der Freien Boltsbühne war schon da, aber nur negatives, das die danach strebt, die Lebensnot und die Lebensangst dadurch zu austrat in Gestalt der Pickelhaube und des Spigeltums.
Der Volksfeind" von Ibsen wurde als Beweis für den politischen Charakter des Vereins angeführt mit der Begründung, der Verein sei politisch, weil im Volksfeind am Schluß den Hörern Der Grundsaß der Duldsamkeit, auch der politischen Duldsamkeit, zur Pflicht gemacht werde. ( Heiterkeit.) Denten Sie über die politische Entwicklung seit 1918, mie Sie es für richtig halten: niemand tann ableugnen, daß
die Auffassung von den Aufgaben und Berpflichtungen des Staates im Bereich des Kulturellen eine Wandlung dahingehend erfahren hat, daß in dem echten Staatsbewußtsein auch das Bewußtsein der notwendigen Achtung vor den lebendigen geistigen Werten der Nation beschlossen liegt.
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Daß zu diesen geistigen Werten in vorderster Linie die Kunst gehört diese Erkenntnis und deren beginnende Berwirklichung ist eine der bedeutsamsten Entdeckungen in dem deutschen Staat der Nachkriegszeit. Für diese Einsicht ist die Freie Volksbühne Schrittmacher und organisatorischer Ausdruck geworden. Ich möchte sogar meinen, daß der Staat diese Achtung vor der Kunst auch da beweisen sollte, wo durch das Medium der Kunst Wahrheiten zu hören bekommt, die ihm nicht sehr bequem find.( Sehr gut und Beifall.) Allerdings kann auch die Demokratie nicht dulden, daß die Freiheit den Bestand der Freiheit selber bedroht.( Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Dagegen muß es gesagt sein, daß für den Staat im Bereiche der Kunst Duldsamkeit nicht nur am Blaze ist, sondern ein Gebot des inneren Wachstums des staatlichen Lebens selbst. Denn jeder Staat hat seinem Wesen nach den Hang, sich selbst in dem erreichten Stand der geschichtlichen Entwicklung zu konservieren. Im Gegensatz dazu hat jeder Dichter, wenn er mehr ist als nur ein Schwellender in ästhetischen Dingen, die Lei= denschaft des Revolutionärs in seinen Reden; besäße er sie nicht, er wäre nicht besessen von dem 3 wang, fich in der Kunst ein Instrument zu schaf= fen, mit dem er Gegenwart in 3utunft treiben möchte. Jeder echte Dichter wird der Idee, von der er besessen ist, zur Wirklichkeit, zur Geltung in der Welt verhelfen wollen. Da ist es, meine ich, nur natürlich und niemals aufzuheben, daß Staat und Kunst in Spannung zu einander stehe. Unerträglich wird diese Spannung nur, wenn die Bühne entgegen den Gesezen der Kunst eine Stätte wird, auf der sich der Kampf um die Macht im Staate ungeformt, nur mit anderen Akzenten abspielt wie im Parlament. Das würde heißen, den Sinn des echten Zeittheaters in sein Gegenteil verkehren. Denn dieses Beittheater ist die Bühne, wenn sie uns lehren will, wo Staat und Bolt und Zeit ihren Sinn und die Gestaltung ihres geheimen Sehnens an einem tunstgewordenen Borgang er chauen und erleben, nicht aber bloße Aneinanderreihung der Dokumente, die zur Abwechslung nicht von einem Sörstuhl, sondern von der Bühne her produziert werden. Wo aber dieses schöpferische Eindringen durch einen Dichter lebendig wird, da tritt das Kunstwerk in Spannung zum Staat, da muß sogar diese Spannung sein.
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Doch muß der Staat die Kraft und die moralische Größe aufbringen, Hort der Freiheit der Kunft zu sein
auch der Kunst, die diesem Stoot einen Spiegel vorhält, ber fein Adonisbild zurückwirft. Die Bühne, deren 40jährigen Bestand mir heute feiern, weiß aus der Zeit ihrer Gründung um diese Spannung zwischen dem erstarrenden Staat und einer Kunst, die ihre Zeit vorantrieb über diese Zeit hinaus. Die Boltsbühne hat das große Glück gehabt, gleich an ihrer Wiege Dichter zu sehen, die diese gestaltgebende Kraft der Zeitdeutung besaßen. Erst gestern ist wieder ein solches Wert hier auf dieser Bühne vorübergebrauft. Es ist ein Wert, in dem schont der große Namenlose der Weltgeschichte, die Masse, auf die Bühne tritt, zu einer Zeit, wo sie noch nicht wie heute deutlich erschien auf dem Schauplah der Geschichte. Daß sich doch der Wünsch erfüllen möge, daß sich immer wieder der Dichter findet, der dieser Masse ihr Schicksal deutet. Die Zukunft der Volksbühne wird davon abhängen, daß immer wieder solche Dichter zu ihr stoßen, die das geheime Sehnen einer Zeit zu bannen in die Form der Kunst.| Die Zukunft des Staates wird sich nach der Einsicht bestimmen, daß die Freiheit des fünstlerischen Wachstums das diplomatischste Mittel ist, eine Verschmelzung wahr zu inachen zwischen Staat und Kunft.( Stürmischer, langanhaltender Beifall.) Jubelnd begrüßt betritt dann
das Rednerpult. Er führt aus:
Die Bolksbühne war jung, als auch ich jung war. Unter ihren
Gründern sind nahe Freunde von mir gewesen. Sehr viel Glaube, Liebe, Hoffnung und guter Wille wurden in ihrem Grundstein
gelegt. Bis zum heutigen Tage hat das schöne und große Wert Bestand gehabt. Was alles dazwischen liegt, wissen wir. Nicht nötig, die Gefahren zu schildern, die das Wert von damals bis heute überwunden hat. Der alte Geist ist noch vor handen in ihr. Die tragenden Ideen eines Leffing, Schiller, Goethe sind hier noch lebendig. Viel Idealismus, verbunden mit praktischer Klugheit hat sich im Boltsbühnengedanken durchgefeßt. Ob in einem anderen Lande als in Deutschland und Deutsch - Desterreich das Theater ein ebenso unvergängliches Kulturelement ge= worden ist, weiß ich nicht. Es scheint mir beinahe unwahrscheinlich. Bühnen, über das ganze Land verstreut, dienen hier der Kunst und dem Bolke. Freilich ist es
überwinden, daß man diese Angst fünstlerisch gestaltet und dadurch flärt, nur dort wird die Theaterkunst Volkskunst. Wenn man diese Busammenhänge der Dinge erkennt, die Aussichtslosigkeit, mit der vier Generationen hindurch die besten Deutschen um das Nationaltheater rangen, so wird man begreifen, daß
der wichtigste Tag in der neuen Theatergeschichte jener Tag war, an dem vor 40 Jahren eine Wolfsbühne geschaffen wurde, die fein Vorstadttheater war, in dem üblen Sinn oberflächlicher Luftbefriedigung der Massen, fein Wohltätigkeitsinstitut, das zu billigen Preisen die Leute auch einmal ins Theater schickte, sondern eine Organisation aus dem Wesen der Massen, die den Zugang zur Kunst durch eigene Kraft ihren Volksgenossen öffnen wollten. Es sind noch heute eine ganze Zahl von jenen unter uns, die dabei gewesen sind, am Ge= burtstag der Voltsbühne, und die sich 40 Jahre hindurch raftlos bemühten, in der Arbeit an ihr, die in feinem äußerlichen Sinn besoldet und belohnt wurde. Und eine ganze Reihe kennen wir, die schon hinübergegangen sind und ihre ganze Kraft an die Volks bühnenidee gesetzt haben. Ich nenne nur Franz Mehring , Josef Ettlinger , Gustav Landauer und Georg Springer. Wir haben in Berlin das schönste Sprech.heater der Hauptstadt ge
In
schaffen, aus den Groschenbeiträgen der Mitglieder erbaut. Heber 300 Volfsbühnen im Reiche geben einer halben Million Menschen die Möglichkeit des Erlebens im Theater. In diesen Tagen ist eine internationale Gemeinschaft der Wolfsbühnenarbeit geschaffen wor. den, und in den meisten Ländern Europas und Amerikas find Menschen im Begriff, nach dem Berliner Vorbild ihre Volksbühne aufzubauen. Wenn wir zurückblicken auf den schweren Weg, den wir durchwandert haben, und vorwärts auf den schweren Weg, den wir durchwandern wollen, dann rufen wir: Empor die Herzen! ( Stürmischer, langanhaltender Beifall.)
Als letzter Redner des Tages spricht der bewährte Vertreter der Boltsbühnenidee, Professor 3iegler Hannover . Er betont, daß die Volksbühne ihre Bedeutung habe in der Gemeinschaftsarbei.. Wir haben die Rechte des Volkes im Reiche der Kunst zu wahren, und wir dienen dieser Aufgabe als Gläubige. Der Redner legt dann dar, wie immer neue Aufgaben der Voltsbühnenbewegung errbüchsen, wie Filmproblem, Jugendarbeit, Boltsmujifpflege von der Wolfsbühne aufgenommen wurden. All dies Neue läßt mit immer neuen Anregungen und Aufgaben unsere Bewegung nicht zum Stillstand, unser Leben nicht zur Erstarrung fommen. Die Frische und Freudigfeit unbergänglicher Jugend liegt über unseren Ver band und feiner Arbeit.
Der Ali- Mord an Wessel.
Maffenandrang in Moabit. - Ratschläge aus dem Liebknecht- Hause.
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Heute vormittag begann vor dem Schwurgericht I die I den schmeiße ich die Treppe hinunter. Nach fünf Minuten fam Berhandlung gegen 2li Höhler wegen vorfäßlich er iemand von Weffels Partei, e.was später die Polizei und erst nady einer Stunde fam ein Arzt. Ich sagte noch zu Fräulein Jänide: Warum waren Sie immer so barsch zu mir? Darauf lief Fräulein Jänicke weg. Bors: Haben Sie Wessel auf, Waffen untersucht? Salm: Nein. Ich habe ihn nur hochgehoben, aber nicht in die Taschen gefaßt.
Tötung des nationalfozialistischen Sturmtruppführers und Studenten Horst Weffel. Mit Höhler sind 15 weitere Männer und Frauen, zumeist mitglieder der kommunisti schen Partei, wegen Beihilfe und Begünstigung angeklagt.
Den Vorsitz führt Landgerichtsdirektor Dr. Tolf. Die Anflage vertritt Staatsanwaltschaftsrat Fischer. Die Verteidigung des Haupangeklagten Höhler liegt in Händen des Rechtsanwalts Dr. Apfel, den übrigen Angeklagten stehen fünf weitere Anwälte zur Verfügung. Der Andrang zum Zuhörerraum ist sehr groß, jeit dem frühen Morgen warten mehrere hundert Personen vor dem Tor auf Einlaß. Das Kriminalgerichtsgebäude ist von Schußpolizei und Justizbeamten stark bewacht.
Wenige Minuten nach 9% Uhr werden die Angeflagten aufgerufen. Die Zeugen sind erst zum Dienstag geladen. Bei der großen Zahl der Beteiligten muß auf der Anklagebant erft Platz geschaffen werden. Als erster fißt der Haupttäter Ali Höhler, neben ihm Erwin Rückert und Josef Kandutski, die mit Höhler in die Wesselsche Behausung eingedrungen waren. Diese drei werden aus der Untersuchungshaft vorgeführt. Das Hauptinteresse erregt naturgemäß Höhler, der aufmertjam den Zuschauerraum mustert und seine Mitangeklagten durch Händeschütteln begrüßt. Auf der äußersten Ecke der hinteren Bank fißt der tommunist i sche Parteisekretär Victor Drewnigti, der ehemals Bertreter der KPD . bei der Roten Gewerkschaftsinternationale in Mostau war und seinerzeit Höhler über die Grenze nach Prag geschafft hat.
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Vor Peginn der Verhandlung lehnt Rechtsanwalt ben thal einen Geschworenen, den Fabrikdirektor Haffe , wegen Befangenheit ab, weil er Mitglied eiser nöllischen Organisation sein soll. fein soll. Es wird jedoch feffgestellt, daß sich unter den Geschworenen gar fein Fabrifdirektor Haffe befindet.
Der Vorsitzende erklärt, er beabsichtige, den Fall historisch zu entwickeln und als erste Frau Salm, die Zimmervermieterin, über ihre Beziehungen zu Wessel zu vernehmen.
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Frau Salm erklärt:
Bei mir wohnte ein Student Wessel, der blieb mir zwei Monate lang die Miete schuldig. Als ich ihn mahnte, schnauzte er mich an: Mach, daß du rauskommst, Mensch, du bekommst teinen Pfennig. Darauf ging ich zur Polizei und meldete Fräulein Jänicke, die bei Weffel wohnte, ab. Ich bat auch Wessels Mutter, mir zu helfen. Darauf schimpfte Wessel wieder: Lassen Sie meine Mutter aus dem Spiel. Ich konnte das Wesselsche Treiben nicht länger dulden. Ich mußte ständig nachts aufstehen und Besuche hereinlaffen. Meitunter famen unt 4 Uhr nachts vier bis sechs Personen, die in Wessels Zimmer Versammlungen abhielten, wobei es immer sehr
erregt zuging.
Bors.: Wohnte bei Wessel noch jemand? Angefl.: Ja, seinte Braut, die hatte sich aber ohne mein Wissen angemeldet. Weffel sagte, er brauchte sie zum Reinemachen. Borj.: Baren Sie immer
in der Wohnung? Salm: Ich war einmal einige Wochen bei meinem Kind im Rheinland . Vorf.: Hatten Sie die Wohnung meinem Kind im Rheinland . Vorf.: Hatten Sie die Wohnung an Wessel verkauft? Salm: Nein. Er hatte mir wohl 200 M. als Vorschuß gegeben, aber die Wohnung gehörte mir. Borf Wenn Sie von Wessel einen so hohen Betrag erhalten hatten, dann konnten Sie ihn doch nicht wegen Mietschulden hinaussehen. Wesse! fonnten Sie ihn doch nicht wegen Mietschulden hinaussehen. Weffe! wohnte doch nur von Oftober bis Januar bei Ihnen. Salm: Ich wollte die Braut raus haben, weil sich die Hausbewohner über sie beschwerten. Wenn Wessels Mutter kam, flüchtete seine Braut immer in die Küche Vors.: Was unternahmen Sie dann weiter? Salm: Ich wandte mich an einen Freund meines verstorbenen Mannes namens Mar Jambrowski und bat ihm um
Schutz. Borj.: Unge
heute schwerer als je, große fünstlerische Ideen ins Auge zu faffen.
Das allgemeine Leben hat eine ungeheure Intensität erreicht; unmittelbare, aber darin auch wichtigere Aufgaben, drängen sich in den Vordergrund. Trotzdem darf sich der einzelne und er wird sich nicht aufgeben, ebensowenig wie irgendeine selbstbewußte Minderheit. Denn so allein kann sich ein Fortschritt durchsetzen, daß aus dem Volksleben immer wieder große und freie Geister aufwachsen, die den legten und höchsten Sinn der Voltsgemeinschaft in sich vermirtlichen, so wird sie wiederum belebender und bereichender Allgemeinbesiz. Möge die Volksbühne diesem Geist immer treu bleiben. Sie sei eine Burg des freien Geistes und freier Geister, alle starren Dogmen abweisen. Daß die Voltsbühne sich dessen stets bewußt, daß der Erfolg ihr treu bleibe, ist mein Geburtstagswunsch! Langanhal tender, immer wiederholter Beifall und händefletschen.
Der nächste Redner, als treuer Mitarbeiter der Bolfsbühne von der Festversammlung herzlich willkommen geheißen, war Dr. Julius Bab . Er führte aus, daß der Kampf um das deutsche Nationaltheater seit Jahrhunderten ein hartnäckig geführter und doch ein aussichtsloser Kampf war, so lange nämlich, wie alle großen Geister daran gingen, einen Dachbau zu errichten, dem das Fundament fehlte. Erft aus den Publikum heraus konnte das Volkstheater emporwachfest. Nur wo eine Gemeinsamkeit von Menschen vorhanden ist,
Sollte Jambrowski Wessel rausschmeißen? Salm: Wessel sollte nur sehen, daß ich Schutz habe. Ich wollte Hilfe haben bei der Entfernung der Braut. Darauf kamen aus dem Lokal in der Dragonerstraße Fräulein Else Cohn und Walter Jambrowski in meine Wohnung mit. Mag Jambrowski und Walter Jones waren in eine andere Kneipe gegangen, nachdem sie sich mit den anderen Männern in einer Ecke besprochen hatten. Fräulein Cohn entfernte sich dann noch einmal aus der Wohnung und tehrte nach einigen Minuten mit Höhler, Rückert und Kantulski zurück. Wir saßen alle in der Küche. Bor: Was haben Sie
mit Höhler und den anderen besprochen? schon über alles informiert haben. Salm: Das weiß ich nicht. Salm: Nichts. Bors.: Also dann mußte ein anderer Höhler Bors.: Wurde in der Küche ein Revolper geladen? Salm: Fräulein Cohn schloß die Küchentür ab. Ich hörte einen Schuß Rein. Höhler, Rüder: und Kanduljfi gingen aus der Küche und frachen, dann tam die Jänide und schrie: Mensch, gud hier", als ich mich umjah, waren alle anderen verschwunden, Wessel lag blutüberströmt in der Nähe des Ofens auf der Erde. Ich half ihm auf die Chaiselongue, er bat um Wasser. Ich fragte,
ob er einen Arzt wünsche. Er sagte: Ja, aber feinen jüdischen,
Bors: Waren Sie nachher im Karl- Liebfnecht- Haus? Salm: Ja, ich befam einen Zettel, ich sollte zur Roten Fahne" in das Karl- Liebknecht- Haus fommen. Dort wurde mir gesagt, Wessel jei ein 3uhälter.
Borf.: Wer hat Ihnen das gesagt? Salm: Ich kenne den Herrn nicht. Ich zeigte dem Herrn zwei Drohkarten, die ich befommen hatte. Der Herr sagte mir, es handele sich um ein Eifersuchtsdrama,
Höhler wäre auch nur cin Juhälfer.
Borf.: Sagte der Herr Ihnen, daß er die Polizei von der richtigen Fährte ablenten molle, damit die Sache der Partei nicht in die Schuhe geschoben werden fann? Salm: Ich sagte darauf, Weffel ist wohl fein Zuhälter. Vors: Sind Sie nach der Tat noch mit einem der Angeklagten zusammengewesen? Salm: Ja, ich ging zu Mag Jambroffi, der sagte mir, es ist schon alles richtig, gehe man hin zum Karl- Liebknecht- Haus. Vors.: Haben Sie gehört, daß Mar Jambromsti am gleichen Abend nach der Tat in den Versammlungsraum des Lokals in der Dragoner Straße rief:
,, Wer etwas verrät, friegt eine Kugel durch den Kopf?" Salm: Nein, das hat jemand in die Küche gerufen. Ich habe es aber nicht gehört, sondern meine Schwiegermutter hat es mir erzählt.
Bors: Sie fannten Joned von früher, als Ihr verstorbener Mann noch Mitglied der KPD . war. Haben Sie Joned dringend gebeten, von dem Unternehmen fernzubleiben? Salm: Nein, Joned ging ja mit uns allen zusammen. Staatsanwalt: 21s Walter Jambrowsti und Else Cohn herauffamen, sagten Sie zu den beiden: Wessel ist im 3immer? Salm: Ja. Staatsanwalt: Warum ließen Sie die Korridortüre auf, als die Cohn wegging, um Berstärkung zu holen? Salm: Das war nicht ich, das war die Cohn. Staatsanwalt: Als der Schuß tracte, fam Höhler in die Küche gestürzt und schrie:„ Alles raus!?" Salm: Ja. Staatsanwalt: Waren Sie später nicht einmal im Karl- Liebknecht- Haus und haben Sie dort die Herren nicht informiert, was Sie bei der Polizei ausgejagt haben?
Salm: Nein, ich habe nur mit einem Herrn Klein darüber gesprochen. Rechtsanwalt Fuchs at Wessel Ihnen noch Papiere gezeigt, die schnell meg mußten? Galm: Ja, nach= dem der Schuß gefallen war und ein Mann von Wessels Partei gekommen war, übergab die Jänicke diesem Mann Dokumente, von denen der verwundete Wessel noch gesagt hatte, sie müßten aus der Wohnung, ehe die Polizei fommt. Rechtsanwalt Fuchs beantragt, einen Sachverständigen zu laden, der darüber anssagen soll, ob Weffel zu retten gewesen wäre, wenn die Nationalsozialisten Frau Salm nicht an der Alarmierung des jüdischen Arztes Dr. Seelow Salm nicht an der Alarmierung des jüdischen Arztes Dr. Seelow gehindert hätten.
Die Verteidiger Fuchs und Löwenthal bemühen sich weiter, Frau Salm als eine unpoli.ische Person hinzustellen. Rechtsanwalt Fuchs: Kennen Sie den Polizeibeamten, den Sie um
Schutz gegen Weffel gebeten hatten und der Ihnen darauf fagte: Wir fönnen nichts machen, in Ihrer Wohnung sind Sie selbst Schußmann? Salm: Den Polizisten kenne ich nicht, das war aber in der Magazinstraße. Rechtsanwalt Apfel: Frau Salm jagte, es waren mehrere Männer nach der Tat gekommen. Salm: Ja, die hatte die Jänice noch geholt. Staatsanwalt: Als Sie mit Mag Jambrowski in der Restauration über den Fall Wessel sprachen, meinte da Mag Jambrowski:
„ Ach, das ist ja der langgesuchte Wessel?" Salm: Ja, das hat May Jambrowski gesagt. Darauf ist die Vernehmung der Frau Salm beendet. Es tritt eine längere Verhandlungspause ein.
D- Bug überraft Auto.
Frau mit zwei Kindern getötet.
Köln , 22. September. Wie aus Arnheim berichtet wird, wurde auf der Bahnstrede Arnheim- Belp ein Kraftwagen, in dem sich die Frau eines Fabrifdirektors aus Apeldoorn mit ihren beiden Kindern befand, beim Ueberqueren eines Bahnüberganges von einem mit voller Gegefchleift. Die Frau wurde durch den Zusammenstoß 20 Meter schwindigkeit herankommenden D- Jug erfaßt und 300 Meter mitweit geschleudert und auf der Stelle gefötet. In den Trüm. jährige mädchen bereits fof war, während der fünfjährige Knabe mern des Wagens lagen die beiden Kinder, von denen das achtbald darauf starb.
Pilsudsti, der Großmütige. Marschall Pilsudski hat eine Berordnung erlassen, in der den Berwaltungsbehörden untersagt, Blätter der Oppofitionspreffe zu beschlagnahmen, in denen Angriffe gegen ihn persönlich gerichtet sind.
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prind