Nr. 430
47. Jahrgang
Technik
Neues über das Ozeanflugboot ,, DoX"
Warum amerikanische Motoren?
Anfang September hat das größte Flugschiff der Welt ,, Do X" feine Probeflüge wieder aufgenommen, nachdem die im Frühjahr begonnenen Umbauten beendet worden waren. Es war um den ,, Do X" nach seiner erfolgreich verlaufenen ersten Reihe von Verfuchsflügen ziemlich still geworden in der Deffentlichkeit. Nichts destoweniger wurde in Friedrichshafen fleißig gearbeitet, um die aus den verflossenen Probeflügen gezogenen Lehren in Gestalt von Berbesserungen auszuwerten. Da galt es als schwerwiegendste Aenderung der Auswechslung der Motorenanlage, die sich als zu schwer erwiesen hatte. Dieses Manko hätte sich besonders bei den großen Weitstreckenflügen, für die ,, Do X" ja eigens gebaut ist, nachteilig ausgewirkt und seinen Sicherheitsfaktor merklich beeinträchtigt. Aus diesem Grunde saben sich die Dornier Berte veranlaßt, andere Motoren als Antriebsquelle in den Bereich ihrer Berechnungen zu ziehen. Betriebssichere, ausprobierte, neue luftgefühlte Motoren starter Leistung waren aber nicht vorhanden, die den gesteigerten Ansprüchen der Herstellerfirma entsprachen. Daher beschlossen die Dornier Werke, sich die neuesten Erzeugnisse des internationalen Flugmotorenmarktes, die wassergekühlten Schnelläufer, zunuze zu machen. Diese Motorengattung, Schnelläufer genannt, tragen ihren Namen daher, weil sie ganz bedeutend höhere Umdreh= ungszahlen( 2400 bis 3000 Umdrehungen in der Minute) aufzumeisen haben als die üblichen. Sie arbeiten auch durchweg mit Berdichtern, bestehen aus hochwertigſtem Material, zum Teil neuester Forschung, besigen geringe Stirnwiderstände und sind sehr leicht. Der Rolls- Royce Motor zum Beispiel, der im Kriege den Schneider Coup gewann, besitzt bei einer Spizenleistung von 1900 PS ein Gewicht von 660 Kilogramm! Während nun im gesamten Ausland diese modernen Antriebsmittel für Flugzeuge hergestellt werden, besikt Deutschland feinen einzigen Vertreter dieser Motorengattung. Ein betrübliches Zeichen für die Kurzfichtigkeit der verantwortlichen Stellen, So mußte man auf die ausländischen Er zeugnisse zurüdgreifen, die in reicher Auswahl vorhanden maren, denn Enland baut Rolls Royce u. Napier, Frankreich Hispano- Suiza, Italien Fiat und Amerita Curtics Schnelläufer, um die martantesten au nemmen. Bei der endgültigen Wahl mußte man aber Rücksicht nehmen darauf, daß viel schwerere und stärkere Motoren von vorn herein ausschieden, weil sie eine ganz andere Einteilung der Motorenfundamente auf dem ja bereits seit langem fertigen Flügel und des größeren Gewichtes megen aus statischen Gründen bedeutende Umbauten bedingt hätten, zu denen man sich aus leicht erklärlichen Gründen nicht entschließen fonnte. Es tamen also nur bei der schon vorhandenen Lagerung auf dem Flügel Motoren ähnlichen Gewichtes und ähnlicher Leistung in gleicher Anzahl in Frage. Da die Curticswerte der Dorniergesellschaft das größte Entgegentommen zeigten, baute man ihre Erzeugnisse in den ,, Do X" ein. Glenn H. Curtics, der Konstrukteur dieser Motoren, zählt neben den Ge brüder Bright zu den ältesten Pionieren des Flugwesens und Speziell des Flugmotorenbaus, den er seit über 25 Jahren betreibt, er befigt also die zum Bau solcher Motoren notwendige Erfahrung. Bekannt wurde er erstmalig, als er auf der Internationalen Flug woche zu Reims 1908 den Gordon- Bennett- Preis für Flug maschinen" gewann, indem er mit einem Doppeldecker und Motor eigener Konstruktion eine Stundenhöchstgeschwindigkeit Don 69,55 Rilometer(!) erreichte.
Die jetzt beim ,, Do X" verwendeten Motore befizen 12 3ylinder in V- Form, leisten bei 2450 Minutenumdrehungen 600 PS und wiegen 400 kilogramm. Die rechnerische Mehrleistung der neuen Gesamtanlage erhöht sich daher gegenüber der bisherigen um
1400 PS. Die hierdurch erzielte Kraftreserve wirkt sich aber günstig auf die Betriebssicherheit aus, die bei dem Berwendungszweck des ,, Do X" gar nicht hoch genug sein kann.
Die zweite große Aufgabe, die der Umbau zu bewältigen hatte, galt der endgültigen Einrichtung der Innenräume, deren Bilder in unserer Beilage Bolt und Zeit" veröffentlicht wurden. Mach modernsten Gesichtspunkten wurde hier bequem Blag geschaffen für die Unterbringung von 70 Passagieren, und man wähnt sich beim Betreten der Kabinen, die für 8 und für 10 bis 15 Personen berechnet sind, sowie der Tagesgemeinschaftsräume nicht an Bord
Dornier Flugschiff.Do X mit den neuen Motoren
13
d
Sonnabend
13. September 1930
Rationalisierung hat in gut geleiteten Betrieben zweifellos unzählige Arbeitenden förperlich entlastet. Aber sie hat einen teuren Preis dafür gefordert! Denn jede Frau, die längere Zeit am fließenden Band tätig war, tennt das 3ermürbende, Seelenlose, Unbefriedigende dieser Arbeit. Stunde um Stunde, Tag um Tag, Woche um Woche die gleichen Bewegungen, die gleichen Handgriffe! Kein lebendiger Mensch erträgt eine solche Arbeit auf die Dauer, ohne feelisch Schaden zu nehmen, wenn nicht durch genügend Baufen, durch entsprechende Freizeit, durch eine Entlohnung, die auch der Arbeiterin die Teilnahme an den Kulturgütern ihres Boltes ermöglicht, ein Gegengewicht geschaffen wird. Von überall her, aus der Textilindustrie, aus den Konfektionsfabriken
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tönt die Klage der arbeitenden nicht nur der Frauen, sondern auch der Männer über ihre Teilarbeit, die sie selbst au Maschinen gemacht hat. Das Unternehmen hat mit seiner Ent lohnung feine Köpfe, sondern nur noch Hände gekauft, die mechanisch sich bewegen müssen. Und gerade den Intelligentesten, den geistig Beweglichen und Regsamen, die gern irgendwie schöpferisch tätig sein möchten, wird diese seelenlose Arbeit oft zur Qual, die nur deshalb ertragen werden muß, weil die harte Notwendigkeit dazu zwingt,
Die Sozialdemokratische Partei und die Gewerkschaften sehen es deshalb als eine ihrer dringendsten Aufgaben an, die Schäden einer übertriebenen Rationalisierung zu vermindern. Rationalisierung soll angewendet werden, aber innerhalb vernünftiger Grenzen. Sie soll nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck sein. Technik soll nicht Menschen knechten und unterdrücken, sie soll Befreierin werden. Im sozialistischen Gemeinwesen werden die Schädigungen der vom Kapitalismus beeinflußten und ausgenugten Technik be= seitigt sein. An diesem Ziel heißt es zu arbeiten im täglichen Kampf und auch der 14. September gibt Gelegenheit, in dieser Richtung zum Segen der Schaffenden zu wirken.
Tankdampferfürflüssigen Asphalt
Die Deutsch- Amerikanische Petroleum Att.- Ges. hat den ersten See Lantbampfer für flüssigen Asphalt in ihren Dienst gestellt. In diesem Tantdampfer wird der Asphalt ständig unter 150 bis 180 Grad C. gehalten, die Entlöschung erfolgt mittels Bumpen in folierte Tants an Land, die Rohrleitungen, welche die Umfabung vermitteln, werden durch Dampf heiß gehalten. Die zum Weitertransport dienenden Eisenbahn- Kesselwagen sind gleichfalls isoliert. So wird es möglich, Asphalt in heißflüssigem Zustande zu verfrachten und bis zur Verwendungsstelle flüffig zu erhalten, während er bisher nur in fefter Form in den Handel gebracht werben fonnte und an der Verwendungsstelle geschmolzen werden mußte. S. M.
Ein Riesenkraftwert auf Malatta. Am Perak- Fluß, in den eines Flugzeuges zu befinden. Bom Speisesaal über ein feparates Dschungeln der hinterindischen Halbinsel Malakka ist jetzt das RiesenRauchzimmer über eine moderne Bar bis zur elettrischen Küche ist fraftwerk Chenderoh vollendet worden, ein Muster technischer Baualles vorhanden, was zu einem modernen Berkehrsmittel gehört, funft. Mitten in der tropischen Wildnis, als Bunder bestaunt von fogar eine Kleiderablage vor Betreten der Tagesräume gibt es.ber Bevölkerung, verwandelt das Kraftwert das wilde, ungezügelte Ebenso natürlich Toiletten, eigene Waschräume, Gepäckpofträume Wasser des Flusses in geregelte, nußbare elektrische Kraft und in usw. Mit wenigen Handgriffen kann ein Teil der Kabinen und des Licht und erschließt durch diese einen neuen Teil der Welt. Die Tagesraumes in Schlafgelegenheiten umgewandelt werden. Auf die Ausmaße des Riefenwerts sind aus folgenden Zahlen zu ersehen: Funtstation ist besonderes Gewicht gelegt worden, ihre Arbeits- Der Damm des Kraftwerks ist 20 Meter hoch und 400 Meter lang, möglichkeiten entsprechen denen mittlerer Seeschiffe! Da Do X" die Wassermenge beträgt 10 000 Get.- cbm, fie arbeitet in acht Tur bei seinen Ausmaßen nicht überall Unterkommen finden dürfte, befißt binenanlagen und schafft in jeder 9000 Kilowatt. Am Bau waren er einen Patentanter von 180 Kilogramm mit einer Anterwinde von 5000 Eingeborene als Arbeiter und 100 Europäer als Leiter be= 100 Meter Drahttabel, um im Freien stationiert werden zu schäftigt. Er hat gegen 60 Millionen Mark gekostet. Der Beratfönnen. Fluß liegt in den unter englischem Schutz stehenden Bereinigten Malaiischen Staaten auf Malatta( Straits Settlements); mit der Ausführung des Baus war ein englische Firma beauftragt worden. Der Bau ist jedoch ganz ein Produkt schwedischer Ingenieurkunft, denn die Anlagen sind von schwedischen Ingenieuren entworfen worden, das schwedische Wasserfallamt hat die Baupläne angefertigt, und schwedische Firmen haben die maschinelle Ausrüstung geliefert. So fann Schweden in dem unsichtbaren Export seiner Ingenieur. arbeit einen großartigen Erfolg buchen. Die Halbinsel Malakka ist sehr reich an 3inn. Die Zinngruben in Kinta Ballen liefern mehr als die Hälfte des Weltbedarfs. Bon diesen Gruben wird ein großer Teil des elektrischen Stromes des Kraftwerkes konsumiert werden. Aber auch die übrige Ausfuhr( Kautschuk, Gold, wertvolle Hölzer, Kopra , Gewürze) wird durch das Kraftwerk gefördert werden.
Nach Erledigung der vorgeschriebenen Prüfungsflüge für feine 3ulaffung als Berkehrsflugzeug wird Do X" einen zehnstündigen Flug über den Bodensee antreten, um hierauf einen Flug über Deutschland zu unternehmen, bei dem er zuerst der Reichshauptstadt einen Besuch abftattet und auf dem Müggelsee vor Anter gehen wird. Nach eventuellem Besuch europäischer Großstädte folgt eine furze Raft und hierauf, falls es die vorgeschrittene Jahreszeit erlaubt, der endgültige Start zum Ozeanflug, der in mehreren Etappen vor sich gehen wird. Um mit dem alten Grafen zu reden, deffen Konzern die Dornier Werte an gehören:„ Glück ab"," Do X", Berlin erwartet dich." W. Hanuschke.
Die Frauen und die Rationalisierung
Als nach dem verlorenen Krieg Deutschland der Inflation preis. gegeben war und vollkommen zu verarmen drohte, da erhoben sich überall Stimmen, die Maßnahmen forderten, um Kraft, Zeit und Geld zu sparen, um mit dem geringsten Aufwand den größtmöglich ften Nuzeffekt zu erzielen. Nach dem Borbild Amerikas wurden ungeheure Rapitalien investiert, um Einrichtungen zu schaffen, durch die menschliche Arbeitskraft gespart werden konnte. Wenn diese Einrichtungen sich rentieren sollten, mußte ein dauernder Absatz der erzeugten Güter möglich sein.
Aber hier hat die Entwicklung den Verfechtern der übertriebenen Rationalisierung unrecht gegeben. Ein Strom von Waren über flutete die Welt, ohne daß es möglich war, ihn in die geeigneten Sammelbecken zu leiten. Und hier beginnt die negative Seite der Rationalisierung bereits auch der Frau fühlbar zu werden. Die übertriebene Rationalisierung hat in allen Ländern unzählige Familien brotlos gemacht. Berzweifelt suchen die überflüssig Gewordenen nach Arbeit. Demoralisierung, seelischer, geistiger und förperlicher Niedergang sind die Folgen für die von dem harten Geschick der Arbeitslosigkeit Betroffenen. Und hier find es wieder die Frauen, die in einer geradezu übermenschlichen Selbstlosigkeit fich bemühen, in die Bresche zu springen und für das leibliche Wahl der Familie zu sorgen. Die Rationalisierung hat ihr in der Induftrie ein großes Arbeitsfeld erschlossen, und so verlassen fie Heim und Kinder, um Tag um Tag am fließenden Band, in Großbetrieben und Werkstätten, in Wäschereien und Blättereien oder wo sonst es fel, ihr schmeres Brot zu verdienen, um des Mannes und der Kinder willen, die auf die Dauer von der geringen Arbeitslofen. unterftügung nicht leben fönnen.
Freunde der Nationalisierung um jeden Preis tönnten einwenden, daß also die Rationalisierung doch Arbeit geschaffen habe, wenn sie andererseits auch vielen die Entlassung gebracht habe. Gerade die Frau müsse also doch eine Freundin der Rationalisierung werden, da sie es auch der ungelernten Arbeiterin ermögliche, in einem bisher vollkommen fremden Betrieb zu arbeiten. Welcher Art jedoch ist die Arbeit? Bedeutet sie wirklich eine starke Berbesserung gegenüber den veralteten Methoden der Vergangenheit, und sind diese Frauen am fließenden Band wirklich beneidenswert im Bergleich zu ihren Arbeitskolleginnen früherer Zeit zu nennen? Gewiß, manches ist getan worden in hygienischer Hinsicht. Bieles hat die fortgeschrittene moderne Technik, die Elektrifizierung und anderes zum Berschwinden gebracht. Wenn die Frauen in modernen Betrieben der Metallindustrie an Stelle des schwer zu betätigenden Handschraubenziehers den Motorschraubenzieher benutzen tönnen, der an federnder Spirale im richtigen Abstand von der Arbeiterin angebracht ist, wenn es Exhaustor, Ansauger gibt, die den Schleifstaub beseitigen, der sich früher in die Lungen der Ar beitenden einfraß, wenn Stanzen mit zweckmäßigen Schußeinrich tungen vorhanden sind, so bedeutet das zweifellos eine Berbeffe rung. Aber diese Verbesserung ist nicht auf das Konto der Ratio naliſierung, sondern der fortgeschrittenen technischen Entwicklung an sich zu sehen. Man wird einwenden, daß das zweckmäßige Her anfahren der Stanzbleche, das zweckmäßige Lagern, das der Arbeiterin unnötige Wege erspart, oder um Beispiele aus anderen Be trieben zu nennen, daß die Arbeit am fließenden Band in vielen Fabriken der Arbeiterin schwere Lasten herbeitrage, die sie früher felbst heranzuschleppen gezwungen war. Auch das ist richtig. Die
Bücher der Technik
Ing. S. M.
Das Trolleybus- Syftem. Ein neuzeitliches Verkehrsmittel. Bon 2. Bez. Der Verfasser gibt zunächst eine Uebersicht über die Entwidlungsgeschichte des elettrischen Oberleitungsomnibusses- Don der ersten Versuchsstrecke, die 1882 von Giemens u. Halske am Spandauer Berg errichtet wurde und hebt besonders die großen Berbienste hervor, die der deutsche Ingenieur Mar Schliemann um die Entwicklung des Trolleybus erworben hat. Schliemann , der sich durch keine Fehlschläge entmutigen ließ und zahlreiche Versuche für einen brauchbaren Stromabnehmer machte, hatte bis zum Jahre 1911 insgesamt 13 Linien, die größte davon in Norwegen von 3,5 Kilometer Länge, errichtet. Der Krieg unterbrach jäh die zufunftsreiche Entwicklung, wenigstens in Deutschland , bis man nach dem Kriege auf die großen Fortschritte, die dies Verkehrsmittel vor allem in England genommen hatte, aufmerksam wurde. Amerika , Frankreich und andere Staaten folgten, nur in Deutschland hörte man bis in die jüngste Beit nichts davon, es hatte den Anschein, als ob die bahnbrechenden Arbeiten Schliemanns vergessen wären.
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Folgende Vorzüge des Oberleitungsomnibus zählt der Verfasser u. a. auf: Billige Betriebstraft- geringe Anlagefoften, weil feine Gleisanlage erforderlich Ausweichemöglichkeit und Halten am Bürgersteig leichtere Reparaturkosten gegenüber dem Benzinomnibus größere Anfahrgeschwindigkeit usw. Der Verfasser ist der Ueberzeugung, daß der moderne Oberleitungsomnibus eine Zufunft hat auch manche Großstadt genannt ist Berlin - aus ihren Schwierigkeiten heraushelfen würde. Bier moderne elektrische Omnibusse sollen fünf Straßenbahnwagen erfeßen. Wenn man auch nicht in allen Punkten dem Verfasser beipflichten tann, insbefondere was seine Ausführungen über Wiesbaden betrifft, so sollte doch jeder Mann vom Bau und jeder Berkehrsfachmann das Buch gelejen haben.
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