsche Orte zu bevorzugen, die schwer unter der Not der Zeit zu leiden haben, so notwendig ist es auch, den Deutschen Joachimstal zu zeigen, daß wir sie nicht vergessen. Sie brauchen unser Geld sehr nötig, um ihr farges Dasein aufzubessern. Schön ist die Stadt über alle Maßen. Und der Fremde sieht ja nichts vom frühen Bergmannsto
nicht gefunden. Dagegen waren die Hansastädte Hamburg , Lübeck , Bremen und andere deutsche Länder" in besonderen Pavillons untergebracht. Bavaria allen voran.
Der Oberbayer macht mit
Kartenkunde- Völkerkunde So sind die Wege geöffnet für eine weitere genaue Kenntnis der Erdoberfläche. Ständige Verbesserungen der Kartenvervielfältigung ermöglichen ihre weiteste Verbreitung, an der private Unter- feinem Maß'l ein blendendes Geschäft. Ein gut gefülltes Haus und nehmungen stark beteiligt sind. Diese weiteste Kartenverbreitung ist haben die Bayern vergessen, ihren kleinen Adolf auszustellen. a' Maß'l 15 Franken( 1,80 m.), das soll kein Geschäft sein? Leider ein höchst wichtiger Kulturfortschritt, denn Kartenkunde bedeutet Frickkanesien war nicht da, wahrscheinlich haben die Thüringer Völkerkunde. Völkerkunde. Noch sind in unseren Schulatlanten die greulichen genug mit dem Reich zu kämpfen und noch keine Zeit, ihre WeltKarten enthalten, die zum Teil die außereuropäischen Länder darstellen, wie es nichtssagender taum geschehen kann. Noch wird stellen, wie es nichtssagender taum geschehen kann. Noch wird verbesserung international auszustellen.
Die Lage der Hauptpunkte ist genau nach Länge und Breite bekannt. Sie bilden ein Netz über fast alle Kulturstaaten der Erde, das nach astronomischen Berechnungen genau aufgestellt und gezogen ist, ein Netz, dem auf den Karten das bekannte Gradneß entspricht. Soll nun ein Gelände aufgenommen werden, so wird der Meßtisch eine bewegliche Zeichenplatte mit Lot- auf solchem Punkt aufgestellt. Von diesem Punkt wird nach einem in furzer Entfernung liegenden anderen Punkt in gleicher Ebene, ein Haus, eine Höhe und dergleichen, der genaue Abstand gemessen. Die Linie AB ist die Vermessungsbasis. Jetzt werden von A im Rahmen des Meßtischblattes die verschiedensten Erscheinungen im Gelände, eine Mühle, eine Kirche, eine Höhe, eine Wegkreuzung, eine Waldecke, anvisiert, der jeweilige Winkel zur Basis mit dem Theodoliten gemessen und der Wert notiert. Das gleiche geschieht vom Stadpunkt B. So entstehen viele( gedachte) Dreiecke, von denen immer eine Linie, die Basis, und die Winkel bekannt sind. Man kann also mun die Entständig Verwirrung angerichtet durch die Verschiedenheit der Maß fernung und die Lage der anvisierten Punkte 1, 2, 3, 4 genau bestimmen und im gewünschten Maßstab auf dem Meßtischblatt eintragen. Jetzt werden von diesen derart bestimmten Punkten wiederum andere Bunfte( I, II, III, IV) bestimmt, bis ein ganzes Gerippe von zahlreichen Bestimmungspunkten und Entfernungen vorliegt. Nach diesen Punkten wird nun nach der Anschauung das Gelände ausgefüllt, die Höhen werden gemessen und eingetragen, die Besitz- und Verwaltungsgrenzen, die Grundrisse der Häuser usw. nach den Katasterkarten berichtigt und das Meßtischblatt ist fertig. Bier Meßtischblätter werden durch Zusammendruck zu den ,, Umbruckstarten des Deutschen Reiches" 1: 100 000 verarbeitet. Vier weitere Umbrudstarten liefern im gleichen Maßstab die Einheits- Und doch sind hier große Möglichkeiten. Gute Karten bergen blätter", die von der Landesaufnahme neuerdings herausgegebenen eine Fülle von Material, das uns geboten wird, Land, Leute, WirtWanderkarten. Des weiteren beruhen auf diesen genauesten Aufschaft und Kultur kennen und dadurch die Völker verstehen zu lernen. nahmen die ,, Uebersichtskarte" des Deutschen Reiches 1: 200 000 und Die Kartographie hat sich erfreulicherweise freigenacht von der Herr die ,, Uebersichtskarte von Mitteleuropa" 1: 300 000. Entsprechende schaft der militärischen Geheimnistuerei und der Kriegsinteressen., Karten erscheinen in Desterreich 1:75 000 und 1: 200 000, in Sie hat in starkem Maße die Kenntnis vor allem des eigenen Landes der Schweiz 1:25 000, 1:50 000, 1: 100 000, in Frankreich durch Förderung der Wanderbewegung erhöht. Aber noch zu sehr 1:50 000, 1: 100 000. Großbritannien besitzt ein eigenes Maß ist sie in der ausschließlichen Geländedarstellung und der Bernach system, seine Karten erscheinen infolgedessen im Maßstab 1: 63 360 lässigung der fremden Länder befangen. Demgegenüber sollte man und 1: 126 720. Rußland gibt eine militärtopographische Karte Siedlungs- und Wirtschaftstarten, Verkehrs- und 1: 126 000 für das europäische Rußland und eine Spezialfarte Sprachenfarten und vor allem Bevölkerungstarten 1: 420 000 heraus, von neuen Einzelaufnahmen der Nachkriegszeit in den verschiedensten Bariationen herausbringen, auch für beliebte find bisher nur wenige Blätter erschienen. Italien hat genaue Karten Wandergebiete als Nebenkarten, um dadurch die Aufmerksa: nkeit auf 1:25 000, 1: 100 000. Auch die übrigen europäischen Staaten be- diefe Faktoren zu lenken. Hier ist noch viel Arbeit zu leisten im Interesse einer völterfizen Karten, die auf genauer Landesvermessung beruhen. Wilhelm Tietgens. verbindenden Länderkunde.
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Die meisten Länder der Erde können genaue Aufnahmen jedoch nicht durchführen. Die Aufstellung der trigonometrischen Buntte, die vielen Einzelaufnahmen und die sorgfältige Berarbeitung würden Summen verschlingen, die zu dem Ergebnis in
feinem Verhältnis stehen. Hier genügen immer noch Uebersichts: tarten, wie wir sie unlängst auch von Europa hatten: Karten auf Grund mehr oder weniger genauer Einzelaufnahmen, durch Angaben und schematische Darstellungen von Landestennern und Reisenden ergänzt.
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Eine neue Errungenschaft wird hier weitere Bege meisen: die Photogrammetrie. Biele Forschungsreisende haben schon mit der Meßtisch und Stereophotogrammetrie aus bisher ungenau bekannten Gegenden in fürzester Zeit gute Karten geliefert. Erinnert sei an Die großartige Karte der Alai Pamir Expedition. Bei diesem Verfahren wird das Gelände mit verzeichnungsfreien Db jektiv- Apparaten photographiert unter Anwendung des stereoskopischen Sehens auf diese Bilder. Eine Weiterung diefer Aufnahmen ist die Luftphotogrammetrie, bei der das Gelände vom Flugzeug aus aufgenommen wird. Allerdings erhält man hier durch die schiefe Aufnahmerichtung erft verzerrte Bilder, die in einem bemien- Berjahren entzert werden mijen
stäbe, wodurch die Riesengebiete der außereuropäischen Staaten so unbedeutend klein erscheinen. Von guten Karten der einzelnen Wirtschaftsgebiete sind kaum Ansätze vorhanden, und an Kulturfarten werden immer nur noch die völlig nebensächlichen Religionskarten gedruckt. Und genaue Vermessungstarten, liegen, wie gesagt, von den größten Gebieten noch gar nicht vor. In den Schulen sind ja sogar gute Uebersichtskarten der wichtigsten Wirtschaftsgebiete un= bekannt! Es wird gearbeitet mit der für erste Kenntnis ganz nüßlichen Wandkarte und dem Atlas, das ist alles. Allerdings würde die Zeit für weiteres Eindringen bei ein bis zwei Wochen stunden auch kaum ausreichen.
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Weltausstellung in Antwerpen Ein junger Arbeiter erzählt seine Eindrücke Alljährlich veranstaltet das internationale Rapital Ausstellungen seiner Produktionsmittel. Belgien ist diesmal der Schauplatz; denn das Jahr 1930 ist für Belgien von historischer Bedeutung. 100 Jahre Königreich Belgien . 1830 brachte der belgische Aufstand die Unabhängigkeit.
Riesige Hallen, Türme, Pavillons in allen Baustilen beleben das Bild. Das architektonische Bild wird durch gärtnerische Anlagen, Wasserkünfte u. a. m. abgerundet. Stimmen aller Nationen find hörbar, Händler preisen ihre Waren, jeder bietet scheinbar das beste, verkauft am preiswertesten und dennoch ist jeder auf seine Profi'e bedacht. Bom kalten Norden bis zum heißen Süden, alle sind vertreten. Jede Nation hat eine oder mehrere Hallen. Als gäbe es teine Uneinigkeit auf der Welt, stehen die Ausstellungshallen nebeneinander. Rußland fehlt allerdings.
Italia " ist Mussolinis Bild so angebracht, daß er alle Besucher Der Herrgott der Nazis" fehlte jedoch nicht. In der Halle mustern fann und sie ihn alle sehen müssen. Es ist und bleibt so Italia " ist Mussolinis Bild so angebracht, daß er alle Besucher auf der Welt, daß die kleinen Länder sich durch Personen in den Bordergrund.drängen, weil sie sonst nicht zur Geltung fommen fönnen, denn Großmächte lassen keinen Baum in den Himmel wachsen. Das wird das Schicksal Italiens sein, oder es ſei, die entrechtete italienische Arbeiterschaft schafft sich auf demokratischer Grundlage ein neues Italien .
England, Kanada , Spanien , Chile , Schweden usw. haben gut Die ausgestellt. Frankreich ist am geschmackvollsten vertreten. Lichtwirkung in der Halle und die Pariser Moden geben dem Ganzen das typische französische Gepräge.
Selbstverständlich fehlt nicht der. Lunapart, ein Negerdorf und anderer Rummel, denn man muß den Besuchern doch das Geld anständig abnehmen.
Imposante Bauten, Farbengemisch der Fahnen, Stimmen gewirr der Besucher, das ist der äußere Eindruck der Ausstellung. Es war zu Pfingsten als ich in Antwerpen war. Durch die Straßen zogen Verein um Verein Turner und Sänger waren aus dem Lande zusammengefonimen. Trubel muß sein. Boran Musik in phantastischen Uniformen, dahinter viel Bolt, wie die Bourgeoisie sagt. Es will Trubel haben, aufreizende Mufit, Jahrmarktsrummel und zahlt willig Nepppreise für Getränke und Effen. und der Enderfolg? Verstaubte Kleidung, trockene Kehlen und leeren Geldbeutel, aber man hat sich amüsiert und legt sich zufrieden ins Bett.
Das ist der Typ eines Teiles der Arbeiterschaft, der sich selbst und seine Macht noch nicht erkannt und den braucht das Kapital und züchtet ihn, er ist sein Lebensnerv.
Eine andere große Demonstration zur gleichen Zeit in denselben Straßen.
Es waren auch Arbeiter und nicht der schlechteste Teil der belgischen Arbeiterschaft, nämlich die Sozialisten, die für Arbeiterforderungen marschierten. Riesige Schilder mit Inschriften, die Herabsetzung der Altersgrenze und Erhöhung der Invalidenrente forderte. Das war das Gegenstüd. Das beste, was die Arbeiterschaft tun kann, denn nur so kann ein Ventil zur Verminderung der Arbeitslosigkeit geöffnet werden. Es gibt aber noch viele Möglich teiten, die Arbeitslosigkeit und somit die allgemeine Verbesserung der Arbeiterlage durchzuführen. Doch hierzu gehört die Einigkeit der internationalen Arbeiterschaft.
Aber auch das tapitalistische Zeitalter muß einst abgelöst werden, denn genau so, wie der Feudalismus zerbrach, wird auch der Kapitalismus den gezeichneten Weg gehen und hierbei den Sozialismus aus der Taufe heben, und das um so schneller, je schneller Erkenntnis und Machtbewußtsein in den Arbeiterkreisen H. Giese. machfer