der noch zu vernehmende Zeuge Glamann. Der Zeuge hält es für ausgeschlossen, daß sich von Salomon, wie diesem vor geworfen wird, dabei ausführlich über die Bombenattentate ausgelassen habe. Brasch ist später, ebenfalls im August 1929, mit Hamfens und von Salomon im Bahnhofshotel Shehoe zusammengetroffen. Frau von Salomon soll bei dieser Ge legenheit allerlei über die Attentate ausgeplaubert haben, aber Brasch will beschwören tönnen, daß das nicht zutreffe.
Der Vorsitzende gibt bekannt, daß die Aufhebung der über Frau von Derzen verhängten 3ipilhaft gegen Hinterlegung eines Hypothefenbriefes als Sicherung angeordnet murde. Darauf mird der Kaufmann Blamann als Zeuge vernommen. Er. bestreitet, Angestellter bei Brasch gemesen zu sein und behauptet entgegen deffen Aussagen, daß
von Salomon in einem Hamburger Kellerlotal bestimmt über die Bombenattentate gesprochen
habe. Er habe sich zum Beispiel dagegen gemehrt, als nächstes Opfer einen Altonaer Staatsanwalt mit einer Knall fiste zu bedenken, da er, von Salomon, diesen Staatsanwalt angegriffen hatte und der Berdacht sich darum sogleich auf ihn legen würde. Bruno von Salomon soll damals einen Vortrag gehalten haben, mie er sich den Aufbau und die Durchführung einer Repolution dente.
R.-A. Dr. Luetgebrune bittet, in der Straffache gegen Heim und Genossen noch Sachverständige zur Ergänzung des Gutachtens des Dr. Heid zu hören. Er schlug als Sachverständigen den Feuermerisoberleutnant a. D. Nürnberger aus Hannover vor.
Auf Vorhaltungen befundet der Zeuge Glamann weiter, daß von Salomon geraten habe, die Attentäter müßten bei den Anschlägen neue Handschuhe anziehen, um Spuren zu vermeiden. Der Zeuge will lange überlegt haben, ehe er den Behörden seine Angaben machte. Später habe eine maßlose Hetze gegen ihn eingesetzt.
Anschließend berichtet Untersuchungsrichter Masur über einen Lofaltermin in Izehoe. Ihm sind schon früh Bedenken über die Zuverlässigkeit des Zeugen Glamann ge fommen. Die damaligen Ermittlungen hatten auch die Aufhebung des Haftbefehls gegen von Salomon zur Folge.
Der Angestellte Sieggrad aus Hamburg hat persönliche Beziehungen zum Verlag der Landvolkzeitung. Er stellt aber Teilnahme oder Mitwisserschaft an den Taten in Abrede. Als er sich Mitte Juli bei einem Besuch in Izehoe von Salomon als Helfer anbot, soll dieser gesagt haben:
„ Sie können Affentate mitmachen!"
Der Zeuge hat aber verzichtet und ist wieder nach Hause gefahren. Von Salomon soll damals auch geäußert haben, man solle bei jedem Attentat Blafate tleben mit der Aufschrift: Im Namen des nationalrevolutionären Vollzugsausschusses.
Das Gericht beschließt Bereidigung der Zeugen Brasch, Glamann, Sieggrad und Fehr.
Kriminaljekretär Müller ist bezüglich des Angeklagten Bid in der Untersuchung tätig gewesen. Er hat in Rönne in dessen Hause in einem mit einer Futterfiste verdeckten Schacht Waffen und Munition, darunter Maschinengewehre und Handgranaten, gefunden, Die Verhandlung wird dann auf Dienstag vertagt.
Tumulte bei einer Denkmalsweihe. Blutiges Handgemenge während einer Rede Grzesinstis. Thehoe, 22. September. Heute wurde hier ein Denkmal für den verstorbenen Reichs präsidenten Ebert eingeweiht. Im Rahmen der damit verbundenen Veranstaltungen ergriff auch der frühere preußische Minister des Innern Grzesinski das Wort. Er betonte, daß nur durch die Macht der Republikaner einer undemokratischen Entwicklung vorgebeugt werden könne. Die Wahlen vom 14. September stellten sich als ein Verzweiflungsaft dar. Schon im Jahre 1924 habe man einen solchen Rechtsrud erlebt, der aber, weil die Rechte ihre Bersprechungen nicht halten fonnte, ebenso schnell wie der verschwunden sei, wie es auch diesmal geschehen werde. Allein die Unterdrückung durch den Versailler Bertrag habe die Wähler den radikalen Parteien in die Arme getrieben. Jenseits der Grenzen habe man nun erkannt, daß der Bogen überspannt worden sei. Ferner wandte sich der Redner gegen das Gerede von Putschabsichten der Nationalsozialisten, das nur unserem Ansehen im Auslande schade und unsinnig sei, da die hinter den radikalen Parteien stehenden Wähler gar nicht daran dächten, ihre Haut für diese zu Markte zu tragen. Die Sozialdemokratie und mit ihr das Reichsbanner werden nicht dulden, daß eine andere Regierung als eine demokratische tomme. Schon während der Gedentrede hatten Nationalsozia listen verschiedentlich durch provokatorische Zwischen rufe den Redner unterbrochen. Als Grzesinski zum Schluß die Teilnehmer an der Feier aufforderte, ihr Haupt zu Ehren des verstorbenen Reichspräsidenten Friedrich Ebert zu entblößen, weigerten sich eine Anzahl Nationalsozialisten unter höhnen den Bemerkungen, ihre Kopfbedeckung abzunehmen.
Goebbels und seine Gladiatoren. po
5
4
卐
Aufgepflanzt wie die Eichen stehen sie vor der Tribüne des Reichstages: Redner, mit allen Wassern gewaschen, Boxer, in allen Griffen des Ringfampfes zu Hause.
( Aus einem Brief von Goebbels at Fric).
Wie man Kriege verhüten kann.
In der
Deutsche Vorschläge im Genfer Abrüftungsausschuß.
Genf , 22. September. ( Eigenbericht.) Abrüftungstommiffion des Bölfer. bun des murden am Montag die Berhütungsmaßnahmen gegen den Ausbruch von Feindseligteiten besprochen und zwar an Hand der Borschläge des Sier. heitsfomitees, bas einen Ronventionsentwurf vorlegte. Dabei fam es zu einer
wollen, daß die Regierungen auf die militärischen Führer einwirten, damit nicht die Waffen zerstören, was die Diplomatic herzustellen sucht.
3h hoffe auf günstige Aufnahme unserer Vorschläge in dieser Kommiffion oder im Schiedsgericht oder Sicherheitsausschuß:
Curtius' Kampf für die Minderheiten.
Genf , 22. September. ( Eigenbericht.)
In der 6. Kommission der Vollversammlung lebte am Montag die Minderheitenbebatte wieder auf, als der Vertreter Griechenlands eine schroff abmeisen de Rede gegenüber den von Deutschland gemachten Vorschlägen hielt.
Gruppenbildung unter Führung von Deutschland und England gegenüber Frankreich und anderen Staaten. Die sehr lebhafte Debatte drehte sich um die Frage der Einstellung militäri. scher Maßnahmen bei drohendem Kriegsausbruch auf Anordnung des Rates. Deutschland und England schlugen 3 urüd. ziehung der Streitkräfte hinter eine bestimmte Linie vor. Darüber hinaus sollte nach Deutschlands Wunsch noch jede Regierung ihre Militärs an verhängnisvollen Handlungen verhindern. Frankreich wünschte im Falle der Nichtbefolgung von Ratsordnungen für den verlegtenden Teil. Es wurde schließlich ein leines überdies auch noch Kontrolle der Ausführung und Sanktionen Komitee eingesezt, dem für Deutschland Dr. Breitscheid angehört, das eine Verständigung über diese Bestimmung suchen soll. Madrider Beschlüsse zu ändern, aber es werde bestimmt der Zeit
vertrat den deutschen Standpunkt mit folgenden Ausführungen: Die deutsche Delegation, die bereits den Abschluß eines Battes empfohlen hat, wünscht jegt, daß wir in dieser Tagung endlich zu einem Ergebnis gelangen. Ich glaube mit Lord Cecil , daß wir nicht so meit von einer Einigung sind, wie man es glauben fönnte. Unser Borschlag hat zum Ziel, die Differenzen zwischen den Tegben A und B zu vermindern und dadurch die Einigung zu erleichtern. Um unseren vorliegenden Vorschlag zu erklären, gemügen einige Worte. Er versucht die absoluten Berpflichtungen der vertragschließen den Parteien festzulegen, oder vielmehr in einem bestimmten Sinne zu erweitern. Die Teilnehmer des Borschlags B fürchten, daß, wenn man Maßnahmen aufzählte, die der Rat ergreifen könnte, man die allgemeinen Machtvollkommenheiten des Rates Artikel 11 des Pattes schwächen tönnte. Sie verpflichten sich int dessen auf Empfehlung des Rates, Truppen zurückzuziehen, die bereits in fremdes Gebiet oder eine entmilitarisierte Zone ein gedrungen sind. Bir dürfen noch etwas weiter gehen und Gefängnis wegen Landfriedensbruch. gleicherweise die Berpflichtung auferlegen, die Truppen in bestimmten gleicherweise die Verpflichtung auferlegen, die Truppen in bestimmten Grenzen zu halten, um zwischenfälle zu vermeiden, welche die Lage erschweren fönnten. Unser Borschlag hat zum Ziel, die Möglichkeit
Nach erregtem Wortwedyjel tam es zu einem blutigen Handgemenge, als die Nazis fogar versuchten, die schwarzrot. goldenen Fahnen herunterzureißen. Es gelang dem Reichsbanner schließlich, den Platz von den Nationalsozialisten zu säubern. 3wei Reichsbannerleute und mehrere Nationalsozialisten wurden leicht verletzt, ein Nationalsozialist wurde bewußtlos vom Platz geschafft.
Sieben Kommunisten verurteilt.
Göffingen, 22. September. Nach neun Berhandlungstagen wurde der Prozeß gegen zwölf megen Bandfriedensbruchs angeklagte Göttinger Kommu nisten, die am 2. und 3. Mai Unruhen veranlaßt hatten, wobei es verschiedene Berlegte gab, zu Ende geführt.
Das Gericht verurteilte den Angeklagten Rnot zu 10 Monaten, Kreis zu 6 Monaten, Helmut Schmalz, der mit einer Stahlrute dem Studenten Bier ein Auge ausgeschlagen hatte, zu zwei Jahren, seinen Bruder Friedrich Schmalz zu 6 Monaten und die Angeklagten Gehrte und Mint zu je 3 Monaten Gefängnis. Fünf Angeflagte murben freigesprochen.
Cappomann entführt. Die Gewaltatte der Lappoleute beginnen sich gegen sie selbst zu menden : In Karleby wurde der Vertrauens mann der Lappo- Bewegung, ein Redaktionssekretär des Blattes Activifta" namens Biita, gewaltsam entführt. Unbekannte Männer holten ihn in der Nacht aus seiner Wohnung und entführten ihn in einem Kraftwagen. Man vermutet, daß es sich um Kommunisten handelt, die sich auf diese Weise rächen wollten. Viita tam am Sonntag abend zurüd, weigerte sich jedoch, nähere Aufklärung zur geben. Die Sappofeitung hat übrigens Gewalttaten verboten.
zu vermeiden, daß die Gewehre von selbst losgehen. Dabei zieht der Vorschlag ausdrücklich in Betracht, daß die 5.estungen, die in normalen Zeiten militärisch befeht find, nicht geräumt zu werden brauchen. Die britische Delegation hat eine andere Formel vorgeschlagen, die nicht weit von unserer Meinung ist. Wir wollen gern mit der britischen Delegation eine Lesart suchen, die flar genug die grundlegende Idee der beiden Vorschläge ausdrückt. Die deutsche Delegation schlägt auch eine Ergänzung vor, die die Regierungen verpflichten soll, ihren Truppen bas Begehen oder Hervorrufen von Feindseligkeiten zu verbieten. Das sollte selbstverständlich erscheinen. Aber wenn die Regierungen gewillt find, Konflitte friedlich zu regeln, fo werben sie nicht wün schen, daß die Militärs diesen guten Willen sabotieren. Wir halten diese, Borschrift für nötig, weil wir wie alle anderen am Krieg beteiligten Staaten missen, in wie hohem Maße die Nerven der Soldaten in solchen Situationen angespannt sind und mit melcher Leichtigkeit aus übertriebener Sorge um Vorteile und Sicher heit des Vaterlandes fie militärische Maßnahmen ergreifen, die auf der Gegenseite folgenschwere Gegenmaßnahmen hervorrufen. Wir
Reichsaußenminister Dr. Curtius erklärte, daß der Bericht erstatter Motta- Schweiz über die endgültige Entschließung hoffent lich noch mit allen interessierten Gruppen verhandeln werde. Gegen die Proteste und Einwendungen bezüglich des deutschen Vorschlages fönne er erklären, daß fein Staat gegen eine allgemeine Diskussion, des Minderheitenproblems gewesen sei. Der Grundsatz der liberalen Anwendung der Madrider Beschlüsse sei auch von niemandem beanstandet worden. Deutschland habe nicht beantragt, schon jetzt die
punkt fommen, in dem eine Aenderung notwendig sein merde. Er müsse auch dagegen sprechen, daß der Völkerbund nur mit Zustimmung der betreffenden Staaten das Verfahren für die Minderheiten ändern könne, wie es Zaleski- Polen behauptet habe. leber allem stehe die Garantie des Völkerbundes, wodurch er das Recht habe, selbständig vorzugehen und die Prozedur zu bestimmen.
Gegenüber Ausführungen des griechischen Vertreters sprach Curtius seine Verwunderung darüber aus, daß noch einmal die Assimilations Theorie aufgelebt sei und Griechenland die Schugverträge für die Minderheiten nur als einen Uebergang zur Entnationalisierung betrachte. Es wäre eine schwere Härte, wenn die Affimilierung das Ziel sein sollte. Man tönne auch nicht die Verhältnisse in den Vereinigten Staaten mit denen in Europa vergleichen. Dort feien es ausgewanderte Menschen, die sich eine neue Heimat suchten, hier in Europa handele es sich um bodenständige Bevölkerungsgruppen, die eine heiße Liebe zu ihren fulturellen und völkischen Bedürfnissen hätten. Gegen die Affimilations- Theorie müsse er daher energisch profeffieren. Der Schuß der Minderheiten sei ausdrücklich in den Verträgen als ein dauernder anerkannt.
Die Sigung brachte dann noch eine Rede von Apponyilingarn, der im wesentlichen dem deutschen Standpunkt beitrat. Sodann betonte Marinkowitsch- Jugoslamien nochmals feinen Standpunkt, daß erstens meder Kommission noch Bollversammlung sich mit dem Minderheitenproblem befassen fönnten auf Grund von Berträgen, sondern nur auf Grund des Artikels 3 des Bölferbundspottes, wonach der Rat die Madrider Prozedur nicht ändern könne ohne Einwilligung der Bertagsunterzeichner.
Burton- England und Bonin- Congare- Italien wollen es dent Berichterstatter überlassen wissen, die verschiedenen Meinungen zu berücksichtigen. Das betonte auch Briand , der energisch jedes Be denken zerstreut wissen will, als habe der Völkerbund nicht seine Pflicht gegenüber den Minderheiten erfüllt. Die Prozedur sei zureichend und fei richtig angewandt worden. Die Schlußfolgerungen des Berichterstatters müßten sein, daß die Organe des Bölterbundes alles mögliche getan hätten und daß die Prozedur den Minderheiten eine Garantie biete, deren sie sich für ihre Rechte bedienen könnten. Motta Schweiz fündigte an, daß er alles tun molle, um eine Synthese zu finden. Damit war die erneute Debatte über die Minderheitenfrage in Erwartung des Berichtes erledigt.