Für die Partei der Freiheit! Fort mit den Schändern des Sozialismus: Der Gegensatz zwischen der Sozialdemokratie und der Aommu- rtistischen Partei ist so tiefgehend wie der Gegensatz zwischen der freien Staatsform der Demokratie und dem Zarismus! Die Sozialdemokrat!« ist die mächtige Partei der Freiheit. Sie ist die Erbin der Ideal« der großen Freiheitskämpfer aller Zeiten. Auf ihren Fahnen steht geschrieben: Freiheit und Gleich. heit alles dessen, was Menschenantlitz trägt! Der Kommunismus russischer Prägung, wie ihn die kommu- nistischen Parteien aller Sünder vertreten, ist der Erbe der grau- samsten Unterdrückungsmethoden aus der Zeit des Zarismus. Un- sreiheit und Knechtschaft— das ist das Los, das er dort über die Menschen bringt, wo er zur Herrschost gelangt! Die Sozialdemokoatie will die Gemeinschaft Gleich- gesinnter, der Komtrnmisnms die Gemeinschaft Gleich- geknechteter! Der Kommunismus hat das sozialistische Ideal geschändet, er hat die Menschenwürde erniedrigt, er hat den Gedanken der Humanität im Blutsumpf des Terrors erstickt! Tief beugen die russischen Arbeiter und Bauern ihr Haupt unter der Knute der Diktatur, unter den Drohungen der GPU. , unter dem Eindruck unaufhörlicher Massenerschießungen. Dos ist die wahre Freiheit nicht, das ist nicht Sozialismus, das ist Barbarei, die Jahrzehnte sozialdemokratischer Kulturarbeit ver- Nichten will! Wir wollen nicht einen entarteten Sozialismus, der ein Masten- zuchihaus errichtet! Wir wollen ein« sozialistische Gesellschaft der Freien und Gleichen. Wir wollen den Sozialismus errichten nicht auf Gewalt, auf Lüge und Blut, wir wollen ihn ausbauen auf dem freien festen Willen, der aus Erkenntnis erwächst! Für uns stiÄ» die Masten der Arbeiterschaft nicht Herdentiere, sondern die Träger der neuen Kultur! Wir wollen befreien, nicht unterdrücken! Gegen Terror und Diktatur— für den freien Willen des Volkes! Fort mit dem Zerrbild einer sozialistischen Partei, das die KPD. darbietet! Für die Partei der Freiheit, für die Sozial» d e m o k ra tische Pa rte i l.. Faschistische Leichenschändung. Nach der Hinrichtung- Beschimpfungen: Wenn in Altösterreich Italiener, die wirklich Attentate be- gangen oder versucht hatten, wie Oberdank auf den Kaiser Franz Josef , vom ordentlichen Gericht noch dem Strafgesetz behandelt wur» den. schäumte Italien vor Entrüstung über. Wenn aber Süd. slawkns Volk gegen die vier Hinrichtungen von Trieft protestiert, die über angebliche Attentäter von einem Ausnahmegericht, ohne Rechtsschutz, verhängt und mit größter Brutalität— nach qual- vollem Fußmarsch über acht Kilometer auf einem Friedhof in einem i�rnrem i s ch en'Grenzdorf �--�verübb wurden� dann äußert-{ich die Faschisten-, also Regierungspresse so: „G i o r n a l e d'I t a l i a":„Der Kommandant der foschi- st'schen Milizlegion erhielt nach dein Triester Urteil ein Telegramm i>r 3. Legion, die fordert, daß sie den Dienst an der jugoslawischen Grenze auf eigene Kosten versehen dürfe, Dies ist ein edles und großmütiges Angebot, das zeigt, daß die faschistische Miliz an den jugoslawischen Grenzen ihre Wachsamkeit erhöhen will und den Schlechtigkeiten jenes Volkes die Stirne bieten will, dos man bereits als Feind betrachten muß." Das vom Bruder Mustolinis geleitete„Popolo d'J t a l i a" beschimpft die Slowenen als„W a n z e n", die sich in ein fremdes Haus eingeschlichen hätten, obwohl die Slowenen natürlich viel lieber in ihrem, dem Südslawenstaat, lebten, als� unter der ita» lienjchcn Fremdherrschaft. Das Blatt erklärt, die Slowenen seien ein übriggebliebenes Volk ohne jede Kultur. Und heute will dieses Volk behaupten, daß es sein Volkstum wahre.„Haben etwa Wanzen irgendein« Nationalität?" .Lmpero d'Italia":„Herrlich« Gewehrs alvcn wurden auf die bestialischen terroristischen Kanaillen abgegeben. Aber wir sehen, daß hinter ihnen„Mandatare" ver- steckt sind, diese unersättlichen Ungeheuer des internationalen Anti- sajchismus. Diese gehen aus dieser schrecklichen Episode mit heiler Haut hervor." In den acht Jahren der Herrschaft des Faschismus wurden A> 000 Kratett und Slowenen in Italien eingekerkert. 2172 Slowenen und lkroaten wurden von den faschistischen Banden u m- gebracht, 3200 Schulen, Kindergärten, Bibliotheken und Vereinshäufer wurden von den Faschisten niedergebrannt und zerstört, 14 slowenische Zeitungen wurden vernichtet und 16000 Slawen hoben Italien fluchtartig oerlassen. Franzöfische Wahlprognose. ' Faschistenputsch aussichtslos. Paris , 13. September. (Eigenbericht.) Die Spannung, mtt der Poris dem reichsdeutschen Wahlausfall erwartet, ist kaum jemals gewesen. In allen Vorbetrachtungen zum Wahllag' kommt die Ansicht zum Ausdruck, daß morgen die Deutsche Aepublik den schwersten Tag ihrer Geschichte zu bestehen hat: doch legen die Pariser Beobachter heute viel weniger Besorgnis an den Tag, als einst im Augenblick der Reichstagsaus. löfung. Der„Temps" vermutet, daß das Stärkeverhältnis zwischen Rechts und Links im neuen Reichstag sich kaum verschieben werde. Allervings werde, innerhalb der R e ch t e n. in die das Blatt die Staats-partei und die Deutsche Volkspartei einrechnet,«ine, starke Radikalisierung eintreten. Nur drei von den alle» Parteien können gewiß sein, ihren Besitzstand zu behauplen, und zwar zunächst die Sozialdemokra- tische Partei, die sich gerade fehl im wahlkamps wieder als das stärkste Bollwerk der Republik erwiesen babe. das. Zentrum und schließlich— dank der Dirtschaftsnot— die. Kommunisten. Es sei nicht zweifelhaft, daß im neuen Reichstag ohne die Sozialdemokraten kein« Mehrheit zu finden sei. Hugenberg-Hitler hätten sich während des Wahlkampfes ja in die Hitze gebracht, daß sie im Falle eines sozialdemokra- tischen Sieges imstande sein könnten, einen Putsch zu insze- nieren. Derärtig« Pläne, meint der„Temps" aber gleich, wären zum Scheltern verurteilt, solang« die Sozialdemokratie noch in P r e o ß e das Heft in der Hand halt«. Die politische Per- giftiing de- deutschen Volkes durch die nationalistischen und faschistischen Hetzer habe in den letzten elf Jahren immer an dar preu&jg/to Regierung ihr Halt geftmde»,.
»Diese vielen bürgerlichen Parteien, kein Mensch kennt sich aus. Ich werde überhaupt nicht wählen!"
„Danke, ich brauche keine Belehrung. Als Staatsbürger weiß ich, was meines Amtes Ist!"
Demokratie u Karl Gevering appelliert ti In der Berliner Funkstunde sprach gestern Karl Seoering über das Thema: �Demokratie un d Lol k s st a a t". Der Vortrag war ein letzter Appell an den gesunden politischen Sinn der deutschen Wählermassen. Seoering führt« aus: Am 9. November 1918 erließ der letzte kaiserliche Reichskanzler, Prinz Max von Baden , eine Bekanntmachung, in der er seine Ab- ficht mitt�lt«, dem einzusetzenden Regenten die Ernennung des Ab- geordneten E b e r t zum Reichskanzler vorzuschlagen. Nach den jagenden Ereignissen jenes historischen Tages blieb zur Einsetzung des Regenten weder- Zeit noch Raum und darum übergab Prinz Max aus eigenem Entschluß das Kanzleramt dem Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Reichstogsfraktion, Friedrich Ebert . Dies war der letzte Versuch, das.aus tausend Wunden blutend« Land vor dem Chaos zu bewahren. Der Obrigkeitsstaat war mit der Thron- «ntsogung des Kaisers dahin, die Lande seiner Autorität, die das staatliche Gefüge noch mühsam bis in die letzten Tage hinein zu- sammengehalten, waren zerschnitten: Unaufhaltsam vollzog sich die Auflösung. Rur das Volk selbst war imstande, sein Schicksal zu meistern. Ebert war der Repräsentant jener Teile des deutschen Volkes, die schon in vielen Jahrzehnten die Idee des Volks st aates propagiert und sich in harter politischer Schulung für diesen Volksstaat erzogen hatten. Die schöpferisch« Betätigung der deut- schen Arbeiterschaft in ihren polnischen, gewerkschaftlichen und kul- turellen Organisationen, ihre Mitwirkung in den Einrichtungen der sozialpolitischen Versicherungsgesetzgebung und der Kommunalver- waltung war schon in der Vorkriegszeit zu einem guten Stück oolks- staatlicher Verfassung geworden. Diese Volksteil« rief Max von Bähen Zum Schutze des deutschen Voltes und zum Schutze deutschen Landes auf, als er das Kanzleramt dem Abgeordneten Ebert über- trug. Das war der tiefer« Sinn dieses historisch so bedeutsamen Kanzlerwechsels. Die nun folgenden Ereignisse haben gezeigt, daß das Chaos von der Demokratie gemeistert wurde. Die Stimmung der völlig erschöpften, zurückkehrenden Mil- lionenarmee war äußerst erbittert. Der Lebensmittelmangel in der Heimat war nicht geeignet, diese Stimmung freundlicher zu gestallen. Da waren es neben den Behörden d ie Ar b e it e r o rg a nifa- tiouen aller Richtungen, die mit allen technischen Mitteln mit ihrem Organisationsapparat, aber noch mehr mit Beweisen straffer Selbstdisziplin und praktischer Solidarität das Knäuel entwirren halfen. Fronlgeist hat man dos damals nicht geuaank. Man hat überhaupt noch keinen Namen gesucht. Es war ein Stück praktischer Volkssolidärität, die die Massen übten, well sie das Werden eines neuen Staates sühllen, der ihnen nicht nur Pflichten auf- erlegen, sondern auch Rechte gewähren wollte. Der neue Staat wollte ein Staat fü-r das Volk werden. Darum muhte das Volk auch für den neuen Staat sein. Äirch damals hat es neben den Verfechtern der Demokratie und des'VolkÄsiaates Anhäng-er der Diktatur gegeben. Sie standen, damals frellich ausnahmslos im Lager der äußersten Linken. Es war der Ruf noch der„vikkukur des Proletariats", vor dem damals am meisten gerade diejenigen kreise erschraken und nach Demokralie geradezu schrien, die heute der Dikkalur das Work • reden. In dem Ringen der beiden Anschauungen ist der demokratische Ge- dank« Sieger--gebli«ben. Was schon in der letzten Bekanntmachung des letzten kaiserlichen Reichskanzlers angeregt worden, war. all- gemeine Wahlen für die vcrfassünggebendc deutsch « Nationalver- sammlung auszuschreiben, führte aus Ellerts Betreiben ein Kon- g r« ß der Arbeiter- und Soldaten röte durch. Das war der Sieg der Demokratie, das war die Grundstein- iegung Zum deutschen Dolksstaat.'-----------.........
„Schon wieder eine Mahnung! Ich werde Unannehmlichkeiten haben, falls ich nicht wählen gehe!"
„Wie wähle ich bloß... die draußen werden un- geduldig... Am besten, ich kreuze alle Parteien an. dann kann mir keiner was vorwerfen."
»d Volksstaat. i Rundfunk an die Wähler. Die späteren Leidensjahre desi deutschen Volkes haben die Richtigkeit dieser Auffassung glänzend bewiesen. Ob es sich darum Händelte, wahnwitzig« Verschwörer des eigenen Landes zur Ordnung zu rufen, wie heim Kapp-Pulsch 1920, oder beim mittel- deutschen Aufstand 1921, oder ob es daraus ankam mit der Waffe oder mit dem Stimmzettel in der Hand deutschen Boden gegen die Annektionsabsichten unfriedlicher Nachbaren zu verteidigen wie in Ostpreußen und Oberschlesien 1920 und 1921— immer hat der demokratische Gedanke die widerstreitendsten Volksteile ,5ur Verteidigung ihres Landes und Volkes in eine Front gebracht. Auch das Treiben der Separat! st en im Westen hätte nicht immer ein so schnelles Ende gefunden, wenn nicht zu seiner Abwehr all« Bevölkerungsschichten zusammengestanden hätten. Und immer stand die Arbeiterschaft mit in den vordersten Reihen. Sie hatte klar erkannt, daß es den Staat und sein« Einrichtungen zu verteidigen gelte, die sie zu politisch gleichberechtigten Staatsbürgern gemacht hatte und dem sie nun auch den Beweis treuer Pflichterfüllung erbringen wollten. Was dies« höchste staatsbürgerliche Tug�bd, die sich besonders in Notzeiten mit großem Opfermut und straffster Disziplin paart«, im Laufe der verflossenen 12 Jahre geleistet hat, sucht in der Ge- schichte aller Völker und Zeiten nach Bcsspiclen. Im Nebel Partei - politischer Demagogie soll jetzt ollmählich dos versinken, was durch die Demokratie im Voltsstaat geschaffen worden ist. Dagegen haben wir uns zu wehren. Die Leistungen dürfen nicht verkleinert und die Errungen- fchosten nicht verdunkelt werden, die trotz aller Schwierigkeiten in den verflossenen 12 Jahren im dcmokrakischen Volksstaat erreicht worden sind. Der Reichsarbeitsminister S t e g e r w a i d hat das bekannt« kurze politische Gedächtnis der Deutschen einmal mit folgenden Worten sehr richtig charakterisiert: „Wir sind ein merkwürdiges Volk... Wir haben eine Re- volution spielend überstanden, wir haben dann unsere Wirtschaft in unglaublich kurzer Zeit wieder in Ordnung gebracht, wir haben unsere politischen Verhältnisse einigermaßen wieder iix ebenso kurzer Zeit geordnet, das macht uns kaum jemand in der Weit nach. Und wir'Deutschen wissen das alleß nicht.— Auch das macht uns niemand in der Welt nach." Herr Stegerwald hätte noch hinzufügen können: und bei uns gibt es weite Volkskreije, die aus parteipolitischem Fana» t i s m u S die Leistungen des eigenen Volkes verkleinern.— Auch das. macht uns niemand in der Welt nach.> Wir leben in neuen Notzeiten, die sich nicht in ihrer Schwere, sondern nur in den äußeren Merkmaien von den Nöten früherer Jahre unterscheiden. Früher war es die brutale Faust des Siegers, der uns die rohe Gewalt des militärisch Ueberlegenen spüren ließ und die unser Volk zu einer Gegenwehr drängte, die größte Opfer erfordert«. Und einige Male waren es Angriffe auf die R ech te des Volkes, deren Abwehr nicht geringere Anforde- rungen an die Tntbereitschaft und den Opferwillen des Volkes stellten. Heule ist es die schleichende Rai. die die Weliwirtschafkskrlsc auch in unser Land getragen hat. Jetzt muß sich zeigen, daß die Demokratie auch dieser Note Herr wird. Dazu gehört freilich noch eine vollkommenere Erziehung des Styatsbürgers zur Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen Welt- Wirtschaft und nationaler sowie internationaler Politik. Die beste Erziehung zu diesem Grad der politischen Reife ist im Volksstaat die Selbsterziehung, und Selbsterziehung heißt in diesem