Am Vorabend der Wahl. Alle Kraft für den Sic� der Sozialdemokratie! ausgedehnten Zehlendorf , in Dahlem und Wannsee ist fleißig geworben und gearbeitet worden, Nur stichwortartig ist die Propaganda der Berliner Sozialdemo- kratie am gestrigen Abend zu verzeichnen. Es mangelt an Raum. ins Einzelne zu gehen. Aber am Tag der Entscheidung sei gesagt: Die Berliner Parteigenossen haben ihre Pflicht getan. Genossen jeder Art. Funktionäre und Nichtsunktionärc. Männer und Frauen, alte und junge. Arbeiterjugend und Reichsbannerkameraden, Sportler und Sänger. Zungsozialisten und Studenten. Radfahrer und nicht zum wenigsten auch unsere bei jedem Umzug, bei jeder Kundgebung unermüdlichen Arbeitersamariter haben Bewunderungswertes geleistet. Dieses Bild der festen Geschlossenheit, der treue» Kameradschaft, der sozialistischen Solidarität hat er» hebend gewirkt. So etwas macht uns Sozialdemokraten keine Partei nach.
du weiht, ich habe heut« meinen Kopf voll. Was gibt's denn Schönes?"„Ich habe Rouladen gemacht, da haben wir gleich noch zu morgen."„Ja, unser Nickerchen können wir heute auch nicht machen, wo wir noch zu den K i n d e rn mästen. Zieh dich man bald an, Mutta." Herr und Frau Krause gehen die Treppe hinunter und treffen Frau B e uster. Gegenseitige Grüße.„Haben Sie schon gewählt, Frau Beuster?"„Nein, wir wollen erst nach dem Kaffeetrinken gehen."„Gehen Sie lieber etwas früher, zum Schluß ist es immer sehr voll. Was ich Ihnen noch sagen wollte, sehen Sie sich nun einmal die Fenster an, jede Scheibe haben die Nazis mit ihren Dreckzetteln bekleistsrt, Sie schwärmten ja neulich so für die Kerls, als sie durch unsere Straße demonstrierten, was sagen Sie denn nun zu dieser Sudelei hier?"„Dos ist natürlich eine große Schweinerei."„Und so ist die ganze Partei, lasten Sie sich das gesagt sein von einem alten Mann, Frau Beuster!" Krauses Sohn wollte eine Dummheit machen »K l i n g l i n g l i n g."„Warum macht denn keiner auf?" „Klinglingling!"„Nanu, ist denn niemand!tu Haute?" Klinalina, ling." Wer ist denn da?"„Vota und Mutta sind hier!"„Acki Gott, Moment mal, Georg, steh auf, wir kriegen B e s u ch."„Na, Kinders, Ihr seid aber drollig, nachmittags um drei Uhr schlaft Ihr noch. Heute am Wahltag?"„Orje hat aelaat. wir acti-m«i-M wählen,«ine Wohnung kriegen wir ja doch nicht. Uns ist alles so egal, Vota, haust mal anderthalb Jahre in so einem alten möblierten Loch, wie gern möchte ich meine eigene Küche hoben. aber damit werde ich wohl warten können, bis ich schwarz werde.," „Aber Kinder, euch muß man tatsächlich immer erst gerade rücken. Wenn Ihr nicht wählen geht und den Volksseinden das Feld über- laßt, ja dann werdet Ihr wohl nie eine Wohnung kriegen. Los, zieht euch an und schert euch zum Wahllokal, laßt euch«inen Stimm. zettel geben und dann macht das Kreuz oben in den e r st e n Kreis, dann wählt die Partei, die jetzt ein Jahrzehnt lang schon den Ansturm aller Hauspaschos abwehrt und auf der anderen Seite wirNich etwas getan hat für den Wohnungsbau. Und das ist die Liste 1, die der Sozialdemokrate n." * Es dämmert langsam, da und dort flackert ein Licht auf. Als ob sie müde und abgekämpft wären, hängen Fahnen, Wimpel und Transparente an den Häuserwänden der Proletarierbezirke, die menschenleeren Straßen sind übersät mit Flugblättern und Papier - fetzen. Fieberhaft arbeiten die Borstände in den Wahllokalen, es ist sechs Uhr und einige Minuten, da ruft es in den Aether :„Achtung. Achtung, hier ist Berlin , Deutschlandsender Königswusterhausen. Deutscher Kurzwellensender und die ongeschlostenen Sendergruppen! Meine Damen und Herren! Wir geben Ihnen das erst« Wahl- r e s u l t a t bekannt: Wahlkreis II, Stimmbezirk Nummer.,
pulverlager gesprengt. Zahl der Toten noch unbekannt/ Stadt ohne Fensterscheiben London , 13. September. Zn der Stadt Wichica Haigts im Staate Eansa ist ein Puloerlager in die Lust geflogen. Die Zahl der Toten steht noch nicht fest. Zahlreiche Personen wurden verletzt. Zn der Stadt ringen soft olle Fensterscheiben in Trümmer, so daß die Straßen mit Glaosplittern belegt waren.
Petroleumtankzug explodiert. Fünf paffagiere hilflos verbrannt. New Pork, 1Z. September. Ein aus 16 petroleumlaukwagen bestehender Güterzug entgleiste bei Kremlin im Statäe Oklahoma. Das aus den zer- trümmerten wagen fließende Petroleum geriet in Brand und explo- dierte. Das brennende Petroleum ergoß sich über die nähere Um- gebung nlid fehle mehrerehäuserinBrand. Fünf Land. st r e i ch e r, die als blinde Passagiere mit dem Güterzug reisten, wurden alsverkohlteLeicheaaufgefunden.
Berlin im Zeichen der roten Fahne» der S o z i a l- s Demokratie— das trifft vielleicht am besten das Gesamtbild der Reichshauptstadt am Vorabend der Reichstagswahl. In allen Bezirken ist ei« letzter Appell an das schaffende Volk gerichtet, heute am Sonntag die rechte Wahl zu treffe« und der Partei der Arbeit, der Sozialdemokratie, der Liste 1, die Stimme z« geben. Di« Kreise der Innenstadt, Mitte und Tiergarten, Wedding , Prenzlauer Berg und Kreuzberg , riefen noch einmal die Anhänger und Anhängerinnen der einzigen deutschen Arbeiterpartei auf die Straß«, um durch Ilmzüge zu werben. Werbe- umzug mit Musik, Werbeumzug mit Fackeln, Werbesahrt der Radfahrer und Motorrodfahrer,— was auch der Bor- bcreitung des Wahlsieges dienen kann, ward voll ausgenutzt. Unsere Weddinger hatten schon«inen arbeitsreichen Tag hinter sich. Am Freitag waren nicht weniger als drei große Soalveralnstoltungen gewesen. Im Atlanticsaal, wo Genosse Moses sprach, mußten Tische und Stühle entsernt werden, damit all« Besucher Einlaß finden konnten. Di« Hochschulbrauerei und der Patzenhofer, wo die Genossen Crispien und Käte Frankenthal -die Referate übernommen hatten, waren kaum weniger gefüllt. Daß unsere wackeren Neuköllner den Sonnabend nicht un- genützt ließen, braucht kaum gesagt zu werden. Der dritte Wahl- werbeumzug, der vom Richardplatz ausging, wies eine Teilnahme auf, die noch die vorhergehenden Demonstrationen übertraf. Di« Steglitzer trafen sich zum Fackelzug aus dem Marktplatz, die Treptower zogen mit prächtiger Musik von der Wildenbruch- straße aus, die Lichtenberger, die Weißenfeer, olle waren sie mit Fahnen und Transparenten, die vom Kampf der Liste 1 zeugten, gestern abend auf dem Posten. Genosse Landtags- abgeordneter Maderholz sprach im Birkenwäldchen bei den Tempelhofern nach einem prächtigen Werbeumzug: bei den Schönebergern war Genosse Stadtrat Mendt der Redner. Die Iohannistholer schloffen an ein Platzkonzert einen Fackelzug an, die L a n k w i tz e r endeten ihren Werbeumzug mit einer Kund- gebung auf dem Rathausplatz. Die Friedrichshagener marschierten vom Bahnhof zum Gesellschaftshauz. Die Genossen von Hohenschönhausen schlössen ihren Werbeumzug am Feuer- wehrdepot ab, wo Genosse P 1« t t n e r eine flammend« Ansprache hielt. Die Parteifreund« von Bohnsdorf , Karow , Rosen- thal und Niederschönhausen -West wiesen gut besuchte Saalversammlungen auf. Natürlich waren auch die Pankower nicht müßig. Ihr großer Werbeumzug verfehlte den Eindruck aus die Bevölkerung nicht. Die Genossen in Buch hörten bei einem schönen Werbeumzug Genossen Theuner und Genossin Frankenthal in gut besuchter Saalversammlung. Die„Freie Scholle", ein Werk der Arbeiterschaft, hatte zu einem Werbe- umzug mit Musik und Fackeln aufgerufen, der«inen grandiosen Der- lauf nahm. Hier referierte Genosse Landtagsabgeordneter Otto Meier . Aber auch im äußersten Westen, dort, wo Nazis und Deutschnationale zu Hause sitzen, in Lichterfelde , dem riesig!
Andres Ballonfahrt. Was Strindbergs Tagebuch sagt. Stockholm . 13. September. ..Vogens N y h« t e r" veröffentlicht heute eine Schilderung der Ballonfahrt der Andrdc. Expedition nach dem Tagebuch Strindbergs. Es heißt darin, daß er während der ersten Z4 Stunden der Fahrt fortwährend ein pfeifendes Geräusch bemerkt habe. Es kam aus dem großen Ballonventil. Der Ballon fuhr zuerst in S00 Bieter höhe mit 7 Bieter Sekundengeschwindlgkeit. Am nächsten
Neukölln marschiert. Mächtiger Llmzug am Wahlvorabend. Rund 10000 Neuköllner Genossen, besonders viele Frauen und Jugendliche, marschierten mit Musikkapellen und unzähligen roten•* Fahnen am gestrigen Abend am Richardplatz durch einen großen Teil Neuköllns, überall von anderen Tausenden erwartet und lebhaft be- grüßt. Den Abschluß der gewaltigen Kundgebung bildet« eine mächlige Dersammlung im Karlsgarien. Nach der Eröfsnung durch Genossen Londtagsabgeordneten Harnisch sprach herzlich begrüßt, Genosse Julius Braunthal - Wien . Er wies auf die reaktionäre Gefahr hüben und drüben hin, schilderte die leidenschaftliche Anteilnahme der deutschösterreichischen Genossen am reichsdeutschen Wahlkampf und schloß mit der Aufforderung, heute alles Diktatur st reden aufs Haupt zu schlagen und mit der reichsdeutschen auch die Bruderpartei an der Donau triumphieren zu lassen. Den Ruf. „Freundschaft!" wiederholte brausender Wiederhall. Die Kundgebung war ein begeisterndes Siegeszeichen. Abends in den Arbeiterstraßen. Am Abend flammen in den Straßen der Arbeiler in Neu« kölln, am Wedding und Gesundbrunnen , im Osten und Süden die Transparente für die Liste 1 auf. Diele Häuser zeigen gleich vier und fünf Plakate und Fahnen. So in der M ü l l e r st r a ß e die Häuser Nr. 164 und 165. Da ruft es von oben in großen Lettern: Schimpft nicht, denkt nach! Dann wählt ihr List« 1! Die Straßen sind erfüllt von Arbeitern, die mit ihren Frauen beim Abendspaziergang die Wahlausstchten der Par- teien diskutieren. Komisch mutet es an, wenn komirninisnschs Iüngelchen vor den Häusern mit sozialtimokratischer Propaganda Theater zu machen suchen. Besonderer Beliebtheit erfreut sich in dieser Hinsicht dos Eckhaus an der Alexander straße, dessen hell beleuchtetes Riesenplakat die besonder« Wut der Bolschewisten erzeugt.„Als wenn Hunde den Mond anbellen" sagte ein Ar- beiter, der das Treiben mit ansah. Er hatte das richtige Wort ge- ! funden.
Tage fiel er auf etwa 300 Bieter, das Pfeifen hielt au. Der Ballon stieg dann noch einmal bis auf 600 Bieter. Strindberg und Frankel warfen Sand und eine Schwimmboje ab. Trotzdem fiel der Ballon wieder bis auf 460 Bieter. Am Morgen des 13. schien die Sonne, und man gab sich schon der Hoffnung auf eine Höhenfahrt hin, als der Anker sich an einem Eisblock festhakte. Ein Windstoß machte den Ballon frei, aber er ging auf das Eis nieder. Die Sonnenhöhe ist am 15. Juli 1897 um 1 Uhr 59 Minuten mit 85 Grad und 19 Mi- nuten angegeben. Nach der im Tagebuch befindlichen Zkartenstizze befanden sich die Forscher bei der L a n d u n g, die man vorher schon auf einer Eisscholle versucht hatte, aus ungefähr 83 Grad und 4 Minuten nördlicher Breit«.
SJNOAIR LEW/S M&ßMB MMWM „Sie gefallen mir ausgezeichnet. Es ist doch herrlich, aufrichtig zu fein! Wenn wir Frauen erst einmal an Herrn Truax' Platz fein werden, glauben Sie nicht auch, wir werden uns köstlich damit unterhalten, einander zu beleidigen? Nein, bitte, glauben Sie nicht, daß ich gerne grob bin. Aber, wissen Sie, wir Jolines find so arm, daß alle meine Geschäfts- freunde es als ein Eingeständnis meiner Armut auffassen würden, wenn ich aufhören wollte, arrogant zu sein. So bin ich also praktisch dazu gezwungen, mich schrecklich zu be- nehmen. Und nun, da wir Liebenswürdigkeiten ausgetauscht haben, was kann ich für Sie tun?... Ist das jetzt gefchäfts- mäßig genug?" „Ich mächte, daß Sie mir für meine Kleider einige Winke geben. Ich hatte eine Vorliebe für sehr ausgesprochene Farben, aber jetzt habe ich mich auf ruhige Sachen beschränkt. das ist sicherer— dieses graue Kleid da, und braun und schwarz." „Nun, meine Liebe, ich bin die beste Schneiderin, die Sie je gesehen haben, und ich gebe gerne Ratschläge für Kleider. Mit Ihrem Haar und Ihrem Teint sollten Sie ein sattes Blau tragen. Lassen Sie sich ein Schneiderkostüm machen — aber wirklich von einem Schneider gemacht, ganz egal, was es kostet. Machen Sie einen von diesen jüdischen Schneidern ausfindig, die ganz draußen in Brooklyn oder in fönst einem wilden Vorort wohnen, und lassen Sie nicht locker, bevor alles tadellos sitzt. Ein gutes Schneiderkostüm, marineblau, nicht zu dunkel, mit einer dazu passenden blauen ErKpe-de-Chine-Bluse: kleinem, hübschem, weißem ErSpe-de- Ehine-Kragen und Manschetten, auswechselbar natürlich, da- mit man sie oft waschen kann." „Und was ist's mit einem Abendkleid? Soll ich Seide nehmen oder Gaze oder blauen Crepe Georgette oder was?" „Nun, Seide ist zu ausgesprochen, und Gaze trägt sich schlecht und blauer ErKpe Georgette ist langweilig. Warum versuchen Sie nicht schwarzen(Eröpe Georgette über einem
schwarzen Crepe-de-Chine-Unterkleid? Sie wissen, man kann I mit Schwarz eine Menge Wirkungen erzielen, wenn man es richtig versteht. Wenn Sie eine ordentliche Qualität nehmen,> können Sie es immer und immer wieder umarbeiten lassen — vielleicht einmal auf einem rosa Unterkleid?" „Schwarz und rosa?" Obwohl Fräulein Joline mit einem jener schnellen, heimlichen Lächeln auf sie herabsah, die Una am aller- wenigsten leiden mochte, mit diesem Lächeln, das sie auf die Stufe eines Neulings zurückwarf— hielt sie dem Blick Fräu- lein Jolines doch stand und zwang sie, in ihrem Orakelspruch fortzufahren. „Ja," sagte Fräulein Joline,„und es ist auch nicht übermäßig teuer. Versuchen Sie es erst ganz schwarz, und um den Ausschnitt vielleicht einen ganz schmalen Aufputz — man darf ihn kaum merken, aber es steht dann nicht so hart und macht eine gute Linie. Und dann tragen Sie eine Perlenschnur um den Hals. Künstliche Perlen natürlich, zu ein Dollar neunzig die Schnur... Jetzt sehen Sie, wozu ein Snob in der Welt gut ist! Ich würde Ihnen diese gött» lichen Ratschläge niemals geben, wenn ich nicht zeigen wollte, was für eine Autorität ich auf dem Gebiete„ele- ganter Kleidung bei beschränkten Mitteln" bin!" „Sie sind reizend," sagte Una. „Kommen Sie mit m'r Tee trinken," sagte Fräulein Joline.» Sie gingen zusammen Tee trinken. Doch vorher, wäh» rend Fräulein Joline ihre Redekunst an Herrn Truax aus- probierte, machte Una methodisch Aufzeichnungen über die Kunst, sich zu kleiden, und legte sie für künftigen Gebrauch beiseite. Ungeachtet dessen, daß sie insgesamt nur sechzehn Dollar besaß— da sie sich den Luxus gestattete, für den Unterhalt des Herrn Schwirtz zu sorgen— hatte sie den Glauben doch nicht verloren, eines Tages noch alle Freuden einer Frau und einer Geschäftsfrau an schönen Kleidern auszukosten... Das war für Una eine wichtige Stunde gewesen, obwohl nicht mit voller Gewißheit festgestellt wer- den kann, was daran das Wichtigere war: sich gut kleiden zu lernen oder zu lernen, vor einer Joline aus Gramsrcy Park keine Angst zu haben. In den darauffolgenden fünf Monaten gingen sie noch öfter zusammen Tee trinken; dann kam die plötzliche Ver- lobungsanzeige des Fräulein Joline mit Wally Castle vom Tennis- und Racquet-Club. Und beim Tee neckten die beiden Frauen einander und unterschieden sich nicht sehr
voneinander in dem Gebrauch von Gabel und Messer und in der Wahl der Kuchen. Doch niemals waren sie wirklich befreundet miteinander. Una aus Panama , Tochter des Hauptmanns Golden und Frau von Eddie Schwirtz, konnte einen Walter Babson oerstehen und dem Gedankenflug einer Mamie Magen folgen und sogar diesen Diogenes im email- lierten Faß, Herrn S. Herbert Roß, verachten: doch in der Sprache einer Beatrice Joline würde sie es kaum je weiter bringen, als um Brot zu bitten oder eine. Freikarte zu ver- langen, einer Beatrice Joline, deren Väter Gesandter in Portugal und ein Freund von Henry James und John Hays gewesen war. 2. Es war ein wenig schmerzlich, aber Una hatte sich mit der Tatsache abgefunden, daß Beatrice Joline ebensowenig daran dachte, sie in das berühmte und vernächläsiigte Haus der Jolines einzuladen, wie etwa Truax ihren Rat über Maniküren einholen würde.. Doch gingen sie einmal zu- sammen abendessen, als Fräulein Joline anscheinend lange im Büro zu tun hatte. „Gehen wir in ein„Cafs des Enfants"," sagte Fräulein Joline.„Das ist furchtbar lustig! Aber wirklich, mir schmeckt der Kaffee dort, und ich finde diese Badezimmer- wände nett." „So," sagte Una,„ich finde es ungefähr ebenso lustig. wie Schreibmaschine schreiben... Gehen wir lieber, jede auf eigene Rechnung, zu„Martha Washington " essen." „Auch recht. Obwohl ich eigentlich Buchweizen essen wollte und kleine Würste. Ich finde das so aufregend." „Huh!" sagte Una, die nicht imstande war. etwas Aben- teuerliches an einer Fleifchforte zu finden, die sie zweimal wöchentlich aß. Die Undeschwertheit und Heiterkeit des Fräuleins Io- line, die nie durch Demütigungen oder schmutzige Verhält- nisse in Schüchternheit oder drückende Dankbarkeit ver- wandelt worden waren, der Wirbelwind ihres Geplappers vermengten sich für Una beim Abendessen zu einem berau- schenden Getränk. Schwirtz, Geldsorgen. Müdigkeit existier- ten nicht mehr. Die einzige Schwierigkeit im ganzen Welt- all bestand nur noch darin, ihre Bewunderung für Fräulein Jolines liebenswürdige Ueberheblichkeit allen Leuten gegen- über, für ihren Spott über Geschäftsleute, selbst für Herrn Truax, mit Mamie Magens philanthropischem Sozialismus zu vereinen.(Soweit diese Geschichte es aufzeichnet, gelang ihr das nie.)(Fortsetzung folgt.).